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Jahresende 2021: Ahnenforschung Claer, Teil 13

Mittlerweile ist es ja schon zur Tradition geworden, dass ich jeweils zu Beginn meiner „Forschungsberichte“ am Jahresende um Nachsicht für ihren leider immer wieder nur geringen Umfang bitte. Und so ist es auch diesmal. Aber immerhin sind dann doch wieder ein paar hoffentlich interessante Neuigkeiten, Entdeckungen, Erkenntnisse und Betrachtungen zusammengekommen…

1. Die Claers von der Post in Usdau

Im April dieses Jahres schrieb mir eine Frau Pola B. aus Olsztyn (Allenstein) in Masuren, dass sie auf meiner Website die Texte zu unserer ostpreußischen Familiengeschichte gelesen habe. Und weiter schreibt sie „Ich habe herausgefunden, dass Franz und Georg Claer Postbeamte in Usdau waren. Usdau ist meine Heimatstadt. Ich wohne derzeit in Allenstein.“

Ja, tatsächlich, der Ort Usdau taucht einige Male in meinen Forschungen auf, insbesondere als Geburtsort meines Urgroßvaters Georg Claer (1877-1930), von dessen Teilnahme am Boxeraufstand in China im Jahr 1900 in meinem vorigen Bericht ausführlich die Rede war.

Laut Wikipedia liegt Uzdowo, das frühere Usdau, 13 Kilometer nordwestlich der heutigen Kreisstadt Działdowo (deutsch Soldau) und 21 Kilometer westlich der einstigen Kreismetropole Neidenburg (polnisch Nidzica). Usdaus Einwohnerzahl betrug im Jahr 1905 gerade einmal 645. Im Jahr 1931 waren es dann 886, im Jahr 2007 sogar 1000, jedoch 2011 nur noch 784. Heute ist das Dorf immerhin Sitz eines Schulzenamts (polnisch Sołectwo). Während des 1.Weltkriegs war es im am 27. August 1914 im Verlauf der „Schlacht bei Tannenberg“ beim „Gefecht von Usdau“ fast vollständig zerstört worden. Noch im Ersten Weltkrieg begann der Wiederaufbau.

Eine dem Wikipedia-Beitrag beigefügte alte Fotografie zeigt die Bergung im Gefecht von Usdau gefallener russischer Soldaten in Usdau – August 1914:

Ein weiteres Bild einen Gedenkstein an die Kriegstoten mit erklärender Schrifttafel auf Deutsch und Polnisch:

(Quelle jeweils: https://de.wikipedia.org/wiki/Uzdowo)

Frau Pola B., die sich als Hobby-Heimatforscherin zu erkennen gab, fragte mich, ob ich vielleicht weitere alte Bilder oder Materialien von Usdau hätte. Da musste ich sie leider enttäuschen, woraufhin sie mir aber dankenswerterweise umgekehrt interessantes Bildmaterial vom heute noch erhaltenen früheren Postamt Usdau zur Verfügung stellte. Hier haben die Claers von der Post in Usdau also wahrscheinlich einst gearbeitet:

Darüber hinaus schlug Frau Pola B. mir vor, dass ich an die Poczta Polska SA in Warschau schreiben könne, um Archivunterlagen und vielleicht auch nähere Dokumente über die Post in Usdau zu erhalten, was ich bisher aber noch nicht getan habe.

Nun ist Usdau aber nicht nur der Geburtsort meines Urgroßvaters Georg Claer (1877-1930), sondern außerdem – im Fragebogen der „Reichsstelle für Sippenforschung“ von meinem Großvater Gerhard noch nachträglich handschriftlich hinzugefügt – der Hochzeitsort seiner Eltern, meines Ururgroßvaters Franz Claer (1841-1906) und meiner Ururgroßmutter Henriette Claer, geb. Stryjewski (1845-1931), als deren Geburtsort dort ebenfalls Usdau angegeben ist. Leider fehlt zu ihrer Hochzeit eine Jahresangabe, es sollte aber einige Jahre vor der Geburt meines Urgroßvaters Georg 1877 gewesen sein, denn zuvor ist im Jahr 1872 auch noch sein älterer Bruder Otto Albert Claer, der später Postsekretär in Königsberg wurde, zur Welt gekommen. Von letzterem fehlt uns, soweit ich in meinen Unterlagen sehe, zwar die Geburtsurkunde, aber aus dem späteren Hochzeitseintrag von Otto Albert Claer und Emma Sakrszewski von 1899 geht hervor, dass Otto Albert Claer am 13. November 1872 ebenfalls in Usdau geboren ist (als „Sohn des früheren Schneidermeisters und jetzigen Landbriefträgers Franz Claer“ steht dort). Bingo! Daraus folgt nun also, dass mein Ururgroßvater Franz Claer vor November 1872 in Usdau meine Ururgroßmutter, die dort geborene Henriette Stryjewski geheiratet hat. Franz war damals also höchstens 31 Jahre alt, Henriette höchstens 27. Aber wie ist Franz, der als jüngster Sohn meines Urururgroßvaters, des Jägers Friedrich Claer (1799-18??) in Eichenberg/Drusken, Amt Wehlau (gelegen einige Kilometer östlich von Königsberg) geboren wurde, ins relativ weit entfernte Usdau gekommen bzw. wie konnte er meine dort lebende Ururgroßmutter Henriette überhaupt kennenlernen?

Laut Google Maps beträgt die Entfernung zwischen dem heute russischen Snamensk (dem früheren Wehlau) und Uzdowo (Usdau) mindestens 224 Kilometer, was einer heutigen Fahrzeit mit dem Auto von mehr als drei Stunden entspricht.

Die wahrscheinlichste Antwort auf diese Frage ergibt sich wiederum aus den Eintragungen meines Großvaters Gerhard in den Fragebogen der Reichsstelle für die Sippenforschung. Als Beruf seines Großvaters Franz hat er dort nicht Postangestellter und nicht Landbriefträger angegeben, sondern: Postschaffner.

Bevor Franz Claer sich also mit Anfang dreißig in Usdau niedergelassen und als Landbriefträger verdingt hat, seine Frau Henriette geheiratet und mit ihr seine ersten beiden Söhne Otto und Georg bekommen hat (denen später noch der dritte Sohn Richard sowie die Töchter Amelia/Armanda, Martha und Hedwig folgen sollten), war er als Postschaffner tätig und ist als solcher vermutlich viel herumgereist. Und das, obgleich er – wie oben erwähnt – bereits eine Umschulung vom Schneidermeister (!) zum Postangestellten hinter sich hatte, über deren Gründe wir auch nur spekulieren können. (Vielleicht hatte er einen Arbeitsunfall und konnte fortan nicht mehr nähen. Oder lockte ihn womöglich die Aussicht auf das Herumreisen als Postschaffner?)
Wie auch immer: Mit meinem Ururgroßvater Franz Claer (1841-1906) hat die kleine Dynastie der Claers von der Post zumindest in unserem Familienzweig begonnen. Und diese Anfänge waren mit dem Ort Usdau verbunden. Wenngleich es, wie wir früher schon entdeckt haben, auch noch weitere Claers und Klaers von der Post gegeben hat, dazu gleich mehr im folgenden Kapitel.

2. Das i-Tüpfelchen. Überlegungen und Spekulationen zur Schreibweise unseres Namens

Ich erinnere mich noch daran, wie mein Vater Joachim (1933-2016) mich irgendwann einmal darauf hingewiesen hat, dass sein Vater, mein Großvater Gerhard Claer (1905-1974), in seiner Unterschrift immer einen Punkt oder kleinen Strich über dem Namen gemacht habe. Das komme daher, dass die Schreibweise unseres Namens früher Clair mit ai gewesen sei, das habe er in der Unterschrift so beibehalten. Sein Bruder Gerd (1943-2016), mein Onkel, mache es auch, und mein Vater habe es ganz früher ebenso gemacht, es dann aber irgendwann weggelassen, weil er es umständlich gefunden habe.

In der Tat lässt sich in den Unterschriften meines Großvaters Gerhard und meines Onkels Gerd jeweils deutlich das i-Tüpfelchen erkennen, bei ersterem eher ein Strich, bei letzterem eher ein Punkt.

Nun stellt sich die Frage: Wo haben sie das her? Mein bereits erwähnter Urgroßvater Georg Claer von der Post (1877-1930) wurde laut Geburtsurkunde immer mit ae geschrieben. Dessen Vater, der ebenso bereits erwähnte Franz Claer von der Post (1841-1906) steht auch mit ae in allen uns vorliegenden Dokumenten. Allerdings haben wir von ihm (noch) keine Geburtsurkunde aus Eichenberg/Drusken, Amt Wehlau. Wir wissen nur, dass sein Vater Friedrich Clair (1799-18??), als er 1840 als „invalider Jäger“ seine neue Stelle in Eichenberg/Drusken antrat, in den offiziellen Bekanntmachungen einmal Clair und einmal Clär geschrieben wurde, was alle Möglichkeiten offen lässt. Wir wissen außerdem, dass alle älteren Geschwister von Franz in ihren Geburtsurkunden mit ai geschrieben wurden, nämlich in Corjeiten 1824 Wilhelm Friedrich sowie in Juditten bei Königsberg 1826 Heinrich Julius, 1828 Amalia Dorothea, 1830 Albert Eduard, 1833 Herrmann August, 1835 Justina Wilhelmine, 1837 Auguste Ernestine und 1839 Otto Conrad.

Auch wenn es unklar ist, ob Franz Claer bei seiner Geburt noch mit ai oder schon mit ae geschrieben wurde: Die Marotte mit dem i-Tüpfelchen in der Unterschrift trotz anderslautender amtlicher Namensschreibweise dürfte auf ihn zurückgehen. Denn während seine Eltern und alle seine Geschwister sich noch mit ai schrieben, wurden seine Kinder ab 1872 allesamt schon als Claers mit ae geboren.

Der Vater des Franz Claer von der Post, der erwähnte Jäger Friedrich Clair wurde vor 1840 ebenfalls in allen Dokumenten mit ai geschrieben, in seinem Geburtseintrag im Kirchenbuch von Ludwigswalde steht sogar Klair mit K. Auch dessen Vater, der vermutlich 1770 geborene Unterförster Friedrich Wilhelm Klair wird dort so geschrieben, allerdings dessen anderer Sohn, Friedrichs Bruder Johann Wilhelm Clair (1803-1880) sowie Friedrich Wilhelm Klairs mutmaßlicher Bruder, der königliche Förster Johann Friedrich Clair, wiederum mit C. Davor tut sich eine Lücke auf, die wir noch nicht schließen konnten. Die aus St. Imier im Berner Land eingewanderten ersten ostpreußischen Clairs in der Schweizer Kolonie in Gumbinnen um 1712 wurden in den Dokumenten teilweise Clerc und teilweise Clair geschrieben.

Klar ist, dass die Schreibweisen in den Kirchenämtern zunächst willkürlich waren. Hinzu kommt, dass bis weit ins 18. Jahrhundert hinein längst nicht jeder lesen und schreiben konnte. Die allgemeine Schulpflicht in Preußen geht auf das Edikt des preußischen Königs Friedrich Wilhelm I. vom 28. September 1717 zurück. Allerdings verlief dessen Umsetzung längere Zeit nur schleppend. Es fehlte an Lehrkräften und Schulen, die Kinder wurden oft als Arbeitskräfte gebraucht. So blieb die Schreibweise der Namen zu dieser Zeit vornehmlich dem Gutdünken der Kirchenbuchschreiber überlassen. Allerdings heißt es auf der Seite
https://kreis-gumbinnen.de/historie/neue-buerger/schweizer/, die eine Liste mit Familiennamen aus der Schweizer Kolonie enthält, in der unsere Clercs/Clairs jedoch fehlen (sie stehen nur im Heiratsregister des Kirchenamts Judtschen und beziehen sich auf 1712, siehe meine früheren Texte):

„Als Schreibweise wurde bei solchen Namen, die im Laufe der Zeit Änderungen erfahren haben, die nach Daten älteste gewählt. Sie wurde von Geistlichen französischer Herkunft gebraucht, die erfahrungsgemäß die Namen in richtiger Schreibweise wiedergaben.“

Das heißt, wir können von Clerc oder Clair als ursprünglicher Schreibweise ausgehen, wobei Clerc als Berufsbezeichnung für einen Geistlichen oder jemanden, der lesen und schreiben kann, mir eher noch plausibler erscheint. Wobei natürlich weiterhin auch noch die vornehmlich von meinem Cousin vierten Grades Manfred Claer aus Saarbrücken vehement vertretene Adelstheorie im Rennen ist, wonach unsere Vorfahren in der französischen Schweiz zu den Abkömmlingen des anglonormannischen Adelsgeschlechts der de Clare/v.Claer gehören…

Wann genau aber hat es schließlich eine Vereinheitlichung der Namensschreibweisen gegeben? In Preußen war das mit der Einführung von Personenstandsregistern/Standesamtsregistern am 1. Oktober 1874. (https://genwiki.genealogy.net/Personenstandsregister)

Dennoch soll es auch danach noch gelegentlich unterschiedliche und uneinheitliche Namensschreibweisen gegeben haben, vor allem auf dem Lande, bevor dies ab ca. 1900 dann nicht mehr der Fall gewesen sein soll. (Allerdings erinnere ich mich daran, dass in der Geburtsurkunde aus Geierswalde des 1901 zur Welt gekommenen Erich Claer von der Deutschen Bank, des Sohnes des erwähnten Otto Albert Claer von der Post und des Vaters unseres prominentesten Familienmitglieds Hans-Henning „Moppel“ Claer, von dem später noch ausführlich die Rede sein wird, die Namenschreibweise Clär mit ä lautete.)

Könnte es aber sein, dass wir deshalb keine Geburtsurkunde des – siehe oben – 1872 in Undau geborenen Otto Albert Claer von der Post gefunden haben, weil es zwei Jahre vor der Einführung amtlicher Personenregister in Preußen noch keine Geburtsurkunden gegeben hat? Seine jüngeren Geschwister, darunter auch mein Urgroßvater Georg, sind alle nach 1874 geboren, und für sie alle haben wir amtliche Geburtsurkunden gefunden.

Bis hierhin habe ich mich beinahe ausschließlich an Fakten gehalten, nun aber beginne ich zu spekulieren: Unsere Namensschreibweise Claer mit ae lässt sich wie gesagt erst in den 1870er Jahren sicher nachweisen. Könnte es hier einen Zusammenhang mit der Gründung des Deutschgen Reiches 1871 nach einem deutsch-französischen Krieg geben, der nicht der erste gewesen ist und nicht der letzte sein sollte!)? Standen französische Familiennamen zu jener Zeit womöglich unter Anpassungsdruck?

Ausgeschlossen ist, dass es Franz Claer wie seinem Großvater erging, dessen Kinder um 1800 von Kirchenbuchschreibern nach Belieben heute so und morgen anders geschrieben wurden. Franz Claer konnte als Postbeamter sehr wohl hinlänglich lesen und schreiben und dürfte nicht zuletzt aus berufsbedingter Pingeligkeit (und diese Eigenschaft hat sich nach meiner Kenntnis und Erfahrung direkt auf meinen Großvater Gerhard, meinen Vater Joachim, meinen Onkel Gerd und nicht zuletzt auf mich selbst vererbt!) genau gewusst haben, wie sein Name geschrieben werden sollte. Aber wenn er die latinisierte Schreibweise mit ae selbst gewählt hätte, warum dann das i-Tüpfelchen in der Unterschrift bei zumindest seinem Enkel und zunächst zweien, später noch einem seiner Urenkel. War es eine Protesthaltung gegen die Latinisierung der Namensschreibweise durch den Großvater? Oder vielmehr eine Protesthaltung gegen eine dem Großvater aufgezwungene Latinisierung des Familiennamens, die in der Familie über drei Generation weitergegeben wurde?

Es könnte natürlich auch ganz anders gewesen sein. Wie wir wissen, gab es im 19. Jahrhundert Angehörige der bereits erwähnten Adelsfamilie v. Claer, die sich seit der vornehmen Latinisierung ihres ursprünglich anglonormannischen Namens de Clare mit ae schrieb, auch in Ostpreußen. Womöglich fand Franz Claer von der Post diese Schreibweise irgendwie gut und erstrebenswert und änderte selbst aus diesem Grunde das i in ein e. Aber wie passt das mit dem i-Tüpfelchen in der Unterschrift zusammen?

Wir werden es vermutlich nie genau erfahren, aus welchem Grunde unsere latinisierte Namensschreibweise in die Welt gekommen ist. Aber es darf weiter munter darüber spekuliert werden.

Soweit ich sehe, gibt es bis heute vier verschiedene Schreibweisen unseres Namens bei aus Ostpreußen stammenden Claers. Neben unserer ist da zunächst die (fast) ursprüngliche Schreibweise Clair, wobei mir diese bisher nur von einem Michael Clair aus Köln mit ostpreußischen Wurzeln bekannt ist, der mir vor vielen Jahren einmal seinen Stammbaum geschickt hat, den ich in unsere Stammbäume bisher aber leider noch nicht einordnen konnte. Weiterhin gibt es die Schreibweise Klaer mit K, die wir besonders gehäuft in Königsberg gefunden haben, wo es mehrere Postangestellte dieses Namens gab, die auffällig oft Johann hießen, was eventuell entweder auf den Bruder „unseres“ Friedrich Clair aus Ludwigswalde, Johann Wilhelm, hindeutet oder auf dessen ebenfalls in Ludwigswalde ansässigen mutmaßlichen Onkel Johann Friedrich. Einen aus Königsberg stammenden Johann Klaer, der nach dem Krieg in Bochum lebte, hatten wir in einer Todesanzeige im Ostpreußenblatt gefunden. Und schließlich bleibt noch die vollkommen eingedeutschte Schreibweise Klehr, auf die wir sogar einmal in der Gegend von Neidenburg gestoßen sind und mehrmals in Schlesien (wohin ein Teil der ostpreußischen Claers abgewandert ist, siehe meine früheren Berichte). Es könnte sein, dass diese totale Eindeutschung einen deutschnationalbewegten Hintergrund hat (sie kann aber genauso gut rein zufällig erfolgt sein). Allerdings erinnere ich mich dunkel daran, dass ich in einem früheren Bericht einen Nazi-Kriegsverbrecher namens Klehr aus Schlesien erwähnte mit dem Zusatz, dass es sich bei ihm hoffentlich nicht um einen Verwandten von uns handelt.

3. John Clare – Liebling des Feuilletons
Wie ein roter Faden ziehen sich die Schriftstellergene, wenn es sie denn gibt, durch unsere Namenslinie, wie auch die zwei folgenden Beispiele beweisen: Zum einen ist dies der bereits in einem meiner früheren Berichte umfassend gewürdigte englische Naturdichter John Clare (1793-1864), laut Wikipedia einer der besten Beschreiber des Landlebens. Nun liegt eine Gedichtsammlung von ihm in neuer deutscher Übersetzung vor (genau genommen handelt es sich um eine Gegenüberstellung dieser und der englischen Originale), die Thomas Steinfeld, einen der renommiertesten Feuilletonisten der Süddeutschen Zeitung, zu einer fast ganzseitigen Lobeshymne auf diesen Romantiker veranlasste.

Im mittlerweile aktualisierten Wikipedia-Eintrag heißt es über ihn:

„John Clare wurde am 13. Juli 1793 in Helpstone als Sohn eines Tagelöhners geboren. Er entwickelte sich trotz sehr geringer Bildungsmittel glücklich und schnell. James Thomsons Seasons weckten sein poetisches Talent und begeisterten den dreizehnjährigen Jungen zu dem Lied “The morning walk” und dessen Gegenstück “The evening walk”. John Turnill in Helpstone nahm sich seiner an und unterrichtete ihn im Schreiben und Rechnen. Seinen Unterhalt erwarb sich Clare durch Handarbeiten und Violinspiel, Gott und die Natur besang er alleine zum eigenen Vergnügen. 1818 kam sein “Sonett auf die untergehende Sonne” in die Hände des Buchhändlers Drury zu Hamford, und dieser veranlasste die Ausgabe einer Sammlung von Clares “Poems descriptive of rural life and scenery”, die allgemeine Teilnahme erregte. Eine andere, ebenso erfolgreiche Sammlung seiner Gedichte erschien unter dem Titel “The village minstrel, and other poems”. Hierdurch in den Besitz eines kleinen Vermögens gelangt, ließ sich Clare in Helpstone häuslich nieder, geriet aber durch unglückliche Landspekulation in Elend. Die letzten 27 Jahre seines Lebens verbrachte John Clare in der Psychiatrie. In einer psychiatrischen Klinik (lunatic asylum) starb er am 19. Mai 1864.

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/John_Clare)

Thomas Steinfeld schreibt in seinem besagten Feuilleton-Beitrag u.a.: „Im deutschen Sprachraum gab es, den vielen Armutskindern und Hungerleidern zum Trotz, keinen romantischen Dichter, der in solcher Not aufwuchs und den dieses Elend, einiger buchhändlerischer Folgen ungeachtet, auch nie verließ. Clares Schulbildung war fragmentarisch, die Sprache auch seiner Gedichte von seiner Herkunft aus dem ländlichen Proletariat geprägt, die Grammatik zumindest persönlich. Dennoch schrieb er, zum Erstaunen schon der Zeitgenossen, mehr als dreitausend Gedichte… Einer seiner Pfleger im ‚lunatic asylum‘ berichtete, von John Clare sei im täglichen Umgang vor allem Wirres zu vernehmen gewesen. Sobald er indessen dichtete, habe er sich klar und konzentriert ausgedrückt.“

Am Ende seines Lebens sei sein literarischer Ruhm, der ihn in den zwanziger und frühen dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts in die literarischen Kreise Londons geführt hatte, längst wieder verblasst. Doch sei er zu Beginn des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt und 1935 mit einer Gesamtausgabe gewürdigt worden.

Eine Verbindung zu unseren Claers liegt nicht unbedingt nahe. Vielleicht aber war er ein unstandesgemäßer Abkömmling des erwähnten anglonormannischen Adelsgeschlechts der de Clare.

4. José Claer – Romancier und Poet

Weiterhin bin ich durch Zufall auf einen kanadischen Autor unseres Namens mit exakt gleicher Schreibweise gestoßen: José Claer, geboren am 28. Mai 1963 in Mont-Laurier, wird in einem französischsprachigen Wikipedia-Eintrag als ein quebeckischer Romancier und Poet beschrieben. Hier eine kurze Zusammenfassung der Übertragung aus dem Übersetzungsprogramm:

Nach seinem Studium der Kommunikationswissenschaften an der Universität Ottawa arbeitete José Claer als Öffentlichkeitsarbeiter und Menschenrechtsbeauftragter für eine internationale Organisation. Er lebt in der Region Gatineau, wo die Éditions Vents d’Ouest seine ersten Romane veröffentlichen: In seinem Debüt-Roman „Nue, un dimanche de pluie“ (2001) geht es um sadomasochistische Beziehungen. (Hui, dieses Thema wäre wohl selbst dem prominentesten Autor in unserer Familie zu heiß gewesen, von dem gleich noch die Rede sein wird…) Für seine Romane erhielt er einige Kritiken in der Presse von Québec.

Er wurde Kommunikationsagent in Ottawa und schrieb als Korrespondent für die Zeitschriften „Vie des arts“ und „Liaison“ Artikel zum Thema bildende Kunst. Viele seiner Kurzgeschichten wurden in Kollektiven wie La Nuit des gueux, XXX und Virages (2010) veröffentlicht.

Er begann, Gedichte zu schreiben (wie sein erwähnter englischer Namensvetter) und veröffentlichte seine erste Sammlung im März 2010, in der der Akzent auf dem Zusammentreffen von Eros und Thanatos in ein und derselben Person liegt…

Schließlich hat er sich in den letzten Jahren als LGBTQI+-Aktivist positioniert, wurde für einen Podcast zum Thema queere Literatur befragt und in der Sendung “Les Malins” des Radiosenders Radio-Canada am 24.08.2019 zum Thema Coming-out interviewt. Er wirkte mit im Video von François Desrochers für « La Fabrique culturelle » von Télé-Québec unter dem Titel : “La poésie transformée de José Claer.” Mit seinem öffentlichen Coming-out als Transmann habe der Dichter José Claer einen wichtigen literarischen Kurswechsel eingeleitet.

(Quelle: https://fr.wikipedia.org/wiki/Jos%C3%A9_Claer)

Und nun stellt sich ernsthaft die Frage, ob er bzw. er/sie * (wie auch immer) mit uns verwandt sein könnte. Es sei daran erinnert, dass Dieter Claer (1933-2005), der jüngere Bruder unseres prominentesten Literaten Hans-Henning „Moppel“ Claer, in den 1950er Jahren nach Kanada ausgewandert ist (allerdings nicht in den französischsprachigen Teil) und dort noch zahlreiche Abkömmlinge von ihm leben (zu denen teilweise sogar noch Kontakt besteht). Sollte auch José Claer einer von ihnen sein, dann wäre das natürlich der Brüller…

5. Mein Vater als Briefeschreiber (1)

Nun aber zu meinem Vater Joachim Claer (1933-2016), der ebenfalls ein bemerkenswerter Schreiber war, wenngleich er leider keine größeren schriftstellerischen Werke im eigentlichen Sinne hervorgebracht hat, sondern sich ganz überwiegend auf die kleinen Formen der Alltagskommunikation beschränkt hat, die aber dafür glücklicherweise recht gut dokumentiert sind, vor allem was den Briefwechsel mit meiner Mutter Ilse Claer geb. Nützmann (ebenfalls 1933-2016) betrifft.

Die folgenden drei Briefe sowie das sich daran anschließende Telegramm (die Jüngeren mögen googeln, was das gewesen ist) aus dem Herbst 1964 habe ich einer Schachtel aus dem Nachlass meiner Eltern mit der vielsagenden Aufschrift „Amouretten“ entnommen, die allerdings ausschließlich Briefe enthält, die mein Vater an meine Mutter geschrieben hat. Deren Antworten sind leider nicht erhalten. Trotz des sehr privaten Charakters dieser Korrespondenz halte ich die Veröffentlichung in dieser Form für relativ unbedenklich, da sie sich – vermutlich auch zeitbedingt – auf einer zumindest verbal sehr sittsamen Ebene abspielt. Hinzu kommt, dass mittlerweile kaum noch involvierte Personen aus jener Zeit am Leben sein dürften.

Die Briefe sprechen weitgehend für sich und bedürfen keiner weiteren Kommentierungen. Daher hier nur wenige erklärende Sätze über die Ausgangssituation: Meine Eltern hatten sich bereits auf der Oberschule im mecklenburgischen Teterow wohl bald nach Kriegsende kennengelernt und waren damals schon für einige Zeit ein Paar. Nach der Schule haben sie sich allerdings jahrelang aus den Augen verloren. Mein Vater war anderweitig verheiratet und wurde dann wieder geschieden. Als meine Eltern im Herbst 1964, im Alter von jeweils 31 Jahren, wieder miteinander in Kontakt getreten sind, hat meine Mutter nach abgeschlossenem Medizinstudium schon seit einigen Jahren als Ärztin in Greifswald gearbeitet. Mein Vater, der zunächst als ausgebildeter Sportlehrer an einer Schule in Rostock unterrichtet hatte, hat nach einer Sportverletzung ebendort ein Medizinstudium aufgenommen und steht wohl kurz vor seinen Abschlussprüfungen.


Wenn es damals schon Emojis gegeben hätte, hätte man beim Telegramschicken noch Geld sparen können… Die Fortsetzung erscheint im nächsten „Forschungsbericht“.

Abschließend hier nur noch die nicht ganz unwichtige Information, dass meine Eltern bereits am 15. Dezember 1964 im Standesamt Rostock geheiratet haben, also kaum mehr als zwei Monate nach ihrem Wiedersehen und keine drei Monate, nachdem mein Vater den obenstehenden Brief an meine Mutter geschrieben hat. So war das damals. Erst weitere sieben Jahre später bin ich auf die Welt gekommen.

6. Lass‘ jubeln, Kumpel: Zum 90. Geburtstag von Hans-Henning Claer. Eine Hommage

Und nun soll wie angekündigt auch noch einmal der einzige Prominente unserer Familie zu seinem Recht kommen. Nur aus dem bereits im vorigen Kapitel angeführten Grund, dass inzwischen (fast) keine Verwandten oder Bekannten aus der Generation meiner Eltern mehr am Leben sind, vor denen ich mich schämen müsste, bringe ich es über mich, nun von meiner ersten Begegnung mit Hans Henning „Moppel“ Claer zu erzählen. Ich muss wohl 15 oder 16 Jahre alt gewesen sein. Damals, es war wohl ca. 1986, lebte ich mit meinen Eltern in einem kleinen Dorf am Stadtrand von Lübeck – aber auf der Ost-Seite, nahe dem Grenzgebiet. Wegen der exponierten Lage ganz dicht am Westen gab es, was damals in der DDR sehr wichtig war, exzellenten Westfernseh-Empfang. Und das Beste und Neueste war, dass es seit Mitte der Achtziger neben den gewohnten öffentlich-rechtlichen Kanälen auch noch zusätzlich zunächst zwei Privatfernsehsender gab: RTL plus und Sat1. Die konnte man in der DDR nur in unmittelbarer Nähe der Westgrenze empfangen, weshalb wer dort wohnte, zu dieser Zeit besonders häufig Besuch aus anderen Teilen der DDR empfing. Denn im Privatfernsehen lief – was die größte Attraktion war – jeden Samstagabend um 23 Uhr ein sogenannter „versauter Film“. Es handelte sich um „Sexklamotten“ aus den Siebziger- und frühen Achtzigerjahren mit Titeln wie „Frau Wirtin bläst Trompete“ oder „Beim Jodeln juckt die Lederhose“ oder eben auch „Lass jucken, Kumpel“. Zwar muss man betonen, dass das, was dort gezeigt wurde, aus heutiger Sicht an Harmlosigkeit kaum zu überbieten ist. Zweifellos geht das, was sich heute Mittelstufenschülerinnen und Mittelstufenschüler auf ihren Handys zuschicken, weit über alles hinaus, was seinerzeit im „Schulmädchenreport“ zu sehen war. Und doch hatte es den geheimen Reiz des Verbotenen, vor allem für uns im Osten, wo ja auch anderes solcher Art kaum zu bekommen war. Kurz gesagt, ich entwickelte eine gewisse, wohl auch altersbedingte Neugier auf solche Filme, wie sie zu besagter Stunde im Nachtprogramm der Privatsender gezeigt wurden, und sah mir gelegentlich im kleinen Schwarzweißfernseher, der in meinem Zimmer stand, natürlich mit äußerst reduzierter Lautstärke und immer mit dem Finger am Senderknopf, um rechtzeitig umschalten zu können, falls jemand hereinkommen würde (es gab ja im Osten keine Fernbedienungen) so etwas an.

Und dann geschah es: Die Ansagerin – damals wurde tatsächlich noch jede Fernsehsendung von einer Ansagerin im adretten Kostüm angesagt, und im Privatfernsehen waren das ausnahmslos besonders attraktive junge Frauen – die Ansagerin also sagte um kurz vor elf: „Und nun ein Film von Hans Henning Claer…“ Und bald darauf sah ich den Vorspann des Films mit dem Schriftzug „Hans Henning Claer“. Ich war ganz aufgeregt, dass da jemand genau unseren Namen trug, denn bisher hatte ich immer geglaubt, dass niemand sonst so heißen würde wie wir. Nur leider konnte ich es meinen Eltern nicht erzählen. Es wäre natürlich viel zu peinlich gewesen, die näheren Umstände zu erklären. Niemals wurde in unserer sittenstrengen Familie auch nur ein Wort darüber gesprochen, was jede Woche im Privatfernsehen gezeigt wurde.

Und so ist mir Hans-Henning Claer erst wieder mehr als zwei Jahrzehnte später im Rahmen meiner „Ahnenforschung“ begegnet. Oft hatte ich mir in all den Jahren den Familien-Stammbaum, den mein Großvater hinterlassen hat, angeschaut und jedes Mal festgestellt, dass es wohl keine Verwandten unseres Namens außer meinem kinderlosen Onkel Gerd mehr geben könne. Die einzige Nebenlinie, die dafür infrage käme, endete dort mit Erich Claer und seinen zwei Schwestern. Dass hier eine Verbindung zu dem anrüchigen Buchautor Hans Henning Claer bestehen könnte, dessen Bücher ich in den Neunzigerjahren als Oberschüler in Bremen manchmal auf dem Flohmarkt liegen gesehen und neugierig betrachtete hatte (aber natürlich traute ich mich nicht, sie mit nach Hause zu nehmen), dass eine Verbindung also zwischen ihm und unserer sittenstrengen Familie bestehen könnte, das konnte ich mir lange Zeit nicht vorstellen.

Und dann bestellte ich mir vor etwas über zehn Jahren aber doch zu Forschungszwecken Hans Henning Claers Autobiographie „Bulle, Schläger, Nuttenjäger“. Ja, nun war alles klar. Als ich meinem Vater daraufhin meinen „Forschungsbericht“ geschickt hatte, schämte er sich für diese heikle Verwandtschaft so sehr, dass er meinen Text vor meiner Mutter verheimlichte. Aber einige Zeit später nahm er mich bei einem Treffen einmal zur Seite und sagte zu mir: „Mir fällt das jetzt erst wieder ein: Damals in der Schule haben mir die älteren Schüler manchmal ‚Moppel Claer‘ hinterhergerufen und laut gelacht. Ich wusste nie, was das sollte. Ich kannte den ja nicht. Die werden dann wohl den gemeint haben…“ Mein Vater war zwar grundsätzlich sportinteressiert, aber es muss wohl an ihm vorbeigegangen sein, dass „Moppel“ Claer schon bald nach Kriegsende ein populärer Boxer in West-Berlin gewesen ist, der offenbar auch in Mecklenburg seine Fans hatte…
Anlässlich seines 90. Geburtstag am 30. Dezember hier noch eine kleine Serie historischer Fotos von ihm, die derzeit im Internet kursieren, in chronologischer Reihenfolge:

Das Bild „Boxer-Siegerehrung“ ist bei Ebay zum Preis von 28,00 Euro versandkostenfrei erhältlich.

Ebenfalls 28,00 Euro bei Gratisversand werden für das Bild „Boxkampf Schimanski gegen Claer“ bei Ebay aufgerufen.

Für nur 9,90 Euro ist hingegen – ebenfalls bei Ebay – die Filmzeitschrift „Film-Echo/Filmwoche/Filmblätter Nr. 27 vom 15. Mai 1974 zu haben.

Und schließlich käme man bei diesem Pressefoto aus den Siebzigerjahren sogar schon für 5,99 Euro zum Zuge.

7. Schluss und Ausblick
Soviel also für diesmal von der Familienforschung. Im nächsten Jahr geht es weiter mit hoffentlich wieder vielen neuen Erkenntnissen und Entdeckungen.

Dezember 2017: Ahnenforschung Claer, Teil 9

Im zurückliegenden Jahr 2017 bin ich leider kaum zum „Ahnenforschen“ gekommen. Entsprechend dünn fällt mein diesjähriger Forschungsbericht aus. Aber ein paar interessante Zufallsfunde aus dem Netz sind dann doch zusammengekommen.

1. Treffen bei Jotzer
Zunächst entdeckte ich auf http://www.neidenburg.de/bildarchiv/neidenburg/neidenburg-handel/ dieses Foto mit der Beschriftung „Treffen bei Jotzer: um 1935, v.l.n.r. Pagenkopf, von Glinowiecki, unbek., Jotzer, Klucke, unbek., Siebierski, Freitag, Claer“.

 

 

 

 

 

Inzwischen habe ich keinen Zweifel mehr daran, dass der Herr mit den übereinander geschlagenen Beinen am rechten Bildrand mein Großvater Gerhard Claer (1905-1974) im Alter von etwa 30 Jahren ist. Zwar lässt sich sein Gesicht leider nur im Profil erkennen, aber ein Vergleich mit anderen Fotos von ihm aus jenen Jahren legt nahe, dass ich mich nicht täusche. Bemerkenswert ist vor allem, dass mein Opa offenbar an einem Schlagzeug sitzt und dabei sogar einen Trommelstock in den Händen hält. Zu welchem Zweck genau diese fröhliche Herrenrunde von Anzugträgern hier zusammenkam, ist unklar, doch konnte ich herausfinden, dass die Konditorei Robert Jotzer, Am Markt in Neidenburg, Inhaber: D. Jotzer, wohl seinerzeit eine beliebte Adresse gewesen sein muss.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2. Der Fleischer von Königsberg – und ein Klär mit K von der Post!
Ferner stieß ich in einem Forum für Ahnenforschung (http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-31116.html)
unter den „Sterbefällen von Zivilpersonen Januar-März 1945“ in Pillau/Ostpreußen auf einen

– Johann Klär, geb. 23.9.1869, aus Königsberg (Pr), gest. Pillau 21.3.1945.

Diesen Johann Klär fand ich dann ebenfalls unter https://adressbuecher.genealogy.net/addressbook/54747b6e1e6272f5d19916ab?start=K&sort=firstName&offset=4400&max=25&order=desc
in den „Einträgen aus dem Einwohnerbuch von Königsberg und den Vororten 1935“:

– Klär Johann Fleischer Königsberg (Pr.) Schrötterstraße 174.

Demnach hat es also schon Klärs mit K und ä in Königsberg gegeben, bevor der Postsekretär Otto Albert Claer (1872-1931), der ältere Bruder meines Urgroßvaters Georg Claer (1877-1930), sich dort kurz nach 1900 niedergelassen hat. Ich meine sogar, mich außerdem an einen Arbeiter namens L. Klär in Königsberg zu erinnern, auf den ich vor einigen Jahren bei meinen Recherchen gestoßen bin, aber leider kann ich ihn trotz Suchmaschine weder in meinen Texten noch im Netz wiederfinden. Doch es wird noch interessanter, denn direkt unter dem Fleischer Johann Klär findet sich im besagten Königsberger Adressbuch von 1935:

– Klär, Joh. Oberpostschaffner i.R. Königsberg (Pr.) = Alter Garten 23

Das ist nun aber wirklich eine Überraschung! Ein Klär mit K und ä von der Post! Bisher glaubten wir, die Claers von der Post seien nur mein Ururgroßvater Franz Claer (1841-1906) und seine Söhne Otto (1872-1931), Georg (1877-1930) und Richard (1881-??) gewesen.
Darüber hinaus hatten wir nur noch den – sehr schwer lesbaren – Hinweis auf einen Postzöllner (Postschaffner? Postsekretär? Postemittent? Postillion? Postzusteller?) Otto Konrad Albert Claer, geboren 1840 in Alt-Löbgau,  Amt Wehlau, wohnhaft in Tapiau, gefunden, den wir bisher nicht so recht zuordnen konnten.
Dieser Oberpostschaffner Joh. Klär in Königsberg war 1935 also bereits im Ruhestand, d.h. er könnte ca. um 1870 herum geboren sein. Wer weiß, vielleicht war er ein Cousin „unserer“ drei Brüder von der Post. Mein Ururgroßvater Franz hatte ja zahlreiche ältere Brüder (alle bei ihrer Geburt in Juditten bzw. der älteste in Corjeiten noch Clair geschrieben), von denen vielleicht einer bedingt durch einen Ortswechsel irgendwann mit K und ä geschrieben wurde. Noch bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts hinein war ja die individuelle Namensschreibweise nicht verbindlich festgelegt. Womöglich also war jener Oberpostschaffner Joh. Klär für den Postsekretär Otto Claer, den beruflich ambitioniertesten der drei Brüder Claer von der Post, sogar der Anlaufpunkt in Königsberg. Und der Fleischer Johann Klär könnte vom Alter her wiederum ein weiterer Cousin des Oberpostschaffners Johann Klär gewesen sein. Dass Brüder denselben Vornamen getragen haben könnten, erscheint selbst in der damaligen Zeit wenig wahrscheinlich. Was Vettern oder noch weitläufigere Verwandte angeht, gab es solche Skrupel offensichtlich weniger, was schon an den vielen Friedrich Claers, Wilhelm Claers und Otto Claers deutlich wird, auf die wir bei unseren Forschungen gestoßen sind.

Und schließlich konnte ich im Online-Archiv der Preußischen Allgemeine bzw. des Ostpreußenblatts
(http://archiv.preussische-allgemeine.de/1974/1974_12_07_49.pdf) noch einen weiteren Klär aus Königsberg finden – auch er mit dem Vornamen Johann!

 

 

 

 

 

Geboren worden sein muss dieser dritte Johann Klär aus Königsberg also um 1897. Damit käme er als Sohn entweder des Fleischers oder des Oberpostschaffners in Betracht.

 

3. Der Rentner von Norkitten
Und wir setzen noch eins drauf mit einem vierten Johann Claer – diesmal aber mit C und ae geschrieben – der auf der Seite
http://www.paradeningken.de/norkitten/gueter/norkitten/norkitten_bewohner.htm als Bewohner des Landguts Norkitten erwähnt wird:

– Claer, Johanne – Rentenempfänger, erwähnt 1927, Geburtsdatum: k.A., Geburtsjahr: k.A.

Dort steht wirklich „Johanne“. Vielleicht ist es ein s zu wenig oder ein e zu viel. Auch dieser Johann(es) Claer war also zur Zeit seiner Erwähnung Rentner, genau wie sein Namensvetter mit K und ä von der Post aus Königsberg. Das Geburtsdatum des Rentners von Norkitten könnte folglich um 1860 herum liegen.

Das Gut Norkitten liegt etwa auf halber Strecke zwischen Wehlau und Insterburg.

 

 

 

 

 

Und diese Gegend ist uns bereits aus früheren Forschungen bekannt:
– Zunächst wurde der oben erwähnte Postzöllner (Postschaffner? Postsekretär? Postemittent? Postillion? Postzusteller?) Otto Konrad Albert Claer, 1840 in Alt-Löbgau,  Amt Wehlau, geboren und war später wohnhaft in Tapiau, das auch im Kreis Wehlau lag.
– Aber auch mein Ururgroßvater Franz Claer von der Post (er war gelernter Schneider und hat später auf den Postdienst umgesattelt) ist 1841 in Eichenberg / Kreis Wehlau geboren worden. Ganz genau laut dem handschriftlichen Zusatz meines Großvaters im ausgefüllten Fragebogen der Reichsstelle für Sippenforschung in „Eichenberg I Jagt Plebischkainen“ oder ähnlich.
– Passend dazu hatten wir im Amtsblatt der preußischen Regierung von 1839 den Eintrag gefunden: „Dem invaliden Jäger Friedrich Claer ist die einstweilige Verwaltung der Försterstelle zu Eichenberg, Oberförsterei Drusken, vom 1sten Oktober d. J. an übertragen.“ Das war mein Urururgroßvater, der Vater meines Ururgroßvaters Franz Claer. Ein Jahr darauf, 1840, hieß es im Amtsblatt: „Der invalide Jäger Friedrich Clär ist auf der Försterstelle zu Eichenberg I., Oberförsterei Drusken, definitiv als Förster bestätigt worden.“ Ein weiteres Jahr später kam mein Ururgroßvater Franz Claer zur Welt.
– Und schließlich hat auch der Müller Hermann August (oder August Hermann) Claer, Jahrgang 1833, ein älterer Bruder meines Ururgroßvaters Franz Claer, in Geidlauken im Kreis Labiau eine Familie gegründet, der 1872 der spätere Fuhrmann Franz Richard Claer entstammte, der ins Rheinland auswanderte. Und Labiau ist der nördliche Nachbarkreis von Wehlau. Wir befinden uns im Gebiet östlich von Königsberg, westlich von Gumbinnen, wo ja vermutlich die ersten ostpreußischen Clercs/Clairs ab 1712 in der Schweizer Kolonie ansässig waren.
Johann(es) Claer, der Rentner von Norkitten, lebte also im Jahr 1927 nicht weit entfernt von all diesen genannten Claers. Auch ist an dieser Stelle an den Oberförster Johann Wilhelm Claer (geb. 1802 in Ludwigswalde) zu erinnern, den jüngeren Bruder meines Urururgroßvaters (Christian) Friedrich Claer. Er könnte der Namenspatron des Rentners von Norkitten gewesen sein, der um 1860 womöglich nach seinem Großvater oder Großonkel benannt worden ist. Vielleicht gab es auch noch einen weiteren Johann Claer in der dazwischenliegenden Generation, der dann ein Cousin meines Ururgroßvaters Franz Claer von der Post gewesen sein könnte. Und unter Umständen sind ja sogar die drei Königsberger Johann Klärs mit K und ä indirekt nach ihm benannt…

 

4. Die Wanderungen der ostpreußischen Claers in meiner Namenslinie
Die untenstehende Karte der ostpreußischen Kreise gibt einen guten Überblick über die Wanderbewegungen der ostpreußischen Claers in meiner (männlichen) Namenslinie:
– Einwanderung von Clercs/Clairs aus St. Imier (Französische Schweiz) in den Raum Gumbinnen um 1712; von dort irgendwann nach 1712 abgewandert
– der Unterförster Friedrich Wilhelm Clair (1770-1815), mein Ururururgroßvater, aufgetaucht Ende des 18. Jahrhunderts in Ludwigswalde, südlich von Königsberg
– der königlich-preußische Revierförster (Christian) Friedrich Clair, mein Urururgroßvater, geboren 1799 in Ludwigswalde, geheiratet in Corjeiten, Kreis Fischhausen, später ansässig in Juditten bei Königsberg, 1839 verzogen nach Eichenberg (Kreis Wehlau)
– der Postschaffner/Landbriefträger Franz Claer (1841-1906), mein Ururgroßvater, geboren in Eichenberg (Kreis Wehlau), geheiratet in Usdau bei Soldau (Kreis Neidenburg)
– der Postangestellte Georg Claer (1877-1930), mein Urgroßvater, geboren in Usdau (Kreis Neidenburg), später ansässig in Neidenburg
– der Kreisinspektor Gerhard Claer (1905-1974), mein Großvater, geboren in Neidenburg, gegen Ende des Krieges aus Ostpreußen geflüchtet
– der Arzt Dr. Joachim Claer (1933-2016), mein Vater, geboren in Neidenburg, vor Kriegsende aus Ostpreußen geflüchtet.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Claers und Klaers im Ruhrgebiet – der Kleingärtner von Wanne-Eickel

Vor und nach Kriegsende sind viele Ostpreußen u.a. ins Ruhrgebiet geflohen. Nicht umsonst ist Bochum später zur Partnerstadt von Neidenburg geworden.

So fand ich dann etwa in den gesammelten Todesanzeigen des Ostpreußenblatts  

(https://ahnen-forscher.com/forums/Genealogy-Thema/das-ostpreussenblatt-jahrgang-14folge-14-vom-06-04-1963-3/) den Hinweis auf einen Fritz Klaer aus Bochum-Hamme:

„Plötzlich und unerwartet entriß uns der unerbittliche Tod unsere liebe Schwester, Schwägerin und Tante Marie-Juliane Heir geb. Klaer früher Osterode – Gumbinnen im Alter von 76 Jahren. Ihr Leben war stets hilfsbereite Nächstenliebe. In tiefer Trauer Hans v. Redern und Frau Elisabeth, geb. Klaer, Annemarie, Christa und Hans Wilhelm v. Redern, Fritz Klaer Bochum-Hamme, Gahlensche Straße 143 Familie Hein
Duisburg, Tiergartenstraße 48, im März 1963“

Einen Fritz Klaer mit K hatte ich gerade vor einem Jahr auch in Neidenburg ausfindig gemacht, genau genommen sogar zwei:

„Neidenburg, 31.12.1913: Der Kaufmann Fritz Klaer, wohnhaft in Neidenburg Jarborstraße, evangelischer Religion, zeigt an, dass er von der Emma Klaer geborenen Olschenski, seiner Ehefrau, wohnhaft bei ihm, zu Neidenburg in der angezeigten Wohnung am 31.12.1913 vormittags um zwölfeinviertel Uhr ein Knabe geboren sei und dass das Kind den Namen Fritz Willy Theodor erhalten habe.“

Vielleicht ist dieser Neidenburger Kaufmannssohn Fritz Willy Theobald Klaer, Jahrgang 1913, also sogar identisch mit dem trauernden Fritz Klaer aus Bochum-Hamme 1963. Er wäre 1963 demnach 50 Jahre alt gewesen, was ja durchaus passen würde.

Darüber hinaus konnte ich sogar einen Dieter Claer mit C in Wanne-Eickel entdecken, nicht zu verwechseln mit meinem Onkel dritten Grades Dieter Claer, dem Auswanderer nach Kanada und jüngeren Bruder des Skandal-Schriftstellers „Moppel“ Claer. Jener Dieter Claer in Wanne-Eickel, der sich bisher noch nirgendwo zuordnen lässt, ist jedenfalls in einem Zeitungsartikel als Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärtner aufgetreten:

http://www.nrz.de/staedte/herne-wanne-eickel/unwetterschaeden-versicherung-ist-am-zug-id8112855.html

Unwetterschäden: Versicherung ist am Zug

Redaktion

25.06.2013 – 15:02 Uhr
Wanne-Eickel.   Der Ärger über die Stadt ist nach den Unwetterschäden in der vergangenen Woche noch nicht verraucht. Im Raum steht auch die Frage, wer für die Kosten aufkommt, die durch die auf ein Laubendach gestürzte Birke entstanden ist.
Vor einer Woche stürzte eine entwurzelte Birke nach einem Unwetter aufs Dach der Laube des Kleingärtners Manfred Schwiderski (wir berichteten). Die Schäden sind beseitigt, doch der Ärger des Kleingärtners der Wanner Anlage „Erholung“ über die Stadt ist längst nicht verraucht. Und auch die Frage, wer für die entstandenen Schäden haftet, steht im Raum.
Versichert ist Manfred Schwiderski über den Stadtverband der Kleingärtner. „Der Schaden ist an die LVM nach Düsseldorf gemeldet, zusammen mit dem WAZ-Bericht über den Vorfall“, sagt Dieter Claer, Vorsitzender des Stadtverbandes der Kleingärtner, auf Anfrage. Es wird wohl zu klären sein, ob nun die Versicherung oder doch die Stadt zuständig ist. „Der Baum stand ja unter Stadtaufsicht“, so Claer.
„Sehr ärgerlich“ findet Manfred Schwiderski die Erklärungen der Stadt. Wie berichtet, hatte diese nach dem Unwetter jede Schuld von sich gewiesen. „Wenn ich solche Aussagen seitens der Stadt höre, könnte ich aus der Haut erfahren“, erklärt der 76-Jährige. Bereits vor etwa drei Jahren habe die jetzt aufs Dach gestürzte Birke nach einem Unwetter eine Neigung von rund 15 Prozent erfahren. Und: Auf seinem Grundstück seien regelmäßig abgestorbene Äste von besagter Birke gelandet.
Der Vorstand von „Erholung“ macht geltend, dass Stadtgrün bereits 2012 auf Schäden an dieser und anderen Birken im öffentlichen Bereich der Wanner Anlage hingewiesen worden sei. „Geht man heute durch diesen Bereich, sieht man noch andere Missstände“, so Schwiderski. Seine Botschaft an die Stadt: „Kommt ja nicht mit einer faulen Ausrede, wenn der erste Mensch durch einen umgestürzten Baum zu Schaden kommt.“

 

6. Weitere Namensträger als Literaten
In meiner umfangreichen Korrespondenz mit meiner Tante dritten Grades Lorelies, der Schwester des genannten Kanada-Auswanderers Dieter Claer sowie des Skandal-Schriftstellers „Moppel“ Claer, konnten wir uns nach intensivem Vergleich unserer Familienzweige auf drei gemeinsame Merkmale nahezu aller Claers einigen: die großen Nasen, die Lustigkeit/Witzigkeit und den guten Schreibstil. Insofern passt es ins Bild, dass ich noch drei weitere Namensträger entdecken konnte, die als Literaten in Erscheinung getreten sind.

a) John Clare – der romantische Naturdichter aus England

by William Hilton, oil on canvas, 1820

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Zunächst ist hier der Engländer John Clare (1793-1864) zu nennen (Porträt von William Hilton 1820), auf den ich durch einen Artikel in der Süddeutschen Zeitung aufmerksam geworden bin. Eine Verbindung zu unseren Claers ist eher fernliegend, aber wer weiß… Bei Wikipedia heißt es über ihn u.a.:
„John Clare (* 13. Juli 1793 in Helpston, Northamptonshire; † 19. Mai 1864) war ein englischer Naturdichter und bekannt als einer der besten Beschreiber des Landlebens. … John Clare wurde am 13. Juli 1793 in Helpstone als Sohn eines Tagelöhners geboren. Er entwickelte sich trotz sehr geringer Bildungsmittel glücklich und schnell. James Thomsons Seasons weckten sein poetisches Talent und begeisterten den 13-Jährigen zu dem Lied The morning walk und dessen Gegenstück The evening walk. John Turnill in Helpstone nahm sich seiner an und unterrichtete ihn im Schreiben und Rechnen. Seinen Unterhalt erwarb Clare sich durch Handarbeiten und Violinspiel, Gott und die Natur besang er alleine zum eigenen Vergnügen. 1818 kam sein Sonett auf die untergehende Sonne in die Hände des Buchhändlers Drury zu Hamford, und dieser veranlasste die Ausgabe einer Sammlung von Clares Poems descriptive of rural life and scenery, die allgemeine Teilnahme erregte. Eine andere, ebenso erfolgreiche Sammlung seiner Gedichte erschien unter dem Titel The village minstrel, and other poems. Hierdurch in den Besitz eines kleinen Vermögens gelangt, ließ sich Clare in Helpstone häuslich nieder, geriet aber durch unglückliche Landspekulation in Elend. Er starb am 19. Mai 1864 in einer psychiatrischen Klinik.“
In deutscher Sprache ist von ihm erschienen: Reise aus Essex und andere Selbstzeugnisse, übersetzt von Esther Linsky. Matthes und Seitz, Berlin 2017, ISBN 978-3-95757-327-8.
(https://de.wikipedia.org/wiki/John_Clare)

 

b) Carl Gottfried Klaehr – der Lustspieldichter aus Dresden

 

 

 

 

 

 

 

Schon eher könnte sich der nächste Schriftsteller unseres Namens, Carl Gottfried Klaehr (1773-1842) aus Dresden, als ein Verwandter erweisen. Eine Verbindung zu den Thüringischen oder Schlesischen Claers erscheint möglich. Wikipedia schreibt über ihn u.a.:

„Carl Gottfried Klaehr (geboren am 12. Mai 1773 in Dresden; als Geburtsjahr wird auch abweichend 1777 angegeben; gestorben am 16. Mai 1842 in Meißen) war ein deutscher Lustspieldichter und Porzellanmaler. …
Nachdem er sich selbst als Porzellanmaler ausgebildet hatte, trat Klaehr 1793 in die Porzellanmanufaktur Meißen ein, deren Angestellter er bis zu seiner Pensionierung 1828 blieb. 1810 verfasste er zum 100-jährigen Gründungsjubiläum der Manufaktur das Festgedicht Die Weihe des Danks. Daneben ist er Autor zahlreicher eher anspruchsloser Lustspiele, von denen 17 noch im Druck nachweisbar sind. Meist erschienen sie sowohl in Sammel- als auch in Einzelausgaben. Es handelt sich um konventionelle, oft mit kleinen Musikeinlagen dargebotene Gebrauchsstücke mit den üblichen Verwechslungen, Verkleidungen und Intrigen.“
(Bei den „eher anspruchslosen Lustspielen“ musste ich gleich wieder an meinen Onkel dritten Grades „Moppel“ Claer und seine Romane wie „Lass jucken, Kumpel“ denken… )
Als wichtige Werke des Carl Gottfried Klaehr, nach anderer Schreibweise auch Klähr und Klär geschrieben, nennt Wikipedia:
· Dramatische Ephemeren. Meißen 1809 (enthält: Die Lotterielisten, Die Rettung und Die geliebten Feinde).
· Die Friedens-Feyern. Meißen 1810.
· Die Weihe des Danks. Gedicht. Meißen 1810.
· Neue Lustspiele. Meißen 1814 (enthält: Das Wechselrecht oder das gestohlene Manuscript und Der Patriot oder die ungewisse Hochzeit)
· Blüthen der Natur. Meißen 1815.
· Theaterspiele. Meißen 1816 (enthält: Das Wachsfiguren-Kabinett, Die Theaternoth und Die Pfirschendiebe).
· Neue Theaterspiele. Meißen 1817 (enthält: Rache, oder Wer zuletzt lacht, lacht am besten, Röschens Hochzeit und Das moderne Paradies).
· Bühnenspiele. Meißen 1819 (enthält: Der Alchymist, Das seltene Wiedersehen).
· Zwei neue Lustspiele. Meißen 1834 (enthält: Von Sieben die Häßlichste und Wachtmantel und Schlafrock).
(https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Gottfried_Klaehr

 

c) Der Bestseller-Clair von der Bundeswehr

 

 

 

 

 

 

 

Und schließlich habe ich noch einen zeitgenössischen Bestseller-Autor namens Johannes Clair (geb. 1985) entdeckt, der als vorübergehend in Afghanistan stationierter Bundeswehrsoldat durch die Schilderung seiner dortigen Erlebnisse in Buchform berühmt geworden ist. Allerdings stammt dieser Autor Clair aus Wiesbaden, was nicht unbedingt an eine Verbindung zu unseren ostpreußischen Claers und Clairs denken lässt. Der einzige Umstand, der dennoch für eine solche Verbindung sprechen könnte, ist seine schriftstellerische Begabung… Bei Wikipedia heißt es über ihn:

„Johannes „Joe“ Clair (* 16. Oktober 1985 in Wiesbaden) ist ein deutscher Autor und Oberstabsgefreiter der Fallschirmjägertruppe der Bundeswehr. Im Oktober 2012 veröffentlichte er sein erstes Buch Vier Tage im November über seinen Einsatz in Afghanistan. … Als Infanterist Spezielle Operationen nahm er vom Juni 2010 bis Januar 2011 am Afghanistan-Einsatz im Rahmen des ISAF-Mandates teil und erlebte den Strategiewechsel der NATO hautnah mit. Dort wurde er als G3ZF-Schütze eingesetzt und war Teil der ersten Gruppe des G-Zuges im Feldlager Kundus. Über seinen Einsatz und seine Teilnahme an der Operation Halmazag schrieb er das Buch Vier Tage im November (2012). Es war 2013 für 37 Wochen in der Spiegel-Bestsellerliste.

Nach dem Dienstzeitende begann er Sozialökonomie an der Universität Hamburg zu studieren und hält nebenbei Vorträge über seine Erfahrungen in ganz Deutschland. Im Zuge seines Engagements für mehr Bewusstsein für Bundeswehrsoldaten ist er regelmäßig im Fernsehen präsent. Zudem war er 2013 Protagonist in der Flüchtlingsdokumentation Auf der Flucht – Das Experiment, die im ZDF ausgestrahlt und für die Clair mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet wurde. Clair schreibt außerdem für das JS-Magazin, einer Publikation der evangelischen Kirche für junge Soldaten. Zudem hat er ein Geleitwort für das im Oktober 2014 im Carola Hartmann Miles-Verlag erschienen Buch Armee im Aufbruch verfasst. Zur Bewältigung seiner Einsatzerlebnisse befindet sich Clair derzeit in einem Programm für traumatisierte Soldaten der Bundeswehr.

Clair engagiert sich ehrenamtlich in der Veteranenarbeit und ist zum stellvertretenden Vorsitzenden des Bundes Deutscher EinsatzVeteranen (BDV) gewählt worden. Über diese Organisation versucht er, mehr Bewusstsein für Einsatzrückkehrer der Bundeswehr zu generieren und Betroffenen zu helfen.“

 

(https://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Clair)

 

7. Einmal am Rhein – die Filmfigur „Elvira Claer“

Zu guter Letzt noch ein recht sonderbarer Fund: Im deutschen Kino-Klassiker „Einmal am Rhein“ aus dem Jahr 1952 von Regisseur Helmut Weiss (u.a. “Die Feuerzangenbowle”) lautet der Name der weiblichen Hauptfigur (nicht der Name der sie verkörpernden Schauspielerin!): Elvira Claer. Exakt so geschrieben!
„Witwer Damian Bacchus ist der Vater der hübschen Töchter Trautchen, Billa und Grietchen. Alle vier betreiben ein kleines Gasthaus. Doch das kann nicht alles sein. Damian kauft das viel größere Restaurant “Rheinschlösschen”. Elvira Claer, die Eigentümerin des “Grand Hotel” und einst in Damian verliebt, der sich dann aber für eine andere entschied, will ihm das “Rheinschlösschen” aus Rache abjagen… Mit Volksschauspielern wie Paul Henckels, Beppo Brem und Harald Paulsen. Mit vielen rheinischen Liedern von Willi Ostermann und seinem berühmtesten Stück “EINMAL AM RHEIN”!“
(https://www.spondo.de/einmal-am-rhein.html)

Was die Drehbuchautoren Richard Billinger und Werner Eplinius sich wohl bei dieser Namensgebung gedacht haben? Billinger war Österreicher, Eplinius hingegen stammte aus einem Vorort von Potsdam und war vorübergehend als Dramaturg an den Theatern in Potsdam und Neustrelitz/Mecklenburg tätig. Mein Vater Joachim und seine Schwester Renate Claer besuchten von 1947 bis 1951 bzw. 1946 bis 1950 die Oberschule in Teterow/Mecklenburg (wo sich auch meine Eltern kennengelernt haben). Meine Tante Renate, die für ihre überragenden Deutsch-Aufsätze berühmt und beim anderen Geschlecht extrem beliebt war, hatte schon als Schülerin ein starkes Interesse an Literatur. Und das von Teterow aus nächstgelegene Theater war das in Neustrelitz. Alles andere ist Spekulation…

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ausblick
Das war’s schon für diesmal. Im nächsten Jahr werde ich hoffentlich wieder intensiver und ausgiebiger forschen können.

Berlin, Dezember 2017

November 2016: Ahnenforschung Claer, Teil 8

Forschungen zur Geschichte unseres Familiennamens aus den letzten anderthalb Jahren

Gerade noch im alten Jahr 2016 komme ich zur Niederschrift meiner gesammelten Erkenntnisse aus den letzten anderthalb Jahren. Das nun bald vergangene Jahr war für uns kein glückliches, da in ihm gleich drei Claers verstorben sind, wodurch auch der Kreis der Interessenten an unseren Forschungen drastisch geschrumpft ist. Doch dafür konnte ich immerhin zu einer entfernten verwandten Namensträgerin Kontakt aufnehmen, die mir überdies bei der Entzifferung einschlägiger Dokumente sehr geholfen hat…

1. Korrekturen in Ludwigswalde: Weniger Claers als gedacht!
Auch diesmal beginnen wir mit den Claers in Ludwigswalde bei Königsberg, wo unsere ältesten gesicherten Vorfahren, der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer (1770-1815) und seine Ehefrau Susanne Hoemke, 1799 eine Familie gründeten, indem mein Urururgroßvater (Christian) Friedrich Claer das Licht der Welt erblickte. Außerdem lebte in Ludwigswalde auch „unseres“ Friedrich Wilhelm Claers mutmaßlicher Bruder Johann Friedrich Claer mit seiner Frau Susanna Dorothea Liedmann (verwitwete Kopfhammer), deren angebliche Heirat mit „unserem“ Friedrich Wilhelm 1796 (so steht es im Kirchenbuch) wir für einen Eintragungsfehler halten; sie muss Johann Friedrich geheiratet haben, mit dem sie ein Jahr später auch einen Sohn bekam, der allerdings kurz nach Geburt wieder verstarb. Darüber hinaus hatten wir in den Kirchenbüchern noch mehrere weitere eventuelle Claers entdeckt, bei denen wir uns durchweg unsicher waren, ob wir richtig gelesen hatten. Nun hat mich dankenswerterweise der Schriftexperte und Genealoge Patrick P. insoweit korrigiert, dass wir uns in allen diesen Fällen geirrt haben. Die einzigen Claers in Ludwigswalde waren die beiden Förster und ihre Familien, die aber auch nur zwischen 1796 und 1803 in den Kirchenbüchern auftreten. Hier zunächst unsere ursprünglichen Entzifferungsversuche und danach die Korrekturen des Experten:

– S. 123 (1752):
Am 1. Oktober ist des Gottfried Klair, iun, militis. Weib, Julia Ruollin mit einer Tochter niedergekommen, selbige wurde Maria 4. … getaufet.
Richtig: den 1 Octobr. ist des Gottfried Kleinen, militis, Weib, geb. Krollin, mit einer Tochter niedergekommen, …
– S.116 (1749):
Am 13. September ist des Gottfried Klair jun., Musquetiers vom Mountenfil … Regiment sein Weib mit einer Tochter niedergekommen, selbda wurde als dann 1.4. getauft nomine Louisa.
Richtig: den 13 Septembr. ist des Gottfried Kleinen, Musqvetiers vom Manteufelschen Regiment, sein Weib mit einer Tochter …
– S.101 (1739):
Am 11. September ist des Johann ??? Schmids Cleer, Schultzen in Altenburg, Ehegattin mit einem jungen Sohn entbunden welcher am 14. Jujus getaufet und Johann Christoph genannt worden.
Richtig: d 11 Septembris ist des Johann Friedrich Wincklers, Schultzen in Altenberg Ehegattin mit einem jungen Sohn entbunden …
– S. 95 links (1736):
3. February wird der (des?) Minhart Mil. (wohl Abkürzung für Miles = Soldat) Claer, Intimus von hier (könnte heißen: er ist hier gut bekannt), sein Töchterchen, welches ?? 30 (20?) January gegen Abend gebohren, zur Kirche gebracht, und ihm den Nahmen Regina gegeben.”
Richtig: d 3 February ward des Michael Möllers, Instmanns von hier, sein Töchterchen, welches d 30. January …

– S. 61 links-2 und rechts-2 (1794):
dem Johann (oder Jochen?) Christian Klaer. Aufquatier (oder Auf quatier?) vom Depots Batallion ist von seiner Ehefrau, Mar. Elisa Prangin, 8 km abge (abgelegen?) ein Töchterlein gebohren, welches achtzehnten April getauft nomina Cath. Elisabeth.
Richtig: Ludwigsw.., dem Christian M…er Musquetier vom Depot Batallion ist von seiner Ehefrau Mar. Elis Prangin d. 8ten Aprill ein Töchterleich gebohren
(„Anyway, der erste Buchstabe des Nachnamens sieht mir sehr nach einem M aus! Der Rest ist schlecht lesbar.“)
– S.198 li 02 (1754):
Am 24. Januar ist gut ??? ?? An (?) Christoff Nin. (?) Claer, Schultz in Altenberg, mit Jungfer Dagmar Dybben (Delten?) für Hrn. (?) Schultz Casse ist gezahlt 30 gu (Gulden?)
Richtig: 198 li 2 ist der Ehrenveste Christoff Winkckler

– S.238 (1715):
Dom. XVII. ? 13 8 h ließ Hanß Claire sein Töchterlein mit Gesang und Klanck begraben.
(Hier ist vor allem fraglich, ob es Claire heißt, der Rest ist gut lesbar. Der erste Buchstabe könnte eher ein T sein, aber danach folgt keinesfalls ein h…)
Richtig: 238 ist Dom. XVII d 13 8b (Oktober) Hanß Thiel sein Töchterchen mit Gesang und Klanck (Klang! = Glöckenläuten) begraben

Auch beim erwähnten Heiratseintrag, der einen für uns bisher nicht zu entziffernden Zusatz mit Bezug zum Amte Karschau hatte, konnte uns der Experte auf die Sprünge helfen:

– S. 216-rechts-01 (1796):
Ludwigswalde. Friedrich Wilhelm Claer königl. Unterförster mit Wittwe Susanna Dorothea Kopfhammelin 25. ten Sept: copuliert 30 H (Heller?) zur Schulstraße bezahlt. aber Zwilinge (?) gebucht (?) vom Amte Karschau vom (am?) 14 ten Sept. beigebracht 30/32

Richtig: Ludwigswalde. ..rich (aber nicht Friedrich!) Wilhelm Klaer königl: Unterförster mit Wittwe Susanne Dorothea …mmelin d 25ten Sept: copulirt 30 H zur Schulkaße (Schulkasse!) bezahlt. Das Theilungs=Attest (zwischen der Witwe und ihren früheren Kindern) vom Amte Karschau vom 14ten Sept: c: beygebracht (30/32 (Jahre alt))

Das heißt für uns, dass alle unsere Spekulationen über weitere (frühere) Claers in Ludwigswalde außer den beiden Unterförstern Johann Friedrich und Friedrich Wilhelm Claer und deren Nachkommen vom Tisch sind. Die beiden müssen also (wohl in den 1790er Jahren) nach Ludwigswalde zugewandert sein.
Das Amt Karschau hat also nur die zur Heirat mit einer Witwe nötige Bescheinigung ausgestellt. Es gibt keine Hinweise auf die Herkunft der beiden Förster. Ihre Geburtsjahre sind vermutlich bei „unserem“ Friedrich Wilhelm 1770 (Datenbankeintrag) und beim im Heiratseintrag nicht mit korrektem Namen eingetragenen Johann Friedrich 1766 (errechnet gem. Altersangabe bei Trauung: 1796 ist er 30 Jahre alt gewesen).
Woher können diese beiden Förster Claer also gekommen sein? Wahrscheinlich sind es Nachkommen der Clercs/Clairs aus der Schweizer Kolonie im Raum Gumbinnen, die 1710/12 aus St. Imier/ französische Schweiz eingewandert sind, siehe hierzu meine früheren Texte, insbesondere den von 2015. Oder es ist doch etwas dran an der vagen Überlieferung einer Verbindung zu den v. Clairs (Hauptmann von Gumbinnen) oder de Claires (in Küstrin). Oder, am unwahrscheinlichsten: eine anglo-normannische Herkunft über Johann Clare (geb. 1344 in Königsberg), den Erbauer des Königsberger Doms und Bischof vom Samland.

 

2. Die Clairs in Juditten und Umgebung

Ferner habe ich bereits im August 2015 das Evangelische Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg besucht, um die Clairs in Juditten aufzuspüren, die mein Großvater Gerhard Claer in seiner von mir schon vielfach zitierten Notiz erwähnt hatte:

„An dieser Stelle ist ergänzend auf die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Großvaters Gerhard Claer hinzuweisen, wonach im Kirchenregister der ev. Kirche Judithen bei Neidenburg, Jahrgang 1828, Seite 451 Nr. 61 einige Male Clair mit „ai“ erscheint, nämlich: „Heinrich Clair, Förster; Otto C., Gendarm u.s.w., Franz u.s.w. Postbeamter// Geschwister Amelie (?) geb. Clair“. Er geht offenbar von einer Verwandtschaft aus und wertet die dem Französischen näher stehende Schreibweise als Indiz für die ursprünglich französische Herkunft der Familie.“
Die vollständige Notiz meines Opas Gerhard enthielt außerdem noch den Zusatz: „9 Knaben, 3 Mädchen“ Sollte dies die Anzahl der Kinder von Friedrich Claer und Justine Knaebe sein?

In meinem letzten Forschungsbericht im Juli 2015 schrieb ich:

„Wie ich nun festgestellt habe, gibt es aber gar kein Judithen bei Neidenburg. Es gibt nur ein Juditten mit tt, das ein westlicher Vorort von Königsberg ist. Mein Großvater Gerhard muss also dieses gemeint haben. Und das bedeutet: Sowohl Herrmann August / August Herrmann, der spätere Müller, als auch der Förster Heinrich Clair und der Gendarm Otto Clair sowie ein Postbeamter Franz Clair (Ist das bereits „unser“ Franz, geb. 1841, oder womöglich noch ein namensgebender Onkel?) lebten in oder nahe Juditten, wo (Christian) Friedrich Förster war, bevor er 1841 kurz vor der Geburt meines Ururgroßvaters Franz die Försterstelle in Eichenberg, Kreis Wehlau antrat. Entweder sind alle Genannten Söhne von (Christian) Friedrich (dann hätte er fünf Söhne gehabt: den Förster Wilhelm Friedrich, den Förster Heinrich, den Gendarm Otto, den Müller Herrmann August / August Herrmann und den Postangestellten Franz) oder es gab noch andere Claers in Juditten, die (Christian) Friedrich vielleicht die Försterstelle in Methgeten bei Juditten verschafft haben. In jedem Falle sollte es sich lohnen, einen Blick in die Kirchenbücher von Juditten zu werfen. Sie liegen im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg und reichen bei den Taufen bis 1681 zurück. Ich werde das bald in Angriff nehmen.“
Folgendes fand ich im Archiv heraus: Im Wesentlichen konnte ich nur die Taufen der Jahre 1823 bis 1846 in Juditten u. Umgebung durchsehen, zu mehr hat die Zeit nicht gereicht. Demnach haben meine Urururgroßeltern, der Jäger Friedrich Clair und seine Frau Justina Knaebe, dort (konkret in Abken und Metgethen) zwischen 1826 und 1839 sieben Kinder bekommen:

– 1826 Heinrich Julius (17. Dezember)
– 1828 Amalia Dorothea (??. November)
– 1830 Albert Eduard (14. November)
– 1833 Herrmann August (8. Januar)
– 1835 Justina Wilhelmine (??. Februar)
– 1837 Auguste Ernestine (11. März)
– 1839 Otto Conrad (14. April)

geburtseintrag-1833-herrmann-august-kleinAußerdem wissen wir noch von der Geburt des ältesten Sohnes Wilhelm Friedrich 1824 in Corjeiten. Mein Ururgroßvater Franz, der Postangestellte, kam ja wie gesagt erst 1841 in Eichenberg (Kr. Wehlau) zur Welt, wohin die Familie kurz zuvor abgewandert war, als Friedrich Clair dort eine Försterstelle antrat. Darüber hinaus ist Friedrich Clair in diesem Zeitraum in und bei Juditten auch unzählige Male als Taufpate für andere Kinder in Erscheinung getreten.

Andere Clairs konnte ich in und bei Juditten nicht finden, dafür aber einen Arbeitsmann Gottfried Knaebe mit seiner Frau Maria Franz, die dort schon 1823 ein Kind bekommen haben. Gottfried Knaebe könnte ein Verwandter von Justine Knaebe gewesen sein, der vielleicht den Anlass für Friedrich und Justine gegeben hat, dort hinzuziehen. (Die beiden hatten ja wie erwähnt 1824 in Corjeiten geheiratet und dort ihren ersten Sohn Wilhelm Friedrich bekommen. Bald darauf werden sie wohl nach Abken/Metgethen bei Juditten gezogen sein.)

Weiterhin gibt es in und bei Juditten häufiger den Namen Hoemke. So hieß ja meine Ururururgroßmutter Susanne (Gesine?) Hoemke, die Frau meines Ururururgroßvaters Friedrich Wilhelm Clair (1770-1815). Von ihm konnte ich jedoch in Ludwigswalde 1815 keinen Todeseintrag finden. Überhaupt sind die Clairs dort letztmalig mit der
Geburt “unseres” (Christian) Friedrich 1799 und seines Bruders Johann Wilhelm 1803 in Erscheinung getreten und möglicherweise schon bald darauf aus Ludwigswalde abgewandert.

juditten-kleinAllerdings fand ich einen etwas irritierenden Eintrag zur Geburt des ersten Kindes von Friedrich und Justine im Jahr 1826, Heinrich Julius, nebst einem rätselhaften Zusatz. Dort heißt es anfangs, dass „dem Jäger Johann Friedrich Clair“ und seiner Ehefrau Justine Knaebe ein Sohn geboren worden sei. Dabei war Johann Friedrich doch der andere Unterförster aus Ludwigswalde, also der mutmaßliche Onkel unseres (Christian) Friedrich, der in den Folgejahren nur noch als Friedrich ins Kirchenbuch eingetragen wird. Möglich wäre ein simpler Namensfehler bei der Eintragung. Oder (Christian) Friedrich hat sich aus irgendwelchen Gründen absichtlich nach seinem Onkel benannt, unter Umständen war ihm sein richtiger Taufname auch gar nicht bekannt…Vielleicht war Onkel Johann Friedrich aber auch beim Ortswechsel in die Umgebung von Juditten um 1825 mit dabei, und „unser“ (Christian) Friedrich wurde vom Schriftführer des Kirchenbuches als Neuzugewanderter im Orte noch mit ihm verwechselt. Dafür spricht auch, dass als erster Taufpate (aber auch nur hier bei der Geburt von Heinrich Julius!) ebenfalls ein Clair erwähnt wird, nämlich „Maier Jäger Clair“, was so eigentlich weder ein Name noch eine sinnvolle Berufsbezeichnung ist.

Schriftexperte P. kommentierte diesen Eintrag mit den Worten:

„Das ist ja echt blöd. „Meier Jäger Clair“ kann es wohl nicht sein. Meier als Beruf ist mir in Ostpreußen noch nicht untergekommen und Meirer Jäger ist auch kein Beruf oder Stand. Mit ein wenig Phantasie ist ganz hinten am Meier ein kleines s dran. Dann könnte es „Meiers Jäger“ sein.“

Fragt sich schließlich nur noch, wenn wir die Zahlenangabe meines Großvaters „9 Knaben und 3 Mädchen“ richtig deuten, wo und wann die restlichen drei Kinder von Friedrich und Justine geboren wurden. Vielleicht erst nach meinem Ururgroßvater Franz in Eichenberg/Wehlau? Es fehlen noch genau drei Jungs…

 

3. Neue Funde im Online-Archiv des Kreises Allenstein

Erst vor wenigen Wochen besuchte ich nach längerer Zeit wieder einmal das Online-Archiv des Kreises Allenstein unter http://www.vffow-buchverkauf.de/onlinedb/datenbanken.php. Ich stieß auf zahlreiche neu eingestellte Urkunden mit Trägern unseres Namens seit meinem letzten Zugriff vor fast zwei Jahren. Hier die Auflistung aller Funde, die fett gedruckten sind neu eingestellt worden:
Claer Bertha Martha Neidenburg, Stadt (Nidzica) ∞ 1902 / 26 anzeigen
Claer Bertha Martha Gross Koschlau (Koszelewy) ∗ 1884 / 36 anzeigen
Claer Bruno Saalfeld, Stadt (Zalewie) ∗ 1907 / 24 anzeigen
Claer Emma Hedwig Geierswalde (Gierzwałd) ∗ 1903 / 7 anzeigen
Claer Emma Hedwig Martha Geierswalde (Gierzwałd) † 1903 / 15 anzeigen
Claer Ernst Franz Neidenburg, Stadt (Nidzica) † 1906 / 96 anzeigen
Claer Franz Georg Neidenburg, Stadt (Nidzica) ∞ 1904 / 7 anzeigen
Claer Ida Hedwig Gross Koschlau (Koszelewy) ∗ 1891 / 106 anzeigen
Claer Ida Hedwig Allenstein, Stadt (Olsztynie) ∞ 1914 / 89 anzeigen
Claer Otto Albert Döhringen (Durag) ∞ 1899 / 7 anzeigen
Claer Otto Conrad Albert Rhein (Ryn) ∞ 1894 / 5 anzeigen
Claer Otto Georg Max Geierswalde (Gierzwałd) † 1903 / 16 anzeigen
Claer Otto Max Richard Geierswalde (Gierzwałd) ∗ 1903 / 6 anzeigen
Claer Robert Richard Hohenstein, Land (Olsztynek) ∞ 1908 / 17 anzeigen
Claer Robert Richardt Gross Koschlau (Koszelewy) ∗ 1881 / 121 anzeigen
Claer Wilhelmine Amalie Gross Koschlau (Koszelewy) ∞ 1897 / 9 anzeigen

Die neuen Funde im einzelnen, der Liste folgend von oben nach unten:
– die unverehelichte Postgehilfin Bertha Martha Claer, geb. am 30. März 1884 in Bahnhof Koschlau, Kreis Neidenburg, wohnhaft in Neidenburg, Tochter des Landbriefträgers Franz Claer und seiner Ehefrau Henrietta geb. Stryjewski, wohnhaft in Groß Koschlau, heiratet am 13.11.1902 den Buchhalter Wilhelm Samel
Anmerkung: Wie ihre drei Brüder Otto, Georg und Richard stand also auch Martha in Diensten der Post! Und geboren im Bahnhof Koschlau. Offenbar hatten die Landbriefträger eine Dienstwohnung dort, wo die Briefe ankamen.

– Geburt Bertha Martha Claer in Groß Koschlau – Seitenladefehler. Aber es ist klar, was da stehen wird: Eltern Franz und Henriette Claer

– Sterbeurkunde Ernst Franz Claer:
Neidenburg, 17. Oktober 1906: Beim unterzeichneten Standesbeamten erschien der Restaurationsverwalter (?) Paul Stryjewski, wohnhaft in Neidenburg, und zeigte an, dass der Briefträger außer Dienst, Ernst Franz Claer, 65 Jahre alt, evangelischer Religion, wohnhaft in Neidenburg, Wasserstraße Nr. 100, geboren zu Eichenberg, Kreis Wehlau, verheiratet gewesen mit Henriette Claer geborener Stryjewski, wohnhaft in Neidenburg, Sohn der verstorbenen Förster Karl und Augustina, geb. Knebe, Claer, Eheleute, beide zuletzt wohnhaft in Eichenberg, zu Neidenburg in seiner Wohnung am 16.10.1906 nachmittags um fünfeinhalb Uhr verstorben sei. Der Anwesende erklärte, dass er von dem Sterbefall mit eigener Wissenskraft unterrichtet sei.
Vorgelesen und genehmigt: Paul Stryjewski
(Anmerkung: Die Eltern unseres Franz Claer, die damals wohl schon lange tot waren, waren nach unserem Wissensstand der Förster (Christian) Friedrich Claer und seine Frau Justine (wir habe deren Hochzeitseintrag aus Corjeiten und weitere Belege), also nicht Karl und Augustine, wie es hier heißt. Der mutmaßliche Schwager o.ä. Paul Stryjewski, der diese Angaben machte, wusste es wohl nicht so genau, und es musste eben im Amt etwas hingeschrieben werden, nehme ich an…)

– Heiratsurkunde Franz Georg Claer und Wilhelmine Petschinski – das sind meine Urgroßeltern. Also mein Uropa Georg hieß mit erstem Namen Franz und nicht sein älterer Bruder, der in Wirklichkeit Otto Albert hieß, vielleicht war das der Irrtum meines Großvaters Gerhard in unserem Stammbaum!
Neidenburg, 5. Mai 1904. Es erschienen zum Zwecke der Eheschließung 1. Briefträger Franz Georg Claer, evangelischer Religion, geboren am 6. Mai des Jahres 1877 in Usdau, Kreis Neidenburg, wohnhaft Groß Koschlau Bahnhof, Sohn des Briefträgers Franz Claer und seiner Ehefrau Henrietta, geborene Stryjewski, wohnhaft in Neidenburg, 2. Die unverehelichte Wilhelmina Marta Petschinski, ohne Beruf, katholischer Religion (!) geboren am 14.2.1876 in Neidenburg, wohnhaft zu Neidenburg, Tochter des Maurers Karl Petschinski und seiner Ehefrau Catharina, geborene Kaminski, wohnhaft in Neidenburg

– Geburtsurkunde Ida Hedwig Claer 1891 Groß Koschlau – Seitenladefehler. Auch hier ist es klar: Hedwig ist eine weitere Tochter von Franz Claer und Henriette Claer geb. Stryjewski

– Heiratsurkunde Ida Hedwig Claer 1914 in Allenstein:
1. August 1914: Die Kontoristin Ida Hedwig Claer, geb. 3. Dezember 1891 zu Koschlau, wohnhaft in … Allenstein, Tochter des verstorbenen Briefträgers Ernst Franz Claer, zuletzt wohnhaft in Neidenburg, und seiner Ehefrau Wilhelmine Henriette geb. Stryjewski, wohnhaft in Neidenburg, heiratet den Beamten bei der Arbeiterzentrale Berlin Karl Gustav Zerbrowski
Anmerkung: Also Hedwig Claer, deren drei Brüder und deren Schwester Martha bei der Post waren, war ihrerseits Kontoristin. Hierzu weiß Wikipedia:
Ein Kontorist (weibliche Form: Kontoristin) ist ein Begriff für einen Angestellten, der einfachere Büro- und Verwaltungsarbeiten wie Registraturarbeiten, Karteiführung, Schreiben von Adressen in einem kaufmännischen Betrieb erledigt.

Kontoristen oder Commis 1894 bei ihrer Arbeit
Die Berufsbezeichnung leitet sich von der veralteten Bezeichnung Kontor für Büro her; ein Kontorist ist demnach eine Person, die in einem Büro arbeitet.
https://de.wikipedia.org/wiki/Kontorist

Und ihr Mann war Beamter bei der „Arbeiterzentrale in Berlin“. Auch über diese gibt Wikipedia Auskunft:
Die Deutsche Arbeiterzentrale (DAZ) (bis 1911 unter dem Namen Deutsche Feldarbeiterzentralstelle) war eine Organisation zur Vermittlung von landwirtschaftlichen Saisonarbeitskräften. Sie hatte lange Zeit eine Monopolstellung inne. Die Organisation bestand von 1905 bis in die 1930er Jahre.
Noch unter der Bezeichnung „Deutsche Feldarbeiter-Zentralstelle“ wurde in der Rechtsform eines Vereines eine Organisation zur Anwerbung, Vermittlung und Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte geschaffen. Die Anregung ging dabei vom preußischen Landwirtschaftsministerium aus, um kommerzielle Anwerber zu verdrängen. … Die Organisation erhielt 1907 das Monopol auf die Anheuerung polnischer Saisonarbeiter. Seit 1911 firmierte die Organisation unter Deutsche Arbeiterzentrale. … Seit 1909 bestand ein Legitimationszwang für ausländische Arbeitskräfte. … Im Jahr 1913 schloss der Verein mit Preußen eine Vereinbarung hinsichtlich des Zulassungsmonopols zunächst für polnische Zuwanderer und später über alle Arbeitskräfte aus dem Ausland.
Während des ersten Weltkrieges war die DAZ auch an der Anwerbung von Arbeitskräften im besetzten Generalgouvernement Warschau und in Oberost beteiligt. Dabei verschwommen bald die Grenzen zwischen freiwilliger Arbeitsaufnahme und Zwangsarbeit. Die DAZ selbst gab an, dass sie während des Krieges etwa 240.000 Arbeiter aus dem früheren Russisch-Polen vermittelt hätte. … Nach Ablauf ihres Arbeitsvertrages konnten die Arbeiter auch durch Androhung von Haft zum Abschluss eines neuen Vertrages gezwungen werden. … Nach dem Krieg wurden landwirtschaftliche Arbeitskräfte aus dem nun unabhängigen Polen angeworben…
Im Jahr 1923 hatte die DAZ unter dem Direktor Freiherr von dem Bussche-Ippenburg eine Hauptverwaltung Berlin mit fünf Abteilungen und siebzig Angestellten.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Arbeiterzentrale
Einer von ihnen war Hedwig Claers Ehemann Karl Gustav Zerbrowski.

– Heiratsurkunde Otto Conrad Albert Claer von 1894 in Rhein, Kreis Lötzen (südliches Ostpreußen) –
Wir kennen nunmehr, siehe oben, einen Otto Conrad Claer, von Beruf vermutlich Gendarm, geboren 1839 in Juditten, er ist ein älterer Bruder von unserem (Ernst) Franz Claer. Wenn er es wäre, hätte er mit 55 Jahren noch einmal geheiratet. Er ist es aber wohl nicht.
Die Urkunde hat eine sehr kleine Schrift, ist auch mit Vergrößerung und Lupe kaum zu entziffern:
„Rhein, Kreis Lötzen, 1894:
Postzöl(l)ner (Postschaffner? Postsekretär? Postemittent? Postillion? Postzusteller?) Otto Konrad Albert Claer, evangelischer Religion, geboren am 24. (?) August des Jahres 1840 (?) in Alt-Löbgau,  Amt Wehlau,  wohnhaft in Tapiau…?
Sohn des zu Steinwalde registrierten … (Berufsbezeichnung? Schmied? Siefgried?) „Arfort“ (Alfred? Arnold? Artur? August?) Wilhelm Claer und dessen zu Steinwalde wohnender Ehefrau ……mine (??)  Ter…? Ferm ..?  ..jetzt wohnhaft zu Steinwalde.
Die Johanne (a), Wilhelmine, Mathilde T(F)euersenger …..- evang. Religion, geb. den 2…Januar 18….in  Krummschken (?), Amt Labiau, wohnhaft zu …, Tochter des zu Rhein (?) angesessenen ………T(F) euersenger und seiner zu Insterburg ……Ehefrau Luise, geb.Klas jetzt wohnhaft zu Insterburg.“
Steinwalde ist laut Wikipedia ein Dorf bei bzw. ein Ortsteil von Rhein, Kreis Lötzen, südliches Ostpreußen.
Wenn nicht alles täuscht, haben wir hier einen weiteren Claer von der Post gefunden. Das Geburtsjahr 1840 ist alles andere als eindeutig zu lesen. Sollte es doch der Otto Konrad Claer, Jahrgang 1839, aus Juditten sein, der sich geringfügig im Geburtsjahr geirrt hat? Aber in seinem Vater dürfte er sich eher nicht geirrt haben. Und dort steht jedenfalls nichts von einem Jäger Friedrich Clair.
Oder soll das Geburtsjahr 1870 heißen, und es ist der junge Otto Albert Claer von der Post, der aus irgendwelchen Gründen noch ein Conrad in den Namen geschmuggelt hat und hier fünf Jahre vor seiner Heirat mit seiner Frau Emma Sakrzewski in Döhringen bereits einmal anderweitig geheiratet hat? Aber auch hier wäre dann der Vatersname falsch, denn dort steht gewiss nichts von einem Ernst Franz Claer von der Post.
Ferner könnte man an eine Verbindung zum Schornsteinfer Otto Franz Claer aus Saalfeld und seine Ehefrau Marta geb. Krajewski denken, deren Sohn Bruno dort 1907 geboren wurde. Aber der Saalfelder Otto Franz könnte nicht einmal der Sohn des Rheiner bzw. Tapiauer Otto conrad Albert sein, weil der Sohn Bruno des ersteren nur 13 Jahre nach der Hochzeit des letzteren geboren wurde.
Denkbar wäre auch noch, dass sich hinter dem im Heiratseintrag angegebenen Vater (… Wilhelm Claer, in Steinwalde registriert) der Jäger Otto Wilhelm Claer, geb. 1859 in Argental, verbirgt, der ältere Bruder „unseres“ Franz Claer von der Post und Vorfahre unseres Verwandten Andreas Z., der später in den 1890er Jahren nach Schlesien ausgewandert ist. Aber der war mit einer Minna Klara Hübner aus Schweidnitz/Schlesien verheiratet, mit der er 1893 eine Tochter bekam, die schon in Schlesien geboren wurde. Er kann also nicht mehr 1894 in Steinwalde registriert gewesen sein.
Schließlich käme als Vater (… Wilhelm Claer, 1894 in Steinwalde registriert) noch der Jäger Johann Wilhelm Claer in Betracht, 1803 in Ludwigswalde geboren, der jüngere Bruder „unseres“ (Christian) Friedrich. Aber der müsste dann im Jahr 1894 schon 91 Jahre alt gewesen sein. Unwahrscheinlich, dass er in diesem Alter noch als irgendetwas in Steinwalde registriert war, nicht einmal als Rentner, denn für Jäger dürfte es auch nach den Bismarckschen Sozialreformen der 1880er Jahre so schnell keine Rentenanwartschaften gegeben haben. Egal, wie man es dreht und wendet: Es passt nicht zusammen!
Es bleibt aber immerhin noch die Möglichkeit, dass der Vater (… Wilhelm Claer, 1894 in Steinwalde registriert) ein Sohn des Jägers Johann Wilhelm ist. Oder es kommen die Vorfahren des Michael Clair aus Köln ins Spiel, der mir vor Jahren seinen Stammbaum geschickt hat. Hier gab es einen Friedrich Wilhelm Clair, geboren 1852 in Klein-Bauma und gestorben 1923 in Schligaten, verheiratet mit Henriette Clair geb. Stascheit, verstorben 1911 in Luschminken. Seine Eltern waren Wilhelm Clair und Justine Clair geb. Naujok.

Aber zurück zu unseren Funden im Allensteiner Online-Archiv. Hier der Rest:
– Eheschließung Robert Richard Claer in Hohenstein, Land 1908: (Richard = ein weiterer Bruder (von Otto und Georg) von der Post) – Seitenladefehler – Wir wissen aus dem Stammbaum, dass er mit Mathilde geb. Putzka verheiratet war und mit ihr die Töchter Charlotte und Hildegard hatte
– Geburt Robert Richard Claer in Groß Koschlau 1881 – Seitenladefehler – wir wissen, dass seine Eltern ebenfalls unser (Ernst) Franz Claer und Henriette Claer geb. Stryjewski waren
– Heirat Wilhelmine Amalie Claer 1897 Groß Koschlau – Seitenladefehler
Es fehlt eigentlich nur noch eine letzte Tochter von Franz und Henriette, die laut dem Stammbaum meines Großvaters eigentlich Amanda heißt und mit Ernst Willig verheiratet war. Sie könnte identisch sein mit dieser Wilhelmine Amalie.

Damit haben wir alle sechs Kinder von Ernst Franz Claer (1841-1906) und Henriette Claer geb. Stryjewski (1845-1931) vollständig:
1. Otto Albert (1872-1931)
2. Franz Georg (1877-1930)
3. Robert Richard (1881-??)
4. Wilhelmine Amelia (Armanda) (??-??)
5. Bertha Martha (1884-??)
6. Ida Hedwig (1891-??) von ihrer Mutter mit 46 Jahren geboren!

Zwei weitere spannende Funde machte ich, als ich unseren Namen in abweichender Schreibweise suchte:
– Heiratsurkunde Fritz Klaer (mit K!) 1913 in Neidenburg!
Neidenburg, 31.12.1913: Der Kaufmann Fritz Klaer, wohnhaft in Neidenburg Jarborstraße, evangelischer Religion, zeigt an, dass er von der Emma Klaer geborenen Olschenski, seiner Ehefrau, wohnhaft bei ihm, zu Neidenburg in der angezeigten Wohnung am 31.12.1913 vormittags um zwölfeinviertel Uhr ein Knabe geboren sei und dass das Kind den Namen Fritz Willy Theodor erhalten habe.
Die Namens-Schreibweisen wurden wohl erst ab Mitte/Ende des 19. Jh. verbindlich. Bis dahin wurde nahezu beliebig geschrieben. Kann also sein, dass unser Vorfahre Franz Claer von der Post (dessen ältere Geschwister sich alle noch Clair schrieben laut deren Geburtseinträgen) irgendwann vor 1877 in die Gegend um Neidenburg kamen, weil es dort schon verwandte Klaers gab, die sich mit K schrieben…

– Heiratseintrag Johann Klehr in Allenstein!
“….Allenstein, 24.06.1916 …der Braumeister Johann Klehr, z.Zt. Landsturmmann der 2.Kompagnie 3.Landsturm-Infanterie – Bataillon Lötzen…der Persönlichkeit nach durch die mit ihm geführte Aufgebotsverhandlung anerkannt….kath.Religion, geb.am 22.6.1871 zu Nassiedel Krs.Leobschütz, wohnhhaft in Allenstein,  Königstr.17…Sohn des Anbauers Josef Klehr, wohnh. in Nassiedel…und seiner verstorbenen Ehefrau Monica geb.Larisch…
…die unverehelichte Köchin Martha Schnarbach…kath….geb. 23.02.1879 zu Schönbrück, Krs. Allenstein,  Hindenburgstraße 6
Tochter des Altsitzers Joachim und Anna geb………..hier ist die Urkunde nicht ganz ausgedruckt.

….Der Kaufmann August Schnarbach, z.Zt. Ersatzreservist der 5. Kompagnie 2.Ersatz-Bataillon 150 ….durch pol.Ausweis anerkannt, 32 Jahre alt,  wohnh. in Allenstein,  Hindenburgstraße 6….
Der Kaufmann Bernhard Majewski…durch den unter 3. genannten Zeugen anerkannt,  29 Jahre…wohnh. Deutsch Eylau, Bahnhofstr.20
Also ein Klehr von der Armee (allerdings während des 1. Weltkriegs) und aus Schlesien (Kreis Leobschütz) ! Es ist schon auffällig, dass dieser Johann Klehr aus Schlesien ausgerechnet in Allenstein, d. h. in unmittelbarer Nähe zu den ostpreußischen Claers, geheiratet hat. An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass der oben bereits erwähnte Jäger Otto Wilhelm Claer, geb. 1859 in Argenthal, Sohn des Jägers Wilhelm Friedrich Claer, geb. 1824 in Corjeiten, des älteren Bruders „unseres“ Franz Claer. In den frühen 1890er Jahren nach Schlesien ausgewandert ist und dort bereits ansässige Claers vorgefunden haben soll. Ferner verweise ich auf den Jäger Clair aus Mellendorf (Schlesien), der dort 1822 im Alter von 61 Jahren mit einem Wildschwein kämpfte, siehe meine früheren Texte. Vielleicht werden da wir irgendwann noch zu weiteren Erkenntnissen kommen…

 

4. Schriftexperte zu den Claers in Mitteldeutschland
Nur eine kleine Ergänzung gibt es zu den Claers in Mitteldeutschland, von denen in meinen früheren Texten ausführlich die Rede war. Als ich dem besagten Schriftexperten Patrick P. die schon viel diskutierte Heiratsurkunde aus Siersleben des Johann Friedrich Klär mit Charlotte Sophie Frantz(in) von 1802 vorlegte – es war die Notheirat wegen fortgeschrittener Schwangerschaft, aus der dann der spätere renommierte überregionale Erfurter Fuhrunternehmer (Christoph) Friedrich Claer hervorging – da korrigierte er unsere bisherigen Entzifferungen wie folgt:
– statt Jgs. Joh. Friedrich Klär liest er HE (also Herr) Joh. Friedrich Klär
– dessen Berufsbezeichnung Feldjäger oder Feldhüter hält er für möglich
– H. (wieder Herrn) Xian (also Christian) Friedrich Klärs Hochlöblichen Gärtners (statt Jägers, Försters oder Storkers) zu Wollin/Wittin (statt Wittiz bei Kamenz!) ehel. jüngster Sohn

Interessant ist vor allem die Möglichkeit Wollin, das an der Ostsee liegt und übrigens nicht weit von Küstrin, wo der schon erwähnte Handelskaufmann Friedrich Wilhelm Claire (1739-1810), Spross der preußisch-hugenottischen Adelsfamilie de Claire aus Brandenburg an der Havel, gestorben ist. Und solche Zuschreibungen wie hochlöblich und die Namenszusätze Herr deuten ja in der Tat in eine solche Richtung… Und schließlich könnte „unser“ (Christian) Friedrich Claer, geb. 1799 in Ludwigswalde, ja seinen Vornamen auch von einem früheren Vorfahren bekommen haben, zumal in seinem Geburtseintrag hinter seinem Namen der Zusatz „filius“ (Sohn) vermerkt ist. Es könnte (oder müsste?) also auch einen älteren Christian Friedrich gegeben haben…

In meinen Aufzeichnungen von 2015 schrieb ich:

„Und rein theoretisch könnte natürlich unser Ludwigswalder Unterförster Friedrich Wilhelm Clair (1770-1815) ein älterer Bruder des Küstriner Johann-Ernest Clair gewesen sein (der ja ausdrücklich als zweiter Sohn des Friedrich-Wilhelm Claire bezeichnet wird), zumal der älteste Sohn damals oft den Vornamen des Vaters erhielt. Und womöglich lag ja in Küstrin das besagte Rittergut, von dem sich „unser“ Friedrich Wilhelm nach einem Streit mit seinem Vater in Richtung Ostpreußen aus dem Staub gemacht haben könnte… Doch das bleibt vorläufig noch wilde Spekulation, es fehlen dafür einfach die Anhaltspunkte.“

Ergänzen ließe sich dieses (wild spekulative) Szenario noch dadurch, dass der ältere Christian Friedrich Klär, der hochlöbliche Gärtner aus Wollin, der Vater des Jägers Johann Friedrich Klär in Siersleben (der ja womöglich seinerseits zuvor Ludwigswalde flüchtend in Richtung Siersleben verlassen hatte, siehe meine früheren Texte), noch ein weiterer (dann wohl jüngerer) Bruder des Handelskaufmanns Friedrich Wilhelm Claire in Küstrin gewesen sein könnte und somit als Großonkel der mögliche Namenspatron „unseres“ (Christian) Friedrich Claer…

 

5. Funde bei Bibliotheksrecherche (Kartei Quassowski u.a.)

Weiterhin fand ich auf der erwähnten Seite http://www.vffow-buchverkauf.de/onlinedb/datenbanken.php zahlreiche Hinweise auf Fundstellen zu unserem Namen in der genealogischen Literatur, insbesondere in der berühmten „Kartei Quassowski“, woraufhin ich mich in die Bibliothek der Freien Universität Berlin begab und Einsicht in diese Literatur nahm. Das Ergebnis ist letztlich enttäuschend, da die Funde kaum über unseren bisherigen Erkenntnisstand hinausgehen. Dennoch halte hier fest, was ich gefunden habe, da es uns für unsere künftigen Forschungen womöglich doch noch nützlich sein könnte.

Kartei Quassowski, Buchstabe C

v. Claer
– Alexander, Obltn. i. 3. (Pr.) I.R., Osterode Opr o Frl. Erika Schäfer … Rittergut Posorken Kr. Saalfeld (Die zugehörige Jahresangabe habe ich leider nicht notiert, aber es war nach meiner Erinnerung in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.)

Anmerkung: Hier haben wir also ein Rittergut mit einem adligen v. Claer! Nur dass dieser dort nur eingeheiratet hat. Wie wir wissen, entstammt Alexander v. Claer der rheinischen Adelsfamilie anglonormannischen Ursprungs, und diese hatte nach Aussage des früheren Bundesbankdirektors Wichard v. Claer „niemals Ländereien in Ostpreußen“ gehabt. Aber womöglich konnte durch diese Heirat im Rittergut Posorken die Legende (wenn es denn eine ist) von der Verbindung unserer Familie zur Adelsfamilie vom Rittergut entstehen oder befeuert werden… Interessanterweise liegt das Rittergut im Kreis Saalfeld, wo es – siehe oben – auch Claers gab, nämlich den Schornsteinfeger Otto Franz Claer.

– Wichart, 1914 Ltn. i I.R. 83 – Kassel u. Arolsen

Anmerkung: Das ist wahrscheinlich der spätere Bundesbankdirektor als junger Mann…

– Bernhard v. C., 1914 Ltn. König. Elise Ge Gr R. 3, Charlottenburg
– Helmut, 1914 Ltn. wie vor, gef. B. Normel 8.9.1914
– 2 weit. V.C. im Weltkrieg…
– Alexander v. C. Hauptm. U. Komp. Chef + Marienburg 1934

Claer
vgl. Clair

Clair
– Elis. C., Patin Gb. Ref. K. 12.9.1734 b. Jean Dubiois aus Kailen
– Schütz „Frz. Familiennamen in Ostpr“ S. 15 aus St. Imier Distr. De Cortelary, Schweiz, spätere Änderung z.T. Claer, Klär, Klaer.

Anmerkung: Genau das, was wir bereits wussten, außer dass Elisabeth Clair 1734 als Patin in Gumbinnen fungiert hat. Elisabeth war die Tochter des Jakob Clair, des Losgängers (der kein eigenes Land besaß) in Matzutkehmen. Am 11.11.1734, also zwei Monate, nachdem sie als Patin auftrat, heiratete sie selbst den Fabrikanten („manufactionier“) Jean Hugault in Gumbinnen – sicherlich eine gute Partie! Siehe meine früheren Texte.

Clare
1. Konrad Clare zu Thorn Bürger 1293 (Preuß. Urkundenbuch 2, S.610)
2. Frowein Clare 1297 Zeuge in einer Urkunde, ausgestellt von einem Ritter Albert v. Smolne aus der Gegend von Thorn (Pr. Urkundenbuch 2, S. 683)
3. Frowein Clare 1327 v. s. Oheim, dem Bischof v. Samland, d. Schulzenamt zu Neuendorf bei Fischhausen erhalten (Anmerkung: Das wussten wir bereits von Wikipedia.)
4. Johannes Clare, Neffe des Bischofs v. Samland, aus Thorn 1325 ff. (Anmerkung: Auch er ist bei Wikipedia erwähnt.)
5. Johannes Clare, 1319 Bischof v. Samland, + 5.5.1344 (Anmerkung: Wikipedia kennt sogar sein Geburtsdatum: 5. Mai 1344 in Königsberg)
6. Mit Margarethe Benedika Claren oo auf seinem Gute zu Bradenstein i. Magdeburgischen 25.2.1698 Carl Friedrich Baron v. Krahn. (Pr. Arch. 1791, S. 537) (Anmerkung: Das wussten wir noch nicht. Immerhin hat diese mutmaßliche Nachkommin der Bischofsfamilie einen Baron geheiratet.)

Clericus
– Ober-Steuer-Inspektor, Friedland Sept. 1852 (öff. Anz. Kbg., 1852, S.721)
– L. C. Red. D. „Pallas“, Zeitschr. D. Kunstgewerbe Verl. Z. Magdeburg, Schriften von ihm 1882 angegeben im Apron. 20, S.187
– Gutsbesitzer Oskar C. zu Sausleßowen Kr. Goldap /Adressb. Reg. Bez. Gb. 1913)

Anmerkung: Es wäre natürlich eine charmante Idee in diesem Gutsbesitzer Clericus den Hintergrund unserer beiden Ludwigswalder Förster zu sehen, die 1796 plötzlich auftauchten. Aber dieser Gutsbesitzer Clericus wird über hundert Jahre später erwähnt. Es fällt schwer, hier eine Verbindung annehmen zu wollen…

– Henrietta Friederike Cl. Oo vor Mitte 1814 Karl Gotthilf Kroll

Kartei Quassowski Buhstabe Ka-Ko

Klaer (vgl. Clair)
– Magda Klaer verlobt mit Kurt Karalus Mölle Schweden, Hamburg, Eilbeck, al 34, Hannover, 9.8.1930 (Kbg. – Allg. Zg. 31.8.1930

Klaehr
– Mangelsdorf u. K. Geschäft i. Memel 1852 (öff. Anz. Kbg. 1852 S.204)

Anmerkung: Hier haben wir wieder zweimal Klaer mit K, einmal sogar noch mit Dehnungs-h. Sollte es hier eine Verbindung zum oben erwähnten Kaufmann Fritz Klaer 1913 in Neidenburg geben? Ob hingegen die oben genannte Magda Klaer, die sich mit einem Schweden verlobte, überhaupt aus Ostpreußen stammte, bleibt unklar.

Baranski – Die Taufregister der deutsch-reformierten Gemeinde Sadweitschen, Kr. Gumbinnen 1714 bis 1735

– S. 76 Clair
Nr. 514: 29.11.1722 Hans Gangei
V: Han Gangei (Ganguin)
M: Magdalena Glärin (=Clair)
P: Francois Ludwig, Daniel Brigo, David Mondange (=Montundon), Elisabeth Rusola (Rosselet)

Anmerkung: Wir kennen die Mutter bereits als Magdeleine Clerc, verheiratet mit Jean Ganguin, Kinder: Jacob Ganguin, Abraham Ganguin, Marie Magdeleine Ganguin, Jean Ganguin (1722-1786), David Ganguin (1728-1788), siehe meine Aufzeichnungen von 2015. Sie war vermutlich eine Schwester von David und Jakob Clerc (Clair) aus Matzutkehmen.

Insterburger Bürgerbuch
Familienkundliche und ortsgeschichtliche Beiträge aus „Nadrauen“. Heimatbeilage des „Ostpreußischen Tageblattes“, erschienen Insterburg 1935 bis 1940
– Insterburger „Vorstadt“ u. „Freiheit“
Konkretr „Schloßfreiheit“ 1679-1687 folgende dt. oder eingedeutschte Namen: … Klehr. Zusatz: Die Einwohner sind um 1680(90 v. Beruf Handwerker, Höker, Tagelöhner, Losgänger, einige werden als „arm“ oder „blutarm“ gekennzeichnet.
Adam Klehr 1664/65 Freiheit Insterburg: Grundzins 5 Mark

Anmerkung: Hier haben wir nun den Hinweis, dass es bereits Jahrzehnte vor der Einwanderung der Schweizer 1712 nach Ostpreußen Klehrs (in dieser Schreibweise) in Insterburg gegeben hat, konkret den armen Adam Klehr, der 5 Mark Grundzins zu bezahlten hatte. Vielleicht war er ein verarmter Nachkomme der Familuie des Bischofs von Samland. Oder er kam von ganz woanders…

Raths- und Bürgerbuch (1728-1852) und Seelen-Register (1780-1788) der Stadt Gumbinnen

– Clair, von, geb. Reichardt, verwitw. Frau Hauptmann, … anno 1784 Gumbinnen, G.

Konsequenz: Schon um 1728 waren alle Clercs (Clairs) schweizerischer Herkunft aus Gumbinnen abgewandert. Erst mit dem Hauptmann v. Clair und seiner Frau kamen wieder Träger unseres Namens in diese Stadt, auch wenn es vermutlich keine Verbindung zu ihnen gibt.

Kartei Quassowski Buchstabe H

– Huguenin (frz.-schweiz. Kolonialbauern um 1710 im Bez. Gumbinnen angesiedelt (Allg. Ztg. v. 29.10.1933). Nachkommen z.B. Verbundsdirektor, der Vortrag in Reifeisenbank 1928 hält
– Anne Marie H. oo Jakob Klair + vor Ende 1734

Anmerkung: Auch das war uns schon bekannt.

Patrick Plew – Ortsfamilienbuch Laukischken 1822-1830
(aus den Generalakten des kgl. Kreisgerichts Labiau)
– Herbert Claer geb. 9.2.1918 in Perdollen, + 27.11.1942 Demecki (Demechi) Feldwebel

Anmerkung: Von diesem Herbert Claer aus Perdollen wussten wir noch nichts. Demnach hat es noch im 20. Jahrhundert weitere ostpreußische Claers (in dieser Schreibweise!) außer denen im Raum Neidenburg und in Königsberg gegeben!

Perdollen ist ein kleines Dorf, hat im Jahr 1847 ganze 291 Einwohner (davon 2 Katholiken!). „Am 22.12.1923 erfolgt die Eingliederung des Gutsbezirks Pfeil, Forst, aus dem Amtsbezirk Pfeil in die Landgemeinde Perdollen im Amtsbezirk Geidlauken.“ Der heutige Name ist Petino.

Anmerkung: Geidlauken ist der Herkunftsort des Fuhrmanns Franz Richard Claer, der später ins Rheinland auswanderte, dort hatte dessen Vater, der Müller Hermann August Claer, ein älterer Bruder „unseres“ Franz Claer, seine Mühle. Er hatte in die mutmaßliche Müllerfamilie Metschull eingeheiratet. Den Namen Metschull gibt es in dieser Gegend sehr häufig in den verschiedensten Schreibweisen. Auch der Geburtsort „unseres“ Franz Claer, Eichenberg im Kreis Wehlau, wo sein vater (Christian) Friedrich Claer 1841 eine Försterstelle angetreten hat, liegt sehr nahe an Geidlauken…

 

6. Sonstige Funde

Claers in der Nähe von Osterode
Wie schon eingangs erwähnt, hat eine entfernt verwandte Namensträgerin mit mir Kontakt aufgenommen und mir noch dazu sehr bei der Entzifferung einschlägiger Dokumente geholfen. Es handelt sich um meine Tante dritten Grades Lorelies, die Schwester des legendären Boxers und Skandal-Schriftstellers Moppel Claer, von dem in meinen früheren Texten schon vielfach die Rede war. Sie berichtete mir von weiteren Claers aus der Nähe von Osterode:

„Es gibt einen weiteren Hinweis, dass es Claers in der Nähe von Osterode gegeben hat:
ich machte 1999 mit einer Freundin  eine Fahrt nach Ostpreußen. Wir waren auf Spurensuche und sie suchte auf einem Friedhof in Bieberswalde bei Liebemühl nach Gräbern ihrer Familie.
Meine Freundin fand keines, aber ich: Ruhestätte der Familie Claer stand auf einem schmiedeeisernen Kreuz. Sie können sich vorstellen, dass ich meinen Augen nicht traute. Ich war nun überzeugt davon, dass mein Opa Otto aus diesem Ort stammte, obwohl Bieberswalde in meiner Erinnerung nie erwähnt wurde. Ich habe mir dann die Kirchenbücher von Bieberswalde/Liebemühl bei den Mormonen angesehen, aber darin niemandem mit unserem Namen gefunden.“

Hildegard in Königsberg
Vor mehreren Monaten fand ich im Online-Archiv der Preußischen Allgemeinen den folgenden Artikel:

Click to access 1955_03_05_10.pdf

In der Sowjetunion
zurückgehalten

Heimkehrernachrichten über Verschleppte und Verstorbene

Wir veröffentlichen im folgenden nunmehr weitere Namen von Zivilverschleppten, die in Rußland zurückgehalten werden oder verstorben sind. Die Namen sind von Heimkehrern aus
ausländischem Gewahrsam aufgegeben worden.
Sollten Sie, liebe Landsleute, über diese Personen ergänzende Angaben machen können, oder den Verbleib von deren Angehörigen wissen, bitten wir Sie, uns diese mitzuteilen.

Liste 8
– Rathjen geb. Clair, Hildegard, geb. etwa 1906. Zuletzt wohnhaft (5b) Königsberg/Ostpr., Hausfrau, gemeldet von: Willig, Martin

Anmerkung: Für mich war klar: Hildegard ist laut unserem Stammbaum eine Tochter von Richard Claer. Martin Willig (ihr Cousin) ist ein Sohn von Amanda Claer (die wohl tatsächlich Amalia hieß, siehe oben), einer Schwester von Richard und meinem Urgroßvater Georg. (Interessant ist, dass Martin Willig in seiner Meldung offenbar die alte Namensschreibweise Clair angegeben hat.)
Doch die erwähnte Tante Lorelies schrieb mir:

„Mein Großvater Otto starb 1935. Meine Oma Emma gilt als verschollen. Sie war bis zum Überfall auf Königsberg im Dezember 1944 bei uns in Groeben. Sie brach auf in Angst um ihre Tochter Hildegard, die allein in Königsberg war, um sie zu “beschützen”. Sie hat Hildegard nicht getroffen. Diese kam in russische  Kriegsgefangenschaft, 1948 wurde sie entlassen.“

Tatsächlich steht auch diese andere Hildegard in unserem Stammbaum: als Tochter des – wie wir nun wissen – fälschlich von meinem Großvater Gerhard als jüngerer Franz Claer deklarierten Otto Albert Claer von der Post. Nebenbei bemerkt: Dass zwei Brüder, Richard und Otto, beide Postangestellte, ihrer Tochter jeweils den gleichen Vornamen geben, lässt nur den Schluss zu, dass sie sehr lange keinen Kontakt zueinander hatten. Andererseits haben wir ja, wie bereits beschrieben, Ähnliches noch viel krasser mit den vielen Ottos erlebt…

Welche Hildegard war also nun also die in der Sowjetunion zurückgehaltene? Die Antwort von Tante Lorelies lautet:

„Klar, das ist meine Tante Hilde. Sie wurde beim Russeneinmarsch in Königsberg nach Russland verschleppt. 1948 wurde sie entlassen. Ich sehe sie bei ihrer Ankunft noch in unserer Küche sitzen. Sie ging dann nach FfM, wo ihr Mann Herrmann Rathjen inzwischen lebte und  1949 etwa kam Ingeborg auf die Welt. In den 60igern ist Hilde  verstorben.“

 

Anzeige Fuhrwerk Friedrich Claer aus Erfurt in Leipziger Zeitung 1828
Dann habe ich noch eine Anzeige des oben erwähnten überregional operierenden Fuhrunternehmers Friedrich Claer aus Erfurt in der Leipziger Zeitung des Jahres 1828 gefunden. Der Text lautet:

fuhrwerk-friedrich-claer-leipziger-zeitung-1828-kleinBekanntmachung: Ein geehrtes kaufmännisches Publikum benachrichtige ich hiermit ergebenst, dass mein Fuhrwerk, welches ich seit ichaelis 1827 betreibe, jetzt wöchentlich einmal bestimmt nach hier kommt. Ich besorge Güter und Bestellungen nach Eckartsberge, Budtstadt, Apolda, Weimar, Erfurt, Arnstadt, Reutietendorf, Gotha, Meiningen, Eisenach und anderen diesen nahe gelegenen Orten und halte mit meinen Geschirren im Goldnen Schiff (Fleischergasse), woselbst Herr Sieland Bestellungen und Güter nach benannten Orten übernimmt. Leipzig, im Februar 1828. Friedrich Claer, Frachtfuhrmann aus Erfurt.
Beinahe Otto-Claer-Straße in Raesfeld

Und zu guter Letzt: Als ob wir noch nicht genug Otto Claers entdeckt hätten, wäre vor ein paar Jahren beinahe eine Straße nach einem Otto Claer benannt worden, und zwar in Raesfeld, Nordrhein-Westfalen, Region Lippe-Issel-Niederrhein. Dort stand der Name Otto Claer 2012 auf einer Liste mit 27 Namen, unter denen der Namenspatron der Straße eines Neubaugebiets ausgesucht werden sollte:

„17. Otto Claer – Heilpraktiker in der Schlossfreiheit“

Meine weitere Recherche ergab, dass dieser Heilpraktiker Otto Claer aus Raesfeld 1807 sogar eine Prüfung als Chirurg ablegte:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/5E6YTKOTK6EAK72ZUZCEUDA3VLI7ROD5
Prüfung des Otto Claer aus Raesfeld als Chirurg.
Kontext:
Fürstentum Salm – Kanzlei, Akten >> 19 Medicinalia >> 19.2 Specialia
Laufzeit:
1805-1807
Bemerkungen:
b) Spezialia
Digitalisat im Angebot des Archivs:
kein Digitalisat verfügbar
Bestand:
B 008 Fürstentum Salm – Kanzlei, Akten
Online-Findbuch im Angebot des Archivs:
http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?guid=Fb_b2928c13-1a23-4c25-82dd-925028d94b53&archivNr=1

Allerdings gibt es bei ihm keinerlei Hinweise auf eine Verbindung zu
„unseren“ ostpreußischen Claers. Die Straße in Raesfeld wurde schließlich auch nicht nach ihm benannt.

Hier enden nun meine Ausführungen – zumindest in diesem Jahr. Meine Forschungen zur Namens- und Familiengeschichte werde ich weiter fortsetzen und die Ergebnisse an gewohnter Stelle posten.

 

Juli 2015: Ahnenfoschung, Teil 7

Gesammelte Erkenntnisse zur Historie unseres Namens aus den letzten 12 Monaten

Nach längerer Pause ist es nun wieder dringend geboten, den aktuellen Stand unserer Forschungen schriftlich festzuhalten, da sich inzwischen eine solche Menge an neuen Erkenntnissen angesammelt hat, dass ich ansonsten befürchten müsste, die Thematik könnte mir über den Kopf wachsen. Zwar kann vom „großen Durchbruch“ auch weiterhin keine Rede sein, doch gibt es immerhin einige vielversprechende neue Spuren und Ansätze. Insbesondere konnten in den vergangenen Monaten mehrere erstmalige Kontakte zu mutmaßlichen entfernten Verwandten oder zumindest Namensträgern unsere Forschungen beflügeln.

Ausgangspunkt sind aber zunächst auch diesmal wieder die Claers in Ludwigswalde. Wir hatten bei Durchsicht der Ludwigswalder Geburtseinträge keinen Eintrag zur Geburt meines Ururururgroßvaters in der Namenslinie, des Unterförsters Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (Lebensdaten laut einer Angabe in der Mundia-Datenbank 1770-21.12.1815) gefunden. Er und seine Frau Susanne Hoemke (inzwischen glauben wir aber eher, dass es in den Einträgen Gesine Hoemke heißen soll) waren in Ludwigswalde 1799 Eltern meines Urururgroßvaters Christian Friedrich Clair und 1803 dessen Bruders Johann Wilhelm Claer geworden. Ferner gab es in Ludwigswalde noch einen Unterförster (so muss es wohl heißen, damals lasen wir …bergförster) Johann Friedrich Clair. Er und seine Frau Susanna Dorothea Liedmann wurden 1797 Eltern eines Friedrich Wilhelm Claer d.J. Darüber hinaus hatten wir bei den Geburten noch weitere Einträge des Namens Claer/Klair/Cleer gefunden bei allerdings z.T. beträchtlicher Unsicherheit, ob wir richtig gelesen haben: einen Johann Christian Klaer 1794 auf Quatier vom Depots Batallion; einen Christian Clair 1788 als Taufpate; einen Gottfried Klair, Musquetier vom Regiment 1749 und 1752; einen Johann Schmied Cleer, Schulze in Altenburg 1739 sowie einen Mil. (Soldaten?) Minhart Claer 1736. Ferner konnten wir feststellen, dass Susanna Dorothea Liedmann, die Ehefrau des Unterförsters Johann Friedrich Clair, zuvor mit dem Unterförster Johann Kopfhammer verheiratet war und in dieser Zeit 1788 und 1793 Mutter zweier Kinder wurde. Hinzu kam der etwas rätselhafte Umstand, dass in der Mundia-Datenbank als Ehefrau „unseres“ Unterförsters Friedrich Wilhelm Claer und Mutter des Sohnes Johann Wilhelm Claer im Jahre 1803 nicht Susanne/Gesine Hoemke angegeben war (wie es gemäß den Geburtseinträgen in den Taufbüchern richtig gewesen wäre), sondern Susanna Dorothea Kopfhammer.

Wir erwarteten also mit Spannung die Auswertung der Taufen 1665-1700, der Heiraten 1682-1814 und der Toten 1682-1813. Allerdings brachten uns die Taufen 1665-1700 keinerlei Funde.

1. Die Ludwigswalder Heirats- und Sterbeeintragungen

In den Heirats- und Sterbeeintragungen fanden wir:

– S. 216-rechts-01 (1796):
Ludwigswalde. Friedrich Wilhelm Claer königl. Unterförster mit Wittwe Susanna Dorothea Kopfhammelin 25. ten Sept: copuliert 30 H (Heller?) zur Schulstraße bezahlt. aber Zwilinge (?) gebucht (?) vom Amte Karschau vom (am?) 14 ten Sept. beigebracht 30/32

S.216 li-01 (1796) klein

216_rechts_01

 

– S. 209_links_01 und rechts ganz unten (1782):
Johann Heinrich Kopfhammel (Unterförster) mit Jungfer Susanna Dorothea Liedmanin am 19. Jan. (Heiratseintrag)

– S.198 li 02 (1754):
Am 24. Januar ist gut ??? ?? An (?) Christoff Nin. (?) Claer, Schultz in Altenberg, mit Jungfer Dagmar Dybben (Delten?) für Hrn. (?) Schultz
Casse ist gezahlt 30 gu (Gulden?)
(Quelle ist insgesamt sehr schwer zu lesen und Inhalt daher recht unsicher.)

198_links_02

198_links_02

 

 

 

 

– S.304 (1797):
Ludwigswalde 8. Joh. Friedrich Claer königl. Unterförsters Söhnlein (?) Friedrich Wilhelm begraben am 26. Febr

S.304 li 01 (1797) groß klein

 

 

– S.238 (1715):
Dom. XVII. ? 13 8 h ließ Hanß Claire sein Töchterlein mit Gesang und Klanck begraben.
(Hier ist vor allem fraglich, ob es Claire heißt, der Rest ist gut lesbar. Der erste Buchstabe könnte eher ein T sein, aber danach folgt keinesfalls ein h…)

S. 238 (1715) Hans Claire sein Töchterlein klein

Das sind leider nur recht bescheidene Funde, die uns noch dazu z.T. beträchtlich verunsichern. Enttäuschend ist zunächst, dass die Heiratseinträge in unseren Fällen keine Angaben über die Herkunft der Eheleute enthalten. Das wurde, wie ich feststellen musste, im Laufe der Jahre recht unterschiedlich gehandhabt, mitunter finden sich sogar recht umfangreiche Informationen über die Heiratenden, nur leider nicht in den für uns relevanten Einträgen.

Immerhin wissen wir jetzt, dass Susanna Dorothea Liedmann, die spätere Frau des Unterförsters Johann Friedrich Claer und Mutter des jüngeren Friedrich Wilhelm Claer, ihren ersten Ehemann, den Unterförster Johann Kopfhammer, mit dem sie 1788 und 1793 zwei Kinder bekam, bereits im Jahr 1782 geheiratet hat. Ferner wissen wir nun, dass der junge Friedrich Wilhelm, der Sohn des Johann Friedrich Claer und der Susanna Dorothea Liedmann 1797 bereits 14 Tage nach seiner Geburt am 8.Februar 1797 wieder verstorben ist, wie es ja damals häufiger vorkam.
Doch stürzt uns der Heiratseintrag von 1796 in erhebliche Verwirrung, wonach „unser“ Friedrich Wilhelm Claer, der königliche Unterförster, die Witwe Susanna Dorothea Liedmann geheiratet haben soll. Dass Susanna Dorothea Liedmanns erster Mann, der Unterförster Kopfhammer, gestorben sein musste, hatten wir uns ohnehin schon gedacht. Aber nur ein Jahr später, 1797, bekam Susanna Dorothea Liedmann ein Kind mit ihrem Ehemann Johann Friedrich Claer, während „unser“ Friedrich Wilhelm Claer drei Jahre später, 1799, mit seiner Frau Susanne/Gesine Hoemke eine Familie gründete. Wie konnte also Susanna Dorothea Liedmann 1796 „unseren“ Friedrich Wilhelm Claer geheiratet haben und nicht, wie es zu erwarten gewesen wäre, seinen mutmaßlichen Bruder Johann Friedrich Claer? Naheliegend wäre es, hier einen Fehler in der Eintragung zu vermuten. Der Pfarrer könnte die beiden Unterförster Claer schlicht miteinander verwechselt haben. Damals sollen die Eintragungen in vielen Kirchenbüchern nur gesammelt ein oder zweimal jährlich aus dem Gedächtnis des Pfarrers erfolgt sein. Das würde alles erklären, und doch bleibt der irritierende Umstand, dass – wie bereits erwähnt – in der Mundia-Datenbank als Ehefrau „unseres“ Unterförsters Friedrich Wilhelm Claer und Mutter des Sohnes Johann Wilhelm Claer im Jahre 1803 nicht Susanne/Gesine Hoemke angegeben war, sondern Susanna Dorothea Kopfhammer…

Darüber hinaus gibt es im Hochzeitseintrag des Friedrich Wilhelm Claer und der Witwe Susanna Dorothea Liedmann noch einige rätselhafte Zusätze. Deutlich erkennen können wir von diesen lediglich den Ortsnamen Karschau. Das Amt Karschau (dem Amt Kobbelbude mit Ludwigswalde benachbart) war eines der kgl. preuß. Dömänenämter in Ostpreußen. Beide Ämter gehörten zum Brandenburgischen Kreis in Ostpreußen.
(http://books.google.de/books?id=Mww_AAAAcAAJ&pg=PA16&dq=amt+karschau&hl=de&sa=X&ei=QCZqVN3nGsX-ygOM5YL4CQ&ved=0CCUQ6AEwAw#v=onepage&q=amt%20karschau&f=false)

Es gab drei Landesherren in Preußen: die Städte (die Kämmereigüter), den Adel (die Rittergüter) und den König (die Domänen-Ämter). (http://wiki-de.genealogy.net/Ostpreu%C3%9Fische_%C3%84mter)

Die königlichen Förster (und als solche wurden sowohl „unser“ Friedrich Wilhelm als auch sein mutmaßlicher Bruder Johann Friedrich bezeichnet) unterstanden also den Domänen-Ämtern. Insofern könnte der Hinweis auf das Domänenamt Karschau also noch von Bedeutung für uns sein. Vielleicht verrät er etwas über die Herkunft der beiden Ludwigswalder Unterförster Claer. Wir werden diese Spur weiter verfolgen.

Weiterhin haben wir einen Hochzeitseintrag aus dem Jahr 1754 gefunden, wonach – wenn wir richtig gelesen haben – ein Christoff Claer, Schulze (also Bürgermeister) in Altenberg (dem Nachbarort von Ludwigswalde), eine Jungfer Dagmar Dybben geheiratet hat. Dies würde immerhin zu unserem früheren Fund passen, wonach der Schmied Johann Cleer 1739 Schulze in Altenberg war und einen Sohn namens Johann Christoph bekam. Allerdings wäre dieser (Johann) Christoph Claer 1754 erst 15 Jahre alt gewesen, und so erscheint es doch recht zweifelhaft, ob er – wenn er es denn gewesen ist – in diesem jungen Alter schon heiraten, geschweige denn bereits Schulze gewesen sein konnte…

Bleibt schließlich noch der unsichere Fund aus dem Jahr 1715, wonach ein Hanß Claire sein Töchterlein mit Gesang und Klanck in Ludwigswalde begraben ließ. Hanß mit “ß” kommt auch in anderen Einträgen vor, war also nicht ungewöhnlich. Die Formel am Ende “mit Gesang und Klank/Klanck” (was sicherlich Klang bedeuten soll) findet sich auch in fast allen anderen Einträgen dieser frühen Jahre. Wenn dieser Hanß denn wirklich ein Claer gewesen sein sollte, dann wäre er wohl wenige Jahre nach der Einwanderung von David und Jakob Clerc/Clere/Clair aus St. Imier nach Matzutkemen (1712) in Ludwigswalde aufgetaucht. Es sollen ja große Teile der Schweizer Kolonie schon in frühen Jahren in andere Gegenden Ostpreußens abgewandert sein. Christian Clerc wurde etwas später, 1719, auf der Durchreise in Stolp/Pommern registriert…

Nach allem bleiben jedoch viele Fragen offen. Nicht nur von den Förstern Claer, sondern auch von ihren Frauen finden sich keine Geburtseinträge in Ludwigswalde. Da, wo es Taufeinträge von Claers gibt, fehlen mehrmals im Vorfeld zu erwartenden Heiratseinträge und umgekehrt. Sterbeeinträge haben wir nur von Kleinkindern gefunden. Folglich gab es über die Jahre wohl kaum Claers, die fest in Ludwigswalde verwurzelt waren.

Im übrigen ist auffällig, dass in den Einträgen der Ludwigswalder Kirchenbücher eine ganze Reihe von Militärs auftauchen, teilweise mit Hinweis auf bestimmte Regimenter, denen sie zugehörig waren.

Dennoch ist festzuhalten, dass es – zumindest in Ludwigswalde – keinerlei Funde aus der Zeit vor der Einwanderung der Clercs / Clairs aus der französischen Schweiz (1712) gibt, was dafür spricht, in unseren Vorfahren die Nachkommen der Schweizer Einwanderer zu sehen, ohne dass damit die Theorie von der Verbindung zur adligen hugenottischen Familie des Hauptmanns von Gumbinnen oder jene von der anglonormannischen Herkunft über den Baumeister des Königsberger Doms, den Bischof vom Samland Johannes Clare (geb. 1344), völlig vom Tisch wären.

2. Die Clercs / Clairs in der Schweizer Kolonie (1710)

Grund genug, sich näher mit der sog. Schweizer Kolonie im Raum Gumbinnen (1710 ff.) zu beschäftigen, die sogar sehr gut erforscht ist.

a) Große Hilfe durch Fritz Schütz

Gleich einen Volltreffer landete ich mit dem Standardwerk von Fritz Schütz, „Französische Familiennamen in Ostpreußen aus der Zeit der Schweizerkolonie, ihre Herkunft, Schreibweise, Änderung“ (Ostpreußischer Heimatverlag, Gumbinnen 1933), das ich mir in einer Bibliothek mittels Fernleihe bestellte. Aus dem darin enthaltenen Namensverzeichnis:

S.0+1

 

 

 

 

 

„Die mit *bezeichneten Familiennamen kommen heute noch in Ostpreußen vor. … Die Schreibweise der Namen ist die der Kirchenbücher“

– Clair *, Herkunft: aus St. Imier, Distr. De Courtelary, Schweiz; Schreibweise der Kirchenbücher: Clere, Clari; heute bestehende Änderung: Claer, Klaer, Klär.

– de Clair*, Herkunft: unbekannt.

S.14+15 klein

 

Also zumindest der Heimatforscher Fritz Schütz führt die ostpreußischen Claers eindeutig auf die Einwanderer aus St. Imier zurück.

In der Einleitung seines Buches heißt es:

„Mit den Jahren 1708 bis 1710 verwüstete die aus Polen gekommene Pest ganz Ostpreußen, besonders hatte das damalige Amt Insterburg darunter zu leiden. Mißwachs, Hungersnot, drückende Lasten trugen dazu bei, dass die ländliche Bevölkerung, soweit sie noch dazu imstande war, ihre Besitzungen stehen und liegen ließ. In den Ämtern Insterburg, Ragnit, Tilsit und Memel standen allein 8411 Bauernhöfe ohne Bewohner, ausgestorben oder verlassen. König Friedrich I. erließ seine Einladungsaufrufe zur Neubesiedlung des „deputierten“ Landes im ganzen Deutschen Reich und in der Schweiz. Die Folge war ein außergewöhnlich großer Zuzug zunächst aus Ostpreußen selbst, dann auch aus Litauen und Polen, so dass schon 1711 wieder über 4000 Besitzungen in festen Händen waren. Dann kamen in größeren und kleinen Zügen Neusiedler aus der deutschen und französischen Schweiz, aus Hessen-Nassau, der Mark Brandenburg, Württemberg, Pfalz, Elsaß, Lothringen, Flandern, aus Nordfrankreich, um hier eine neue Heimat zu suchen und zu finden. Mit der Oberleitung dieses Siedlungsgeschäftes war der Burggraf Alexander zu Dohna betraut, der die Abwicklung in äußerst geschickter Weise vornahm. Dieser, selbst geborener Schweizer, hatte wiederum seinerseits in dem Königsberger Refugié Lacarrière einen außerordentlich geeigneten Helfer. Inzwischen hatte der König Friedrich Wilhelm I. die Regierung angetreten und in großzügigster Weise, verbunden mit der ihm angeborenen Sparsamkeit, das Kolonisationswerk seines Vaters übernommen und weitergeführt. Die Neusiedler wurden in der Hauptsache in der Umgebung von Judtschen und Gumbinnen angesetzt. Die Verwaltung befand sich in Judtschen, hier fanden die nicht ganz einfachen Fragen ihre Erledigung. Es ist zu bedenken, dass ein großer Teil der Siedler nur französisch sprach, bei den übrigen waren alle deutschen Dialekte vertreten. Noch 1739 war beim Besuch Friedrichs des Großen in vielen Dörfern die französische Sprache vorherrschend. Das Bedürfnis des Zusammenhaltens aus Familien-, wirtschaftlichen und sprachlichen Gründen entwickelte sich naturgemäß sehr stark, dazu kam noch, dass die Kolonisten als Reformierte in der streng lutherischen Umgebung keinen leichten Stand hatten. Die wirtschaftliche Bevorzugung der Schweizer gegenüber den Alteingesessenen rief auch unter den anderen Kolonisten beträchtliche Reibereien hervor, die aber durch den „Kolonistenvater“ Graf Alexander zu Dohna unter manchen Schwierigkeiten geschlichtet wurden. Jedenfalls erhielt im Laufe der Zeit auch ein Teil der übrigen Kolonisten die gleichen Rechte. Sie wurden unter dem Sammelnamen „Schweizerkolonie“ verwaltungstechnisch unter einen Hut gebracht.
Um einen anscheinend unausrottbaren Irrtum zu beseitigen, sei also nochmals betont, dass zur „Schweizerkolonie“ nicht nur echte Schweizer, sondern auch andere Kolonisten zu zählen sind.
Die kirchliche Versorgung erfolgte in folgender Weise: zunächst wurde die Deutsch-Schweizerische Kirchengemeinde in Sadweitschen einem deutschen Prediger, sodann die Französisch-Schweizerische Kirchengemeinde 1713 in Judtschen mit einem französischen Prediger (Kirchenbau 1727), dann die Französisch-Schweizerische Kirchengemeinde in Gumbinnen 1731 – in Vereinigung mit der aufgelösten Gemeinde in Sadweitschen – (Kirchenbau 1739) mit einem französischen Geistlichen.

+Karte

Über diese Kolonisation v o r der Einwanderung der Salzburger ist leider kein ausführliches Geschichtswerk vorhanden, sie ist recht stiefmütterlich behandelt, obgleich sie mindestens von derselben kulturellen Bedeutung ist wie die Einwanderung der Salzburger. Zahlenmäßig ist sie größer, in ihrer wirtschaftlichen Auswirkung von allergrößter Bedeutung. Neueinführungen und Verbesserungen in Industrie, Handel und Landwirtschaft: Wollweberei, Seidenweberei, Färberei, Gerberei, Hutfabrikation, Tabakbau, Hopfenbau, vereinzelt Weinbau, verbesserter Pflug. Uhrmacher, Kupferschmiede, Handschuhmacher, Strumpfwirker fanden ein ausgedehntes Feld für ihr teilweise nicht vertretenes Handwerk.
Als Folge dieser Einwanderung: Neugründung vieler Schulen, Erhebung von 6 Dörfern zu Städten (1724). Über die Gründe dieser Einwanderung: Während bei den Salzburgern, die als größte geschlossene Volkseinheit 1732 einwanderten, religiöse Verfolgung vorlag, sind die Gründe bei obigen Neusiedlern rein wirtschaftlicher Art, nur für die Nassauer treffen religiöse Schwierigkeiten zu. Die religiöse Frage spielt überhaupt bei der gesamten Siedlungsgeschichte lange nicht die Rolle, die man ihr zuzuerteilen geneigt ist. Friedrich Wilhelm I., selbst reformiert, zieht die lutherischen Salzburger ins Land mit dem gleichen Wohlwollen wie die reformierten Schweizer-Kolonisten. Es muss einmal klar ausgesprochen werden, dass bei der Siedlungspolitik die W i r t s c h a f t s p o l i t i k die größere Rolle gespielt hat. Friedrich Wilhelm I. war unzweifelhaft ein tief religiöser Herrscher, er war aber auch ein großer Rechenmeister. Das Land Ostpreußen wurde unter seiner Führung die ertragreichste Provinz Preußens:
,Aber das Land wird bebauet sein und ist dazu guth, wenn die Kinder erwachsen und mein Sohn Krieg bekommt, dass ihm an Menschen nit fehlet. Das ist auch ein Reichtum, Menschen halte vor den größten Reichtum.`
Die vorliegende Arbeit ist auf nicht ganz einfachem Wege zustandegekommen. Zunächst mussten die Kirchenbücher der oben genannten 3 Schweizerkirchen auf etwa 40000 Niederschriften gezettelt und nach Familien zusammengestellt werden. War es doch nur so möglich, die manchmal erstaunlich verschiedenen Schreibweisen der Familiennamen festzustellen, aus denen wiederum Schlüsse auf die Gestaltung der heutigen Namensführung gezogen werden können.
Die Kirchenbücher, teilweise in französischer Sprache geführt, sind nicht immer gut erhalten, auch ergeben sich Schwierigkeiten sprachlicher Art, da der französische Prediger nicht deutsch und der deutsche nicht französisch verstand. Es entstanden Wortungeheuer, die dem Benutzer doch Schwierigkeiten bereiten. …
Die Kenntnis der richtigen französischen Schreibweise mag bei vielen Kolonisten bald geschwunden sein, denn nur so ist die vielfache Rückgestaltung späterer Zeiten zu erklären. …
Ob diese Kolonisten den Hugenotten zugezählt werden können, läst sich im Rahmen dieses Büchelchens nicht durchweg beantworten. Es sei versuchsweise gesagt: Zu den Hugenotten gehören die aus Frankreich gekommenen Siedler, ferner vereinzelte der aus der Schweiz stammenden und aus Süddeutschland gekommenen. Nicht zu ihnen gehören diejenigen aus alteingesessenen Schweizer-Familien, die ja als Reformierte keinen Grund gehabt hätten, aus einem reformierten Lande auszuziehen. Bestimmte Richtlinien aufzustellen ist an und für sich gewagt, hier muss eben die Einzelfamilienforschung einsetzen, die feststellen soll, ob die betreffende Familie ursprünglich in Frankreich ansässig war und infolge der Französischen Religionskriege auswanderte. …
Möge diese Arbeit ihren Zweck erfüllen: Sie soll … auch hinweisen auf die große, einzig dastehende kolonisatorische Tat preußischer Könige vor über 200 Jahren. Aus der Verschmelzung deutscher und fremder Stämme ist in dieser kurzen Zeit ein Volk hervorgegangen, das sich an deutscher Gesinnung, deutscher Tatkraft nicht überbieten lässt: es entstand der ostpreußische Mensch. Denn jeder Ostpreuße, der auf den Pfaden der Familienforschung dem Auf und Ab seines Geschlechtes nachgeht, trifft irgendwann und irgendwo auf jene Kolonisten, die damals Ostpreußen mit neuem Leben erfüllt haben. ,In jedem Ostpreußen fließt ein Tropfen Kolonistenblut.‘

Gumbinnen, im Jahr des Aufstiegs 1933. Fritz Schütz“

Im letzten Absatz ist der Verfasser erkennbar darum bemüht, das Multi-Kulti der ostpreußischen Einwanderungsgesellschaft irgendwie auf die völkische Linie der neuen Machthaber zu bringen…

Kleiner Exkurs: Sehr detailliert und mit umfangreichem Zahlenwerk versehen ist die Darstellung des ostpreußischen Völkergemischs, aus dem sich im 18. Jh. der „Neustamm der Preußen“ gebildet hat, auf der Internetseite des Klaus-Peter Jurkat, Bergisch Gladbach. (http://www.prussen.org/besiedelung-bevoelkerungsentwicklung-ostpreussen.htm)

Ihm zufolge sah die Bevölkerungsstruktur Ostpreußens Ende 1711 wie folgt aus:
28.594 Litauer
89.549 Masuren
130.794 Deutsche etc.
191.063 Prußen
440.000 Einwohner

Die Prußen waren so etwas wie die ostpreußische Urbevölkerung. Sie hatten eine noch bis ins 17. Jahrhundert hinein dominante, später aber ausgestorbene westbaltische Sprache, die große Ähnlichkeit mit der ursprünglichen indoeuropäischen Sprache gehabt haben soll. Der „breite Tonfall“ der deutschen Dialekte Ostpreußens geht laut Reinhard Schmoeckel auf altpreußischen Einfluss zurück. Ende des Exkurses.

Ebenfalls aus der Feder jenes Fritz Schütz fand ich online einen weiteren Text über die Schweizerkolonie, in dem u.a. davon berichtet wird, dass der große Königsberger Philosoph Immanuel Kant (1724-1804) in jenen Jahren zeitweise in Judtschen gelebt hat.

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Fritz Schütz, Ein Beitrag zur Heimatgeschichte – Die kirchliche Versorgung der Schweizerkolonie, in: Preußisch-Litauische Zeitung, Nr. 45, 120. Jg., Gumbinnen Sonntag, den 22.2.1931:


Die Reformierte Kirche in Judtschen
Schon 1710 fanden sich in der Judtscher Gegend die ersten Schweizer ein, so dass sich schon 1714 die Einstellung eines französischen Geistlichen, des David Clarene notwendig machte. Dieser Prediger verstand kein Wort deutsch, so dass sich sehr bald Konflikte mit den inzwischen in größerer Menge angezogener deutschen Kolonisten, die wiederum kein Französisch verstanden, erhoben. Dies führte zu scharfen Beschwerden, die damit endeten, dass Prediger Clarene 1729 durch den deutschen Prediger Daniel Andersch ersetzt wurde, der wiederum kein Französisch verstand. Außerdem zeigte er den französischen Kolonisten etwas die kalte Schulter, “er sei als deutscher Prediger berufen und die Franzosen möchte sich der deutschen Sprache befleißigen.” Dies zog ihm einen ziemlichen Verweis zu, und es ist festzustellen, dass sich die Sprachkenntnisse des Predigers Andersch und somit sein Verhältnis zur Gemeinde wesentlich gebessert haben. Der Prediger Clarene hat die Eintragungen der deutschen Familien- und Ortsnamen in grausamer Weise verstümmelt, manchmal bis zur Unverständlichkeit, ebenso war es mit den Eintragungen der französischen Orts- und Familiennamen durch Pfarrer Andersch. Die Kirchenbücher der Gemeinde Judtschen sind vollständig erhalten und dadurch äußerst wertvoll, dass nicht nur der Herkunftsort des Eingewanderten selbst, sondern auch noch seine Eltern angegeben sind. Auch steht bei den meisten die Angabe des Berufes. Besonders wertvoll sind sie noch dadurch, dass die beiden größten Geister der damaligen Zeit als Taufzeugen eingetragen sind, und zwar der König Friedrich der Große und Immanuel Kant. Immanuel Kant soll mehrere Jahre bei Herrn Prediger Andersch Hauslehrer gewesen sein, er selbst sagt in seinen Schriften nichts davon. Er ist zweimal als Taufzeuge eingetragen; eine Eintragung möge hier abgedruckt werden: Am 27. Oktober 1748 lässt taufen der Schulmeister Jacob Challet aus Judtschen sein Söhnlein mit dem Namen Samuel. Die Mutter heißt Catharina Blattin (Belat). Die Taufzeugen sind gewesen Immanuel Kant, Studiosus Philosophiä, und die Frau Prediger Andersch in Judtschen. Ob Immanuel Kant noch verwandtschaftliche Bande an die Judtscher Gegend geknüpft haben, ist nicht ohne weiteres festzustellen. Jedenfalls findet sich im Taufregister eine Anne Ephrasine Kantin, 1731, die einen Johann Caspar Gehler, a.a.O. Kehler, heiratet und im Taufregister 1732 dieselbe nochmals, mit dem Zusatz “aus Stallupönen”, der Vater derselben ein David Kant. Noch nicht ganz durchgeführte Nachforschungen freundlichst behilflicher Seite haben bis jetzt ergeben, dass in Stallupönen im Jahre 1703 ein David Kandt, Schotte und Paudelkrämer gelebt hat. Da Kant seinen Ursprung auf Schottland zurückführte, ist eine Verwandtschaft nicht ausgeschlossen. Ob Immanuel Kant die Zeit seines Aufenthaltes in Judtschen (ca. 3 Jahre) benutzt hat, auch einmal die benachbarte Stadt aufzusuchen und mit seinem Geist zu durchdringen, wird bestritten, gemeint ist, damit natürlich nicht Gumbinnen, sondern die andere Nachbarstadt.(http://www.judtschen.de/Fritz-Schuetz.html)

b) Weitere Internetquellen zur Schweizerkolonie

In einer anderen Internetquelle heißt es über die Schweizerkolonie ergänzend:

Die Einwanderung der Schweizer

von Otto Gebauer (Quelle: Gumbinnen, Dr. Grenz)

Die ersten Schweizer kamen 1709 nach Ostpreußen; in den folgenden Jahren nahm die Einwanderung erheblich zu. Der größte Teil der Schweizer Kolonisten wurde im Kreise Gumbinnen angesiedelt. Sie sind es gewesen, die als erste Kolonie die Befreiung vom Scharwerk erkämpft und damit zur sozialen Hebung des Bauernstandes wesentlich beigetragen haben. Im Jahre 1714 entstand die deutsch-schweizerische Gemeinde Sadweitschen. Die Gottesdienste wurden in der ersten Zeit in einer Scheune abgehalten.

1739 wurde in Gumbinnen die reformierte Kirche gebaut, und die kirchliche Betreuung der reformierten Gemeinden erfolgte nun von Gumbinnen aus.

1716 wurde eine französisch-schweizerische Gemeinde in Judtschen gegründet. Der Gottesdienst wurde in deutscher und französischer Sprache abgehalten. Die deutschen Schweizer fanden sich durch ihre deutsche Muttersprache leichter mit der neuen Umgebung ab als die französischen Schweizer, die schon durch die Sprache eine schwierigere Verständigung hatten. Aus diesem Missverhältnis der Sprachen und dem Umstand, dass die Pfarrer einesteils nicht französisch oder auch nicht deutsch sprechen und schreiben konnten, entstand schon bald ein großes Durcheinander in der Schreibweise der französischen Familiennamen. Diese Familien werden oft den französischen Hugenotten zugezählt. Sie haben aber mit den Hugenotten nichts zu tun. Sie kamen nicht aus Gründen religiöser Bedrängnis, sondern aus solchen rein wirtschaftlicher Natur.

Die reformierten Schweizer kamen aus der reformierten Schweiz, die reformierten Franzosen (Franzosen, Wallonen, Waldenser) hatten keine Not, ihre seitherige Wahlheimat, die Pfalz, Mark Brandenburg, Magdeburg usw. zu verlassen, es bedrängte sie dort niemand. Sie trieb lediglich der Wunsch, dem Rufe des Königs folgend, sich in Ostpreußen zumeist unter günstigen Bedingungen ein sicheres Auskommen zu schaffen. War doch Ostpreußen nach den Einladungsschreiben das „Land, in dem alles gedieh außer Wein”. Es handelte sich also um Kolonisten aus dem Berner Jura, ferner aus dem damals zu Preußen gehörigen und preußisch verwalteten Fürstentum Neuchatel. Weiter handelte es sich um Siedler aus den nordfranzösischen Provinzen, um Wallonen, die teils aus Wallonien direkt oder aus der Mark Brandenburg als Zwischenstation kamen, oder um Waldenser aus den norditalienisch-französischen Gebirgstälern und den württembergischen Waldenser-Dörfern. Nur die wenigen wirklichen Franzosen nach 1710 aus Süddeutschland waren Hugenottenabkömmlinge. Die schweizerischen Herkunftsgebiete waren damals teilweise reichlich übervölkert, so dass einzelne Städte den Abwanderern sogar Zehrgelder mitgaben.

Im Kreise Gumbinnen bildeten die deutschen und französischen Gemeinden erst um 1807 eine Einheit. Die Erinnerung an die französischen Schweizer lebt in den vielen französischen Namen fort, die wir bei unseren Gumbinner Landsleuten feststellen.“
(http://www.kreisgumbinnen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=96:schweizer&catid=35&Itemid=89&showall=1&limitstart=)

Darüber hinaus lässt sich im Internet auch noch dieser, mit Zahlenwerk auf dem aktuellen Stand der Forschungen versehene, Text zur Schweizerkolonie finden:

„Die Hugenotten: Geschichte, Glaube und Wirkung
von Eberhard Gresch, 2005

Friedrich Wilhelm I. bemühte sich, die 1709/10 durch die Pest stark dezimierte Bevölkerung des nordöstlichen Ostpreußen wieder zu vergrößern. Am 20.09.1711 wurde ein Einladungspatent erlassen. So kamen im Zuge einer Sekundärwanderung von 1710 bis 1720 auch etwa 350 Hugenotten (-Nachfahren) in das Gebiet um Gumbinnen. Es waren nach 1685 in die Uckermark eingewanderte, mit ihrer Ansiedlung aber unzufriedene französische Ackerbauern; aber auch Pfälzer, d.h. von der Herkunft her überwiegend Wallonen. Sie gesellten sich zu knapp 5.000 weiteren reformierten Neusiedlern aus der französischen und deutschen Schweiz, aus nassauischen Grafschaften östlich des Niederrheins und aus anderen Gebieten innerhalb und außerhalb des Reiches, die zumeist aus wirtschaftlich-sozialen Gründen kamen. Verwaltungstechnisch bildeten sie gemeinsam die Schweizer Kolonie.

Sie unterstand nicht der Amtsgewalt der Provinzialregierung, sondern hatte eine eigene Verwaltung. Ihr wurden geringere Abgaben, Befreiung von der Leibeigenschaft, freie Ausübung ihrer Religion und Errichtung reformierter Kirchen zugesagt und Prediger gestellt. 1711-1722 war ein Hugenotte „Schweizerinspektor“. Der Hauptstrom der Kolonisten kam 1712 an. Sie wurden auf 68 Dörfer im Umkreis von etwa 15 km von Gumbinnen verteilt. … Bald nach der Ankunft der Kolonisten setzte ein reges Abwandern in andere Gebiete des nordöstlichen Ostpreußens ein, wo sie wesentlich an der Gründung weiterer RKG (reformierter Kirchgemeinden) beteiligt waren. Seit 1730 wurde die Eigenverwaltung der Kolonie stark eingeschränkt. … Heute ist ein großer Teil der Dörfer der damaligen Schweizer Kolonie ausgelöscht, bei anderen sind nur noch wenige Gebäude vorhanden.
Das Dorf Judschen, 10 km westlich von Gumbinnen, erhielt 1927 als Zentrum Französisch-Reformierter ein eigenes Kirchgebäude (um 1985 abgerissen).

Literatur:
Machholz, Ernst  – Reformierte in Masuren, Lötzen 1907
Ders. – Materialien zur Geschichte der Reformierten in Altpreußen und im Ermlande. 300 Jahre preußischer Kirchengeschichte, Lötzen 1912
Schütz, Fritz – Französische Familiennamen in Ostpreußen aus der Zeit der Schweizerkolonie, ihre Herkunft, Schreibweise, Änderung. Gumbinnen 1933“

(http://books.google.de/books?id=sjPXy5b7g24C&pg=PA105&lpg=PA105&dq=schweizer+kolonie+gumbinnen&source=bl&ots=riMwf-lqc3&sig=NXD4IEV64SwHT4fCkQ5DEJM6cks&hl=de&sa=X&ei=b9A6VPa6OYrMyAOmloLwCw&ved=0CDAQ6AEwAg#v=onepage&q=schweizer%20kolonie%20gumbinnen&f=false)

Und schließlich finden sich auf einer privaten Internetseite (http://www.gossing-family.de/page2.html) auch noch die folgenden Informationen über die Schweizerkolonie:

Das Leben der Schweizer in Ostpreußen


Es setzte bald eine Fluktuation ein, ja es gab auch Abwanderungen nach Litauen, Polen oder gar Rückwanderungen in die Schweiz.
Auffällig war, dass die eingewanderten Familien fast nur untereinander heirateten, wie die Taufregister aus Judtschen bezeugen. So sind in der Zeit von 1714 bis 1727 von 180 Trauungen 150 der Ehepartner beide aus der selben landsmanschaftlichen Gruppen. Von den drei reformierten Gemeinden Insterburg, Judtschen und Gumbinnen betrug die zahlenmäßige Stärke der „französischen Kolonie“ 1781 Personen, im Jahre 1745 nur für Gumbinnen und Judtschen noch 1019 Personen. Im Jahr 1736 stammten in den „Listen der französ. Kolonie in Litauen“ (LFL) von 431 erfaßten Familien, 28% aus dem Kanton Neuchâtel, 35% aus dem Prévoté Moutier-Grandval, 11% aus der Seigneurie d’Erguel, 5% aus anderen Teilen der Schweiz und 20% waren Rèfugiés (Pfälzer, Uckermärker, Rysselaers, Waldenser)

Verbindung zur alten Heimat
Die Verbindungen der Schweizer in Ostpreußen zu ihrer Heimat sind nie ganz abgerissen. So sind etliche Reisen, siehe auch die von Abraham Gossin u. a. 1711/12, bekannt. Auch in schriftlicher Form wurde die Verbindung gehalten. So sind viele der Eintragungen in den Kirchenbüchern z. B. von Grandval, die der Pastor Jean-Philippe Gobat zusammengetragen hat, aus Ostpreußen stammende Informationen über Eheschließungen, Geburten und Sterbefälle.
Darüberhinaus war ein sehr wichtiger Grund das Schweizer Heimatrecht. Danach ist jeder Schweizer in erster Linie Bürger seiner Heimatgemeinde und danach seines Kantons und der Eidgenossenschaft. Dieses Heimatrecht blieb ihm erhalten, auch wenn er die Schweiz verließ. Auch seine in der Fremde geborenen Kinder hatten dieses Recht inne, wenn dies der Heimatgemeinde gemeldet und sie dort registriert wurden. Manche sind auch wegen anderer Gründe wie Erbangelegenheiten, Beurkundungen oder sonstiger Art wegen dort gewesen. Aber auch Rückwanderungen hat es gegeben, so dass jüngere, bereits in Ostpreußen geborene Schweizer zurückgekehrt sind und ihre Eltern und Geschwister dort ließen. Aber auch Ältere, nach etlichen Jahren in Ostpreußen, sind aus Gründen der Unzufriedenheit mit den Umständen wieder in die Schweiz zurückgekehrt.
Die Gründe für die Auswanderungen im 17. und 18.Jahrhundert waren die noch weit ins 19. Jahrhundert hineinreichenden schlechten Lebensbedingungen der Landbevölkerung. Diese wurden im Wesentlichen durch einen Mangel bzw. ungünstige Verteilung der landwirtschaftlichen Nutzfläche und durch eine zunehmende Überbevölkerung verursacht. Daher handelt es sich bei den Auswanderern dieser Zeit meist um Personen der ärmeren Schichten wie Heimarbeiter, Tagelöhner oder Kleinbauern. Auch die Realteilung von Höfen, innere und größere wirtschaftliche Auseinandersetzungen wie Missernten oder Viehsterben waren Ursachen, wie auch nichtschweizerische Krisen oder Kriege. So wanderten Mitte des 17. Jahrhunderts über 4000 Züricher in die vom Dreißigjährigen Krieg entvölkerten Gebiete im Südwesten des heutigen Deutschland. Ab dem 18. Jahrhundert verschlechterte sich die sozial-wirtschaftliche Lage auch in der Schweiz durch steigende Bevölkerungszahlen, Realteilung, geringe Zunahme der landwirtschaftlichen Erträge und Verharren in alten gewerblichen Strukturen. Die erste Schweizer Kolonie im 17. Jahrhundert an der Wolga wurde unter Katharina II. in der Mitte des 18. Jahrhunderts durch eine neue Auswanderungswelle von Schweizern vergrößert. Im 18. Jahrhundert lockten die großen Weiten Nordamerikas. Durch bessere Reisewege dorthin steigerte sich der Anteil auf die Hälfte aller schweizerischen Auswanderer. Dem folgten im Beginn des 19. Jahrhunderts erste Ausreisen nach Südamerika.
Es gab schon vor 1710 Auswanderungen nach Brandenburg-Preußen. Während der Regierung von Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (der Große Kurfürst) warb dieser Kolonisten zur Wiederbesiedlung der wüst liegenden Stellen in der Mark an, weitere Schweizer aus Bern zur Kultivierung des Golmer Bruchs bei Potsdam. Dies wiederholte sein Sohn Friedrich III. (später König Friedrich I. in Preußen) mehrfach, um fähige Bauern oder Handwerker ins Land zu bekommen. Aber auch Soldaten der Schweiz erbat der Kurfürst 1691 aus den evangelischen Kantonen. Diese sollten seine „Schweizer Garde“ sein. Das wurde seitens der Schweiz genehmigt. Diese königliche Leibgarde bestand bis zu seinem Tod 1713.
Das Hauptaugenmerk war aber die Anwerbung von Bauern. Diese verlief nicht kontinuierlich, sondern in Wellenbewegungen. Wenn immer der Strom der Einwanderer nachließ, setzte die Werbung durch so genannte „Patente“ ein. Eine Masseneinwanderung von Schweizern nach Preußen im Jahr 1712 setzte nach einem Patent vom September 1711 ein. Auch unter dessen Sohn, Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) fand weiterhin die Anwerbung der Schweizer statt.“

Weiterhin führt diese Internetseite auch noch ein vielsagendes Zitat des „Kolonistenvaters“, des Grafen v. Dohna an. Er sah
„…die Schweitzerische Nation, alß die Eintzige, die einen Überfluß an Volck hat, und die sich nicht zu opponieren pfleget, wann man Ihre Einwohner an sich zu ziehen suchet…“. (A .von  Dohna, Schlobitten, 5.4.1713).
Angesichts dieser Berichte über die häufigen Reisen zwischen Ostpreußen und der französischen Schweiz in beiden Richtungen lässt sich möglicherweise auch unser „Christian Clerc, der nach Preußen gehet“, wie es 1719 in Stolp, Pommern notiert wurde, besser einordnen. Er könnte zu den anderen Clercs in Matzutkehmen, zu David und Jacob Clerc gehört haben. Vielleicht ist er damals von der Schweiz aus aufgebrochen, um sich seinen Verwandten in Ostpreußen anzuschließen. Oder er hatte bereits zu den Einwanderern nach Ostpreußen um 1712 gehört und stattete der Schweiz 1919 nur einen kurzen Besuch ab, von dem er über Stolp in Pommern zurückkehrte. Vielleicht hatte er Erbangelegenheiten zu regeln oder sonstige Behördengänge in der alten Heimat vorzunehmen.

c) Die Clercs (Clairs) in Matzutkehmen, Judtschen und Gumbinnen

Die von Fritz Schütz vorgenommene und für uns bedeutsame namentliche Gleichsetzung von „Clerc“ und „Clair“ findet ihre Bestätigung auch im Namensverzeichnis des Heiratsregisters von Judtschen auf der einschlägigen Internetseite:

– Clerc (Clair) B 29, S. 7 li., 1718 Nr. 57
– Clerc (Clair) B 29, S. 14 li., 1724 Nr. 129

(http://www.judtschen.de/Heiratsregister%201714%20-%201820.pdf)

Wir haben es hier offensichtlich mit der von Dierk Loyal erwähnten Heirat des „Stammvaters“ David Clerc 1718 sowie mit der Wiederverheiratung seiner Wittwe 1724 jeweils in Judtschen zu tun.

Bei Dierk Loyal hieß es:

„Stammvater der Familie Clerc war David Clerc, der aus St. Imier stammte. Er wanderte 1712 ein und siedelte sich in Matzutkehmen an. Er heiratet in Judtschen 1718. Bereits 1724 heiratet die Witwe erneut. Kinder sind leider nicht bekannt. Dann gab es noch einen Jacob Clerc, der ebenfalls in Matzutkehmen lebte. Kinder sind ebenfalls nicht bekannt. Ich vermute, dass bereits in dieser frühen Zeit die Familienmitglieder aus dem Kreis Gumbinnen abwanderten. Zumindest war Jacob Losgänger und besaß daher kein eigenes Land.“

Noch konkreter wird es im Familienbericht der „Familiendatenbank NLF“ (http://www.online-ofb.de/famreport.php?ofb=NLF&lang=de&modus=&ID=I323945&nachname=GANGUIN)

Dort finden wir u.a.:
David Clerc
– Familien: 1. Ehefrau: Maguerite Guiot (Keine Kinder gefunden!), 2. Ehefrau: Barbe Morel (Keine Kinder gefunden!)
– Eltern: —
– Geschwister: —
Quellen: N 0303, Holger Bremer: Familie Bremer und andere

Laut der Namensliste von Fritz Schütz kam Davids erste Frau Maguerite Guiot aus Boudevillier, Neuchatel, und Davids zweite Frau Barbe Morel im Jahr 1712 aus Corcelles, Neuchatel oder aus Cormondreche, Neuchatel.

Aus dem Familienbericht der „Familiendatenbank NLF“ ergibt sich außerdem, dass Davids erste Frau Maguerite Guiot (aus Boudevillier, Neuchatel) vor ihrer Ehe mit David Clerc bereits mit einem – später verstorbenen – Joseph Vaucher verheiratet war (leider fehlen hier Zeitangaben), der laut Namensliste von Fritz Schütz seinerseits aus Corcelles, Neuchatel stammte (so wie Davids zweite Frau Barbe Morel). Weiter ergibt sich, dass die Eltern eben jener Barbe Morel, Davids zweiter Frau, ein Samuel Morel und eine Anne Marie Pury (laut Fritz Schütz ebenfalls aus Cormondreche, Neuchatel) waren. Ferner hatte Barbe Morel noch eine Schwester: Salomé Morel. Und schließlich war auch Barbe Morel ein weiteres Mal verheiratet: mit einem Jonas Munier. Laut Fritz Schütz stammten die Muniers (später eingedeutscht zu Müller) aus vielen unterschiedlichen Schweizer Kantonen.

Aber es gibt noch einen weiteren Fund im Familienbericht der „Familiendatenbank NLF“:

Magdeleine Clerc
– verheiratet mit Jean Ganguin
– Kinder: Jacob Ganguin, Abraham Ganguin, Marie Magdeleine Ganguin, Jean Ganguin (1722-1786), David Ganguin (1728-1788)
Quellen: N 0303, Holger Bremer: Familie Bremer und andere

Und über einen der Söhne, nämlich Jean Ganguin d.J., gibt es aus selbiger Quelle weitere Informationen: Er lebte vom 29.11.1722 – 1786, war 1747 wohnhaft in Matzutkehmen, zwischen 1749 und 1753 in Gumbinnen. Er war verheiratet mit einer Catherine Perrelet (geb. 9.6.1732), die Ehe wurde am 5.10.1747 in Gumbinnen geschlossen, da war die Braut übrigens gerade erst 15 Jahre alt! Kinder aus dieser Verbindung sind Abraham Ganguin (geb. 1749) und Marguerite Ganguin (geb. 1750). Laut der Namensliste von Fritz Schütz kommen die Ganguins aus Corgemont, Distr. de Cortelary, Schweiz, aus Escheret, Distr. de Moutier, Schweiz, und aus Chaidon, Princ. De Porrentruy, Schweiz.

Insbesondere aufgrund der Übereinstimmung der Wohnorte des jüngeren Jean Ganguin und des David Clerc, jeweils Matzutkehmen, lässt sich schlussfolgern, dass die Mutter des jüngeren und Ehefrau des älteren Jean Ganguin, Magdeleine Clerc, eine Verwandte des David Clerc gewesen sein dürfte, womöglich seine Schwester. Auch aufgrund der Namen der Kinder des Jean Ganguin und der Magdeleine Clerc, nämlich Jacob, Abraham, Marie Magdeleine, Jean und David, lassen sich Vermutungen anstellen. Wie schon vielfach erwähnt war es seinerzeit sehr verbreitet, die Kinder entweder direkt nach den Eltern oder aber nach Onkeln oder Tanten zu benennen. Da es, wie wir wissen, auch einen Jacob Clerc in Matzutkehmen gab, könnte dieser demnach ein Onkel der Kinder und ein Bruder der Mutter gewesen sein, gleiches gilt für David Clerc; kurz: David Clerc, Jacob Clerc und Magdeleine Clerc könnten Geschwister gewesen sein. Und es könnte womöglich auch noch weitere Geschwister namens Abraham und Marie gegeben haben, sofern diese nicht Geschwister auf der väterlichen Seite oder sonstige Verwandte des älteren Jean Ganguin gewesen sind.

Nur am Rande sei bemerkt, dass zumindest der junge Jean Ganguin, immerhin der Sohn der Magdeleine Clerc und vermutlich ein Neffe des David und Jacob Clerc, nachweislich zu eben jener Zeit im Dorf Judtschen lebte (1747/48), in welcher der junge Philosoph Immanuel Kant im Alter von 23-24 Jahren dort als Hauslehrer des Pfarrers ansässig war. Sie werden sich mit Sicherheit gekannt haben, zumal sie vom Alter her nicht weit auseinander lagen: Jean Ganguin d.J. war Jahrgang 1722, Immanuel Kant war Jahrgang 1724. Es ist nicht einmal auszuschließen, dass damals noch weitere Clercs/Clairs die persönliche Bekanntschaft des großen Philosophen gemacht haben.

(P.S. Der letzte kleine Absatz ist leider nicht ganz richtig, fällt mir beim nochmaligen Korrekturlesen auf. Hier war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens. Der junge Jean Ganguin, Sohn der Magdeleine Clerc, lebte zu dieser Zeit nicht in Judtschen, sondern im ca. 15 km östlich gelegenen Gumbinnen, siehe oben. Ob er oder andere Clercs dem jungen Immanuel Kant seinerzeit begegnet sind, ist fraglich, wenn auch nicht völlig auszuschließen.)

Doch bringen uns diese Erkenntnisse leider noch nicht entscheidend weiter. Wichtig wäre es jetzt, eine Verbindung zu den Ludwigswalder Claers zu finden. Offensichtlich haben die Familien aus der französischen Schweiz in der Schweizerkolonie zunächst fast ausschließlich untereinander geheiratet. Nun wäre es natürlich interessant, ob sich die teilweise französisch klingenden Namen der Ehefrauen der Ludwigswalder Claers auch in der Schweizerkolonie finden lassen: Wir haben hier insbesondere die Damen Wilhelmine Henriette Warnien (1807-1871, Ehefrau des Oberförsters Johann Wilhelm Claer) und Julia Ruollin (1752 Ehefrau des Soldaten Gottfried Klair). Doch lassen sich beide Namen nicht in der Namensliste der Schweizerkolonie von Fritz Schütz finden.

d) Herkunftsort St. Imier

Saint_ImierDer kleine Schweizer Ort Saint-Imier (dt. Sankt Immer) im Berner Land, von dem aus die Clercs in die ostpreußische Schweizerkolonie eingewandert sind, ist heute laut Wikipedia „mit 4949 Einwohnern (Stand 31. Dezember 2013) die zweitgrößte Gemeinde des Berner Juras. Von den Bewohnern sind heute 84.2 % französischsprachig, 6.6 % deutschsprachig und 3.8 % italienischsprachig (Stand 2000). Die Bevölkerungszahl von Saint-Imier erreichte bereits um 1890 mit rund 7600 Einwohnern ihren Höchststand.
Von 1797 bis 1815 gehörte die Gemeinde zu Frankreich und war anfangs Teil des Département du Mont-Terrible, das 1800 mit dem Département Haut-Rhin verbunden wurde. Durch den Entscheid des Wiener Kongresses kam Saint-Imier 1815 an den Kanton Bern, der es dem Bezirk Courtelary zuteilte.

Saint-Imier_01_10

 

 

 

 

 

3. Die Claers in Thüringen bzw. Mitteldeutschland

Wenden wir uns nun einem anderen Bereich in unserem Puzzle zu, den Claers in Thüringen bzw. Mitteldeutschland. Hier war der letzte Stand, dass ich in der Online-Datenbank Mundia auf einen Chausseewächter Friedrich Claer in Frienstedt (Vorort von Erfurt), geb. um 1800, mit dem Sohn Friedrich Wilhelm Heinrich Claer (geb. 1825) gestoßen war, weiterhin im Bürgerbuch Erfurt auf einen Fuhrmann Christian Friedrich Claer, geb. 1802 in Siersleben, und drei Damen namens Claer sowie außerdem auf einen Förster Friedrich Claer in Krakendorf/Thüringen (nahe Weimar). Zwischenzeitlich hatte ich geglaubt, dass „unser“ Friedrich Claer (geb. 1799 in Ludwigswalde) sich vorübergehend in Thüringen aufgehalten habe, doch verwarf ich diesen Gedanken angesichts der großen Entfernungen letztendlich doch wieder. Dennoch blieb angesichts der auffälligen namentlichen Parallelen zwischen „unseren“ ostpreußischen und den Thüringer Claers der Verdacht auf eine Verbindung weiterhin bestehen.

Vor knapp einem Jahr kontaktierte ich Frau Kerstin W., welche die Daten des Frienstedter Chausseewächters Friedrich Claer in die Mundia-Datenbank gestellt hatte. Kerstin W. erwies sich als dessen direkte Nachkommin und war inzwischen mit ihren Forschungen schon deutlich weiter gekommen.

a) Stand der Recherche:

– Eleonore Marie Claer   x  21.05.1861   Erfurt  (Kirchengemeinde?)
– Friedrich Wilhelm Heinrich Claer, Sattlermeisetr u. Bg. in Erfurt
x   23.07.1825   Erfurt  (Kirchengemeinde?)
+     vor 1882  (Erfurt)
oo   um 1850- 80 (Erfurt) Barbara Rosine Mohnhaupt
(sie  x  16.02.1826  Erfurt)
– Christoph Friedrich Claer, Fuhrmann in Erfurt, Bg. ebda.
x   16.11.1802   Siersleben (b. Hettstedt)  gest.  20.11.  ebda.
+               (Erfurt)
oo  um 1822/24   (Erfurt)    Anna Maria Ruge  (sie x  1.01.1799  Erfurt)
– Johann Friedrich Claer
x
+
oo 1802     (Siersleben)   Sophie Charlotte Frantz (unsicher!)

1802   Feldscher in der preuß. Armee (1802 in Siersleben/ Gft. Mansfeld/ Preußen)

Daraus ergibt sich: Der Frienstedter Chausseewächter Friedrich Claer aus dem Mundia-Eintrag ist identisch sowohl mit dem Fuhrmann Christian Friedrich Claer aus dem Erfurter Bürgerbuch (Christian statt Christoph war wohl ein Schreibfehler) als auch mit dem Christoph Friedrich Claer (Klär) aus dem Sierslebener Kirchenbuch. Das heißt also: (Christoph) Friedrich Claer wurde am 16.11.1802 in Siersleben als Sohn des Feldschers (Militärarztes) Johann Friedrich Claer geboren, war in seinen jungen Jahren zunächst Chausseewächter in Frienstedt (Erfurt), hat als solcher in Erfurt eine Familie gegründet und war später Fuhrunternehmer mit Sitz in Erfurt. Als solcher taucht er u.a. auf in der Allgemeinen Enzyklopädie der Kaufleute und Fabrikanten so wie der Geschäftsleute überhaupt, 3. Aufl. Leipzig 1838 http://books.google.de/books?id=XIBQAAAAYAAJ&pg=PA167&lpg=PA167&dq=fuhrmann+f.+claer+erfurt&source=bl&ots=FyHVnl-cng&sig=8Pr19a0B0L8yj4sGhAvnxN-grnM&hl=de&sa=X&ei=Eps_VMfPKsGBywOkjILgCw&ved=0CCUQ6AEwAA#v=onepage&q=fuhrmann%20f.%20claer%20erfurt&f=false .

Hierzu passt auch, dass im Erfurter Bürgerbuch von 1882 eine Christine Claer, geb. Scherlitz als Ökonomenwitwe ausgewiesen wurde.

Im Sommer 2013 schrieb ich:

„Ferner ist zu erwähnen, dass sich im Adressbuch von Erfurt (etwa 25 km entfernt vom besagten Krakendorf) aus dem Jahr 1882 der Eintrag findet:
– Claer Dorothea Margarethe geb. Fischer, Wittwe, Weißfrauengasse 1
– Rosine geb. Mohnhaupt, Wwe., Schmidtstädterstraße 50
– Christine geb. Scherlitz, verw. Oekonom, Fleischgasse 9
Also gleich drei verwitwete Damen mit dem Namen Claer…“

Ein Ökonom war damals nicht nur ein Wirtschaftswissenschaftler, sondern auch ein größerer Unternehmer wie z.B. ein überregional agierender Fuhrunternehmer. Es gibt Hinweise darauf, dass der Erfurter (Christoph) Friedrich Claer tatsächlich eine nicht unbedeutende Marktstellung innehatte. So heißt es in einem Bericht über das Transportwesen jener Zeit (Hervorhebung von mir):

„Auch das Eisenacher (Krause, Dänert, Bruder etc.), das Erfurter (Clär, Gebr. Müller, Helbig etc.) und das Ober-Weimarische Fuhrwerk (Reichard) kam weit herum.“

(http://de.wikisource.org/wiki/Bilder_von_der_deutschen_Landstra%C3%9Fe_1._Der_Fuhrmann_von_dazumal)

Christine Claer, geb. Scherlitz, war also offensichtlich die zweite Frau des Fuhrmanns Christoph Friedrich Claer. (Barbara) Rosine war, wie wir wissen, die Ehefrau des Sattlers Friedrich Wilhelm Heinrich Claer, geb. 1825, des Sohnes des Fuhrmanns Christoph Friedrich Claer. Die dritte Witwe Dorothea Margarethe Claer, geb. Fischer, können wir noch nicht zuordnen.

Ebenfalls fehlt weiterhin die Zuordnung des Krakendorfer Försters Friedrich Claer.

Dafür lassen sich weitere Spuren späterer Claers in Thüringen finden:
So entdeckte ich im Internet einen Koffer- und Lederwaren – Original Katalog, wohl aus 1930er Jahren Stammend, von Friedrich Claer, Koffer- und Lederwaren Erfurt.

Katalog Friedrich Claer Koffer und Lederwaren Erfurt ca. 1930

(http://www.zvab.com/buch-suchen/autor/friedrich-claer-koffer–und-lederwaren-erfurt-hrsg)

Weiterhin fand ich unter den „Pfarrstellen in Nordhausen“ einen Hans Hermann Gustav Klär (1920 – 1931).
(http://www.geschichtsportal-nordhausen.de/index.php?id=nordhaeuser-pfarrstellen)

 

b) Das Urteil des Genealogen

Glücklicherweise hat sich auch der mit Kerstin W. befreundete Genealoge Thomas E. den Sierslebener Geburtseintrag des Fuhrmanns Christoph Friedrich Claer sowie den Traueintrag seiner Eltern angesehen. Ich erhielt von ihm direkt seine Einschätzung.

Den Geburtseintrag las er zunächst wie folgt:

„22. Xtoph (steht für Christoph) Friedrich  nat. d. 16. Nov. f…6 mat. baptd. 20. ej….darunter in Latein die Eltern Joh. Friedrich Claer (Clär?), Feldscher  und Sophie Charlotte geb. Froeßen – Froselen
Paten
Johann Gottfried Schmerberg Gastwirt
Johann Gottfried Wölfer,
Mst. Johann Friedrich Schötke , Müller und – Vorsteher in Heyfritz
Mstr. Johann Gottfried Schaach
Johann Martin Kohner Roßschmied
Fisiliers (Soldat)
Frau Juliane Schäfer .. „

Johann Friedrich Claer 1802 Siersleben P1510438
Und er fügte hinzu:

„Siersleben gehörte zur Gft. Mansfeld preuß. Anteils. Die Musterlisten der preuß. Armee sind seit 1945 leider Kriegsverlust. Bislang unbekannt ist, welches Regiment in Siersleben in Garnison lag. Da Erfurt ab 1815 zu Preußen gehörte (preuß. Prov. Sachsen) und auch vor 1807 bereits einmal preußisch besetzt wurde (1802- 1806) liegt es nahe, hier einen Zusammenhang für die Ortsveränderung Siersleben/ Erfurt zu sehen. Was noch zu beweisen sein wird. Insbesondere interessieren primär ergänzende Angaben und Informationen zur
Herkunft und Abstammung des genannten preuß. Feldschers Johann Friedrich Claer.“

Später korrigierte er seine Einschätzung aber teilweise:

„In dem Taufeintrag aus 1802 …wird der Vater Johann Friedrich Clär als Feldjäger und nicht etwa als Feldscher bezeichnet. Und bei dem Feldjäger sind wir nahe bei am Förster. Sich meist im Dienst als Jäger bei ortsansässigen Adelsfamilien befindlich versahen solche adligen (“hochherrschaftlichen”) Jäger i.d.R. zugleich den Dienst als Förster. Diese Konstellation begegnete mir oft. Es ist wie heute. Wer waren die großen Wald- und Grundstücksbesitzer? Adlige, reiche Stadtbürger (und in der Frühen Neuzeit Patrizier), der Landesherr, die Kirche. Die Dienstanstellungen erfolgten in aller Regel für drei Jahre (meist von Michaelis bis Michaelis) und wurden dann per Handschlag erneuert (damals galt noch “ein Mann ein Wort”) oder aber der Jäger/Förster verdingte sich neu, suchte eine neue Stellung. Insofern wiesen gerade die Träger dieses Sonderberufes eine für diese Zeit außergewöhnlich hohe Mobilität auf!“

Den Traueintrag las er wie folgt:

„Siersleben … Dom. XXI p. Tr. procl. et copul. so allhier d. 9. …
Sponsg. Jgs. Joh. Friedrich Klär, Feldjäger (Feldhüther?). H. (Herrn) Xian (Christian)
Friedrich Klärs, Hoch … (unleserl.) …. …
ehel. jüngster Sohn
Sponsa  Jf. Xarlotte Sophie Frantzin (?), H. Xtoff Got(t)lieb
Frantzens , Zoll- und Grenzwächters, ehel. älteste Tochter

Das Wort nach:  Hoch …    könnte im Zusammenhang  ‘Hochherrschaftlicher’ heißen, jedoch ist die zweite Silbe verwischt oder überschrieben.

Der nach diesem unleserl. Wort folgende Begriff (wohl Beruf oder Stand) könnte Jäger oder Förster heißen, jedoch ist eben das nicht herauslesbar.

Die evtl. Ortsbezeichnung (so es sich denn um eine solche handelt) ist meines Erachtens nicht Wettin. Werde mir den Eintrag aber in den nächsten Tagen noch einmal zu Gemüte führen.

Bislang habe ich noch nie ein solch schlechtes Schriftbild vom Anf. d. 19. Jh. vor mir gehabt.

Traueintrag

 

Christoph Friedrich Klär (Claer) wurde am 16.11.1802  geboren und am 20.11. getauft. Insofern liegt hier eine Notheirat infolge vorgerückter Schwangerschaft vor. Normalerweise wurde in derlei Fällen so verfahren, dass, da eine voreheliche Schwangerschaft vorlag, die Brautleute auswärts (meist in einer benachbarten Kirchengemeinde) heirateten. Und darüber hinaus war für die Trauung nicht der Ortspfarrer, sondern das zuständige Konsistorium für die Amtshandlung der Trauung verantwortlich.

Da die Amtskirche über alle Lebensfragen wachte und die Oberaufsicht inne hatte, wurde auch streng das Ehereglement überwacht.

In allen Fällen vorehelicher Schwangerschaften, bei Verwandtenheiraten sowie bei gemischtkonfessionellen Trauungen (etwa kath. Braut und ev. Bräutigam) war die Trauung vor dem zuständigem Konsistorium zwingend vorgeschrieben. D.h. der Ortspfarrer hatte seiner vorgesetzten Kirchenbehörde (dem Sup. bzw. Oberpfarrer) den Vorgang zu melden und anzuzeigen. Er selbst durfte die Amtshandlung/ die Trauung nicht vornehmen. Diese Konsisorialtrauungen sind in eigenen Aktenstücken vermerkt und erfaßt. Parallel erfolgte i.d.R. jedoch der Eintrag auch im Trauregister der Heimatgemeinde(n) der Brautleute.

Diese eigenständigen Konsistorialregister/ Konsistorial- Trauregister sind oft erhalten; i.d.R. sind sie aber nicht in kirchl. Archiven als vielmehr in staatl. Archiven überliefert (in den Überlieferungsbeständen der jeweiligen polit. Terr.; dort meist unter “Kirchensachen” oder “Konsistorialbestand”.
Die Bezeichnungen der Akten wechseln und sind durchaus nicht einheitlich. In manchen Fällen findet man die Konsistorialakten jedoch auch in überlieferten kirchl. Archiven. Für Erfurt und das Erfurter Gebiet beispielsweise liegen die Bestände des Konsistoriums meines Wissens im Archiv des Ev. Ministeriums, nicht etwa im Stadtarchiv. Im Einzelfall ist das stets zu überprüfen. In der Dresdner Konsistorialkartei findest Du aber keine Konsistorialtrauungen.

Im vorliegenden Fall ist die besondere Zeit zu berücksichtigen. Wir befinden uns mitten in der napoleon. Epoche. Napoleon nahm umfangreiche und weitgehende terr. Veränderungen vor. Stichwort Rheinbund (das “Dritte Deutschland”), Annexion der linksrhein. Reichsgebiete, 1803  Reichsdeputationshauptschluß, 1806  Auflösung des Heiligen Röm. Reichs Deutscher Nation, 1806  Bildung des Königreichs Sachsen, 1807  Kgr. Westphalen usw. usf.), Sachsen wurde 1806 Königreich, verlor jedoch im Westen erhebliche Gebiete an das napoleon. Kgr. Westphalen (Hauptstadt: Cassel !) usw. usf. In dieser Zeit des polit. Durcheinanders und Umbruchs wurde in der Tendenz auch der bis dahin überragende Einfluß der Amtskirche zielgerichtet zurück gedrängt, die Kirche quasi marginalisiert.

Soviel noch an zusätzlichen Gedanken zu zeitlichen Konstellation. Ob Siersleben hart an der preußisch- sächs. Grenze (Grenze Kgr. Preußen / Kurfürstentum Sachsen) (eigtl. handelte es sich um eine Staatsgrenze zweier selbständiger deutscher Territorialstaaten quer durch die Alt- Gft. Mansfeld) gelegen tatsächlich Stationierungsort bzw. Garnison preuß. Truppen war, wage ich zu bezweifeln.
Aus militärtaktischen Gründen disloziierten die polit. Terr. der damaligen Zeit ihre Truppenkontingente in der Tendenz eher nicht an den Außengrenzen.“

In späteren Mails ergänzte er:

„Den Traueintrag 1802 habe ich mir nun noch einmal angesehen (wie gesagt, mehrmaliges Wiederlesen hilft in derlei Fällen meistens weiter).

Das fragliche Wort nach Hoch … heißt wahrscheinlich Storker. Storker war ein (Augen-)Arzt oder eben ein handwerklich ausgebildeter (niederer) Arzt.
Bleibt noch der Ort Wittiz u klären. Ein Wittiz gab es im Böhmischen. Dann hätte der KB- Scheiber (oder Pfarrer) jedoch wahrscheinlich “in Böhmen” oder “aus Böhmen” vermerkt.
Das ist also noch zu klären. Jetzt macht aber auch wieder der “Feldscher” Sinn.
Möglicherweise heißt es statt Feldjäger also doch: Feldscher.

Zwar las ich auch Wittiz. Aber sicher bin ich nicht. Dieses Wittiz kann (theoretisch) auch nur ein adliges Gut, eine Waldförsterei oder ein inzwischen eingeganges Vorwerk gewesen sein. Im Gesamtzusammenhang würde das sogar Sinn machen. In der Vergangenheit habe ich bereits einige solcher früher einzeln in der Landschaft stehende landadlige Güter identifizieren können, die i.d.R. in keinem, auch keinen historischen, Ortsverzeichnissen auftauchen. Dies nur als zusätzlicher Hinweis.

Der Storger wird eigtl. so geschrieben. Falls meine Vermutung zutrifft, wäre die Schreibweise
Storker aber mit Dialektverfälschung erklärbar. Eventuell. Und es handelte sich auch nicht um einen Augenarzt sondern ein Storger war ein Zahnarzt im engeren Sinn und Wundarzt im
allgemeinen damaligen Sprachgebrauch (mit tendenzieller Negativbewertung; ein Storger also ein ziemlich lausiger Handwerksarzt. Das Hoch …  könnte i.G. dazu aber auch bedeuten Hochgeehrter oder Hochgebildeter o.ä.
Ggf. ist hier Witznitz (bei Borna) gemeint.
Das wäre zu prüfen. Witznitz war ein Dorf mit patrimonialer Grundherrschaft im Amt Borna.“

Das letzte, was ich von Kerstin W. zu diesen Fragen hörte, war, dass andere Sachverständige überwiegend „Feldjäger“ (statt Feldscher) lasen und der Herkunftsort möglicherweise ein Wittiz bei Kamenz in Ostsachsen sei. (Das hielt auch der Genealoge Thomas E. für denkbar.) Dieses liegt wiederum in unmittelbarer Nähe zu Schlesien, nicht weit von Mellendorf, Kreis Sagan, das früher auch als Möllendorf bezeichnet wurde.

An dieser Stelle ist an den Jäger Clair von Möllendorf (geb. 1759) zu erinnern, der auf spektakuläre Weise (siehe meine Aufzeichnungen von 2013) 61-jährig im Jahre 1820 ein Wildschwein im direkten Kampf bezwang.

Der Genealoge Thomas E. äußerte sich zu Mellendorf wie folgt:

„Mellendorf gehörte bis 1932 (1932:  preuß. Kreisreform) zum Krs. Sagan und in diesem zum Bez. Priebus (heute Przewoz). Der Kreis Sagan wurde 1932 aufgelöst, der Saganer Westkreis
mit Priebuser Bezirk fiel an den Landkreis Rothenburg/ OL (OL steht für oberlausitz:  1815 fiel der nördliche Teil der bis dahin sächs. Oberlausitz an Preußen!), der Restkreis Sagan bildete mit anderen Gebietsbestandteilen den nunmehrgen Landkreis Sprottau (jedoch mit Sagan als Kreisstadt!).

Mellendorf  (früher auch: Möllendorf) gliederte sich in der Tat in Ober- und Unter-.
Ein anderes Möllendorf kann ich nicht nachweisen. Sagan war eines der Mediat- Füstentümer (seit 1742 zu Preußen); “Schlesien” (bis 1742 österr. bzw. habsburgisch) an sich existierte so nicht; erst Preußen unterwarf die einzelenen Herzog- und Fürstentümer einer modernen Landesverwaltung; rechtlich bestanden diese Einzelterr. jedoch bis 1918 weiter.“

c) Verbindung nach Ostpreußen?

Bleibt noch die (für uns entscheidende) Frage einer möglichen Verbindung zu “unseren” ostpreußischen Claers. Natürlich dachte ich beim Vater des 1802 nach Notheirat in Siersleben geborenen Fuhrmanns Christoph Friedrich Claer, dem Feldjäger oder Feldscher Johann Friedrich Claer, sogleich an „unseren“ namensgleichen ostpreußischen Unterförster Johann Friedrich Klaer aus Ludwigswalde, der am 19.2.1797 Vater eines (weiteren) Friedrich Wilhelm Klaer geworden ist (welcher bereits nach wenigen Tagen verstarb). Vermutlich war Johann Friedrich der Bruder meines Ururururgroßvaters Friedrich Wilhelm Clair. Johann Friedrich Klaer hatte wahrscheinlich (wenn es nicht doch sein mutmaßlicher Bruder Friedrich Wilhelm war) am 25.9.1796, also wenige Monate vor der Geburt des jungen Friedrich Wilhelm, die Försterwitwe Susanna Dorothea Kopfhammer geb. Liedmann geheiratet (und möglicherweise erst dadurch die Försterstelle bekommen). Nach 1797 ist Johann Friedrich Klaer in den Ludwigswalder Kirchenbüchern nicht mehr in Erscheinung getreten.
Nun ließe sich spekulieren, ob Johann Friedrich nach einigen Jahren aus irgendwelchen Gründen Ostpreußen verlassen haben könnte. Sein Sohn war 1797 ohnehin kurz nach der Geburt verstorben… Vielleicht ist er mit seiner illegalen Geliebten Sophie Franz „durchgebrannt“, bis er nach langer Flucht dort, wo ihn keiner kannte, schließlich war er ein erfahrener Jäger, eine neue Stellung als Feldjäger fand, woraufhin es 1802 zur Nothochzeit in Siersleben kam. Allerdings hätte sein Herkunftsort Wittiz dann in Ostpreußen gelegen haben müssen, worauf es keine Hinweise gibt.

Der Genealoge Thomas E. beurteilte meine Spekulation über eine bestehende Verbindung zwischen den mitteldeutschen und ostpreußischen Claers allerdings skeptisch:

„Mit einer vermuteten Herkunft der mitteldeutschen Claer/ Clär/ Klär aus Ostpreußen wäre ich vorsichtig. Das ist rel. unwahrscheinlich. Die preuß. Armee rekrutierte ihre Soldaten (die Mannschaften) aus den einzelnen Militärkantonen zugewiesenen Militärkantonen. Die Identifikation der Militärangehörigen mit ihrer Heimatregion war sehr hoch und ein Ostpreuße wäre wohl kaum ins preußische Mansfeld gegangen.“

Gleichwohl brachte ich noch einmal meine Argumente in Stellung:

„Es stimmt natürlich, die große Entfernung ist ein starkes Argument gegen die Annahme einer solchen Verbindung. Aber wir haben auch mehrere (für sich jeweils schwächere) Argumente dafür:

1. den identischen Namen
2. den fast identischen Beruf – Ich habe bisher bei allen meinen Recherchen Jäger/Förster Claer ausschließlich in Ostpreußen, Schlesien (mit Verbindung nach Ostpreußen: die Vorfahren von Andreas Z. sind von Ostpreußen nach Schlesien abgewandert) und nur zweimal in Mitteldeutschland gefunden: nämlich zum einen unseren Feldjäger mit Hochzeit in Siersleben und zum anderen den ominösen “Friedrich Clair, Unterförster zu Krakendorf” im heutigen Landkreis Weimar. Es könnte der Sierslebener Johann Friedrich gewesen sein, der später womöglich nach Krakendorf weitergezogen ist.
3. die Namensgebungen seiner Nachkommen: sein Sohn Christoph Friedrich (im Erfurter Bürgerbuch später eingetragen als Christian Friedrich!, sein Enkel Friedrich Wilhelm – Namen, die auch die ostpreußischen Claers trugen. Aber diese Namen trugen damals überall sehr viele…
4. der Vater Christian Friedrich. Auch unter den ostpreußischen Förstern Claer könnte es noch einen älteren Christian Friedrich gegeben haben. (Unter dem Namen „unseres“ Christian Friedrich steht im Geburtseintrag 1799 das Wort Filius.)“

Also, vielleicht war er’s ja doch…

 

4. Die Claers in Geierswalde, Döhringen und Saalfeld

Zurück nach Ostpreußen. Einen überraschenden Fund machte ich, als ich auf die Seite des Vereins für Familienforschung in West- und Ostpreußen gelangte. (http://www.vffow-buchverkauf.de/onlinedb/datenbanken.php) Dort befinden sich mehrere Datenbanken, in denen ich auch eine ganze Reihe von Claers fand.

Zunächst wurde ich gleich vierfach fündig hinsichtlich der Claers von der Post:

Ernst Vogelsang    Personenkundliche Auszüge ostpreußischer Postpersonalien

Zeile Nr.    : 12274
Claer
Postsekretär in Königsberg
40jähr. Dienstjubiläum
Jubiläum

DVZ 27 / 5.7.1930     Originalabschrift anzeigen

 

Zeile Nr.    : 12691
Claer
Postsekretär in Königsberg
gestorben
gestorben

DVZ 5 / 4.2.1933     Originalabschrift anzeigen

 

Zeile Nr.    : 18667
Claer
Postassistent in Neidenburg
gestorben
gestorben

DVZ 24 / 14.6.1930     Originalabschrift anzeigen

 

Zeile Nr.    : 18720
Richard Claer
Postbetriebswart in Neidenburg
ausgezeichnet mit Treuedienst-Ehrenzeichen Gold
ausgezeichnet

DDP 45 / 9.11.1940     Originalabschrift anzeigen

Claer von der Post Nr. 1 und 2 ist also der  Postsekretär Claer in Königsberg, der am 12. Juli 1930 sein 40-jähriges Dienstjubiläum beging und am 4.2.1933 verstarb. Er muss der Ehemann der Königsberger Postsekretärswitwe Emma Claer sein, deren Adressbucheintrag aus dem Jahr 1935 (Lutherstraße 4) wir bereits früher im Internet entdeckt hatten. Wir vermuteten in ihm den älteren Bruder meines Urgroßvaters Georg Claer (1877-1930), des Neidenburger Briefträgers und Meldereiters in China beim Boxeraufstand um 1900. Bisher glaubten wir, der Name dieses älteren Bruders sei Franz d.J. gewesen, denn so steht es im Stammbaum, den mein Großvater Gerhard Claer angefertigt hat. Hierzu weiter unten gleich mehr.

Claer von der Post Nr. 3, der Postassistent in Neidenburg, ist zweifellos mein Urgroßvater Georg, der laut Stammbaum am 2.5. 1930 gestorben ist. Die Todesanzeige in den Post-Veröffentlichungen erfolgte dann offenbar etwas zeitversetzt am 14.6.1930.

Claer von der Post Nr. 3 ist mein Neidenburger Urgroßonkel Richard von der Post, ein weiterer Bruder meines Urgroßvaters Georg und der Dritte im Bunde der drei Claer-Brüder, die in Diensten der Post standen. Nun wissen wir immerhin, dass er als Postbetriebswart tätig war und 1940 mit dem Treuedienst-Ehrenzeichen Gold ausgezeichnet wurde.

Noch mehr Volltreffer warteten im Namensindex der Standesamtsregister des Kreises Allenstein.

Bernhard Ostrzinski
und viele fleißige Erfasser    Namensindex der Standesamtsregister des Archiv in Allenstein
Abschriften von Geburts-, Sterbe- und Heiratsurkunden

Claer     Bruno     Saalfeld, Stadt     (Zalewie)     ∗     1907 / 24     anzeigen
Claer     Emma Hedwig     Geierswalde     (Gierzwałd)     ∗     1903 / 7     anzeigen
Claer     Emma Hedwig Martha     Geierswalde     (Gierzwałd)     †     1903 / 15     anzeigen
Claer     Otto Albert     Döhringen     (Durag)     ∞     1899 / 7     anzeigen
Claer     Otto Georg Max     Geierswalde     (Gierzwałd)     †     1903 / 16     anzeigen
Claer     Otto Max Richard     Geierswalde     (Gierzwałd)     ∗     1903 / 6     anzeigen
Clär     Erich Otto Georg     Geierswalde     (Gierzwałd)     ∗     1901 / 3     anzeigen
Clär     Margarete Amanda     Geierswalde     (Gierzwałd)     ∗     1904 / 44

Beginnen wir chronologisch mit dem Heiratseintrag vom 15.6.1899 in Döhringen (Kreis Allenstein):

Döhringen, 15.6.1899: Landbriefträger Otto Albert Claer (geb. 13. November 1872  Usdan, Kreis Neidenburg, wohnhaft in Grieshonen, Kreis Allenstein, Sohn des früheren Schneidermeisters und jetzigen Landbriefträgers Franz Claer und seiner Ehefrau Henriette, geb. Stryjewski, wohnhaft zu Koschlau, Lagerhof, heiratet Emma Sakrzewski, geb. am 29.1.1881 in Groß-Groeben Dorf, ohne Beruf, wohnhaft in Groß-Groeben Dorf, Tochter des Albert August Sakrzewski und dessen Ehefrau Auguste, geb. Rauter, Groß-Groeben Dorf. Trauzeugen: Gastwirt Friedrich Marks, 53, Groß-Groeben Gut, Wirt Samuel Tilinski, 40.

Heiratsregister2

Das Ehepaar ließ sich offenbar später in Geierswalde (Kreis Allenstein) nieder, denn dort wurden vier Geburts- und zwei Todeseinträge seine Kinder betreffend vorgenommen:
– 1901  Geburt Erich Otto Georg Clär (geschrieben mit ä, die eigenhändige Unterschrift des Vaters Otto Albert lautete aber Claer mit ae)
– 1903 Geburt der Zwillinge Emma Hedwig Claer und Otto Max Richard Claer
– 1903 Tod der Emma Hedwig Martha Claer und des Otto Georg Max Claer. Auch wenn die Namen nicht vollständig übereinstimmen, handelt es sich doch offensichtlich um die gerade geborenen Zwillinge, da auf deren Geburtsdatum verwiesen wird.
– 1904: Geburt der Margarete Amanda Clär (wieder mit ä geschrieben, eigenhändige Unterschrift des Vaters Otto Albert wieder Claer mit ae)

Zwar wussten wir bislang noch nichts von einem Otto Albert Claer, doch muss es sich bei ihm um den älteren Bruder meines Urgroßvaters Georg handeln, der im Stammbaum als Franz Claer d.J. bezeichnet ist. Dafür sprechen alle Begleitumstände, insbesondere der Name seiner Frau Emma und die Namen seiner Kinder Erich und Margarete, die auch alle so im Stammbaum auftauchen. (Die als Säuglinge verstorbenen Zwillinge erscheinen dort natürlich nicht.) Hinzu kommt, dass „Moppel Claer“, der Sohn des Erich Claer, des Kaufmanns in Berlin, in seiner Autobiographie häufig seinen Großonkel Max Sakreschewski erwähnte, der ein Bruder seiner Oma Emma gewesen sei. Es passt also alles zusammen. Offensichtlich hat er als Landbriefträger in Döhringen und Geierswalde begonnen und später als Postsekretär in Königsberg Karriere gemacht. Meinem Großvater Gerhard muss demnach, obwohl er den Ruf hatte, immer sehr genau und pingelig zu sein, bei der Abfassung unseres Stammbaums ein Fehler unterlaufen sein. Statt Franz Claer d.J. muss es also dort heißen: Otto Albert Claer.

Außerdem wissen wir jetzt, dass mein Ururgroßvater Franz Claer, der erste Claer von der Post, nicht nur als Postschaffner, sondern auch als Landbriefträger tätig war und ursprünglich gelernter Schneidermeister war, bevor er zur Post wechselte.

Und schließlich gibt es noch den Geburtseintrag aus Saalfeld (Kreis Mohrung), 18.3.1907: Der Schornsteinfegergeselle Otto Franz Claer und seine Frau Marta Claer, geb. Krajewski, wohnhaft Genter Str. 61, bekommen den Sohn Bruno Claer.

Geburt Bruno2

Von diesen Claers haben wir auch noch nie etwas gehört. Sicherlich sind auch sie Verwandte, wobei es kurios anmutet, dass der Schornsteinfegergeselle in Saalfeld ebenfalls mit erstem Vornamen Otto heißt, genau wie der vermutlich ähnlich alte junge Landbriefträger in Döhringen und Geierswalde. Sollten ihre Eltern nichts voneinander gewusst haben, als sie ihren Kindern nahezu identische Vornamen gaben, obwohl sie doch eng miteinander verwandt sein mussten? Da es seinerzeit offensichtlich sehr in Mode war, die zweiten und dritten Vornamen der Kinder nach Onkeln und Tanten zu vergeben, dürfte mein Urgroßvater Franz Claer, der Postschaffner, Landbriefträger und frühere Schneidermeister, vermutlich der Onkel des Schornsteinfegergesellen Otto Franz gewesen sein. Daraus ergibt sich, dass Franz Claer (1841-1906) wohl noch mehr Brüder hatte als den uns bislang bekannten älteren Bruder Wilhelm Friedrich (geb. 1824 in Corjeiten), den Jäger, dessen Sohn übrigens Otto Wilhelm hieß, also auch wieder Otto. Wir kommen gleich noch auf ihn zurück.

 

 

5. Der Förster von Argenbruch

Jener älteste Sohn meines Urururgroßvaters, des königlich-preußischen Revierförsters (Christian) Friedrich Claer und meiner Urururgroßmutter Justine Knebe, der 1824 in Corjeiten geborene Wilhelm Friedrich Claer, setzte – anders als seine Brüder, insbesondere als mein Ururgroßvater Franz Claer, der sich wie gesagt als erster Claer bei der Post verdingte – die Försterdynastie der Familie in dritter Generation fort. Unserem entfernten Verwandten Andreas Z., der ein direkter Nachkomme des Wilhelm Friedrich ist, gelang es, noch nähere Informationen über dessen Wirken in Argenbruch nahe der Stadt Tilsit beschaffen.

Gemäß der Auskunft von der zuständigen Familienforscherin der Kreisgemeinschaft Niederungen tat Wilhelm Friedrich Claer (1824-1889) seinen Dienst in der Försterei Argenbruch. Argenbruch lag nicht weit von Argenthal und Ackmonienen entfernt. Die folgende Karte aus einem Schulatlas aus der Zeit vor 1938 enthält noch die alten Ortsnamen:

Dörfer an der Arge

Und weiter berichtet die Familienforscherin:
„Die Försterei Argenbruch gehörte zunächst zum Forstamt Schnecken, seit 1869 zum Forstamt Hohensprindt-Wilhelmsbruch. 1932 kam sie vom Forstamt Wilhelmsbruch wieder zurück zum Forstamt Schnecken. … Die älteste Angabe zur Försterei Argenbruch stammt von 1851, als dort ein Herr FLORIAN Dienst tat. Seit 1857 war der Förster CLAER für die Försterei Argenbruch/Forstamt Schnecken zuständig. 1869 war Förster CLAER immer noch in Argenbruch tätig, jetzt Forstamt Hohensprindt/Wilhelmsbruch. 1871 wurde er vom Förster ROHRMOSER abgelöst. So hat er wohl von 1857 bis 1871 in der Försterei Argenbruch gewirkt.
Leider fand ich nirgends einen Hinweis, ob es in Argenbruch überhaupt ein Forstgebäude gab; vielleicht wohnte er mit seiner Familie im nahegelegenen Argenthal, wenn dort der Sohn (Otto Wilhelm Claer im Jahre 1859; Hinzufügung von mir) geboren wurde. Ich habe auch keinerlei Foto eines Forstgebäudes entdecken können. Bilder des Forstamts Schnecken und des Forstamts Wilhelmsbruch gibt es natürlich. …
Argenthal und Ackmonienen gehörten im Gegensatz zur Försterei Argenbruch zum ev. Kirchspiel Groß Friedrichsdorf.“

Um das Jahr 1890 herum ist dieser Zweig der Claers nach Schlesien abgewandert. Und das sollte nicht die einzige Abwanderung von Claers aus Ostpreußen in jener Zeit gewesen sein.

6. Der rheinische Familienzweig

Zu meiner großen Überraschung erhielt ich vor einigen Monaten Post von einem Manfred Claer aus der Nähe von München. Er entstammt einer seit weit über hundert Jahren im Rheinland, dort insbesondere in Stolberg, ansässigen Familie Claer mit Wurzeln in Ostpreußen. (Ich hatte bisher angenommen, die Stolberger Linie, die mir bei meinen Recherchen im Internet schon häufiger begegnet ist, habe nichts mit den ostpreußischen Claers zu tun. Aber so kann man sich täuschen!)
Konkret lebte der Großvater des Manfred Claer (und seiner fünf Geschwister) namens Arnold Claer von 1900 bis 1956 in Stolberg/Rhld. und war der Sohn des Fuhrmanns und späteren Dienstknechts Franz Richard Claer (geb. 16.3.1872 in Geidlauken, Kreis Labiau), den es Ende des 19. Jh. auf einer seiner dienstlichen Fahrten ins Rheinland verschlug, wo er der Liebe wegen hängenblieb, zum Katholizismus konvertierte und eine Maria Josepha Münstermann (geb. 1877 in Langerwehe/Rhld.) ehelichte. Geidlauken im Kreis Labiau also – das Revier des gerade oben erwähnten Försters Wilhelm Friedrich Claer (1824-1899) in Argenbruch lag etwa 40 km von der Kreisstadt Labiau am Kurischen Haff entfernt.

Darüber hinaus findet sich in der Heiratsurkunde des Fuhrmanns Franz Richard Claer von 1897 noch der Zusatz: „Sohn des Müllers August Hermann Claer und dessen Ehefrau Henrietta Wilhelmina Mettschull, ersterer wohnhaft zu Wehloch, letztere verstorben und zuletzt wohnhaft in Geidlauken.“

Da kein Ort namens Wehloch nachweisbar ist, kann ein Schreibfehler der rheinischen Standesbeamten angenommen werden. Wahrscheinlich ist das ostpreußische Städtchen Wehlau gemeint, das uns ebenfalls gut bekannt ist, da mein Ururgroßvater Franz Claer von der Post 1841 in Eichenberg, Kreis Wehlau, geboren wurde.

Mir kam der Name August Hermann Claer gleich bekannt vor… Im Jahr 2013 (siehe: Ahnenforschung, Teil 5 auf dieser Internetseite) hatte ich geschrieben:

„Ich fand folgenden Eintrag in der „Kleine(n) Jäger/Försterdatei“ von
mitglied.multimania.de/kbbinder/kartei/foerster.xls‎:

Zufallsfunde von Jägern und Förster vor 1850 Stand Apr. 2013 Erstellt von kbbinder@gmx.de

Name Vorname Status   in Quelle Auftreten Verehelicht Bemerkung

Clair Friedrich Jä verml. Metgethen KB Juditten *1833 Knaebe Justine 20.1. Hermann Aug. geb.
Clair Friedrich Jä verml. Metgethen KB Juditten *1834 Pa bei Littmann oo Schwill

Ich würde es so verstehen, dass am 20.1.1833 ein Hermann August Clair als Sohn von Friedrich Clair, Jäger vermutlich in Metgethen, und Justine Knaebe geboren wurde. Außerdem fungierte Friedrich 1834 als Hochzeitspate des Paares Littmann/Schwill.“

Zwar ist die Namensreihenfolge hier andersherum – Hermann Aug. statt August Hermann –, aber ansonsten würde alles passen: Manfreds Ururgroßvater Hermann Aug. / August Hermann könnte demnach ein älterer Bruder meines Ururgroßvaters, des Postschaffners Franz Claer (1841-1906) gewesen sein. Unser – wenn es denn so wäre – gemeinsamer Urururgroßvater Christian Friedrich (genannt: Friedrich) Clair/Claer (geb. 1799 in Ludwigswalde) hatte wohl noch mehrere Kinder, so dass nicht alle Söhne Förster werden konnten… Auch würde es ins Bild passen, dass Manfreds Urgroßvater Franz Richard (der Fuhrmann) den Namen seines mutmaßlichen Onkels Franz (also meines Ururgroßvaters) trug.

Und dann brachte Manfred noch einen Aspekt ins Spiel, den ich inzwischen schon fast abgeschrieben hatte, das angebliche frühere „von“:

„Verblüfft war ich aber über die Aussage, dass es mal ein „von“ in der Familie gegeben haben soll, denn die selbe Aussage gibt es auch in unserer Familie und stammt wohl von Franz Richard Claer an meinen Großvater Arnold, dort ging es wohl um ein Rittergut.“

Und später konkretisierte er die Angabe wie folgt:

„Ja, die “von Claer “-Sache…..so wurde es mir von meinem Vater erzählt, der es wohl von seinem hatte. Ein Rittergut und zwei Söhne und einer ist gegangen. Da ja alle Claer nach meinem Grossvater in Ostpreussen waren, muss es wohl dort gewesen sein.“

Sollte es doch eine Verbindung zum Hauptmann von Gumbinnen, Wilhelm Theodor v. Clair, und dessen Vater, dem Ingenieurkapitän Gottlieb August de/le Clair gegeben haben?! Oder womöglich sogar zu den rheinischen de Claers?!

Noch kurz zur zweiten Angabe der oben angeführten Zufallsfunde: (Christian) Friedrich war Taufpate bei der Hochzeit Littmann/Schwill. Littmann könnte durchaus mit Liedmann identisch sein. Und Liedmann ist der Geburtsname der im 1. Kapitel dieses Textes oft erwähnten Susanna Dorothea, die zunächst mit dem Förster Kopfhammer, nach dessen Tod wahrscheinlich mit Johann Friedrich (wenn nicht doch mit Friedrich Wilhelm) verheiratet war, gemeinsam mit Johann Friedrich einen Sohn hatte (der als Säugling verstarb), aber in der Datenbank doch wieder als Ehefrau des Friedrich Wilhelm erwähnt wurde… Susanna Dorothea dürfte also (Christian) Friedrichs Tante, wenn nicht sogar Stiefmutter gewesen sein. Und womöglich war der heiratende Littmann, für den (Christian) Friedrich als Taufparte mitwirkte, ja ein Bruder oder sonstiger Verwandter der Susanna Dorothea.

Hängen geblieben bin ich aber diesmal bei der Quellenangabe „KB Juditten“. Schon vor vier Jahren hatte ich geschrieben:

„An dieser Stelle ist ergänzend auf die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Großvaters Gerhard Claer hinzuweisen, wonach im Kirchenregister der ev. Kirche Judithen bei Neidenburg, Jahrgang 1828, Seite 451 Nr. 61 einige Male Clair mit „ai“ erscheint, nämlich: „Heinrich Clair, Förster; Otto C., Gendarm u.s.w., Franz u.s.w. Postbeamter// Geschwister Amelie (?) geb. Clair“. Er geht offenbar von einer Verwandtschaft aus und wertet die dem Französischen näher stehende Schreibweise als Indiz für die ursprünglich französische Herkunft der Familie.“

Wie ich nun festgestellt habe, gibt es aber gar kein Judithen bei Neidenburg. Es gibt nur ein Juditten mit tt, das ein westlicher Vorort von Königsberg ist. Mein Großvater Gerhard muss also dieses gemeint haben. Und das bedeutet: Sowohl Herrmann August / August Herrmann, der spätere Müller, als auch der Förster Heinrich Clair und der Gendarm Otto Clair sowie ein Postbeamter Franz Clair (Ist das bereits „unser“ Franz, geb. 1844, oder womöglich noch ein namensgebender Onkel?) lebten in oder nahe Juditten, wo (Christian) Friedrich Förster war, bevor er 1844 kurz vor der Geburt meines Ururgroßvaters Franz die Försterstelle in Eichenberg, Kreis Wehlau antrat. Entweder sind alle Genannten Söhne von (Christian) Friedrich (dann hätte er fünf Söhne gehabt: den Förster Wilhelm Friedrich, den Förster Heinrich, den Gendarm Otto, den Müller Herrmann August / August Herrmann und den Postangestellten Franz) oder es gab noch andere Claers in Juditten, die (Christian) Friedrich vielleicht die Försterstelle in Methgeten bei Juditten verschafft haben. In jedem Falle sollte es sich lohnen, einen Blick in die Kirchenbücher von Juditten zu werfen. Sie liegen im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg und reichen bei den Taufen bis 1681 zurück. Ich werde das bald in Angriff nehmen.

7. Die Forschungen des Manfred Claer

Auch unser mutmaßlicher entfernter Verwandter Manfred Claer hat in den vergangenen Jahren umfangreiche Forschungen unternommen, die er mir dankenswerter Weise in vollem Umfang zur Verfügung gestellt hat. Im Folgenden werde ich hauptsächlich jene Erkenntnisse anführen, die über unsere bisherigen hinausgehen:

a) Das sagen die Genealogen

Die Genealogin Marianne S. schrieb an Manfred u.a.:

„Der Name Claer wird auch Clair geschrieben, manchmal auch Klär oder Klaer. Claers sind französische Schweizer, die als Siedler nach Ostpreußen (Litauen) nach 1710 eingewandert sind. Der Name Mettschul (so hieß die Ehefrau des Müllers Aug. Herrmann; Hinzufügung von mir) – litauischer Name, auch Mettschulat oder Mettschuleit genannt.“

Und weiter zitiert sie aus Kenkel – „Französische Schweizer und Refugies als Siedler im nördlichen Ostpreußen (Litauen) 1710-1750“:

Clero – Clair(d), Clerde, Clari – aus St. Imier Distr. De Courtelary, Schweiz
1. David * 1712, 1. oo Judt. 26.6.1718 Barbe Morel(l), Witwe des Jonas Munier aus Candre (Kanton Basel), 2. Oo Judt. 24.2.1724 Marguerite Guiot(l), Witwe des Joseph Vaucher. 1713 in Stehlkehmen 1 Hufe, 1724 Matzutkehmen, Losgänger
2. Jacob, oo Anna Marie Huguenin. Losgänger in Matzutkehmen, tot 1730. Tochter: Elisabeth, oo in Gumbinnen 11.11.1734 Jean(l) Hugault, Vater in Gumbinnen, er manufacturier in Gumbinnen
3. Abraham, nur bekannt durch Unterschrift 1729 Pieragienen?
4. Christian, 30.8.1719 in Stolp auf dem Weg nach Preußen

Clerc – (Clair) Magdaleine, oo Jean Ganguin, 1742 Tod, im Jahr 1728: Kinder: Abraham 4 J, Jacob 5 J, Jean * 29.11.1722 (6 J), David 7 J.

Ferner zitiert die Genealogin aus dem Amts-Blatt der Kgl. Preuß. Regierung (1811-1870) von Moeller (Hamburg 1992):
Claer, Wilhelm, Kriegsreserve-Corpsjäger, als Forstschutzgehilfe in der Oberförsterei Dingken angenommen (1847)
Clär, Förster in Argenbruch, Forstrevier Schecken, Försterstelle Rahnkalwen, Forstrevier Astrawischken, verliehen (1869)

Außerdem zitiert sie aus den Aufzeichnungen von Walter Grunert:
Claire, Marie Magdalene, verstorben vor 1736, oo Jean Ganguin, der 1714 nach Matzutkehmen kam auf eigene und ½ Hufe noch 1729 besaß.
Clair – 1713 in Stehlischken

Und schließlich führt sie aus zum Namen Metschulat:
1. Im Kreis Wehlau kommen Metschuleit i. Akt. D. Dom.-A Taplacken v. 1714 schon als Schatull- od. Freibauern vor.
2. Metschulat August, verstorben Insterburg 13.6.1941 (77 J) Müllermeister, Kinder: August und Hans, Gustel, oo Hans Schuman, Gustav, Hermann, Ernst
(Quelle: Die Kartei Quassowski, Buchstabe M von Zipplies

Aus diesen Angaben ergibt sich, dass auch David Clercs Ehefrau Barbe Morel (ebenso wie Davids andere Ehefrau Marguerite Guiot) bereits vor ihrer Ehe mit David verwitwet war. (Die allgemeine Sterblichkeit in den Jahren nach der großen Pest wird groß gewesen sein…) Auch wissen wir jetzt die genauen Zeitpunkte von Davids Eheschließungen. Allerdings war David nach den Datenbankeinträgen aus dem Internet zuerst mit Maguerite Guiot und anschließend mit Barbe Morel verheiratet. Laut der von Manfred beauftragten Genealogin war es genau umgekehrt. Noch wieder anders klingt es bei Dierk Loyal: (David Clerc) „heiratet in Judtschen 1718. Bereits 1724 heiratet die Witwe erneut.“ Richtig hätte es wohl heißen müssen: Bereits 1724 heiratete David Clerc erneut eine Witwe. Festzuhalten ist demnach, dass David wohl zweimal in Judtschen heiratete, 1718 und 1724, und zwar die Witwen Barbe Morel und Marguerite Guiot (die Reihenfolge ist unklar). Das heißt aber entgegen unserer bisherigen Annahme auch: David Clerc war nach 1724 noch am Leben.

Von Jacob Clercs Ehe mit Anna Marie Huguenin und ihrer Tochter Elisabeth wussten wir bislang ebenfalls nichts. Die Familie Huguenin stammte nach Fritz Schütz aus Le Locle, Neuchatel und aus Renan, Distr. De Cortelary, Schweiz. Es war wohl eine besondere Familie. Bei Fritz Schütz heißt es: „Neuenburger Familie. Seit dem 14. Jh. in Le Locle bekannt. Wappen der Huguenin von Le Locle: in Blau eine goldene Lilie, überhöht von einer silbernen Taube und umgeben von zwei goldenen Lorbeerzweigen.“
Auch den nur durch Unterschrift in Pieragienen bekannte Abraham Clerc/Clair kannten wir bisher nicht. Aber – siehe oben im 2. Kapitel – die vier Kinder von Magdaleine Ganguin, geb. Clerc/Clair heißen Abraham, Jacob, Jean und David. Es liegt also nahe, dass David Clerc, Jacob Clerc, Abraham Clerc und (Marie) Magdaleine Clerc alle Geschwister waren und wohl gemeinsam aus St. Imier in die Schweizerkolonie eingewandert sind.

Interessant sind weiterhin die Informationen, dass David Clerc 1713 in Stehlkehmen 1 Hufe Land besaß, 1724 in Matzutkehmen aber nichts mehr, und dass es den Namen Clair 1713 auch in Stehlischken gab. Dieser Ort (der heutige Name ist Sadowskoje) liegt etwas nordöstlich von Matzutkehmen und war später eine Station auf der Eisenbahnstrecke Tilsit- Stallupönen.
(https://de.wikipedia.org/wiki/Bahnstrecke_Tilsit%E2%80%93Stallup%C3%B6nen) Stehlischken gehörte zum Kirchspiel Kattenau, Kreis Stallupönen. Allerdings sollen durch ein Feuer in der Kirche von Kattenau im Jahre 1805 alle Kirchenbrücher der noch früheren Jahre vernichtet worden sein, so dass man hier wohl keine weiteren Funde mehr erwarten kann.

Gleichfalls von Interesse ist für uns der Umstand, dass der Kriegsreserve-Corpsjäger Wilhelm Claer 1847 als Forstschutzgehilfe in der Oberförsterei Dingken angenommen wurde. Vermutlich war es der 1824 in Corjeiten geborene spätere Jäger Wilhelm Friedrich Claer, der seine ersten beruflichen Schritte beim Militär unternahm. (So wie es ja auch sein Onkel, der Oberjäger Johann Wilhelm Claer getan hatte, der 1838 mit einem Forstversorgungsschein versehen auf der Försterstelle zu Klein-Fließ, Oberförsterei Leipen, definitiv bestätigt wurde; siehe meine Aufzeichnungen von 2012). Der Forstschutzgehilfe Wilhelm (Friedrich) Claer dürfte identisch sein mit dem Förster Clär in Argenbruch, der 1869 auf die Försterstelle Rahnkalwen, Forstrevier Astrawischken, verliehen wurde. Das wird aber nur vorübergehend gewesen sein, denn – siehe oben – er war in Argenbruch noch bis 1871 im Amte.

Zuerst dachte ich, dass auch der „ehem. Unteroffizier Wilhelm Klair“ vom ehemaligen 3ten kurmärkischen Landwehr Kavallerie-Regiment, den ich im Amtsblatt der Regierung in Potsdam 1838 gefunden habe, mit dem Förster von Argenbruch identisch sein könnte, was jedoch aufgrund dessen Geburtsdatums 1824 ausscheidet. Mit 14 Jahren kann man noch kein ehemaliger Unteroffizier sein, es muss sich also um einen anderen Klair vom Militär gehandelt haben…

https://books.google.de/books?id=oys_AAAAcAAJ&pg=PA309&lpg=PA309&dq=johann+friedrich+klair&source=bl&ots=3X_uUpsxMI&sig=IEMPsH4cQ80Ku9HMBRKTXEL_zTI&hl=de&sa=X&ei=tPvTVLLiM-6S7AazuIDIBw&ved=0CFkQ6AEwCQ#v=onepage&q=johann%20friedrich%20klair&f=false

Die Informationen über die Familie Metschul lassen es schließlich denkbar erscheinen, dass der Müller Herrmann August / August Herrmann Claer (vermutlich geb. 1833) seine Mühle über die Schwiegereltern bekommen hat, denn ein Metschulat war Müller (allerdings fast hundert Jahre später).

b) Die „von“-Frage

Ein besonderer Höhepunkt in Manfred Claers Forschungen sind schließlich noch zwei persönliche Briefe an ihn vom 26. und 31. Juli 2001 des Bundesbankdirektors a. D. Wichard v. Claer, der aus jener rheinischen Adelsfamilie stammt, von der in meinen früheren Texten bereits ausführlich die Rede war. Manfred hatte sich originellerweise in der v. Claer-Kirche in Königswinter, welche der Adelsfamilie gehört, mit seiner Frau trauen lassen. Der irritierte Bankdirektor forderte ihn höflich, aber bestimmt dazu auf, seine etwaige Verwandtschaft mit den v. Claers offenzulegen. Im zweiten Brief an Manfred legte er seine Auffassung dar, wonach in der Ahnentafel des Bartholomäus (II) de Claer sämtliche Nachkommen der Königswinterer Claers aufgeführt seien. Alle lebenden Claers aus ihrer Familie stammten demnach von Franz Bernhard (I) – 1785-1853 – ab. Aus den vorangegangenen vier Generationen gebe es keine anderen Namensträger mit männlichen Nachkommen. Eine Verwandtschaft mit anderen Familien zufällig gleichen Namens scheide damit aus. Wenn Manfreds Großvater „aus Ostpreußen vom Lande“ stamme, so müsse es sich um eine andere Familie Claer handeln, denn seine Familie habe nie Grundbesitz in Ostpreußen gehabt. Auch die frühere andere Schreibweise des Names der ostpreußischen Claers spreche gegen eine Verwandtschaft, denn die Schreibweise des Namens sei in seiner Familie schon seit dem 18. Jahrhundert unverändert. Vorher sei sie, wie damals üblich, variabel gewesen. Im übrigen gebe es in Deutschland etwa 20 nicht zu seiner Familie zählende Träger des Namens Claer, die ein Telefon besitzen. Das habe sein Schwiegersohn kürzlich im Internet festgestellt, denn er, Wichard v. Claer, besitze keinen Computer.

Somit können wir uns noch einmal der „von“-Frage zuwenden: Während es in Manfreds Familie, die auf den Müller Herrmann August / August Herrmann Claer zurückgeht, eine offenbar sehr konkrete Überlieferung gibt, steht in unserer Familie dahinter jedenfalls ein dickes Fragezeichen (siehe meine früheren Aufzeichnungen). Dennoch ist es natürlich nicht auszuschließen, dass doch etwas dran sein könnte…

Wir haben ja inzwischen schon recht konkrete Informationen über die v. Claers und v. Clairs in Ostpreußen: Aus der rheinischen Adelsfamilie war erst ab Mitte des 19. Jh. ein Offizier dort ansässig. Hinzu kommt noch die Aussage des Bundesbankdirektors Wichard v. Claer in seinem Schreiben, dass seine Familie keinen Grundbesitz in Ostpreußen hatte. Das passt jedenfalls nicht mit dem Gut und den zwei Söhnen und dem Erbe zusammen. Also die rheinische Adelsfamilie ist raus, denke ich.

Dann gab es aber noch den Hauptmann von Gumbinnen, Wilhelm Theodor v. Clair (1767-1831) und seine Eltern, den Ingenieurkapitän Gottlieb August v. Clair / de Clair / le Clair /v. le Clair (1731-1779) und Anna Rosine v. Dobrokowska. Wilhelm Theodor hat um 1800 in Gumbinnen gelebt. Wir wissen aber bisher nicht, ob er oder sein Vater auch schon früher in Ostpreußen gelebt haben. Soweit ich sehe, hieß der Ingenieurkapitän aber ursprünglich le Clair und wurde erst später von Friedrich dem Großen geadelt (wohl für seine Verdienste bei der Urbarmachung von Ländereien im Osten und die Übersetzung eines Buches über die Kriegskunst Ludwigs XIV. aus dem Französischen). Das heißt, dass diese v. Clairs wohl eher nicht von den Schweizer Clairs in Ostpreußen abstammen, sondern von den hugenottischen Le Clairs / Le Clercs, die es z.B. in Berlin gab.

Unsere Vorfahren konnten wir bisher bis zum Unterförster Friedrich Wilhelm Clair in Ludwigswalde (1770-1815) zurückverfolgen. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder stammen unsere Vorfahren von den Schweizer Einwanderern ab (David Clerc/Clair u.s.w. aus St. Imier 1712 ff.) und die Verbindung zu den v. Clairs ist nur eine Legende. So etwas kann bei den langen Zeiträumen schnell entstehen. Jemand sagt, es könnte vielleicht so gewesen sein und der nächste sagt schon, es war so… Die räumliche Nähe zur fast gleichnamigen Adelsfamilie könnte dazu eingeladen haben, solche Legende entstehen zu lassen. Oder es ist wirklich etwas dran: Dann wäre vielleicht unser Unterförster Friedrich Wilhelm (1770-1815) ein rebellischer Sohn vom Ingenieurkapitän Gottlieb August (1731-1779) gewesen, der sich mit der Familie überworfen und das Gut verlassen hat. Und Wilhelm Theodor (1767-1831) war sein älterer Bruder, der das Erbe angetreten hat. Vielleicht war Friedrich Wilhelm ja auch ein illegitimer Sohn mit einer Hausangestellten o.ä.

Das Problem ist allerdings, dass es in Ludwigswalde neben unserem Friedrich Wilhelm auch noch den Unterförster Johann Friedrich Clair gab. Dann hätten gleich zwei Brüder das Gut verlassen haben müssen… Wobei man jetzt natürlich wieder über eine dramatische Flucht des Johann Friedrich nach Siersleben spekulieren könnte (siehe oben)… Doch es gab ja, wie wir gefunden haben, in Ludwigswalde in früheren Jahren noch weitere Clairs / Klairs, wenn auch nicht viele. Der älteste (wenn auch fragliche) Eintrag eines Clairs in Ludwigswalde ist Hanß Claire 1715. Das ist kurz nach der Einwanderung der Schweizer 1712. Also alles in allem halte ich derzeit noch die Abstammung von den Schweizern für wahrscheinlicher, aber eine Abstammung von den v. Clairs ist durchaus noch im Rennen. Ich werde weiter intensiv auch nach Infos über den Ingenieurkapitän und den Hauptmann von Gumbinnen suchen. Dann wissen wir vielleicht irgendwann mehr.

8. Weitere de Claires/ Clairs und Klärs in Berlin und Brandenburg

Nicht unterschätzen darf man, wie viele Claers es noch in unterschiedlichen Schreibweisen gibt. Vor einigen Monaten wurde ich erstmals von Klaers mit K kontaktiert, konkret von einer Frau Monika Klaer aus Teltow bei Berlin. Ihr Mann ist gemäß der mündlichen Überlieferung in seiner Familie von hugenottischer Abstammung. Sein ältester bekannter namenstragender Ahne ist ein Johann Klär, geboren 1770, verstorben in Klein Rodensleben, geheiratet hat er seine Frau Dorothee Koch 1796 in Stemmern (südlich von Magdeburg).

Ich schrieb in meinen früheren Aufzeichnungen:

„Doch gab es eine Reihe von Clairs in Magdeburg, wo es sich um Nachkommen des Blaise Clair, ursprünglich Sergeant bei den alliierten Truppen in Piemont (Italien), handelte. Alle seine Kinder hießen dann Le Clair.“

Möglicherweise gibt es hier eine Verbindung…

Die Schreibweise der besagten hugenottischen Familie soll abwechselnd Klaer oder Klär gewesen sein. Seit dem 19. Jahrhundert haben Teile der Familie zeitweise oder dauerhaft in Berlin gelebt. Es gibt ein Ahnenhaus der Familie in Zehlendorf, gebaut von Fritz Klaer 1910. Dieser war ein Cousin des Großvaters von Monika Klaers Ehemann und ein sehr bekannter Kunsttischler, der u.a. im Königlichen Schloss zu Berlin tätig war, das ja nun wieder aufgebaut wird. Um 1920 haben die Brüder Karl, Ernst und Max Klaer mit ihren Familien in Berlin gelebt. Häufig ausgeübte Berufe unter den Vorfahren von Monika Klaers Mann in der Namenslinie waren Cantor und Lehrer, jedoch gab es keine Förster. Eine Verbindung dieser preußischen Klaers zu unserer Familie erscheint eher unwahrscheinlich, aber wir werden es im Auge behalten…

Und schließlich bin ich noch auf eine weitere preußische hugenottische Familie de Claire / Claire / Clair / Klair / Klaer / Klär gestoßen, aus sicherer Quelle, die ich aber nicht nennen darf, da die Nachkommen Wert auf Diskretion legen. Zur Zeit des Großen Kurfürsten von Brandenburg, des Gründers von Preußen 1699, wanderte eine Familie de Claire nach Brandenburg ein. Erster vollständig namentlich bekannter Namensträger ist ein René de Claire, geboren 1680 in Brandenburg, gestorben dort 1739. Mit seiner Frau Marie-Jeanne Remis war sein erster Sohn Ernest de Claire, Lieutenant des Königs von Preußen, geb. 1712 in Brandenburg, gestorben dort 1789. Dessen Frau war eine Louise Collel (1713-1772). Deren zweiter gemeinsamer Sohn war ein Friedrich-Wilhelm Claire, Handelskaufmann, geboren 1739 in Brandenburg, gestorben 1810 in Küstrin, verheiratet mit einer Sophie Perchaise (1748-1820).

Hier sind gleich zwei Aspekte interessant. Zum einen ist von einer Generation auf die nächste das „de“ im Namen verlorengegangen. Könnte dies etwas damit zu tun haben, dass Friedrich-Wilhelm „nur“ der zweitälteste Sohn war? Zum anderen stellt sich die Frage nach einer Verbindung zu den v. Clairs in Berlin im 19. Jahrhundert, siehe oben. Vor allem sei hier an den Ingenieur-Capitain Friedrich Wilhelm von Le Clair erinnert, der am 19.11.1776 in Potsdam ein Schreiben Friedrich des Großen erhalten hat (siehe meine früheren Aufzeichnungen). Könnten der Handelskaufmann Friedrich-Wilhelm Claire (immerhin der Sohn eines Lieutenants des Preußischen Königs namens Ernest de Claire) sowie der Ingenieur-Capitain Friedrich Wilhelm von Le Clair, dem der König einen Brief schreibt, miteinander identisch sein? Die Entfernung zwischen Brandenburg und Potsdam sollte überbrückbar gewesen sein…

Friedrich-Wilhelm Claire und Sophie Perchaise hatten als zweiten Sohn einen Johann-Ernest Clair, wiederum Handelskaufmann, geboren 1776 in Küstrin, gestorben 1840 in Fürstenberg. Verheiratet war dieser mit einer Antoinette Katharina Liasere (1779-1852).

Festung_Kuestrin_1921

Küstrin in der Neumark (bei deren Urbarmachung im übrigen der Ingenieur-Capitän Gottlieb August le Clair eine wichtige Rolle spielte, siehe meine früheren Aufzeichnungen) liegt geographisch immerhin nicht ganz so weit von Ostpreußen entfernt wie Berlin. Und rein theoretisch könnte natürlich unser Ludwigswalder Unterförster Friedrich Wilhelm Clair (1770-1815) ein älterer Bruder des Küstriner Johann-Ernest Clair gewesen sein (der ja ausdrücklich als zweiter Sohn des Friedrich-Wilhelm Claire bezeichnet wird), zumal der älteste Sohn damals oft den Vornamen des Vaters erhielt. Und womöglich lag ja in Küstrin das besagte Rittergut, von dem sich „unser“ Friedrich Wilhelm nach einem Streit mit seinem Vater in Richtung Ostpreußen aus dem Staub gemacht haben könnte… Doch das bleibt vorläufig noch wilde Spekulation, es fehlen dafür einfach die Anhaltspunkte.

Johann-Ernest Clair und seine Frau Antoinette Katharina Liasere hatten als dritten Sohn einen Friedrich Josef Klair, Botschaftssekretär, geboren 1809 in Fürstenberg, gestorben 1867 in Berlin. Verheiratet war dieser mit einer Agathe Marie Adolfin (1816-1871). Deren gemeinsamer dritter Sohn war ein Ernst Friedrich Karl Klaer, Fuhrunternehmer, geboren 1841 in Fürstenberg, gestorben 1900 in Berlin. (Übrigens wurde dieser zehn Jahre nach Manfred Claers Ururgroßvater, dem Fuhrunternehmer August Hermann /Herrmann August Claer geboren, der vermutlich 1831 zur Welt kam…) Die Ehefrau des Ernst Friedrich Karl Klaer war eine Marie Agnes Pauline Damm (1854-1892). Deren zweiter gemeinsamer Sohn war ein Karl Friedrich Klär, Kaufmann, geboren 1876 in Berlin, gestorben 1939 in Berlin. Dessen Ehefrau hieß Emma Martha Ramin (1878-1949). Der erste gemeinsame Sohn der beiden war schließlich ein Ernst Karl Alexander Klaer, Beamter des Reiches, geboren 1902 in Berlin, gestorben 1950 (Todeserklärung in der Sowjetunion). Dessen Frau war eine Luise Ogossell, geb. 1906. Hier brechen wir aus Diskretionsgründen ab.

Auffällig an dieser fürwahr beeindruckenden adelig-großbürgerlichen Familiengeschichte ist insbesondere, dass die genannten Ehefrauen fast ausschließlich französisch klingende Geburtsnamenamen trugen, d.h. über Generationen haben die preußischen Hugenotten nur „unter sich“ geheiratet. Für die Schweizerkolonie in Ostpreußen galt das offenbar nur in den Anfangsgenerationen. Schon die Ludwigswalder Förster, woher sie auch immer stammen mochten, hatten Ehefrauen mit überwiegend deutschen Geburtsnamen, später auch mit polnischen Geburtsnamen.

 

9. Sonstiges und Ausblick

Hier endet nun unser diesjähriger Abriss zur Namensgeschichte. Der primäre Ansatz unserer weiteren Forschungen werden die Kirchenbücher von Juditten im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg sein. Ich habe mir bereits einen Termin zur dortigen Recherche besorgt. Abschließend noch ein Hinweis zum dort von meinem Großvater Gerhard ausgemachten Gendarmen Otto Clair. Bei Wikipedia heißt es: „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wurden im Polizeidienst fast ausnahmslos ehemalige Soldaten beschäftigt. Die Berliner Schutzmannschaft akzeptierte seit 1852 nur solche Bewerber, die freiwillig neun Jahre (statt der üblichen zwei bis drei Jahre Aktivdienst im Rahmen der Wehrpflicht) gedient hatten, davon mindestens fünf Jahre als Unteroffizier. Ähnliches galt in den meisten deutschen Ländern.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Sergeant) Also nicht nur die Jäger, sondern auch die Gendarmen hatten regelmäßig eine berufliche Vergangenheit beim Militär, wo ja viele Hugenotten bzw. ganz allgemein Französisischstämmige beschäftigt waren. Wir werden hierauf unser besonderes Augenmerk richten.

August 2014: Ahnenforschung, Teil 6

Zur Namens- und Familiengeschichte Claer

Im vergangenen Jahr standen unsere Forschungen ganz im Zeichen der Auswertung der bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Kirchenbücher aus Ludwigswalde, die unser entfernter Verwandter Andreas Z. dankenswerterweise bei den Mormonen bestellt, in mühsamer Arbeit abfotografiert und in eine Online-Galerie eingestellt hat. Wir haben mehr gefunden, als wir zu hoffen gewagt hatten, wenn auch keineswegs immer gerade das, wonach wir gesucht haben. Im Anschluss an die Präsentation unserer bisherigen Kirchenbuch-Funde folgen noch einige aktuelle Funde aus meinen Online-Recherchen, aber zunächst geht es nach Ludwigswalde.

Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist der nun endlich gefundene Geburtseintrag meines Urururgroßvaters Friedrich Claer, geboren am 22. November 1799 als „Christian Friedrich Klaer“ in Ludwigswalde. Seine Eltern sind demnach der Unterförster Friedrich Wilhelm Klaer (Lebensdaten laut Eintrag in der Mundia-Datenbank: 1770-21.12.1815) und Susanne Hoemke. Folglich ist Christian Friedrich Klair ein Bruder des Johann Wilhelm Claer (Lebensdaten laut Eintrag in der Mundia-Datenbank: 10.7.1803-22.4.1880), welcher laut Geburtseintrag aus dem Geheimen Staatsarchiv die gleichen Eltern hat. Eine interessante Abweichung, auf die wir später noch zurückkommen werden, liegt darin, dass in der Mundia-Datenbank als Mutter von Johann Wilhelm nicht Susanne Hoemke, sondern eine Susanne Kopfhammer angegeben ist. (Das ist zwar offensichtlich unzutreffend, bringt uns aber auf eine neue Spur.)

1. Die Claers in Ludwigswalde

Bislang haben wir nur bzw. immerhin schon die Taufeinträge in Ludwigswalde von 1700 bis 1800 durchgesehen. (Es warten noch auf Auswertung: Taufen 1665-1700, Heiraten 1682-1814 und Tote 1682-1813.) Die Entzifferung der zumeist in Latein und Sütterlin gemischt geschriebenen Einträge war oft ein ziemliches Rätselraten, vieles ist sehr schlecht zu lesen, weshalb trotz aller Bemühungen eine gewisse Rest-Unsicherheit bleibt…

Hier zunächst unsere gesammelten Funde in chronologischer Reihenfolge beginnend mit den zeitlich jüngsten:

– S. 80-links-1 (1799):
Ludwigswalde / Christian Friedrich Klaer / 10 Eintrag des Jahres / Nov. 22. / Pater: Friedrich Wilhelm Klaer / Mater: Susanna Hoemke / Testes (Paten): 1. Frau ??? Gegenbein / 2. Friedrich Maz / 3. Gottlieb Maz zu Gottenf. / 4. Johann Christian Maz aus Pannerk / 5. H Herolz ??? unscharf…

klein S. 80 links 1 (1799)

 

 

– S. 71 links-2 und rechts-2 (1797):
Ludwigswalde / 10 / männlich, ehelich / dem königl. ???bergförster Johann Friedrich Clair ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmannin (also Liedmann) 9zehnten Februaris ein Söhnlein geboren welcher ejusdem (also hier in Ludwigswalde) getauft wurde Friedrich Wilhelm.
Pathen:
1. Christian Lupgeber (???), Knecht
2. Christoph Schultz, ”
3. Johann Podels ??

klein S.71 links2 (1797)klein Seite 71 rechts 2 (1797)

 

 

 

 

– S. 61 links-2 und rechts-2 (1794):
dem Johann (oder Jochen?) Christian Klaer. Aufquatier (oder Auf quatier?) vom Depots Batallion ist von seiner Ehefrau, Mar. Elisa Prangin, 8 km abge… (?) (abgelegen?) ein Töchterlein gebohren, welches achtzehnten April getauft nomina Cath. Elisabeth.
Taufpathen:
1. Stefan Schult (ist Knecht)
2. Charlotta Schuldmannin (?)
3. Löv. Drehen.. (?)
4. Charles Wirmilin
5. Bafellegsen
6. Schulzin
7. Möllershufen”

klein S. 61 links2 (1794)klein S. 61 rechts2 (1794)

 

 

 

 

– S. 57-links-1 und rechts-1 (1793):
dem Johann … (?) Kopfhammel Unterförster ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmanin … ein Töchterlein gebohren nomina Anna Louisa (?)

Außerdem zählt zu den Taufpaten auch eine Sophia Warnien. Der Name Warnien kommt auch noch in anderen Einträgen vor. Die spätere Ehefrau des Johann Wilhelm Claer (geb. 1803) war eine geborene Warnien. Auch der Name Hoemke findet sich noch an einigen Stellen.

– S. 42-links-1 und rechts-1 (1788): “dem Johann Samuel (?) Kopfhammer Unterförster ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmannin … ein Söhnlein gebohren nomina Georg Heinrich”

– S. 39-links-1 (1788):
obere Mitte der Seite, da steht bei den Taufpaten gleich unter 1. Christian Clair. Wobei man “Christian” sehr gut lesen kann, aber “Clair” sehr schlecht. Also es ist fraglich, ob es wirklich Clair heißt, aber es wäre möglich.

klein S. 39 links 1 (1788)

 

 

– S. 123 (1752):
Am 1. Oktober ist des Gottfried Klair, iun, militis. Weib, Julia Ruollin mit einer Tochter niedergekommen, selbige wurde Maria 4. … getaufet.

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– S.116 (1749):
Am 13. September ist des Gottfried Klair jun., Musquetiers vom Mountenfil … Regiment sein Weib mit einer Tochter niedergekommen, selbda wurde als dann 1.4. getauft nomine Louisa.

?????????????

 

 

 

 

 

– S.101 (1739):
Am 11. September ist des Johann ??? Schmids Cleer, Schultzen in Altenburg, Ehegattin mit einem jungen Sohn entbunden welcher am 14. Jujus getaufet und Johann Christoph genannt worden.

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– S. 95 links (1736):
3. February wird der (des?) Minhart Mil. (wohl Abkürzung für Miles = Soldat) Claer, Intimus von hier (könnte heißen: er ist hier gut bekannt), sein Töchterchen, welches ?? 30 (20?) January gegen Abend gebohren, zur Kirche gebracht, und ihm den Nahmen Regina gegeben.”

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Leider gibt es also keinen Geburtseintrag zum Vater „unseres“ Christian Friedrich, zum Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (1770-21.12.1815) in Ludwigswalde. Er dürfte wohl zugewandert sein. Genaueres wird möglicherweise eine spätere Auswertung der Hochzeitseinträge ergeben. Doch hat es offenbar noch mehrere andere Claers in Ludwigswalde gegeben.

Zunächst springt der königliche Förster (wir lesen dort „königl. Vubergförster“, was aber keinen Sinn ergibt) Johann Friedrich Clair ins Auge, der 1797, also zwei Jahre vor der Geburt „unseres“ Christian Friedrich Klair, einen Sohn Friedrich Wilhelm d. J. bekommen hat. Demnach hat es 1797/1799 zwei Förster mit Namen Claer in Ludwigswalde gegeben, „unseren“ Unterförster Friedrich Wilhelm d.Ä. und den offenbar ranghöheren königlichen Förster Johann Friedrich. Es liegt natürlich nahe, in ihnen Brüder zu sehen, auch die Abfolge der Geburten ihrer Söhne kurz nacheinander spricht zumindest für ein ähnliches Alter der beiden Förster. Auch war es damals sehr verbreitet, die eigenen Kinder nach Onkeln oder Tanten zu benennen. Wegen der seinerzeit allgemein niedrigeren Lebensdauer stand die Gefahr von Namensverwechslungen bei gleichen Vornamen sicherlich weniger im Vordergrund als heute.

Spannend wird es, wenn wir die Ehefrau des königlichen Försters Johann Friedrich Clair unter die Lupe nehmen: Sie heißt Susanna Dorothea Liedmanin (also Liedmann). Im Jahr 1797 wird sie Mutter des jüngeren Friedrich Wilhelm Claer. Jedoch war ebendiese Susanna Dorothea Liedmann laut den Einträgen 1788 und 1793 noch mit dem Unterförster Johann Kopfhammer verheiratet und hat ihm einen Sohn und eine Tochter geboren. Da es mit Ehescheidungen in der damaligen Zeit nicht so einfach, die allgemeine Sterblichkeit aber recht hoch war, lässt sich annehmen, dass Johann Friedrich Clair irgendwann zwischen 1793 und 1798 die Witwe Dorothea Liedmann des mutmaßlich verstorbenen Försters Johann Kopfhammer geheiratet hat. (Es wäre sogar denkbar, dass hierin der Anfang der Försterdynastie Claer lag, denn die Ehelichung der Witwe könnte durchaus mit dem Antritt der Försterstelle des verblichenen Johann Kopfhammer verbunden gewesen sein, während wir über noch frühere Förster Clair bislang nichts wissen. Womöglich hat Johann Friedrich Clair in der Folge sein Amt und seine alsbaldige Beförderung zum königlichen Förster dazu genutzt, seinem mutmaßlichen jüngeren Bruder Friedrich Wilhelm eine zusätzliche Stelle als Unterförster einzurichten, woraufhin auch dieser in Ludwigswalde eine Familie gegründet hat.) Hinzu kommt nun aber, dass in der Mundia-Datenbank als Mutter des Johann Wilhelm Claer nicht (was zutreffend gewesen wäre) Susanne Hoemke, sondern Susanna Dorothea Kopfhammer eingetragen ist. Entweder handelt es sich hier schlicht um eine Verwechslung der Großtante mit der Großmutter – oder aber Susanna Dorothea Liedmann / Kopfhammer / Claer hat zu einem noch späteren Zeitpunkt, vielleicht nach dem Ableben ihres Mannes Johann Friedrich Claer auch noch dessen Bruder Friedrich Wilhelm Claer geheiratet, der dann aber seinerseits bereits verwitwet hätte sein müssen. In diesem Falle wäre die Dame nacheinander mit drei Förstern verheiratet gewesen!

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Bernhard Danckelmann 1896 in der Gala-Uniform eines königlich preußischen Oberforstmeisters. Reproduktion eines Gemäldes von Heinrich Lauenstein. (http://de.wikipedia.org/wiki/Oberf%C3%B6rster)

Es lassen sich zwar wie gesagt keine noch früheren Förster Claer in Ludwigswalde finden, dafür aber gleich drei Soldaten Claer/Klair, nämlich

– der Miles (also Soldat) Minhart Claer, dessen Tochter Regina 1736 in Ludwigswalde getauft wurde
– der Musketier/Milites Gottfried Klair, der 1749 und 1752 auch jeweils eine Tochter in Ludwigswalde hat taufen lassen (Louisa und Maria, die Mutter war Julia Ruollin)
– und Johann Christian Klaer auf Quartier vom Depots Batallion, 1794 ebenfalls Vater einer Tochter Cath. Elisabeth (Mutter war Elisa Prangin)

Was aber bedeutet „auf Quartier“? Ein zeitgenössisches Lexikon gibt Antwort.

Großes Universallexikon, verlegt von Heinrich Fedler, 30. Band, Leipzig und Halle 1741:

Quartier, heißt bei den Soldaten: 1) So viel als Gnade, Verschonung, daher sagt man: Quartier geben, wenn man dem überwundenen Feinde das Leben schenket, und ihn zu einem Kriegsgefangenen machet 2) Bedeutet es einen jeden Ort, wo die Truppen campiret stehen 3) Wird auch darunter verstanden, ihr Logis, worin sie sich in Friedenszeit aufzuhalten angewiesen worden. Wie sie sich nun daselbst aufzuführen haben, solches erhellet aus dem Artickel Ordinanz, im XXV. B. p. 1781 u. ff. (http://books.google.de/books?id=t1UhAQAAMAAJ&pg=PA124&lpg=PA124&dq=was+ist+ein+quartiermeister?&source=bl&ots=wVaWxKzbSJ&sig=zcRbpzrdfCdBN5R06JimyFkfJ9w&hl=de&sa=X&ei=C4_EUtSAC8LbswbYw4GQCw&ved=0CGcQ6AEwCQ#v=onepage&q=quartier&f=false)

In unserem Fall spricht eigentlich alles für die Bedeutung Nr.3. Während der Friedenszeit brauchte sich der Soldat Johann Christian Klaer offenbar nicht ständig im Depot Battallion aufzuhalten und war demnach auf Quartier bei seiner Braut, die ihm eine Tochter zur Welt brachte.

Vom Alter her könnte dieser Johann Christian (der seine Tochter 1794 bekam) ein weiterer Bruder der beiden Förster Johann Friedrich und Friedrich Wilhelm gewesen sein. Die anderen beiden Soldaten, Gottfried und Minhart (deren Kinder 1736, 1749 und 1752 zur Welt kamen), gehören wohl eher zu deren Großeltern-Generation. Doch wenn man bedenkt, dass wer damals gut schießen konnte, damit wohl schon fast als Förster qualifiziert war, dann führt die Spur ganz klar zum Militär. Womöglich gab es sogar eine Menge Claers beim Militär, von denen einige ihre Kinder im nahegelegenen Ludwigswalde taufen ließen und ein bis zwei andere von ihnen dann in dortige Försterfamilien einheirateten. Ich erinnere daran, dass Johann Wilhelm Claer (1803-1880), der Bruder unseres Christian Friedrich Claer (geb. 1799), Inhaber eines Forstversorgungsscheins war, d.h. aufgrund einer abgeleisteten Militärzeit erwarb er das Anrecht auf eine spätere Försterstelle (siehe meine früheren Aufzeichnungen).

Weiterhin hatten wir aber auch noch den Schmid (also Schmied) Johann ?? Cleer gefunden, der im Jahr 1739 offenbar nebenberuflich oder ehrenamtlich Schultze (d.h. Bürgermeister) von Altenberg war, einem kleinen Ort in der Nähe von Ludwigswalde, und Vater eines Sohnes Johann Christoph wurde. Er war offensichtlich vor den Förstern der einzige Claer, der in Ludwigswalde bzw. in der Umgebung fest ansässig war, die Soldaten entfernten sich ja nur kurz zur Kindstaufe von ihren Einheiten oder waren „auf Quartier“. Vielleicht sorgte dieser Schmied und Bürgermeister ja sogar dafür, dass seine mutmaßlich verwandten Soldaten zu ihren Kindstaufen nach Ludwigswalde kamen. Und doch lässt mich dieser Bürgermeister wieder an den Bischof Johannes Clare aus dem 14.Jh. denken, dessen Neffe Frowin Clare laut Wikipedia 1327 das Schulzenamt von Neuendorf bei Fischhausen antrat…

Noch ein Nachtrag zu Susanne Hoemke, der Ehefrau „unseres“ Unterförsters Friedrich Klair (1770-1815). In meinen Aufzeichnungen von 2013 hatte ich ja bereits auf meinen Fund hingewiesen, wonach eine Susanna Elfriede Hoemke in einer der genealogischen Datenbanken im Inernet (http://www.werelate.org/wiki/Person:Susanna_Hoemke_%281%29) erscheint und demnach bereits am 28.3.1779 in Neu Sorgem, Kreis Fischhausen/Ostpreußen, mit ihrem Mann Martin Braeuer einen Sohn namens Gottfried Breyer (Braeuer) bekommen hat. Vielleicht war das ja nicht „unsere“ Susanne Hoemke, sondern eine Verwandte (z.B. die Tante) von ihr, deren Vorfahren womöglich auch aus dem Kreis Fischhausen stammten. Und diese Verwandtschaft bzw. Verschwägerung könnte „unseren“ Christian Friedrich Clair später wieder nach Corjeiten (Kreis Fischhausen) geführt haben, wo er 1724 mit der Jägerstochter (sic!) Justine Knaebe eine Familie gegründet hat, aus der auch mein Ururgroßvater Franz Claer, der Postschaffner (1841-1906), hervorging.

Und noch eine kurze Ergänzung zu meiner Urururgroßmutter, der erwähnten Justine Knaebe (Knebe, Knebel). Eine Internetseite, die über die Einwanderung von Religionsflüchtlingen in den Jahren 1731/32 aus dem Salzburgischen nach Ostpreußen berichtet (http://salzburger.homepage.t-online.de/Fam-name.htm), führt eine Liste aller Familiennamen dieser Einwanderer mit zahlreichen Namensvariationen auf, die dem „Stammbuch der ostpreußischen Salzburger“ von Hermann Gollub entnommen sind.

Unter anderem findet sich dort auch der Name:

Knäbel, Knebel, Knöbl, Knäbl, Knabel, Knappel, Knobl, Knabe, Knäbe, Knebe, Knab

Demnach gehörten die Vorfahren von Justine Knaebe sehr wahrscheinlich zu dieser Gruppe von Einwanderern.

Flucht

 

Flüchtlinge aus dem Salzburgischen auf dem Weg nach Ostpreußen

Auf der Seite heißt es weiter:

„Rund 200 Jahre nach dem Beginn der Reformation durch den Anschlag der Thesen Martin Luthers war der evangelische Glaube tief in die Herzen vieler Salzburger gedrungen. Dies war von der herrschenden Geistlichkeit nicht gelitten, denn  Toleranz gegenüber Andersgläubigen war zu damaliger Zeit nicht angezeigt. Mit der Bekanntgabe des Emigrationspatents am Reformationstag 1731 war das Schicksal der Protestanten besiegelt. Das Land Salzburg verlor durch die Ausweisung ein Fünftel seiner Bevölkerung. Recht bald mussten die Unangesessenen, die nicht Besitzenden, das Land verlassen, Monate später auch die Angesessenen. Das Einladungspatent des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. gab ihnen eine neue Heimat: 15 000 kamen nach Ostpreußen.“

Und an anderer Stelle steht:

„Gut 200 Jahre war es den salzburgischen Emigranten und ihren Nachkommen vergönnt, in der Ferne eine neue Heimat zu finden und schließlich auch bodenständig zu werden. Wieder war es ein Herrschaftsregime, das Ihnen die Heimat nahm. Die totalitäre Führung der Nationalsozialisten, die Raum im Osten erzwingen wollte, führte in einen Weltkrieg, der nicht gewonnen werden konnte. Über 2 Mill. Ostpreußen, unter Ihnen fast jeder Dritte salzburgischer Abstammung, wie gesagt wird, mussten auf Anordnung des Gauleiters ihre Heimat vor dem Ansturm der russischen Truppen verlassen, flüchten oder wurden später ausgewiesen und kamen verstreut in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik.“

226_Ankunft_der_Salzburger_Glaubensfluechtlinge_in_Ostp

 

 

 

Die meisten Salzburger kamen zu Schiff in Königsberg an. (http://www.preussenchronik.de/bild_jsp/key=bild_219.html)

Schließlich zitiert die Seite noch den berühmt-berüchtigten Dichter, Freiheitskämpfer und Nationalisten Ernst Moritz Arndt (1769-1860), der da sagte: “Es ist ein prächtiges deutsches Volk, die Preußen, besonders die Ostpreußen und was dort von den Salzburgern stammt.“

 

2. Spekulationen über die Herkunft: David Clerc, Christian Clerc, die Berliner Leclercs oder Johannes Clare?

An dieser Stelle kann die Spekulation über die Herkunft der Claers in eine neue Runde gehen. Ausgangspunkt ist wieder einmal die schon mehrfach zitierte Auskunft des ausgewiesenen Hugenottenforschers Dierk Loyal:

Von: Dierk.Loyal@T-Online
Gesendet: Donnerstag, 9. Februar 2012
An: Andreas Z.

Hallo Herr Z.,
alle französischen Familien in Ostpreußen sind bekannt und bei Horst Kenkel (Franz. Schweizer u. Réfugiés als Siedler im nördlichen Ostpreußen (Litauen) 1710 – 1750, in: Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 13, Hamburg 1970.) verzeichnet. Eine Familie Claer fehlt hier.
Die französischen Familiennamen in Ostpreußen haben sich allerdings stark verändert. So könnte der Familienname ursprünglich sich von Clerc (Clair, Claird, Clere, Claer, Clari, Klär etc). Es gibt auch die Familie Loclair. In den Kirchenbüchern kommt vereinzelt auch „Lo Claire“ vor.
Meiner Meinung nach dürfte hier aber wohl eine Herleitung von Clerc vorliegen. Dies müsste man aber allerdings durch Kirchenbucheintragungen nachweisen.
Der Ort Corjeiten liegt in dem Kirchenkreis Fischhausen. Die zuständige ev. Kirche war Germau. Die Kirchenbücher liegen heute im „Evangelischen Zentralarchiv“ in Berlin. Dort müssten Sie nach weiteren Vorfahren suchen. Ich vermute, dass die Vorfahren aus dem Kreis Gumbinnen kamen.
Stammvater der Familie Clerc war David Clerc, der aus St. Imier (Dieser kleine Ort liegt im Berner Land in der Schweiz, Anm. TC) stammte. Er wanderte 1712 ein und siedelte sich in Matzutkehmen an. Er heiratet in Judtschen 1718. Bereits 1724 heiratet die Witwe erneut. Kinder sind leider nicht bekannt. Dann gab es noch einen Jacob Clerc der ebenfalls in Matzutkehmen lebte. Kinder sind ebenfalls nicht bekannt. Ich vermute, dass bereits in dieser frühen Zeit die Familienmitglieder aus dem Kreis Gumbinnen abwanderten. Zumindest war Jacob Losgänger und besaß daher kein eigenes Land.
Dann gab es noch einen Christian Clerc, der 1719 in Stolp auf dem Weg nach Ostpreußen registriert wurde. Wo er sich in Ostpreußen ansiedelte, ist allerdings unbekannt.
In Berlin gibt es die Familie le Clerc. Es könnte sein, dass Familienmitglieder von dort nach Ostpreußen wanderten.

Gruß

Dierk Loyal“

 

a) David Clerc aus Matzutkehmen

Da wir nunmehr den Namen Claer bis zurück ins Jahr 1736 in Ludwigswalde zurückverfolgen können (bis zum Soldaten Minhart Claer), erscheint zunächst eine Verbindung zur Familie des aus St. Imier in der Schweiz (Berner Land) eingewanderten David Clerc aus Matzutkehmen (Kreis Gumbinnen) denkbar, die dort immerhin bis zu Davids Tod kurz vor 1724 ansässig war. David oder noch eher sein Verwandter Jacob Clerc könnten Kinder gehabt haben (auch wenn davon nichts bekannt geworden ist), die später Soldaten geworden sind.
Wikipedia berichtet über Matzutkehmen:
Aufgrund seiner Lage direkt am Ufer des Wystiter Sees und damit an der Grenze zwischen dem damaligen Ostpreußen und Litauen wurde häufig Schmuggelware über den See transportiert. Im Rahmen des Zweiten Weltkrieges wurde das Dorf komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Von Matzutkehmen (würde heute im äußersten Südosten der Oblast Kaliningrad liegen) bis Ludwigswalde (heute Lesnoje, im Westen der heutigen Oblast Kaliningrad, südlich von Königsberg) sind es etwa 120 Kilometer. Das ist zwar keineswegs eine unüberwindbare Entfernung. Eine Verbindung drängt sich aber angesichts der damaligen verkehrstechnischen Möglichkeiten auch nicht unbedingt auf.

Matzutkehmen

 

 

 

 

Wystiter See bei Matzutkehmen

 

b) Christian Clerc, der nach Preußen gehet

Dann gibt es noch den erwähnten Christian Clerc, der nach jetzigem Kenntnisstand vielleicht der heißeste und zugleich der rätselhafteste aller unserer „Kandidaten“ ist. Er befindet sich auf der Liste der „Reformierten Siedler auf dem Wege nach Ostpreußen und zurück 1714-1733“ (Quelle: Walther Eylert in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 12. Jahrgang, 1935), die online einsehbar ist unter

www.stolp.de/stolp…/stolp_deutsch_reformierte_gemeinde.html?…

Die Einträge stammen aus Aufzeichnungen in der Gemeinde Stolp in Pommern, die von vielen Siedlern auf dem Weg nach Ostpreußen, aber auch in entgegengesetzter Richtung passiert wurde. Die meisten waren, wie sich aus den Aufzeichnungen ergibt, gebürtige Schweizer, einige waren Franzosen. Ganz überwiegend waren die Menschen in Gruppen unterwegs (meistens in Familien), nur wenige reisten alleine. Noch seltener kam es vor, dass ein einzelner Reisender an einem Tage als einziger Siedler in die Liste eingetragen wurde. Bei Christian Clerc, der Stolp am 30.8.1719 durchreiste, war aber genau das der Fall. Sein Eintrag lautet schlicht „Christian Clerc, der nach Preußen gehet“ mit dem Zusatz, dass er „von Westen“ kommt. Bei vielen anderen Reisenden (man kann wohl sagen bei den meisten) findet sich in den Eintragen der Zusatz, dass sie „gut Zeugniß“ hätten. Bei Christian Clerc steht nichts davon.

Nun haben wir bereits öfter die weit verbreitete Tendenz in der damaligen Namensgebung erwähnt, bestimmte Vornamen innerhalb einer Familie oft zu wiederholen. Wenn Kinder nicht direkt nach den Eltern benannt wurden, dann oft nach Onkeln oder Tanten, Großeltern oder sonstigen Verwandten. Insofern könnte es von Bedeutung sein, dass sich in Ludwigswalde sowohl bei unserem Vorfahren Christian Friedrich Klaer (geb. 1799) als auch beim Soldaten auf Quartier Johann Christian Klair der Vorname Christian findet. Es könnte aber auch Zufall sein, denn der Name Christian war damals über lange Zeiträume hinweg, wie ich in den Taufeiträgen erkennen konnte, in Ludwigswalde (und sicherlich nicht nur dort) sehr verbreitet.

Kadettenhaus_Stolp

 

 

 

 

 

Kadettenhaus zu Stolp um 1793

Sicherlich kommt dieser Christian Clerc als Vorfahre „unserer“ Jäger und auch der Soldaten namens Klair in Betracht. Es bleiben aber auch Zweifel hinsichtlich der zeitlichen Abstände. Angenommen, Christian Clerc hätte gleich 1719 in Ostpreußen eine Familie gegründet, dann könnte der Soldat Minhart Claer, wenn er denn wirklich Christians Sohn wäre, im Jahr 1736, dem Jahr der Geburt seiner Tochter, erst 15 Jahre alt gewesen sein. Man kann sich das zur damaligen Zeit kaum vorstellen. Mit den anderen Soldaten und dem Schmied und Bürgermeister von Altenberg würde es zeitlich schon besser passen.

Nur am Rande sollen hier die „Menschenraube“ Erwähnung finden, die Friedrich der Große insbesondere in der Schweiz durchführen ließ, um Soldaten für seine Armee zu rekrutieren. Da Friedrich erst seit 1740 König von Preußen war, kann das jedenfalls die frühen Soldaten namens Claer noch nicht betroffen haben.

Woher genau aber könnte Christian Clerc gekommen sein, als er 1719 in Stolp auf der Durchreise von Westen nach Preußen registriert wurde? Vielleicht – wie so viele andere – aus der Schweiz, dann könnte er zur Familie des David Clerc aus St. Imier gehört haben oder auch nicht. Oder er kam aus Frankreich.
Oder er war ein womöglich illegitimer Abkömmling der hugenottischen Familie Leclerc aus Berlin.

 

c) Die Berliner Leclercs

Womit wir wieder bei der Berliner Familie Leclerc /Le Clerc / Leclair / Le Clair / v. Clair wären. Einige Zeit dachten wir ja, dass es eine Verbindung zu Wilhelm Theodor v. Clair (1767-1831), dem Hauptmann von Gumbinnen, gegeben haben könnte. Aber der war erst ca. 1798 nach Gumbinnen versetzt worden. Zu dieser Zeit gab es, wie wir jetzt wissen, ja schon so einige Claers in Ostpreußen. Aber immerhin könnten damals unsere Vorfahren von der Existenz der Adelsfamilie v. Clair in Gumbinnen erfahren haben, und das könnte wiederum möglicherweise Einfluss in die mündlich weitergegebene vage familiäre Überlieferung gefunden haben.

Ferner hatten wir eine Verbindung zum Vater des Wilhelm Theodor v. Clair, dem Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair (1730/1731 bis 1778/1779), begraben als Gottlieb August v. Clair auf dem Garnisonfriedhof in Berlin, für möglich gehalten. Auch den Berliner Portechaisen-Unternehmer Karl Heinrich v. Clair und den Ingenieurkpitän Friedrich Wilhelm le Clair hatten wir in unsere Überlegungen einbezogen. All das ist zwar weiterhin nicht völlig auszuschließen, ist aber deutlich unwahrscheinlicher geworden, seit wir von den Soldaten namens Claer in Ludwigswalde schon ab dem Jahr 1736 wissen.

Bleiben also die noch früheren Familienmitglieder der Leclercs / Le Clercs / Leclairs / Le Clairs. Zunächst ist zu betonen, dass es sich bei den Leclercs primär nicht um eine Adelsfamilie gehandelt hat. Das französische „le“ ist kein Adelstitel (eher ein unbedeutender Namenszusatz), das „de“ dagegen schon. Alles deutet darauf hin, dass Gottlieb August (1730/1731 bis 1778/1779) der erste in seiner Familie war, der den Adelstitel trug. In meinen früheren Aufzeichnungen habe ich ja viele Fundstellen über ihn zusammengetragen: Im früheren Lebensalter wurde er als Ingenieurkapitän le Clair bezeichnet, später als v. le Clair und schließlich nur noch als v. Clair. Die vereinzelte Bezeichnung de Clair geht, wie ich sehe, ausschließlich auf die Datenbankeinträge von Dr. Gerhard H. aus Australien zurück, einem direkten Nachkommen Gottlieb Augusts, mit dem ich in den letzten Monaten in Korrespondenz stand. Selbst wenn Gottlieb August tatsächlich vorübergehend auch de Clair genannt worden sein sollte, so scheint mir doch seine primäre Namensbezeichnung ganz eindeutig le Clair zu sein. Es ist davon auszugehen, dass ihm seine vermutlich großbürgerlich-hugenottische Herkunft in Verbindung mit seinen besonderen Fähigkeiten eine militärische Karriere in der preußischen Armee ermöglicht hat und er für seine besonderen Verdienste, u.a. bei der Urbarmachung des Warthe-Bruches und der Neumark sowie die Übersetzung eines Buches über die Kriegskunst Ludwig XIV. aus dem Französischen, von Friedrich dem Großen geadelt wurde.

Wer die direkten Vorfahren von Gottlieb August sind, wissen wir nicht, aber es liegt nahe, sie unter den zahlreichen Leclercs in Berlin zu suchen. In meinen Ausführungen von 2012 erwähnte ich den umfangreichen Datenbankauszug, den ich von der Deutschen Hugenottengesellschaft in Bad Karlshafen erhalten hatte. Ich schrieb zum Namen le Clair in Berlin:

„Daneben gibt es vier Damen aus Berlin: Anne Francoise Clair (geb. 1734); Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler), Patin am 27./31.7.1724 bei Abraham Jacques Louis; Susanne le Clair /le Clerc), Patin am 1.1.1727 bei Etienne Gedeon, am 3./5.1.1727 bei Jean Louis Matthieubei: Dlle. Dorothee Claire, Patin 1717 bei Paul Ravenel; und schließlich in Stettin eine Anne Susanne le Clair (le Clerc), am 10.4.1739 dort getraut mit dem 28-jährigen “droguiste” Jean Tournier.“

Zwar sind die erste und die letzte dieser Damen, Anne Francoise und die Stettinerin Anna Susanne, viel zu spät geboren, um als Mütter des frühesten ostpreußischen Soldaten Minhart Claer, der 1736 eine Tochter bekam, infrage zu kommen. Die drei mittleren hingegen, Mari, Susanne und Dorothee, würden zumindest vom Alter her passen.

Außerdem schrieb ich in meinen früheren Aufzeichnungen:

„Sucht man aber nach „le Clerc“ in Berlin, so wird man fündig bei Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der Preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15. Dort ist aufgeführt:
Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795)
Geb. Berlin 13.6.1733, gest. ebda. 27.1.1795, frz-reformiert; Vater: Jean Henri, 1713-1786, Hofrat; Mutter: Susanne, 1715-1776, e. geb. Gillet; Schule: besuchte d. Frz. Gymnasium in Berlin); Studium: schrieb sich am 27.4.1754 in Frankfurt/O. (für die Rechte) ein; Laufbahn: engagierte sich im preußischen Heer; machte als Auditeur im Infanterie-Regiment Prinz von Preußen den Siebenjährigen Krieg mit, etwa 1763 verabschiedet; im Frühjahr 1764 zum Kammergerichtsrat genannt, fungierte als solcher noch 1776, damals auch Revisionsrat beim Frz. Obergericht; seit Spätherbst 1782 Geh. Rat beim Frz. Oberdirectorium, rückte hier auf eigenen Wunsch für den verst. Segond de Hamchet ein, s.d.; 1795 gest.; Quellen: GStA, 1, Rep. 96 B, Nr. 160, Berlinische Nachrichten Nr. 48v. 21.4.1764 (Bestallung), Nr. 147 v. 7.12.1782, Adres-Calender Berlin, Matrikel; Archiv d. Frz. Kirche Berlin; (http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA558&lpg=PA558&dq=ingenieur+capitain+le+clerc&source=bl&ots=5W6eTukED1&sig=Nt8Qjimpzn4uojpO7jMaxD6aKPc&hl=de&sa=X&ei=IX4ZUbW2MZCRswav-oAI&ved=0CFsQ6AEwBw#v=snippet&q=le%20clerc&f=false)
Von den Lebensdaten ausgehend, könnte es sich beim Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795) um einen Bruder oder Cousin des Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (1730/31-1778/79) handeln. (Nachkommen hat er offenbar keine hinterlassen noch war er verheiratet, denn anderenfalls wäre das, wie bei anderen Einträgen in diesem Handbuch auch, sicherlich vermerkt worden.) Die in der Datenbank genannte Anne Francoise Clair (geb. 1734) aus Berlin könnte eine Schwester oder Cousine der beiden gewesen sein. Hingegen gehören die gem. der hugenottischen Datenbank anderen drei in Berlin ansässigen Damen namens le Clair/Clair, die zwischen 1717 und 1727 diverse Patenschaften für Kinder übernommen haben, wahrscheinlich nicht einmal zur Generation der Eltern des Kammergerichtsrats Louis le Clerc (geb. 1733) und des Ingenieur-Capitains Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (geb. 1730/31), sondern zur Generation von deren Großeltern. Auch die Eltern des Kammergerichtsrats, nämlich Hofrat Jean Henri le Clerc (1713-1786) und seine Frau Susanne (1715-1776) waren offenbar deutlich jünger. Somit könnten die genannten drei Patentanten, so wie vermutlich die Eltern von Jean Henri le Clerc und seiner Frau, sogar der Einwandergeneration aus Frankreich entstammen, die wohl Ende des 17. Jahrhunderts nach Berlin gekommen sein muss.“

Könnten also die ostpreußischen Soldaten Minhart und Gottfried Claer illegitime Abkömmlinge des Berliner Hofrats Louis le Clerc oder verwandter Generationsgenossen von ihm gewesen sein? All das bleibt reichlich vage und unbestimmt…

Welche Bedeutung aber hat überhaupt der französische Name Clair / Le Clair, dessen ursprüngliche Schreibweise offensichtlich Clerc / Le Clerc ist?

In einem Online-Forum wurde diese Frage jüngst diskutiert. Am Ende einigte man sich auf: Schriftführer, Büroangestellter oder Geistlicher (ähnlich der englischen Variante Clerk), auch: Mönch, der vor allem in der Schriftführung tätig war. Vor allem in Nordwest-Frankreich soll der Name Clerc / Le Clerc verbreitet sein. (http://www.bedeutung-von-namen.de/forum/was-bedeutet-der-name-clerc)

 

d) Bischof Johannes Clare

Ebenfalls noch nicht ganz aus dem Rennen ist die in meinen ersten Aufzeichnungen zur Ahnenforschung mehrfach untersuchte Verbindung zum Erbauer des Königsberger Doms, dem Bischof Johannes Clare, dessen Neffe Frowin Clare wie gesagt laut Wikipedia 1327 das Schulzenamt von Neuendorf bei Fischhausen antrat. Diese theoretische Möglichkeit wird aber erst dann wieder ins Blickfeld rücken, wenn wir Claers in Ostpreußen in der Zeit vor den Einwanderungen der Hugenotten, also deutlich vor 1700, nachweisen können. Das ist bisher noch nicht gelungen. Der Umstand, dass sich zwischen 1700 und 1736 keine Claers in Ludwigswalde finden lassen, deutet eher auf eine hugenottische Herkunft hin, sei es aus der Schweiz oder aus Frankreich.

In der Folge nun noch einige Resultate aus meinen Online-Recherchen des letzten Jahres.

 

3. Die Claers von der Post

Die Claersche Försterdynastie währte, möglicherweise angefangen von Friedrich Wilhelm d.Ä. (1770-1815) und seinem mutmaßlichen Bruder Johann Friedrich, fortgesetzt von Christian Friedrich (geb. 1799) und seinem Bruder Johann Wilhelm (1803-1880), weitergeführt von Friedrich Wilhelm d.J. (1824-1889) und seinem Sohn, dem Schlesien-Auswanderer Otto Wilhelm (1859-1937), über mindestens vier Generationen. Vielleicht erstreckte sie sich sogar noch auf eine fünfte Generation, denn auf einer Internetseite mit alten Adressbüchern (http://adressbuecher.genealogy.net/entry/search) findet sich im schlesischen Oberleutmannsdorf im jahr 1929 ein Förster namens Otto Claer. Zwar könnte hiermit auch Otto Wilhelm Claer gemeint gewesen sein, doch wäre dieser 1929 schon 70 Jahre alt und möglicherweise nicht mehr berufstätig gewesen. Vielleicht hatte also Emma Marie Claer (1883-1985), die in Ober-Leutmannsdorf geborene Tochter des Otto Wilhelm und Urgroßmutter unseres Verwandten Andreas Z., noch einen Bruder namens Otto.

Doch hat sich schon nach der vermutlich zweiten Förstergeneration eine neue Dynastie abgespalten, zu der unsere unmittelbaren Vorfahren zählen: die Claers von der Post. Vielleicht war mein Ururgroßvater Franz Claer d.Ä. (1841-1906) noch aus Verlegenheit Postschaffner geworden, da schon sein deutlich älterer Bruder Friedrich Wilhelm d.J. den Försterberuf gewählt hatte und die Möglichkeiten, als solcher noch irgendwo unterzukommen, mit der Abholzung zahlreicher Wälder bedingt durch die voranschreitende Industrialisierung im 19. Jh. wahrscheinlich nachließen. Demgegenüber war der Fernverkehr, damals zunächst noch das Hauptgeschäftsfeld der Post, ein Wachstumsmarkt. Als später die Bahn der Post das Fernverkehrsmonopol abspenstig machte, verschob sich der Tätigkeitsschwerpunkt der Post in Richtung Brief- und Paketbeförderung. Hinzu kam, da es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in breiten Bevölkerungsschichten unüblich war, ein Bankkonto zu führen, die vertrauensvolle Zustellung von Geldsendungen. Die Postbeamten waren somit qualifizierte staatliche Hoheitsträger und vielerorts auch Respektspersonen.

Bisher war mir nur bekannt, dass mein Urgroßvater Georg Claer (1877-1930), zweitältester Sohn des Postschaffners Franz Claer d.Ä. und in seiner Jugend Meldereiter in China während des Boxeraufstands (1900), Postassistent war. Konkret soll er als Briefträger gearbeitet haben. Von ihm und seiner Frau Wilhelmine Claer, geb. Petschinski (1876-1940) hat sich übrigens noch das folgende Bild angefunden:

Georg u. Wilhelmine Claer

 

 

 

 

 

 

 

Das Foto wurde vermutlich vor ihrem Neidenburger Haus aufgenommen. Er mit Zeitung, sie mit Buch – man sieht gleich, dass es belesene Leute waren…

Auch wurde manchmal von Georg Claers jüngerem Bruder Richard Claer, genannt „Richard von der Post“ berichtet. Laut der erwähnten Internetseite mit alten Adressbüchern war Richard Postschaffner (wie sein Vater Franz Claer d.Ä.) und wohnte im Jahr 1926 in Neidenburg in der Wasserstraße 100. Mein Urgroßvater Georg Claer ist dort als Postassistent und ebenfalls im Jahr 1926 als wohnhaft in der Wasserstraße 100 in Neidenburg aufgeführt.

Jedoch muss auch der älteste der drei Söhne meines Ururgroßvaters Franz Claer d.Ä., nämlich Franz Claer d.J., bei der Post tätig gewesen sein, und zwar in deutlich ambitionierterer Stellung. Auf der Internetseite mit den Adressbüchern ist nämlich seine Frau Emma Claer im Jahr 1935 als Postsekretärswitwe in Königsberg, wohnhaft in der Lutherstr. 4, aufgeführt. Demnach hat Franz d.J. vermutlich, anders als seine beiden jüngeren Brüder, die in Neidenburg blieben, Karriere in Königsberg gemacht, brachte es bis zum Postsekretär und ist dann relativ früh verstorben. Hier ist an die in meinen früheren Aufzeichnungen bereits erwähnte fragwürdige Autobiographie des Hans Henning „Moppel“ Claer zu erinnern, der ein Enkel von Franz d.J. und Emma Claer gewesen ist. In seinem Buch findet „Oma Emma“ mehrfach Erwähnung, allerdings als wohnhaft auf dem ostpreußischen Landgut Groeben, das sich „Moppels“ Vater Erich Claer, der einzige Sohn des Franz d.J., später gekauft hatte. Für den Verlust dieses Landguts hat „Moppel“ Claer laut eigener Aussage in seiner Autobiographie nach dem Krieg noch eine staatliche Entschädigung ausgezahlt bekommen.

 

4. Noch ein Friedrich Wilhelm Clair aus Ostpreußen und seine Nachkommen

Als ob es noch nicht genug Friedrich Wilhelms in unserer Familie gegeben hätte (bisher kamen wir auf drei), hat sich bei mir vor einigen Monaten ein Herr Michael Clair mit entfernten ostpreußischen familiären Wurzeln gemeldet und mir Teile seines Stammbaums übermittelt, der ausgerechnet einen weiteren Friedrich Wilhelm Clair enthält. Dieser wurde am 29.3.1852 in Klein-Bauma geboren und ist am 4.3.1923 in Schligaten gestorben. Seine Eltern waren Wilhelm Clair und Justine Clair geb. Naujok. Mit seiner Frau Henriette Clair, geb. Stascheit (1848-1911 Luschminken) hatte er die Kinder Gustav Clair (20.9.1884 Utzballen-6.11.1927 Borna), Ida und Anna Clair.

Von den genannten Orten ist lediglich Uszballen (Kreis Ragnit-Tilsit), ein Dorf im heutigen Litauen, zu identifizieren. Luschminken kommt bei Google als Geburtsort eines Offiziers in der preußischen Armee vor, ist aber nicht genauer zu bestimmen. Klein Bauma und Schligaten sind wohl zu klein, als dass man sie finden könnte. Dennoch deuten die wenigen brauchbaren örtlichen Informationen auf das östliche Ostpreußen hin, was im Großen und Ganzen ja auch ins Bild passen würde.

Der früheste Vorfahre dieser Linie, Wilhelm Clair, dürfte spätestens 1832 oder noch etwas eher geboren worden sein. Demnach käme er als weiterer Sohn sowohl von unserem Christian Friedrich (geb. 1799) als auch von dessen Bruder Johann Wilhelm (1803-1880) in Betracht. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass er ein Nachkomme von Friedrich Wilhelm (geb. 1797 in Ludwigswalde), dem Sohn des königl. Försters Johann Friedrich, ist.

Der Name Gustav Claer (1884-1927) könnte ein Indiz für eine Verbindung zu den Amerika-Auswanderern Gustav F. Claer (1832-1894) und Gustaf Claer (1849-1894) sein. Womöglich ist der jüngste Gusav nach einem seiner Onkel benannt worden.

 

5. Noch viele Friedrich Claers!

In meinen Forschungsergebnissen von 2013 war ich zur gewagten Auffassung gelangt, der Erfurter Chausseewächter Friedrich Claer (geb. 1800) müsse mit „unserem“ ostpreußischen Förster Friedrich Clair (geb. 22.11. 1799) identisch sein und folglich Pendler und Bigamist gewesen sein. Dafür sprach in meinen Augen auch der Umstand, dass im Jahr 1819

ein Förster Friedrich Clair im Weimarer Landkreis registriert war (den ich ebenfalls für „unseren“ Friedrich hielt) und der 1825 geborene Sohn des Erfurter Chausseewächters Friedrich Wilhelm Heinrich hieß (der 1824 in Corjeiten geborene Sohn „unseres“ Friedrich hieß Friedrich Wilhelm).

 

a) Wohl doch kein Pendler

Inzwischen wissen wir aber, dass „unser“ Friedrich Claer mit vollem Namen Christian Friedrich hieß. Hinzu kommt nun der irritierende Umstand, dass es auch in Erfurt einen Christian Friedrich Claer gab, der allerdings am 16.11. 1802 in Siersleben bei Hettstedt geboren wurde und später in Erfurt ein Fuhrunternehmen betrieb. Und jetzt kommt es: Dieser Fuhrmann Christian Friedrich Claer hat, wie eine alte Frachtrechnung seines Unternehmens aus dem Internet zeigt, mit „F. Claer“ unterschrieben. Das heißt, auch er nannte sich Friedrich Claer.

Frachtrechnung Fa. F. Claer

 

 

 

Frachtrechnung der Firma F. Claer aus Erfurt über 1 Taler 10 Silbergroschen für den Transport von 1 Ballen Hopfen (1 Zentner 3 Pfund) von Fürth nach Frankenhausen /12/

http://www.frankenhausen.info/brauwesen.htm

Ohne Datierung. Die drei nebenstehenden Frachtrechnungen sind datiert auf 1848-1855.
Im Begleittext heißt es u.a.: Sämtliche Transporte wurden nicht selbst durch eigene Fuhrwerke, sondern von anderen Unternehmen ausgeführt. So kam auch der Hopfen vornehmlich aus den fränkischen Städten Fürth und Altenkundstadt mit Pferdefuhrwerken nach Frankenhausen.

Es gab damals offensichtlich viel mehr Friedrich Claers, als wir uns bisher vorstellen konnten. Und es ist durchaus naheliegend, dass alle miteinander verwandt waren. Das heute wichtige Motiv der Namensgebung, Verwechslungen mit namensgleichen Verwandten zu vermeiden, hat damals – wohl auch angesichts weiter Entfernungen, bescheidener Verkehrstechnik und beschränkter Kommunikationsmöglichkeiten – wie gesagt offenbar kaum eine Rolle gespielt. Viel wichtiger war es allem Anschein nach, bestimmte Vornamen innerhalb einer Familie durch wiederholte Verwendung lebendig zu halten. Meine Vermutung geht sogar so weit, dass die Namen angesehener Familienmitglieder eine Art Markenzeichen wurden, das man gerne auf die Nachkommen übertragen hat, um sie später vom guten Ruf des Namens profitieren zu lassen.

Das wahrscheinlichste Szenario ist für mich nunmehr: Es gibt verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den ostpreußischen und den thüringischen Claers. Und beide beziehen sich in der Namensgebung ihrer Kinder auf gemeinsame Vorfahren. Welche das sein könnten, liegt aber noch völlig im Dunkeln.

 

b) Hannover, Mecklenburg, Amerika

In der Mundia-Datenbank und ergänzend auch in anderen Datenbanken habe ich noch einen weiteren Friedrich Klair, dessen gleichnamigen Vorfahren und seine zahlreiche Nachkommen entdeckt. Aus mehreren z.T. ähnlich lautenden, einander insgesamt gut ergänzenden Einträgen ergibt sich das folgende Gesamtbild:

Friedrich Johann Klair, genannt Fritz Klair, lebte vom 10. Juni 1826 bis zum 19. Oktober 1903. Geboren wurde er in Hannover. Er heiratete 1852 in Mecklenburg (es gibt leider keine genauere Ortsangabe) eine Anna Sophia Dähling (26 Feb 1829 – 1857). Sein 1854 geborener Sohn hieß kurioserweise Carl Heinrich Klever, dessen Kinder (die Töchter Alma und Bertha) schrieben sich dann Klewer. Bereits 1855, also nur drei Jahre nach der Eheschließung und ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes, muss Fritz Klair sich aber aus dem Staub gemacht haben, denn ein anderer Eintrag führt den 15. Oktober 1855 als Datum seiner Emigration nach Amerika an. Unterdessen starb seine zurückgelassene Ehefrau in Mecklenburg im Jahr 1857, also zwei Jahre nach Fritzens Abschied. Fritz Klair heiratete später eine Margaretha (Margaret) Wiebusch (20.12.1842 Hannover Stadt – 25.5.1883 Belvidere, Godhue Minnesota), die er vermutlich noch aus Hannover kannte und mit der er womöglich gemeinsam ausgewandert war, und bekam mit ihr folgende Kinder: Johann Friedrich Heinrich (Fred) Klair 1866-1935 geboren: Hay Creek, Goodhue, Minnesota USA, gestorben: Red Wing, Goodhue, MN. Ehefrau: Margaretha (Margaret) Bremer 1869-1949 (Geboren: Goodhue Twp., Goodhue Co., MN, USA, gestorben: Red Wing, Goodhue, MN) und Maria Klair (8.10.1870-8.9.1871). Kinder von Fred und Margaret waren: Laura Klair (1892-??), Lilian Klair (1894-??), Arthut Klair (1896-??), Orrin Klair (1898-??), Raymond Louis Klair (1904-1993) (Geboren: Belvidere Twp., Goodhue Co., MN, USA, gestorben: Goodhue, Goodhue Co., MN, USA). Es gibt zahlreiche weitere Nachkommen.

In einer englischsprachigen Datenbank finden sich u.a. noch die folgenden Informationen:

1875 Census: Fred and his family are living in Belvidere township, Goodhue Co. MN. Their last name is listed as Claire (!)

Und an anderer Stelle heißt es:

1900 Census: Johann or known as Frederick Sr. in the census is living with his son Fred Henry in Belvidere township, Goodhue Co. Minnesota

Brisant ist, dass in einem Eintrag nur Friedrich Klairs Mecklenburger Familie enthalten ist, in mehreren anderen nur seine amerikanische und in einem weiteren (allerdings nur in Kurzform) alles zusammen.

Dieser Friedrich Johann (Fritz) Klair wurde also am 10. Juni 1826 in Hannover geboren. Nur eine (englischsprachige) Datenbank führt die Namen seiner Eltern an: Frederick and Magaret Clare (Klair). Neben Friedrich Johann (Fritz) wird noch ein Bruder von ihm genannt: Henry W. Clare (24.5.1830 Hannover-9.8.1929 Hyde Park Township, Wabasha Co. Minnesota; Henry wurde 99 Jahre alt!). Auch er ist also nach Amerika ausgewandert und hat dort zahlreiche Kinder bekommen mit Anna Mary Ripke und Dorothy Grieve (1838-1923): William Clare (1860-1914), John Clare (1861-??), Ida Catharine Clare (1867-1936), Freda Marie Clare (1870-1955), Frederick Clare (1871-1885), Hilda Clare (1874-??), Otto J. Clare (1879-1964). Es gibt viele weitere Nachkommen.

Stammvater aller dieser amerikanischen Clares (Klairs) ist also wiederum ein Frederick, d.h. ein Friedrich Klair, der 1826 in Hannover eine Familie gegründet hat. Es ist aber wohl nur ein Zufall, dass das kurz nach den Familiengründungen des Friedrich Clair in Corjeiten (1824) und des Friedrich Claer in Erfurt (1825) passiert ist…

 

6. Johann Gottlieb Klaer: aus der Neumark nach Australien

Und noch eine bemerkenswerte Auswanderungsgeschichte konnte ich in den Datenbanken Mundia und Gedbas Geneology finden.

Laut Mundia gab es einen Johann Gottlieb Klaer (18.9.1834 Blankfield/Prussia-23.12.1885 Lobethal/South Australia) mit der Ehefrau Anna Dorothea Pietsch / Puitch / Putsch (28.10.1839-3.1.1906), Heirat 25.6.1857 in Hahndorf/South Australia. Ihre Kinder sind Johann Wilhelm Hermann Klaer (1858-1890), verheiratet mit Emma Wilhelmina Maria Juers (1861-1944), Ida Meta Klaer (1868-1934) und Augusta Wilhelmine Klaer (1862-??, Heirat 1888).

Hinter Blankfield/Prussia verbirgt sich zweifellos der Ort Blankfeld, Kreis Züllichau-Schwiebus, Neumark, heute Błonie (Polen).

Ergänzend hierzu findet sich in der Gedbas-Datenbank der Eintrag:

Ernestine Wilhelmine Klaer, geb. 27. August 1827 Blankfeld, Kreis Züllichau-Schwiebus, getauft am 2. Sept. 1827 in Griesel, Kreis Crossen, Tod 1827 Griesel, Kreis Crossen / Soldin, Kreis Soldin)“ Als Eltern der Ernestine Wilhelmine sind angeführt: Gottlieb Klaer, Windmühlenbesitzer, und Dorothea Wunderlich.

Es liegt aufgrund der Übereinstimmung von Familiennamen und Geburtsort und dem relativ kurzen Abstand der Geburten sicherlich nahe, in Johann Gottlieb und Ernestine Wilhelmine Geschwister zu sehen, deren gemeinsame Eltern demnach der Windmühlenbesitzer Gottlieb Klaer und Dorothea Wunderlich waren.

An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass dies nicht der erste Müller Klaer ist, dem wir begegnet sind. In meinen Ausführungen von 2013 habe ich bereits über den Müller von Zielenzig berichtet:

„KLÄHR(KLAEHR,KLEHR,Claire) – Carl Friedrich KLÄHR, * wo (nicht Zielenzig) um 1790/91, + Zielenzig (Kr Oststernberg) 29.12.1850, Windmühlenbesitzer und Müllermeister aus Hugenottenfamilie stammend, oo Zielenzig 18.4.1817 Beate Louise AEHREND * Zielenzig 12.7.1792, Tochter des Johann Gottl Aehrend und der Anna HENSCHEL. Woher stammt Carl Friedrich KLÄHR? (evangelisch)“
„Sulęcin (deutsch: Zielenzig) ist eine polnische Kreisstadt in der Woiwodschaft Lebus mit etwa 10.000 Einwohnern sowie Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Zielenzig befindet sich im Gebiet der Lebuser Seenplatte, etwa 35 km nordöstlich von Frankfurt/Oder.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Zielenzig)

Räumlich dürften Zielenzig und Blankfeld nicht weit auseinander liegen. Möglicherweise haben wir es hier mit einer Müller- bzw. Windmühlenbesitzer-Dynastie Klaer in der preußischen Neumark zu tun, an deren Urbarmachung der Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair (1730/1731 bis 1778/1779) entscheidend mitgewirkt hat, wie auch der folgende Fund beweist:

Bibliothek der Brandenburgischen und preußischen Geschichte – Heinrich Kaak – Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811, BWV Berliner Wissenschafts-Verlag 2012

S.288: b Probleme bei den Vermessungen
Die Vermessung des Ordenswarthebruchs als Ganzes begann damit, dass Oberstleutnant Isaac Jacob von Petri meldete, er könne sie im April 1765 nicht von königlichen Ingenieuren durchführen lassen. Daraufhin ordnete der Herrenmeister an, der Landbaumeister von Pritz habe andere Vermessungsingenieure zu suchen. Den leitenden Vermesser fand man in dem Ingenieurkapitän Le Clair, der sich mit Energie ans Werk machte und, wie es in einem Bericht vom 27. September 1765 hieß, für die Arbeiten nur noch acht Wochen benötigen werde. (…) (http://books.google.de/books?id=o7KOnXdFizgC&pg=PP1&lpg=PP1&dq=Heinrich+Kaak+%E2%80%93+Korporative+Gutsherrschaft+und+Agrarinnovationen+in+Preu%C3%9Fen&source=bl&ots=c9iEywx5qm&sig=pPClPCSIUkRHZjJ5r7zlxZ3qRa4&hl=de&sa=X&ei=VCEBU_CdC4fWtQaJ2YCwBg&ved=0CEQQ6AEwBA#v=onepage&q=Heinrich%20Kaak%20%E2%80%93%20Korporative%20Gutsherrschaft%20und%20Agrarinnovationen%20in%20Preu%C3%9Fen&f=false)

Nun lässt sich sicherlich über eine Verbindung zwischen dem ersten Müller von Zielenzig, Carl Friedrich Klaer, dessen mutmaßliche Nachkommen den Namen Gottlieb trugen, und dem Ingenieurkapitän Gottlieb August Le Clair spekulieren. Auch der Berliner Portechaisen-Unternehmer Karl Heinrich v. Clair, der ein Sohn oder Neffe des Ingenieurkapitäns gewesen sein könnte, ließe sich hier einbeziehen.

Vielleicht entstammte der erste Müller, dessen Herkunft ungewiss ist, ja aus der Berliner Hugenottenfamilie Le Clerc / Le Clair. Vielleicht gibt es sogar eine Verbindung zu den ostpreußischen Förstern oder Soldaten.

 

7. Noch mehr Klaers in Schlesien

Und um die Unübersichtlichkeit noch zu steigern, soll auch noch einmal an den schlesischen Jäger Clair aus Möllendorf, den Wildschweinbezwinger (siehe meine Ausführungen von 2013) erinnert werden, der im Jahr 1759 geboren sein muss.

Wenn die Ludwigswalder Förster, Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (1770-1815) und Johann Friedrich Claer, wie wir zu vermuten geneigt sind, erst in den 1790er Jahren nach Ludwigswalde kamen und vielleicht dort erst zu Förstern wurden (und zuvor Soldaten waren), wie konnte dann der Wildschweinbezwinger Clair in Schlesien, der immerhin elf Jahre älter war als Friedrich Wilhelm, womöglich schon vorher als Jäger aktiv sein? Hat es eine noch frühere Verbindung zwischen den Claers in Ostpreußen und Schlesien gegeben, die dann später zur Auswanderung des Jägers Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien geführt hat?

Hier noch einmal meine Ausführungen von 2013:

„An dieser Stelle ist noch einmal daran zu erinnern, dass der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist.
Andreas Z. kommentierte den Fund sogleich mit den Worten: „Sagan liegt nicht weit von unserem Leutmannsdorf entfernt, in dem meine Oma geboren wurde.“ Er hatte ohnehin schon zuvor die Annahme geäußert, dass in der Gegend von Leutmannsdorf/Schlesien bereits verwandte Claers gewohnt hatten, als sein Urgroßvater Otto Wilhelm Claer aus Ostpreußen dorthin zog. Er hatte insbesondere eine Emma Claer im Auge, die wohl bei Ankunft der Familie des Otto Wilhelm bereits dort gelebt haben soll. Für sie hatte es aber bislang keine Zuordnung gegeben. Sie könnte ein Abkömmling des Wildschweinbezwingers sein.
Es lassen sich aber auch schon einige Jahrzehnte vor dem Wildschweinbezwinger Klärs in Schlesien nachweisen. Die folgenden Bauernlisten von Schirmke aus dem Staatsarchiv Breslau zeigen außerdem, wie sich die Namens-Schreibweise in jeder Zeit fast schon beliebig verändert hat:

“Bauernliste” 1723: … Adam KLÄR, Richter …
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Bauern des Katasters 1743: … Jakob KLEER …

(http://wiki-de.genealogy.net/Schirmke)

Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Demnach könnte auch bereits in ganz früher Zeit, also vor 1723, schon eine Abwanderung z.B. aus Berlin nach Schlesien erfolgt sein, von dort vielleicht eine Migration in Teilen der Familie nach Ostpreußen und durch den besagten Otto Wilhelm Claer auch wieder zurück nach Schlesien.
Als ein Bindeglied zwischen Berlin und Schlesien oder auch alternativ als hugenottischer Einwanderer direkt nach Dresden (die es ja auch gegeben hat) könnte der in einem Ahnenforschungsforum diskutierte Oberst le Clair in Dresden im Jahr 1730 angesehen werden. Konkret äußert sich ein Internetnutzer namens Günter Claus am 12.2.2013 um 17.35 Uhr wie folgt:

Oberst le Clair ,Dresden, 1730 ,französisch reformiert. Hugenotte? (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=82516)

Die beiden Antworten im Forum sind aber nicht weiterführend.“

Daran anknüpfend hier der Fund eines Capitainleutnants Le Clerc in der Schlacht um Breslau im Siebenjährigen Krieg:

Diarium der Belagerung von Breslau .. nebst einem Verzeichnis von Rahmen, derer Generals, Staabs-Officiers und andern Officiers, dann von Feldweber summariter derer kayserl. Königl. Trouppen, so den 21ten December 1757 zu Breslau in die Kriegsgefangenschaft verfallen, den welchen Regimentern sie stehen
Abgedruckt nach der Original-Liste, weöche der Oesterreichische Kommandant zu Breslau General von Sprecher übergeben
Berlin, 1758:

S.30: Benedict Daun. (steht in der Spalte: Dragoner) Capitainlieutenant le Clerc, Leutenant Duvien, Fähnrich von Kurna, Regimentsquartiermeister R.R., Vom Wachtmeister an: 14, Gesamt: 18. (http://books.google.de/books?id=EWk_AAAAcAAJ&pg=PA30&lpg=PA30&dq=le+Clerc+breslau+1757&source=bl&ots=HmLmXD7aJN&sig=56aBigK2Ul2XB-3DQgknBssy8_g&hl=de&sa=X&ei=HY3EUsuwLIrlswbV34G4Bg&ved=0CDEQ6AEwAA#v=onepage&q=le%20Clerc%20breslau%201757&f=false)

Über die geschichtlichen Hintergründe weiß Wikipedia:

„Während des Siebenjährigen Krieges kam es am 22. November 1757 zur Schlacht von Breslau, in der Karl Alexander von Lothringen mit rund 80.000 Mann die 28.000 preußischen Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Braunschweig-Bevern angriff. Aufgrund der starken Überlegenheit der habsburgischen Truppen zogen sich die Preußen über Breslau nach Glogau zurück. Nach dem Sieg belagerten österreichische Verbände die Stadt, bis der preußische General Johann Georg von Lestwitz in der Nacht zum 25. November die Stadt übergab. Noch im selben Jahr begann die preußische Armee unter Friedrich II. nach ihrem Sieg über die zahlenmäßig weit überlegenen Österreicher in der Schlacht von Leuthen mit der Belagerung der Stadt, die zur Übergabe durch den Stadtkommandanten von Bernegg am 21. Dezember 1757 führte.
(Hervorhebung von mir) (http://de.wikipedia.org/wiki/Breslau)

Es wird in der Quelle nicht ganz deutlich, auf welcher Seite der Capitainleutnant le Clerc gekämpft hat. Sollte es auf preußischer Seite gewesen sein, dann könnte es sich bei ihm entweder um den jungen Gottlieb August Le Clair (1730/1731 bis 1778/1779) gehandelt haben, der sich hier die ersten militärischen Sporen verdient haben könnte, oder aber um den besagten Oberst le Clair aus Dresden genau 27 Jahre nach seiner obigen Erwähnung. Möglicherweise entstammte dieser ja auch der Berliner Hugenottenfamilie Le Clerc und war aufgrund militärischer Verpflichtungen nach Dresden gekommen.

Und schließlich fand ich, über die oben erwähnten schlesischen Klärs / Kleers von 1723 und 1743 hinaus, die sich ja noch als Hugenotten deuten ließen, einen Hinweis auf noch deutlich frühere Kleers in Schlesien:

Anna KLEER
* um 1628 in Wanowitz, Kr. Leobschütz

Bemerkungen:(notes)
Wohnort: 1653: Leobschütz, O/S

Eltern (parents) Geschwister (siblings)
Vater:
(father) Michael KLEER
* um 1599
Beruf: Renckshreiber, Wanowitz, Kr. Leobschütz (1653) (http://www.online-ofb.de/namelist.php?ofb=leobschuetz&u=yes&sort_by=zuname&lang=de)
Zu dieser Zeit dürfte es eigentlich noch keine Hugenotten in Schlesien oder Ostpreußen gegeben haben!

In derselben Quelle, dem eine große Menge an Namen enthaltenden Ortsfamilienbuch von Leobschütz, finden sich außerdem zahlreiche Träger des Nemens Kleer bis ins 19.. Jahrhundert hinein:

Karl KLEHR

Bemerkungen:(notes)

Familien (families) Kinder (children)
Keine Familie gefunden!
(No family found!) Keine Kinder gefunden!
(No children found!)
Eltern (parents) Geschwister (siblings)
Vater:
(father) Johann KLEHR
+ vor 16.11.1895 in Leobschütz, O/S Max KLEHR * um 1870 in Leobschütz, O/S
Anna KLEHR * um 1874 in Leobschütz, O/S
Richard KLEHR * 1874 in Ratibor, O/S
Franz KLEHR * um 1877 in Leobschütz, O/S
Magdalena KLEHR * um 1882 in Leobschütz, O/S
Mutter:
(mother) Anna NOWOTNY
* um 1844 in Leobschütz, O/S
+ 20.02.1919 in Leobschütz, O/S
Und auf der Seite mit den Historischen Adressbüchern (http://adressbuecher.genealogy.net/entry/search) findet man in Leobschütz auch Namensträger aus dem 20. Jahrhundert:
Klaer Fritz Zuschneider Leobschütz Kurze Gasse 11 1935
Klaer, Herrmann Schuhmacher Leobschütz Lange Str. 44 1935
Klaer, Hugo Disponent Leobschütz Lindenstr. 2 1935
Klaer, Josef Arbeiter Leobschütz Garnisonstr. 2 1935
Klaer, Josef Kohlenfahrer Leobschütz Garnisonstr. 2 1935
Klaer, Josef Rentner Leobschütz Hohenzollernplatz 10 1935
Klaer, Margarete Spulerin Leobschütz Lange Str. 44 1935
Klaer, Walter Tischlergeselle Leobschütz St.-Hedwig-Str. 17 1935

Der Landkreis Leobschütz war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1816 bis 1945 bestand. Seine historischen Wurzeln lagen im Herzogtum Leobschütz.
Sind das womöglich gänzlich andere Kleers oder gibt es hier eine Verbindung zu unseren Vorfahren? Und wieder stochern wir im Nebel…

 

8. Weitere verstreute Funde, deren Bedeutung noch nicht absehbar ist

Eine wahrlich beeindruckende Stammbaumtafel einer Familie Clerc, ursprünglich aus Belfort an der Burgundischen Pforte in Ostfrankreich nahe Schweiz, habe ich auf einer privaten Internetseite eines Hobbyforschers gefunden. (http://www.genealogiethann.org/genealogie%20thann/leimbach/genealogie%20claerr.htm) Noch ist unklar, ob sie uns einmal weiterhelfen kann.

Descendance de Huguenin CLERC (CLAERR )
Relevé par Albert EHRET et Denis INGOLD
ehret.albert@wanadoo.fr

1 Huguenin CLERC, N° 16384 + ../../1540 Belfort (90)
1 Boucher en 1496-98
…. 1-1 Thiebauld CLERC, N° 8192 + 24/02/1573
…. 1-1 Prévôt De L’Hôpital Ste.Barbe De Belfort V.1550, Escoffier
…. 1-1 x Claudette NOIROT + ../../1617 (centenaire )
…. …. 1-1.1 Pierre CLERC ° ../../1560 + 27/09/1624
…. …. 1-1.1 Curé De Porrentruy De 1592 A 1624
…. …. 1-1.2 Richard CLERC, N° 4096 ° ../../1566 + ../../1621
…. …. 1-1.2 Barbier,chirurgien Du Conseil De Belfort
…. …. 1-1.2 x Madeleine BESANCON
…. …. …. 1-1.2A.1 Jean Pierre CLER (CLERC), N° 2048 + ../../1634
…. …. …. 1-1.2A.1 Apothicaire,bourgeois De Guebwiller 1630, Conseiller
…. …. …. 1-1.2A.1 x Catherine SOLDNER x ../../1626 Roderen (68)
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 Jean Pierre CLER (CLÄR), N° 1024 ° 13/05/1628 Guebwiller (68) + ../../1694 Leimbach (inv.20.4.1694) (68)
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 Tonnelier,bourgeois De Leimbach
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 x Catherine BURGMANN x ../../1655
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 Blaise CLÄRR, N° 512 + ../../1720 (inv.1728)
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 Tonnelier
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 x Anne Marie KIPPELEN
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 Anne Marie CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 x Nicolas BRUCKERT x ../../1731 (cm)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 Viticulteur
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.2 Odile CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.2 x Jacques METZGER x 08/01/1740 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.3 Agathe CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.3 x Georges MERIA (T) x ../../1728 (av)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.4 Catherine CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.4 x Mathias SCHLEGEL x 30/07/1737 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 Jean Thiebaut CLAERR, N° 256 + 02/04/1760 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 x Anne Marie GRAUNER x 11/11/1719 (CM)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 Anne Marie CLAERR + 29/01/1777
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 x Jean Martin LEMBLE
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 x Jean GRIEN Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 Jean Thiebaut CLAERR + 28/10/1782
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 Tonnelier,maitre D’Ecole
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 x Ursule STETTNER
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 x Marie Anne LISCH ° ../../…. + 05/12/1795
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1 Antoine CLAERR + 27/06/1792
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1 x Anne Marie ANCKER x 05/07/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.1 Marie Anne CLAERR ° ../../1785 Leimbach (68) + 11/01/1793 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 Bernard CLAER ° 12/08/1789 + 29/11/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 Cultivateur A Steinbach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 x Anne Marie STRUB x 25/06/1820
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 Morand CLAER ° 28/02/1820
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 Tisserand
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 x Anne Marie BECHELEN x 28/07/1847
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 Seraphin CLAER ° 23/12/1853 Steinbach (68) + 24/01/1942 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 Facteur A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 x Madeleine JOLLY ° ../../1853 Cernay (68) x 10/11/1877 Cernay (68) + 20/01/1911 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.1 Louis Marc CLAER ° 25/01/1877 + 08/01/1865 Strasbourg (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 Seraphin CLAER ° 24/09/1878 Cernay (68) + 25/04/1956 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 Fleuriste,dessinateur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 x Augustine HAETTINGER ° ../../1885 Soultz (68) + 21/04/1911 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 x Anne Louise MEYER ° 07/02/1880 Thann (68) x 12/08/1911 Thann (68) + 27/04/1940 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.3 Marie Madeleine CLAER ° 14/04/1884 Cernay (68) + 17/03/1976 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.4 Anne CLAER ° 08/07/1886 Thann (68) + 20/05/1967 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 Nicolas CLAERR ° 27/11/1856 Steinbach (68) + 08/04/1940 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 Maçon
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 x Josephine Catherine BALL
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 x Frieda Minna MULLER ° 30/12/1874 Obergneus Allemagne + 27/02/1954 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.1 Louise Marie CLAER ° 15/09/1905 Cernay (68) + 09/09/1946 Le Puy (43)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 Emma Frieda CLAER ° 30/11/1908 Cernay (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 x Armand PFLIEGER ° 26/02/1900 Mulhouse (68) x 12/09/1936 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 Plombier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.3 Emile CLAERR ° 02/01/1858
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.3 Cheminot
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.4 Marie CLAERR ° 13/09/1858
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.4 x Georges WILLIEN
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.2 Anne Marie CLAER ° 23/09/1826
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.2 x Jean Baptiste LUTTENAUER x 26/02/1851
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.3 Walburge CLAER ° 16/12/1836
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.3 x Augustin STRUB x 27/11/1860
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.3 Antoine CLAERR + 10/03/1791 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.4 Jean Antoine CLAERR ° 09/10/1792 Leimbach (68) + 08/10/1796 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 Jean Thiebaut CLAERR ° ../../1752 + 10/08/1805
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 Maitre D’Ecole Puis Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 x Anne Marie FRIES ° ../../1764 Uffholtz (68) x 16/04/1782 + 25/12/1800 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 Marie Anne CLAERR ° 25/03/1783 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 x Georges SCHNIGG Haguenau (67) x 07/01/1809 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 Meunier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 Jean Thiebaut CLAERR ° 29/05/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 x Anne Marguerite ERHARD x ../../1808 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2.1 Marguerite CLAERR ° 19/03/1816 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2.2 Martin CLAERR ° 21/07/1819 + 09/03/1855 Constantinople
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.3 Catherine CLAERR ° 15/03/1791 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.4 Bernard CLAERR ° 19/08/1792 Leimbach (68) + 04/08/1795 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 Anne Marie CLAERR ° 14/04/1795 Leimbach + 27/03/1859
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 x Pierre REINBOLD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 Ébéniste A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.6 Madeleine CLAERR + 21/04/1788 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.7 Françoise CLAERR ° 24/12/1800 Leimbach (68) + 25/12/1800 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.8 Madeleine CLAERR + 18/05/1792 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 Elisabeth CLAERR ° ../../1756 + 08/02/1803
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 x Antoine LEMBLE
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 Vigneron
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 Francois Joseph CLAERR ° ../../1757 + 10/01/1793
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 Tonnelier,maire De Leimbach
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 x Catherine GULLING x ../../1783
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 x Françoise Cecile ANCKER x 10/05/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 Françoise Cecile CLAERR ° 14/04/1785 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 x Joseph GERTISER Murg Seigneirie En Suabe x 04/05/1805 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 Journalier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 Catherine CLAERR ° 14/05/1790 Leimbach (68-) + 13/03/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 x Jacques FURGINE
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 x Laurent HERTZOG x 08/06/1843
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 François Joseph CLAERR ° 17/04/1792 Leimbach (68) + 02/09/1814
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 Boulanger A Steinbach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 x Anne Catherine ARMSPACH x 20/02/1810
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 François Joseph CLAERR ° 16/10/1813 + 22/04/1882 Vieux Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie EBERHARDT x 28/04/1836
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1A.1 Suzanne CLAERR ° 12/02/1842
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1A.1 x Auguste ZIEBELIN x 24/02/1868
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie SCHIRCH x 23/11/1871
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie BUCHER
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.5 Thérèse CLAERR ° ../../1761 + 22/01/1793
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.5 x Jean STUCKERT x 07/01/1782
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.6 Ursule CLAERR ° 14/03/1778
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 Anne Marie CLAERR ° 03/05/1779 + 22/02/1853
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 x Jean KIEFFER ° 22/06/1774 x 08/02/1798
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 Vigneron
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 Ursule CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 x Léger LEMBLE ° 12/07/1731
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 Maître D’Ecole A Aspach Le Bas
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 Jean CLAERR + 11/12/1781
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 x Françoise Cécile UHLEN x ../../1764
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 Jean CLAERR ° ../../1766 + 16/10/1832
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 Tonnelier, Maire De Rammersmatt En 1803
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 x Anne Marie KERN x 11/01/1790 + 16/11/1806
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 x Marie Anne RIETH ° ../../1782 x 07/04/1807 Rammersmatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.1 Thérèse CLAERR + 02/02/1822
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2 François Joseph CLAERR + 17/04/1838 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2 x Elisabeth NEFF ° ../../1757 Leimbach (68) + 15/03/1829 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2.1 Madeleine CLAERR ° 01/02/1795 Leimbach (68) + 27/12/1865 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2.1 x Michel BRUCKERT ° 20/09/1789 Leimbach (68) x 26/05/1823 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.3 Anastase CLAERR ° 24/01/1808 Rammersmatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 Thiebaut CLAERR ° 20/11/1811
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 Tonnelier A (Thann,Paris)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 x Elisabeth KIRCHMEYER x 17/11/1834
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.1 Augustine CLAERR ° 28/04/1835
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.1 x LABBE Levallois Perret (92)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.2 Jean Thiebaut CLAERR ° 25/01/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.3 Elisabeth CLAERR ° 31/05/1838
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.4 Frederic Leon CLAERR ° 21/02/1842
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.5 Joseph Eugène CLAERR ° 08/05/1844
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.6 Marie Celestine CLAERR ° 07/04/1846
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.6 x ORSI
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.5 Marie Anne CLAERR ° 06/05/1823
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.2 Anne Marie CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 Augustin CLAERR ° ../../1769 + 17/09/1852
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 Marechal Ferrant A Bretten
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 x Marie Anne SUISSE x 28/05/1805
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 François CLAIR ° 16/10/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 Marechal Ferrant
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Marie Catherine SIBRE x 18/05/1841
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Marie Barbe MASSON x 24/01/1843
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Odile SOUTRE x 05/09/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.1 François Antoine CLAIR ° 02/07/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.1 Pretre A Orbey,professeur A Nancy
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 Antoine Auguste CLAIR ° 20/02/1852 + ../../1895
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 Maire
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 x Josephine COTLEUR x 13/05/1889
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2.1 Jules CLAIR ° 28/02/1891
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2.2 Louis CLAIR ° 14/09/1892 + ../../1914 (1918)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.3 Françoise Eleonore CLAIR ° 07/06/1853
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.3 x Jacques WADEL Gildwiller (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.4 Jules Augustin CLAIR ° 09/08/1857
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 Marie Anne CLAIR ° 19/11/1806
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 x Louis GIRARD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 Instituteur A Soppe-Le-Bas
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 Blaise CLAERR ° ../../1771
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 Charron A (Bernwille,Roderen,Galfingue)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 x Christine BURNER ° ../../1773 Galfingue (68) x 21/01/1805 Roderen (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.1 Christine CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.1 x Joseph CLAUS
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.2 Marie Anne CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.2 x SCHLEGEL
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 François Joseph CLAERR ° 10/06/1774
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 Tonnelier A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 x Marie Anne MONATH x 10/01/1800
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 Jean Joseph CLAERR ° 24/06/1812 + 19/10/1860
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 Cordonier,preparateur De Couleur,agent De Police (thann)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 x Therese BASCHUNG ° ../../1809 x 13/07/1841 + 05/07/1897 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 Jean Joseph CLAER ° 01/08/1842 + 09/07/1915 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 Employe A La Marie De Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 x Marie Anne JAECKERT + 01/05/1923
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.1 Marie Josephine CLAER ° 27/06/1876 Willer (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.1 x Auguste HILLENWECK ° 04/08/1876 x 29/09/1905 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2 Louis Georges CLAER ° 08/11/1878 Thann (68) + 04/08/1940 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2 x Marie Claire STOLL ° 12/08/1887 Pfastatt (68) x 14/06/1913 Mulhouse (68) + 22/01/1978 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.1 Marie Louise CLAER ° 18/04/1921 Mulhouse (68) + 08/09/1924 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 Gerard Thiébaut Louis CLAER ° 27/11/1926 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 Cadre Commercial (presi. Du Cons. D’Admi. CMDP St.Marie)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 x Raymonde Marie Lina SPIESS ° 12/04/1926 Guebwiller (68) x 20/12/1949 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.3 Marie CLAER ° 23/06/1881 Thann (68) + 18/06/1973 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 Jean Thiebaut CLAER ° 28/12/1882 Thann (68) + 01/01/1954 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 Maitre Menuisier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 x Eugenie STOLL ° 08/08/1884 Pfastatt (68) x 22/07/1910 Thann (68) + 19/12/1966 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 Louis Paul Joseph CLAER ° 20/03/1912 Mulhouse (68) + 06/08/1957 Pfastatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 Maitre Ebéniste
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 x Alice Richarde FLECK ° 01/06/1913 Mulhouse (68) x 22/06/1939 Mulhouse (68) + 15/03/1992 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 Thiebaut CLAER ° 09/07/1844 + 09/07/1844 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 Employe A L’Octroi
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 x Marie Anne GRAUNER x 22/05/1882
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 x Catherine KURTZ x ../../1827
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 Jean Thiebaut CLAIR ° 17/05/1777 + 23/07/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 Voiturier A Fellering,aubergiste
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Anne Marie MENY x 22/03/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 Jean Thiebaut CLAIR ° 29/05/1802 + 22/01/1880
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 Ouvrier A Didenheim
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 x Catherine SCHULLER
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 Jean CLAIR ° ../../1827
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 Ouvrier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 x Anastasie BURNER x 17/04/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.1 Cyrille CLAIR ° 20/04/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 Gall CLAIR ° 31/07/1859 Didenheim (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 Installateur Sanitaire
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 x Marie Josephine RISACHER ° 24/03/1860 x 04/09/1882 Marschwiller Le Bas (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.1 Jules CLAIR ° 05/03/1883
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.1 x Rosalie Elise WEBER ° 14/12/1882 Magstatt Le Bas (68) x 05/11/1913 Mulhouse (68) + 14/04/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 Camille CLAIR ° 11/04/1884 Morschwiller Le Bas (68) + 27/08/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 Maitre Ferblantier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 x Clothilde ARNOLD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 Ernest CLAIR ° 03/01/1888 Mulhouse (68) + 24/01/1959 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 Installateur Sanitaire Restaurateur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 x Marie Alice ROSENBLATT ° 29/06/1894 Mulhouse (68) x 19/06/1919 Mulhouse (68) + 07/06/1979 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 x Charlotte BASLER ° 11/01/1902 Mulhouse (68) x 10/10/1942 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 Jeanne Fanny CLAIR ° 26/12/1893 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 x Henri BASCHY ° 27/05/1894 Mulhouse (68) x 30/10/1919 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 Peintre
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 Alice Thérèse CLAIR ° 14/10/1900 Mulhouse (68) + 27/04/1981 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 x Alfred BECKER ° 30/03/1893 Mulhouse (68) x 19/11/1921 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 Monteur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.3 Jean Augustin CLAIR ° 15/01/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.4 Jean Augustin CLAIR ° 15/01/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 Barthelemy CLAIR ° 23/08/1828 + 14/02/1872
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 Ouvrier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 x Marie Caroline SCHMUCK x 22/08/1859
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 Thiebaut CLAIR ° 22/01/1839
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 x Catherine MEYER x 13/08/1867
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 x Eugenie SCHITTLY x 03/05/1884
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.4 Marie Anne CLAIR ° 17/02/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.4 x Joseph ZISS x 16/06/1866
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.2 Marie Anne CLAIR ° 06/07/1810
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.2 x Paul MUNSCH x 10/02/1833
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.3 Therese CLAIR ° 07/12/1811
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.3 x François ABEL x 08/11/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 Jean CLAIR ° 12/07/1813
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 Tonnelier Aus U.S.A
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 x Marie Victoire Anaïs ANDRE x 09/05/1842 USA
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 Melchior CLAIR ° 04/08/1816 + 19/11/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 Chaudronnier A Dornach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 x Catherine KUPFER x 19/07/1845
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 Jacques CLAIR ° 26/05/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 Chaudronnier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 x Catherine HIMMELSPACH x 12/05/1872
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.1 Auguste CLAIR ° 25/11/1878 Dornach (68) + 31/03/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.1 x Marie Julie HOHLER ° 09/10/1882 Mulhouse (68) + 20/08/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 Charles CLAER ° 17/04/1880 Lutterbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 Contremaitre
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 x Augustine BIETH ° 05/02/1882 x 16/05/1904 Dornach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 Auguste René CLAER ° 13/05/1905 Dornach (68) + 02/09/1982 Lons Le Saunier (39)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 Maitre Facteur Et Constucteur De Pianos
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 x Jeanne Marie Catherine SCHULTZ ° 09/07/1906 Cernay (68) x 29/05/1928 Mulhouse (68) + 06/06/1973 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 x Cécile METZLEN ° 22/11/1923 Oderen (68) x 19/06/1976 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.2 Louise CLAIR ° 20/06/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.2 x Leon FREY USA
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.3 Antoinette CLAIR ° 08/09/1851
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.3 x J.B Ernest BILLARDEY Paris
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.4 Eugenie CLAIR ° 16/06/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 x Barbe KOENIG
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Catherine ARNOLD x 04/08/1821
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.6 Catherine CLAIR ° 03/04/1822 + 29/10/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.6 x Blaise WALTER x 17/01/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.7 Christine CLAIR ° 13/02/1825
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.7 x Joseph MURA x 07/11/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.8 Jacques CLAIR ° 12/12/1826
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Catherine WELTERLEN x 18/06/1834
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 Françoise CLAERR ° 01/01/1781
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 x François ZUBER x 29/11/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 Marchand De Tabac
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.5 Elisabeth CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.5 x Joseph BLECH x 06/08/1765 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 François Joseph CLAERR, N° 128 Leimbach (68) + ../../1772 (INV.25.05)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 Tonnelier,laboureur
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 x Marie Madeleine ANCKER x 02/11/1748 (CM)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.1 Marie Anne CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.1 x Sebastien ULRICH x 01/07/1779
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.2 Meinrad CLAERR + 05/01/1785
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.3 Therese CLAERR + 24/07/1777
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 François Joseph Apollinaire CLAERR ° ../../1755 Leimbach (68) + 17/04/1838
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 Voiturier
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 x Elisabeth NEFF ° ../../1757 Leimbach (68) x 10/01/1780 Leimbach (68) + 15/03/1829 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 François Joseph CLAERR ° 10/10/1784 Leimbach (68) + 25/04/1867 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 Vigneron,voiturier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 x Catherine KNIBIHLER x 24/01/1809 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 François Joseph CLAERR ° 06/09/1809 Leimbach (68) + 11/04/1869 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 Fileur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 x Françoise FLORY ° 05/03/1809 Leimbach x 16/10/1834 Leimbach (68) + 19/02/1896 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1.1 Caroline CLAERR ° 13/10/1842 Leimbach (68) + 29/10/1842 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.2 Catherine CLAERR ° 03/12/1810 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.3 Gregoire CLAERR ° 23/02/1813 Lei

Und zu guter Letzt noch der Hinweis auf die Schauspielerin Vilma Kleer, abgebildet links oben auf der untenstehenden Abbildung, die zu den Hauptdarstellern des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin um 1900 gehörte.

Vilma Kleer

 

 

 

 

 

Rights: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin (http://lbmv-cdm.gbv.de/cdm4/item_viewer.php?CISOROOT=%2Flbmv&CISOPTR=491&DMSCALE=50&DMWIDTH=600&DMHEIGHT=600&DMMODE=viewer&DMFULL=0&DMX=106&DMY=46&DMTEXT=%2520Kleer&DMTHUMB=1&REC=1&DMROTATE=0&x=80&y=123)

Fazit

So bleibt auch am Ende dieser Untersuchung nur festzuhalten, dass wir allenfalls mit kleinen Schritten vorankommen, aber aufgrund der sich zusehends weiter verbessernden Quellenverfügbarkeit künftig noch einiges zu erwarten haben.

Dr. Thomas Claer, August 2014

 

 

August 2013: Ahnenforschung, Teil 5

Ahnenforschung über die Familie Claer, Neuigkeiten Sommer 2013

In den letzten Monaten hat es wieder eine ganze Menge neuer Funde und Erkenntnisse gegeben. Zwar warten wir noch immer auf den „großen Durchbruch“, die Entdeckung einer Verbindung zwischen den ostpreußischen Jägern und der hugenottischen Offiziersfamilie, doch sind auch die hier zusammengetragenen Neuigkeiten, so denke ich,  ihrerseits durchaus spektakulär. Große Erwartungen hatte ich in die Microfilm-Kopien der Kirchenbücher aus Ludwigswalde von vor 1800 gesetzt, die Andreas Z. von der Mormonischen Kirche aus den USA nach Görlitz bestellt hat, aber leider ließ, wie ich gehört habe, der gesundheitliche Zustand seiner 90-jährigen Großmutter Marianne E. (deren Mutter Emma Marie eine geborene Claer war) eine Auswertung der in Sütterlin-Schrift gemachten Eintragungen bislang nicht zu. Hier werden wir noch etwas Geduld aufbringen müssen.

1. Friedrich Claer und sein Vater
Ausgangspunkt ist auch diesmal unser bisher frühester gesicherter Vorfahre, der Jäger Friedrich Claer, mein Urururgroßvater, der 1824 in Corjeiten/Ostpreußen im Alter von 25 Jahren mit seiner Braut Justine Knaebe (geboren 1805 in Jouglauken) eine Familie gründete. Aus dem amtlichen Hochzeitseintrag, der vier Wochen nach dem Geburtseintrag des ältesten Sohns Friedrich Wilhelm Claer d.J. erfolgte, geht hervor, dass Friedrich Claer aus Ludwigswalde/Ostpreußen stammte. Es ist ferner noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass sich im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem zudem die Geburtsurkunde des bereits erwähnten Johan (hier mit einem „n“ geschrieben) Wilhelm Claer fand, geb. 10.6.1803, getauft am 15.6.1803, jeweils in Ludwigswalde. Als Vater ist angegeben: Unterförster Friedrich Wilhelm Claer; Mutter ist Susanna Claer, geborene Hoemke. Wir vermuteten daraufhin, dass Friedrich und Johan Wilhelm Brüder seien und Friedrich Wilhelm d.Ä. somit unser direkter Vorfahre, hatten dafür aber keinen Beweis.
Inzwischen konnten wir Einsicht in den gescannten Traueintrag von Friedrich Claer und Justine Knaebe nehmen. Unsere Entzifferung der handgeschriebenen Sütterlin-Schrift ergab:

14. Der königl. Revierjäger Friedrich Clair zu Ludwigswalde. des verstorbenen Unterförsters Friedrich Clair zu Ludwigswalde ältester Sohn. 25., Ja, Nein, Justina Knaebe, des verstorbenen Jägers Johann (n mit Strich drüber bedeutet Doppel-n!) Knaebe in Jouglauken jüngste Tochter., 21. Ja

–  Junggeselle  Joh. Wilhelm Knaebe in Corjeiten, des verstorbenen Jägers Johann Knaebe in Jouglauken ältester Sohn, Jungfer Laufe …

Demnach hätte es also in Ludwigswalde neben dem Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (dem Vater des Johann Wilhelm Claer) auch noch den Unterförster Friedrich Clair d.Ä. (den Vater unseres Friedrich Clair d. J.) gegeben. Vielleicht war es aber doch ein und derselbe, und man hatte im Traueintrag nur das “Wilhelm” weggelassen (es herrschte auch durchaus Platzmangel auf dem Papier). Dass Friedrich demnach der älteste Sohn des Friedrich Wilhelm d.Ä. gewesen wäre, würde ja auch passen, denn Johann Wilhelm wurde erst vier Jahre nach ihm geboren. Ferner ist es eine berechtigte Frage, wie viele Unterförster es in Ludwigswalde zu jener Zeit wohl gegeben haben mag. Vermutlich wohl doch nur einen: Friedrich (Wilhelm) Claer/Clair d.Ä. Aber das ist lediglich eine begründete Vermutung und noch kein Beweis.

Gleich mehrere große Schritte nach vorne machte ich aber, als ich mich vor gut drei Monaten beim amerikanischen genealogischen Online-Netzwerk Mundia anmeldete, das sich glücklicherweise noch in einer Testphase befindet, weshalb die Anmeldung noch nichts kostet. Dort erscheint zunächst der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer mit fast vollständigen Lebenssdaten: geboren 1770, gestorben am 21.12.1815. Als Ehefrau und Mutter seines einzigen hier aufgeführten Sohnes Johann Wilhelm Claer (10.7.1803-22.4.1880) ist angegeben: Susanne Dorothea Kopfhammer (ohne weitere Angaben).
Irritierend ist weniger, dass das genannte Geburtsdatum des Johann Wilhelm um einen Monat von dem aus seiner Geburtsurkunde abweicht (10.7. statt 10.6., ansonsten stimmt alles überein), als vielmehr, dass dessen Ehefrau Susanna/Susanne hier einen anderen Geburtsnamen trägt als dort: nämlich Kopfhammer statt Hoemke. Darauf kann ich mir einstweilen noch keinen Reim machen.
Es sind ferner angegeben: die Ehefrau des Johann Wilhelm Claer, Wilhelmine Henriette Warnien  (1807-1871) und deren gemeinsame Tochter Dorothea Wilhelmine Ludovica Claer (1.8.1838-9.7.1915). Deren Ehemann war Friedrich Hermann Hardt (1850-1907), „Schribrektor“. Der Sohn von Dorothea Wilhelmine und Friedrich Hermann Hardt war Paul Gustav Hardt (1880-1938), „superintendant of Lutheran Church“, dessen Ehefrau Gertrud Marie Luise Meyhöfer (1883-1949). Die Tochter von Paul Gustav Hardt und Gertrud Marie Luise wiederum war Dorothea Gertrud L. Hardt (1910 in Österreich? –    ), Ehemann: Friedrich Wilhelm Gotthold Wollschläger (1910 in Österreich-1942 in Ägypten). Hinzugefügt hat den gesamten Datensatz Frau Christine Clark, Chicago, Illinois.
Dass hier lediglich Johann Wilhelm Claer als Sohn des Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. angegeben ist (und nicht auch Friedrich), hat wahrscheinlich nicht viel zu bedeuten, denn Geschwister tauchen in diesem Eintrag nur bei den zeitlich weniger lange zurückliegenden Personenangaben auf. Doch ist es schon bemerkenswert, wie uns weit entfernte Verwandte aus Amerika mit ihren überlieferten Stammbäumen auf die Sprünge helfen können. Und das ist noch längst nicht alles!

2. Friedrich Claer und seine Kinder
Auch Friedrich Claer taucht in der Mundia-Datenbank nämlich auf, aber an unerwarteter Stelle.
Im Sommer 2012 hatte ich geschrieben:

„Weiterhin  machte ich noch einen überraschenden Fund im Internet bezüglich unseres Vorfahren, des Jägers Friedrich Claer (geb. 1798/99). Im „Großherzoglich-Sachsen-Weimar-Eisenachischem Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1819“ (inzwischen digitalisiert aus der Bayrischen Staatsbibliothek) erscheint:

– Friedrich Clair, Unterförster zu Krakendorf (http://books.google.de/books?id=B4MAAAAAcAAJ&pg=PA54&lpg=PA54&dq=Friedrich+Clair,+Unterf%C3%B6rster+zu+Krakendorf&source=bl&ots=C5KjJNrVvE&sig=FbhJfzYqceG_Z9WqeHMstzNu_Uc&hl=de&sa=X&ei=WP4bUP-JKs3htQaQ44BQ&ved=0CCgQ6AEwAA#v=onepage&q=Friedrich%20Clair%2C%20Unterf%C3%B6rster%20zu%20Krakendorf&f=false)

Krakendorf ist heute ein Ortsteil der Stadt Blankenhain im Landkreis Weimarer Land, Thüringen. Offenbar hatte der junge Friedrich Clair (im Alter von ca. 20 Jahren) eine Anstellung als Unterförster in Sachsen-Weimar (heute Thüringen). Bereits fünf Jahre später (1824) war er aber wieder in seiner ostpreußischen Heimat, nämlich in Corjeiten, und hat dort eine Familie gegründet.

Ferner ist zu erwähnen, dass sich im Adressbuch von Erfurt (etwa 25 km entfernt vom besagten Krakendorf) aus dem Jahr 1882 der Eintrag findet:

– Claer Dorothea Margarethe geb. Fischer, Wittwe, Weißfrauengasse 1
– Rosine geb. Mohnhaupt, Wwe., Schmidtstädterstraße 50
– Christine geb. Scherlitz, verw. Oekonom, Fleischgasse 9 (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=42802&page=9)

Also gleich drei verwitwete Damen mit dem Namen Claer, der sonst in Mitteldeutschland zu dieser Zeit fast überhaupt nicht auftritt. Sollte hier unser Vorfahre Friedrich Claer/Clair bei seinem Aufenthalt in Thüringen über 60 Jahre zuvor in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen haben?

Und im „Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1761-1831“ findet sich der Eintrag:

– Claer, Christian Friedrich, ev., Fuhrmann, geb. 16.11.1802 in Siersleben bei Hettstedt (http://wiki-de.genealogy.net/B%C3%BCrgerbuch_der_Stadt_Erfurt_1761-1833/329+)

Könnte das womöglich auf Verwandte hindeuten, die Friedrich Claers Aufenthalt in Thüringen erst veranlasst haben (ihm vielleicht die Försterstelle besorgt haben)?“

Und nun lesen wir in der Mundia-Datenbank:

„Friedrich Claer (1800-…), Chausseewächter Zu Frienstedt.“

Frienstedt ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Frienstedt) Friedrichs Ehefrau oder zumindest die Mutter seines Sohnes ist: Sophie Caterine Hofmann (1800-..). Als Sohn der beiden ist aufgeführt: Friedrich Wilhelm Heinrich Claer (1825 in Erfurt-…in Erfurt), Sattlermeister. Seine Ehefrau war: Barbara Rosine Mohnhaupt (1826-1889); Heirat am 18. Juli 1854 in Erfurt (Barbara Rosines Eltern haben am 14. Juli 1822 ebenfalls in Erfurt geheiratet). Eine Tochter von Friedrich Wilhelm Heinrich und Barbara Rosine ist: Eleonore Marie Claer (1861 in Erfurt-1906 in Erfurt); Ehemann: Julius Fickel (1854-1924), Bäckermeister. Als Tochter von Julius und Eleonore Fickel ist angegeben: Therese Karoline Fickel (1882 in Erfurt-1955 in Merane); Ehemann: Heinrich Wildenauer (1881 in Cham, Oberpfanz-1933 in Köln), Kaufmann. Deren Sohn ist u.a. Herbert Erich Wildenauer (1907 in Pfaffenhofen-1943 in Nikolskoje Starada/Russland), Wiegemeister, Obergefreiter der 2. Kompanie, Wohnort: Merane; dessen Ehefrau: Paula Gertrud Leopoöd (1904 in Zwickau-1985 in Merane), Knopfarbeiterin. Deren Sohn wiederum: Kurt Horst Heymer (1933 in Merane -1993 in Glauchau), und von dessen Sohn oder Enkel stammt der gesamte Eintrag.

Man könnte natürlich auch eine zufällige Namensgleichheit annehmen. Warum sollte „unser“ Friedrich Claer/Clair 1825 als Chausseewächter in Erfurt Vater eines Sohnes geworden sein, wo er doch erst 1824 in Corjeiten als Jäger Justine Knaebe geheiratet hatte? Und der Erfurter Chausseewächter Friedrich Claer war Jahrgang 1800, während der ostpreußische Jäger gleichen Namens Jahrgang 1799 war. Aber es gab nun einmal 1819 einen Jäger Friedrich Clair im thüringischen Krakendorf. Und auch die Namen der Söhne ähneln sich auffällig: Friedrich Wilhelm in Corjeiten, Friedrich Wilhelm Heinrich in Erfurt. Man mag hier nicht so ganz an Zufall glauben.
Aber konnte ein gelernter Jäger zwischenzeitlich zum Chausseewächter werden? Was war überhaupt ein Chausseewächter?

„Als Chausseen bezeichnete man gut ausgebaute, mit fester Fahrbahndecke versehene Fahrstraßen, die ingenieurmäßig geplant waren und daher deutlich geradliniger verliefen. Von der Landstraße unterscheidet sie, dass neben der Fahrbahndecke im Besonderen auch der Fahrdamm, also der Straßenunterbau, konstruiert ist. Entwickelt wurde diese Bauweise in den Niederlanden im 18. Jahrhundert. Es waren mit Backsteinen befestigte künstlichen Dämme.

Oft bestand die Chaussee aus einer festgewalzten Fahrbahn mit einer Deckschicht aus Sand und Lehm; ein Kiesbett bildete den Unterbau. Ein Begleitweg, für den Viehtrieb, verlief parallel zur eigentlichen Fahrbahn, der im Winter kaum genutzt werden konnte.

An den Straßenrändern gepflanzte Bäume bildeten herrliche Alleen, und boten den Reisenden Schutz vor Sonne und Wind. Um die Fahrzeit zu verringern, wählten die Baumeister bei der Trassenführung meist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Orten. Sie schufen sanfte Steigungen mit weniger als fünf Prozent, und erhöhten damit den Reisekomfort. Zum Schutz vor Überschwemmungen, führten sie, in der Nähe von Flüssen und Gewässern, die Chausseen, über einen Fahrdamm.

Von 1795 an wurde an jeder Meile ein Chausseehaus errichtet. Es diente den Straßenwärtern als Unterkunft. In der Nähe des Hauses war eine Schranke oder Barriere über die Straße gelegt. An ihr stand der Chausseewächter, der die Schranke hob oder senkte, ganz wie es ihm gefiel. Er berechnete für die Ankömmlinge, federkäuend, die fälligen Gebühren. (Hervorhebung von mir) Viele Bürger segierten die hohen und komplexen Mauttarife. Die Beschwerden, versuchten die verantwortlichen Stellen mit der Begründung zu entkräften, dass diese Abgabe den Benutzern zugemutet werden könnte, da sie von der Güte der Wege durch Ersparung von Pferden, Wagen und Geschirren, Zeit und Zehrkosten unmittelbaren Gewinnst und Vortheil hätten.

Die neuen Wege sollten im guten Zustand bleiben. Neue Gesetze sollten sie schützen: Den Fuhrleuten drohte man nun Strafen an, wenn sie sich nicht an die Wege hielten und Äcker und Wiesen beschädigten oder durch ungeschicktes Fahren die Seitenränder der Straße zerstörten. Um Fahrspuren zu vermeiden, war das Fahren in der Spur des vorausgehenden Wagens, nicht erwünscht. Den Hirten war es untersagt, Vieh durch die Chausseegräben zu treiben oder gar dort zu hüten. Jeder, der einen Verstoß zur Anzeige brachte, erhielt fünf Reichstaler Belohnung.“ (http://pwz-news.de/cdo/aO1.html)

Also war es damals durchaus kein schlechter Job, Chausseewächter zu sein. Man kann sogar von einer relativ qualifizierten Tätigkeit ausgehen, da sie Kenntnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens erforderte und es sicherlich auf Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein und Genauigkeit ankam. Vor allem aber konnte es ein möglicher Job für einen jungen gelernten Jäger gewesen sein, den es der Liebe wegen vom Lande in die Stadt gezogen hatte. Und seinerzeit konnte ein „Pendler“ zwischen Ostpreußen und Thüringen, wie es der junge Friedrich Claer vermutlich war, auch durchaus – ähnlich etwa dem heutigen bayrischen Ministerpräsidenten – an beiden Orten eine Braut gehabt haben, ohne dass juristische Konsequenzen gedroht hätten, denn es gab damals gewiss keinen vollständigen Abgleich von Personendaten zwischen dem Thüringer Großherzogtum und dem Königreich Preußen. Aber was verschlug Friedrich Claer überhaupt nach Thüringen und dann wieder zurück nach Ostpreußen?
Folgendes Szenario wäre denkbar: Nach dem frühen Tod des Vaters Friedrich Wilhelm d.Ä. im Alter von 45 Jahren (1815) übernahm der 15- oder 16-jährige Friedrich als ältester Sohn den vakanten Posten des Unterförsters in Ludwigswalde. Als sein drei bis vier Jahre jüngerer Bruder Johann Wilhelm 1819 ebenfalls dieses Alter erreicht hatte, trat dieser – angelernt von seinem Bruder Friedrich – in dieses Amt ein, und der bereits berufserfahrene Friedrich wechselte selbst als Unterförster nach Thüringen, vermittelt von seinem dort lebenden Verwandten Christian Friedrich Claer, dem Fuhrmann. Beweggrund könnte, zumal in den Jahren unmittelbar nach den napoleonischen Kriegen, die nackte wirtschaftliche Not gewesen sein. Möglicherweise gab es noch mehrere jüngere Geschwister zu versorgen, von denen wir nichts wissen. Friedrich schickte vielleicht Geld nach Ostpreußen, um seine Familie zu unterstützen. Eine eheliche Verbindung mit der Jägerstochter Justine Knaebe könnte ihm die Bekleidung eines Försterpostens in der näheren ostpreußischen Umgebung ermöglicht haben. Dafür hat er dann womöglich seine thüringische Braut Sophie Caterine Hofmann in Erfurt „sitzen lassen“. Möglicherweise hat er sogar jahrelang ein Doppelleben als Pendler zwischen beiden Familien geführt. Es ist nicht einmal völlig auszuschließen, dass die unterschiedlichen Angaben zu seinem Alter bzw. Geburtsjahr sowie in der Namensschreibweise auf Friedrich selbst zurückgingen und der Verschleierung dienen sollten. Beide Söhne, den Corjeitener (1824) und den Erfurter (1825), benannte er nach seinem verstorbenen Vater Friedrich Wilhelm. Der zweitgeborene Erfurter bekam noch ein „Heinrich“ angehängt. Und vielleicht ist Friedrichs „Jugendsünde“ tatsächlich fast 200 Jahre lang nicht „aufgeflogen“ und erst jetzt, im Zeitalter des Internets, von uns entdeckt worden. Es könnte natürlich auch alles ganz anders gewesen sein, aber das werden wir vermutlich nie erfahren.
In welchem Verwandtschaftsverhältnis der Erfurter Fuhrmann Christian Friedrich Claer zu „unserem“ Friedrich stand, lässt sich noch nicht sagen. Doch wird er immerhin fünfmal genannt als „Fuhrmann Clär in Erfurt“ in der mittlerweile digitalisierten Enzyklopädie für Kaufleute und Fabrikanten, Leipzig 1838. (http://books.google.de/books?id=XIBQAAAAYAAJ&pg=PA167&lpg=PA167&dq=claer+erfurt&source=bl&ots=FxNXkjZbth&sig=dzxHgsUrTeutWGzNe1WoI-B9iho&hl=de&sa=X&ei=nNv2Ue7hN8q1tAaZhoHoAw&ved=0CFEQ6AEwBjgK#v=onepage&q=claer%20erfurt&f=false) Es geht dabei um die Durchführung bestimmter, durchaus umfangreicher Transporte.
Von männlichen Nachkommen des Sattlermeisters Friedrich Wilhelm Heinrich Claer in Erfurt, des Friedrichs Sohn in Thüringen, ist zwar im Stammbaum aus der Mundia-Datenbank nicht die Rede (nur von seiner Tochter Eleonore Marie). Doch es könnte sie oder solche des Fuhrmanns Christian Friedrich gegeben haben. Zum einen fehlt uns für zwei der drei Erfurter Witwen namens Claer aus dem Jahr 1882 noch die genaue Zuordnung, nur Rosine, geb. Mohnhaupt, lässt sich als Ehefrau des Friedrich Wilhelm Heinrich erkennen, der folglich im Jahr 1882 nicht mehr am Leben war, also maximal nur 57 Jahre alt geworden sein kann. Zum anderen gibt es den folgenden Eintrag im Erfurter Adressbuch 1948 (also ein Jahrhundert später!):

– Claer, Friedrich, Leder und Galanterie, Schmidtstedter Str. 50, T 20253, P Erf. 8466
– Wilh., Sattlermeister, Schmidtstedter Straße 50 (http://familie-thurm.de/images/dokumente/adressErfurt/Seite_0189.jpg)

Sollte der Sattlermeister Friedrich Wilhelm Heinrich Claer (geb. 1825), der Sohn unseres Friedrich, tatsächlich sein Handwerk über mehrere Generationen weitergegeben haben? Es sieht fast so aus, denn seine mutmaßlichen Nachkommen heißen ausgerechnet wieder Friedrich und Wilhelm!
Demnach sind uns bisher drei Kinder des Friedrich Claer bekannt: sein Thüringer Sohn Friedrich Wilhelm Heinrich (geb. 1925), sein erster ostpreußischer Sohn mit Justine Knaebe, Friedrich Wilhelm d.J. (geb. 1924) sowie unser direkter Vorfahre, mein Ururgroßvater Franz Claer d.Ä. (geb. 1841, Mutter ebenfalls Justine Knaebe). Gab es noch weitere Kinder mit Justine Knaebe?

Ich fand folgenden Eintrag in der „Kleine(n) Jäger/Försterdatei“ von
mitglied.multimania.de/kbbinder/kartei/foerster.xls‎:

Zufallsfunde von Jägern und Förster vor 1850     Stand Apr. 2013    Erstellt von kbbinder@gmx.de

Name    Vorname    Status   in    Quelle    Auftreten    Verehelicht    Bemerkung

Clair    Friedrich    Jä verml. Metgethen    KB Juditten    *1833    Knaebe Justine    20.1. Hermann Aug. geb.
Clair    Friedrich    Jä verml. Metgethen    KB Juditten    *1834        Pa bei Littmann oo Schwill
Zusätze:
20.1.1833 Hermann Aug. geb.
1834 Pate bei Hochzeit Littmann /Schwill (http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CC8QFjAA&url=http%3A%2F%2Fmitglied.multimania.de%2Fkbbinder%2Fkartei%2Ffoerster.xls&ei=diLcUfy0COKn4ASMkoHoDQ&usg=AFQjCNHYu5fD0Z0C5pCEk322NrybFGrZzA&bvm=bv.48705608,d.bGE)

Ich würde es so verstehen, dass am 20.1.1833 ein Hermann August Clair als Sohn von Friedrich Clair, Jäger vermutlich in Metgethen, und Justine Knaebe geboren wurde. Außerdem fungierte Friedrich 1834 als Hochzeitspate des Paares Littmann/Schwill.
Wo aber liegt Metgethen? Laut Wikipedia ist es ein westlicher Vorort von Königsberg, nahe dem frischen Haff, und heißt heute Alexander-Kosmodemjanski-Siedlung von Kaliningrad. Bekannt geworden ist dieser Ort vor allem durch das sogenannte „Massaker von Metgethen“ im Februar 1945, bei dem Soldaten der Roten Armee deutsche und ukrainische Zivilpersonen in großer Zahl vergewaltigt, verstümmelt, geschlagen und getötet haben sollen. Man kann sich das, insbesondere angesichts der vorhergehenden deutschen Kriegsverbrechen, zwar gut vorstellen. Doch ist hier eine gewisse Vorsicht angebracht, da über das „Massaker von Metgethen“ vor allem in rechtsextremen Publikationen mit stark propagandistischer Absicht berichtet wurde. Der Wikipedia-Beitrag schließt mit den Worten: „Eine wissenschaftliche Untersuchung der Vorgänge in Metgethen steht bisher jedoch aus.“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Metgethen)

Battle_Of_Königsberg_BeginMetgethen in der Schlacht um Königsberg im April 1945

Folglich wäre also Friedrich Claer, bevor ihm als „invalidem Jäger“ 1839 im Alter von 40 Jahren die Verwaltung der Försterstelle zu Eichenberg, Oberförsterei Drusksen, übertragen wurde (wo zwei Jahre später unser Vorfahre Franz Claer d.Ä., der spätere Postschaffner, das Licht der Welt erblickte), Förster in Metgethen gewesen. Das Geburtsjahr seines Sohnes Hermann August (1833) liegt etwa in der Mitte zwischen dem seiner früheren Söhne (1824/25) und dem seines späten Sohnes Franz (1841). Es erscheint auch als durchaus denkbar, dass er noch weitere Kinder in die Welt gesetzt hat. Gleiches gilt aber auch für Friedrichs mutmaßlichen Bruder Johann Wilhelm, von dem wir bisher nur die Tochter Dorothea Wilhelmine Ludovica (1838-1915) kennen. Wir kommen später noch darauf zurück.

3. Die Claers in Amerika
Und noch einen dritten überraschenden Fund machte ich in der Mundia-Datenbank. Offensichtlich ist um 1883/84 ein Teil der ostpreußischen Familie Claer nach Texas/Amerika ausgewandert und hat dort zahlreiche Nachkommen hinterlassen. Es finden sich mehrere, teils etwas unübersichtliche und widersprüchliche Stammbaum-Stränge in der Datenbank, deren Zusammensetzung mir aber letztlich doch gelungen ist. Demnach ist der „Stammvater“ aller texanischen Claers ein Gustav F. Claer (man darf wohl vermuten: Gustav Friedrich!), der von 1832 bis 1894 gelebt hat. Es gibt keine Angaben über seinen Geburts- oder Herkunftsort. Es ist nur an anderer Stelle vermerkt, dass er in Archer County/Texas als „Bowman“ gearbeitet hat, das ist eine besondere Art von Matrose auf einem Schiff und wird auch als „Bugmann“ bezeichnet.  (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=52355165) Seine Frau war Johanna Claer (geb. 1834, verstorben am 16.6.1926). Gustav Friedrich kommt sicherlich, allein schon durch sein Geburtsjahr, als ein weiterer Sohn von Friedrich oder von Johann Wilhelm Claer in Betracht.
In der Datenbank tauchen zwei Söhne von Gustav F. Claer auf, deren Geburtsjahre weit auseinanderliegen, weshalb hier noch eine gewisse Unsicherheit im Spiel ist. Zum einen Gustaf (mit –f) Claer (1849-1894). Das identische Todesjahr von Vater und Sohn spricht für eine gemeinsame Verunglückung, möglicherweise auf einem Schiff. Ehefrau vom jüngeren Gustaf war Wilhelmina bzw. Johanna Burber, geb. 1844 „in Deutschland“. Die gemeinsame Tochter vom jüngeren Gustaf und Wilhelmine/Johanna Burber war Johannah W. Claer, geb. am 10.9.1873 in Königsberg und verstorben am 28.4.1949 in Verhon/Texas. Sie ist als kleines Mädchen im Jahr 1884 in die Staaten eingewandert, wahrscheinlich im größeren Familienverbund. Ihr späterer Ehemann war Franz Gelhausen (1865-1923). Die Heirat erfolgte 1897, der Schwiegersohn Ed McIlhenny hat den Stammbaum eingestellt.
Der zweite (uns bekannte) Sohn von Gustav F. Claer war William Frederick Claer (in ihm lässt sich unschwer ein Wilhelm Friedrich erkennen!). Er wurde am 1.8.1870 in Koessburg geboren und ist am 16.6.1938 in Burkeburnette/Texas (nach anderer Quelle in Wichita Falls, Wichita, Texas, USA) gestorben. Aber wo liegt Koessburg? In ganz Deutschland gibt es keinen Ort dieses Namens. Man darf vermuten, dass es sich um Keßburg in Westpreußen handelt, was ja räumlich noch gut ins Bild passen würde.

Bild William F. ClaerWilliam Frederick Claer (1870-1938)

Über seine Immigration ist zu erfahren, dass er 1883 im Alter von 13 Jahren auf dem Schiff „The Wexler“ angekommen ist. (Vermutlich gemeinsam mit mehreren anderen Claers.) Er habe erst mit 57 Jahren die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt, sie aber nie erhalten, weil ein Feuer alle benötigten Formulare vernichtet habe. Sein Beruf war „Oilfield Laborer“ (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=40615417), also Arbeiter auf einem Öl-Bohrfeld. Seine Ehefrau war Lena Elizabeth Ground (1878-1942). Die beiden hatten nicht weniger als sieben Kinder, nämlich Alice Johana Claer (1897-1994), Robert Gustav Claer (1898-1990), Margurette Lena Claer (1901-2005), Johnnie William Claer (1903-1975), Raymond Lewis Claer (1906-1976), Gertrude Claer (1909-1972) und schließlich Agnes Claer (1910-1983). Es gibt zahlreiche weitere Nachkommen auch von diesen. Vermutlich leben inzwischen nirgendwo so viele Claers wie in Texas.

Familie Claer

Familienfoto mit William Frederick und Lena in der ersten Reihe

Grabstein

Familiengrab von William Frederick und Lena Claer

Zu fragen bleibt allerdings, was Gustav F. Claer, seine Söhne Gustaf und William Frederick sowie deren Familien 1883/84 zur Auswanderung nach Amerika bewogen hat. Wie bei vielen anderen auch, die in jener Zeit diesen Weg gingen, dürfte es die Verlockung des amerikanischen Traums auf der einen und die anhaltende wirtschaftliche Not in der deutschen Heimat auf der anderen Seite gewesen sein. Man muss bedenken, dass auf die deutsche Reichsgründung im Jahr 1871 eine längere Phase wirtschaftlichen Niedergangs folgte, angefangen mit dem Gründerkrach 1873, der einen massiven Einbruch der Finanzmärkte brachte. Bei Wikipedia heißt es: „Die Volkswirtschaften der sich industrialisierenden Staaten gingen in eine Phase des verlangsamten Wachstums und der Deflation über, die bis in die 1890er-Jahre anhielt.“  (http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnderkrach) Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass in den 1890er Jahren auch der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937), ein Enkel „unseres“ Friedrich Claer, mit seiner Familie nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist. (Hierzu unten mehr.)

4. Der Sänften-Clair
An dieser Stelle soll nun ein Wechsel der Blickrichtung erfolgen, weg von den Nachkommen „unseres“ Friedrich Claer, hin zu seinen möglichen Vorfahren. (Ganz am Ende komme ich noch einmal auf die Nachkommen zurück.)
Vor einem halben Jahr hatte ich eine gewagte Spekulation über den Portechaise-Unternehmer v. Clair in Berlin, nennen wir ihn den Sänften-Clair, angestellt. Ich schrieb damals:

„Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Portechaisen-v. Clair, der mutmaßliche Sohn des Ingenieurscapitäns Gottlieb August v. Clair, durch eine allmähliche oder plötzliche Veränderung der verkehrstechnischen Vorlieben der damaligen Bewohner Berlins im Jahr der Französischen Revolution zur Geschäftsaufgabe gezwungen wurde. Womöglich hatte er dabei sein gesamtes Kapital verloren und sogar Kredite aufgenommen, die er nun nicht mehr bedienen konnte. Als Bankrotteur in jener vorkapitalistischen Zeit blieb ihm vielleicht nur ein vergleichsweise bescheidener Neuanfang unter Verlust des Adelstitels und seiner bürgerlichen Reputation als Unterförster in Ostpreußen, möglicherweise gerade in jenen dem preußischen Staat damals frisch einverleibten vormals polnischen Ländereien. Auch beim Portechaisen-v. Clair könnte es sich also um Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. gehandelt haben, zumal es vom Alter her ebenfalls passen würde: Wenn der Portechaisen-v. Clair zur Zeit seiner Unternehmensgründung 1779 vielleicht 20 bis 30 Jahre alt war, käme er ohne weiteres noch als Vater von Friedrich und/oder Johan(n) Wilhelm Clair/Claer 1798/99 und 1803 in Betracht. Doch ist diese Variante mangels näherer Indizien für sie ziemlich aus der Luft gegriffen. Anders wäre es erst, wenn sich herausstellen sollte, dass der Portechaisen-v. Clair tatsächlich den Vornamen Friedrich Wilhelm getragen hat.“

Nun gibt es sie, die detaillierten Informationen über den Sänften-Claer, und das gleich aus zwei unterschiedlichen Quellen:
Zum einen: Friedrich Nicolai – „Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten, und der umliegenden Gegend“, Zweyter Band, Berlin 1786, S.976
(Bayrische Staatsbibliothek):

Im Jahr 1779 legte Hr. von Clair , Sänften an, die an gewissen Plätzen der Stadt ausgestellet werden. Das Polizeydirektorium setzte ihnen nachstehende Tare:
1) Bey Tage für eine Tour in demselben Viertel 2 Gr. Für eine Tour durch mehrere Viertel 4 Gr. Für die Rücktour 4 Gr. Muß die Sänfte warten, an Wartegeld für jede Viertelstunde 1 Gr.
2) Bey Nacht. Für eine Tour in demselben Viertel 3 Gr. Rücktour 3 Gr. Durch mehrere Vierter 5 Gr. Rücktour 5 Gr.Wartegeld für jede Viertelstunde 1 Gr. 3 Pf. Für ganze Tage muß man sich des Preises wegen mit den Trägern einverständigen.
Im Jahr 1783 kaufte davon einen Theil der Kaufmann Gottlieb Friedrich Aschenborn, und den andern die Clairschen Kreditoren. Diese haben sie wieder an die Träger verpachtet. Man findet sie am Berlinischen Rathhause, Wolkenmarkt, an der Ecke des neuen Markts, unterm Schloß, unter den Linden, am Dönhofschen Platz, und auf dem Friedrichstädtischen Markte. (http://books.google.de/books?id=uS4CAAAAcAAJ&pg=PA977&lpg=PA977&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=Kg0jEkOwVt&sig=xodZr3HB1ziPqE_hYMt0nQgwIRs&hl=de&sa=X&ei=ZeVhUf-9PMnRsgaCw4HIAQ&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=clair&f=false)

Und zum anderen:  Anton Balthasar König – Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Residenzstadt Berlin, Theil 5, Berlin 1800, S.385f.
(Bayrische Staatsbibliothek):

„Der Gebrauch der Sänften (oder Portechaisen) war zwar in Berlin nichts Neues, wie ich solches in der Geschichte der Residenz unter der Regierung König Friedrich des I. gezeigt habe, indem man damals den französischen Flüchtlingen erlaubte, durch Einführung derselben sich Unterhalt zu verschaffen. Da sie aber seitdem fast außer Gebrauch gekommen waren, so fand sich in diesem Jahr ein Projektmacher, Namens Karl Heinrich von Clair (Hervorhebung von mir) ein, der den Vorschlag zur Bequemlichkeit der hiesigen Einwohner machte, solche wieder einzuführen. Die Sache ward dadurch neu, und was neu ist, lockt bekanntlich auf einige Zeit raschen Beifall ab. So erging es auch den Sänften. In allen Vierteln der Stadt wurden dergleichen Tragekutschen ausgestellt, mit Trägern in besonderer Montur versehen, und anfänglich ließen sich wirklich viele Menschen, nicht zur Bequemlichkeit, sondern mehr aus Neugierde, umhertragen. Als diese aber befriedigt war, gerieth das Unternehmen bald wieder in Stecken, und am Ende blieben, wie zuvor, nur noch einige Sänften übrig, die überdem wenig zu thun hatten, und bloß in Nothfällen gebraucht wurden.” (http://books.google.de/books?id=odcAAAAAcAAJ&pg=PA385&lpg=PA385&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=t9Egoa-pBV&sig=NEgsReHWWlInr_c77Q25vHTU9UU&hl=de&sa=X&ei=fOxhUczuA4jpswaQ7ICwAw&ved=0CDMQ6AEwATgo#v=onepage&q=s%C3%A4nften%20berlin%20v.%20clair&f=false)

Wir sehen also, dass die Überlegung mit der Geschäftsaufgabe und womöglich auch dem Bankrott wahrscheinlich nicht ganz unzutreffend war. Doch ein Friedrich Wilhelm, der dann Förster wurde, war der Sänften-Clair namens Karl Heinrich mitnichten.

5. Mögliche Verbindungen
Allenfalls als späterer Jäger in Möllendorf mit dem Geburtsjahrgang 1759 käme der Sänften-Clair noch in Betracht. Dann wäre er zur Zeit der Unternehmensgründung 1779 gerade mal 20 Jahre alt gewesen und hätte die väterliche Erbschaft zur Geschäftsgründung genutzt. Ferner könnte er als möglicher späterer Bankrotteur mit Aberkennung seines Adelstitels auch der Vater des Müllers von Zielenzig (geb. 1791/92) gewesen sein, der ganz ähnlich hieß, nämlich Carl Friedrich Klähr (Klehr, Claire) und aus einer Hugenottenfamilie stammte.
Aber welche Beziehung könnte dann zu „unserem“ Ludwigswalder Unterförster Friedrich Wilhelm d.Ä. (1770-1815) bestehen? Um den Friedrich-Wilhelm v. Clar aus den militärischen Ranglisten kann es sich bei ihm nicht handeln, denn dieser ist bereits 1805 verstorben. Jedoch könnte dieser mit dem Friedrich Wilhelm v. le Clair, dem anderen Ingenieurkapitän neben Gottlieb August le (bzw. de bzw. von) Clair, identisch sein. Doch das bringt uns leider nicht weiter, was „unseren“ Unterförster Friedrich Wilhelm betrifft. So scheint es mir doch naheliegender zu sein, in ihm entweder einen „Fehltritt“ des Gottlieb August (1730-1778) im Alter von vierzig Jahren mit einer Hausangestellten auf den Ländereien seiner Frau, der mutmaßlichen polnischen Gräfin Anna Rosine von Dobrakowska, zu vermuten. Oder „unser“ Friedrich Wilhelm ist ein unehelicher Abkömmling einer der hugenottischen Demoiselles le Clair, die im frühen bis mittleren 18. Jahrhundert in Berlin lebten.

Bei Wikipedia heißt es:
„Das uneheliche Kind führt meist den Familiennamen der Mutter; war die Mutter in historischer Zeit adelig, dann ohne Adelsprädikat, doch sind die Fälle nicht selten, dass es nach Anerkennung der Vaterschaft den Familiennamen des Vaters annimmt (oder diesen durch spätere Eheschließung der Eltern erhält). Aber auch nach dieser Legitimation kam es in vergangenen Jahrhunderten vor, dass das auf den Namen der Mutter getaufte Kind deren Geburtsnamen beibehielt.
Bei sehr ungleichem sozialen Stand legitimierten die Väter ihre unehelichen Kinder nicht selten durch Eheschließung auf dem Sterbebett oder durch eine Ehelichkeitserklärung.
In der Genealogie werden Uneheliche auch illegitime Kinder (wörtlich: ‚unrechtmäßig‘) genannt und sind mit ihren wenigen Personalangaben, auch bezüglich der Mutter, oft sogenannte Tote Punkte. Nach dem Willen Josephs II. sollten im Habsburgerreich Väter von unehelichen Kindern ab 1784 nur auf eigenen Wunsch in den Matriken eingetragen werden. Viele Pfarren, die hier von 1784 bis 1938 Standesamtsfunktion hatten, legten jedoch eine eigene Liste für die Väter an.[8] Für Pfarrer war eine zu frühe Geburt früher gelegentlich Anlass, nachträglich das Wort „Jungfrau“ im Traubuch zu streichen. Waren die Schwängerung bzw. der voreheliche Geschlechtsverkehr bereits bei der Trauung bekannt, so fand die Hochzeit in der Regel „in der Stille“ und „ohne Sang und Klang“ statt. Wegen der größeren Kindersterblichkeit bei den vom Milieu häufig benachteiligten Unehelichen sind sie in Ahnenlisten weit seltener vertreten, als man auf Grund dieser Prozentzahlen erwarten könnte.
Im 18. Jahrhundert betrug der Anteil der unehelichen Geburten auf dem Land oft mehrere Prozent, dort, wo die Heirat dem Bauern vorbehalten war und Dienstboten prinzipiell nur unehelich zeugen konnten.
In Württemberg wurde 1807 die Freiheit der Eheschließung verkündet, in Bayern 1808 ein liberaleres System der Ehekonzessionierung eingeführt. Auf Druck der Kommunen, da mit der Ehe das Bürgerrecht und die Unterstützung im Falle der Armut eng verbunden war, und in Eindruck der Pariser Julirevolution von 1830 wurden wieder restriktive Verehelichungsbeschränkungen geschaffen und nach der Revolution von 1848 nochmals verschärft. Vor der Reichsgründung gab es nur in Preußen, in Abstrichen auch in Sachsen, der linksrheinischen Pfalz und einigen Duodezfürstentümern weitgehende Ehefreiheit. In Württemberg mussten Vermählungswillige vor der Reichsgründung 1871 ein gemeinsames Vermögen von 1000 Gulden nachweisen. Eine Verehelichungs-Kommission prüfte dies, aber auch das Verhalten und die „Aufführung“ der Brautleute. Dem Gesuch musste ein Zeugnis des Arbeitgebers beigelegt werden, aus dem die Verdiensthöhe, die Sicherheit des Arbeitsplatzes und das allgemeine Betragen hervorgehen sollte. Durch solche Hemmnisse wurden in Württemberg vor 1871 17 % aller Kinder unehelich geboren, in Bayern 25 %. Nach Einführung der Ehefreiheit halbierten sich die Zahlen innerhalb weniger Jahre.
Um 1900 erreichte der Anteil der unehelichen Geburten in Städten wie Leipzig und Dresden fast 20 Prozent. Seit den 1950er-Jahren steigen die Unehelichkeitsraten wieder enorm an, was mit der Abnahme der Ausgrenzung von Mutter und Kind einherging, und erreichen regional wieder Werte um 50 %.
Je nach kulturellem und sozialem Umfeld galten und gelten uneheliche Geburten als Schande für die Mutter und das Kind. Uneheliche Kinder hatten zeitweise Sanktionen zu tragen, beispielsweise nicht in die Handwerkergilden aufgenommen zu werden. Begründung war die Leute damit von fleischlichen Verbrechen abzuhalten, da sie wissen mussten, dass auch ihre dadurch gezeugten Söhne bestraft werden.
Auch kirchliche Weihen konnten sie nicht empfangen. In der römisch-katholischen Kirche galt die uneheliche Geburt bis 1983 als Weihehindernis für die Priesterweihe.
Ab dem 12. Jahrhundert besannen sich die Herrscher auf Regelungen aus dem römischen Recht. Die illegitimen konnten mit kirchlichen Dispensen und herrschaftlichen Legitimierungen teilweise behelfen.
Einige Heimatfilme der 1950er und 1960er Jahre nahmen sich des Themas der unehelichen Kinder an. Bis in die 1970er Jahre hinein war es üblich, zwischen „ehelichen”, „scheinehelichen” und „unehelichen” Kindern zu unterscheiden. Veraltete, heute beleidigende Bezeichnungen für uneheliche Kinder sind Bastard und Bankert. Auch die Redewendung Kind und Kegel bezieht sich auf eheliche und uneheliche Kinder.“

6. Der Ingenieurkapitän le Clair
Noch einige interessante Details konnte ich über das Leben des Ingenierkapitäns Gottlieb August v. le Clair in Erfahrung bringen:
Zunächst spielte er offenbar eine Rolle bei der Urbarmachung und insbesondere der Karthographierung des Wartebruchs in der Neumark, die zwischen 1767 und 1782 erfolgte.

„Das Warthebruch ist eine Sumpf- und Moorlandschaft in der ehemaligen Brandenburger Neumark, heute in der Woiwodschaft Lebus, Polen. … Der preußische König Friedrich II. beauftragte Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff mit der Trockenlegung und Urbarmachung der Region zwischen den Städten Küstrin und Landsberg (Warthe). Die Trockenlegung fand 1763 bis 1767 analog zu der Trockenlegung des Netzebruches und ähnlich dem des Oderbruches statt. Hierdurch konnte für den preußischen Staat 95.201 Morgen urbares Land geschaffen werden.“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Warthebruch)

Der Ingenieurkapitän le Clair findet sowohl Erwähnung auf S.7 im Aufsatz von Paul Schwartz, „Die Urbarmachung des Warthebruchs in den Jahren 1767-1782“ in: Die Neumark. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark, Heft 6, 1929 (http://wiki-de.genealogy.net/Jahrbuch_Die_Neumark_06_%28Namensindex%29) als auch im Aufsatz von E.Schwandt „Die Karthographie der Neumark in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (S.1-83) in: Die Neumark. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark, Heft 10, 1935, S.1-83, gleich viermal auf S. 12, 14, 64 und 77 (http://wiki-de.genealogy.net/NeumarkDB_reg_nm10).

Außerdem gibt es noch zwei ausführliche Schreiben Friedrich des Großen an seinen Etats-Minister von Zedlitz, in welchen der Ingenieur-Capitän le Clair, also vermutlich wieder Gottlieb August, jeweils einmal erwähnt wird. Wir finden Sie wieder in Anton Balthasar König – Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Residenzstadt Berlin, Theil 5, Berlin 1800 auf S.347 ff.:

Brief von König Friedrich II.:
Mein lieber Etats-Minister von Zedlitz!
Da Ich für gut befunden, den Professor Marsson in meine Dienste zu nehmen, um ihn zu Berlin, zum doppelten Gebrauch dergestalt zu bestellen, als Erstens, daß er die jungen Offiziers, von der dortigen Garnison, welche bisher bei dem Kapitän, Le Clair gelernet (Hervorhebung von mir), in der Fortifikationsbaukunst, unterrichten, und zweytens seine übrige Stunden dergestalt einrichten soll, daß er auch an junge Leute bürgerlichen Standes, von Genie, Lektiones geben kann, da er denn in zwei Klassen unterscheiden soll, nehmlich zu der ersten Klasse, solche Leute die ein vorzügliches Genie, und Verstand zeigen, und zu der Fortifikations-Baukunst, mehr incliniren, und zu der anderen Klasse, dergleichen Subjekte, die mehr Lust haben, zu Kondukteurs und Ingenieurs für die Kammern, sich zu appliciren, welchen letztern er denn, besonders in dem Nivellement recht gründliche Anweisung geben soll; So habe ich Euch solches hierdurch bekannt machen, und Euch zugleich aufgeben wollen, diese Sache mit dem Professor Marsson gehörig zu arrangieren, und vorzüglich darauf zu sehen, daß zu denen, so die Geometrie erlernen wollen, Leute bürgerlichen Standes, von Begriffen und Verstand, und die noch jung, von 7 und 8 Jahren sind, ausgesuchet werden. Im übrigen werde ich dem Marsson wohl ein besonderes Trakrement anweisen, und solchergestalt den Meister bezahlen. Es gehen mich aber die übrigen etwa erforderlichen Kosten nichts an, sondern solche müssen die jungen Leute, so Lust haben, was zu erlernen, selbst über sich nehmen. Ihr habt euch demnach mit dem Professor Marsson über alles näher zu concertiren, und eine ordentliche Einrichtung zu treffen, und hiernächst wie die Sache reguliret worden, Euren Bericht zu erstatten. Ich bin Euer wohl affectionierter König.
Potsdam den 20. October 1775.
Friedrich.

Maarsson fertigte darauf einen Plan von dieser neuen Ekole de Genie an, worinnen er die drey französischen Etablissements, nemlich die Ekole de Genie, de Mezieres, die Akademie d‘ Architecture, und die Ekole des Inspecteurs de Pons et Chaussees zu vereinigen wünschte, und dem zur Folge denen Offiziers täglich zwei Stunden, denen jungen Leuten bürgerlichen Standes aber, zwei bis vier Stunden geben, und mit ihnen alle Theile der angewandten Mathematik, als Optik, Mechanik, Hydrostatik und Hydraulik durchgehen wollte. Der Minister aber schlug übrigens die Kosten zu dieser neuen Anstalt, wobei auch ein Zeichenmeister angestellt werden sollte, das Gehalt für den Marsson mit einbegriffen, auf vier bis fünf tausend Thaler an.

(Der Etat wird in allen Einzelheiten aufgeführt.)

Der Monarch aber nahm diesen Etat nicht an, und musste der Minister folgendes für Schlosser- und Tischlerarbeit, in den nachmals auf dem Schlosse angewiesenen Zimmern, die Kosten aus seiner Tasche bezahlen. Uebrigens erhielt derselbe im November d.J. folgendes Kabinetsschreiben.

„Mein lieber Staats-Minister Freyherr von Zedlirt. Auf Eurem gestrigen Bericht, wegen der daselbst zu errichtenden Sale de Genie, will ich Euch nachstehendes zur vorläufigen Direktion nicht verhalten. Zuförderst finde ich nicht nöthig, eine besondere Wohnung dazu zu miethen. Mein Ingenier-Capitän le Clair (Hervorhebung von mir), hat zur Unterweisung der Offiziers im dortigen Fürstenhause, einige Zimmer inne gehabt; und diese können nunmehr den Marsson, zu dieser Sale de Genie angewiesen werden. Hiernach muß , zu denen Eleven, eine sehr behutsame Auswahl getroffen werden. Tumme Teufels müssen sich darunter eben so wenig, als Windbeutels einschleichen. Nur offenen Köpfen, und jungen Leuten von Application, und guter Erziehung, soll der Zugang dazu offen stehen. Ich glaube dahero, daß man sich, auf Berlin, wo die Erziehung größtenteils schlecht ist, nicht einschränken, sondern aus denen Provinzen, dergleichen junge Leute aussuchen muß. Ich rechne auf jeden, etwa Einhundert Rtl. Jährlich, und denke, diese Summe wird hinlänglich seyn…
Ich bin Euer wohl affectionierter König.
Potsdam den 18. Novemb. 1775
Friedrich“

Bei so eingeschränkten Aussichten, mußte sich der Minister so gut helfen, als möglich. Es kam dahin, daß Marsson, auf dem königlichen Schlosse, wo ihm ein Zimmer eingeräumt wurde, Unterricht gab, und wenn der König im Winter zum Karnaval nach Berlin kam, mußten ihm die in dieser Schule befindliche Offiziere, wozu auch einige aus fremden Garnisonen gezogen wurden, ihre Ausarbeitungen und Zeichnungen vorlegen, und sprach sie auch wohl selbst. Dies währete bis zum Tod des Monarchen. (1786; Anm. d.Verf.) Sein Nachfolger legte die Ekole de Genie in Potsdam an, wozu der Major von Scheel aus dänischen Diensten, berufen wurde, um darüber die Aufsicht zu führen. Marsson kam anfänglich auch dahin, überwarf sich aber, und ging nach Berlin zurück, wo er seine Pension, ohne dafür zu arbeiten, verzehrte. Dieser Mann war ein geborener Franzose, sein Körper verwachsen, und kaum drei Fuß hoch, glich einem Aesop, und hatte nur ein Auge. Demohnerachtet war er äußerst lebhaft und witzig. Ob er sein Fach verstanden hat, kann ich nicht entscheiden; so viel ist gewiß, daß er durch seinen Unterricht keine Beispiele gegeben hat, daß daraus großer Nutzen entstanden wäre. Nach seinem Tode ward sein Gehalt zu der neuen Schule gezogen, welche der Obrist von Tempelhof für die Artillerie anlegte. – Der jetzige Major des Ingenieurkorps, Müller, ließt auf königlichen Befehl gegenwärtig Kollegia, für eine Auswahl von Officieren, von denen in Berlin und in der Churmark Brandenburg garnisonirenden Infanterieregimenter, wodurch bereits wesentlicher Nutzen für die Armee gestiftet, und mancher Kopf von Anlagen, für den Dienst des Königs mit Vortheil ausgebildet worden ist. (http://books.google.de/books?id=odcAAAAAcAAJ&pg=PA385&lpg=PA385&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=t9Egoa-pBV&sig=NEgsReHWWlInr_c77Q25vHTU9UU&hl=de&sa=X&ei=fOxhUczuA4jpswaQ7ICwAw&ved=0CDMQ6AEwATgo#v=onepage&q=%20clair&f=false)

Es bleibt natürlich zu fragen, warum Gottlieb August le Clair seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Ausbilder der jungen preußischen Offiziere im Jahr 1775 im Alter von 45 Jahren, drei Jahre vor seinem frühen Tod, abbrach oder abbrechen musste. Zwangen ihn gesundheitliche Gründe dazu? Musste er sich anderen Aufgaben widmen? War etwas vorgefallen, das ihn in königliche Ungnade hatte fallen lassen? Doch kann zumindest eines als sicher gelten: Etwaige Seitensprünge oder uneheliche Kinder dürften hierbei kaum eine Rolle gespielt haben, denn unter König Friedrich herrschte in dieser Hinsicht in Preußen eine große Liberatität.
Schließlich wird G.A. v. Clair auch noch als Übersetzer eines weiteren Buches aus dem Französischen „auf höchsten Befehl“ angeführt, nämlich von: Marsch. V. Vauban: Abh. v. d. Vertheid. d. Festungen. (http://books.google.de/books?id=cjYPAAAAYAAJ&pg=RA2-PA41&dq=%22v.+Clair%22+-st.&hl=de&sa=X&ei=4UJjUbTeKMHQtQb914CIBQ&ved=0CDQQ6AEwAA#v=onepage&q=%22v.%20Clair%22%20-st.&f=false) Daneben hatte er ein Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. aus dem Französischen ins Deutsche übertragen.

7. Die Clairs in Schlesien
Bleibt noch der Jäger Clair (Jahrgang 1759) aus dem ominösen Möllendorf, der Wildschweinbezwinger. Vor einigen Monaten scheiterten wir noch an der räumlichen Zuordnung Möllendorfs. Mittlerweise hat Kathi, die Freundin bzw. Frau unseres entfernten Verwandten Andreas Z., zwei benachbarte winzige Orte namens Möllendorf in Schlesien entdeckt, so wie es im Zeitungsbericht auch angegeben war. Im „Güteradressbuch Schlesien 1873/Sagan“ finden sich:

Möllendorf, Ober-
Größe
378 Morgen (davon 325 Acker, 48 Wiesen , 5 Wald )
Grundsteuer
338
Besitzer
Louis Napoleon Herzog von Sagan und Valency in Valency und Sagan
Pächter
Amtmann Fischer in

Möllendorf, Unter-
Grundsteuer
333
Besitzer
Louis Napoleon Herzog von Sagan und Valency in Valency und Sagan
Pächter
Amtmann Fischer in (http://wiki-de.genealogy.net/G%C3%BCteradressbuch_Schlesien_1873/Sagan#M.C3.B6llendorf.2C_Ober-)

 

An dieser Stelle ist noch einmal daran zu erinnern, dass der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist.
Andreas Z. kommentierte den Fund sogleich mit den Worten: „Sagan liegt nicht weit von unserem Leutmannsdorf entfernt, in dem meine Oma geboren wurde.“ Er hatte ohnehin schon zuvor die Annahme geäußert, dass in der Gegend von Leutmannsdorf/Schlesien bereits verwandte Claers gewohnt hatten, als sein Urgroßvater Otto Wilhelm Claer aus Ostpreußen dorthin zog. Er hatte insbesondere eine Emma Claer im Auge, die wohl bei Ankunft der Familie des Otto Wilhelm bereits dort gelebt haben soll. Für sie hatte es aber bislang keine Zuordnung gegeben. Sie könnte ein Abkömmling des Wildschweinbezwingers sein.

Es lassen sich aber auch schon einige Jahrzehnte  vor dem Wildschweinbezwinger Klärs in Schlesien nachweisen. Die folgenden Bauernlisten von Schirmke aus dem Staatsarchiv Breslau zeigen außerdem, wie sich die Namens-Schreibweise in jeder Zeit fast schon beliebig verändert hat:

“Bauernliste” 1723 (http://wiki-de.genealogy.net/Schirmke)
§    Adam KLÄR, Richter (Hervorhebung von mir)
§    Thomas HERDE
§    Hannes FÜLBIER
§    Georg FÜLBIER (MASE)
§    Marianne FÜLBIER (Franzepold)
§    Thomas GRUHMANN (Richard FÜLB[IER])
§    Lorenz ROTHER (Selmes und Josefes)
§    Martin ALBERT (ALKER)
§    Michael BROSCHE
§    Georg Kretschmer FÜLBIER (Ernstes)
§    George MELTZER (ALBRECHT)
§    Martin FÜLBIER (KLEHR Gustav)
§    Lorentz OTHO (PAWELKE)
§    Martin FÜLBIER (WILLISCH)
§    Valentin HAMPEL [1712 aus Zauchwitz]
§    Georg NÖLSCHER (FÜLBIER Leo)
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Bauern des Katasters 1743 (Ebd.)
§    Jakob KLEER (Hervorhebung von mir)
§    Juditha HERDIN
§    Anna FÜLBIERin
§    Marie FÜLBIERin
§    Marting FÜLBIER olim Marianne
§    Martin GRUHMANN olim Thomas
§    Lorentz ROTHER
§    Eva ALBERTin olim Martin
§    Juditha FÜLBIERin olim George
§    Jakob BROSCHE olim Miachael
§    George MELTZER
§    Martin FÜLBIER
§    Martin WIRTH olim Lorenz OTTO
§    Franz FÜLBIER olim Martin
§    Valentin HAMPEL
§    Georg NÖLSCHER, Richter
§    Georg LAMICH
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Demnach könnte auch bereits in ganz früher Zeit, also vor 1723, schon eine Abwanderung z.B. aus Berlin nach Schlesien erfolgt sein, von dort vielleicht eine Migration in Teilen der Familie nach Ostpreußen und durch den besagten Otto Wilhelm Claer auch wieder zurück nach Schlesien.
Als ein Bindeglied zwischen Berlin und Schlesien oder auch alternativ als hugenottischer Einwanderer direkt nach Dresden (die es ja auch gegeben hat) könnte der in einem Ahnenforschungsforum diskutierte Oberst le Clair in Dresden im Jahr 1730 angesehen werden. Konkret äußert sich ein Internetnutzer namens Günter Claus am 12.2.2013 um 17.35 Uhr wie folgt:

Oberst le Clair ,Dresden, 1730 ,französisch reformiert. Hugenotte? (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=82516)

Die beiden Antworten im Forum sind aber nicht weiterführend.
Außerdem habe ich noch zwei aus Schlesien stammende Personen mit dem Namen Klehr gefunden, die aber wenn, dann eher eine wenig schmeichelhafte Verwandtschaft wären.
Zum einen ist da Josef Klehr (* 17. Oktober 1904 in Langenau, Oberschlesien; † 23. August 1988 in Leiferde). Er war ein deutscher SS-Oberscharführer und SS-Sanitätsdienstgrad (SDG) im KZ Auschwitz I. (http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Klehr) Weiter heißt es bei Wikipedia:

„Josef Klehr wurde als Sohn eines Erziehers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Tischlerhandwerk. Bis 1934 arbeitete er als Tischlergeselle. Ende 1934 (nach einem vergeblichen Versuch, als Erzieher in der gleichen Anstalt, in der sein Vater tätig war, unterzukommen) wurde er Pfleger in der Heil- und Pflegeanstalt in Lebus. Ab 1938 übernahm er eine Stelle als Hilfswachtmeister im Zuchthaus Wehlau.
Bereits im Herbst 1932 war Klehr der SS und der NSDAP beigetreten. Im August 1939 wurde er zur Waffen-SS eingezogen. Er kam zur Wachmannschaft des KZ Buchenwald. 1940 wurde Klehr als SS-Sanitäter ins KZ Dachau versetzt, wo er sowohl im Häftlingskrankenbau als auch im SS-Revier tätig war. Im Oktober 1941 wurde er zum SS-Unterscharführer befördert und ins KZ Auschwitz abkommandiert. Dort wurde er zunächst im Häftlingskrankenbau des Stammlagers als leitender Sanitäter eingesetzt. (…)
Klehr war berüchtigt für sein „Abspritzen“ (Mord durch Phenolinjektion in den Herzmuskel) von Häftlingen. (…)
Klehr liebte es, nach der Untersuchung der kranken Häftlinge durch den Lagerarzt weitere Häftlinge in den Krankensälen des Häftlingskrankenbaus für die Tötung durch Phenol auszusuchen, sowie der Lagerarzt das Lager verlassen hatte. Dabei ging er durch die Krankenblocks und wählte willkürlich jüdische Häftlinge aus […] [Er] hatte eine Vorliebe für gerade Zahlen. Er wollte die Zahl der durch den Lagerarzt zur Tötung ausgewählten Häftlinge ‚nach oben aufrunden‘.“
Klehr war, ab Frühjahr 1943 als Leiter des Desinfektionskommandos, an den Massenmorden in den Gaskammern direkt beteiligt. In einer Reihe von Fällen hatte er das Zyklon B in die Gaskammern hineingeschüttet, nachdem „jüdische Menschen, die mit einem Reichssicherheitshauptamt-Transport kamen, dort eingeschlossen waren.“[1]
Am 20. April 1943 wurde Klehr für seine „Verdienste“ mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Ab Juli 1944 leitete er den Häftlingskrankenbau im Nebenlager Gleiwitz I und war für den sanitären Bereich der Nebenlager Gleiwitz I bis IV verantwortlich. Im Rahmen der Evakuierung des KZ Auschwitz, zwischen dem 17. Januar und dem 23. Januar 1945, bewachte Klehr eine Häftlingskolonne und begleitete diese in das KZ Groß-Rosen. Dort wurde er einem SS-Kampfverband angeschlossen und kam gegen Kriegsende über die Tschechoslowakei nach Österreich.

In Österreich geriet Klehr im Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Er wurde ins Kriegsgefangenenlager nach Böblingen verbracht und von einem Lagergericht wegen Zugehörigkeit zur SS zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt.
Im März 1948 wurde er aus dem Arbeitslager nach Braunschweig entlassen. Dort arbeitete er bis zu seiner erneuten Verhaftung im September 1960 als Tischler. Zu diesem Zeitpunkt war er verheiratet und hatte zwei Kinder.
Im 1. Auschwitzprozess, der am 20. Dezember 1963 vor dem Schwurgericht in Frankfurt am Main aufgenommen wurde, wurde er im August 1965 zu lebenslangem Zuchthaus und weiteren 15 Jahren Zuchthaus wegen Mordes in „allermindestens 475 Fällen“ und Beihilfe zum Mord in mehreren Tausend Fällen verurteilt. Zudem verlor er die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Am 25. Januar 1988 wurde die Strafvollstreckung wegen Vollzugsuntauglichkeit ausgesetzt, am 10. Juni 1988 wurde dann der Strafrest zur Bewährung ausgesetzt. Klehr starb wenige Monate später.“ (Ebd.)
Auch im Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiß heißt einer der Nazi-Aufseher in Auschwitz Klehr. Es ist anzunehmen, dass Josef Klehr hier Vorbild gestanden hat.

Der andere Klehr aus Schlesien ist  Nikolaus Walther Klehr (* 1944 in Breslau), ein Dermatologe mit Praxen in München und Salzburg. Er ist wegen einer fragwürdigen Therapieform für Krebserkrankungen, deren Wirksamkeit nicht belegt ist, umstritten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Klehr)

Weier heißt es bei Wikipedia: „Nikolaus Walther Klehr wurde 1944 in Breslau als Sohn der Eheleute Walter und Agnes Klehr geboren. Er absolvierte ein Studium der Humanmedizin und Biologie an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main. Seinen von einer peruanischen Universität verliehenen Professorentitel darf er nach einem Urteil des Landgerichts München nicht mehr führen.“ (Ebd.)
Berühmt bzw. berüchtigt ist die umstrittene „Krebstherapie nach Klehr“. „Klehr ließ 1991 eine Eigenbluttherapie unter der Bezeichnung Autologe Target Cytokine, kurz ATC, patentieren…. Die Behandlung in Klehrs Salzburger Praxis mit täglichen Infusionen kostet, nach Angaben von Patientenangehörigen, zwischen 13.000 und 35.000 Euro. Die Übernahme der Kosten für die Autologe Target Cytokine-Behandlung nach Klehr durch die deutschen gesetzlichen Krankenkassen ist in der Anlage II der Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung des Gemeinsamen Bundesausschuss ausgeschlossen.
Wissenschaftler der Deutschen Krebshilfe fanden keinerlei Nachweis für die behauptete Wirksamkeit von Klehrs „Wundermittel“. … Hans Hege, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, bezeichnete 1998 Klehr als einen „Scharlatan, der mit der Hoffnung von Krebskranken Geld macht“. (Ebd.)

8. Die Klärs, Le Clercs und Le Clairs in der Neumark und der Uckermark
Doch nicht nur in Schlesien, auch in anderen ehemals preußischen Gebieten finden sich Hinweise auf Hugenotten mit Namen Clair in diversen Schreibweisen, die auf eine frühe Abwanderung einzelner Familienmitglieder aus Berlin hindeuten. Vom Müller Carl Friedrich Klähr (Klehr, Claire), geb. 1791/92, aus Zielenzig war bereits mehrfach die Rede.
Im Tauf- und Trauregister 1581-1827 von Königsberg (Neumark) (Nicht zu verwechseln mit der preußischen Metropole Königsberg, heute Kaliningrad. Die Kleinstadt Königsberg/Neumark heißt heute Chojna und liegt direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze in Westpolen.) gibt es den Eintrag:

Klär; 1749; 1813 (http://wiki-de.genealogy.net/K%C3%B6nigsberg_%28Neumark%29/Tauf-_und_Trauregister_1581-1827_%28Namen%29)

Wenn die Geburt dieses Namensträgers nicht schon im Jahr 1749 und somit bereits anderthalb Jahrzehnte vor Beginn der Trockenlegung des Warthebruchs erfolgt wäre, hätte man auf den Gedanken verfallen können, dass der Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair hier seine Hand im Spiel gehabt haben könnte.
In Strasburg in der Uckermark, der heute einzigen uckermärkischen Ortschaft im Bundesland  Mecklenburg-Vorpommern, hat es zu verschiedenen Zeiten Einwohner des Namens Le Clerc / Le Clair gegeben.

Strasburg

„Im 17. Jahrhundert wurde die Einwohnerzahl der Stadt durch den Dreißigjährigen Krieg, Stadtbrände und die Pest zeitweise auf 200 dezimiert. Mit der Ansiedlung von 244 Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, den Hugenotten, Ende des 17. Jahrhunderts begann die wirtschaftliche Erholung Strasburgs.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Strasburg_%28Uckermark%29)

Im digitalisierten Buch: „Französische Ackerbauern aus der Pfalz und der Uckermark in Ostpreußen“ von Dr. Siegfried Maire, Berlin 1939, Verlag des Deutschen Hugenottenvereins, stellt der Verfasser die Kolonistenlisten von Strasburg aus den Jahren 1691 und 1700 vor. Sie enthalten die Namen de Frenne, Dubois, Galle, Gobare, L’Allemand, Legrand, Rogé für das Jahr 1691 und  Defrene, Goubart, Leclair (Hervorhebung von mir), Roger für das Jahr 1700. Der Autor versucht anhand von Namensähnlichkeiten der Einwohner von Warnehlen, Groß-Berschkurren, Bibehlen und Guddatschen in Ostpreußen aus den Jahren 1717 ff. den Nachweis, dass es zu jener Zeit eine Auswanderungswelle aus Strasburg nach Ostpreußen gegeben habe. Allerdings finden sich in den genannten ostpreußischen Orten nur die Namen Jean Leauclair, Joh. Leauclair, Heinrich Laucklair, Isaac Leauclair, Abr. Lauclair und Hans Lauclair. (http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/3544/pdf/A008723060.pdf) Ob sich aber Leauclair, Laucklair und später Lockler wirklich ursprünglich von Le Clair ableiten lassen, ist schon deshahlb äußerst fraglich, weil die französischen Namen bei ihrer Eindeutschung eigentlich immer vereinfacht, aber niemals verkompliziert worden sind.  (So auch die Forum-Kommentare unter http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-27612.html.) Darüber hinaus leitet sich die Familie Loclair in Ostpreußen ausschließlich vom Schweizer Einwanderer Abraham Loclair ab, dessen Genealogie noch in der Schweiz bis zu seinem Großvater Jean Loclair, geb. ca. 1624, zurückgeht. (Ebd.)

Am 21. November 1723 heirateten in Strasburg in der Uckermark Sara und Jean Wendel Kaufmann, letzterer ein Sohn des Jacob Kaufmann und seiner Mutter Anne Clair. (http://www.hugenotten-uckermark.de/genealogyen/efieret/eFIg03.htm)

Am 4. Januar 1761 wurde in Strasburg in der Uckermark eine Susanne Le Cerc als Tochter von Jacques Le Clerc und seiner Frau Marie Magdelaine Travernier geboren. Am 15. April 1967 folgte ihre Schwester Marie Le Clerc. Susanne Le Clerc starb am 5. März 1835 ebenfalls in Strasburg in der Uckermark. ( http://www.hugenotten-uckermark.de/Genealogiedt/defrenne/DEFg06.htm#3333)

In den Kirchenbüchern/Seelenlisten für Strasburg in der Uckermark von 1785 erscheint schließlich ein Jacob le Clair, Beruf: Ackermann.

Und zu guter Letzt noch ein Zitat aus dem Buch von Martin Düspohl, „Kleine Kreuzberggeschichte“, Berlin-Story Verlag:

„Die Besetzung Berlins durch Napoleon war für die Berliner Hugenotten sogar ein Anlass, ihre französische Identität abzustreifen und sich als Preußen zu definieren. Ein Henri Lejeune nannte sich plötzlich Heinrich Junge, Francois Chanalle Franz Schnalle und Charles Leclerc Karl Klericke (Hervorhebung von mir).“ (http://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2009/november/geschichten.html)

9. „Moppel“ Claer – unsere peinliche Verwandtschaft?
Als abschließende „Krönung“ dieser Ausführungen kommen wir nun zu Hans Henning Claer (1931-2002), Spitzname: „Moppel“ Claer, dem Sohn des Erich Claer, eines Vetters meines Großvaters Gerhard Claer.
Auch wenn er wohl überwiegend als „schwarzes Schaf“ der Familie angesehen worden sein dürfte, so handelt es sich bei ihm doch um einen echten Prominenten, denn er ist immerhin der Einzige aus der preußisch-hugenottischen Linie unserer Familie, über den es einen Wikipedia-Eintrag gibt. (Bei den beiden schlesischen Klehrs, dem KZ-Massenmörder und dem Scharlatan-Krebsarzt, ist die Verwandtschaft – glücklicherweise – unsicher, siehe oben.)
Wikipedia stellt ihn wie folgt vor: „Hans Henning Claer, auch bekannt als Moppel Claer (* 30. Dezember 1931 in Berlin; † Dezember 2002 in Bergkamen), war ein deutscher Schriftsteller. Leben: Ursprünglich Boxer, Bergmann und Polizist, wurde Claer in den frühen 1970er Jahren bekannt durch seine derben Romane, die das Milieu des Ruhrgebiets zum Hintergrund haben und das Bild eines auf Maloche (Arbeit), Sex und Alkoholkonsum reduzierten Lebens in den Zechensiedlungen zeichnen. (…)
Claers Bücher dienten als lockere Vorlage für die Laß jucken, Kumpel-Reihe von insgesamt sechs Sexfilmen, die in den Jahren 1972 bis 1975 und 1981 entstanden und in denen er selbst mitspielte. Er verstarb im Dezember 2002, nachdem er als Folge eines Schlaganfalls nahezu 15 Jahre lang bettlägerig und gegen Ende seines Lebens ein Pflegefall gewesen war. Werke: Autobiografie: Bulle, Schläger, Nuttenjäger. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-15892-2. Romane: Laß jucken, Kumpel. März Verlag, Frankfurt/M. 1971, ISBN 3-499-15048-4. Das Bullenkloster. März Verlag, Frankfurt/M. 1972, DNB 720097053. Bei Oma brennt noch Licht. März Verlag, Frankfurt/M. 1979, DNB 800751485.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Henning_Claer)

Foto Hans-Henning-ClaerHans Henning Claer mit seinem handgeschrieben Manuskript und dem Buch “Lass jucken Kumpel” Foto: Ulrich Bonke

Ich war natürlich bereits vor etlichen Jahren im Internet auf ihn gestoßen, hielt aber eine Verbindung zu unserer Familie damals für völlig ausgeschlossen. Doch als ich vor einigen Wochen einen indirekten Hinweis auf einen ostpreußischen Hintergrund bei ihm fand, konnte ich nicht mehr länger die Augen davor verschließen.
Es ist nämlich mittlerweile die Einwohnerliste von Groeben, Kreis Osterode/Ostpreußen des Jahres 1945 digitalisiert. Dort heißt es:
Laut vorliegenden Aufzeichnungen wohnten in dieser Gemeinde noch nachstehende Personen bzw. Familien (Stand 1945):

… Claer, Erich, Berliner Kaufmann (Zweitwohnsitz) … (http://files.bildarchiv-ostpreussen.de/files/fotoalbum/dokumente/orte/Groeben.pdf)

Nach dem mir vorliegenden Stammbaum unserer Familie hatte mein Urgroßvater Georg Claer (6.5.1877-2.5.1930), der um 1900 zur Zeit des Boxeraufstands Meldereiter in China gewesen war, fünf Geschwister: neben seinem jüngeren Bruder Richard von der Post und den drei jüngeren Schwestern Armanda, Martha und Hedwig nämlich auch einen älteren Bruder, Franz Claer, verheiratet mit Emma Claer. Dieser Franz Claer d.J. war der älteste Sohn meines Ururgroßvaters Franz Claer d.Ä., des Postschaffners, der ein spätgeborener Sohn des Jägers (und vorübergehenden Chausseewächters) Friedrich Claer war. Und Franz Claer d.J. hatte mit seiner Frau Emma gem. unserem Stammbaum drei Kinder: den Sohn Erich Claer sowie die Töchter Margarete und Hildegard. Über sie gibt es im Stammbaum keine weiteren Angaben.
Nun wissen wir also, dass Erich Claer Kaufmann in Berlin war und seinen Zweitwohnsitz in Groeben/Ostpreußen hatte. Da ist die Vermutung natürlich naheliegend, dass der 1931 in Berlin geborene „Moppel“ Claer der Sohn des Erich Claer war. Zur Überprüfung dieser Annahme besorgte ich mir bei Ebay die Autobiographie von „Moppel“ Claer, „Bulle, Schläger, Nuttenjäger“ (Kostenpunkt: ein Euro plus Porto) und fand meine Vermutung voll bestätigt.
Die Lektüre dieses Buches kostet zunächst etwas Überwindung, denn auf der Rückseite steht geschrieben: „Was ist noch schärfer als Hans Henning Claers aufgeregt diskutierte Ruhrpott-Romane ‚Lass jucken, Kumpel‘ und ‚Bei Oma brennt noch Licht‘? Seine unverblümt erzählte Lebensgeschichte!“ Auch durch die Abbildung auf der Vorderseite macht das Buch einen eher zweifelhaften Eindruck, so dass man es sich eigentlich nicht so gerne ins Regal stellen möchte. Doch glücklicherweise schildert der Autor darin nicht nur sehr ausführlich und detailliert sein ungeheuer opulentes Liebesleben, sondern auch ebenso ausgiebig seinen familiären und biographischen Hintergrund.
Sein Vater Erich Claer wurde am 6.1.1901 geboren. Er wurde leicht zornig, sein Zorn verrauchte aber auch schnell wieder. Vor dem Krieg war er Treuhandrevisor (eine Art Wirtschaftsprüfer) bei der Deutschen Bank und fuhr einen „Steyer Super 200“ mit roten Ledersitzen. Seine Frau, „Moppels“ Mutter, war eine ostpreußische Großbauerntochter. Die Familie, die außerdem aus „Moppels“ drei jüngeren Geschwistern Dieter, Lorelies und Heiner bestand, lebte in Berlin-Steglitz in einer 6-Zimmer-Wohnung, Am Fenn 14, direkt am Teltow-Kanal und am Stadtpark Steglitz. Außerdem hatte Vater Erich Claer „in Ostpreußen im Kreis Osterode eine Landwirtschaft erworben.“
Die Flucht der Familie aus Ostpreußen schildert der Verfasser wie folgt:
„ In Berlin ausgebombt, lebten wir in Ostpreußen bis zu unserer Flucht wie die Maden im Speck. … Oma Emma war zu der Zeit nicht mehr in Gröben … Meine Kaninchen trug ich auf den Heuboden, damit sie Futter hatten. … Die beiden Schäferhunde … wurden abgeknallt. Hinter dem unendlich langen Treck flüchteten Menschen per pedes. In ihrem Rücken das ewige Jaulen der Stalinorgel. Die meisten Wagen flüchteten in Richtung Frisches Haff. Sie sollten in ihr Verderben fahren. Wir entschlossen uns, nach Westpreußen weiterzuziehen. Papa war nämlich vor einem Jahr Soldat geworden und lag zuletzt bei einer Pioniereinheit in Dirschau, war inzwischen Fahnenjunker-Feldwebel. Tatsächlich trafen wir ihn an. Er, der dem Kriegsgeschehen immer skeptisch gegenübergestanden hatte, zeigte sich als wahrer Optimist, seit er den Soldatenrock trug. Fahnenflucht? Kein Gedanke! Winkend stand er hinter unserem Leiterwagen mit der Zeltplane und rief uns nach: ‚Der Iwan kommt höchstens noch bis zu uns, dann kriegt er aber Zunder…‘ In Pommern holte er, der Iwan, uns dann ein. Papa hatte es nicht geschafft, den Krieg zu unseren Gunsten zu entscheiden. … Dieter und ich drückten uns die Nasen an der Fensterscheibe platt und heulten wie die Irren. … Lorelies und Heiner, unsere beiden Kleinen, konnten das wahre Ausmaß der Katastrophe noch nicht erfassen. Unsere zarte Mutter war nun die einzige Erwachsene in der Claerschen Runde. Ich kutschierte jetzt. Trotz der eisigen Kälte hatten wir durch unsere Schafspelze genügend Schutz, und wenn ich heutzutage ein Stück Schinken und ein trockenes Brot aus der Hand esse, denke ich immer an unser gefrorenes Brot und den geräucherten, hartgewordenen Schinken auf dem Treck. Aber in Altschlawe, wo uns der Russe eingeholt hatte, verloren wir unsere letzte Habe. … In Güterwagons gepfercht lagen wir… Dieter war zäher, konnte stehen und gehen, war aber geistig weg. Arme Mama. Sie musste uns Großen helfen und hatte dabei noch die Kleinen. … Wieder hielt der Zug auf freier Strecke, wieder polnische Plünderer. … Berlin hatten wir nach vier Tagen erreicht, die Verwandten lebten.“
Später heißt es: „Wir bezogen eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Steglitzer Presselstraße gegenüber von Tante Else, die Mamas Schwester ist… „

Steyr_200

Ein Steyer Super 200, wie er von Erich Claer vor dem Krieg gefahren wurde.

Ein weiterer Verwandter von Hans Henning Claer in Berlin war sein Onkel Max Sakrezewski, ein Bruder seiner ostpreußischen Oma Emma. (Von seinem Opa Franz Claer d.J. ist aber nirgendwo die Rede, wahrscheinlich lebte er nicht mehr.) Onkel Max besaß ein Konfektionsgeschäft in der Steglitzer Bergstraße. Vor dem Krieg hatte er in Neukölln gelebt, nach dem Krieg betrieb er zusätzlich noch eine Bekleidungsfabrik und lebte in einer Villa in Steglitz.
Vater Erich Claer kam abgerissen und abgezehrt und müde lächelnd aus der Kriegsgefangenschaft im Ural zurück. Bald wurde er Personalchef bei der Fa. Meyer & Co. Er war oft in der Sauna, „aus reiner Eitelkeit, weil er mit seinen einsachtzig keinen Bauchansatz zeigen wollte.“ Im Dezember 1950 holte er sich an einem nasskalten Tag eine Lungenentzündung, zuvor war er in der Sauna gewesen.
„Onkel Max sagte zu Dr. Kramer (im Krankenhaus): ‚Tun sie alles, um diesen Mann zu retten, und wenn es mich Tausende kostet.‘ Max wusste, dass seine Geschäftsführer ihn nie bescheißen konnten, wenn Papa die Hand über die Bücher hielt.“
Doch Erich Claer war nicht mehr zu retten. „Herzwasser. Rußland. Zur Lungenentzündung war ein Herzkollaps gekommen. Er überwand ihn nicht. Es wurde ein schreckliches Weihnachtsfest 1950. Am 6. Januar `51 wäre Papa fünfzig Jahre als geworden.“
So wurde Hans Henning Claer zur Halbwaise. Noch zu Lebzeiten seines Vaters, der ihn begeistert zu allen Wettkämpfen begleitete, hatte er eine steile Karriere als Boxer hingelegt. Seine Gewichtsklasse war das Fliegengewicht. Bei einer Größe von 1,72 wog er als junger Mann lediglich 64 kg. (In späterem Alter wurde er jedoch übergewichtig.) Als Boxer erreichte er im damaligen West-Berlin eine große regionale Popularität und sollte es später bis zum Deutschen Polizeimeister im Halbweltergewicht bringen.
Er legte sein Abitur auf einem Steglitzer Oberrealgymnasium ab, ließ sich das aber, ähnlich wie heute etwa Dieter Bohlen, künftig nicht mehr anmerken. Schon als junger Mann entwickelte er eine starke Neigung zum Alkohol, heute würde man sagen: zum Komasaufen. Nach eigener Auskunft verkehrte er fortan bevorzugt in Kneipen und „Bumslokalen“. Das Nachtleben im damaligen Westen Berlins in den frühen 50er Jahren schildert er in den buntesten Farben. Insbesondere seien damals große Mengen an DDR-Bürgern nach West-Berlin gekommen, um sich dort zu amüsieren. (Auf einem späteren Berlin-Besuch in den 70er Jahren musste er allerdings feststellen, dass inzwischen längst nicht mehr so viel los sei wie damals zu seiner Zeit.)
Seine besondere Vorliebe galt den Frauen. Minutiös berichtet er von unzähligen erotischen Abenteuern, die er damals in Berlin erlebt habe. Seine bevorzugte Masche, mit den Damen ins Gespräch zu kommen, sei ein Spruch gewesen, den er sich aus einem seinerzeit populären Film geborgt habe: „Entschuldigen Sie, meine Dame, darf ich Sie auf etwas Wichtiges aufmerksam machen?“ „Wieso, worauf denn?“ „Auf mich.“ Mehrfach betont „Moppel“ Claer den unbedingten Wahrheitsgehalt seiner Geschichten. Er sei nun einmal kein Aufschneider. Beispielsweise habe er die Länge seines Zeugungsorgans immer und überall korrekt mit 16 cm angegeben. „Andere hätten 20 gesagt.“ Aber er bleibe nun einmal immer bei der Wahrheit.

Nach dem Abitur tritt er in den Dienst bei der Polizei ein. Sein damals noch lebender Vater habe ihm davon abgeraten, aber er habe es trotzdem gewollt. Einerseits lobt er später den „leichten Dienst auf der Registratur“, der ihm viel Zeit und Kraft für seine amourösen Eskapaden lässt. Andererseits beklagt er aber auch sein „mieses Polizistengehalt“, mit dem er kaum seinen aufwendigen Lebensstil bestreiten kann. Die Lage bessert sich jedoch für ihn, als er eine langjährige Liebesbeziehung zu einer jungen Frau namens Eva beginnt, die in der Bellermannstraße in Wedding wohnt und einen kleinen, aber sehr gut gehenden Laden am Bahnhof Gesundbrunnen betreibt. Dort verkauft sie insbesondere Süßigkeiten an Besucher aus dem Ostsektor Berlins und der DDR. Eva verdient dabei so gut, dass sie sich schon bald ein Auto kaufen kann. Ihren Freund „Moppel“ unterstützt sie finanziell so großzügig, dass dieser weiter auf großem Fuß leben kann.
Doch immer wieder bekommt Hans Henning Claer Schwierigkeiten auf seinem Polizeidienst sowohl wegen seiner Frauengeschichten (u.a. auch Anzeigen wegen Verführung Minderjähriger) als auch wegen seines Alkoholkonsums. Als er eines Tages von seiner Mutter vor die Tür gesetzt wird und auch seine Freundin Eva ihm den Laufpass gibt, bewohnt er ein billiges Zimmer in der Steglitzer Lothar-Buchner-Straße (30 Mark im Souterrain). „Ein Zimmer, auf dessen Wänden die Tapeten Wellen schlugen.“ Als er einmal mit Grippe im Bett liegt, kommt der scharfe Zugführer vom E-Kommando zu Besuch, um nach dem Rechten zu sehen. „Das ist aber keine Wohnung für einen Beamten, Herr Claer“, spricht er entrüstet, als er die billige Einrichtung des kleinen Zimmers betrachtet.
Im November 1956 verlässt er sein „heißgeliebtes Berlin“ nach seiner „Entlassung aus der Polente“ (Grund soll der Alkohol gewesen sein), da der Lingener BC einen Boxtrainer sucht. Unter 25 Bewerbern wird er ausgewählt, später wird er Bergmann im Ruhrgebiet und kommt nach Bergkamen. In den 60er Jahren gibt es auch in Westdeutschland politische Kampagnen, die Arbeiter zum Schreiben von Literatur anregen wollen. Hans Henning Claer fühlt sich sogleich davon angesprochen und schreibt einen Roman über das angeblich bumsfidele erotische Leben der Bergkamener Bergleute und landet mit „Laß jucken, Kumpel“ einen Riesenerfolg.
Nach der anschließenden Verfilmung, die mit über 4 Millionen Besuchern ein gewaltiger Kassenschlager wird, posiert er gemeinsam mit seiner Frau Brigitte, die angeblich „immer scharf“ ist, nackt in Boulevardzeitungen. „Die Claers“ werden vorübergehend zum Skandalpaar der deutschen Filmbranche. Die Kumpel-Filme werden sogar bei den Filmfestspielen in Cannes aufgeführt, allerdings außer Konkurrenz.
Als er seine erste gemeinsame Wohnung mit seiner Frau Brigitte bezieht, heißt es: „Endlich kam von Papas Klitsche in Gröben auch der Lastenausgleich.“ So konnte er auf einen Schlag einen Kobold-Staubsauger, eine Waschmaschine und einen neuen Anzug bezahlen.
Gemeinsam mit Brigitte hat er zwei Kinder, Alwin und Regine. Sein Bruder Dieter Claer wandert nach Kanada aus und lebt heute in Florida. (http://www.mylife.com/dieterclaer) Der jüngste Bruder Heiner lebt in Düsseldorf. (http://telefonbuch-suche.com/heiner-claer-worringer-stra%C3%9Fe-40211-d%C3%BCsseldorf) Der letzte Satz seiner Autobiographie lautet: „Gott sei Dank bin ich wirtschaftlich und sozial abgesichert.“ Wie der folgende aktuelle Text aus dem Internet über Hans Henning Claer beweist, lässt sich sein Werk in erster Linie als Zeitgeistphänomen verstehen, als typisches Produkt der 70er Jahre. „Moppel“ Claer gehörte zu den wichtigsten Protagonisten der damaligen sexuellen Revolution.

claer und biggi

Hans Henning Claer mit seiner Frau Brigitte

Heinrich Peuckmann liest im Internet “Lass jucken Kumpel”
21. März 2013 |

Der wohl erfolgreichste Bergkamener Schriftsteller heißt Hans Henning Claer. Jedenfalls was die Zahlen seiner verkauften Bücher betrifft. Heute kennt kaum noch jemand diesen Namen.
Heinrich Peuckmann hat jetzt etwas daran getan, dass sein Schriftstellerkollege, den er auch persönlich kannte, nicht ganz in Vergessenheit gerät. Er hat nicht nur einen Text über Moppel Claer, wie ihn damals seine Freunde nannten, geschrieben. Er liest ihn auch vor. Das kann sich jeder zu jederzeit über  eine  MP3-Datei auf der Internetseite http://www.reviercast.de / anhören. Dort befindet sein Text „Lass jucken Kumpel“. Das ist auch der Titel von Claers erstem Roman, der Anfang der 1970er Jahre verfilmt wurde. Einige Szenen wurden damals in Bergkamen gedreht.
Hans Henning Claer lebte zunächst in Berlin. Er war dort Polizist und Boxer. Nachdem er nach Bergkamen umgezogen war, wechselte er den Beruf. Auf Grimberg 3/4 fuhr er als Bergmann ein. Vermutlich wäre das handgeschriebene Manuskript seines Erstlingsromans sofort wieder in der Versenkung verschwunden, wenn Hans Henning Claer es nicht zum Melzer-Verlag geschickt hätte. Dort landete das Werk auf dem Schreibtisch von Jörg Schröder, der wenig später den legendären März-Verlag gründete.
Schröder empfand, dass Hans Hennig Claer in der „Protokollsprache eines Polizeiwachtmeisters, der sich zum Schriftsteller berufen fühlte”, geschrieben habe. Er schickte ihm aber einen Brief mit der Aufforderung: „Lassen Sie doch diese gestelzte Sprache. Schreiben Sie, wie die Leute reden, die Leser wollen etwas vom Leben erfahren und nicht, ob Sie die Mittlere Reife geschafft haben.” (Kalender, 2008)
Ein halbes Jahr später lieferte der Bergkamener die korrigierte Fassung. Zu diesem Zeitpunkt trug das Werk noch den Titel „Glück Auf, Kumpel”. Schröder änderte den Titel in die bekannte Fassung. Er war wild entschlossen, den Roman zu veröffentlichen, und zwar so, wie ihn Claer geschrieben hatte. Der Grund: Er wollte damals die Kulturredakteure der großen Tageszeitungen, aber auch die Schriftsteller provozieren, die sich vor 40 Jahren der sogenannten Arbeiterliteratur verschrieben hatten.
Jörg Schröders Rechnung ging auf. Zur offiziellen Buchpräsentation in Dortmund 1971 hatten sich nicht nur Medienvertreter angekündigt, sondern auch Schriftsteller, die Hans Henning Claers Roman „auseinandernehmen” wollten. Doch dazu kam es nicht, wie Schröder sich erinnert. Er bat den Autor, zu dieser Pressekonferenz gleich zehn seiner Kumpel mitzubringen. Diese rissen sofort die Diskussion an sich und sprachen über die Menschen vor Ort statt über die Romanfiguren. Dazu gab es Freibier.
Film für 4 Millionen Besucher ausgezeichnet
Noch peinlicher für die Kulturwelt war dann der Film. Mit betretenen Gesichtern haben die offiziellen Besucher aus Bergkamen der Premiere im Sommer 1972 das Kino in Unna verlassen. Während man in dem Buch mit sehr viel gutem Willen noch Elemente einer Sozialreportage entdecken konnte, so wurde aus „Lass jucken, Kumpel” auf Zelluloid ein Softpornofilm.
Während sich viele Bergkamener irgendwie ein bisschen schämten, war „Lass jucken, Kumpel”, in dem Hans Henning Claer auch als Filmschauspieler debütierte, in der Bundesrepublik ein Kassenschlager. Über vier Millionen Menschen haben ihn gesehen. Er wurde deshalb sogar mit der „Goldenen Leinwand” ausgezeichnet. „Lass jucken, Kumpel” war der Start einer Serie von Softpornofilmen. In einem führte die dürftige Handlung die Kumpel aus dem Ruhrpott in die sündigen bayrischen Alpen. Auch hier befand sich der Name Hans Henning Claer auf der Besetzungsliste. Claer schrieb weitere Romane wie „Das Bullenkloster” oder „Bei Oma brennt noch Licht”. Wer sie heute kaufen möchte, muss in Antiquariaten suchen. Die Filme gibt es hingegen noch auf DVD als „Neuware”. Interessierte Kunden müssen aber nachweisen, dass sie mindestens 18 Jahre alt sind.
Zu den schärfsten Kritikern Hans Hennig Claers und seines Erstlingsromans „Lass jucken Kumpel“ gehörte der Schriftsteller Max von der Grün. „Claers Buch ist gefährlich – gefährlich volksverdummend, weil es einer Verniedlichung der Arbeitswelt dient“, schäumte der Autor in einem Beitrag für das Hamburger Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ (Grün, Der Arbeiter als Hanswurst, 1971). „Arbeitsprobleme lösen sich da mit einem steifen Penis, die Überwindung der Ausbeutung hängt davon ab, ob man die Frau des anderen beschlafen kann; der Obersteiger ist impotent, der Reviersteiger geil, so werden innerbetriebliche Schikanen auf Orgasmus-Probleme reduziert.“

Foto Hans-Henning-Claer-rechts Hans Henning Claer (rechts) in “Zwei Kumpel auf der Alm” (1974)

Nachtrag  am 6.10.2013
Unser Verwandter Andreas Z. hat inzwischen den Film mit den Taufen von 1774-1800 vollständig abfotografiert und online bei Flickr eingestellt.

http://www.flickr.com/photos/siouxphotos/sets/72157635114774687/

Zu einer Kirchenbuchseite gehören jeweils 2 Fotos.

Bisherige Funde (mit Lesehilfe durch einen kundigen Forum-Benutzer):

1799
Ludwigswalde / Christian Friedrich Klaer / 10 Eintrag des Jahres / Nov. 22. / Pater: Friedrich Wilhelm Klaer / Mater: Susanna Ademke (?) / Testes (Paten): 1. Frau ??? Gegenbein / 2. Friedrich Maz / 3. Gottlieb Maz zu Gottenf. / 4. Johann Christian Maz aus Pannerk / 5. H Herolz ??? unscharf…

1797
Ludwigswalde / 10 / männlich, ehelich / Der Haupt ??? Johann Friedrich _Clair_ ist von seiner Ehefrau Susanna
Dorothea Liedmannin (also Liedmann) – oder ähnlich – 9zehnten Februaris ein Söhnlein geboren welcher
ejusdem (also hier in Ludwigswalde) getauft wurde _Friedrich Wilhelm_.
Pathen:
1. Christian Lupgeber (???), Knecht
2. Christoph Schultz, ”
3. Johann Podels, (zwei Worte, die den Stand oder Beruf angeben; kann ich aber nicht lesen, da Flikr keine Vergrößerung zuläßt und ein Screenshot zu pixelig wird)

Die früheren Jahre sind noch nicht vollständig durchsucht.

Die folgenden Filme liegen noch „bei den Mormonen“ und werden von Andreas Z. nach und nach abfotografiert und ins Netz gestellt:
Taufen 1665-1773, Heiraten 1682-1814,Tote 1682-1813

Vorläufige Schlussfolgerung:
„Unser“ Friedrich Claer/Clair wurde geboren am 22. November 1799 als „Christian Friedrich Klaer“ in Ludwigswalde. Eltern: Friedrich Wilhelm Klaer und Susanne Hoemke. Folglich ist er ein Bruder des Johann Wilhelm Claer.
Es gab in Ludwigswalde noch mindestens einen weiteren, uns bisher unbekannten Claer, nämlich Johann Friedrich Clair (vermutlich ein Bruder des Unterförsters Friedrich Wilhelm d. Ä.), Beruf: Haupt ?, Ehefrau: Susanna Dorothea Liedmann. Deren gemeinsamer Sohn ist ein weiterer Friedrich Wilhelm Clair (nun schon der dritte), geboren am 19.2.1797.
Außerdem gab es in Ludwigswalde zu jener Zeit ausweislich der Tauflisten auch den Namen Boxhammer, allerdings nicht als Ehefrau des Friedrich Wilhelm d.Ä. Susanna Boxhammer, wie der Eintrag in der Mundia-Datenbank nahelegt.

Fortsetzung folgt.

18.2.2013: Geburtstagsrede

Liebe Gäste,

ich bitte um Nachsicht, dass ich gleich über ein Thema sprechen werde, das nicht jeden hier interessieren wird. Wenn ich es trotzdem tue, dann vor allem deshalb, weil es den heutigen Jubilar interessieren wird. Aber ich verspreche, ich werde mich kurz fassen.

Wie Franz Bernhard de Claer Napoleon in die Flucht schlug und Wilhelm Theodor v. Clair Frieden im russisch-türkischen Krieg stiftete  –

Über Sinn und Unsinn der Ahnenforschung und ein kleiner Ausflug in die Familiengeschichte

Die Familienforschung, umgangssprachlich auch als Ahnenforschung bezeichnet, hat derzeit Hochkonjunktur. Man glaubt es nicht, wie viele deutschsprachige Internetseiten und Diskussions-Foren sich inzwischen diesem Thema widmen. Und es ist ja auch kein Wunder: Immer öfter lassen sich heute einschlägige Quellen wie uralte Kirchenbücher, verstaubte Einwohner- oder Mitgliederlisten in technisch aufbereiteter Form per Mausklick im Internet einsehen, während noch vor gar nicht so langer Zeit Interessenten mitunter mühselige und kostspielige Reisen in abgelegene Archive auf sich nehmen mussten. Genealogische Datenbanken enthalten mittlerweile Millionen erforschter Ahnentafeln und Stammbäume. Und immer mehr Deutsche lassen sich vom Forscher-Virus infizieren und begeben sich mit Google & Co. auf die Suche nach ihren vermeintlichen Wurzeln.

Heikles Erbe der NS-Zeit

Doch anders als in vielen anderen europäischen Ländern und vor allem den USA, wo sich die Familiengeschichtsforschung in den letzten Jahrzehnten zu einer weit verbreiteten Freizeitbetätigung entwickelt hat, galt sie sie hierzulande aufgrund ihrer historischen Belastung lange Zeit nicht als harmloses Vergnügen, sondern stand im Ruf des Anrüchigen. Schließlich erinnerte man sich noch gut an die berüchtigten Nürnberger Rassegesetze und die Fragebögen der „Reichsstelle für Sippenforschung“, in welchen während der Nazi-Jahre die deutschen „Volksgenossen“ ihre lupenreine „arische Abstammung“ zu dokumentieren hatten, wollten sie sich nicht den diskriminierenden und mörderischen Sanktionen des Regimes aussetzen. Unsere nachgewachsenen Generationen gehen mit diesem historischen Erbe aber deutlich unbefangener um, was man als Ausdruck eines allmählichen Normalisierungsprozesses deuten kann.

Irrationaler Kern

Dennoch enthält alle Familienforschung, bei Lichte betrachtet, einen irrationalen Kern, sofern der Forschende, was dieser meist stillschweigend voraussetzt, aus ihr Rückschlüsse auf die eigene Existenz im Hier und Jetzt zu gewinnen trachtet. Es beginnt schon damit, dass die Familie ein ideologisch aufgeladener Begriff ist. Mit der Verdopplung der Zahl der Vorfahren in jeder Generation wächst die Zahl der persönlichen Ahnen jedes Einzelnen in der Rückschau schnell ins Unermessliche. Der Grad an genetischer Übereinstimmung ist aber bereits nach wenigen Generationen nur noch marginal. Hinzu kommt der zumindest bis zur Erfindung moderner Vaterschaftstests absolut geltende Grundsatz „pater semper incertus est“ (der Vater ist immer ungewiss), der auf eine hohe Dunkelziffer an „Kuckuckskindern“ (also gewissermaßen außerfamiliär produzierten Nachkommen) in den Stammbäumen hindeutet. Wollte man hingegen die Familie weniger als biologische, denn als kulturelle Schicksalsgemeinschaft begreifen, die sich ähnlich wie die Nation auf einen Mythos gemeinsamer Abstammung stützt, so erscheint auch dies äußerst fragwürdig, zumal in einer Zeit, in welcher zunehmend selbstausgesuchte Wahlverwandtschaften die traditionellen Familienbande ersetzen und die alten nationalen Grenzen und Beschränkungen in einer globalisierten Welt nach und nach an Bedeutung verlieren.

Individueller Zugang zur Geschichte

Und doch gibt es für die Faszination so vieler Menschen für das Erforschen ihres Stammbaums einen guten Grund, und der lautet: „nomen est omen“. Denn diese Gemeinsamkeit teilen wir, jedenfalls in den meisten Fällen, gewiss mit einem Teil unserer Ahnenliste: die des Familiennamens. Es weckt nun einmal Neugier, dass da früher jemand gelebt hat, der mit dem gleichen Namen wie man selbst durchs Leben gegangen ist. Und das gilt umso mehr für alle, die einen relativ seltenen Familiennamen tragen, während sich die Müllers, Schmidts und Meiers dieser Welt deutlich seltener für Ahnenforschung interessieren. Vielleicht wäre daher in vielen Fällen der Begriff Namensgeschichtsforschung vorzugswürdig. So zweifelhaft der den Recherchen zugrundeliegende Impuls also auch sein mag, er ermöglicht uns doch einen ganz individuellen Zugang zur Geschichte.

Held des Siebengebirges

Da stößt man also zufällig im Internet auf eine Von-Claer-Straße in der rheinischen Kleinstadt Königswinter und geht dem nach. Der Namensgeber, Franz Bernhard de Claer (1785-1853), war in den napoleonischen Kriegen der Adjutant des „Landsturms vom Siebengebirge“. Das war eine Art Freiwilligenarmee, welche die regulären deutschen Truppen bei der Befreiung des rechten Rheinufers von der französischen Herrschaft im Januar 1814 unterstützte. Noch mehr Auskünfte lassen sich der von mir aus dem Stadtarchiv St. Augustin am Rhein angeforderten über 400-seitigen „Familienchronik von Claer“ entnehmen, die Franz Bernhard de Claer als einen Verwaltungsjuristen in Mülheim vorstellt. (Meine bisherige Annahme, der erste Jurist in meiner Familie zu sein, wird dadurch erschüttert.) Er verlässt in der „Stunde der Erhebung“ seinen Posten, um beim Kampf gegen Napoleons Besatzungsarmee in der ersten Reihe zu stehen. „In der Neujahrsnacht 1813/14“, heißt es weiter, „überschritt Blücher bei Caub … den Rhein. Hinter einem Schleier von Truppen vollzog sich der französische Rückzug.“ Und später: „Vom Mittel- und Oberrhein folgten die Heere der Verbündeten dem weichenden Gegner. Auf dem rechten Heeresflügel war die Nordarmee unter General Bülow in Holland  eingedrungen. In der Zwischenzone, gegenüber dem Landsturm, lagen verlässliche Nachrichten vom linken Ufer noch nicht vor. Um sich Gewissheit zu verschaffen, bemannte Franz Bernhard de Claer am 14. Januar in Beuel einen Kahn und fuhr nach Bonn herüber. Bei der Annäherung ließ er die Mannschaft sich niederlegen, er selbst stand vorn im Kahn. Am Ufer hatte sich Volk gesammelt, aus dessen Mitte ein Polizeidiener trat und Claer mit den Worten ‚Im Namen des Gesetzes arretiere ich Euch‘ empfing. Mit den Worten ‚Kerl, wenn du das Maul nicht hältst, schieße ich dich über den Haufen‘ schlug Claer auf den Mann an. Die Menge, welche die Befreier jubelnd begrüßte, packte den Polizisten und schleppte ihn fort. Claer zog mit seiner Mannschaft in die Stadt, die er vom Feinde geräumt fand.“

Die normannisch-englisch-rheinische Linie

Potzblitz!, denkt man, was für ein Teufelskerl! Aber ist er denn nun ein Verwandter? Wohl eher nicht, zumindest kein näherer. Denn so viel steht nach umfangreichen weiteren Forschungen schon mal fest: Belegen lässt sich so gut wie gar nichts. Doch gibt es gewisse Anhaltspunkte, die es denkbar erscheinen lassen, dass es im 13. Jahrhundert gemeinsame Vorfahren gegeben haben könnte. Allerdings musste ich erkennen: Die stolze rheinische Familie de Claer mit ihrem Held vom Siebengebirge, mit ihren Burgherren, später auch preußischen Generälen, Politikern und einem echten Bundesbankdirektor, diese Familie hat mit unserer aus Ostpreußen stammenden Familie Claer wohl leider nichts zu tun. Jedenfalls fast nichts, denn die Vorfahren dieser rheinischen Familie kamen ursprünglich aus England und noch ursprünglicher aus der Normandie. Sie zählen sich zu den Nachkommen von Rollo dem Wikinger, dem Gründer der Normandie im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte im Jahr 911. Und in England gehörten sie zu den vornehmsten Adelsfamilien. Und einer von ihnen muss von England aus über Holland und Westdeutschland nach ganz weit in den Osten aufgebrochen sein, denn niemand anders als Johannes Clare (in englischer Schreibweise C-l-a-r-e), der Bischof vom Samland, baute um 1340 den Dom zu Königsberg und liegt noch heute in diesem begraben. Also möglicherweise war dieser Bischof unser Vorfahre, möglicherweise sind die rheinischen de Claers unsere entfernten Verwandten und wir damit Rolloniden, also Nachkommen von Rollo dem Wikinger. Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein.

Die hugenottisch-preußische Linie

Denn immerhin können wir unseren väterlichen Stammbaum zuverlässig bis ins Jahr 1799 zurückverfolgen. Da wurde mein Urururgroßvater Friedrich Claer, seines Zeichens königlich preußischer Jäger, in Ludwigswalde in Ostpreußen geboren. Wer sein Vater war, ist leider nicht mehr eindeutig feststellbar. Wahrscheinlich war es aber Unterförster Friedrich Wilhelm Claer. Und hier verlieren sich die Spuren des sicheren Wissens im Dunkeln und wir treten ein ins Reich der Spekulation. Es gab bestimmte Mitglieder unserer Familie, die behaupteten, diese sei einst eine hugenottische Adelsfamilie gewesen und habe de Clair geheißen. Das wurde wiederum von anderen Familienmitgliedern, auch von hier anwesenden, als Humbug abgetan. Doch haben meine Forschungen ergeben: In der Tat gab es eine hugenottische – also ursprünglich aus Frankreich stammende – Familie in Berlin, später auch in Ostpreußen, deren Mitglieder sich abwechselnd le Clair / de Clair und v. Clair nannten. (Man hat es damals mit den Namensbezeichnungen und insbesondere mit der Schreibweise der Namen nicht sehr genau genommen, das änderte sich erst ab ca. 1850.) Ein preußischer Hauptmann namens Wilhelm Theodor v. Clair, stationiert in Gumbinnen in Ostpreußen, gehörte im Jahr 1829 sogar zu einer Delegation hoher preußischer Offiziere, die in geheimer Mission nach Konstantinopel reiste, um dem osmanischen Sultan ein Friedensangebot des russischen Zaren Nikolaus I. zur Beendigung des russisch-türkischen Krieges (1828/29) zu überbringen. Dessen Vater, der Ingenieurcapitain Gottlieb August de Clair, dessen Grab sich in der Gruft der Berliner Garnisonkirche befindet, hat im Jahr 1771 im allerhöchsten königlichen Auftrag von Friedrich dem Großen, dem „alten Fritz“, ein Buch über die Kriegskunst Ludwig XIV. aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt. Im Jahr darauf erließ König Friedrich eine Kabinettsordre an seine Offiziere, die  wie folgt lautete:

„Ich gebe Euch hiermit auf, daß Ihr die 159 Exemplaria des von dem Capitain le Clair auf Meine Ordre übersetzten Werkes denen General-Inspekteurs … (und) denen Regimentern unter der Auflage zuzuschicken, daß selbige die Officiers zu dessen fleißiger Lesung, besonders auf denen Wachten, wo sie gemeiniglich ihre Zeit sehr unnütz zuzubringen pflegen, gehörig anweisen und anhalten sollen. ..“

Potsdam, den 7. Februarii 1772 Friedrich

Sind wir nun also die Nachkommen dieser famosen hugenottischen Adelsfamilie? Wir wissen es nicht. Womöglich werden wir es nie erfahren. Aber ich forsche weiter. Vielleicht hegt man ja doch die geheime Hoffnung, dass vom Glanz vergangener Namensträger etwas aufs eigene bescheidene Dasein abstrahlen könnte.

(Verlesen am 18.2.2013 in Bremen zum 80. Geburtstag meines Vaters Dr. Joachim Claer.)

Februar 2013: Ahnenforschung, Teil 4

Neues zur Ahnenforschung über die Familie Claer

Hier ein paar neue Erkenntnisse, Überlegungen und Spekulationen zur Ahnenforschung über unsere Familie, die weniger auf neu verfügbaren Informationen basieren als vielmehr auf einer noch intensiveren und genaueren Auswertung des bislang schon Vorhandenen, auf dessen punktueller Weiterverfolgung im Internet und vor allem auf gedanklicher Puzzlearbeit.
Als sicher kann nach allen bisherigen Forschungen nur gelten, dass unser ältester nachweislicher direkter Vorfahre der Jäger Friedrich Clair/Claer/Clär (geb. Ende 1798/1799 in Ludwigswalde, 8 km südlich von Königsberg) ist. Sollte aber der am 10.6.1803 geborene Jäger Johan(n) Wilhelm Claer sein Bruder sein, was zu vermuten ist, dann wäre dessen Vater, der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä., auch der Vater unseres Friedrich Claer, also damit unser ältester bekannter direkter Vorfahre. Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. selbst könnte, nach den Geburtsjahren seiner Söhne zu schließen, zwischen 1750 und 1780 geboren worden sein.

1. Die preußischen Offiziere

Ausgangspunkt der nun folgenden Betrachtungen sollen die schon mehrfach erwähnten Offiziere namens von Clair und von Cla(a)r aus der „alten preußischen Armee“ (also jener vor 1806) sein, deren Namen der preußische Offizier Otto de Claer (1827-1909), der als erster der rheinischen Familie de Claer dauerhaft das Rheinland verließ und in Berlin verstarb, aus alten Ranglisten entnommen hat. Es bestand laut der „Familiengeschichte von Claer“ keine (oder zumindest keine feststellbare) Verbindung zwischen ihnen und der rheinischen Familie de Claer.

Offiziere der alten preußischen Armee
Die Namen sind, mit Ausnahme von Nr.1, durch Otto v. Claer, fwb. 1827, gest. 1909, aus preußischen Ranglisten ausgezogen.
1. v. Clar, Fähnrich im Rgt. Prinz von Preußen, 1758 in der Schlacht bei Zorndorf verwundet (s. „Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Anderen“, Teil V, S. 173.
2. v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden
3. v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden
4. v. Clair, 1785 jüngster Fähnrich im Garnison-Regt. V. Pirch
5. v. Claar, 1781 und 1793. Zuletzt Major im Regt. Kronprinz von Preußen, beim Depot-Btl. Oranienburg.
6. v. Clar, 1785 Capt. Im Rgt. Prinz v. Preußen zu Fuß (Potsdam)
7. v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805
8. v. Claar, P.C. (?) im Regt. Kronprinz v. Preußen, 1790 ausgeschieden
9. v. Clair, 1797 Sec. Lieut. im Regt. Herzog v. Holstein-Beek in Königsberg
10. v. Clair, 1797 oder 1798 vom Regt. 11 in das Regt. Courbiere (Goldap, Gumbinnen, Oletzko) versetzt, dort 1798-1800 als Stabs.Capt. geführt. 1801 in das Regt. Herzog v. Braunschweig versetzt, dort noch 1805 und 1806 geführt. 1809 aus Regt. 4 ausgeschieden.

Ich schrieb hierzu vor einem halben Jahr:
„Insbesondere im Falle der beiden letzten in Ostpreußen stationierten v. Clairs (Nr. 9 und 10) sowie beim unter 7. Genannten Friedrich Wilhelm v. Clar lässt sich über eine Verbindung zu den Förstern spekulieren, denn die räumliche Nähe war gegeben bzw. der Name Friedrich Wilhelm trat auch bei den Förstern gehäuft auf. In diesem Falle wäre sowohl ein hugenottischer Ursprung (wenn es sich um z.B. aus Berlin versetzte Offiziere gehandelt haben sollte) als auch ein anglo-normannischer, auf die Familie des Bischofs von Samland Johannes Clare zurückgehender Ursprung denkbar.“

Bereits in meinen Aufzeichnungen von Ende 2011 hatte ich hierzu folgende Internetfundstellen ergänzt:
– „Neuer Nekrolog der Deutschen. Neunter Jahrgang 1831, Ersther Teil, Ilmenau 1831, Register zum 9. Jahrgang 1831: … v. Clair, Hauptm. zu Gumbinnen 668 (http://books.google.de/books?id=cO0SAAAAYAAJ&pg=PR24&lpg=PR24&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=fnGUwARkZ2&sig=b6v5C8CAQyUDIozIu67a_mVYURU&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCUQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false)
– „Vaterländisches Archiv für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur, oder Preußische Provinzial-Blätter, 22. Band, Königsberg 1839: S.68 ff (74): Zur Erinnerung an das fröhliche Litthauische Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838… Sänger-Chor … Alto: … v. Clair, … (http://books.google.de/books?id=r94OAAAAYAAJ&pg=PA74&lpg=PA74&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=ooU4Tl_cMK sig=8TQlGHrwzst55rvlwktHwQdlgQM&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false)(Die Stadt Gumbinnen war mit drei großen Kasernen eine bedeutende Garnison der preußischen Armee.) (http://de.wikipedia.org/wiki/Gumbinnen)
– Abgegangene und versetzte Kgl. Preußische Offiziere 1801: u.a. Clair, Stabscapitän v. (http://home.foni.net/~adelsforschung/rang20.htm)

Und ich kommentierte sie damals so:
„Daraus folgt, dass es sehr wohl denkbar wäre, dass ein abgegangener preußischer Offizier namens v. Clair oder v. Clar (die uneinheitlichen Schreibweisen der Personennamen in den Ranglisten der preußischen Armee waren berüchtigt) zwischen 1744 und 1824 zum Förster in Ostpreußen werden konnte. Aber diese Überlegung ist rein spekulativ.“

Als weitere einschlägige Fundstelle kommt hinzu das „Amtsblatt der Königl. Litthauischen Regierung 1813“, das für den Kreis Gumbinnen einen „Kalkulator Kapitain von Clair“ nennt. (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=45048&page=10)

Zunächst ist unklar, um wie viele unterschiedliche Personen es sich bei der Liste der preußischen Offiziere und den übrigen Fundstellen überhaupt handelt. Am wenigsten Aufschluss hierüber können die genannten Dienstgrade geben, denn diese können sich natürlich im Verlauf einer militärischen Karriere durchaus (in der Regel aufsteigend) verändert haben. Doch gibt es glücklicherweise einen umfassenden Eintrag in einer genealogischen Internetdatenbank über den Hauptmann v. Clair zu Gumbinnen.

II. Der Hauptmann von Gumbinnen und seine Töchter

Es handelt sich hier nach Auskunft dieser englischsprachigen Datenbank (http://gedbas.genealogy.net/person/show/1025778960) – den Datensatz erstellte ein Herr Gerhard Hofmann aus Brisbane (Queensland in Australien, gerhard.hofmann@bigpond.com) am 18.2.2008 – um Wilhelm Theodor von Clair, geboren am 1.12.1767 und gestorben am 15.3.1831. Er wird dem Infanterieregiment 21 zugordnet. (Dieses wird bei Wikipedia als „Regiment zu Fuß (1713)“ bezeichnet. Als Standorte sind Halberstadt und Quedlinburg angegeben/http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Seine Frau, die er 1802 in Gumbinnen ehelichte, hieß Henriette Leopoldine Reichardt (deren Eltern waren: Heinrich Leopold Reichardt und Regina Wilhelmine Klodt oder Klost). (Über Heinrich Leopold Reichardt heißt es in: Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, Teil 1 Biographien A-L, München 2009: „KD-rat Heinrich Leopold Reichardt 1748-1812, geb. in Frankfurt/o., gest. in Gumbinnen, hinterließ seine Frau Wilhelmine, geb. Kloth und seine Tochter Leopodine, verh. V. Clair und den Sohn Otto/ http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA787&lpg=PA787&dq=heinrich+leopold+reichardt&source=bl&ots=5W6eTyhHB0&sig=9sbJpDkrZoCscFXZ-YqoXbo7DOQ&hl=de&sa=X&ei=wQ8aUbrcBZHLtAbpgIFw&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=heinrich%20leopold%20reichardt&f=false)
Das Ehepaar hatte demnach sechs Kinder, von denen allerdings fünf schon im frühen Kindesalter verstarben, nämlich Leopold Otto Wilhelm von Clair (6.3.1820-4.4.1820 in Gumbinnen), Wilhelmine Auguste Leopoldine Agnes von Clair (1803-6.5.1803 in Halberstadt), Ottilie Henriette Auguste von Clair (7.10.1807-14.10.1807 in Gumbinnen), Auguste Therese Adolphine von Clair (1.8.1816-22.8.1816 in Gumbinnen) und Johanne Adolphine Wilhelmine von Clair (13.4.1818-5.5.1818 in Gumbinnen). Ihre Kindheit überlebte allein Wilhelmine Henriette Leopoldine von Clair (geb. 5.10.1811 in Gumbinnen, gest. 3.1.1863 in Königsberg). Sie heiratete im Jahr 1840 August Heinrich Janert und bekam mit ihm sieben Kinder. Es sind Nachkommen nebst Stammbaum bis ins 20. Jahrhundert aufgeführt.
Bereits aus diesen Angaben lässt sich leicht schlussfolgern, dass Hauptmann Wilhelm Theodor von Clair mindestens zeitweise ein – in heutigen Worten ausgedrückt – Pendler gewesen sein muss, der sich abwechselnd an seinem zumindest vorübergehenden beruflichen Einsatzort in Halberstadt und bei seiner Familie in Gumbinnen aufgehalten hat. Darüber hinaus wird beim oben genannten Offizier v. Clair Nr. 10, der 1797 oder 1798 nach Gumbinnen versetzt wurde, von einer Versetzung „1801 in das Rgt. Herzog von Braunschweig“ berichtet, in dem er noch 1805 und 1806 geführt wurde. Dieses Regiment, so weiß z.B. ein mit dem „Marsch vom Regiment Herzog von Braunschweig“ unterlegtes YouTube-Video,

http://www.youtube.com/watch?v=1BsOTOQA_fs

stand tatsächlich in Halberstadt. Demnach kann an der Identität des Offiziers Nr. 10 unserer Liste (dem „Stabs.Capt.“) mit dem späteren Hauptmann zu Gumbinnen kein Zweifel mehr bestehen. Das „Regiment 11“, aus dem er 1797 oder 1798 nach Gumbinnen versetzt wurde, auch genannt das „Regiment Herzog von Holstein-Beck“, war in Königsberg stationiert und hatte auch einen eigenen Marsch, der auf YouTube zu vernehmen ist.

http://www.youtube.com/watch?v=0JFrgqahMow

Somit dürfte sich also auch hinter dem „Sec. Lieut.“ im Regiment Herzog von Holstein-Beck im Jahr 1797, unserem Offizier Nr. 9, niemand anders als der damals 30-jährige Wilhelm Theodor von Clair verbergen. Ausgeschieden ist er schließlich im Jahr 1809, also im Alter von 42 Jahren, aus dem „Regiment 4“, das seit 1773 in Elbing/Ostpreißen stationiert war (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee), was auch gut ins Bild passt. Elbing liegt an der Ostseeküste, einige Kilometer südwestlich von Königsberg. Danach dürfte er „Kalkulator Kapitain“ im Kreis Gumbinnen (laut „Amtsblatt der Königl. Litthauischen Regierung“ war er es 1913) und später „Hauptmann zu Gumbinnen“ geworden sein, als welcher er 1831, in seinem Todesjahr, im „Neuen Nekrolog der Deutschen“ erwähnt wird. (Ein Nekrolog ist eine Liste kürzlich verstorbener Persönlichkeiten. Es passt also alles zusammen.)

Fahne_11_InfRgt_18th_century

Fahne des preußischen Infanterie-Regiments Nr. 11 in Königsberg

Außerdem könnte auch mit dem Offizier Nr. 4, dem „1785 jüngsten Fähnrich im Garnison-Rgt. V. Pirch“ Wilhelm Theodor von Clair gemeint gewesen sein, denn dieser war damals 18 Jahre alt. Das „Garnison-Regiment V. Pirch“ muss das preußische Garnisonregiment No. II gewesen sein, das ab 1777 von Georg Lorenz von Pirch befehligt wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Die Garnisonregimenter waren laut Wikipedia „in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts als Batallione gegründet und nur funktionsmäßig von den Feldregimentern abgegrenzt“ und wurden „Einheiten für Soldaten geringer Größe und Strafversetzte. Auch Offiziere waren strafversetzt, zusammen mit Halbinvaliden und Bürgerlichen.“ (Ebd.) Über den Standort dieses Garnison-Regiments No. II ist immerhin soviel zu erfahren, dass es sich vor und nach dem „Siebenjährigen Krieg“ (1756-1763) „in Pillau, Fischhausen und Friedrichsburg in Ostpreußen“ befunden hat. (http://www.figuren-modellbau.de/preussen-garnison-regiment-II-von-sydow-1756.html)

Auch in dieser Quelle heißt es: „Die Regimenter der Garnison-Infanterie nahmen Rekruten auf, die wegen geringer Körpergröße das Gewehr der Infanterie nicht schnell genug laden konnten und deshalb für den Felddienst untauglich waren. Offiziere kamen durch Strafversetzung zur Garnison-Infantrie, besonders aber wenn Sie in Folge von Verwundung oder mangelnder Fähigkeit für die Karriere in einem Feldregiment nicht mehr tüchtig genug waren. Im Siebenjährigen Krieg standen Garnison-Regimenter besonders gegen Kriegsende auf dem Feldetat der Armee.“ (Ebd.) Sollte tatsächlich Wilhelm Theodor von Clair 1785 der jüngste Fähnrich in diesem Garnisonregiment gewesen sein, dann hat er es gut als Karrieresprungbrett nutzen können.

Allerdings wird noch eine Person namens v. Clair – siehe oben – auf dem „fröhlichen Litthauischen Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838“ erwähnt, also sieben Jahre nach dem Ableben des Hauptmanns. Da diese Person aber im Sängerchor als „Alto“ bezeichnet wird, was eine Frauenstimme ist, dürfte es sich entweder um die Frau des Hauptmanns, Henriette Leopoldine v. Claer, gehandelt haben, deren Lebensdaten nicht bekannt sind, oder um deren und des Hauptmanns Tochter Wilhelmine Henriette Leopoldine von Clair, die damals 26 Jahre alt war und erst zwei Jahre später heiratete.
Ferner wird jedoch in einer anderen englischsprachigen genealogischen Datenbank noch eine weitere Person namens v. Clair in Gumbinnen erwähnt, nämlich eine Louise von Clair, die am 10.3.1830 gestorben ist. (http://gw3.geneanet.org/pmlhennings?lang=en;pz=peter;nz=hennings;ocz=0;p=louise;n=von+clair) Am „fröhlichen Litthauischen Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838“ kann sie also nicht mehr teilgenommen haben. Sie hat am 14.5.2024 in Gumbinnen einen Karl Heinrich von Aweyden geheiratet, der am 21. August 1787 in Groß Juckeln geboren wurde und am 3.6.1848 in Juckeln gestorben ist. Er war „Premierlieutenant“ und zuletzt in Gumbinnen im „Landw. Reg.“ Seine Eltern waren Friedrich Albert Ernst von Aweyden (1747-1827) und Louise Henriette Hallensleben (1750-1807). Louise bekam mit ihrem Mann in fünf Jahren Ehe fünf Kinder, dann starb sie. Es sind ferner direkte Nachkommen von ihr nebst einem Stammbaum bis immerhin ins späte 19. Jahrhundert angegeben. (Ebd.)

Wer aber war diese Louise von Clair? Vom Alter her könnte sie eine weitere Tochter des Wilhelm Theodor von Clair gewesen sein, aber sie ist in der oben angeführten Quelle nicht unter seinen Kindern mit aufgeführt. Da sie offensichtlich sehr standesgemäß geheiratet hat, könnte es sich bei ihr womöglich um eine Tochter des Wilhelm Theodor von Clair aus etwaiger erster Ehe (vielleicht mit einer adeligen Dame) handeln. (Die frühe Sterblichkeit der Frauen und Kinder jener Zeit resultierte nicht zuletzt aus dem fehlenden medizinischen Knowhow vor allem bei den Geburten. Und zur Zeit seiner Hochzeit mit Henriette Leopoldine Reichardt 1802 war Wilhelm Theodor von Clair bereits 35 Jahre alt. Da Louise von Clair im Jahr 1824 geheiratet hat, könnte sie durchaus auch schon vor 1802 geboren worden sein.) Oder aber es gab zu jener Zeit noch andere verwandte v. Clairs in Gumbinnen, zu denen Louise zählte.

Allerdings sind keinerlei Hinweise auf solche zu finden. Allenfalls die Erwähnung eines „Adjutanten v. Clair“ im Einsatz in der Türkei im Jahr 1829 während des russisch-türkischen Krieges (1828-1829) ließe sich auf den ersten Blick so interpretieren. In der Regensburger Zeitung, gedruckt und verlegt von Friedrich Heinrich Neubauer, Sonnabend, den 5. September 1829, heißt es:

Türkei: Der Courrier de Smyrne vom 2. August sagt: „Einige Briefe aus Konstantinopel sprechen von der nahen Abberufung eines der Botschafter einer europäischen Macht.“ Aus Konstantinopel meldet dasselbe Blatt vom 28. Jul., es scheine gewiß, daß der Pascha von Trapezunt zum Seradier der Armee in Asten ernannt sey. Die russische Eskadre liegt vor Trapezunt und beschieße es; auch bereite sie einen Angriff auf Inada. – Kud Smyrna vom 1. Aug.: „Am 25. Jul. Nachmittags kam der preußische Generallieutenant Baron v. Müffling, in Begleitung des Majors v. Küster und seines Adjutanten, v. Clair, in Smyrna an, und stieg am 26. Morgens bei dem preußischen Konsul Pezzer ab. Am nemlichen Tage, um 4 Uhr Nachmittags, ging der Adjutant des Generals nach Konstantinopel ab, wohin ihm am 27. Morgens der General selbst mit dem Major v. Küster und dem älteren Sohne des preußischen Konsuls folgte. General Müffling verließ Berlin mehrere Tage nach der Zusammenkunft II. MM. des Königs von Preußen und des Kaisers von Rußland. Mehrere Personen hörten aus seinem Munde, dass er von Seite des Kaisers der Ueberbringer der für die Pforte ehrenvollsten Friedensvorschläge sey; Europa wünsche den Frieden, und der Kaiser selbst wolle ihn, und sei zu Opfern bereit, um ihn hergestellt zu sehen…“ (Hervorhebungen von mir) (http://books.google.de/books?id=6uxDAAAAcAAJ&pg=PT275&lpg=PT275&dq=%22v.+clair%22+berlin&source=bl&ots=t4z6O0Xrwu&sig=C4b7ijpjTw2BzeoszcI7Yt8B5U4&hl=de&sa=X&ei=_XoXUeaTF4aVswbPiID4Bw&ved=0CDYQ6AEwAjgK#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20berlin&f=false)

Über den in Rede stehenden General Philipp Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von Müfffling genannt Weiß heißt es bei Wikipedia: „Als Generalleutnant erhielt er 1829 eine Mission nach Konstantinopel, um die Pforte für den Frieden mit Russland geneigt zu machen…“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_M%C3%BCffling_genannt_Wei%C3%9F) Als „die Pforte“ oder „die hohe Pforte“ wurde damals der Sultanspalast in Istanbul als Synonym für den Sitz der osmanischen Regierung bezeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Hohe_Pforte) Mit dem „Kaiser“ ist der russische Zar Nikolaus I. gemeint. Die Ankunft der preußischen Gesandtschaft in der Stadt Stadt Smyrne (Izmir) an der Ägäis könnte per Schiff erfolgt sein.

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Generalleutnant von Müffling (1775-1851), den Hauptmann Wilhelm Theodor v. Clair am 26./27.8.1829 als Adjutant auf Friedensmission an den Bosporus begleitete.

Es handelt sich hier also um den wahrscheinlich zeitlich letzten Auftritt eines nicht dem rheinischen Familienzweig entstammenden v. Clair in der preußischen Armee. Zwar ist ein Adjutant laut Wikipedia „ein dem Truppenbefehlshaber zur Unterstützung beigegebener Offizier“, der den ranghöheren Offizier bei den verwaltungstechnischen Aufgaben zu unterstützen hat. (http://de.wikipedia.org/wiki/Adjutant) Doch fand hier offenbar keineswegs ein militärischer Einsatz statt, bei dem es auf jugendliche Körperkraft und Energie angekommen wäre, sondern vielmehr eine politisch-diplomatische Mission, die einen erfahrenen Strategen wie den damals 62-jährigen Wilhelm Theodor v. Clair, den Hauptmann zu Gumbinnen, verlangte, der in Konstantinopel offensichtlich eine späte berufliche Sternstunde erleben durfte. Wäre mit dem „Adjutanten v. Clair“, dem man im Jahr 1829 diese politisch so bedeutsame Aufgabe anvertraut hat, ein anderer Offizier namens v. Clair als Wilhelm Theodor gemeint gewesen, dann hätte dieser auch anderweitige Spuren hinterlassen müssen, was aber, soweit ich sehe, nicht geschehen ist. Es ist folglich davon auszugehen, dass es Hauptmann Wilhelm Theodor v. Clair zu Gumbinnen gewesen ist, der  am 26./27. August 1829 als Adjutant des Generals v. Müffling in Friedensmission in Konstantinopel zum Friedensschluss am Bosporus beitragen hat. Die damals lange (sicherlich mehrwöchige) und beschwerliche Reise in die Türkei könnte jedoch unter Umständen einen ungünstigen Einfluss auf die Gesundheit des 62-jährigen Hauptmanns genommen haben, denn nur knapp zwei Jahre darauf verstarb er.

Den weiteren Verlauf des Russisch-Türkischen Krieges schildert Wikipedia wie folgt: „Am 28. August standen die Russen bereits in Edirne, 60 km vor Konstantinopel. Auf den Straßen der osmanischen Hauptstadt brach Panik aus. Der Sultan hatte keine andere Wahl, als um Frieden zu ersuchen. Der Friedensvertrag wurde in Edirne am 14. September 1829 unterzeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-T%C3%BCrkischer_Krieg_%281828%E2%80%931829%29)

Boevoj_epizod_1828-1829

Russische Soldaten in Erwartung eines türkischen Angriffs

Über das hingegen wenig spektakuläre Leben des Militärs zu jener Zeit in der Stadt Gumbinnen, die – wie bereits erwähnt – mit drei großen Kasernen eine bedeutende Garnison der preußischen Armee war, weiß eine Quelle Folgendes zu berichten:

„Das Garnisonsleben vor 200 Jahren war natürlich nicht mit dem späteren Soldatenleben zu vergleichen. Im allgemeinen ließ sich der Dienst damals wohl ertragen. Im Jahr hatte der Soldat nur drei Monate Exerzierzeit, die übrigen neun Monate wurde die Mannschaft im weitgehenden Maße beurlaubt. Nur die Wachen mussten dauernd besetzt sein, und bei der täglichen Wachtparade in Gegenwart sämtlicher Offiziere wurde jedes Mal das ganze Exerzieren einschließlich Laden und Feuern durchgeführt.“ (http://www.kreis-gumbinnen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=123&Itemid=109)

Doch es gab auch Schattenseiten für die Offiziere:
„Längeren Urlaub — selbst zum Besuch eigener Güter — zu erhalten, war sehr schwierig. Wollte der Offizier länger als ein bis zwei Nächte fortbleiben, so musste das Gesuch über alle Dienststellen nach Berlin an den König gehen, „damit durch die nächste abgehende Post Sr. Königl. Majestät Allerhöchste Ordre und Permission dazu ergehen könnte”. Wie lange mag es trotz aller Beschleunigung bei den damaligen Postverhältnissen wohl gedauert haben, bis die Antwort eintraf! (9 Tage und 9 Nächte dauerte damals die Fahrt mit der Postkutsche von Gumbinnen nach Berlin!)“ (Ebd.)

Aber immerhin wird auch berichtet:
Gumbinnen muss damals geradezu als Großstadt im Verhältnis zu den kleinen masurischen Garnisonsstädten angesehen worden sein, denn ein Oberleutnant von Wedell schrieb zu jener Zeit an seine Braut: „Unsere Offiziere in Gumbinnen leben herrlich und in Freuden. Eine Komödie haben sie schon gegeben, und am Neujahrstag führen sie wieder eine auf.” (Ebd.)

Und weiter heißt es:
Von 1796-1811 standen hier einzelne Kompanien des Infanterie-Regiments Wildau, dessen Chef wohl als recht seltenes Original gelten kann. An jedem Markttage begab er sich in voller, reichbestickter Generalsuniform, auf dem Haupt den mit der Straußenfederkante geschmückten Dreispitz, in das Gewühl des ‘Wochenmarktes. In der Hand trug er wie eine brave Hausfrau das Marktnetz, das sehr wenig zu seiner sonstigen soldatischen Erscheinung passte…Wie so mancher preußische Offizier jener Tage war von Wildau Ausländer, wohl in Österreich geboren, aber innerlich sehr bald Preuße geworden. Wenngleich seine Bildung manche Lücke aufwies, konnte man ihn doch keineswegs als unbedeutenden Menschen bezeichnen; er war durchaus eine Persönlichkeit, ein vortrefflicher Soldat, der in vielen Anschauungen seiner Zeit weit vorauseilte. So führte er z. B. zum Erstaunen der damaligen militärischen Welt eine fast neuzeitlich anmutende Behandlung der Mannschaft ein.” (Ebd.)

Einen wirklich glücklichen Umstand darf man es aber nennen, dass in der genealogischen Datenbank auch die Eltern des Hauptmanns Wilhelm Theodor v. Clair genannt werden. Es sind Gottlieb August de Clair und Anna Rosine von Dobrakowska (http://gedbas.genealogy.net/person/show/1025778960) (nach anderen Quellen hieß die letztgenannte: Rosalie Anna Theresia de Clair, geb. Von Dobrokowska/http://www.myheritage.de/research?action=query&formId=1&formMode=0&qname=Name+fnmo.2+fnmsvos.1+fnmsmi.1+ln.Von%2F3Dobrakowska+lnmo.4+lnmsdm.1+lnmsmf3.1+lnmsrs.1&path=&rlmode=1).

III. Der Ingenieurscapitän aus Berlin
Dieser Gottlieb August de Clair, der laut den Angaben in dieser Datenbank am 29.7.1779 gestorben ist und dessen Name den Zusatz „Field Regiment 41“ trägt, ist für uns kein Unbekannter. In meinen Aufzeichnungen von Ende 2011 schrieb ich:

Zum anderen gab es einen Übersetzer und Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain namens G.A. v. Clair, der u.a. 1771 auf „Allerhöchsten Königlichen Befehl“ ein Werk des Französischen Königs Ludwigs XIV. zur Kriegskunst und -geschichte aus dem Französischen ins Deutsche übertrug:
„353-1 Der Titel des Werkes lautet: Auszug derer gegen das Ende des verwichenen und im Anfange des gegenwärtigen Seculi angegriffenen und vertheidigten Städte, nebst einigen Lehrsätzen und Unterricht in der Kriegskunst, durch 16 Tabellen erläutert und mit nöthigen Kupfern versehen. Aus der Kriegsgeschichte Ludewigs XIV., die der Herr Marquis de Quincy 1726 beschrieben, auf Allerhöchsten Königlichen Befehl ins Deutsche übersetzt durch G. A. v. Clair, Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain (Berlin, 1771). Der erste Teil behandelt die Lehre vom Angriff und der Verteidigung fester Plätze, der zweite bringt 9 Belagerungen aus den Jahren 1677 bis 1713 zur Darstellung. Der König ließ den Auszug 1772 den Regimentern zum Studium durch die Offiziere zugehen. Vgl. S. 38 und 293 f.“ (http://books.google.de/books?id=C-kaAQAAMAAJ&pg=PA643&lpg=PA643&dq=%22v.+clair%22+berlin&source=bl&ots=xitE8Iw_dF&sig=g6CCFhbofxH2GkRuRRxcsGn6I7Q&hl=de&ei=Zm7RTrrBHY_Mswa73vjGBQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCoQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20berlin&f=false)

Und meine Schlussfolgerung über ihn und einen weiteren v. Clair in Berlin, der sich als Betreiber eines Portechaisen-Geschäfts von 1779-1789 hervortat, lautete damals:

„Der Portechaisen-Geschäftserwecker in Berlin bewegte sich in einer den Hugenotten bevorzugt vorbehaltenen Branche; der Übersetzer könnte sein zur Übertragung eines so komplexen Werkes erforderliches Sprachniveau im Französischen und Deutschen wohl gut als Einwanderer der zweiten oder dritten Generation erlangt haben. Doch bleibt eine Verbindung zu unserer Familie natürlich auch bei diesen Personen höchst fraglich.“

Dieser Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain G.A. v. Clair ist also offensichtlich identisch mit Gottlieb August de Clair, dem Vater des Hauptmanns Wilhelm Theodor v. Clair. In einer weiteren englischsprachigen genealogischen Datenbank findet sich das Geburtsdatum eines „Aug. gottlieb De Clair“: 1731. (http://www.myheritage.de/research?formId=master&formMode=&action=query&qname=Name%20fn.gottlieb%2F3august%20fnmo.2%20fnmsvos.1%20fnmsmi.1%20ln.de%2F3clair%20lnmo.4%20lnmsdm.1%20lnmsmf3.1%20lnmsrs.1) Und schließlich erscheint im „Verzeichnis der in den Grüften der Berliner Garnisonskirche zwischen 1703 und 1829 beigesetzten Personen auch der Eintrag: 1778 1730 Clair Gottlieb August von Ingenieur-Kapitän (http://www.garnisonfriedhof-berlin.de/112.html).
Über die Berliner Garnisonskirche und den Garnisonsfriedhof heißt es bei Wikipedia: „Der Alte Garnisonfriedhof ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Friedhof im Berliner Stadtteil Mitte. Er liegt in der Nähe des U-Bahnhofs Rosenthaler Platz an der Kleinen Rosenthaler Straße, Ecke Linienstraße, und beherbergt mehrere erhaltenswerte Grabmäler vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, darunter Gräber einiger bis heute bekannter Persönlichkeiten vor allem aus der preußischen Militärgeschichte. … Er wurde um 1706 gegründet, wobei die genauen Zeitangaben hierzu nicht überliefert sind. Damals erhielt die schon 1655 gegründete evangelische Garnisongemeinde Berlins auf Anweisung des Königs Friedrich I. für die Bestattung ihrer Toten ein Grundstück am damaligen Stadtrand, zwischen dem Rosenthaler und dem Schönhauser Tor. Dieses Grundstück war wesentlich größer als der heute erhaltene Friedhof, da er auch das Gelände östlich der heutigen Gormannstraße beinhaltete. Dieser längst bebaute östliche Teil war für Bestattungen von Soldaten bestimmt, während der westliche Teil an der Kleinen Rosenthaler Straße vornehmlich als Begräbnisstätte für Offiziere des preußisch-deutschen Heeres genutzt wurde. Ebenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in der Nähe des Friedhofs die Kirche der Garnisongemeinde errichtet. 1722 wurde sie wiederaufgebaut, nachdem sie bei einer Explosion des Berliner Pulverturmes zerstört worden war; die Zahl 1722 am Eingangsportal des Garnisonfriedhofs weist bis heute auf das Jahr ihrer Einweihung hin. … Unter den zahlreichen ranghohen Militärs, die im 19. Jahrhundert auf dem Alten Garnisonfriedhof beigesetzt wurden, sind auch viele bekannte Namen aus der deutschen Militärgeschichte zu finden. Auch einige prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft liegen hier begraben.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Garnisonfriedhof)

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Eingangstor zum Garnisonsfriedhof

Angesichts der leicht voneinander abweichenden Angaben zu den Lebensdaten des Gottlieb August (oder auch August Gottlieb) de (später: v.) Clair ist festzuhalten, dass er wohl von 1730/1731 bis 1778/1779 gelebt hat.
An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass Otto de Claer (1827-1909), dem Spross der rheinischen Familie de Claer, der als preußischer Offizier als erster des rheinischen Familienzweiges in östliche Gefilde aufbrach und in Berlin verstarb, erst Ende des 19. Jh. vom deutschen Kaiser die Erlaubnis erteilt wurde, seinen Namen und den seiner Familie in „von Claer“ zu ändern. Möglicherweise war in ihm ja, als er die Namen der v. Clairs aus den Offizierslisten der alten preußischen Armee ausgezogen hatte, der Wunsch entstanden „Das will ich auch!“ Doch während die Namensgebung und erst recht die Namensschreibweise im 18. Jahrhundert noch weitegehend frei gehandhabt werden konnte, war das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon nicht mehr der Fall. Es ist somit anzunehmen, dass Gottlieb August de Clair bei seinem Namenswechsel vom „de“ zum „von“, sofern dieser überhaupt formal stattgefunden hat, keine großen rechtlichen Hürden zu überwinden hatte.

Außerdem ist noch einmal auf die oben angeführten Offiziersliste zurückzukommen: Deren Nr.3 war: „v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden“ Da Gottlieb August von Clair nur 48 Jahre alt wurde, ist er also offensichtlich im Jahr 1779 durch seinen Tod oder durch eine diesem vorausgehende Krankheit aus seinem Militärdienst ausgeschieden. Mit „Capt. bei den Ingenieuren“ ist wohl in etwa das gleiche gemeint wie mit der Bezeichnung „Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain“. Auch der Offizier Nr. 3 unserer Liste wäre also somit erkannt.
Darüber hinaus könnte sich auch hinter dem Offizier Nr. 2: „v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden“ Gottlieb August von Clair verbergen. Zu jener Zeit war er 34 Jahre alt und könnte schlicht das Regiment gewechselt haben. Doch genauso gut könnte sich auch ein anderer Verwandter hinter dem Offizier Nr. 2 verbergen. Das „Regiment von Krockow“ muss das Dragonerregiment D II gewesen sein, das von 1759 bis 1778 von Anton von Krockow („Jung-Krockow“) befehligt wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kavallerieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Dessen Standort lässt sich allein durch Netzrecherche nicht ermitteln.
Demnach handelt es sich bei den Offizieren namens v. Clair auf unserer Liste um lediglich zwei, maximal um drei unterschiedliche Personen, nämlich wahrscheinlich nur um Wilhelm Theodor v. Claer (Nr. 4, 9 und 10) und seinen Vater Gottlieb August de Clair (Nr. 2 und 3). Die anderen genannten Offiziere namens v. Cla(a)r (Nr. 1,5,6,7,8) sind – wie es aussieht – zumindest nicht mit jenen identisch. Ob sie überhaupt etwas mit der Familie v. Clair zu tun haben, ist eher fraglich, allerdings ist es auch nicht auszuschließen.

Zurück zu Gottlieb August de Clair, dem königlich preußischen Ingenieurscapitän. Was ist überhaupt ein Ingenieurscapitän? Auskunft gibt sehr detailliert eine Quelle aus dem Internet:
Das Ingenieurcorps bestand ausschließlich aus hochspezialisierten Offizieren, die – so würden wir heute sagen – als Bauingenieure für die „Architectura Militaris“ ausgebildet waren. Ende des 18. Jahrhunderts waren jedoch die Berufe der Baumeister, Handwerke, Architekten und Ingenieure nicht so scharf abgegrenzt wie heute.
Seit 1775 wurden Ingenieure in einer eigener Akademie, getrennt von den zivilen Bauingenieuren, ausgebildet. Es ist der erste Versuch, eine gleichartig ausgebildete Ingenieurtruppe zu schaffen. Zur der mehrjährigen Ausbildung gehörten Mathematik (Darunter dürfen wird uns vornehmlich Geometrie und Zeichenlehre vorstellen) , Grundlagen der Physik, Theorie der Artillerie- und Mineurkunst, Topographie, Vermessungswesen, Feldbefestigung, Lagerkunst, „große Kriegsbaukunst“, Civil- und Wasserbau. Ob eine praktische Ausbildung als Handwerker mit zur Ausbildung gehörte, ist dem Autor nicht bekannt. Über die erreichten Qualifikationen wissen wir wenig. Diese Akademie wurde 1807 nach dem verlorenen Krieg aufgelöst und erst 1816 als „Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule“ wiedererrichtet.
Das Ingenieurcorps war in drei verschiedene Brigaden eingeteilt, die für die verschiedenen Festungen zuständig waren. Diese Brigaden wurden kommandiert von einem Oberbrigadiers und mehreren
Unterbrigadieren. Im Jahre 1806 umfaßt das Ingenieurcorps unter Generalleutnant v. Geusen ca. 70 Offiziere und Eleven. Die Aufgaben eines „Ingenieur de la Place“ einer Festung, rangmäßig meist ein Premierlieutnant oder Capitaine, waren in Friedenszeiten die Planung und Bauleitung ziviler und militärischer Bauten in den Landesfestungen. Vielfach wurden die Ingenieure auch als Kartographen eingesetzt, aus denen sich später die Ingenieur-Kartographen hervorgehen sollten. Er wickelte auch die finanziellen Transaktionen ab, galt mithin auch als anfällig für Korruption. Sein Dienst war im „Reglement für das königlich preußische Ingenieur Corps“ von 1790 festgeschrieben.
Im Kriege leitete er die förmlichen Belagerung von Festungen, die Verteidigung derselben (nach dem Kommandanten) und ließ Feldbefestigungen anlegen. Hierzu arbeitete er mit den Mineuren (gebildet aus Bergleuten) und Sappeuren (in der Regel Deichbauer) zusammen, die in eigenen Kompanien organisiert waren. Der Brückenbau oblag den Zimmerleuten, den Pontonniers, die der Artillerie zugeordnet waren. Gelegenheit für einige Ingenieure, das Handwerk der förmlichen Belagerung vor dem Krieg von 1806 zu erlernen, dürfte sich nur bei der Belagerungen von Metz und Longwy (beide 1792) sowie Mainz und Königstein/Taunus (beide 1793) ergeben haben. Mithin darf man also wenig praktische Erfahrung auf der Seite der preußischen Ingenieure vermuten, weil zudem auch die Bautätigkeiten in allen Landesfestungen seit dem Tode Friedrichs II stagnierten.
Mit der Demission Walraves 1748 hatte das Ingenieurcorps die Reputation eingebüßt. Die Reorganisation der Armee unter Friedrich-Wilhelm II hatte daran nur wenig geändert. Ingenieure wurden von den traditionellen Standes- und Bildungseliten eher gering geschätzt, zumal die meisten Offiziere bürgerlicher Herkunft waren. Ingenieuroffiziere hatten z.B. keine Burschen, also das Statussymbol der anderen Offiziere. Die Chancen für das Avancement waren gering.
Das Ingenieurcorps galt als zunftmäßig, da dessen Mitglieder mit Lineal und Dreieck in der Hand eigentlich nur Baumeister in Uniform gewesen seien und das Wesentliche ihres Berufes in rein
äußerlicher Nachahmung ihrer Vorbilder wie Pagan, Vauban und Coehorn erblickt hätten (Major Pullett vom Ingenieurcorps, 1807). Und weiter: Die unter Friedrich mehrenteils siegreichen aktiven Kräfte, welche die Defensive nie entscheidende Gelegenheit gaben, … sind eine der Hauptveranlassungen unserer vernachlässigten Festungsdefensive und des mit ihr innig verwebten Ingenieurcorps. Die Montur (siehe Abbildung) war typisch für das ‘Ancien Régime’ und glich der der Infanterie (Merta). Die Abzeichenfarbe am Kragen, Rabatten und Ärmelaufschlägen war aus schwarzem Manchester (Samt). Westen und Hosen waren weiterhin weiß. Dazu wurden scharze Schaftstiefel und Hüte mit schwarzgewurzelten Federbüschen getragen. Die silbernen Besatzmuster auf dem dunkelblauen Rock wurden nur auf dem Paraderock getragen. (http://www.ingenieurgeograph.de/Publikationen_/Ingenieure_1806.pdf)

Ramm_Ingenieuroffizier_1803xxIngenieur_1760_Menzel_offizierxJugel_Wolff_Ingenieuroffizier_1813xx

Und was hat es mit dem „Regiment 41“ auf sich, in dem Gottlieb August de Clair laut den Angaben in der Datenbank gedient hat, wahrscheinlich zwischen 1765 (Versetzung aus dem Dragonerregiment) und seinem Tod 1779? Es handelt sich um „das frühere Füsilier-Regiments Neuwied“, das zu jener Zeit von Matthias Ludwig von Lossow (1717-1783) befehligt wurde. Der Standort war allerdings Minden in Westfalen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee)

Das erstaunt zunächst, denn schließlich ist der königlich preußische Ingenieurscapitän Gottlieb August v. Clair in Berlin in der Garnisonkirche begraben worden, und in Berlin ist immerhin auch im Jahre 1771 das von ihm „im allerhöchsten königlichen Auftrag“ aus dem Französischen übersetzte Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. erschienen (wobei letzteres nicht viel bedeuten muss). Doch wäre es gut vorstellbar, dass Gottlieb August v. Clair zur Übersetzung dieses offenbar für den preußischen König so brisanten Werkes von seinen militärischen Aufgaben freigestellt worden war und zumindest vor 1771 längere Zeit in Berlin mit seinen bedeutenden Bibliotheken verbracht hat.

Hier ist noch kurz zu ergänzen, dass der preußische König, der Gottlieb August v. Clair diesen Auftrag erteilte, Friedrich II. (1712-1786) war, auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt. Unter ihm konnte Preußen sechs Jahre zuvor im Siebenjährigen Krieg (1758-1765) durch die Einverleibung Schlesiens zur europäischen Großmacht aufsteigen, und er bereitete offenbar schon die nächste territoriale Ausdehnung vor: die erste Teilung Polens im Jahr 1772. Womöglich hat ihm und seinen Offizieren das von Gottlieb August v. Clair 1771 übersetzte Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. dazu Anregungen gegeben.

Partitions_of_Poland_german

Karte Polens vor und nach seinen drei Teilungen 1772, 1793 und 1795. Man erkennt, dass Ostpreußen, insbesondere das Gebiet um Königsberg, zwischen 1660 und 1772 eine preußische Exklave innerhalb Polens war.

Somit kann immerhin eines als sehr wahrscheinlich gelten: Bei der preußischen Offiziersfamilie de Clair / v. Clair, die keine feststellbaren Verbindungen zur rheinischen Familie de Claer / von Claer aufweist, handelt es sich um Hugenotten, also um französische Glaubensflüchtlinge, die im späten 17. Jahrhundert Aufnahme in Preußen fanden. Dafür sprechen sowohl die hohe Anzahl von Hugenotten unter preußischen Offizieren jener Zeit als auch der französisch anmutende Name als auch die deutsch-französische Sprachkompetenz des als Übersetzer im höchsten königlichen Auftrag tätigen Gottlieb August v. Clair, die typisch für Angehörige einer zweiten bis dritten Einwanderergeneration ist. Außerdem hat – wie gesagt – ein weiterer „Berliner Bürger namens v. Clair“ im Jahr 1779 in Berlin ein bis 1789 nachweisbares Portechaisen-Geschäft betrieben, was ein für Hugenotten in Berlin typisches Geschäftsfeld gewesen sein soll. Womöglich ist dieser „Bürger v. Clair“ ein weiterer Sohn des Gottlieb August v. Clair gewesen, der in dessen Todesjahr 1779 das väterliche Erbe als Startkapital für sein Portechaisen-Unternehmen genutzt hat. Er wäre dann ein älterer Bruder des späteren Hauptmanns zu Gumbinnen Wilhelm Theodor v. Clair (1767-1831) gewesen und käme auch als Vater der oben genannten Louise v. Clair in Betracht.

Fraglich bleibt aber der Wohnsitz des Gottlieb August v. Clair. Vieles spricht – siehe oben – für Berlin. Es deutet zumindest nichts darauf hin, dass er in Ostpreußen gelebt haben könnte. Sein Sohn Wilhelm Theodor (1767-1831) war hingegen spätestens ab 1797 in Königsberg stationiert und heiratete 1802 in Gumbinnen, wo er seit 1798 stationiert war und wo seine Familie, vermutlich auch während seiner Versetzung nach Halberstadt, fortan lebte.

Welche Rolle spielte die Ehefrau des Gottlieb August v. Clair und Mutter des Wilhelm Theodor v. Clair, die den klangvollen Namen Anna Rosine von Dobrakowska (oder auch Rosalie Anna Theresia von Dobrokowska) trug? War sie, worauf der Name schließen lässt, eine polnische Gräfin? Hatte Wilhelm Theodor v. Clair nach dem frühen Tod seines Vaters Ländereien im Osten geerbt, die ihn erst in östlichen Gefilden sesshaft werden ließen? (Nach damaligem Recht durften Frauen bekanntlich selbst keine Grundeigentumsrechte innehaben.)

IV. Mögliche Verbindungen
Nun sind wir am entscheidenden Punkt angelangt, dem einer möglichen Verbindung zwischen den ostpreußischen Jägern Clair/Claer und der preußisch-hugenottischen Offiziersfamilie de Clair/von Clair.
Ganz zu Beginn meiner Untersuchungen, Ende 2010, schrieb ich am Anfang meiner Aufzeichnungen:

Ausgangspunkt ist der in der Familie Claer überlieferte Stammbaum, der bis auf meinen Ururgroßvater Franz Claer, geb. 1841 in Ostpreußen, zurückgeht. Bereits in der Anlage des Stammbaums äußert mein Großvater, Gerhard Claer, die Vermutung, dass die Vorfahren der Familie Hugenotten waren, die vor allem im 17. Jahrhundert, um religiös bedingter Verfolgung zu entgehen, aus Frankreich in den deutschen Sprachraum eingewandert sind. Weiterhin weist er in der genannten Anlage auch auf die abweichende, dem Französischen noch näher stehende Schreibweise „Clair“ hin, die in Ostpreußen ebenfalls auftritt. So ließen sich in Kirchenregistern des 19. Jh. in Ostpreußen einige Personen mit dieser Schreibweise des Namens finden, wobei als deren Berufsbezeichnung mehrmals Förster sowie Beamter angegeben sei. Ferner wusste mein Großvater nach Aussage meines Onkels, Dr. Karl Scheibner, zu berichten, dass die Familie früher adelig war und „de Claer“ oder „de Clair“ hieß. Letzteres wurde aber von anderen Familienmitgliedern als Humbug abgetan.“

Es würde also alles gut zusammenpassen, wenn es eine solche Verbindung gäbe. Wir können sie allerdings (noch) nicht nachweisen und haben auch nicht einmal vage Hinweise darauf, wie sie ausgesehen haben könnte. Es lässt sich an diesem Punkt also ausschließlich spekulieren.
Zunächst könnte der Offizier Nr. 7 unserer Liste einen Anhaltspunkt liefern: „ v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805“. Von den Lebensdaten her könnte es sich durchaus um den Vater von Friedrich Clair (geb. 1798/99) und/oder Johann Wilhelm Claer (geb. 1803) handeln, und der Vorname Friedrich Wilhelm würde ja auch passen. Dann müsste man aber seinen Familiennamen in der preußischen Namensliste verfälscht haben (was immerhin denkbar wäre), und vor allem müsste er sein „von“ verloren haben und später Jäger geworden sein. All das klingt unwahrscheinlich genug. Vor allem hätte er dann aber wohl eher nicht als „von“ und mit Sterbedatum in der Liste gestanden. Außerdem war das Regiment, in dem dieser Friedrich Wilhelm v. Cla(a)r stationiert war, das Infanterieregiment Nr. 18, das 1742 bis 1786 „Prinz von Preußen“ hieß (weshalb es sich vermutlich bei den Offizieren Nr.1,5,6 und 8 unserer Liste ebenfalls um diesen Friedrich Wilhelm handelt), in Bernau, Köpenick, Oranienburg und Potsdam stationiert (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee), was noch nicht auf eine Verbindung nach Ostpreußen schließen lässt. Zwar ist diese Variante nicht auszuschließen, es spricht aber wohl mehr dagegen als dafür.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Portechaisen-v. Clair, der mutmaßliche Sohn des Ingenieurscapitäns Gottlieb August v. Clair, durch eine allmähliche oder plötzliche Veränderung der verkehrstechnischen Vorlieben der damaligen Bewohner Berlins im Jahr der Französischen Revolution zur Geschäftsaufgabe gezwungen wurde. Womöglich hatte er dabei sein gesamtes Kapital verloren und sogar Kredite aufgenommen, die er nun nicht mehr bedienen konnte. Als Bankrotteur in jener vorkapitalistischen Zeit blieb ihm vielleicht nur ein vergleichsweise bescheidener Neuanfang unter Verlust des Adelstitels und seiner bürgerlichen Reputation als Unterförster in Ostpreußen, möglicherweise gerade in jenen dem preußischen Staat damals frisch einverleibten vormals polnischen Ländereien. Auch beim Portechaisen-v. Clair könnte es sich also um Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. gehandelt haben, zumal es vom Alter her ebenfalls passen würde: Wenn der Portechaisen-v. Clair zur Zeit seiner Unternehmensgründung 1779 vielleicht 20 bis 30 Jahre alt war, käme er ohne weiteres noch als Vater von Friedrich und/oder Johan(n) Wilhelm Clair/Claer 1798/99 und 1803 in Betracht. Doch ist diese Variante mangels näherer Indizien für sie ziemlich aus der Luft gegriffen. Anders wäre es erst, wenn sich herausstellen sollte, dass der Portechaisen-v. Clair tatsächlich den Vornamen Friedrich Wilhelm getragen hat.
Oder der spätere Jäger Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. (geboren vermutlich zwischen 1750 und 1779, siehe oben) war ein Fehltritt des Gottlieb August de Clair (1731-1779), den man womöglich durch Vermittlung der auf Skandalvermeidung bedachten Ehefrau Anna Rosine auf eines ihrer Güter im Osten und später auf eine Stelle als Unterförster komplimentierte. Es war, wie bereits erwähnt, durchaus üblich, dass die unehelichen Kinder von Adligen, sofern diese sie anerkannten, deren Namen ohne das Adelsprädikat trugen. Noch plausibler wäre vielleicht das Szenario, dass Gottlieb August de Clair beim Besuch eines der östlichen Landgüter seiner Frau, der mutmaßlichen polnischen Gräfin Anna Rosine von Dobrakowska, mit einer „Niedergestellten“, etwa einer Köchin oder Magd, einen Sohn erzeugte, der dann den Namen Friedrich Wilhelm Claer trug, dort aufwuchs und später Unterförster wurde.
Auch die Möglichkeit einer Mesalliance, einer nicht standesgemäßen Verbindung, die zur Aberkennung des Adelstitels führen konnte, habe ich in meinen früheren Aufzeichnungen bereits angesprochen. Vielleicht wurde es Friedrich Wilhelm von seiner Familie ja verübelt, dass er die womöglich nicht standesgemäße Susanna Hoemke ehelichte (vgl. meine Aufzeichnungen von 2012). Übrigens erscheint auch eine Susanna Elfriede Hoemke in einer der genealogischen Datenbanken im Inernet. (http://www.werelate.org/wiki/Person:Susanna_Hoemke_%281%29) Allerdings hat sie demnach bereits am 28.3.1779 in Neu Sorgem, Kreis Fischhausen/Ostpreußen, mit ihrem Mann Martin Braeuer einen Sohn namens Gottfried Breyer (Braeuer) bekommen, der wiederum als „Lohnhofmann, Kämmerer, Dragoner“ arbeitete und am 2.10.1804 in Germau, Kreis Fischhausen/Ostpreußen eine Susanna Loysa Kleinfeld (geb. 1773) heiratete. (http://www.werelate.org/wiki/Person:Gottfried_Breyer_%281%29) Als deren Tochter ist Henriette Breyer (1814-1875) vermerkt, deren Nachkommen nebst Stammbaum dort bis in die Gegenwart angegeben sind. Sollte es sich tatsächlich um dieselbe Susanna Hoemke handeln, dann hätte sie bemerkenswerterweise 24 Jahre nach ihrem ersten Kind (1779) im Jahr 1803 Johan(n) Wilhelm Claer geboren (und vielleicht ja auch schon 1798/99 Friedrich Clair/Claer). Womöglich liegt hier ein Skandal verborgen, der zur Aberkennung des Adelstitels des Friedrich Wilhelm geführt hat.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, wie es gewesen sein könnte? Durchaus. Vielleicht war das mit der angeblichen Verbindung zur Adelsfamilie de Clair auch nur das Wunschdenken bestimmter Angehöriger unserer Familie, und in Wirklichkeit geht die Familie, wie es der Hugenotten-Forscher Dierk Loyal vermutet hat, vielmehr auf David Clerc aus St. Imier im Berner Land zurück, der 1712 nach Ostpreußen einwanderte, sich in Matzutkehmen ansiedelte und in Judtschen bei Gumbinnen 1718 heiratete. Allerdings heiratete seine Witwe bereits 1724 erneut, und Kinder von ihm sind nicht bekannt. Auch von den anderen beiden in Ostpreußen registrierten Clercs ist nicht bekannt geworden, dass sie Kinder gehabt hätten. (Siehe meine Aufzeichnungen von 2012).
Ferner gab es, worauf Dierk Loyal auch hingewiesen hat, in Gumbinnen bzw. Bibehlen im Kreis Gumbinnen seit 1711 die Familie L’eauclair (Locklair, Loclair), die – wie es in einem Internet-Blog heißt, aus Montval in der französischen Schweiz stammt und sich bis 1624 zurückverfolgen lässt. (http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-27612.html) Noch heute gibt es namenstragende Nachkommen dieser Familie Loclair in bzw. bei Berlin wie Dr. Holger Loclair, den Geschäftsführer der Firma Orafol Europe in Oranienburg, die sich unter seiner Verantwortung „zu einem der Weltmarktführer im Bereich der Spezialfolien und Klebesysteme entwickelt“ hat.  (http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/961058) In einem Zeitungsbericht über ihn heißt es: „Manche sagen, er könnte diesen gesunden Unternehmergeist von seinen hugenottischen Vorfahren geerbt haben, die es im 17. Jahrhundert nach Ostpreußen verschlagen hatte.“ (Ebd.) Doch gibt es außer einer gewissen Namensähnlichkeit keinerlei andere Hinweise darauf, dass sich von der Familie Loclair eine Linie Clair/Claer abgespalten haben könnte. Allerdings schließt Dierk Loyal seine Auskunft mit den Worten: „In Berlin gibt es die Familie le Clerc. Es könnte sein, dass Familienmitglieder von dort nach Ostpreußen wanderten.“
Und noch ein Umstand könnte neben der familiären Überlieferung, auf die auch unser entfernter Verwandter Andreas Z. hinweist (siehe meine Aufzeichnungen von 2012), ein kleines Indiz für hugenottische Wurzeln der Familie darstellen. Wie ich ebenfalls in meinen Ausführungen von 2012 dargestellt habe, war der „mit einem Forstversorgungsschein versehene invalide Oberjäger Johann Wilhelm Claer“ 1838 auf seiner Försterstelle bestätigt worden. Ich schrieb dazu damals:
Der Forstversorgungs-Schein wurde z.B. Jägern ausgestellt, die im preußischen Garde-Jäger-Bataillon gedient hatten. Wikipedia weiß hierzu: „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts rekrutierte sich das Bataillon überwiegend aus dem Bürgertum sowie Angehörigen der Forstwirtschaft. Seit 1871 wurde ihm die gleiche Zahl gelernter Jäger wie dem Garde-Jäger-Bataillon zugewiesen. Diese konnten nach zwölfjähriger (Unteroffiziere nach neunjähriger) Dienstzeit den „Forstversorgungsschein“ erwerben.“ (Er sicherte den betreffenden Personen offenbar den Anspruch auf eine öffentlich besoldete Försterstelle.) „Das preußische Garde-Jäger-Bataillon war 1814 errichtet worden. … Die Umgangs- und Kommandosprache war zunächst Französisch, erst ab 1816 durften mündliche und schriftliche Befehle nur noch auf Deutsch erteilt werden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Garde-Sch%C3%BCtzen-Bataillon) Johann Wilhelm Claer war also vermutlich in einer zunächst bevorzugt französisch sprechenden Armee-Einheit. Und überhaupt schien es damals einige Verbindungen zwischen Armee und Förstern gegeben zu haben, die über den jeweiligen Schusswaffengebrauch hinausgingen.
Aber ist denn jetzt wenigstens der anglo-normannische Hintergrund vom Tisch? Auch das nicht unbedingt, wobei mir allerdings nunmehr eine Verbindung zum Bischof vom Samland Johannes Clare doch allein aufgrund der enorm langen Zeit bis zurück ins 14. Jahrhundert als noch  unwahrscheinlicher erscheint als eine Verbindung zur hugenottischen Offiziersfamilie. Und schließlich könnten die Wurzeln der hugenottischen Offiziersfamilie ja durchaus in der Normandie liegen und ihrerseits auf Rollo den Wikinger zurückgehen.
Möglicherweise sind wir jetzt ans Ende unserer Forschungen gekommen, da sich die entscheidenden Details heute vielleicht schlichtweg nicht mehr feststellen lassen. Dennoch sollte es sich lohnen, weiter Ausschau nach Indizien zu halten, die noch etwas mehr Licht ins Dunkel bringen könnten.

(10.2.2013)

V. Nachtrag: Die hugenottische Familie le Clair / le Clerc in Berlin

Es ist gar nicht einfach, einen vorläufigen Schlussstrich unter die Forschungen zu ziehen, denn immer wieder ergeben sich neue Ansatzpunkte, deren Verfolgung sich als ergiebig erweist. Die folgenden Funde zur hugenottischen Familie le Clair / le Clerc in Berlin, auf die ich noch gestoßen bin, kann ich aus Zeitgründen nicht mehr in den vorhergehenden Text einarbeiten. Aber sie sind doch so bedeutend, dass sie nicht unter den Tisch fallen sollten und es daher verdienen, noch abschließend angefügt zu werden.
In meinen Ausführungen von 2012 erwähnte ich den umfangreichen Datenbankauszug, den ich von der Deutschen Hugenottengesellschaft in Bad Karlshafen erhalten hatte. Ich schrieb zum Namen le Clair in Berlin:
Daneben gibt es vier Damen aus Berlin: Anne Francoise Clair (geb. 1734); Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler), Patin am 27./31.7.1724 bei Abraham Jacques Louis; Susanne le Clair /le Clerc), Patin am 1.1.1727 bei Etienne Gedeon, am 3./5.1.1727 bei Jean Louis Matthieubei: Dlle. Dorothee Claire, Patin 1717 bei Paul Ravenel; und schließlich in Stettin eine Anne Susanne le Clair (le Clerc), am 10.4.1739 dort getraut mit dem 28-jährigen “droguiste” Jean Tournier.

Und ich schloss damals daraus:
Eine Verbindung zwischen Friedrich Claer / Friedrich Wilhelm Claer und den hugenottischen Clairs /Le Clairs/ Le Clercs insbesondere aus Magdeburg oder Berlin (wo es ja auch noch den Sänften-v. Clair und den Übersetzer v. Clair gab; vgl. meine Infos von 2011) wäre denkbar, wenngleich alles andere als zwingend.

Nun wird tatsächlich der oben ausführlich beschriebene Ingenierscapitän Gottlieb August de Clair / v. Clair (1730/1731 bis 1778/1779) in anderen Quellen auch als Gottlieb August le Clair genannt.
In „Karlheinz Gerlach, Die Freimaurer im Alten Preußen 1738-1806. Die Logen zwischen mittlerer Oder und Niederrhein, Teil 1, Studienverlag Innsbruck 2007“ werden unter 3.18 die „Mitglieder der Logen De la sagesse, Zur Weisheit und Zur Standhaftigkeit“ aufgeführt. Auf S.78 heißt es:

… Heinze, Magdeleine (Madeleine) Touros Gf. d’, Chevalier Seigneur de Millon266 (1729 Paris-7.12.1810 Luckenwalde), kath., 1741 franz. Dienste, 1742-1749 Feldzug gegen Österreich: Belagerung von Mons (verwundet), Maastricht (verschüttet), 1746 Leutn., 1749 Kapt. im IngKorps, 1760 Major im franz. IngKorps,
14.2.1768 Oberstleutn. im pr. IngKorps, 1768 kartograph. Aufnahme d. Festung Kolberg (mit Ingenieurkapt. Le Clair), 1773 Marienburg mit bes. Auftrag für 79 d. Festungsbau in Westpr., 1778/79 Feldzug, 1787 Oberst, Brigadier für Pr. u. Pomm. im 4. Departement d. Oberkriegskollegiums, 1793 Generalmajor, Oberbrigadier d. Ingenieurs in Pr. u. Pomm., 31.12.1796 dim., begabter Ingenieur, in erster Linie Theoretiker, heir. 1. Julie Elisabeth Charlotte de Colonet de Lignières, geschieden, 2. Magdalene Fury de la Tour de Vigny; aff. 29.10.1777, 1782 3… (Hervorhebung von mir) (https://fedora.e-book.fwf.ac.at/fedora/get/o:56/bdef:Content/get)

Es kann kein wohl Zweifel daran bestehen, dass hier Gottlieb August de Clair / v. Clair gemeint ist. Aber es kommt noch besser. Folgenden Eintrag fand ich in der „Politischen Korrespondenz“ Friedrichs des Großen, welche komplett digitalisiert bei der Universität Trier abrufbar ist:

OEuvres de Frédéric le Grand – Werke Friedrich des Großen
Digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier
Politische Correspondenz Friedrichs des Großen, 38. Band:
Nr. 25140. An der Kammerdirector von Gaudi znd die Ingenieur-Capitans Le Clair
Schreiber: Friedrich (Preußen, König II.)
Empfänger: Gaudi, Karl Friedrich Ludwig von
Empfänger: Le Clair, Friedrich Wilhelm von
Ort: Potsdam
Datum: Potsdam, 19. November 1776

25140. An den Kammerdirector von Gaudi und die Ingenieur-Capitains Le Clair
Potsdam, 19. November 1776.
Se. Königl. Majestät lassen Dero Geheimen Rath von Gaudi und Dero Ingenieur-Capitains Le Clair auf die Berichte vom 11. Dieses hierdurch zu erkennen geben, dass, sobald Höchstdieselben die Ratification von der République Polen haben, alsdenn auch die Garnisons aus denen abgetretenen Städten weggezogen werden sollen; (FN: Die polnischen Commissare forderten die unverzügliche Räumung der Ortschaften der Woywodschaft Gnesen, sobald der Grenzzug festgesetzt sei.) aber erst muss die Ratification da sein, eher gehet das nicht an. (FN: Am 23. November unterrichtet der König Gaudi, er sei „nunmehr entschlossen“, dem Wunsche der polnischen Commissare gemäss, „sobald der Grenzzug überall völlig zu Stand gebracht worden sein wird, alsdann, ohne die Ratification desselben abzuwarten“, seine Truppen aus allen zurückzugebenden Ortschaften und Städten zurückzuziehen. Gaudi kann „solches denen polnischen Commissarien vorläufig bekannt machen, um sie dadurch zu fernerer Fortsetzung des Grenzzugs desto williger zu machen“.) Wornach Sie sich also zu achten und ferner dahin zu sehen haben, um Sr. Königl. Majestät allerhöchstes Interersse bei der Grenzregulirung möglichst zu beobachten.
Nach dem Concept.           Friderich (http://friedrich.uni-trier.de/de/politKorr/38/428/)
(Hervorhebungen von mir.)

Nun ist also plötzlich von „Dero Ingenieur-Capitains Le Clair“ die Rede. Wenn ich richtig verstehe, ist das die Pluralform. Gab es also sogar zwei Ingenieur-Capitaine Le Clair? Im Archivierungstext des Briefes (jedoch nicht in diesem selbst; vielleicht aber auf dem Briefumschlag?) steht nun allerdings nicht „Gottlieb August“, sondern „Friedrich Wilhelm von Le Clair“.
War das der mutmaßliche Sohn des Gottlieb August, der Portechaise-Unternehmer? War das immerhin auch technischen Sachverstand erfordernde Portechaisen-Geschäft eine Art Gesellenstück des jungen Ingenieurs Friedrich Wilhelm von Le Clair? Aber konnte man in so jungem Alter schon Ingenieurs-Capitain sein? Vielleicht war es doch eher ein Bruder oder Cousin des Gottlieb August? Sollte dieser Friedrich Wilhelm aber doch der Sohn des Gottlieb August gewesen sein, dann käme er rein altersmäßig und auch, was den Vornamen betrifft, als Vater des Johan(n) Wilhelm Clair/Claer (geb. 1803) und vielleicht auch unseres Vorfahren Friedrich Clair (geb. 1798/99) in Betracht. Als Sohn des Gottlieb August de Clair / v. Clair (1730/1731 bis 1778/1779) könnte Friedrich Wilhelm zwischen 1750 und 1755 geboren worden sein, wäre dann im Jahr des Briefes von Friedrich dem Großen, 1776, ein junger Erwachsener gewesen und hätte drei Jahre später, 1979, nach dem Tod des Gottlieb August, auch ein Portechaisen-Geschäft eröffnet haben können. Und schließlich hätte er dann im Alter von Mitte 40 bis Anfang 50 noch als Unterförster in Ostpreußen mit der ebenfalls nicht mehr ganz jugendlichen Susanna Hoemke (siehe oben) eine Familie gründen können. Nur müsste er dazu noch sein „von“ und seinen Titel eines „Ingenieurs-Capitäns“ verloren haben, vielleicht, indem er bei ihrer Majestät, dem preußischen König, in Ungnade gefallen ist. Das wäre immerhin eine Möglichkeit neben vielen anderen…

Als weiterer Beleg für die Identität des Ingenieur-Capitäns de Clair/von Clair mit „le Clair“ kann die folgende „Kabinets-Ordre“ des Friedrich II. zur Verteilung des von diesem übersetzten Buches über die Kriegskunst Ludwigs XIV. an seine Offiziere gelten:

Von Taysen zitiert aus der Kabinets-Ordre, “mittelst welcher der König die Vertheilung einer Anzahl Exemplare der Uebersetzung and die Truppentheile verfügt hat” […]:
‘Mein lieber General-Major von Anhalt. Ich gebe Euch hiermit auf, daß Ihr die 159 Exemplaria des von dem Capitain le Clair auf Meine Ordre übersetzten Werkes denen General-Inspekteurs nach Maasgabe Eures hierbei zurückkommenden Aufsatzes zufertigen und selbigen zugleich von meinetwegen bekanntmachen sollet, dieses auch denen Regimentern unter der Auflage zuzuschicken, daß selbige die Officiers zu dessen fleißiger Lesung, besonders auf denen Wachten, wo sie gemeiniglich ihre Zeit sehr unnütz zuzubringen pflegen, gehörig anweisen und anhalten sollen. Ich bin etc.
Potsdam, den 7. Februarii 1772 Friedrich.'” (“Militärische Schriften” Friedrichs des Großen, hrsg. von Adalbert von Taysen, Berlin 1882, S. 315-316 [Militärische Klassiker des In- und Auslandes]). http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/29/id/003000000/meta/)

Nun wurden aber, wie sich an den eingangs dieses Kapitels zitierten Auszügen aus der hugenottischen Datenbank erkennen lässt, häufig die Namensschreibweisen le Clair und le Clerc synonym benutzt: „Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler)“; “Susanne le Clair /le Clerc)”; Anne Susanne le Clair (le Clerc). Auch hat der Hugenottenforscher Dierk Loyal ausdrücklich von einer Familie le Clerc in Berlin gesprochen, aus der Angehörige nach Ostpreußen gezogen sein könnten, von denen womöglich die ostpreußische Familie Claer abstamme.
Sucht man aber nach „le Clerc“ in Berlin, so wird man fündig bei Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der Preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15. Dort ist aufgeführt:

Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795)
Geb. Berlin 13.6.1733, gest. ebda. 27.1.1795, frz-reformiert; Vater: Jean Henri, 1713-1786, Hofrat; Mutter: Susanne, 1715-1776, e. geb. Gillet; Schule: besuchte d. Frz. Gymnasium in Berlin); Studium: schrieb sich am 27.4.1754 in Frankfurt/O. (für die Rechte) ein; Laufbahn: engagierte sich im preußischen Heer; machte als Auditeur im Infanterie-Regiment Prinz von Preußen den Siebenjährigen Krieg mit, etwa 1763 verabschiedet; im Frühjahr 1764 zum Kammergerichtsrat genannt, fungierte als solcher noch 1776, damals auch Revisionsrat beim Frz. Obergericht; seit Spätherbst 1782 Geh. Rat beim Frz. Oberdirectorium, rückte hier auf eigenen Wunsch für den verst. Segond de Hamchet ein, s.d.; 1795 gest.; Quellen: GStA, 1, Rep. 96 B, Nr. 160, Berlinische Nachrichten Nr. 48v. 21.4.1764 (Bestallung), Nr. 147 v. 7.12.1782, Adres-Calender Berlin, Matrikel; Archiv d. Frz. Kirche Berlin; (http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA558&lpg=PA558&dq=ingenieur+capitain+le+clerc&source=bl&ots=5W6eTukED1&sig=Nt8Qjimpzn4uojpO7jMaxD6aKPc&hl=de&sa=X&ei=IX4ZUbW2MZCRswav-oAI&ved=0CFsQ6AEwBw#v=snippet&q=le%20clerc&f=false)

Von den Lebensdaten ausgehend, könnte es sich beim Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795) um einen Bruder oder Cousin des Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (1730/31-1778/79) handeln. (Nachkommen hat er offenbar keine hinterlassen noch war er verheiratet, denn anderenfalls wäre das, wie bei anderen Einträgen in diesem Handbuch auch, sicherlich vermerkt worden.)  Die in der Datenbank genannte Anne Francoise Clair (geb. 1734) aus Berlin könnte eine Schwester oder Cousine der beiden gewesen sein. Hingegen gehören die gem. der hugenottischen Datenbank anderen drei in Berlin ansässigen Damen namens le Clair/Clair, die zwischen 1717 und 1727 diverse Patenschaften für Kinder übernommen haben, wahrscheinlich nicht einmal zur Generation der Eltern des Kammergerichtsrats Louis le Clerc (geb. 1733) und des Ingenieur-Capitains Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (geb. 1730/31), sondern zur Generation von deren Großeltern. Auch die Eltern des Kammergerichtsrats, nämlich Hofrat Jean Henri le Clerc (1713-1786) und seine Frau Susanne (1715-1776) waren offenbar deutlich jünger. Somit könnten die genannten drei Patentanten, so wie vermutlich die Eltern von Jean Henri le Clerc und seiner Frau, sogar der Einwandergeneration aus Frankreich entstammen, die wohl Ende des 17. Jahrhunderts nach Berlin gekommen sein muss.
Zu guter Letzt ist noch darauf zu verweisen, dass in der wissenschaftlichen Studie „The Berlin refuge, 1680-1780: learning and science in European context“ von Sandra Pott, Martin Mulsow und Lutz Danneberg, die das intellektuelle Leben der Berliner Hugenotten thematisiert, unter den „Directoren und Autoren“ ausgewählter Journale im 17. Jahrhundert/um 1700 ein J. Le Clerc dem Titel „Nouvelles de la République des lettres“ zugeordnet wird. (http://books.google.de/books?id=0YBRb0LPHzAC&pg=PA178&lpg=PA178&dq=Jean+Henri+le+clerc+berlin&source=bl&ots=KJACahsX_8&sig=pmh5nZ0oUrm0qje3O1DRG1i0Hlw&hl=de&sa=X&ei=X4UZUb3qMsbBswbyo4CYCg&ved=0CF4Q6AEwCDgK#v=onepage&q=Jean%20Henri%20le%20clerc%20berlin&f=false) Vielleicht war das der Vater oder Großvater von Kammergerichtsrat Jean Henri le Clerc…

VI. Zweiter Nachtrag: Der Jäger Clair im Kampf mit einem Keiler und ein Müller in Zielenzig

Der „Newsflow“ reißt nicht ab. Hier die Jagdgeschichte über den Jäger Clair zu Möllendorf im winterlichen Kampf mit einem Keiler im Jahr 1820 in drei Versionen:

Version 1:
Allgemeines Forst- und Jagd-Archiv, Band 6, Seite 2239:
Der beherzte Jäger
Am 21sten Nov. 1820. ging der 61jährige Jäger Clair aus Möllendorf, in Schlesien, in den Forst, und spürte bey dem frisch gefallenen Schnee ein starkes wildes Schwein. Auf der Fährte folgend fand er dasselbe bald, und schoß es mit einer Kugel auf das Blatt. Nach dem Schuß verfolgte es der Hund, und stellte es in einiger Entfernung. – Clair, der unterdessen sein Gewehr wieder geladen hatte, kam dem Schweine so nahe, daß er nochmals schießen konnte. Zum Unglücke versagte ihm aber die Büchse. Der Keiler nahm ihn hierauf an, schlug ihm den Schenkel bis auf den Knochen durch und warf den alten Mann zu Boden. – Dieser faßte nun das Schwein beim Gebreche (Rüssel) und zerrte sich mit dem ergrimmten Keiler so lange herum, bis der Hund dem Schweine das Kurzwildbrat fast ganz zersetzt hatte; worauf der Keiler flüchtig wurde.
Clair, obgleich ihm die bedeutende Verwundung am Schenkel sehr schmerzte, und mehrere Finger zerquetscht waren, suchte sich das in den Schnee gefallene Gewehr wieder auf, setzte dasselbe in gehörigen Stand, verfolgte das Schwein, und schoß ihm, als es ihn wieder annahm, auf den Kopf.
Nachdem Clair das Schwein mit vieler Anstrengung aufgebrochen hatte, eilte er nach Haus, wo er wegen des großen Blutverlustes ohnmächtig wurde und mit Heilung der Wunden lange zubrachte. (http://books.google.de/books?id=A307AAAAcAAJ&pg=PA239&dq=j%C3%A4ger+clair&hl=de&sa=X&ei=0WcqUcq9FsT1sga95oD4Aw&ved=0CDcQ6AEwAQ#v=onepage&q=j%C3%A4ger%20clair&f=false)

Version 2:
Der Wanderer auf das Jahr 1821, Erster Band (Jänner bis Ende Juny), Wien 1821, Seite 7:
Donnerstag, 4. Januar 1821:
Königreich Preußen
Für Jagdliebhaber setzen wir hier folgendes Schreiben aus Berlin her: Zu Wahrnehmung seines Berufs, ging am 21. Nov. Der 61jährige Heideläufer Clair aus Möllendorf (einem Gutsbesitzer im Zauchschen Kreise gehörig) in die Haide. Bey dem stark gefallenen Schnee spürte er ein Schwein, fand dasselbe auf, und traf es mit der Kugel ins Blatt, doch ward es erst eine bedeutende Strecke weit durch seinen Hund gestellt. Der Clair, welcher unterdeß seine Flinte wieder geladen hatte, ging dem Schweine nach, doch versagte ihm bald das Gewehr, worauf der Keiler ihn annahm, und ihm den Hinterschenkel buis auf den Knochen aufschlitzte. Der jährige (?) Keiler, wüthend, hieb den Jäger einigemahl mit den Gewehren (Zähnen), doch schützte ihn seine Jagdtasche gegen bedeutende Verwundungen. Clair packte sogleich den Keiler ins Gebrech (Rachen), und wiegte sich so eine Weile mit dem Thiere herum, bis endlich sein Hund demselben das Kurzwildpret so zerrissen, daß der Keiler vor Schmerz, den Jäger abermahls mit umreißend, sich seiner Gewalt entzog. Clair, obgleich ihm außer der bedeutenden Schenkelverwundung das Fleisch der Finger durch Schärfe der Gewehre (Zähne des Keilers) theilweise abgelöst, und die Nägel ganz zerquetscht waren, griff wieder zum Gewehre, (welches im Schnee verloren gegangen, ganz naß geworden war), setzte dasselbe in Stand, und suchte abermahls den Keiler auf. Derselbe, wiederum auf ihn losfahrend, ward jedoch durch einen Schuß zwischen die Lichter (Augen) zur Erde gestürzt. Nachdem er verendet, brach ihn der alte Mann noch auf, warf ihn auf, und ging nun erst seiner Wohnung zu, wo er durch den starken Blutverlust sogleich ohnmächtig darnieder fiel.                                         E.v.T.
(Wer die Gefahren der Schweinsjagd und die Wuth dieser Thierart auch nur vom Hörensagen kennt, der wird die von einem 61jährigen Mann bewiesene Unerschrockenheit, Geistesgegenwart und Ausdauer zu würdigen wissen. Was gehört nicht schon allein bloß dazu, den so bedeutenden Verwundungen, als der gewaltige Jäger Clair erlitten hatte, ein nass gewordenes Gewehr in schußfertigen Stand zu setzen!) (http://books.google.de/books?id=sHFMAAAAcAAJ&pg=PA7&lpg=PA7&dq=heidel%C3%A4ufer+clair&source=bl&ots=XnW38B2hME&sig=F_5EXQVhJ4ILe0H9Ii72SRr3Br0&hl=de&sa=X&ei=Bo0qUaO7DYnTsgb_s4HYCg&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=heidel%C3%A4ufer%20clair&f=false)
Der Name Heideläufer ist vergleichbar mit einem niederen Forstbediensteten, der sein Waldrevier untersuchend begeht. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wurde mit Forstordnungen die Nutzung der Wälder bestimmt. Heideläufer, auch Unterförster genannt, wurden für kleinere Forstreviere eingesetzt und waren tätig im Auftrag einer Forst- oder Finanzverwaltung. Der Stabschläger ist eine alte Bezeichnung für den Holzfäller bzw. den Wald/ Forstarbeiter. (http://www.bruchwitz.com/Chronik/Internet/chron01_allx.pdf)

Version 3:
Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung. Unterhaltungsblatt, Sonnabend den 5. Juli 1828, S.323:
Der Jäger Clair zu Möllendorf im Kampfe mit einem Keuler.
(Wahre Anekdote.)

Bei tiefem Schnee und einer Reu‘
Ging Jäger Clair zu Forste,
Er war nicht vom Vermuthen frei,
Daß in dem dicken Horste
Ein starker Keiler kesselt dreist,
Der im November noch sehr feist.
Und deshelb ging mit Freude
Der alte Clair zur Haide.

So wie gedacht, so sah‘ er bald
Des Schwarzrock’s starke Fährte,
D’rauf sieht er ihn, sein Rohr erknallt,
Der Keuler stürz’t zur Erde;
Doch wieder rafft er schnell sich auf,
Dort grunz’t er hin im vollen Lauf‘,
Allein die Kräfte schwinden,
Er sitzt und läßt sich finden.

Indeß ein Dachshund mutig stellt,
Wird schnell das Rohr geladen,
Doch wem ein traurig Loos nun fällt,
Ist nicht so schlecht zu rathen.
Die Kugel sitzt zwar auf dem Blatt‘,
Doch ist der Keuler gar nicht matt,
Er klappert bei der Sache,
Und ist voll wilder Rache.

So wie der Jäger schießen will,
Versagt’s ihm, denkt den Schrecken,
Nun sitzt der Keuler nicht mehr still,
Er läßt sich nicht viel necken.
Er nimmt den Waidmann an mit Wuth,
Nun geht’s dem alten Clair nicht gut,
Der hat sich schlecht gebettet,
Er ist allein, wer rettet?

Der Keuler kommt nun schnaubend an,
Und haut mit dem Gewehre
Den Schenkel unsers Jägersmann
Auf bis zur Knochenröhre,
In Schnee fällt drauf der Jäger hin,
Der Keuler hat nichts Gut’s im Sinn‘,
Er will den Waidmann töthen.
Der ist in großen Nöthen.

Doch Muth und Geistesgegenwart
Wurd‘ stets für gut befunden,
Und wie der Keuler grob und hart
Den alten Clair hat unten,
So greift der Letzte meisterlich,
– Diana ließ ihn nicht im Stich‘ –
Dem Keuler in die Waffen,
Und macht ihm viel zu schaffen.

Der Dachshund kam nun auch herbei,
Den Keuler zu bekriegen,
Er riß das Kurzwild ihm entzwei
Weil er den Herrn sah‘ liegen;
Da dies dem Schwarzen schmerzlich ist,
So rannt‘ er fort nun ohne Frist;
Denn Clair könnt‘ nicht mehr halten,
Er ließ das Schicksal walten.

Vor Tritten von des Keulers Wuth,
Mit Aftern und den Schalen
War Clair geschützt so ziemlich gut,
– Die Scene wär‘ zu malen –
Denn nur der Holster schützte hier
Vor Wunden von dem wilden Thier‘,
Das mit den starken Läufen
Dieselben weiß zu häufen.

Der Hände Leder ist nun zwar
Auf lange Zeit zerrissen,
Auch wird der Jäger manches Jahr
Die Stellen nicht vermissen,
Wo ihm der Keuler Flecken schlug,
Und deren sind gewiß genug,
Die blau sich präsentiren,
Doch leicht sind zu kuriren.

Bei vielem Schmerz‘ und manchem Weh‘,
Das unser Held empfunden,
Sucht er dennoch aus tiefem Schnee,
Und zwar ganz unverbunden,
Sein Rohr hervor, das durchaus naß:
– Dies war wahrhaftig gar kein Spaß –
Denn Stümper würden’s lassen,
Hierauf was anzufassen.

Doch Clair, der wischt die Flinte rein,
Und sucht auch seine Mütze,
Er rhumt darauf noch Pulver ein,
Und schwört bei Frost und Hitze:
„Wie einst am Harz der Hackelberg,
So will ich, gegen ihn ein Zwerg,
Den Keuler noch erlegen,
Herr, schenk‘ mir Deinen Segen!“

Und wo der Schwarze klappernd haus’t,
hinkt Clair hin sonder Weisen,
Denkt: eh‘ der Aufbruch ist verschmaus’t,
Wird alles wieder heilen;
Doch sieht der Eber Clairen kaum,
So kommt er an, den Wurf voll Schaum,
Er hat es stark im Willen,
Noch seine Wut zu stillen.

Indeß er war kaum schußweit da,
– Man denk‘ des Jägers Lage –
Alls schon der Keuler nicht mehr sah
Am hellen lichten Tage:
Denn in dem Kopf da saß der Schuß,
Es waren noch zum Ueberfluß
Die Lichter ganz zerschossen
Und Clair nicht mehr verdrossen.

Mit Heiterkeit bei wunder Hand
Brach Clair noch auf den Eber,
Es hatt‘ die Schmerzen weggebannt
Der Vorgeschmack der Leber,
Ja mit fast jugendlicher Lust,
Sang brummend er aus guter Brust,
Nach alter Jäger Weise
Sein Stückchen hin ganz leise.

Und nun bedenkt, der Jägersmann
Zählt achtundsechzig Jahre,
Er opfert gern, wo er nur kann,
An Delias Altare;
Er weis so manches Jägerstück,
Erzählt so viel vom Waidmannsglück,
Und sagt: Die höchste Freude
Gewährt die Jagd noch heute!

F.B. Frömbling
Redakteur: Forstmeister St. Behlen. – Verlag von Wilhelm Ludwig Wescha. (http://books.google.de/books?id=UmkWAQAAIAAJ&pg=PA323&lpg=PA323&dq=j%C3%A4ger+clair&source=bl&ots=0xMkOXGfOh&sig=xUPkLRRP1-OcRESMJo58saQdONE&hl=de&sa=X&ei=zzsqUeuvGcPFtQa2zoGYAw&ved=0CEUQ6AEwAw#v=onepage&q=j%C3%A4ger%20clair&f=false)

Der Hintergrund der Textzeile „Wie einst am Harz der Hackelberg“ ist laut Wikipedia Folgender:

„Hanns von Hackelberg (auch Hackelnberg; * angeblich 1521 in Wolfenbüttel; † angeblich 1581 in Wülperode bei Vienenburg) war nach norddeutscher Begebenheit der Wilde Jäger. Sein Name leitet sich vom Herkunftsort seiner Eltern, dem Hakel, ab. Hackelberg stand im Dienst des Herzog Julius von Braunschweig und war Braunschweiger Oberjägermeister. Er genoss bei seinen Vorgesetzten und Waidgesellen großes Ansehen. Er bereitete Hof- und Gesellschaftsjagden vor und leitete diese.
In der Wülperoder Gegend stand unweit der Oker im so genannten Steinfeld der 1672 wieder erbaute „Klöpperkrug“. In dessen Garten soll sich ein Friedhof befunden haben. Auf seinem Grabstein wird ein Bildnis von Hackelberg gezeigt: ein auf einem Pferd reitender Mann mit einem „Hohen Hut“ und wehendem Mantel, der in der Rechten eine Armbrust, in der Linken die Zügel hält. Zwei Hunde laufen frei nebenher.
Der Legende nach träumte Hackelberg in der Nacht vor der Jagd, dass er von einem starken Keiler angegriffen und schwer verletzt würde. Die anderen Jäger rieten ihm deshalb von der Teilnahme an der Jagd ab. Er missachtete die Warnung und nahm an der Jagd teil. Der Traum erfüllte sich: Ein blutender Keiler griff ihn an, ein Treffer aus der Armbrust schien dem Tier nichts anhaben zu können. Mit Hilfe einer Saufeder und eines Hirschfängers gelang es Hackelberg, das Tier zu erlegen. Wieder erholt, ging man am Abend auf der Harzburg zum gemütlichen Teil über. Bei diesem Fest stand selbstverständlich der Keiler im Mittelpunkt und das Haupt des starken Keilers wurde gesondert bei Eichenlaub und Kerzenschein aufgebahrt. Hackelberg verspottete das erlegte Tier und hob das Haupt vom Tische mit einer Hand auf, hielt das Haupt am ausgestreckten Arm zur Festgesellschaft und sprach die überlieferten Worte: „Nun hast du mir doch nichts anhaben können.“ Hiernach glitt ihm das Haupt aus der Hand und fiel mit dem Hauer voran auf seinen Fuß. Der messerscharfe und spitze Hauer durchdrang den Stiefel sofort und durchbohrte seinen rechten Fuß bis zur Sohle. Er schenkte der anfänglich für seine Verhältnisse geringfügigen Verwundung kaum Beachtung. Doch schon am nächsten Tag hatte sich die Wunde entzündet. Auf der Rückreise nach Wolfenbüttel entlang der Oker musste Rast eingelegt werden. Hier bot sich der Klepperkrug (Klöpperkrug) vor Wülperode an der Landstraße von Vienenburg nach Schladen an. Hackelberg starb noch am selben Abend an seiner Verwundung. Aber Ruhe fand er nicht, er verfluchte sich vor seinem Tod selbst und jagt bei Sturm mit seinem Ross und seinen Hunden „okerauf und okerab“. Man beerdigte den Leichnam im Garten des Gasthauses und deckte dies später mit einer Grabplatte aus Sandstein ab.
Die Legende ist in vielfach variierter Form in der Harzgegend, am Solling und an weiteren Orten Norddeutschlands bekannt. Ihr physischer Ursprung liegt möglicherweise im tosenden Sturmwind. Die Person des Wilden Jägers hat Ähnlichkeit mit dem Windgott Wodan.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_von_Hackelberg)

Aber wo liegt das besagte Möllendorf, in dem der Jäger Clair, dessen Vornamen uns leider alle drei Quellen schuldig bleiben, sein Wirkungsfeld hatte? Wikipedia kennt fünf Orte dieses Namens. Ein schlesischer, wie es das Allgemeine Forst- und Jagd-Archiv (Quelle 1)  suggeriert, ist allerdings nicht darunter. Die Zeitschrift „Der Wanderer“ (Quelle 2) verortet das Geschehen offenbar im Königreich Preußen, aber das hilft uns nicht viel weiter, denn hierzu gehörte seinerzeit neben Brandenburg, Pommern und Ostpreußen – dank König Friedrichs Eroberungsdrang – auch Schlesien. Aber immerhin lagen alle fünf genannten Orte im damaligen Preußen:
·    Ortsteil der Stadt Sonnenwalde im Landkreis Elbe-Elster, Brandenburg
·    Möllendorf (Goldbeck), Ortsteil der Gemeinde Goldbeck im Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt
·    Möllendorf (Mansfeld) Ortsteil der Stadt Mansfeld im Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt
·    Möllendorf (Wendisch Rietz) Ortsteil der Gemeinde Wendisch-Rietz im Landkreis Oder-Spree, Brandenburg
·    Ort in der ehemaligen Provinz Posen, heute Wymyslowice in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6llendorf)

Eine örtliche Nähe zu Schlesien und damit die Gefahr eines geographischen Zuordnungsfehlers besteht am ehesten beim heutigen Wymyslowice in der damaligen Provinz Posen, heute Poznan. Andererseits wird in der Zeitschrift „Der Wanderer“ (Quelle 2) Möllendorf als „einem Gutsbesitzer im Zauchschen Kreise gehörig“ beschrieben. Als „Zauchscher Kreis“ oder auch „Zauche“ wird wiederum die Gegend westlich von Berlin bis etwa zur Stadt Brandenburg bezeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Zauche) Zwar muss der Gutsbesitzer „aus dem Zauchschen Kreis“ nicht zwangsläufig in unmittelbarer Nähe seiner Länderei Möllendorf gewohnt haben, doch liegen die Möllendorfs Nr.1 bis 4 jeweils in einer Entfernung vom Zauchschen Kreis, die eine solche Konstellation denkbar erscheinen lassen, wohingegen die Provinz Posen (Möllendorf Nr.5) vom „Zauchschen Kreis“ doch ziemlich weit entfernt ist. Doch das gilt noch viel mehr für Schlesien. Die Bezugnahme auf den „wilden Jäger“ Hackelberg könnte auf das Möllendorf im Mansfeld (Nr.3) hindeuten, der beschriebene strenge Winter im November aber eher wieder auf die viel östlicher gelegene Provinz Posen. So bleibt das mysteriöse Möllendorf des Unterförsters Clair vorerst nicht näher geographisch bestimmbar.
Sehr wohl bestimmbar ist jedoch das Geburtsjahr dieses Jägers Clair: Da er am 21.11.1820 61 Jahre alt war und am 5.7.1828, wie die Allgemeine Forst- und Jagdzeitung berichtet, 68 Jahre, muss er zwischen dem 6.7. und dem 20.11.1759 geboren worden sein.
Nun ist zu fragen, in welchem Zusammenhang der in Rede stehende Jäger Clair zu unserer Familie steht. Eine Verwandtschaft erscheint hier sehr wahrscheinlich, denn die räumliche Entfernung zu den ostpreußischen Jägern ist zwar nicht unwesentlich gering (außer das Möllendorf lag in der Provinz Posen), aber doch so, dass sie noch überbrückbar erschiene. Die bei allen Möllendorfs bestehende relative Nähe zu Berlin könnte überdies unsere Vermutung einer Beziehung zur Berliner hugenottischen Familie le Clerc/le Clair/de Clair/v. Clair stützen. Vom Alter her könnte der Wildschweinbezwinger Clair (Jahrgang 1759) der Vater sowohl unseres Vorfahren Friedrich Clair/Claer (geb. 1798/99) als auch seines mutmaßlichen Bruders Johan(n) Wilhelm Clair/Claer (geb. 1803) sein. Auch das Alter der Mutter des Johan(n) Wilhelm, Susanne Hoemke, die ihr erstes Kind bereits 1779 mit einem anderen Mann bekam, würde gut zum relativ fortgeschrittenen Alter ihres Mannes Friedrich Wilhelm (wenn er denn tatsächlich der Wildschweinbezwinger sein sollte) passen. Allerdings ließe diese Variante unsere Spekulation unwahrscheinlicher erscheinen, dass Friedrich Wilhelm (bzw. der Wildschweinbezwinger Clair) identisch mit dem jüngeren der Berliner Ingenieurcapitäne mit gleichem Vornamen (eventuell der Portechaisen-Clair) sein könnte, denn das hätte in den Berichten über das Jagdabenteuer sicherlich Erwähnung gefunden.

Nun ist abschließend noch ein weiterer Fund zu vermelden. In einem Blogeintrag vom 16.8.2010 schreibt der Internetnutzer Woddy:

„In den Jahren vor 1945 wurden Suchanfragen in schriftlicher Form gestellt und veröffentlicht.
Ein solches waren das Suchblatt für alle Fragen der Sippenforscher. Diese wurden dann nach Jahrgängen in einen Buch zusammengefasst und gedruckt.
Ich habe die Anzeigen für die Region Brandenburg mal rausgezogen.
Vielleicht ergibt sich für den oder anderen noch ein Hinweis wo er die Forschung ansetzen kann.

Die Quelle ist das Buch Praktische Forschungshilfe 1932 bis 1935

Peter Woddow“ (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?p=336949)

Und neben vielen anderen Namen findet sich auch der folgende:
„KLÄHR(KLAEHR,KLEHR,Claire) – Carl Friedrich KLÄHR, * wo (nicht Zielenzig) um 1790/91, + Zielenzig (Kr Oststernberg) 29.12.1850, Windmühlenbesitzer und Müllermeister aus Hugenottenfamilie stammend, oo Zielenzig 18.4.1817 Beate Louise AEHREND * Zielenzig 12.7.1792, Tochter des Johann Gottl Aehrend und der Anna HENSCHEL. Woher stammt Carl Friedrich KLÄHR? (evangelisch)“ (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?p=336949)
Und diesmal ist die Örtlichkeit klar ersichtlich. Bei Wikipedia heißt es:
„Sulęcin (deutsch: Zielenzig) ist eine polnische Kreisstadt in der Woiwodschaft Lebus mit etwa 10.000 Einwohnern sowie Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Zielenzig befindet sich im Gebiet der Lebuser Seenplatte, etwa 35 km nordöstlich von Frankfurt/Oder.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Zielenzig)

Zielenzig1905

Zielenzig um 1900 (Ebd.)

Jetzt kommt also noch ein Müller mit anderer Schreibweise, aber hugenottischer Abstammung ins Spiel. Die räumliche Lage von Zielenzig zwischen Berlin und Ostpreußen könnte ein Indiz für eine Verbindung zwischen den ostpreußischen Förstern und der Berliner Hugenottenfamilie sein. Vom Alter her könnte Carl Friedrich (geb. 1791/92) ein Sohn oder Neffe des Wildschweinbezwingers (geb. 1759) sein.

Fortsetzung folgt.

August 2012: Ahnenforschung, Teil 3

Ahnenforschung über die Familie Claer, Zwischenstand Sommer 2012

Hier ein aktuelles „Update“, das auf einigen neuen Fundstellen aus dem Internet, einer Anfrage bei der Deutschen Hugenottengesellschaft sowie Informationen des Internetnutzers „Spooky“ alias Andreas Z. (wohnhaft in Moritzburg bei Dresden) beruht, den ich kontaktiert habe und der sich wie erwartet als ein entfernter Verwandter erwiesen hat. Er sammelte diese seine Informationen in den letzten drei Jahren und fasste sie anlässlich des 90. Geburtstags seiner Oma in einem Text zusammen, den er mir dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt hat und aus dem ich im Folgenden zitieren werde.

1. Die Linie Claer / Clär / Clair in Ostpreußen, soweit sie sich zurückverfolgen lässt
Es gibt weitere Hinweise, die unsere Annahme unterstützen, dass der Jäger Friedrich Claer der Vater meines Ururgroßvaters Franz Claer (des Postschaffners) ist. Inzwischen ist nämlich das „Amtsblatt der preußischen Regierung zu Königsberg“ weitgehend digitalisiert und online verfügbar. Da heißt es u.a.:

„Dem invaliden Jäger Friedrich Claer ist die einstweilige Verwaltung der Försterstelle zu Eichenberg, Oberförsterei Drusksen, vom 1sten Oktober d. J. an übertragen.“  (1839) http://books.google.de/books?id=eg5PAAAAcAAJ&pg=PA304-IA6&lpg=PA304-IA6&dq=J%C3%A4ger+Friedrich+Claer+.&source=bl&ots=lZ5SQCyZHN&sig=LaY761NqZz3HrOcmMe_rqFRXpRE&hl=de&sa=X&ei=Kqz5T_urKIbYtAaW8dzpBQ&ved=0CE0Q6AEwAw#v=onepage&q=J%C3%A4ger%20Friedrich%20Claer%20.&f=false)

Später heißt es:

„Der invalide Jäger Friedrich Clär ist auf der Försterstelle zu Eichenberg I., Oberförsterei Drusken, definitiv als Förster bestätigt worden.“ (1840) (http://books.google.de/books?id=sg5PAAAAcAAJ&pg=PA146-IA3&lpg=PA146-IA3&dq=J%C3%A4ger+Friedrich+Cl%C3%A4r+definitiv.&source=bl&ots=ggTv_yj0pd&sig=zMUyhXuMVEoZYqnGPMIaNZrVkPA&hl=de&sa=X&ei=waz5T4GTGM_Isgbu5ImHBQ&ved=0CE0Q6AEwAA#v=onepage&q=J%C3%A4ger%20Friedrich%20Cl%C3%A4r%20definitiv.&f=false)

Zur Erinnerung: Mein Ururgroßvater Franz Claer wurde geboren am 27.9.1841 in Eichenberg/Wehlau (gest. am 16.10.1906 in Neidenburg). Folglich sollte nun kein Zweifel mehr bestehen, dass es sich beim Jäger Friedrich Claer um dessen Vater, also um meinen Urururgroßvater handelt. Dass aber selbst im Amtsblatt der preußischen Regierung ein und dieselbe Person unterschiedlich geschrieben wird, nämlich einmal „Claer“ und einmal „Clär“, zeigt, wie wenig Genauigkeit es bis weit ins 19. Jahrhundert hinein in der Namens-Schreibweise gab. Man sollte die Untersuchungen also immer auch auf ähnliche abweichende Schreibweisen der Namen ausdehnen.
Ein weiterer Jäger, sogar Oberjäger!, des Namens Claer / Clär wird im „Amtsblatt der preußischen Regierung zu Königsberg“ bereits einige Jahre zuvor erwähnt:

„Die Försterstelle zu Klein-Fließ, Oberförsterei Leipen,  ist dem mit einem Forstversorgungs-Schein versehenen invaliden Oberjäger Johann Wilhelm Clär vom 1. November d.J. an interimistisch übertragen worden.“  (1837)

Und ein Jahr später heißt es dann:

„Der mit einem Forstversorgungs-Schein versehene invalide Oberjäger Johann Wilhelm Claer ist auf der Försterstelle zu Klein-Fließ, Oberförsterei Leipen, definitiv als Förster bestätigt worden.“ (1838) http://books.google.de/books?id=UA5PAAAAcAAJ&pg=PA186-IA5&lpg=PA186-IA5&dq=invaliden+Oberj%C3%A4ger+Johann+Wilhelm+Claer&source=bl&ots=VS11jW-Xgt&sig=1GzUBSAKtVlZlqHacAnAxmgNAfU&hl=de&sa=X&ei=yK35T6CnI47tsgak1L3cBQ&ved=0CD4Q6AEwAA#v=onepage&q=invaliden%20Oberj%C3%A4ger%20Johann%20Wilhelm%20Claer&f=false)

Der Forstversorgungs-Schein wurde z.B. Jägern ausgestellt, die im preußischen Garde-Jäger-Bataillon gedient hatten. Wikipedia weiß hierzu: „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts rekrutierte sich das Bataillon überwiegend aus dem Bürgertum sowie Angehörigen der Forstwirtschaft. Seit 1871 wurde ihm die gleiche Zahl gelernter Jäger wie dem Garde-Jäger-Bataillon zugewiesen. Diese konnten nach zwölfjähriger (Unteroffiziere nach neunjähriger) Dienstzeit den „Forstversorgungsschein“ erwerben.“ (Er sicherte den betreffenden Personen offenbar den Anspruch auf eine öffentlich besoldete Försterstelle.) „Das preußische Garde-Jäger-Bataillon war 1814 errichtet worden. … Die Umgangs- und Kommandosprache war zunächst Französisch, erst ab 1816 durften mündliche und schriftliche Befehle nur noch auf Deutsch erteilt werden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Garde-Sch%C3%BCtzen-Bataillon)

GSB_FWIVEs könnte sich beim Oberjäger Johann Wilhelm Claer folglich um einen Verwandten des Friedrich Claer, womöglich um seinen Bruder gehandelt haben. Dass Friedrich Claer zwei Jahre später als Johann Wilhelm ebenfalls eine (weitere neue?) Försterstelle erhielt, könnte er eventuell dessen Einfluss zu verdanken gehabt haben.
Darüber hinaus hat unser besagter Verwandter Andreas Z. im Rahmen seiner Recherchen Informationen aus dem Evangelischen Zentralarchiv (EZA) in Berlin-Kreuzberg und aus dem Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem angefordert und ausgewertet:
Im EZA fand sich die Trauungsurkunde von Friedrich Clair (geschrieben mit „“ai“; im Kirchenbuch stand er noch mit „ae“; im Amtsblatt später einmal mit „ä“) und Justina Knaebe (im Kirchenbuch stand sie als Justine mit „-e“; in unserem Fragebogen für die Reichsstelle für Sippenforschung stand sie als „Justine Knebel“) am 19.11.1824 in Germau (KB 364, S. 2, Nr. 14). Die Urkunde enthält ferner die Angaben über Friedrich Clair, dass er zur Zeit der Trauung 25 Jahre alt war und sein Geburtsort Ludwigswalde (Ostpreußen) ist. Folglich muss das Geburtsjahr von Friedrich Clair Ende 1798 oder 1799 gewesen sein. Sein Geburtsort Ludwigswalde ist ein kleiner Ort ca. acht Kilometer südlich von Königsberg (Germau und Corjeiten/Fischhausen liegen hingegen 25 bis 30 km westlich von Königsberg). Die Trauung erfolgte etwa vier Wochen nach der (formal unehelichen) Geburt von Friedrich Wilhelm Claer (geb. 23.10.1824 in Corjeiten), dem älteren Bruder unseres Vorfahren Franz Claer.
Im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem fand sich zudem die Geburtsurkunde des bereits erwähnten Johan (hier mit einem „n“ geschrieben) Wilhelm Claer, geb. 10.6.1803, getauft am 15.6.1803. Als Vater ist angegeben: Unterförster Friedrich Wilhelm Claer; Mutter ist Susanna Claer, geborene Hoemke.
Auch Andreas Z. ist der Ansicht, dass es sich bei Johan Wilhelm Claer um einen Bruder unseres Vorfahren Friedrich Claer handeln könnte. Dafür gibt es aber noch keinen Beleg. Sollte unsere Vermutung zutreffen, wäre der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d. Ä. (nicht zu verwechseln mit Friedrich Wilhelm Claer d. J., dem ältesten Sohn des Friedrich Claer), der wahrscheinlich zwischen 1750 und 1780 geboren wurde, auch der Vater von Friedrich Claer und somit unser ältester bekannter direkter Vorfahre.
Bezüglich der Förstertradition der Familie ist noch daran zu erinnern, dass sich bei meiner Recherche im Verzeichnis der Forstbediensteten in Ostpreußen für die Jahre 1662-1743 des Obersts a.D. Georg v. Winterfeldt aus Potsdam in der Zeitschrift „Archiv für Sippenforschung“ (1936-1941) keinerlei Funde für „Claer/ Clair/ Clare“ ergaben. Die Förstertradition hätte demnach also maximal noch eine Generation hinter Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. zurückgereicht.

Nach Einschätzung von Andreas Z. könnte eine genauere Recherche in beiden genannten Archiven möglicherweise noch weitere Funde bringen, jedoch hat er von dort auch die Auskunft bekommen, dass Kirchenbücher von vor 1800 dort nicht verfügbar seien. Es sei fraglich, ob sie überhaupt noch existieren.
Weiterhin  machte ich noch einen überraschenden Fund im Internet bezüglich unseres Vorfahren, des Jägers Friedrich Claer (geb. 1898/99). Im „Großherzoglich-Sachsen-Weimar-Eisenachischem Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1819“ (inzwischen digitalisiert aus der Bayrischen Staatsbibliothek) erscheint:

– Friedrich Clair, Unterförster zu Krakendorf (http://books.google.de/books?id=B4MAAAAAcAAJ&pg=PA54&lpg=PA54&dq=Friedrich+Clair,+Unterf%C3%B6rster+zu+Krakendorf&source=bl&ots=C5KjJNrVvE&sig=FbhJfzYqceG_Z9WqeHMstzNu_Uc&hl=de&sa=X&ei=WP4bUP-JKs3htQaQ44BQ&ved=0CCgQ6AEwAA#v=onepage&q=Friedrich%20Clair%2C%20Unterf%C3%B6rster%20zu%20Krakendorf&f=false)

Krakendorf ist heute ein Ortsteil der Stadt Blankenhain im Landkreis Weimarer Land, Thüringen. Offenbar hatte der junge Friedrich Clair (im Alter von ca. 20 Jahren) eine Anstellung als Unterförster in Sachsen-Weimar (heute Thüringen). Bereits fünf Jahre später (1824) war er aber wieder in seiner ostpreußischen Heimat, nämlich in Corjeiten, und hat dort eine Familie gegründet.

Ferner ist zu erwähnen, dass sich im Adressbuch von Erfurt (etwa 25 km entfernt vom besagten Krakendorf) aus dem Jahr 1882 der Eintrag findet:
– Claer Dorothea Margarethe geb. Fischer, Wittwe, Weißfrauengasse 1
– Rosine geb. Mohnhaupt, Wwe., Schmidtstädterstraße 50
– Christine geb. Scherlitz, verw. Oekonom, Fleischgasse 9 (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=42802&page=9)

Also gleich drei verwitwete Damen mit dem Namen Claer, der sonst in Mitteldeutschland zu dieser Zeit fast überhaupt nicht auftritt. Sollte hier unser Vorfahre Friedrich Claer/Clair bei seinem Aufenthalt in Thüringen über 60 Jahre zuvor in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen haben?

Und im „Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1761-1831“ findet sich der Eintrag:

– Claer, Christian Friedrich, ev., Fuhrmann, geb. 16.11.1802 in Siersleben bei Hettstedt (http://wiki-de.genealogy.net/B%C3%BCrgerbuch_der_Stadt_Erfurt_1761-1833/329)

Könnte das womöglich auf Verwandte hindeuten, der Friedrich Claers Aufenthalt in Thüringen erst veranlasst haben (ihm vielleicht die Försterstelle besorgt haben)?
An dieser Stelle ist noch einmal ergänzend auf die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Großvaters Gerhard Claer hinzuweisen, wonach im Kirchenregister der ev. Kirche Judithen bei Neidenburg, Jahrgang 1828, Seite 451 Nr. 61 einige Male Clair mit „ai“ erscheint, nämlich: „Heinrich Clair, Förster; Otto C., Gendarm u.s.w., Franz u.s.w. Postbeamter// Geschwister Amelie (?) geb. Clair“. Er geht offenbar von einer Verwandtschaft aus und wertet die dem Französischen näher stehende Schreibweise als Indiz für die ursprünglich französische Herkunft der Familie.”
Also gab es auch noch den Förster Heinrich Clair, der ähnlich alt gewesen sein könnte wie Friedrich und Johan(n) Wilhelm, also u.U. ein weiterer Bruder oder Cousin. Vielleicht war Heinrich sogar der erste der Familie, der überhaupt die Königsberger Ecke in Richtung Neidenburg (einige zig km südwestwärts) verließ, denn er lebte dort schon (wie auch einige andere Clairs), als unsere direkten Vorfahren noch im Umland von Königsberg wohnhaft waren.
Schließlich ist noch ein weiterer möglicher Verwandter zu erwähnen, der sich im „Adreßbuch der Haupt- und Residenzstadt Königsberg i. Pr. und der Vororte 1888“ (S.40) findet:

Nachname:    Clär
Vorname:    L.
Beruf:    Arbeiter
Adresse:    Neuroßgärtsche Kirchenstr. 13 b
Ort:    Königsberg (Pr.) (http://adressbuecher.genealogy.net/entry/book/412?offset=16701&max=25&sort=firstname&order=asc)

2. Die Frage eines hugenottischen oder eines anglonormannischen Ursprungs
Es gibt widersprüchliche Hinweise hinsichtlich eines hugenottischen Ursprungs der ostpreußischen Familie Claer. Für einen solchen Ursprung spricht erst einmal die sowohl in unserem Familienzweig als auch in dem der Urgroßmutter des Andreas Z. (die eine geborene Claer war) erfolgte mündliche Überlieferung.
Zunächst hatte Andreas Z. im Rahmen seiner Forschungen eine Anfrage an Herrn Dierk Loyal gerichtet, einen Ahnenforscher, der sich auf die Geschichte der Hugenotten in Ostpreußen spezialisiert hat (und eine entsprechende Internetseite betreibt). Hier seine Auskunft:

Gesendet: Donnerstag, 9. Februar 2012
An: Andreas Z.
Hallo Herr Z.,
alle französischen Familien in Ostpreußen sind bekannt und bei Horst Kenkel (Franz. Schweizer u. Réfugiés als Siedler im nördlichen Ostpreußen (Litauen) 1710 – 1750, in: Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 13, Hamburg 1970.) verzeichnet. Eine Familie Claer fehlt hier.
Die französischen Familiennamen in Ostpreußen haben sich allerdings stark verändert. So könnte der Familienname ursprünglich sich von Clerc (Clair, Claird, Clere, Claer, Clari, Klär etc). Es gibt auch die Familie Loclair. In den Kirchenbüchern kommt vereinzelt auch „Lo Claire“ vor.
Meiner Meinung nach dürfte hier aber wohl eine Herleitung von Clerc vorliegen. Dies müsste man aber allerdings durch Kirchenbucheintragungen nachweisen.
Der Ort Corjeiten liegt in dem Kirchenkreis Fischhausen. Die zuständige ev. Kirche war Germau. Die Kirchenbücher liegen heute im „Evangelischen Zentralarchiv“ in Berlin. Dort müssten Sie nach weiteren Vorfahren suchen. Ich vermute, dass die Vorfahren aus dem Kreis Gumbinnen kamen.
Stammvater der Familie Clerc war David Clerc, der aus St. Imier (Dieser kleine Ort liegt im Berner Land in der Schweiz, Anm. TC) stammte. Er wanderte 1712 ein und siedelte sich in Matzutkehmen an. Er heiratet in Judtschen 1718. Bereits 1724 heiratet die Witwe erneut. Kinder sind leider nicht bekannt. Dann gab es noch einen Jacob Clerc der ebenfalls in Matzutkehmen lebte. Kinder sind ebenfalls nicht bekannt. Ich vermute, dass bereits in dieser frühen Zeit die Familienmitglieder aus dem Kreis Gumbinnen abwanderten. Zumindest war Jacob Losgänger und besaß daher kein eigenes Land.
Dann gab es noch einen Christian Clerc, der 1719 in Stolp auf dem Weg nach Ostpreußen registriert wurde. Wo er sich in Ostpreußen ansiedelte, ist allerdings unbekannt.
In Berlin gibt es die Familie le Clerc. Es könnte sein, dass Familienmitglieder von dort nach Ostpreußen wanderten.
Gruß
Dierk Loyal

Mir wollte diese Clerc-Theorie zuerst nicht recht einleuchten, doch es gibt gewisse Anhaltspunkte, die sie stützen könnten.
Von der Deutschen Hugenottengesellschaft in Bad Karlshafen erhielt ich auf Anfrage einen Auszug aus ihrer immensen hugenottischen Datenbank, nämlich insgesamt 48, sich z. T. überschneidende Datensätze von nach Deutschland (oder in den deutschen Sprachraum) eingewanderten Hugenotten mit den Namen Clair, Claire, Le Clair, Le Claire und Clare aus dem frühen 18. Jahrhundert. In etlichen Fällen ist hinter den Namen Clair, Claire oder le Clair in Klammern der Zusatz „Le Clerc“ angegeben. Ich fand dann heraus, dass das hintere „c“ in Le Clerc bei korrekter französischer Aussprache tatsächlich stumm ist. (http://de.forvo.com/word/felix_leclerc/)
Die meisten hugenottischen Namensträger waren gem. den Datensätzen ansässig in der Schweiz (Bern, Lausanne) sowie in Süd-, Südwest- und Westdeutschland (Strasburg, Kassel, Köln, Zweibrücken, Hanau, Moers, Frankenthal /Pfalz); zwei Trägerinnen des Namens Clare gab es in  Holzappel-Charlottenberg (Rhein-Lahn-Kreis) und Hanau – eine Verbindung zum anglo-normannischen Zweig oder gar zum Bischof von Samland drängt sich aus geographischen Gründen nicht auf. Doch gab es eine Reihe von Clairs in Magdeburg, wo es sich um Nachkommen des Blaise Clair, ursprünglich Sergeant bei den alliierten Truppen in Piemont (Norditalien), handelte. Alle seine Kinder hießen dann Le Clair. Daneben gibt es vier Damen aus Berlin: Anne Francoise Clair (geb. 1734); Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler), Patin am 27./31.7.1724 bei Abraham Jacques Louis; Susanne le Clair /le Clerc), Patin am 1.1.1727 bei Etienne Gedeon, am 3./5.1.1727 bei Jean Louis Matthieubei: Dlle. Dorothee Claire, Patin 1717 bei Paul Ravenel; und schließlich in Stettin eine Anne Susanne le Clair (le Clerc), am 10.4.1739 dort getraut mit dem 28-jährigen “droguiste” Jean Tournier.
In der Internet-Datenbank https://familysearch.org findet sich darüber hinaus noch ein in der reformierten Kirche (Die reformierten Kirchen gehen zurück auf die Kirchenreformer Calvin und Zwingli, deren Anhänger die Hugenotten waren.) Prenzlau getrauter (also hugenottischer) Johann Clair (Hochzeit am 16.11.1712, Eltern: Abraham Clair, Marienn Magdalene Bunie; Braut: Judith Pionnier). (https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/JHJC-T6X) In derselben Datenbank taucht auch ein weiterer Johann Clair auf mit den Zusätzen: geb. 1763, gestorben 1837 in Luisenstadt, Berlin. (https://familysearch.org/pal:/MM9.1.1/J4ZM-ZXD)
Eine Verbindung zwischen Friedrich Claer / Friedrich Wilhelm Claer und den hugenottischen Clairs /Le Clairs/ Le Clercs insbesondere aus Magdeburg oder Berlin (wo es ja auch noch den Sänften-v. Clair und den Übersetzer v. Clair gab; vgl. meine Infos von 2011) wäre denkbar, wenngleich alles andere als zwingend.

In diesem Zusammenhang ist auch noch einmal an die  Namensliste der Offiziere der „Alten preußischen Armee“ (also vor 1800) aus der „Familienchronik von Claer“ zu erinnern, die der preußische Offizier Otto v. Claer zusammengestellt hat, der sich als erster aus dem rheinischen Zweig der Familie in östlicheren Gefilden niederließ und dort auf etliche Offiziere ähnlichen Namens stieß.

Offiziere der alten preußischen Armee
(Zweite Hälfte des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts)
Die Namen sind, mit Ausnahme von Nr.1, durch Otto v. Claer, fwb. 1827, gest. 1909, aus preußischen Ranglisten ausgezogen.
1. v. Clar, Fähnrich im Rgt. Prinz von Preußen, 1758 in der Schlacht bei Zorndorf verwundet (s. „Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Anderen“, Teil V, S. 173.
2. v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden
3. v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden
4. v. Clair, 1785 jüngster Fähnrich im Garnison-Regt. V. Pirch
5. v. Claar, 1781 und 1793. Zuletzt Major im Regt. Kronprinz von Preußen, beim Depot-Btl. Oranienburg.
6. v. Clar, 1785 Capt. Im Rgt. Prinz v. Preußen zu Fuß (Potsdam)
7. v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805
8. v. Claar, P.C. (?) im Regt. Kronprinz v. Preußen, 1790 ausgeschieden
9. v. Clair, 1797 Sec. Lieut. im Regt. Herzog v. Holstein-Beek in Königsberg
10. v. Clair, 1797 oder 1798 vom Regt. 11 in das Regt. Courbiere (Goldap, Gumbinnen, Oletzko) versetzt, dort 1798-1800 als Stabs.Capt. geführt. 1801 in das Regt. Herzog v. Braunschweig versetzt, dort noch 1805 und 1806 geführt. 1809 aus Regt. 4 ausgeschieden.

Insbesondere im Falle der beiden letzten in Ostpreußen stationierten v. Clairs (Nr. 9 und 10) sowie beim unter 7. Genannten Friedrich Wilhelm v. Clar lässt sich über eine Verbindung zu den Förstern spekulieren, denn die räumliche Nähe war gegeben bzw. der Name Friedrich Wilhelm trat auch bei den Förstern gehäuft auf. In diesem Falle wäre sowohl ein hugenottischer Ursprung (wenn es sich um z.B. aus Berlin versetzte Offiziere gehandelt haben sollte) als auch ein anglo-normannischer, auf die Familie des Bischofs von Samland Johannes Clare zurückgehender Ursprung denkbar.
Überdies  noch ein interessanter Hinweis aus einem Web-Forum: Auf erneute Anfrage des Internetnutzers „Spooky“ alias Andreas Z. in mehreren Online-Foren, in welcher er noch einmal betont, dass der Name nach der Überlieferung seiner Oma seinen Ursprung im Umfeld der Hugenotten habe, antwortete ein anderer Forum-Nutzer namens  Fritz Loseries (der selbst eine Internetseite zur Ahnenfoschung in Ostpreußen betreibt und Zugang zu größeren Datenbanken hat):

„Das Adlig Gut Corjeiten im “Kreis” Fischhausen gehört zum Kirchspiel Germau. Zivilstandsregister gibt es erst ab 1875.Da es sich um Hugenotten handelt, solltest Du berücksichtigen, dass evtl. nicht im Kirchspiel Germau zu suchen ist, sondern in einer reformierten Kirche (z.B. in Königsberg). Außerdem ist der Name Clare (!) in der nachgearbeiteten Colonieliste 1699 von Königsberg, Preußen enthalten.“ (http://list.genealogy.net/mm/archiv/ow-preussen-l/2012-02/msg00162.html)

Bei der Colonieliste handelt es sich um eine Liste aller Hugenotten in einer bestimmten Stadt. Wenn nun ausgerechnet der Name „Clare“ (also in möglicherweise alter englischer, auf die Familie des Bischofs von Samland zurückgehender Schreibweise!) in dieser Liste von Königsberg 1699 auftaucht (was ich bislang nicht direkt überprüfen konnte), dann kann das vielerlei bedeuten:

Handelte es sich um Hugenotten, die ihre Namens-Schreibweise rein zufällig oder im Andenken an den Bischof vom Samland Johannes Clare (dessen Grab sich über die Jahrhunderte im Königsberger Dom befand) anglifizierten? Oder hatte sich in der seit dem 14. Jh. ostpreußischen Familie Clare die Überlieferung von ihrer anglo-normannischen Herkunft erhalten und diese sie deshalb im späten 17. Jh. in die weitläufig verwandte Hugenottische Community eintreten lassen? Erfolgte daher die vorübergehende Französierung der Namens-Schreibweise in „Clair“, woraus später die Eindeutschung in „Claer/Clär“ wurde?
Angesichts der langen Zeiträume wäre natürlich auch mit Überlieferungsfehlern oder falschen Schlussfolgerungen bzw. Zuordnungen zu rechnen.

Abschließend noch ein Blick auf die mögliche Namens-Variante Clerc / Le Clerc: Ein berühmter Träger dieses Namens war der  französischer Kaperkapitän des 16. Jahrhunderts François Le Clerc, genannt Jambe de Bois („Holzbein“) oder spanisch Pie de Palo (* Reville, Normandie; † 1563 vor den Azoren). Bei Wikipedia heißt es über ihn:

„Nachdem Le Clerc in einer Seeschlacht 1549 vor Guernsey ein Bein verloren hatte, wurde er als Jambe de Bois („Holzbein“) bekannt. Mit einem Kaperbrief des französischen Königs Heinrich II. griff Le Clerc 1552 zunächst Puerto Santo auf der portugiesischen Insel Madeira an und war damit der erste Pirat mit einem Holzbein, der urkundlich belegt ist. Im März 1553 begann Le Clerc mit acht Schiffen, deren Oberbefehl er hatte, die spanische Handelsflotte und amerikanische Siedlungen anzugreifen und überfiel zunächst San German auf Puerto Rico und dann systematisch die Häfen der Insel Hispaniola. Ihr Hauptquartier hatten Le Clerc und seine Männer auf der Insel St. Lucia. Von dort griffen sie vorbeisegelnde spanische Schiffe an. Bei einem Überfall auf Santiago de Cuba am 1. Juli 1554 zerstörten Le Clerc und seine Gefolgsleute die Stadt derart gründlich, dass sie sich lange nicht davon erholte. Bis 1555 gefährdete er den spanischen Schiffsverkehr zu den kanarischen Inseln. Als Hugenotte kämpfte er in den Anfängen der französischen Religionskriege mit, doch starb er bald auf See.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Fran%C3%A7ois_Le_Clerc)

Bild Le Clerc

Francois Le Clerc

Es gab also, wie wir sehen, auch Hugenotten aus der Normandie, womit sogar eine Synthese der Hugenotten- und der anglo-normannischen Ursprungstheorie möglich erscheint.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass wir den „Stammbaum“ zwar inzwischen bis ins späte 18. Jahrhundert zurückverfolgen können, es aber, was die Zeit davor angeht, eine ganze Reihe von Möglichkeiten gibt, die alle noch im Dunkeln liegen und bisher nur Gegenstand von Spekulationen sein können.

Fortsetzung folgt.

1. Januar 2011: Ahnenfoschung, Teil 1

Internet-Recherche zur Ahnenforschung über die Familie Claer

Thomas Claer

Ausgangspunkt ist der in der Familie Claer überlieferte Stammbaum, der bis auf meinen Ururgroßvater Franz Claer, geb. 1841 in Ostpreußen, zurückgeht. Bereits in der Anlage des Stammbaums äußert mein Großvater, Gerhard Claer, die Vermutung, dass die Vorfahren der Familie Hugenotten waren, die vor allem im 17. Jahrhundert, um religiös bedingter Verfolgung zu entgehen, aus Frankreich in den deutschen Sprachraum eingewandert sind. Weiterhin weist er in der genannten Anlage auch auf die abweichende, dem Französischen noch näher stehende Schreibweise „Clair“ hin, die in Ostpreußen ebenfalls auftritt. So ließen sich in Kirchenregistern des 19. Jh. in Ostpreußen einige Personen mit dieser Schreibweise des Namens finden, wobei als deren Berufsbezeichnung mehrmals Förster sowie Gendarm angegeben sei. Ferner wusste mein Großvater nach Aussage meines Onkels, Dr. Karl Scheibner, zu berichten, dass die Familie früher adelig war und „de Claer“ oder „de Clair“ hieß. Letzteres wurde aber von anderen Familienmitgliedern als Humbug abgetan.

Nunmehr eröffnet sich uns im digitalen Zeitalter aber die Möglichkeit, der Lösung des Rätsels auf relativ einfachem Wege näher zu kommen, nämlich durch eine simple Internet-Recherche, die ich also in diesen Tagen, zum Jahreswechsel 2010/2011, vorgenommen habe. Hier die Ergebnisse nebst meiner Interpretation:

Zunächst berichtet ein Nutzer eines Forums zur Ahnenforschung von einem seiner Vorfahren, Wilhelm Friedrich Claer, der 1824 in Corgeiten/Germau, Krs. Fischhausen/Ostpreussen, geboren und 1889 in Rahnkalwen /Dittlaken gestorben sei. Er sei „königlicher Forstaufseher, königlicher Förster“ gewesen. Sein Sohn Otto Wilhelm Claer, der am 28.12.1859 in Argenthal/Ostpreussen geboren worden sei, wäre „Revierförster, herrschaftlicher Förster“ gewesen und wohl in den 1890er Jahren nach Schlesien übergesiedelt. In der Familie sei „überliefert“, „dass in dem Namen wohl franz. Vorfahren verborgen liegen könnten“. (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=19367)
Bezüglich der Familie „de Claer/de Clair“ wird man besonders fündig im Stadtarchiv Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis, NRW, Nähe Bonn). Dort heißt es unter Findbuch (SN 29 Familienarchiv von Claer): „Im Einzelnen enthält der Bestand 30 Archiveinheiten (AE) der Jahre 1652 bis 1978 … In der Familie von Clair/de Clair/de Clara lassen sich seit mehreren Jahrhunderten u.a. Personen nachweisen, die höhere Ränge in Verwaltung und Militär bekleidet haben. Die Familie siedelte sich im späten 17. Jahrhundert im Rheinland an und stellte mehrere kurkölnische Statthalter des Amtes Wolkenburg und der Burggrafschaft Drachenfels, mit Franz Bernhard de Claer (1785-1853) den zeitweiligen Adjutanten vom Landsturm im Siebengebirge, Stadtkommandeur in Bonn und Domänenrat sowie mit Eberhard von Claer (1871-1946) den langjährigen Bürgermeister des Amtes Menden (Rhld.).

Das Familienarchiv enthält Splitter aus dem privaten und beruflichen Leben einzelner Familienmitglieder zwischen 1652 und 1943. Der jeweilige Kontext erschließt sich häufig aus der 1929-1932 von Alexander von Claer verfassten Familiengeschichte (siehe Literatur).

Das Familienarchiv muss in früheren Jahren bedeutend umfangreicher gewesen sein und war zumindest in Teilen geordnet und nummeriert. Viele Einzelschreiben, die nicht mehr im Bestand vorliegen, sind in Alexander von Claers Familiengeschichte zitiert bzw. transkribiert. Offensichtlich wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Schreiben des Archivs unter verschiedene Mitglieder der Familie von Claer/Trolldenier aufgeteilt.“ (http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=140&tektId=72&id=010&klassId=1)

Die älteste genannte Quelle ist: „1652 – Bewerbung des Bartholomäus de Clara beim Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg um eine Schöffenstelle in Rees (am Niederrhein, Anm. T.C.) samt urschriftlicher Antwort“.

Weiter heißt es: „Als Literatur zur Geschichte der Familie von Claer sind zu nennen:

J.J. Sluyter: Die rheinische Familie de Claer, in mehreren Ausgaben der Zeitschrift ’Niederrheinischer Geschichtsfreund’, Kempen 1882-1883 (mit zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen im Bestand als SN 29/4).
Alexander von Claer: Familiengeschichte von Claer, München 1929-1932, Neuauflage Frankfurt/Main 1979 (im Bestand als „SN 29/1“ sowie in der Bibliothek des Stadtarchivs unter der Signatur „S06A Clae1“).“

Ebenfalls einiges zu bieten hat das Stadtarchiv Meckenheim (Rheinland, ebenfalls Rhein-Sieg-Kreis, südliches NRW): Dort findet sich auch Bildmaterial, darunter die Abbildung des Familienwappens. (http://www.stadtmuseum-meckenheim.de/geschichte.htm)

Johann Friedrich de Claer

Johann Friedrich de Claer


Wappen de Claer

Familienwappen de Claer

Außerdem findet sich ein Bericht in einer historischen Zeitschrift, wonach eine Kirche in Königswinter (ebenfalls in der besagten rheinischen Gegend belegen), nachdem sie durch einen verheerenden Brand vernichtet worden war, wiederaufgebaut wurde – und zwar mit den Geldern der Familie de Claer. „Zu ihrem Reichtum“, heißt es dort, „war die Familie de Claer im Geld- und Weingeschäft gekommen. Von 1711 bis 1755 war Philipp Heinrich de Claer Statthalter. Der vermögende Junggeselle wohnte in seinem repräsentativen Haus in der Haupt-Strasse – dem heutigen Haus Nr. 392.“ ( http://www.rheinkiesel.de/pdf/rk0508.pdf)

Die Namensänderung von „de Claer“ in „von Claer“, so weiß Wikipedia, erfolgte im späten 19. Jh.: „Eberhard war der Sohn des späteren Generalleutnants de Claer. Die Familie erhielt mit Genehmigung vom 28. April 1882 die Erlaubnis zur Führung des Namens von Claer.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer_%28General%29)

Besonders erwähnenswerte Familienmitglieder sind schließlich:

1.    der bereits genannte Franz Bernhard de Claer (1785-1853). Er war Adjudant des 1813 gegründeten Freiwilligen Landsturms Banners des Siebengebirges zur Befreiung von der Franzosenherrschaft. Nach ihm wurde in Königswinter eine Straße benannt. (http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigswinter)
2.    der ebenfalls schon erwähnte Eberhard de Claer (1871-1946), langjähriger Bürgermeister des Amtes Menden und Privatgelehrter. Verfasser zahlreicher Beiträge in historischen Fachzeitschriften und Inhaber einer umfangreichen Sammlung von Abschriften aus Bonner Gerichtsakten der frühen Neuzeit (http://www.thomas-p-becker.de/TPB/Hexen/hexbonn.html)
3.    Bernhard Eberhard Theodor von Claer (07.12.1888 in Berlin –  29.03.1953 in Göttingen), General. (http://www.unithistories.com/officers/bio/german/HeerC.htm)

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4. Carl-Gideon von Claer (genannt „Atom-Claer“), Oberst der Reichswehr und später  Führungsstäbler der Bundeswehr für atomare Kampfführung sowie „militärischer Mitarbeiter“ des SPIEGEL und SPIEGEL-Autor. Verfasser einer SPIEGEL-Glosse am 13.2.1967 über adlige Seilschaften in der Bundeswehr („Das Monokel der Armee“). Wurde daraufhin aus Adelskreisen als „Nestbeschmutzer“ diffamiert, die ihm nahe legten, das „von“ aus seinem Namen zu streichen.  (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46369571.html, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409541.html, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46394422.html)

5.    Eberhard von Claer (* 9. August 1856 in Lüben; † 28. April 1945 in Langensalza). Preußischer Offizier, zuletzt General der Infanterie im Ersten Weltkrieg. Am 25. August 1914 wurde er mit der Führung des neuaufzustellenden XXIV. Reserve-Korps beauftragt, bevor er am 12. September 1914 zum Kommandierenden General des VII. Armee-Korps (auch Westfälisches Korps) ernannt wurde. 1915 verlieh ihm der Kaiser in Anerkennung seiner Verdienste den Pour le mérite. (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer_%28General%29)

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Grabplatte auf dem Invalidenfriedhof in Berlin

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6.    Eberhard von Claer (* 9. Juni 1923 in Königsberg/Ostpreußen) ist ein deutscher Politiker (CDU). Während des Krieges zweimal verwundet und nach dem Krieg zu 90 Prozent schwerkriegsbeschädigt. Nach seiner Flucht 1945 aus Ostpreußen begann er in Göttingen sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Zwischen 1949 und 1954 legte er sein juristisches Staatsexamen ab und war im Anschluss zwischen 1954 und 1960 in der Finanzverwaltung des Landes Niedersachsen beschäftigt. Vorsitzender des Landesverbandes Oldenburg der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU/CSU. 1976-1978 Mitglied des niedersächsischen Landtags. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer)

7.  der auch bereits genannte Alexander Karl August von Claer (11.6.1862-11.8.1946). Major der Reichswehr, wird im Februar 1904 unter Beibehaltung seiner Stellung als Militärataché in China zum ersten deutschen militärischen Vertreter in Seoul ernannt (wenige Wochen vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges im Februar 1904). Wird genannt in der Liste „Germans in Korea prior to 1910“ Korea-Aufenthalte 04.03.1904 – 05.1905  und noch einmal 25.11.1906-27.11.1906 (Informationsreise). Verfasser der „Familiengeschichte von Claer“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer) Verschickte mit anderen im Herbst 1880 ein Rundschreiben an die Alten Herren und den KSCV, um die Auswüchse und Mißbräuche der Kösener Sitten abzuschaffen. Die Zustimmung war groß. Unter den 4.077 Unterschriften der Beteiligungslisten waren die des Kronprinzen Wilhelm und des Fürsten Bismarck. (Zandersche Bewegung) (http://de.wikipedia.org/wiki/Corps)

Ferner gibt es die folgende Liste mit verstorbenen Trägern des Namens von Claer aus dem 20. Jh:

Claer, Christoph v., verunglückter Junge aus Kolberg
Claer, Erna v., Diakonisse in Rente aus Wiesbaden
Claer, Hans-Eberhard v., Fahnenjunker-Gefreiter aus München
Claer, Helmut v., Oberleutnant aus Vilich
Claer, Helmuth v., Leutnant aus Kolberg
Claer, Ilse v., geborene Schönian
Claer, Irmela v., geborene v.der Lancken, aus Frankfurt am Main
Claer, Otto v., Finanzgerichtspräsident ausser Diensten
Claer, Wichard v., Bundesbankdirektor ausser Diensten aus Frankfurt am Mai (Gedruckte Traueranzeigen des deutschen Adels 1912-2009 http://home.foni.net/~adelsforschung2/anzeig01.htm)

Bleibt nun aber noch die Frage, wie aus „de Clair/de Claer“ „Claer/Clair“ werden konnte. Zunächst ist, wie allen hier zusammengetragenen Belegen entnommen werden kann, auszuschließen, dass hier eine spätere Adelung einer ursprünglich nicht adeligen Familie vorliegt. Hier ist es genau anders herum. Die Namensvariante mit Adelstitel ist bis ins 17. Jahrhundert zurück zu verfolgen, die Variante ohne Adelstitel lediglich bis ca. 1830. Ein Teil der Familie muss also den Adelstitel verloren haben. Hierfür gibt es drei Möglichkeiten: 1. Aberkennung wegen schwerer Verfehlungen (Verbrechen etc.) – nicht sehr häufig aufgetreten, 2. freiwillige Ablegung aufgrund der politischen Einstellung (Sozialdemokraten, Kommunisten, später Grüne) – auch nicht so sehr häufig, 3.  Nachkommen von Adeligen durch Mesalliancen (nicht standesgemäße Verbindungen) oder Seitensprünge mit nachträglicher Legalisierung, in solchen Fällen wurde den Nachkommen oft das „von“ aberkannt, bzw. sie wurden aus dem Familienverband ausgeschlossen. – Das ist wohl die Ursache für viele Namensträger eines adligen Namens ohne “von”. (http://www.ahnen-und-wappen.de/forum/index.php?page=Thread&threadID=3991)

Aber wie kam die eher im Rheinischen angesiedelte Familie in Teilen nach Ostpreußen? Wohl nicht erst über den Vater des oben unter 6. erwähnten Lokalpolitikers Eberhard von Claer (* 9. Juni 1923 in Königsberg/Ostpreußen), nämlich Bernhard von Claer (wahrscheinlich ist es jener unter 3. genannte, also 07.12.1888 in Berlin –  29.03.1953 in Göttingen), der laut Wikipedia-Profil „im Militär tätig war“ und „häufig versetzt“ wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer) Denn der Stammbaum der adelslosen Familie Claer in Ostpreußen reicht ja sogar bis ca.1830 zurück. Vielleicht wurden auch schon die preußischen Offiziere früherer Generationen mitunter in östliche Provinzen versetzt. Oder dem bereits aus der rheinischen Adelsfamilie de Claer ausgeschlossenen Vorfahren wurde zur Kaschierung der Familien-Schande eine Existenz als königlicher Förster weit draußen in Ostpreußen angeboten.

Aber all das ist bisher nur Spekulation…

Fortsetzung folgt.