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August 2014: Ahnenforschung, Teil 6

Zur Namens- und Familiengeschichte Claer

Im vergangenen Jahr standen unsere Forschungen ganz im Zeichen der Auswertung der bis ins 17. Jahrhundert zurückreichenden Kirchenbücher aus Ludwigswalde, die unser entfernter Verwandter Andreas Z. dankenswerterweise bei den Mormonen bestellt, in mühsamer Arbeit abfotografiert und in eine Online-Galerie eingestellt hat. Wir haben mehr gefunden, als wir zu hoffen gewagt hatten, wenn auch keineswegs immer gerade das, wonach wir gesucht haben. Im Anschluss an die Präsentation unserer bisherigen Kirchenbuch-Funde folgen noch einige aktuelle Funde aus meinen Online-Recherchen, aber zunächst geht es nach Ludwigswalde.

Ausgangspunkt unserer Betrachtungen ist der nun endlich gefundene Geburtseintrag meines Urururgroßvaters Friedrich Claer, geboren am 22. November 1799 als „Christian Friedrich Klaer“ in Ludwigswalde. Seine Eltern sind demnach der Unterförster Friedrich Wilhelm Klaer (Lebensdaten laut Eintrag in der Mundia-Datenbank: 1770-21.12.1815) und Susanne Hoemke. Folglich ist Christian Friedrich Klair ein Bruder des Johann Wilhelm Claer (Lebensdaten laut Eintrag in der Mundia-Datenbank: 10.7.1803-22.4.1880), welcher laut Geburtseintrag aus dem Geheimen Staatsarchiv die gleichen Eltern hat. Eine interessante Abweichung, auf die wir später noch zurückkommen werden, liegt darin, dass in der Mundia-Datenbank als Mutter von Johann Wilhelm nicht Susanne Hoemke, sondern eine Susanne Kopfhammer angegeben ist. (Das ist zwar offensichtlich unzutreffend, bringt uns aber auf eine neue Spur.)

1. Die Claers in Ludwigswalde

Bislang haben wir nur bzw. immerhin schon die Taufeinträge in Ludwigswalde von 1700 bis 1800 durchgesehen. (Es warten noch auf Auswertung: Taufen 1665-1700, Heiraten 1682-1814 und Tote 1682-1813.) Die Entzifferung der zumeist in Latein und Sütterlin gemischt geschriebenen Einträge war oft ein ziemliches Rätselraten, vieles ist sehr schlecht zu lesen, weshalb trotz aller Bemühungen eine gewisse Rest-Unsicherheit bleibt…

Hier zunächst unsere gesammelten Funde in chronologischer Reihenfolge beginnend mit den zeitlich jüngsten:

– S. 80-links-1 (1799):
Ludwigswalde / Christian Friedrich Klaer / 10 Eintrag des Jahres / Nov. 22. / Pater: Friedrich Wilhelm Klaer / Mater: Susanna Hoemke / Testes (Paten): 1. Frau ??? Gegenbein / 2. Friedrich Maz / 3. Gottlieb Maz zu Gottenf. / 4. Johann Christian Maz aus Pannerk / 5. H Herolz ??? unscharf…

klein S. 80 links 1 (1799)

 

 

– S. 71 links-2 und rechts-2 (1797):
Ludwigswalde / 10 / männlich, ehelich / dem königl. ???bergförster Johann Friedrich Clair ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmannin (also Liedmann) 9zehnten Februaris ein Söhnlein geboren welcher ejusdem (also hier in Ludwigswalde) getauft wurde Friedrich Wilhelm.
Pathen:
1. Christian Lupgeber (???), Knecht
2. Christoph Schultz, ”
3. Johann Podels ??

klein S.71 links2 (1797)klein Seite 71 rechts 2 (1797)

 

 

 

 

– S. 61 links-2 und rechts-2 (1794):
dem Johann (oder Jochen?) Christian Klaer. Aufquatier (oder Auf quatier?) vom Depots Batallion ist von seiner Ehefrau, Mar. Elisa Prangin, 8 km abge… (?) (abgelegen?) ein Töchterlein gebohren, welches achtzehnten April getauft nomina Cath. Elisabeth.
Taufpathen:
1. Stefan Schult (ist Knecht)
2. Charlotta Schuldmannin (?)
3. Löv. Drehen.. (?)
4. Charles Wirmilin
5. Bafellegsen
6. Schulzin
7. Möllershufen”

klein S. 61 links2 (1794)klein S. 61 rechts2 (1794)

 

 

 

 

– S. 57-links-1 und rechts-1 (1793):
dem Johann … (?) Kopfhammel Unterförster ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmanin … ein Töchterlein gebohren nomina Anna Louisa (?)

Außerdem zählt zu den Taufpaten auch eine Sophia Warnien. Der Name Warnien kommt auch noch in anderen Einträgen vor. Die spätere Ehefrau des Johann Wilhelm Claer (geb. 1803) war eine geborene Warnien. Auch der Name Hoemke findet sich noch an einigen Stellen.

– S. 42-links-1 und rechts-1 (1788): “dem Johann Samuel (?) Kopfhammer Unterförster ist von seiner Ehefrau Susanna Dorothea Liedmannin … ein Söhnlein gebohren nomina Georg Heinrich”

– S. 39-links-1 (1788):
obere Mitte der Seite, da steht bei den Taufpaten gleich unter 1. Christian Clair. Wobei man “Christian” sehr gut lesen kann, aber “Clair” sehr schlecht. Also es ist fraglich, ob es wirklich Clair heißt, aber es wäre möglich.

klein S. 39 links 1 (1788)

 

 

– S. 123 (1752):
Am 1. Oktober ist des Gottfried Klair, iun, militis. Weib, Julia Ruollin mit einer Tochter niedergekommen, selbige wurde Maria 4. … getaufet.

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– S.116 (1749):
Am 13. September ist des Gottfried Klair jun., Musquetiers vom Mountenfil … Regiment sein Weib mit einer Tochter niedergekommen, selbda wurde als dann 1.4. getauft nomine Louisa.

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– S.101 (1739):
Am 11. September ist des Johann ??? Schmids Cleer, Schultzen in Altenburg, Ehegattin mit einem jungen Sohn entbunden welcher am 14. Jujus getaufet und Johann Christoph genannt worden.

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– S. 95 links (1736):
3. February wird der (des?) Minhart Mil. (wohl Abkürzung für Miles = Soldat) Claer, Intimus von hier (könnte heißen: er ist hier gut bekannt), sein Töchterchen, welches ?? 30 (20?) January gegen Abend gebohren, zur Kirche gebracht, und ihm den Nahmen Regina gegeben.”

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Leider gibt es also keinen Geburtseintrag zum Vater „unseres“ Christian Friedrich, zum Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (1770-21.12.1815) in Ludwigswalde. Er dürfte wohl zugewandert sein. Genaueres wird möglicherweise eine spätere Auswertung der Hochzeitseinträge ergeben. Doch hat es offenbar noch mehrere andere Claers in Ludwigswalde gegeben.

Zunächst springt der königliche Förster (wir lesen dort „königl. Vubergförster“, was aber keinen Sinn ergibt) Johann Friedrich Clair ins Auge, der 1797, also zwei Jahre vor der Geburt „unseres“ Christian Friedrich Klair, einen Sohn Friedrich Wilhelm d. J. bekommen hat. Demnach hat es 1797/1799 zwei Förster mit Namen Claer in Ludwigswalde gegeben, „unseren“ Unterförster Friedrich Wilhelm d.Ä. und den offenbar ranghöheren königlichen Förster Johann Friedrich. Es liegt natürlich nahe, in ihnen Brüder zu sehen, auch die Abfolge der Geburten ihrer Söhne kurz nacheinander spricht zumindest für ein ähnliches Alter der beiden Förster. Auch war es damals sehr verbreitet, die eigenen Kinder nach Onkeln oder Tanten zu benennen. Wegen der seinerzeit allgemein niedrigeren Lebensdauer stand die Gefahr von Namensverwechslungen bei gleichen Vornamen sicherlich weniger im Vordergrund als heute.

Spannend wird es, wenn wir die Ehefrau des königlichen Försters Johann Friedrich Clair unter die Lupe nehmen: Sie heißt Susanna Dorothea Liedmanin (also Liedmann). Im Jahr 1797 wird sie Mutter des jüngeren Friedrich Wilhelm Claer. Jedoch war ebendiese Susanna Dorothea Liedmann laut den Einträgen 1788 und 1793 noch mit dem Unterförster Johann Kopfhammer verheiratet und hat ihm einen Sohn und eine Tochter geboren. Da es mit Ehescheidungen in der damaligen Zeit nicht so einfach, die allgemeine Sterblichkeit aber recht hoch war, lässt sich annehmen, dass Johann Friedrich Clair irgendwann zwischen 1793 und 1798 die Witwe Dorothea Liedmann des mutmaßlich verstorbenen Försters Johann Kopfhammer geheiratet hat. (Es wäre sogar denkbar, dass hierin der Anfang der Försterdynastie Claer lag, denn die Ehelichung der Witwe könnte durchaus mit dem Antritt der Försterstelle des verblichenen Johann Kopfhammer verbunden gewesen sein, während wir über noch frühere Förster Clair bislang nichts wissen. Womöglich hat Johann Friedrich Clair in der Folge sein Amt und seine alsbaldige Beförderung zum königlichen Förster dazu genutzt, seinem mutmaßlichen jüngeren Bruder Friedrich Wilhelm eine zusätzliche Stelle als Unterförster einzurichten, woraufhin auch dieser in Ludwigswalde eine Familie gegründet hat.) Hinzu kommt nun aber, dass in der Mundia-Datenbank als Mutter des Johann Wilhelm Claer nicht (was zutreffend gewesen wäre) Susanne Hoemke, sondern Susanna Dorothea Kopfhammer eingetragen ist. Entweder handelt es sich hier schlicht um eine Verwechslung der Großtante mit der Großmutter – oder aber Susanna Dorothea Liedmann / Kopfhammer / Claer hat zu einem noch späteren Zeitpunkt, vielleicht nach dem Ableben ihres Mannes Johann Friedrich Claer auch noch dessen Bruder Friedrich Wilhelm Claer geheiratet, der dann aber seinerseits bereits verwitwet hätte sein müssen. In diesem Falle wäre die Dame nacheinander mit drei Förstern verheiratet gewesen!

800px-Bernhard_Danckelmann_by_Heinrich_Lauenstein_1896

 

 

 

 

 

 

 

Bernhard Danckelmann 1896 in der Gala-Uniform eines königlich preußischen Oberforstmeisters. Reproduktion eines Gemäldes von Heinrich Lauenstein. (http://de.wikipedia.org/wiki/Oberf%C3%B6rster)

Es lassen sich zwar wie gesagt keine noch früheren Förster Claer in Ludwigswalde finden, dafür aber gleich drei Soldaten Claer/Klair, nämlich

– der Miles (also Soldat) Minhart Claer, dessen Tochter Regina 1736 in Ludwigswalde getauft wurde
– der Musketier/Milites Gottfried Klair, der 1749 und 1752 auch jeweils eine Tochter in Ludwigswalde hat taufen lassen (Louisa und Maria, die Mutter war Julia Ruollin)
– und Johann Christian Klaer auf Quartier vom Depots Batallion, 1794 ebenfalls Vater einer Tochter Cath. Elisabeth (Mutter war Elisa Prangin)

Was aber bedeutet „auf Quartier“? Ein zeitgenössisches Lexikon gibt Antwort.

Großes Universallexikon, verlegt von Heinrich Fedler, 30. Band, Leipzig und Halle 1741:

Quartier, heißt bei den Soldaten: 1) So viel als Gnade, Verschonung, daher sagt man: Quartier geben, wenn man dem überwundenen Feinde das Leben schenket, und ihn zu einem Kriegsgefangenen machet 2) Bedeutet es einen jeden Ort, wo die Truppen campiret stehen 3) Wird auch darunter verstanden, ihr Logis, worin sie sich in Friedenszeit aufzuhalten angewiesen worden. Wie sie sich nun daselbst aufzuführen haben, solches erhellet aus dem Artickel Ordinanz, im XXV. B. p. 1781 u. ff. (http://books.google.de/books?id=t1UhAQAAMAAJ&pg=PA124&lpg=PA124&dq=was+ist+ein+quartiermeister?&source=bl&ots=wVaWxKzbSJ&sig=zcRbpzrdfCdBN5R06JimyFkfJ9w&hl=de&sa=X&ei=C4_EUtSAC8LbswbYw4GQCw&ved=0CGcQ6AEwCQ#v=onepage&q=quartier&f=false)

In unserem Fall spricht eigentlich alles für die Bedeutung Nr.3. Während der Friedenszeit brauchte sich der Soldat Johann Christian Klaer offenbar nicht ständig im Depot Battallion aufzuhalten und war demnach auf Quartier bei seiner Braut, die ihm eine Tochter zur Welt brachte.

Vom Alter her könnte dieser Johann Christian (der seine Tochter 1794 bekam) ein weiterer Bruder der beiden Förster Johann Friedrich und Friedrich Wilhelm gewesen sein. Die anderen beiden Soldaten, Gottfried und Minhart (deren Kinder 1736, 1749 und 1752 zur Welt kamen), gehören wohl eher zu deren Großeltern-Generation. Doch wenn man bedenkt, dass wer damals gut schießen konnte, damit wohl schon fast als Förster qualifiziert war, dann führt die Spur ganz klar zum Militär. Womöglich gab es sogar eine Menge Claers beim Militär, von denen einige ihre Kinder im nahegelegenen Ludwigswalde taufen ließen und ein bis zwei andere von ihnen dann in dortige Försterfamilien einheirateten. Ich erinnere daran, dass Johann Wilhelm Claer (1803-1880), der Bruder unseres Christian Friedrich Claer (geb. 1799), Inhaber eines Forstversorgungsscheins war, d.h. aufgrund einer abgeleisteten Militärzeit erwarb er das Anrecht auf eine spätere Försterstelle (siehe meine früheren Aufzeichnungen).

Weiterhin hatten wir aber auch noch den Schmid (also Schmied) Johann ?? Cleer gefunden, der im Jahr 1739 offenbar nebenberuflich oder ehrenamtlich Schultze (d.h. Bürgermeister) von Altenberg war, einem kleinen Ort in der Nähe von Ludwigswalde, und Vater eines Sohnes Johann Christoph wurde. Er war offensichtlich vor den Förstern der einzige Claer, der in Ludwigswalde bzw. in der Umgebung fest ansässig war, die Soldaten entfernten sich ja nur kurz zur Kindstaufe von ihren Einheiten oder waren „auf Quartier“. Vielleicht sorgte dieser Schmied und Bürgermeister ja sogar dafür, dass seine mutmaßlich verwandten Soldaten zu ihren Kindstaufen nach Ludwigswalde kamen. Und doch lässt mich dieser Bürgermeister wieder an den Bischof Johannes Clare aus dem 14.Jh. denken, dessen Neffe Frowin Clare laut Wikipedia 1327 das Schulzenamt von Neuendorf bei Fischhausen antrat…

Noch ein Nachtrag zu Susanne Hoemke, der Ehefrau „unseres“ Unterförsters Friedrich Klair (1770-1815). In meinen Aufzeichnungen von 2013 hatte ich ja bereits auf meinen Fund hingewiesen, wonach eine Susanna Elfriede Hoemke in einer der genealogischen Datenbanken im Inernet (http://www.werelate.org/wiki/Person:Susanna_Hoemke_%281%29) erscheint und demnach bereits am 28.3.1779 in Neu Sorgem, Kreis Fischhausen/Ostpreußen, mit ihrem Mann Martin Braeuer einen Sohn namens Gottfried Breyer (Braeuer) bekommen hat. Vielleicht war das ja nicht „unsere“ Susanne Hoemke, sondern eine Verwandte (z.B. die Tante) von ihr, deren Vorfahren womöglich auch aus dem Kreis Fischhausen stammten. Und diese Verwandtschaft bzw. Verschwägerung könnte „unseren“ Christian Friedrich Clair später wieder nach Corjeiten (Kreis Fischhausen) geführt haben, wo er 1724 mit der Jägerstochter (sic!) Justine Knaebe eine Familie gegründet hat, aus der auch mein Ururgroßvater Franz Claer, der Postschaffner (1841-1906), hervorging.

Und noch eine kurze Ergänzung zu meiner Urururgroßmutter, der erwähnten Justine Knaebe (Knebe, Knebel). Eine Internetseite, die über die Einwanderung von Religionsflüchtlingen in den Jahren 1731/32 aus dem Salzburgischen nach Ostpreußen berichtet (http://salzburger.homepage.t-online.de/Fam-name.htm), führt eine Liste aller Familiennamen dieser Einwanderer mit zahlreichen Namensvariationen auf, die dem „Stammbuch der ostpreußischen Salzburger“ von Hermann Gollub entnommen sind.

Unter anderem findet sich dort auch der Name:

Knäbel, Knebel, Knöbl, Knäbl, Knabel, Knappel, Knobl, Knabe, Knäbe, Knebe, Knab

Demnach gehörten die Vorfahren von Justine Knaebe sehr wahrscheinlich zu dieser Gruppe von Einwanderern.

Flucht

 

Flüchtlinge aus dem Salzburgischen auf dem Weg nach Ostpreußen

Auf der Seite heißt es weiter:

„Rund 200 Jahre nach dem Beginn der Reformation durch den Anschlag der Thesen Martin Luthers war der evangelische Glaube tief in die Herzen vieler Salzburger gedrungen. Dies war von der herrschenden Geistlichkeit nicht gelitten, denn  Toleranz gegenüber Andersgläubigen war zu damaliger Zeit nicht angezeigt. Mit der Bekanntgabe des Emigrationspatents am Reformationstag 1731 war das Schicksal der Protestanten besiegelt. Das Land Salzburg verlor durch die Ausweisung ein Fünftel seiner Bevölkerung. Recht bald mussten die Unangesessenen, die nicht Besitzenden, das Land verlassen, Monate später auch die Angesessenen. Das Einladungspatent des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm I. gab ihnen eine neue Heimat: 15 000 kamen nach Ostpreußen.“

Und an anderer Stelle steht:

„Gut 200 Jahre war es den salzburgischen Emigranten und ihren Nachkommen vergönnt, in der Ferne eine neue Heimat zu finden und schließlich auch bodenständig zu werden. Wieder war es ein Herrschaftsregime, das Ihnen die Heimat nahm. Die totalitäre Führung der Nationalsozialisten, die Raum im Osten erzwingen wollte, führte in einen Weltkrieg, der nicht gewonnen werden konnte. Über 2 Mill. Ostpreußen, unter Ihnen fast jeder Dritte salzburgischer Abstammung, wie gesagt wird, mussten auf Anordnung des Gauleiters ihre Heimat vor dem Ansturm der russischen Truppen verlassen, flüchten oder wurden später ausgewiesen und kamen verstreut in das Gebiet der heutigen Bundesrepublik.“

226_Ankunft_der_Salzburger_Glaubensfluechtlinge_in_Ostp

 

 

 

Die meisten Salzburger kamen zu Schiff in Königsberg an. (http://www.preussenchronik.de/bild_jsp/key=bild_219.html)

Schließlich zitiert die Seite noch den berühmt-berüchtigten Dichter, Freiheitskämpfer und Nationalisten Ernst Moritz Arndt (1769-1860), der da sagte: “Es ist ein prächtiges deutsches Volk, die Preußen, besonders die Ostpreußen und was dort von den Salzburgern stammt.“

 

2. Spekulationen über die Herkunft: David Clerc, Christian Clerc, die Berliner Leclercs oder Johannes Clare?

An dieser Stelle kann die Spekulation über die Herkunft der Claers in eine neue Runde gehen. Ausgangspunkt ist wieder einmal die schon mehrfach zitierte Auskunft des ausgewiesenen Hugenottenforschers Dierk Loyal:

Von: Dierk.Loyal@T-Online
Gesendet: Donnerstag, 9. Februar 2012
An: Andreas Z.

Hallo Herr Z.,
alle französischen Familien in Ostpreußen sind bekannt und bei Horst Kenkel (Franz. Schweizer u. Réfugiés als Siedler im nördlichen Ostpreußen (Litauen) 1710 – 1750, in: Sonderschrift des Vereins für Familienforschung in Ost- und Westpreußen e.V., Nr. 13, Hamburg 1970.) verzeichnet. Eine Familie Claer fehlt hier.
Die französischen Familiennamen in Ostpreußen haben sich allerdings stark verändert. So könnte der Familienname ursprünglich sich von Clerc (Clair, Claird, Clere, Claer, Clari, Klär etc). Es gibt auch die Familie Loclair. In den Kirchenbüchern kommt vereinzelt auch „Lo Claire“ vor.
Meiner Meinung nach dürfte hier aber wohl eine Herleitung von Clerc vorliegen. Dies müsste man aber allerdings durch Kirchenbucheintragungen nachweisen.
Der Ort Corjeiten liegt in dem Kirchenkreis Fischhausen. Die zuständige ev. Kirche war Germau. Die Kirchenbücher liegen heute im „Evangelischen Zentralarchiv“ in Berlin. Dort müssten Sie nach weiteren Vorfahren suchen. Ich vermute, dass die Vorfahren aus dem Kreis Gumbinnen kamen.
Stammvater der Familie Clerc war David Clerc, der aus St. Imier (Dieser kleine Ort liegt im Berner Land in der Schweiz, Anm. TC) stammte. Er wanderte 1712 ein und siedelte sich in Matzutkehmen an. Er heiratet in Judtschen 1718. Bereits 1724 heiratet die Witwe erneut. Kinder sind leider nicht bekannt. Dann gab es noch einen Jacob Clerc der ebenfalls in Matzutkehmen lebte. Kinder sind ebenfalls nicht bekannt. Ich vermute, dass bereits in dieser frühen Zeit die Familienmitglieder aus dem Kreis Gumbinnen abwanderten. Zumindest war Jacob Losgänger und besaß daher kein eigenes Land.
Dann gab es noch einen Christian Clerc, der 1719 in Stolp auf dem Weg nach Ostpreußen registriert wurde. Wo er sich in Ostpreußen ansiedelte, ist allerdings unbekannt.
In Berlin gibt es die Familie le Clerc. Es könnte sein, dass Familienmitglieder von dort nach Ostpreußen wanderten.

Gruß

Dierk Loyal“

 

a) David Clerc aus Matzutkehmen

Da wir nunmehr den Namen Claer bis zurück ins Jahr 1736 in Ludwigswalde zurückverfolgen können (bis zum Soldaten Minhart Claer), erscheint zunächst eine Verbindung zur Familie des aus St. Imier in der Schweiz (Berner Land) eingewanderten David Clerc aus Matzutkehmen (Kreis Gumbinnen) denkbar, die dort immerhin bis zu Davids Tod kurz vor 1724 ansässig war. David oder noch eher sein Verwandter Jacob Clerc könnten Kinder gehabt haben (auch wenn davon nichts bekannt geworden ist), die später Soldaten geworden sind.
Wikipedia berichtet über Matzutkehmen:
Aufgrund seiner Lage direkt am Ufer des Wystiter Sees und damit an der Grenze zwischen dem damaligen Ostpreußen und Litauen wurde häufig Schmuggelware über den See transportiert. Im Rahmen des Zweiten Weltkrieges wurde das Dorf komplett zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Von Matzutkehmen (würde heute im äußersten Südosten der Oblast Kaliningrad liegen) bis Ludwigswalde (heute Lesnoje, im Westen der heutigen Oblast Kaliningrad, südlich von Königsberg) sind es etwa 120 Kilometer. Das ist zwar keineswegs eine unüberwindbare Entfernung. Eine Verbindung drängt sich aber angesichts der damaligen verkehrstechnischen Möglichkeiten auch nicht unbedingt auf.

Matzutkehmen

 

 

 

 

Wystiter See bei Matzutkehmen

 

b) Christian Clerc, der nach Preußen gehet

Dann gibt es noch den erwähnten Christian Clerc, der nach jetzigem Kenntnisstand vielleicht der heißeste und zugleich der rätselhafteste aller unserer „Kandidaten“ ist. Er befindet sich auf der Liste der „Reformierten Siedler auf dem Wege nach Ostpreußen und zurück 1714-1733“ (Quelle: Walther Eylert in: Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete, 12. Jahrgang, 1935), die online einsehbar ist unter

www.stolp.de/stolp…/stolp_deutsch_reformierte_gemeinde.html?…

Die Einträge stammen aus Aufzeichnungen in der Gemeinde Stolp in Pommern, die von vielen Siedlern auf dem Weg nach Ostpreußen, aber auch in entgegengesetzter Richtung passiert wurde. Die meisten waren, wie sich aus den Aufzeichnungen ergibt, gebürtige Schweizer, einige waren Franzosen. Ganz überwiegend waren die Menschen in Gruppen unterwegs (meistens in Familien), nur wenige reisten alleine. Noch seltener kam es vor, dass ein einzelner Reisender an einem Tage als einziger Siedler in die Liste eingetragen wurde. Bei Christian Clerc, der Stolp am 30.8.1719 durchreiste, war aber genau das der Fall. Sein Eintrag lautet schlicht „Christian Clerc, der nach Preußen gehet“ mit dem Zusatz, dass er „von Westen“ kommt. Bei vielen anderen Reisenden (man kann wohl sagen bei den meisten) findet sich in den Eintragen der Zusatz, dass sie „gut Zeugniß“ hätten. Bei Christian Clerc steht nichts davon.

Nun haben wir bereits öfter die weit verbreitete Tendenz in der damaligen Namensgebung erwähnt, bestimmte Vornamen innerhalb einer Familie oft zu wiederholen. Wenn Kinder nicht direkt nach den Eltern benannt wurden, dann oft nach Onkeln oder Tanten, Großeltern oder sonstigen Verwandten. Insofern könnte es von Bedeutung sein, dass sich in Ludwigswalde sowohl bei unserem Vorfahren Christian Friedrich Klaer (geb. 1799) als auch beim Soldaten auf Quartier Johann Christian Klair der Vorname Christian findet. Es könnte aber auch Zufall sein, denn der Name Christian war damals über lange Zeiträume hinweg, wie ich in den Taufeiträgen erkennen konnte, in Ludwigswalde (und sicherlich nicht nur dort) sehr verbreitet.

Kadettenhaus_Stolp

 

 

 

 

 

Kadettenhaus zu Stolp um 1793

Sicherlich kommt dieser Christian Clerc als Vorfahre „unserer“ Jäger und auch der Soldaten namens Klair in Betracht. Es bleiben aber auch Zweifel hinsichtlich der zeitlichen Abstände. Angenommen, Christian Clerc hätte gleich 1719 in Ostpreußen eine Familie gegründet, dann könnte der Soldat Minhart Claer, wenn er denn wirklich Christians Sohn wäre, im Jahr 1736, dem Jahr der Geburt seiner Tochter, erst 15 Jahre alt gewesen sein. Man kann sich das zur damaligen Zeit kaum vorstellen. Mit den anderen Soldaten und dem Schmied und Bürgermeister von Altenberg würde es zeitlich schon besser passen.

Nur am Rande sollen hier die „Menschenraube“ Erwähnung finden, die Friedrich der Große insbesondere in der Schweiz durchführen ließ, um Soldaten für seine Armee zu rekrutieren. Da Friedrich erst seit 1740 König von Preußen war, kann das jedenfalls die frühen Soldaten namens Claer noch nicht betroffen haben.

Woher genau aber könnte Christian Clerc gekommen sein, als er 1719 in Stolp auf der Durchreise von Westen nach Preußen registriert wurde? Vielleicht – wie so viele andere – aus der Schweiz, dann könnte er zur Familie des David Clerc aus St. Imier gehört haben oder auch nicht. Oder er kam aus Frankreich.
Oder er war ein womöglich illegitimer Abkömmling der hugenottischen Familie Leclerc aus Berlin.

 

c) Die Berliner Leclercs

Womit wir wieder bei der Berliner Familie Leclerc /Le Clerc / Leclair / Le Clair / v. Clair wären. Einige Zeit dachten wir ja, dass es eine Verbindung zu Wilhelm Theodor v. Clair (1767-1831), dem Hauptmann von Gumbinnen, gegeben haben könnte. Aber der war erst ca. 1798 nach Gumbinnen versetzt worden. Zu dieser Zeit gab es, wie wir jetzt wissen, ja schon so einige Claers in Ostpreußen. Aber immerhin könnten damals unsere Vorfahren von der Existenz der Adelsfamilie v. Clair in Gumbinnen erfahren haben, und das könnte wiederum möglicherweise Einfluss in die mündlich weitergegebene vage familiäre Überlieferung gefunden haben.

Ferner hatten wir eine Verbindung zum Vater des Wilhelm Theodor v. Clair, dem Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair (1730/1731 bis 1778/1779), begraben als Gottlieb August v. Clair auf dem Garnisonfriedhof in Berlin, für möglich gehalten. Auch den Berliner Portechaisen-Unternehmer Karl Heinrich v. Clair und den Ingenieurkpitän Friedrich Wilhelm le Clair hatten wir in unsere Überlegungen einbezogen. All das ist zwar weiterhin nicht völlig auszuschließen, ist aber deutlich unwahrscheinlicher geworden, seit wir von den Soldaten namens Claer in Ludwigswalde schon ab dem Jahr 1736 wissen.

Bleiben also die noch früheren Familienmitglieder der Leclercs / Le Clercs / Leclairs / Le Clairs. Zunächst ist zu betonen, dass es sich bei den Leclercs primär nicht um eine Adelsfamilie gehandelt hat. Das französische „le“ ist kein Adelstitel (eher ein unbedeutender Namenszusatz), das „de“ dagegen schon. Alles deutet darauf hin, dass Gottlieb August (1730/1731 bis 1778/1779) der erste in seiner Familie war, der den Adelstitel trug. In meinen früheren Aufzeichnungen habe ich ja viele Fundstellen über ihn zusammengetragen: Im früheren Lebensalter wurde er als Ingenieurkapitän le Clair bezeichnet, später als v. le Clair und schließlich nur noch als v. Clair. Die vereinzelte Bezeichnung de Clair geht, wie ich sehe, ausschließlich auf die Datenbankeinträge von Dr. Gerhard H. aus Australien zurück, einem direkten Nachkommen Gottlieb Augusts, mit dem ich in den letzten Monaten in Korrespondenz stand. Selbst wenn Gottlieb August tatsächlich vorübergehend auch de Clair genannt worden sein sollte, so scheint mir doch seine primäre Namensbezeichnung ganz eindeutig le Clair zu sein. Es ist davon auszugehen, dass ihm seine vermutlich großbürgerlich-hugenottische Herkunft in Verbindung mit seinen besonderen Fähigkeiten eine militärische Karriere in der preußischen Armee ermöglicht hat und er für seine besonderen Verdienste, u.a. bei der Urbarmachung des Warthe-Bruches und der Neumark sowie die Übersetzung eines Buches über die Kriegskunst Ludwig XIV. aus dem Französischen, von Friedrich dem Großen geadelt wurde.

Wer die direkten Vorfahren von Gottlieb August sind, wissen wir nicht, aber es liegt nahe, sie unter den zahlreichen Leclercs in Berlin zu suchen. In meinen Ausführungen von 2012 erwähnte ich den umfangreichen Datenbankauszug, den ich von der Deutschen Hugenottengesellschaft in Bad Karlshafen erhalten hatte. Ich schrieb zum Namen le Clair in Berlin:

„Daneben gibt es vier Damen aus Berlin: Anne Francoise Clair (geb. 1734); Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler), Patin am 27./31.7.1724 bei Abraham Jacques Louis; Susanne le Clair /le Clerc), Patin am 1.1.1727 bei Etienne Gedeon, am 3./5.1.1727 bei Jean Louis Matthieubei: Dlle. Dorothee Claire, Patin 1717 bei Paul Ravenel; und schließlich in Stettin eine Anne Susanne le Clair (le Clerc), am 10.4.1739 dort getraut mit dem 28-jährigen “droguiste” Jean Tournier.“

Zwar sind die erste und die letzte dieser Damen, Anne Francoise und die Stettinerin Anna Susanne, viel zu spät geboren, um als Mütter des frühesten ostpreußischen Soldaten Minhart Claer, der 1736 eine Tochter bekam, infrage zu kommen. Die drei mittleren hingegen, Mari, Susanne und Dorothee, würden zumindest vom Alter her passen.

Außerdem schrieb ich in meinen früheren Aufzeichnungen:

„Sucht man aber nach „le Clerc“ in Berlin, so wird man fündig bei Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der Preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15. Dort ist aufgeführt:
Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795)
Geb. Berlin 13.6.1733, gest. ebda. 27.1.1795, frz-reformiert; Vater: Jean Henri, 1713-1786, Hofrat; Mutter: Susanne, 1715-1776, e. geb. Gillet; Schule: besuchte d. Frz. Gymnasium in Berlin); Studium: schrieb sich am 27.4.1754 in Frankfurt/O. (für die Rechte) ein; Laufbahn: engagierte sich im preußischen Heer; machte als Auditeur im Infanterie-Regiment Prinz von Preußen den Siebenjährigen Krieg mit, etwa 1763 verabschiedet; im Frühjahr 1764 zum Kammergerichtsrat genannt, fungierte als solcher noch 1776, damals auch Revisionsrat beim Frz. Obergericht; seit Spätherbst 1782 Geh. Rat beim Frz. Oberdirectorium, rückte hier auf eigenen Wunsch für den verst. Segond de Hamchet ein, s.d.; 1795 gest.; Quellen: GStA, 1, Rep. 96 B, Nr. 160, Berlinische Nachrichten Nr. 48v. 21.4.1764 (Bestallung), Nr. 147 v. 7.12.1782, Adres-Calender Berlin, Matrikel; Archiv d. Frz. Kirche Berlin; (http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA558&lpg=PA558&dq=ingenieur+capitain+le+clerc&source=bl&ots=5W6eTukED1&sig=Nt8Qjimpzn4uojpO7jMaxD6aKPc&hl=de&sa=X&ei=IX4ZUbW2MZCRswav-oAI&ved=0CFsQ6AEwBw#v=snippet&q=le%20clerc&f=false)
Von den Lebensdaten ausgehend, könnte es sich beim Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795) um einen Bruder oder Cousin des Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (1730/31-1778/79) handeln. (Nachkommen hat er offenbar keine hinterlassen noch war er verheiratet, denn anderenfalls wäre das, wie bei anderen Einträgen in diesem Handbuch auch, sicherlich vermerkt worden.) Die in der Datenbank genannte Anne Francoise Clair (geb. 1734) aus Berlin könnte eine Schwester oder Cousine der beiden gewesen sein. Hingegen gehören die gem. der hugenottischen Datenbank anderen drei in Berlin ansässigen Damen namens le Clair/Clair, die zwischen 1717 und 1727 diverse Patenschaften für Kinder übernommen haben, wahrscheinlich nicht einmal zur Generation der Eltern des Kammergerichtsrats Louis le Clerc (geb. 1733) und des Ingenieur-Capitains Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (geb. 1730/31), sondern zur Generation von deren Großeltern. Auch die Eltern des Kammergerichtsrats, nämlich Hofrat Jean Henri le Clerc (1713-1786) und seine Frau Susanne (1715-1776) waren offenbar deutlich jünger. Somit könnten die genannten drei Patentanten, so wie vermutlich die Eltern von Jean Henri le Clerc und seiner Frau, sogar der Einwandergeneration aus Frankreich entstammen, die wohl Ende des 17. Jahrhunderts nach Berlin gekommen sein muss.“

Könnten also die ostpreußischen Soldaten Minhart und Gottfried Claer illegitime Abkömmlinge des Berliner Hofrats Louis le Clerc oder verwandter Generationsgenossen von ihm gewesen sein? All das bleibt reichlich vage und unbestimmt…

Welche Bedeutung aber hat überhaupt der französische Name Clair / Le Clair, dessen ursprüngliche Schreibweise offensichtlich Clerc / Le Clerc ist?

In einem Online-Forum wurde diese Frage jüngst diskutiert. Am Ende einigte man sich auf: Schriftführer, Büroangestellter oder Geistlicher (ähnlich der englischen Variante Clerk), auch: Mönch, der vor allem in der Schriftführung tätig war. Vor allem in Nordwest-Frankreich soll der Name Clerc / Le Clerc verbreitet sein. (http://www.bedeutung-von-namen.de/forum/was-bedeutet-der-name-clerc)

 

d) Bischof Johannes Clare

Ebenfalls noch nicht ganz aus dem Rennen ist die in meinen ersten Aufzeichnungen zur Ahnenforschung mehrfach untersuchte Verbindung zum Erbauer des Königsberger Doms, dem Bischof Johannes Clare, dessen Neffe Frowin Clare wie gesagt laut Wikipedia 1327 das Schulzenamt von Neuendorf bei Fischhausen antrat. Diese theoretische Möglichkeit wird aber erst dann wieder ins Blickfeld rücken, wenn wir Claers in Ostpreußen in der Zeit vor den Einwanderungen der Hugenotten, also deutlich vor 1700, nachweisen können. Das ist bisher noch nicht gelungen. Der Umstand, dass sich zwischen 1700 und 1736 keine Claers in Ludwigswalde finden lassen, deutet eher auf eine hugenottische Herkunft hin, sei es aus der Schweiz oder aus Frankreich.

In der Folge nun noch einige Resultate aus meinen Online-Recherchen des letzten Jahres.

 

3. Die Claers von der Post

Die Claersche Försterdynastie währte, möglicherweise angefangen von Friedrich Wilhelm d.Ä. (1770-1815) und seinem mutmaßlichen Bruder Johann Friedrich, fortgesetzt von Christian Friedrich (geb. 1799) und seinem Bruder Johann Wilhelm (1803-1880), weitergeführt von Friedrich Wilhelm d.J. (1824-1889) und seinem Sohn, dem Schlesien-Auswanderer Otto Wilhelm (1859-1937), über mindestens vier Generationen. Vielleicht erstreckte sie sich sogar noch auf eine fünfte Generation, denn auf einer Internetseite mit alten Adressbüchern (http://adressbuecher.genealogy.net/entry/search) findet sich im schlesischen Oberleutmannsdorf im jahr 1929 ein Förster namens Otto Claer. Zwar könnte hiermit auch Otto Wilhelm Claer gemeint gewesen sein, doch wäre dieser 1929 schon 70 Jahre alt und möglicherweise nicht mehr berufstätig gewesen. Vielleicht hatte also Emma Marie Claer (1883-1985), die in Ober-Leutmannsdorf geborene Tochter des Otto Wilhelm und Urgroßmutter unseres Verwandten Andreas Z., noch einen Bruder namens Otto.

Doch hat sich schon nach der vermutlich zweiten Förstergeneration eine neue Dynastie abgespalten, zu der unsere unmittelbaren Vorfahren zählen: die Claers von der Post. Vielleicht war mein Ururgroßvater Franz Claer d.Ä. (1841-1906) noch aus Verlegenheit Postschaffner geworden, da schon sein deutlich älterer Bruder Friedrich Wilhelm d.J. den Försterberuf gewählt hatte und die Möglichkeiten, als solcher noch irgendwo unterzukommen, mit der Abholzung zahlreicher Wälder bedingt durch die voranschreitende Industrialisierung im 19. Jh. wahrscheinlich nachließen. Demgegenüber war der Fernverkehr, damals zunächst noch das Hauptgeschäftsfeld der Post, ein Wachstumsmarkt. Als später die Bahn der Post das Fernverkehrsmonopol abspenstig machte, verschob sich der Tätigkeitsschwerpunkt der Post in Richtung Brief- und Paketbeförderung. Hinzu kam, da es bis weit ins 20. Jahrhundert hinein in breiten Bevölkerungsschichten unüblich war, ein Bankkonto zu führen, die vertrauensvolle Zustellung von Geldsendungen. Die Postbeamten waren somit qualifizierte staatliche Hoheitsträger und vielerorts auch Respektspersonen.

Bisher war mir nur bekannt, dass mein Urgroßvater Georg Claer (1877-1930), zweitältester Sohn des Postschaffners Franz Claer d.Ä. und in seiner Jugend Meldereiter in China während des Boxeraufstands (1900), Postassistent war. Konkret soll er als Briefträger gearbeitet haben. Von ihm und seiner Frau Wilhelmine Claer, geb. Petschinski (1876-1940) hat sich übrigens noch das folgende Bild angefunden:

Georg u. Wilhelmine Claer

 

 

 

 

 

 

 

Das Foto wurde vermutlich vor ihrem Neidenburger Haus aufgenommen. Er mit Zeitung, sie mit Buch – man sieht gleich, dass es belesene Leute waren…

Auch wurde manchmal von Georg Claers jüngerem Bruder Richard Claer, genannt „Richard von der Post“ berichtet. Laut der erwähnten Internetseite mit alten Adressbüchern war Richard Postschaffner (wie sein Vater Franz Claer d.Ä.) und wohnte im Jahr 1926 in Neidenburg in der Wasserstraße 100. Mein Urgroßvater Georg Claer ist dort als Postassistent und ebenfalls im Jahr 1926 als wohnhaft in der Wasserstraße 100 in Neidenburg aufgeführt.

Jedoch muss auch der älteste der drei Söhne meines Ururgroßvaters Franz Claer d.Ä., nämlich Franz Claer d.J., bei der Post tätig gewesen sein, und zwar in deutlich ambitionierterer Stellung. Auf der Internetseite mit den Adressbüchern ist nämlich seine Frau Emma Claer im Jahr 1935 als Postsekretärswitwe in Königsberg, wohnhaft in der Lutherstr. 4, aufgeführt. Demnach hat Franz d.J. vermutlich, anders als seine beiden jüngeren Brüder, die in Neidenburg blieben, Karriere in Königsberg gemacht, brachte es bis zum Postsekretär und ist dann relativ früh verstorben. Hier ist an die in meinen früheren Aufzeichnungen bereits erwähnte fragwürdige Autobiographie des Hans Henning „Moppel“ Claer zu erinnern, der ein Enkel von Franz d.J. und Emma Claer gewesen ist. In seinem Buch findet „Oma Emma“ mehrfach Erwähnung, allerdings als wohnhaft auf dem ostpreußischen Landgut Groeben, das sich „Moppels“ Vater Erich Claer, der einzige Sohn des Franz d.J., später gekauft hatte. Für den Verlust dieses Landguts hat „Moppel“ Claer laut eigener Aussage in seiner Autobiographie nach dem Krieg noch eine staatliche Entschädigung ausgezahlt bekommen.

 

4. Noch ein Friedrich Wilhelm Clair aus Ostpreußen und seine Nachkommen

Als ob es noch nicht genug Friedrich Wilhelms in unserer Familie gegeben hätte (bisher kamen wir auf drei), hat sich bei mir vor einigen Monaten ein Herr Michael Clair mit entfernten ostpreußischen familiären Wurzeln gemeldet und mir Teile seines Stammbaums übermittelt, der ausgerechnet einen weiteren Friedrich Wilhelm Clair enthält. Dieser wurde am 29.3.1852 in Klein-Bauma geboren und ist am 4.3.1923 in Schligaten gestorben. Seine Eltern waren Wilhelm Clair und Justine Clair geb. Naujok. Mit seiner Frau Henriette Clair, geb. Stascheit (1848-1911 Luschminken) hatte er die Kinder Gustav Clair (20.9.1884 Utzballen-6.11.1927 Borna), Ida und Anna Clair.

Von den genannten Orten ist lediglich Uszballen (Kreis Ragnit-Tilsit), ein Dorf im heutigen Litauen, zu identifizieren. Luschminken kommt bei Google als Geburtsort eines Offiziers in der preußischen Armee vor, ist aber nicht genauer zu bestimmen. Klein Bauma und Schligaten sind wohl zu klein, als dass man sie finden könnte. Dennoch deuten die wenigen brauchbaren örtlichen Informationen auf das östliche Ostpreußen hin, was im Großen und Ganzen ja auch ins Bild passen würde.

Der früheste Vorfahre dieser Linie, Wilhelm Clair, dürfte spätestens 1832 oder noch etwas eher geboren worden sein. Demnach käme er als weiterer Sohn sowohl von unserem Christian Friedrich (geb. 1799) als auch von dessen Bruder Johann Wilhelm (1803-1880) in Betracht. Eine weitere Möglichkeit wäre, dass er ein Nachkomme von Friedrich Wilhelm (geb. 1797 in Ludwigswalde), dem Sohn des königl. Försters Johann Friedrich, ist.

Der Name Gustav Claer (1884-1927) könnte ein Indiz für eine Verbindung zu den Amerika-Auswanderern Gustav F. Claer (1832-1894) und Gustaf Claer (1849-1894) sein. Womöglich ist der jüngste Gusav nach einem seiner Onkel benannt worden.

 

5. Noch viele Friedrich Claers!

In meinen Forschungsergebnissen von 2013 war ich zur gewagten Auffassung gelangt, der Erfurter Chausseewächter Friedrich Claer (geb. 1800) müsse mit „unserem“ ostpreußischen Förster Friedrich Clair (geb. 22.11. 1799) identisch sein und folglich Pendler und Bigamist gewesen sein. Dafür sprach in meinen Augen auch der Umstand, dass im Jahr 1819

ein Förster Friedrich Clair im Weimarer Landkreis registriert war (den ich ebenfalls für „unseren“ Friedrich hielt) und der 1825 geborene Sohn des Erfurter Chausseewächters Friedrich Wilhelm Heinrich hieß (der 1824 in Corjeiten geborene Sohn „unseres“ Friedrich hieß Friedrich Wilhelm).

 

a) Wohl doch kein Pendler

Inzwischen wissen wir aber, dass „unser“ Friedrich Claer mit vollem Namen Christian Friedrich hieß. Hinzu kommt nun der irritierende Umstand, dass es auch in Erfurt einen Christian Friedrich Claer gab, der allerdings am 16.11. 1802 in Siersleben bei Hettstedt geboren wurde und später in Erfurt ein Fuhrunternehmen betrieb. Und jetzt kommt es: Dieser Fuhrmann Christian Friedrich Claer hat, wie eine alte Frachtrechnung seines Unternehmens aus dem Internet zeigt, mit „F. Claer“ unterschrieben. Das heißt, auch er nannte sich Friedrich Claer.

Frachtrechnung Fa. F. Claer

 

 

 

Frachtrechnung der Firma F. Claer aus Erfurt über 1 Taler 10 Silbergroschen für den Transport von 1 Ballen Hopfen (1 Zentner 3 Pfund) von Fürth nach Frankenhausen /12/

http://www.frankenhausen.info/brauwesen.htm

Ohne Datierung. Die drei nebenstehenden Frachtrechnungen sind datiert auf 1848-1855.
Im Begleittext heißt es u.a.: Sämtliche Transporte wurden nicht selbst durch eigene Fuhrwerke, sondern von anderen Unternehmen ausgeführt. So kam auch der Hopfen vornehmlich aus den fränkischen Städten Fürth und Altenkundstadt mit Pferdefuhrwerken nach Frankenhausen.

Es gab damals offensichtlich viel mehr Friedrich Claers, als wir uns bisher vorstellen konnten. Und es ist durchaus naheliegend, dass alle miteinander verwandt waren. Das heute wichtige Motiv der Namensgebung, Verwechslungen mit namensgleichen Verwandten zu vermeiden, hat damals – wohl auch angesichts weiter Entfernungen, bescheidener Verkehrstechnik und beschränkter Kommunikationsmöglichkeiten – wie gesagt offenbar kaum eine Rolle gespielt. Viel wichtiger war es allem Anschein nach, bestimmte Vornamen innerhalb einer Familie durch wiederholte Verwendung lebendig zu halten. Meine Vermutung geht sogar so weit, dass die Namen angesehener Familienmitglieder eine Art Markenzeichen wurden, das man gerne auf die Nachkommen übertragen hat, um sie später vom guten Ruf des Namens profitieren zu lassen.

Das wahrscheinlichste Szenario ist für mich nunmehr: Es gibt verwandtschaftliche Beziehungen zwischen den ostpreußischen und den thüringischen Claers. Und beide beziehen sich in der Namensgebung ihrer Kinder auf gemeinsame Vorfahren. Welche das sein könnten, liegt aber noch völlig im Dunkeln.

 

b) Hannover, Mecklenburg, Amerika

In der Mundia-Datenbank und ergänzend auch in anderen Datenbanken habe ich noch einen weiteren Friedrich Klair, dessen gleichnamigen Vorfahren und seine zahlreiche Nachkommen entdeckt. Aus mehreren z.T. ähnlich lautenden, einander insgesamt gut ergänzenden Einträgen ergibt sich das folgende Gesamtbild:

Friedrich Johann Klair, genannt Fritz Klair, lebte vom 10. Juni 1826 bis zum 19. Oktober 1903. Geboren wurde er in Hannover. Er heiratete 1852 in Mecklenburg (es gibt leider keine genauere Ortsangabe) eine Anna Sophia Dähling (26 Feb 1829 – 1857). Sein 1854 geborener Sohn hieß kurioserweise Carl Heinrich Klever, dessen Kinder (die Töchter Alma und Bertha) schrieben sich dann Klewer. Bereits 1855, also nur drei Jahre nach der Eheschließung und ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes, muss Fritz Klair sich aber aus dem Staub gemacht haben, denn ein anderer Eintrag führt den 15. Oktober 1855 als Datum seiner Emigration nach Amerika an. Unterdessen starb seine zurückgelassene Ehefrau in Mecklenburg im Jahr 1857, also zwei Jahre nach Fritzens Abschied. Fritz Klair heiratete später eine Margaretha (Margaret) Wiebusch (20.12.1842 Hannover Stadt – 25.5.1883 Belvidere, Godhue Minnesota), die er vermutlich noch aus Hannover kannte und mit der er womöglich gemeinsam ausgewandert war, und bekam mit ihr folgende Kinder: Johann Friedrich Heinrich (Fred) Klair 1866-1935 geboren: Hay Creek, Goodhue, Minnesota USA, gestorben: Red Wing, Goodhue, MN. Ehefrau: Margaretha (Margaret) Bremer 1869-1949 (Geboren: Goodhue Twp., Goodhue Co., MN, USA, gestorben: Red Wing, Goodhue, MN) und Maria Klair (8.10.1870-8.9.1871). Kinder von Fred und Margaret waren: Laura Klair (1892-??), Lilian Klair (1894-??), Arthut Klair (1896-??), Orrin Klair (1898-??), Raymond Louis Klair (1904-1993) (Geboren: Belvidere Twp., Goodhue Co., MN, USA, gestorben: Goodhue, Goodhue Co., MN, USA). Es gibt zahlreiche weitere Nachkommen.

In einer englischsprachigen Datenbank finden sich u.a. noch die folgenden Informationen:

1875 Census: Fred and his family are living in Belvidere township, Goodhue Co. MN. Their last name is listed as Claire (!)

Und an anderer Stelle heißt es:

1900 Census: Johann or known as Frederick Sr. in the census is living with his son Fred Henry in Belvidere township, Goodhue Co. Minnesota

Brisant ist, dass in einem Eintrag nur Friedrich Klairs Mecklenburger Familie enthalten ist, in mehreren anderen nur seine amerikanische und in einem weiteren (allerdings nur in Kurzform) alles zusammen.

Dieser Friedrich Johann (Fritz) Klair wurde also am 10. Juni 1826 in Hannover geboren. Nur eine (englischsprachige) Datenbank führt die Namen seiner Eltern an: Frederick and Magaret Clare (Klair). Neben Friedrich Johann (Fritz) wird noch ein Bruder von ihm genannt: Henry W. Clare (24.5.1830 Hannover-9.8.1929 Hyde Park Township, Wabasha Co. Minnesota; Henry wurde 99 Jahre alt!). Auch er ist also nach Amerika ausgewandert und hat dort zahlreiche Kinder bekommen mit Anna Mary Ripke und Dorothy Grieve (1838-1923): William Clare (1860-1914), John Clare (1861-??), Ida Catharine Clare (1867-1936), Freda Marie Clare (1870-1955), Frederick Clare (1871-1885), Hilda Clare (1874-??), Otto J. Clare (1879-1964). Es gibt viele weitere Nachkommen.

Stammvater aller dieser amerikanischen Clares (Klairs) ist also wiederum ein Frederick, d.h. ein Friedrich Klair, der 1826 in Hannover eine Familie gegründet hat. Es ist aber wohl nur ein Zufall, dass das kurz nach den Familiengründungen des Friedrich Clair in Corjeiten (1824) und des Friedrich Claer in Erfurt (1825) passiert ist…

 

6. Johann Gottlieb Klaer: aus der Neumark nach Australien

Und noch eine bemerkenswerte Auswanderungsgeschichte konnte ich in den Datenbanken Mundia und Gedbas Geneology finden.

Laut Mundia gab es einen Johann Gottlieb Klaer (18.9.1834 Blankfield/Prussia-23.12.1885 Lobethal/South Australia) mit der Ehefrau Anna Dorothea Pietsch / Puitch / Putsch (28.10.1839-3.1.1906), Heirat 25.6.1857 in Hahndorf/South Australia. Ihre Kinder sind Johann Wilhelm Hermann Klaer (1858-1890), verheiratet mit Emma Wilhelmina Maria Juers (1861-1944), Ida Meta Klaer (1868-1934) und Augusta Wilhelmine Klaer (1862-??, Heirat 1888).

Hinter Blankfield/Prussia verbirgt sich zweifellos der Ort Blankfeld, Kreis Züllichau-Schwiebus, Neumark, heute Błonie (Polen).

Ergänzend hierzu findet sich in der Gedbas-Datenbank der Eintrag:

Ernestine Wilhelmine Klaer, geb. 27. August 1827 Blankfeld, Kreis Züllichau-Schwiebus, getauft am 2. Sept. 1827 in Griesel, Kreis Crossen, Tod 1827 Griesel, Kreis Crossen / Soldin, Kreis Soldin)“ Als Eltern der Ernestine Wilhelmine sind angeführt: Gottlieb Klaer, Windmühlenbesitzer, und Dorothea Wunderlich.

Es liegt aufgrund der Übereinstimmung von Familiennamen und Geburtsort und dem relativ kurzen Abstand der Geburten sicherlich nahe, in Johann Gottlieb und Ernestine Wilhelmine Geschwister zu sehen, deren gemeinsame Eltern demnach der Windmühlenbesitzer Gottlieb Klaer und Dorothea Wunderlich waren.

An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass dies nicht der erste Müller Klaer ist, dem wir begegnet sind. In meinen Ausführungen von 2013 habe ich bereits über den Müller von Zielenzig berichtet:

„KLÄHR(KLAEHR,KLEHR,Claire) – Carl Friedrich KLÄHR, * wo (nicht Zielenzig) um 1790/91, + Zielenzig (Kr Oststernberg) 29.12.1850, Windmühlenbesitzer und Müllermeister aus Hugenottenfamilie stammend, oo Zielenzig 18.4.1817 Beate Louise AEHREND * Zielenzig 12.7.1792, Tochter des Johann Gottl Aehrend und der Anna HENSCHEL. Woher stammt Carl Friedrich KLÄHR? (evangelisch)“
„Sulęcin (deutsch: Zielenzig) ist eine polnische Kreisstadt in der Woiwodschaft Lebus mit etwa 10.000 Einwohnern sowie Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Zielenzig befindet sich im Gebiet der Lebuser Seenplatte, etwa 35 km nordöstlich von Frankfurt/Oder.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Zielenzig)

Räumlich dürften Zielenzig und Blankfeld nicht weit auseinander liegen. Möglicherweise haben wir es hier mit einer Müller- bzw. Windmühlenbesitzer-Dynastie Klaer in der preußischen Neumark zu tun, an deren Urbarmachung der Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair (1730/1731 bis 1778/1779) entscheidend mitgewirkt hat, wie auch der folgende Fund beweist:

Bibliothek der Brandenburgischen und preußischen Geschichte – Heinrich Kaak – Korporative Gutsherrschaft und Agrarinnovationen in Preußen – der Johanniterorden auf seinen neumärkischen Ämtern 1750-1811, BWV Berliner Wissenschafts-Verlag 2012

S.288: b Probleme bei den Vermessungen
Die Vermessung des Ordenswarthebruchs als Ganzes begann damit, dass Oberstleutnant Isaac Jacob von Petri meldete, er könne sie im April 1765 nicht von königlichen Ingenieuren durchführen lassen. Daraufhin ordnete der Herrenmeister an, der Landbaumeister von Pritz habe andere Vermessungsingenieure zu suchen. Den leitenden Vermesser fand man in dem Ingenieurkapitän Le Clair, der sich mit Energie ans Werk machte und, wie es in einem Bericht vom 27. September 1765 hieß, für die Arbeiten nur noch acht Wochen benötigen werde. (…) (http://books.google.de/books?id=o7KOnXdFizgC&pg=PP1&lpg=PP1&dq=Heinrich+Kaak+%E2%80%93+Korporative+Gutsherrschaft+und+Agrarinnovationen+in+Preu%C3%9Fen&source=bl&ots=c9iEywx5qm&sig=pPClPCSIUkRHZjJ5r7zlxZ3qRa4&hl=de&sa=X&ei=VCEBU_CdC4fWtQaJ2YCwBg&ved=0CEQQ6AEwBA#v=onepage&q=Heinrich%20Kaak%20%E2%80%93%20Korporative%20Gutsherrschaft%20und%20Agrarinnovationen%20in%20Preu%C3%9Fen&f=false)

Nun lässt sich sicherlich über eine Verbindung zwischen dem ersten Müller von Zielenzig, Carl Friedrich Klaer, dessen mutmaßliche Nachkommen den Namen Gottlieb trugen, und dem Ingenieurkapitän Gottlieb August Le Clair spekulieren. Auch der Berliner Portechaisen-Unternehmer Karl Heinrich v. Clair, der ein Sohn oder Neffe des Ingenieurkapitäns gewesen sein könnte, ließe sich hier einbeziehen.

Vielleicht entstammte der erste Müller, dessen Herkunft ungewiss ist, ja aus der Berliner Hugenottenfamilie Le Clerc / Le Clair. Vielleicht gibt es sogar eine Verbindung zu den ostpreußischen Förstern oder Soldaten.

 

7. Noch mehr Klaers in Schlesien

Und um die Unübersichtlichkeit noch zu steigern, soll auch noch einmal an den schlesischen Jäger Clair aus Möllendorf, den Wildschweinbezwinger (siehe meine Ausführungen von 2013) erinnert werden, der im Jahr 1759 geboren sein muss.

Wenn die Ludwigswalder Förster, Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (1770-1815) und Johann Friedrich Claer, wie wir zu vermuten geneigt sind, erst in den 1790er Jahren nach Ludwigswalde kamen und vielleicht dort erst zu Förstern wurden (und zuvor Soldaten waren), wie konnte dann der Wildschweinbezwinger Clair in Schlesien, der immerhin elf Jahre älter war als Friedrich Wilhelm, womöglich schon vorher als Jäger aktiv sein? Hat es eine noch frühere Verbindung zwischen den Claers in Ostpreußen und Schlesien gegeben, die dann später zur Auswanderung des Jägers Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien geführt hat?

Hier noch einmal meine Ausführungen von 2013:

„An dieser Stelle ist noch einmal daran zu erinnern, dass der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist.
Andreas Z. kommentierte den Fund sogleich mit den Worten: „Sagan liegt nicht weit von unserem Leutmannsdorf entfernt, in dem meine Oma geboren wurde.“ Er hatte ohnehin schon zuvor die Annahme geäußert, dass in der Gegend von Leutmannsdorf/Schlesien bereits verwandte Claers gewohnt hatten, als sein Urgroßvater Otto Wilhelm Claer aus Ostpreußen dorthin zog. Er hatte insbesondere eine Emma Claer im Auge, die wohl bei Ankunft der Familie des Otto Wilhelm bereits dort gelebt haben soll. Für sie hatte es aber bislang keine Zuordnung gegeben. Sie könnte ein Abkömmling des Wildschweinbezwingers sein.
Es lassen sich aber auch schon einige Jahrzehnte vor dem Wildschweinbezwinger Klärs in Schlesien nachweisen. Die folgenden Bauernlisten von Schirmke aus dem Staatsarchiv Breslau zeigen außerdem, wie sich die Namens-Schreibweise in jeder Zeit fast schon beliebig verändert hat:

“Bauernliste” 1723: … Adam KLÄR, Richter …
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Bauern des Katasters 1743: … Jakob KLEER …

(http://wiki-de.genealogy.net/Schirmke)

Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Demnach könnte auch bereits in ganz früher Zeit, also vor 1723, schon eine Abwanderung z.B. aus Berlin nach Schlesien erfolgt sein, von dort vielleicht eine Migration in Teilen der Familie nach Ostpreußen und durch den besagten Otto Wilhelm Claer auch wieder zurück nach Schlesien.
Als ein Bindeglied zwischen Berlin und Schlesien oder auch alternativ als hugenottischer Einwanderer direkt nach Dresden (die es ja auch gegeben hat) könnte der in einem Ahnenforschungsforum diskutierte Oberst le Clair in Dresden im Jahr 1730 angesehen werden. Konkret äußert sich ein Internetnutzer namens Günter Claus am 12.2.2013 um 17.35 Uhr wie folgt:

Oberst le Clair ,Dresden, 1730 ,französisch reformiert. Hugenotte? (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=82516)

Die beiden Antworten im Forum sind aber nicht weiterführend.“

Daran anknüpfend hier der Fund eines Capitainleutnants Le Clerc in der Schlacht um Breslau im Siebenjährigen Krieg:

Diarium der Belagerung von Breslau .. nebst einem Verzeichnis von Rahmen, derer Generals, Staabs-Officiers und andern Officiers, dann von Feldweber summariter derer kayserl. Königl. Trouppen, so den 21ten December 1757 zu Breslau in die Kriegsgefangenschaft verfallen, den welchen Regimentern sie stehen
Abgedruckt nach der Original-Liste, weöche der Oesterreichische Kommandant zu Breslau General von Sprecher übergeben
Berlin, 1758:

S.30: Benedict Daun. (steht in der Spalte: Dragoner) Capitainlieutenant le Clerc, Leutenant Duvien, Fähnrich von Kurna, Regimentsquartiermeister R.R., Vom Wachtmeister an: 14, Gesamt: 18. (http://books.google.de/books?id=EWk_AAAAcAAJ&pg=PA30&lpg=PA30&dq=le+Clerc+breslau+1757&source=bl&ots=HmLmXD7aJN&sig=56aBigK2Ul2XB-3DQgknBssy8_g&hl=de&sa=X&ei=HY3EUsuwLIrlswbV34G4Bg&ved=0CDEQ6AEwAA#v=onepage&q=le%20Clerc%20breslau%201757&f=false)

Über die geschichtlichen Hintergründe weiß Wikipedia:

„Während des Siebenjährigen Krieges kam es am 22. November 1757 zur Schlacht von Breslau, in der Karl Alexander von Lothringen mit rund 80.000 Mann die 28.000 preußischen Truppen unter dem Kommando des Herzogs von Braunschweig-Bevern angriff. Aufgrund der starken Überlegenheit der habsburgischen Truppen zogen sich die Preußen über Breslau nach Glogau zurück. Nach dem Sieg belagerten österreichische Verbände die Stadt, bis der preußische General Johann Georg von Lestwitz in der Nacht zum 25. November die Stadt übergab. Noch im selben Jahr begann die preußische Armee unter Friedrich II. nach ihrem Sieg über die zahlenmäßig weit überlegenen Österreicher in der Schlacht von Leuthen mit der Belagerung der Stadt, die zur Übergabe durch den Stadtkommandanten von Bernegg am 21. Dezember 1757 führte.
(Hervorhebung von mir) (http://de.wikipedia.org/wiki/Breslau)

Es wird in der Quelle nicht ganz deutlich, auf welcher Seite der Capitainleutnant le Clerc gekämpft hat. Sollte es auf preußischer Seite gewesen sein, dann könnte es sich bei ihm entweder um den jungen Gottlieb August Le Clair (1730/1731 bis 1778/1779) gehandelt haben, der sich hier die ersten militärischen Sporen verdient haben könnte, oder aber um den besagten Oberst le Clair aus Dresden genau 27 Jahre nach seiner obigen Erwähnung. Möglicherweise entstammte dieser ja auch der Berliner Hugenottenfamilie Le Clerc und war aufgrund militärischer Verpflichtungen nach Dresden gekommen.

Und schließlich fand ich, über die oben erwähnten schlesischen Klärs / Kleers von 1723 und 1743 hinaus, die sich ja noch als Hugenotten deuten ließen, einen Hinweis auf noch deutlich frühere Kleers in Schlesien:

Anna KLEER
* um 1628 in Wanowitz, Kr. Leobschütz

Bemerkungen:(notes)
Wohnort: 1653: Leobschütz, O/S

Eltern (parents) Geschwister (siblings)
Vater:
(father) Michael KLEER
* um 1599
Beruf: Renckshreiber, Wanowitz, Kr. Leobschütz (1653) (http://www.online-ofb.de/namelist.php?ofb=leobschuetz&u=yes&sort_by=zuname&lang=de)
Zu dieser Zeit dürfte es eigentlich noch keine Hugenotten in Schlesien oder Ostpreußen gegeben haben!

In derselben Quelle, dem eine große Menge an Namen enthaltenden Ortsfamilienbuch von Leobschütz, finden sich außerdem zahlreiche Träger des Nemens Kleer bis ins 19.. Jahrhundert hinein:

Karl KLEHR

Bemerkungen:(notes)

Familien (families) Kinder (children)
Keine Familie gefunden!
(No family found!) Keine Kinder gefunden!
(No children found!)
Eltern (parents) Geschwister (siblings)
Vater:
(father) Johann KLEHR
+ vor 16.11.1895 in Leobschütz, O/S Max KLEHR * um 1870 in Leobschütz, O/S
Anna KLEHR * um 1874 in Leobschütz, O/S
Richard KLEHR * 1874 in Ratibor, O/S
Franz KLEHR * um 1877 in Leobschütz, O/S
Magdalena KLEHR * um 1882 in Leobschütz, O/S
Mutter:
(mother) Anna NOWOTNY
* um 1844 in Leobschütz, O/S
+ 20.02.1919 in Leobschütz, O/S
Und auf der Seite mit den Historischen Adressbüchern (http://adressbuecher.genealogy.net/entry/search) findet man in Leobschütz auch Namensträger aus dem 20. Jahrhundert:
Klaer Fritz Zuschneider Leobschütz Kurze Gasse 11 1935
Klaer, Herrmann Schuhmacher Leobschütz Lange Str. 44 1935
Klaer, Hugo Disponent Leobschütz Lindenstr. 2 1935
Klaer, Josef Arbeiter Leobschütz Garnisonstr. 2 1935
Klaer, Josef Kohlenfahrer Leobschütz Garnisonstr. 2 1935
Klaer, Josef Rentner Leobschütz Hohenzollernplatz 10 1935
Klaer, Margarete Spulerin Leobschütz Lange Str. 44 1935
Klaer, Walter Tischlergeselle Leobschütz St.-Hedwig-Str. 17 1935

Der Landkreis Leobschütz war ein preußischer Landkreis in Schlesien, der von 1816 bis 1945 bestand. Seine historischen Wurzeln lagen im Herzogtum Leobschütz.
Sind das womöglich gänzlich andere Kleers oder gibt es hier eine Verbindung zu unseren Vorfahren? Und wieder stochern wir im Nebel…

 

8. Weitere verstreute Funde, deren Bedeutung noch nicht absehbar ist

Eine wahrlich beeindruckende Stammbaumtafel einer Familie Clerc, ursprünglich aus Belfort an der Burgundischen Pforte in Ostfrankreich nahe Schweiz, habe ich auf einer privaten Internetseite eines Hobbyforschers gefunden. (http://www.genealogiethann.org/genealogie%20thann/leimbach/genealogie%20claerr.htm) Noch ist unklar, ob sie uns einmal weiterhelfen kann.

Descendance de Huguenin CLERC (CLAERR )
Relevé par Albert EHRET et Denis INGOLD
ehret.albert@wanadoo.fr

1 Huguenin CLERC, N° 16384 + ../../1540 Belfort (90)
1 Boucher en 1496-98
…. 1-1 Thiebauld CLERC, N° 8192 + 24/02/1573
…. 1-1 Prévôt De L’Hôpital Ste.Barbe De Belfort V.1550, Escoffier
…. 1-1 x Claudette NOIROT + ../../1617 (centenaire )
…. …. 1-1.1 Pierre CLERC ° ../../1560 + 27/09/1624
…. …. 1-1.1 Curé De Porrentruy De 1592 A 1624
…. …. 1-1.2 Richard CLERC, N° 4096 ° ../../1566 + ../../1621
…. …. 1-1.2 Barbier,chirurgien Du Conseil De Belfort
…. …. 1-1.2 x Madeleine BESANCON
…. …. …. 1-1.2A.1 Jean Pierre CLER (CLERC), N° 2048 + ../../1634
…. …. …. 1-1.2A.1 Apothicaire,bourgeois De Guebwiller 1630, Conseiller
…. …. …. 1-1.2A.1 x Catherine SOLDNER x ../../1626 Roderen (68)
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 Jean Pierre CLER (CLÄR), N° 1024 ° 13/05/1628 Guebwiller (68) + ../../1694 Leimbach (inv.20.4.1694) (68)
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 Tonnelier,bourgeois De Leimbach
…. …. …. …. 1-1.2A.1.1 x Catherine BURGMANN x ../../1655
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 Blaise CLÄRR, N° 512 + ../../1720 (inv.1728)
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 Tonnelier
…. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1 x Anne Marie KIPPELEN
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 Anne Marie CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 x Nicolas BRUCKERT x ../../1731 (cm)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.1 Viticulteur
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.2 Odile CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.2 x Jacques METZGER x 08/01/1740 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.3 Agathe CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.3 x Georges MERIA (T) x ../../1728 (av)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.4 Catherine CLAERR
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.4 x Mathias SCHLEGEL x 30/07/1737 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 Jean Thiebaut CLAERR, N° 256 + 02/04/1760 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5 x Anne Marie GRAUNER x 11/11/1719 (CM)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 Anne Marie CLAERR + 29/01/1777
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 x Jean Martin LEMBLE
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.1 x Jean GRIEN Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 Jean Thiebaut CLAERR + 28/10/1782
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 Tonnelier,maitre D’Ecole
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 x Ursule STETTNER
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2 x Marie Anne LISCH ° ../../…. + 05/12/1795
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1 Antoine CLAERR + 27/06/1792
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1 x Anne Marie ANCKER x 05/07/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.1 Marie Anne CLAERR ° ../../1785 Leimbach (68) + 11/01/1793 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 Bernard CLAER ° 12/08/1789 + 29/11/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 Cultivateur A Steinbach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2 x Anne Marie STRUB x 25/06/1820
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 Morand CLAER ° 28/02/1820
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 Tisserand
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1 x Anne Marie BECHELEN x 28/07/1847
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 Seraphin CLAER ° 23/12/1853 Steinbach (68) + 24/01/1942 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 Facteur A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1 x Madeleine JOLLY ° ../../1853 Cernay (68) x 10/11/1877 Cernay (68) + 20/01/1911 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.1 Louis Marc CLAER ° 25/01/1877 + 08/01/1865 Strasbourg (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 Seraphin CLAER ° 24/09/1878 Cernay (68) + 25/04/1956 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 Fleuriste,dessinateur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 x Augustine HAETTINGER ° ../../1885 Soultz (68) + 21/04/1911 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.2 x Anne Louise MEYER ° 07/02/1880 Thann (68) x 12/08/1911 Thann (68) + 27/04/1940 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.3 Marie Madeleine CLAER ° 14/04/1884 Cernay (68) + 17/03/1976 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.1.4 Anne CLAER ° 08/07/1886 Thann (68) + 20/05/1967 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 Nicolas CLAERR ° 27/11/1856 Steinbach (68) + 08/04/1940 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 Maçon
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 x Josephine Catherine BALL
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2 x Frieda Minna MULLER ° 30/12/1874 Obergneus Allemagne + 27/02/1954 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.1 Louise Marie CLAER ° 15/09/1905 Cernay (68) + 09/09/1946 Le Puy (43)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 Emma Frieda CLAER ° 30/11/1908 Cernay (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 x Armand PFLIEGER ° 26/02/1900 Mulhouse (68) x 12/09/1936 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.2B.2 Plombier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.3 Emile CLAERR ° 02/01/1858
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.3 Cheminot
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.4 Marie CLAERR ° 13/09/1858
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.1.4 x Georges WILLIEN
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.2 Anne Marie CLAER ° 23/09/1826
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.2 x Jean Baptiste LUTTENAUER x 26/02/1851
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.3 Walburge CLAER ° 16/12/1836
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.2.3 x Augustin STRUB x 27/11/1860
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.3 Antoine CLAERR + 10/03/1791 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.1.4 Jean Antoine CLAERR ° 09/10/1792 Leimbach (68) + 08/10/1796 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 Jean Thiebaut CLAERR ° ../../1752 + 10/08/1805
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 Maitre D’Ecole Puis Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2 x Anne Marie FRIES ° ../../1764 Uffholtz (68) x 16/04/1782 + 25/12/1800 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 Marie Anne CLAERR ° 25/03/1783 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 x Georges SCHNIGG Haguenau (67) x 07/01/1809 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.1 Meunier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 Jean Thiebaut CLAERR ° 29/05/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2 x Anne Marguerite ERHARD x ../../1808 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2.1 Marguerite CLAERR ° 19/03/1816 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.2.2 Martin CLAERR ° 21/07/1819 + 09/03/1855 Constantinople
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.3 Catherine CLAERR ° 15/03/1791 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.4 Bernard CLAERR ° 19/08/1792 Leimbach (68) + 04/08/1795 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 Anne Marie CLAERR ° 14/04/1795 Leimbach + 27/03/1859
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 x Pierre REINBOLD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.5 Ébéniste A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.6 Madeleine CLAERR + 21/04/1788 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.7 Françoise CLAERR ° 24/12/1800 Leimbach (68) + 25/12/1800 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.2.8 Madeleine CLAERR + 18/05/1792 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 Elisabeth CLAERR ° ../../1756 + 08/02/1803
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 x Antoine LEMBLE
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.3 Vigneron
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 Francois Joseph CLAERR ° ../../1757 + 10/01/1793
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 Tonnelier,maire De Leimbach
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 x Catherine GULLING x ../../1783
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4 x Françoise Cecile ANCKER x 10/05/1784
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 Françoise Cecile CLAERR ° 14/04/1785 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 x Joseph GERTISER Murg Seigneirie En Suabe x 04/05/1805 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.1 Journalier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 Catherine CLAERR ° 14/05/1790 Leimbach (68-) + 13/03/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 x Jacques FURGINE
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.2 x Laurent HERTZOG x 08/06/1843
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 François Joseph CLAERR ° 17/04/1792 Leimbach (68) + 02/09/1814
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 Boulanger A Steinbach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3 x Anne Catherine ARMSPACH x 20/02/1810
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 François Joseph CLAERR ° 16/10/1813 + 22/04/1882 Vieux Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie EBERHARDT x 28/04/1836
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1A.1 Suzanne CLAERR ° 12/02/1842
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1A.1 x Auguste ZIEBELIN x 24/02/1868
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie SCHIRCH x 23/11/1871
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.4B.3.1 x Anne Marie BUCHER
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.5 Thérèse CLAERR ° ../../1761 + 22/01/1793
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.5 x Jean STUCKERT x 07/01/1782
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.6 Ursule CLAERR ° 14/03/1778
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 Anne Marie CLAERR ° 03/05/1779 + 22/02/1853
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 x Jean KIEFFER ° 22/06/1774 x 08/02/1798
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.2B.7 Vigneron
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 Ursule CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 x Léger LEMBLE ° 12/07/1731
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.3 Maître D’Ecole A Aspach Le Bas
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 Jean CLAERR + 11/12/1781
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 Tonnelier
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4 x Françoise Cécile UHLEN x ../../1764
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 Jean CLAERR ° ../../1766 + 16/10/1832
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 Tonnelier, Maire De Rammersmatt En 1803
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 x Anne Marie KERN x 11/01/1790 + 16/11/1806
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1 x Marie Anne RIETH ° ../../1782 x 07/04/1807 Rammersmatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.1 Thérèse CLAERR + 02/02/1822
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2 François Joseph CLAERR + 17/04/1838 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2 x Elisabeth NEFF ° ../../1757 Leimbach (68) + 15/03/1829 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2.1 Madeleine CLAERR ° 01/02/1795 Leimbach (68) + 27/12/1865 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.2.1 x Michel BRUCKERT ° 20/09/1789 Leimbach (68) x 26/05/1823 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.3 Anastase CLAERR ° 24/01/1808 Rammersmatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 Thiebaut CLAERR ° 20/11/1811
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 Tonnelier A (Thann,Paris)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4 x Elisabeth KIRCHMEYER x 17/11/1834
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.1 Augustine CLAERR ° 28/04/1835
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.1 x LABBE Levallois Perret (92)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.2 Jean Thiebaut CLAERR ° 25/01/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.3 Elisabeth CLAERR ° 31/05/1838
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.4 Frederic Leon CLAERR ° 21/02/1842
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.5 Joseph Eugène CLAERR ° 08/05/1844
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.6 Marie Celestine CLAERR ° 07/04/1846
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.4.6 x ORSI
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.1B.5 Marie Anne CLAERR ° 06/05/1823
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.2 Anne Marie CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 Augustin CLAERR ° ../../1769 + 17/09/1852
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 Marechal Ferrant A Bretten
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3 x Marie Anne SUISSE x 28/05/1805
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 François CLAIR ° 16/10/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 Marechal Ferrant
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Marie Catherine SIBRE x 18/05/1841
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Marie Barbe MASSON x 24/01/1843
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1 x Odile SOUTRE x 05/09/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.1 François Antoine CLAIR ° 02/07/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.1 Pretre A Orbey,professeur A Nancy
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 Antoine Auguste CLAIR ° 20/02/1852 + ../../1895
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 Maire
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2 x Josephine COTLEUR x 13/05/1889
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2.1 Jules CLAIR ° 28/02/1891
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.2.2 Louis CLAIR ° 14/09/1892 + ../../1914 (1918)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.3 Françoise Eleonore CLAIR ° 07/06/1853
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.3 x Jacques WADEL Gildwiller (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.1C.4 Jules Augustin CLAIR ° 09/08/1857
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 Marie Anne CLAIR ° 19/11/1806
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 x Louis GIRARD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.3.2 Instituteur A Soppe-Le-Bas
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 Blaise CLAERR ° ../../1771
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 Charron A (Bernwille,Roderen,Galfingue)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4 x Christine BURNER ° ../../1773 Galfingue (68) x 21/01/1805 Roderen (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.1 Christine CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.1 x Joseph CLAUS
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.2 Marie Anne CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.4.2 x SCHLEGEL
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 François Joseph CLAERR ° 10/06/1774
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 Tonnelier A Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 x Marie Anne MONATH x 10/01/1800
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 Jean Joseph CLAERR ° 24/06/1812 + 19/10/1860
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 Cordonier,preparateur De Couleur,agent De Police (thann)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1 x Therese BASCHUNG ° ../../1809 x 13/07/1841 + 05/07/1897 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 Jean Joseph CLAER ° 01/08/1842 + 09/07/1915 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 Employe A La Marie De Thann
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1 x Marie Anne JAECKERT + 01/05/1923
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.1 Marie Josephine CLAER ° 27/06/1876 Willer (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.1 x Auguste HILLENWECK ° 04/08/1876 x 29/09/1905 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2 Louis Georges CLAER ° 08/11/1878 Thann (68) + 04/08/1940 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2 x Marie Claire STOLL ° 12/08/1887 Pfastatt (68) x 14/06/1913 Mulhouse (68) + 22/01/1978 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.1 Marie Louise CLAER ° 18/04/1921 Mulhouse (68) + 08/09/1924 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 Gerard Thiébaut Louis CLAER ° 27/11/1926 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 Cadre Commercial (presi. Du Cons. D’Admi. CMDP St.Marie)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.2.2 x Raymonde Marie Lina SPIESS ° 12/04/1926 Guebwiller (68) x 20/12/1949 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.3 Marie CLAER ° 23/06/1881 Thann (68) + 18/06/1973 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 Jean Thiebaut CLAER ° 28/12/1882 Thann (68) + 01/01/1954 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 Maitre Menuisier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4 x Eugenie STOLL ° 08/08/1884 Pfastatt (68) x 22/07/1910 Thann (68) + 19/12/1966 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 Louis Paul Joseph CLAER ° 20/03/1912 Mulhouse (68) + 06/08/1957 Pfastatt (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 Maitre Ebéniste
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.1.4.1 x Alice Richarde FLECK ° 01/06/1913 Mulhouse (68) x 22/06/1939 Mulhouse (68) + 15/03/1992 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 Thiebaut CLAER ° 09/07/1844 + 09/07/1844 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 Employe A L’Octroi
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5A.1.2 x Marie Anne GRAUNER x 22/05/1882
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.5 x Catherine KURTZ x ../../1827
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 Jean Thiebaut CLAIR ° 17/05/1777 + 23/07/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 Voiturier A Fellering,aubergiste
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Anne Marie MENY x 22/03/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 Jean Thiebaut CLAIR ° 29/05/1802 + 22/01/1880
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 Ouvrier A Didenheim
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1 x Catherine SCHULLER
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 Jean CLAIR ° ../../1827
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 Ouvrier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1 x Anastasie BURNER x 17/04/1854
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.1 Cyrille CLAIR ° 20/04/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 Gall CLAIR ° 31/07/1859 Didenheim (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 Installateur Sanitaire
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2 x Marie Josephine RISACHER ° 24/03/1860 x 04/09/1882 Marschwiller Le Bas (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.1 Jules CLAIR ° 05/03/1883
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.1 x Rosalie Elise WEBER ° 14/12/1882 Magstatt Le Bas (68) x 05/11/1913 Mulhouse (68) + 14/04/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 Camille CLAIR ° 11/04/1884 Morschwiller Le Bas (68) + 27/08/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 Maitre Ferblantier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.2 x Clothilde ARNOLD
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 Ernest CLAIR ° 03/01/1888 Mulhouse (68) + 24/01/1959 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 Installateur Sanitaire Restaurateur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 x Marie Alice ROSENBLATT ° 29/06/1894 Mulhouse (68) x 19/06/1919 Mulhouse (68) + 07/06/1979 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.3 x Charlotte BASLER ° 11/01/1902 Mulhouse (68) x 10/10/1942 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 Jeanne Fanny CLAIR ° 26/12/1893 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 x Henri BASCHY ° 27/05/1894 Mulhouse (68) x 30/10/1919 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.4 Peintre
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 Alice Thérèse CLAIR ° 14/10/1900 Mulhouse (68) + 27/04/1981 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 x Alfred BECKER ° 30/03/1893 Mulhouse (68) x 19/11/1921 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.2.5 Monteur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.3 Jean Augustin CLAIR ° 15/01/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.1.4 Jean Augustin CLAIR ° 15/01/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 Barthelemy CLAIR ° 23/08/1828 + 14/02/1872
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 Ouvrier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.2 x Marie Caroline SCHMUCK x 22/08/1859
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 Thiebaut CLAIR ° 22/01/1839
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 x Catherine MEYER x 13/08/1867
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.3 x Eugenie SCHITTLY x 03/05/1884
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.4 Marie Anne CLAIR ° 17/02/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.1.4 x Joseph ZISS x 16/06/1866
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.2 Marie Anne CLAIR ° 06/07/1810
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.2 x Paul MUNSCH x 10/02/1833
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.3 Therese CLAIR ° 07/12/1811
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.3 x François ABEL x 08/11/1837
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 Jean CLAIR ° 12/07/1813
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 Tonnelier Aus U.S.A
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.4 x Marie Victoire Anaïs ANDRE x 09/05/1842 USA
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 Melchior CLAIR ° 04/08/1816 + 19/11/1861
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 Chaudronnier A Dornach
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 x Catherine KUPFER x 19/07/1845
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 Jacques CLAIR ° 26/05/1849
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 Chaudronnier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1 x Catherine HIMMELSPACH x 12/05/1872
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.1 Auguste CLAIR ° 25/11/1878 Dornach (68) + 31/03/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.1 x Marie Julie HOHLER ° 09/10/1882 Mulhouse (68) + 20/08/1961 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 Charles CLAER ° 17/04/1880 Lutterbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 Contremaitre
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2 x Augustine BIETH ° 05/02/1882 x 16/05/1904 Dornach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 Auguste René CLAER ° 13/05/1905 Dornach (68) + 02/09/1982 Lons Le Saunier (39)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 Maitre Facteur Et Constucteur De Pianos
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 x Jeanne Marie Catherine SCHULTZ ° 09/07/1906 Cernay (68) x 29/05/1928 Mulhouse (68) + 06/06/1973 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.1.2.1 x Cécile METZLEN ° 22/11/1923 Oderen (68) x 19/06/1976 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.2 Louise CLAIR ° 20/06/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.2 x Leon FREY USA
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.3 Antoinette CLAIR ° 08/09/1851
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.3 x J.B Ernest BILLARDEY Paris
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5A.4 Eugenie CLAIR ° 16/06/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6A.5 x Barbe KOENIG
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Catherine ARNOLD x 04/08/1821
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.6 Catherine CLAIR ° 03/04/1822 + 29/10/1855
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.6 x Blaise WALTER x 17/01/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.7 Christine CLAIR ° 13/02/1825
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.7 x Joseph MURA x 07/11/1850
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6B.8 Jacques CLAIR ° 12/12/1826
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.6 x Catherine WELTERLEN x 18/06/1834
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 Françoise CLAERR ° 01/01/1781
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 x François ZUBER x 29/11/1801
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.4.7 Marchand De Tabac
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.5 Elisabeth CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.5 x Joseph BLECH x 06/08/1765 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 François Joseph CLAERR, N° 128 Leimbach (68) + ../../1772 (INV.25.05)
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 Tonnelier,laboureur
…. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6 x Marie Madeleine ANCKER x 02/11/1748 (CM)
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.1 Marie Anne CLAERR
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.1 x Sebastien ULRICH x 01/07/1779
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.2 Meinrad CLAERR + 05/01/1785
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.3 Therese CLAERR + 24/07/1777
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 François Joseph Apollinaire CLAERR ° ../../1755 Leimbach (68) + 17/04/1838
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 Voiturier
…. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4 x Elisabeth NEFF ° ../../1757 Leimbach (68) x 10/01/1780 Leimbach (68) + 15/03/1829 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 François Joseph CLAERR ° 10/10/1784 Leimbach (68) + 25/04/1867 Mulhouse (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 Vigneron,voiturier
…. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1 x Catherine KNIBIHLER x 24/01/1809 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 François Joseph CLAERR ° 06/09/1809 Leimbach (68) + 11/04/1869 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 Fileur
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1 x Françoise FLORY ° 05/03/1809 Leimbach x 16/10/1834 Leimbach (68) + 19/02/1896 Thann (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.1.1 Caroline CLAERR ° 13/10/1842 Leimbach (68) + 29/10/1842 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.2 Catherine CLAERR ° 03/12/1810 Leimbach (68)
…. …. …. …. …. …. …. …. …. …. 1-1.2A.1.1.1.5.6.4.1.3 Gregoire CLAERR ° 23/02/1813 Lei

Und zu guter Letzt noch der Hinweis auf die Schauspielerin Vilma Kleer, abgebildet links oben auf der untenstehenden Abbildung, die zu den Hauptdarstellern des Friedrich-Wilhelmstädtischen Theaters in Berlin um 1900 gehörte.

Vilma Kleer

 

 

 

 

 

Rights: Landesbibliothek Mecklenburg-Vorpommern, Schwerin (http://lbmv-cdm.gbv.de/cdm4/item_viewer.php?CISOROOT=%2Flbmv&CISOPTR=491&DMSCALE=50&DMWIDTH=600&DMHEIGHT=600&DMMODE=viewer&DMFULL=0&DMX=106&DMY=46&DMTEXT=%2520Kleer&DMTHUMB=1&REC=1&DMROTATE=0&x=80&y=123)

Fazit

So bleibt auch am Ende dieser Untersuchung nur festzuhalten, dass wir allenfalls mit kleinen Schritten vorankommen, aber aufgrund der sich zusehends weiter verbessernden Quellenverfügbarkeit künftig noch einiges zu erwarten haben.

Dr. Thomas Claer, August 2014

 

 

August 2013: Ahnenforschung, Teil 5

Ahnenforschung über die Familie Claer, Neuigkeiten Sommer 2013

In den letzten Monaten hat es wieder eine ganze Menge neuer Funde und Erkenntnisse gegeben. Zwar warten wir noch immer auf den „großen Durchbruch“, die Entdeckung einer Verbindung zwischen den ostpreußischen Jägern und der hugenottischen Offiziersfamilie, doch sind auch die hier zusammengetragenen Neuigkeiten, so denke ich,  ihrerseits durchaus spektakulär. Große Erwartungen hatte ich in die Microfilm-Kopien der Kirchenbücher aus Ludwigswalde von vor 1800 gesetzt, die Andreas Z. von der Mormonischen Kirche aus den USA nach Görlitz bestellt hat, aber leider ließ, wie ich gehört habe, der gesundheitliche Zustand seiner 90-jährigen Großmutter Marianne E. (deren Mutter Emma Marie eine geborene Claer war) eine Auswertung der in Sütterlin-Schrift gemachten Eintragungen bislang nicht zu. Hier werden wir noch etwas Geduld aufbringen müssen.

1. Friedrich Claer und sein Vater
Ausgangspunkt ist auch diesmal unser bisher frühester gesicherter Vorfahre, der Jäger Friedrich Claer, mein Urururgroßvater, der 1824 in Corjeiten/Ostpreußen im Alter von 25 Jahren mit seiner Braut Justine Knaebe (geboren 1805 in Jouglauken) eine Familie gründete. Aus dem amtlichen Hochzeitseintrag, der vier Wochen nach dem Geburtseintrag des ältesten Sohns Friedrich Wilhelm Claer d.J. erfolgte, geht hervor, dass Friedrich Claer aus Ludwigswalde/Ostpreußen stammte. Es ist ferner noch einmal in Erinnerung zu rufen, dass sich im Geheimen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem zudem die Geburtsurkunde des bereits erwähnten Johan (hier mit einem „n“ geschrieben) Wilhelm Claer fand, geb. 10.6.1803, getauft am 15.6.1803, jeweils in Ludwigswalde. Als Vater ist angegeben: Unterförster Friedrich Wilhelm Claer; Mutter ist Susanna Claer, geborene Hoemke. Wir vermuteten daraufhin, dass Friedrich und Johan Wilhelm Brüder seien und Friedrich Wilhelm d.Ä. somit unser direkter Vorfahre, hatten dafür aber keinen Beweis.
Inzwischen konnten wir Einsicht in den gescannten Traueintrag von Friedrich Claer und Justine Knaebe nehmen. Unsere Entzifferung der handgeschriebenen Sütterlin-Schrift ergab:

14. Der königl. Revierjäger Friedrich Clair zu Ludwigswalde. des verstorbenen Unterförsters Friedrich Clair zu Ludwigswalde ältester Sohn. 25., Ja, Nein, Justina Knaebe, des verstorbenen Jägers Johann (n mit Strich drüber bedeutet Doppel-n!) Knaebe in Jouglauken jüngste Tochter., 21. Ja

–  Junggeselle  Joh. Wilhelm Knaebe in Corjeiten, des verstorbenen Jägers Johann Knaebe in Jouglauken ältester Sohn, Jungfer Laufe …

Demnach hätte es also in Ludwigswalde neben dem Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. (dem Vater des Johann Wilhelm Claer) auch noch den Unterförster Friedrich Clair d.Ä. (den Vater unseres Friedrich Clair d. J.) gegeben. Vielleicht war es aber doch ein und derselbe, und man hatte im Traueintrag nur das “Wilhelm” weggelassen (es herrschte auch durchaus Platzmangel auf dem Papier). Dass Friedrich demnach der älteste Sohn des Friedrich Wilhelm d.Ä. gewesen wäre, würde ja auch passen, denn Johann Wilhelm wurde erst vier Jahre nach ihm geboren. Ferner ist es eine berechtigte Frage, wie viele Unterförster es in Ludwigswalde zu jener Zeit wohl gegeben haben mag. Vermutlich wohl doch nur einen: Friedrich (Wilhelm) Claer/Clair d.Ä. Aber das ist lediglich eine begründete Vermutung und noch kein Beweis.

Gleich mehrere große Schritte nach vorne machte ich aber, als ich mich vor gut drei Monaten beim amerikanischen genealogischen Online-Netzwerk Mundia anmeldete, das sich glücklicherweise noch in einer Testphase befindet, weshalb die Anmeldung noch nichts kostet. Dort erscheint zunächst der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer mit fast vollständigen Lebenssdaten: geboren 1770, gestorben am 21.12.1815. Als Ehefrau und Mutter seines einzigen hier aufgeführten Sohnes Johann Wilhelm Claer (10.7.1803-22.4.1880) ist angegeben: Susanne Dorothea Kopfhammer (ohne weitere Angaben).
Irritierend ist weniger, dass das genannte Geburtsdatum des Johann Wilhelm um einen Monat von dem aus seiner Geburtsurkunde abweicht (10.7. statt 10.6., ansonsten stimmt alles überein), als vielmehr, dass dessen Ehefrau Susanna/Susanne hier einen anderen Geburtsnamen trägt als dort: nämlich Kopfhammer statt Hoemke. Darauf kann ich mir einstweilen noch keinen Reim machen.
Es sind ferner angegeben: die Ehefrau des Johann Wilhelm Claer, Wilhelmine Henriette Warnien  (1807-1871) und deren gemeinsame Tochter Dorothea Wilhelmine Ludovica Claer (1.8.1838-9.7.1915). Deren Ehemann war Friedrich Hermann Hardt (1850-1907), „Schribrektor“. Der Sohn von Dorothea Wilhelmine und Friedrich Hermann Hardt war Paul Gustav Hardt (1880-1938), „superintendant of Lutheran Church“, dessen Ehefrau Gertrud Marie Luise Meyhöfer (1883-1949). Die Tochter von Paul Gustav Hardt und Gertrud Marie Luise wiederum war Dorothea Gertrud L. Hardt (1910 in Österreich? –    ), Ehemann: Friedrich Wilhelm Gotthold Wollschläger (1910 in Österreich-1942 in Ägypten). Hinzugefügt hat den gesamten Datensatz Frau Christine Clark, Chicago, Illinois.
Dass hier lediglich Johann Wilhelm Claer als Sohn des Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. angegeben ist (und nicht auch Friedrich), hat wahrscheinlich nicht viel zu bedeuten, denn Geschwister tauchen in diesem Eintrag nur bei den zeitlich weniger lange zurückliegenden Personenangaben auf. Doch ist es schon bemerkenswert, wie uns weit entfernte Verwandte aus Amerika mit ihren überlieferten Stammbäumen auf die Sprünge helfen können. Und das ist noch längst nicht alles!

2. Friedrich Claer und seine Kinder
Auch Friedrich Claer taucht in der Mundia-Datenbank nämlich auf, aber an unerwarteter Stelle.
Im Sommer 2012 hatte ich geschrieben:

„Weiterhin  machte ich noch einen überraschenden Fund im Internet bezüglich unseres Vorfahren, des Jägers Friedrich Claer (geb. 1798/99). Im „Großherzoglich-Sachsen-Weimar-Eisenachischem Hof- und Staatshandbuch auf das Jahr 1819“ (inzwischen digitalisiert aus der Bayrischen Staatsbibliothek) erscheint:

– Friedrich Clair, Unterförster zu Krakendorf (http://books.google.de/books?id=B4MAAAAAcAAJ&pg=PA54&lpg=PA54&dq=Friedrich+Clair,+Unterf%C3%B6rster+zu+Krakendorf&source=bl&ots=C5KjJNrVvE&sig=FbhJfzYqceG_Z9WqeHMstzNu_Uc&hl=de&sa=X&ei=WP4bUP-JKs3htQaQ44BQ&ved=0CCgQ6AEwAA#v=onepage&q=Friedrich%20Clair%2C%20Unterf%C3%B6rster%20zu%20Krakendorf&f=false)

Krakendorf ist heute ein Ortsteil der Stadt Blankenhain im Landkreis Weimarer Land, Thüringen. Offenbar hatte der junge Friedrich Clair (im Alter von ca. 20 Jahren) eine Anstellung als Unterförster in Sachsen-Weimar (heute Thüringen). Bereits fünf Jahre später (1824) war er aber wieder in seiner ostpreußischen Heimat, nämlich in Corjeiten, und hat dort eine Familie gegründet.

Ferner ist zu erwähnen, dass sich im Adressbuch von Erfurt (etwa 25 km entfernt vom besagten Krakendorf) aus dem Jahr 1882 der Eintrag findet:

– Claer Dorothea Margarethe geb. Fischer, Wittwe, Weißfrauengasse 1
– Rosine geb. Mohnhaupt, Wwe., Schmidtstädterstraße 50
– Christine geb. Scherlitz, verw. Oekonom, Fleischgasse 9 (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=42802&page=9)

Also gleich drei verwitwete Damen mit dem Namen Claer, der sonst in Mitteldeutschland zu dieser Zeit fast überhaupt nicht auftritt. Sollte hier unser Vorfahre Friedrich Claer/Clair bei seinem Aufenthalt in Thüringen über 60 Jahre zuvor in irgendeiner Weise Spuren hinterlassen haben?

Und im „Bürgerbuch der Stadt Erfurt 1761-1831“ findet sich der Eintrag:

– Claer, Christian Friedrich, ev., Fuhrmann, geb. 16.11.1802 in Siersleben bei Hettstedt (http://wiki-de.genealogy.net/B%C3%BCrgerbuch_der_Stadt_Erfurt_1761-1833/329+)

Könnte das womöglich auf Verwandte hindeuten, die Friedrich Claers Aufenthalt in Thüringen erst veranlasst haben (ihm vielleicht die Försterstelle besorgt haben)?“

Und nun lesen wir in der Mundia-Datenbank:

„Friedrich Claer (1800-…), Chausseewächter Zu Frienstedt.“

Frienstedt ist ein Ortsteil der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt. (http://de.wikipedia.org/wiki/Frienstedt) Friedrichs Ehefrau oder zumindest die Mutter seines Sohnes ist: Sophie Caterine Hofmann (1800-..). Als Sohn der beiden ist aufgeführt: Friedrich Wilhelm Heinrich Claer (1825 in Erfurt-…in Erfurt), Sattlermeister. Seine Ehefrau war: Barbara Rosine Mohnhaupt (1826-1889); Heirat am 18. Juli 1854 in Erfurt (Barbara Rosines Eltern haben am 14. Juli 1822 ebenfalls in Erfurt geheiratet). Eine Tochter von Friedrich Wilhelm Heinrich und Barbara Rosine ist: Eleonore Marie Claer (1861 in Erfurt-1906 in Erfurt); Ehemann: Julius Fickel (1854-1924), Bäckermeister. Als Tochter von Julius und Eleonore Fickel ist angegeben: Therese Karoline Fickel (1882 in Erfurt-1955 in Merane); Ehemann: Heinrich Wildenauer (1881 in Cham, Oberpfanz-1933 in Köln), Kaufmann. Deren Sohn ist u.a. Herbert Erich Wildenauer (1907 in Pfaffenhofen-1943 in Nikolskoje Starada/Russland), Wiegemeister, Obergefreiter der 2. Kompanie, Wohnort: Merane; dessen Ehefrau: Paula Gertrud Leopoöd (1904 in Zwickau-1985 in Merane), Knopfarbeiterin. Deren Sohn wiederum: Kurt Horst Heymer (1933 in Merane -1993 in Glauchau), und von dessen Sohn oder Enkel stammt der gesamte Eintrag.

Man könnte natürlich auch eine zufällige Namensgleichheit annehmen. Warum sollte „unser“ Friedrich Claer/Clair 1825 als Chausseewächter in Erfurt Vater eines Sohnes geworden sein, wo er doch erst 1824 in Corjeiten als Jäger Justine Knaebe geheiratet hatte? Und der Erfurter Chausseewächter Friedrich Claer war Jahrgang 1800, während der ostpreußische Jäger gleichen Namens Jahrgang 1799 war. Aber es gab nun einmal 1819 einen Jäger Friedrich Clair im thüringischen Krakendorf. Und auch die Namen der Söhne ähneln sich auffällig: Friedrich Wilhelm in Corjeiten, Friedrich Wilhelm Heinrich in Erfurt. Man mag hier nicht so ganz an Zufall glauben.
Aber konnte ein gelernter Jäger zwischenzeitlich zum Chausseewächter werden? Was war überhaupt ein Chausseewächter?

„Als Chausseen bezeichnete man gut ausgebaute, mit fester Fahrbahndecke versehene Fahrstraßen, die ingenieurmäßig geplant waren und daher deutlich geradliniger verliefen. Von der Landstraße unterscheidet sie, dass neben der Fahrbahndecke im Besonderen auch der Fahrdamm, also der Straßenunterbau, konstruiert ist. Entwickelt wurde diese Bauweise in den Niederlanden im 18. Jahrhundert. Es waren mit Backsteinen befestigte künstlichen Dämme.

Oft bestand die Chaussee aus einer festgewalzten Fahrbahn mit einer Deckschicht aus Sand und Lehm; ein Kiesbett bildete den Unterbau. Ein Begleitweg, für den Viehtrieb, verlief parallel zur eigentlichen Fahrbahn, der im Winter kaum genutzt werden konnte.

An den Straßenrändern gepflanzte Bäume bildeten herrliche Alleen, und boten den Reisenden Schutz vor Sonne und Wind. Um die Fahrzeit zu verringern, wählten die Baumeister bei der Trassenführung meist die kürzeste Entfernung zwischen zwei Orten. Sie schufen sanfte Steigungen mit weniger als fünf Prozent, und erhöhten damit den Reisekomfort. Zum Schutz vor Überschwemmungen, führten sie, in der Nähe von Flüssen und Gewässern, die Chausseen, über einen Fahrdamm.

Von 1795 an wurde an jeder Meile ein Chausseehaus errichtet. Es diente den Straßenwärtern als Unterkunft. In der Nähe des Hauses war eine Schranke oder Barriere über die Straße gelegt. An ihr stand der Chausseewächter, der die Schranke hob oder senkte, ganz wie es ihm gefiel. Er berechnete für die Ankömmlinge, federkäuend, die fälligen Gebühren. (Hervorhebung von mir) Viele Bürger segierten die hohen und komplexen Mauttarife. Die Beschwerden, versuchten die verantwortlichen Stellen mit der Begründung zu entkräften, dass diese Abgabe den Benutzern zugemutet werden könnte, da sie von der Güte der Wege durch Ersparung von Pferden, Wagen und Geschirren, Zeit und Zehrkosten unmittelbaren Gewinnst und Vortheil hätten.

Die neuen Wege sollten im guten Zustand bleiben. Neue Gesetze sollten sie schützen: Den Fuhrleuten drohte man nun Strafen an, wenn sie sich nicht an die Wege hielten und Äcker und Wiesen beschädigten oder durch ungeschicktes Fahren die Seitenränder der Straße zerstörten. Um Fahrspuren zu vermeiden, war das Fahren in der Spur des vorausgehenden Wagens, nicht erwünscht. Den Hirten war es untersagt, Vieh durch die Chausseegräben zu treiben oder gar dort zu hüten. Jeder, der einen Verstoß zur Anzeige brachte, erhielt fünf Reichstaler Belohnung.“ (http://pwz-news.de/cdo/aO1.html)

Also war es damals durchaus kein schlechter Job, Chausseewächter zu sein. Man kann sogar von einer relativ qualifizierten Tätigkeit ausgehen, da sie Kenntnisse des Lesens, Schreibens und Rechnens erforderte und es sicherlich auf Zuverlässigkeit, Pflichtbewusstsein und Genauigkeit ankam. Vor allem aber konnte es ein möglicher Job für einen jungen gelernten Jäger gewesen sein, den es der Liebe wegen vom Lande in die Stadt gezogen hatte. Und seinerzeit konnte ein „Pendler“ zwischen Ostpreußen und Thüringen, wie es der junge Friedrich Claer vermutlich war, auch durchaus – ähnlich etwa dem heutigen bayrischen Ministerpräsidenten – an beiden Orten eine Braut gehabt haben, ohne dass juristische Konsequenzen gedroht hätten, denn es gab damals gewiss keinen vollständigen Abgleich von Personendaten zwischen dem Thüringer Großherzogtum und dem Königreich Preußen. Aber was verschlug Friedrich Claer überhaupt nach Thüringen und dann wieder zurück nach Ostpreußen?
Folgendes Szenario wäre denkbar: Nach dem frühen Tod des Vaters Friedrich Wilhelm d.Ä. im Alter von 45 Jahren (1815) übernahm der 15- oder 16-jährige Friedrich als ältester Sohn den vakanten Posten des Unterförsters in Ludwigswalde. Als sein drei bis vier Jahre jüngerer Bruder Johann Wilhelm 1819 ebenfalls dieses Alter erreicht hatte, trat dieser – angelernt von seinem Bruder Friedrich – in dieses Amt ein, und der bereits berufserfahrene Friedrich wechselte selbst als Unterförster nach Thüringen, vermittelt von seinem dort lebenden Verwandten Christian Friedrich Claer, dem Fuhrmann. Beweggrund könnte, zumal in den Jahren unmittelbar nach den napoleonischen Kriegen, die nackte wirtschaftliche Not gewesen sein. Möglicherweise gab es noch mehrere jüngere Geschwister zu versorgen, von denen wir nichts wissen. Friedrich schickte vielleicht Geld nach Ostpreußen, um seine Familie zu unterstützen. Eine eheliche Verbindung mit der Jägerstochter Justine Knaebe könnte ihm die Bekleidung eines Försterpostens in der näheren ostpreußischen Umgebung ermöglicht haben. Dafür hat er dann womöglich seine thüringische Braut Sophie Caterine Hofmann in Erfurt „sitzen lassen“. Möglicherweise hat er sogar jahrelang ein Doppelleben als Pendler zwischen beiden Familien geführt. Es ist nicht einmal völlig auszuschließen, dass die unterschiedlichen Angaben zu seinem Alter bzw. Geburtsjahr sowie in der Namensschreibweise auf Friedrich selbst zurückgingen und der Verschleierung dienen sollten. Beide Söhne, den Corjeitener (1824) und den Erfurter (1825), benannte er nach seinem verstorbenen Vater Friedrich Wilhelm. Der zweitgeborene Erfurter bekam noch ein „Heinrich“ angehängt. Und vielleicht ist Friedrichs „Jugendsünde“ tatsächlich fast 200 Jahre lang nicht „aufgeflogen“ und erst jetzt, im Zeitalter des Internets, von uns entdeckt worden. Es könnte natürlich auch alles ganz anders gewesen sein, aber das werden wir vermutlich nie erfahren.
In welchem Verwandtschaftsverhältnis der Erfurter Fuhrmann Christian Friedrich Claer zu „unserem“ Friedrich stand, lässt sich noch nicht sagen. Doch wird er immerhin fünfmal genannt als „Fuhrmann Clär in Erfurt“ in der mittlerweile digitalisierten Enzyklopädie für Kaufleute und Fabrikanten, Leipzig 1838. (http://books.google.de/books?id=XIBQAAAAYAAJ&pg=PA167&lpg=PA167&dq=claer+erfurt&source=bl&ots=FxNXkjZbth&sig=dzxHgsUrTeutWGzNe1WoI-B9iho&hl=de&sa=X&ei=nNv2Ue7hN8q1tAaZhoHoAw&ved=0CFEQ6AEwBjgK#v=onepage&q=claer%20erfurt&f=false) Es geht dabei um die Durchführung bestimmter, durchaus umfangreicher Transporte.
Von männlichen Nachkommen des Sattlermeisters Friedrich Wilhelm Heinrich Claer in Erfurt, des Friedrichs Sohn in Thüringen, ist zwar im Stammbaum aus der Mundia-Datenbank nicht die Rede (nur von seiner Tochter Eleonore Marie). Doch es könnte sie oder solche des Fuhrmanns Christian Friedrich gegeben haben. Zum einen fehlt uns für zwei der drei Erfurter Witwen namens Claer aus dem Jahr 1882 noch die genaue Zuordnung, nur Rosine, geb. Mohnhaupt, lässt sich als Ehefrau des Friedrich Wilhelm Heinrich erkennen, der folglich im Jahr 1882 nicht mehr am Leben war, also maximal nur 57 Jahre alt geworden sein kann. Zum anderen gibt es den folgenden Eintrag im Erfurter Adressbuch 1948 (also ein Jahrhundert später!):

– Claer, Friedrich, Leder und Galanterie, Schmidtstedter Str. 50, T 20253, P Erf. 8466
– Wilh., Sattlermeister, Schmidtstedter Straße 50 (http://familie-thurm.de/images/dokumente/adressErfurt/Seite_0189.jpg)

Sollte der Sattlermeister Friedrich Wilhelm Heinrich Claer (geb. 1825), der Sohn unseres Friedrich, tatsächlich sein Handwerk über mehrere Generationen weitergegeben haben? Es sieht fast so aus, denn seine mutmaßlichen Nachkommen heißen ausgerechnet wieder Friedrich und Wilhelm!
Demnach sind uns bisher drei Kinder des Friedrich Claer bekannt: sein Thüringer Sohn Friedrich Wilhelm Heinrich (geb. 1925), sein erster ostpreußischer Sohn mit Justine Knaebe, Friedrich Wilhelm d.J. (geb. 1924) sowie unser direkter Vorfahre, mein Ururgroßvater Franz Claer d.Ä. (geb. 1841, Mutter ebenfalls Justine Knaebe). Gab es noch weitere Kinder mit Justine Knaebe?

Ich fand folgenden Eintrag in der „Kleine(n) Jäger/Försterdatei“ von
mitglied.multimania.de/kbbinder/kartei/foerster.xls‎:

Zufallsfunde von Jägern und Förster vor 1850     Stand Apr. 2013    Erstellt von kbbinder@gmx.de

Name    Vorname    Status   in    Quelle    Auftreten    Verehelicht    Bemerkung

Clair    Friedrich    Jä verml. Metgethen    KB Juditten    *1833    Knaebe Justine    20.1. Hermann Aug. geb.
Clair    Friedrich    Jä verml. Metgethen    KB Juditten    *1834        Pa bei Littmann oo Schwill
Zusätze:
20.1.1833 Hermann Aug. geb.
1834 Pate bei Hochzeit Littmann /Schwill (http://www.google.de/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0CC8QFjAA&url=http%3A%2F%2Fmitglied.multimania.de%2Fkbbinder%2Fkartei%2Ffoerster.xls&ei=diLcUfy0COKn4ASMkoHoDQ&usg=AFQjCNHYu5fD0Z0C5pCEk322NrybFGrZzA&bvm=bv.48705608,d.bGE)

Ich würde es so verstehen, dass am 20.1.1833 ein Hermann August Clair als Sohn von Friedrich Clair, Jäger vermutlich in Metgethen, und Justine Knaebe geboren wurde. Außerdem fungierte Friedrich 1834 als Hochzeitspate des Paares Littmann/Schwill.
Wo aber liegt Metgethen? Laut Wikipedia ist es ein westlicher Vorort von Königsberg, nahe dem frischen Haff, und heißt heute Alexander-Kosmodemjanski-Siedlung von Kaliningrad. Bekannt geworden ist dieser Ort vor allem durch das sogenannte „Massaker von Metgethen“ im Februar 1945, bei dem Soldaten der Roten Armee deutsche und ukrainische Zivilpersonen in großer Zahl vergewaltigt, verstümmelt, geschlagen und getötet haben sollen. Man kann sich das, insbesondere angesichts der vorhergehenden deutschen Kriegsverbrechen, zwar gut vorstellen. Doch ist hier eine gewisse Vorsicht angebracht, da über das „Massaker von Metgethen“ vor allem in rechtsextremen Publikationen mit stark propagandistischer Absicht berichtet wurde. Der Wikipedia-Beitrag schließt mit den Worten: „Eine wissenschaftliche Untersuchung der Vorgänge in Metgethen steht bisher jedoch aus.“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Massaker_von_Metgethen)

Battle_Of_Königsberg_BeginMetgethen in der Schlacht um Königsberg im April 1945

Folglich wäre also Friedrich Claer, bevor ihm als „invalidem Jäger“ 1839 im Alter von 40 Jahren die Verwaltung der Försterstelle zu Eichenberg, Oberförsterei Drusksen, übertragen wurde (wo zwei Jahre später unser Vorfahre Franz Claer d.Ä., der spätere Postschaffner, das Licht der Welt erblickte), Förster in Metgethen gewesen. Das Geburtsjahr seines Sohnes Hermann August (1833) liegt etwa in der Mitte zwischen dem seiner früheren Söhne (1824/25) und dem seines späten Sohnes Franz (1841). Es erscheint auch als durchaus denkbar, dass er noch weitere Kinder in die Welt gesetzt hat. Gleiches gilt aber auch für Friedrichs mutmaßlichen Bruder Johann Wilhelm, von dem wir bisher nur die Tochter Dorothea Wilhelmine Ludovica (1838-1915) kennen. Wir kommen später noch darauf zurück.

3. Die Claers in Amerika
Und noch einen dritten überraschenden Fund machte ich in der Mundia-Datenbank. Offensichtlich ist um 1883/84 ein Teil der ostpreußischen Familie Claer nach Texas/Amerika ausgewandert und hat dort zahlreiche Nachkommen hinterlassen. Es finden sich mehrere, teils etwas unübersichtliche und widersprüchliche Stammbaum-Stränge in der Datenbank, deren Zusammensetzung mir aber letztlich doch gelungen ist. Demnach ist der „Stammvater“ aller texanischen Claers ein Gustav F. Claer (man darf wohl vermuten: Gustav Friedrich!), der von 1832 bis 1894 gelebt hat. Es gibt keine Angaben über seinen Geburts- oder Herkunftsort. Es ist nur an anderer Stelle vermerkt, dass er in Archer County/Texas als „Bowman“ gearbeitet hat, das ist eine besondere Art von Matrose auf einem Schiff und wird auch als „Bugmann“ bezeichnet.  (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=52355165) Seine Frau war Johanna Claer (geb. 1834, verstorben am 16.6.1926). Gustav Friedrich kommt sicherlich, allein schon durch sein Geburtsjahr, als ein weiterer Sohn von Friedrich oder von Johann Wilhelm Claer in Betracht.
In der Datenbank tauchen zwei Söhne von Gustav F. Claer auf, deren Geburtsjahre weit auseinanderliegen, weshalb hier noch eine gewisse Unsicherheit im Spiel ist. Zum einen Gustaf (mit –f) Claer (1849-1894). Das identische Todesjahr von Vater und Sohn spricht für eine gemeinsame Verunglückung, möglicherweise auf einem Schiff. Ehefrau vom jüngeren Gustaf war Wilhelmina bzw. Johanna Burber, geb. 1844 „in Deutschland“. Die gemeinsame Tochter vom jüngeren Gustaf und Wilhelmine/Johanna Burber war Johannah W. Claer, geb. am 10.9.1873 in Königsberg und verstorben am 28.4.1949 in Verhon/Texas. Sie ist als kleines Mädchen im Jahr 1884 in die Staaten eingewandert, wahrscheinlich im größeren Familienverbund. Ihr späterer Ehemann war Franz Gelhausen (1865-1923). Die Heirat erfolgte 1897, der Schwiegersohn Ed McIlhenny hat den Stammbaum eingestellt.
Der zweite (uns bekannte) Sohn von Gustav F. Claer war William Frederick Claer (in ihm lässt sich unschwer ein Wilhelm Friedrich erkennen!). Er wurde am 1.8.1870 in Koessburg geboren und ist am 16.6.1938 in Burkeburnette/Texas (nach anderer Quelle in Wichita Falls, Wichita, Texas, USA) gestorben. Aber wo liegt Koessburg? In ganz Deutschland gibt es keinen Ort dieses Namens. Man darf vermuten, dass es sich um Keßburg in Westpreußen handelt, was ja räumlich noch gut ins Bild passen würde.

Bild William F. ClaerWilliam Frederick Claer (1870-1938)

Über seine Immigration ist zu erfahren, dass er 1883 im Alter von 13 Jahren auf dem Schiff „The Wexler“ angekommen ist. (Vermutlich gemeinsam mit mehreren anderen Claers.) Er habe erst mit 57 Jahren die amerikanische Staatsbürgerschaft beantragt, sie aber nie erhalten, weil ein Feuer alle benötigten Formulare vernichtet habe. Sein Beruf war „Oilfield Laborer“ (http://www.findagrave.com/cgi-bin/fg.cgi?page=gr&GRid=40615417), also Arbeiter auf einem Öl-Bohrfeld. Seine Ehefrau war Lena Elizabeth Ground (1878-1942). Die beiden hatten nicht weniger als sieben Kinder, nämlich Alice Johana Claer (1897-1994), Robert Gustav Claer (1898-1990), Margurette Lena Claer (1901-2005), Johnnie William Claer (1903-1975), Raymond Lewis Claer (1906-1976), Gertrude Claer (1909-1972) und schließlich Agnes Claer (1910-1983). Es gibt zahlreiche weitere Nachkommen auch von diesen. Vermutlich leben inzwischen nirgendwo so viele Claers wie in Texas.

Familie Claer

Familienfoto mit William Frederick und Lena in der ersten Reihe

Grabstein

Familiengrab von William Frederick und Lena Claer

Zu fragen bleibt allerdings, was Gustav F. Claer, seine Söhne Gustaf und William Frederick sowie deren Familien 1883/84 zur Auswanderung nach Amerika bewogen hat. Wie bei vielen anderen auch, die in jener Zeit diesen Weg gingen, dürfte es die Verlockung des amerikanischen Traums auf der einen und die anhaltende wirtschaftliche Not in der deutschen Heimat auf der anderen Seite gewesen sein. Man muss bedenken, dass auf die deutsche Reichsgründung im Jahr 1871 eine längere Phase wirtschaftlichen Niedergangs folgte, angefangen mit dem Gründerkrach 1873, der einen massiven Einbruch der Finanzmärkte brachte. Bei Wikipedia heißt es: „Die Volkswirtschaften der sich industrialisierenden Staaten gingen in eine Phase des verlangsamten Wachstums und der Deflation über, die bis in die 1890er-Jahre anhielt.“  (http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCnderkrach) Vielleicht ist es auch kein Zufall, dass in den 1890er Jahren auch der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937), ein Enkel „unseres“ Friedrich Claer, mit seiner Familie nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist. (Hierzu unten mehr.)

4. Der Sänften-Clair
An dieser Stelle soll nun ein Wechsel der Blickrichtung erfolgen, weg von den Nachkommen „unseres“ Friedrich Claer, hin zu seinen möglichen Vorfahren. (Ganz am Ende komme ich noch einmal auf die Nachkommen zurück.)
Vor einem halben Jahr hatte ich eine gewagte Spekulation über den Portechaise-Unternehmer v. Clair in Berlin, nennen wir ihn den Sänften-Clair, angestellt. Ich schrieb damals:

„Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Portechaisen-v. Clair, der mutmaßliche Sohn des Ingenieurscapitäns Gottlieb August v. Clair, durch eine allmähliche oder plötzliche Veränderung der verkehrstechnischen Vorlieben der damaligen Bewohner Berlins im Jahr der Französischen Revolution zur Geschäftsaufgabe gezwungen wurde. Womöglich hatte er dabei sein gesamtes Kapital verloren und sogar Kredite aufgenommen, die er nun nicht mehr bedienen konnte. Als Bankrotteur in jener vorkapitalistischen Zeit blieb ihm vielleicht nur ein vergleichsweise bescheidener Neuanfang unter Verlust des Adelstitels und seiner bürgerlichen Reputation als Unterförster in Ostpreußen, möglicherweise gerade in jenen dem preußischen Staat damals frisch einverleibten vormals polnischen Ländereien. Auch beim Portechaisen-v. Clair könnte es sich also um Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. gehandelt haben, zumal es vom Alter her ebenfalls passen würde: Wenn der Portechaisen-v. Clair zur Zeit seiner Unternehmensgründung 1779 vielleicht 20 bis 30 Jahre alt war, käme er ohne weiteres noch als Vater von Friedrich und/oder Johan(n) Wilhelm Clair/Claer 1798/99 und 1803 in Betracht. Doch ist diese Variante mangels näherer Indizien für sie ziemlich aus der Luft gegriffen. Anders wäre es erst, wenn sich herausstellen sollte, dass der Portechaisen-v. Clair tatsächlich den Vornamen Friedrich Wilhelm getragen hat.“

Nun gibt es sie, die detaillierten Informationen über den Sänften-Claer, und das gleich aus zwei unterschiedlichen Quellen:
Zum einen: Friedrich Nicolai – „Beschreibung der Königlichen Residenzstädte Berlin und Potsdam aller daselbst befindlicher Merkwürdigkeiten, und der umliegenden Gegend“, Zweyter Band, Berlin 1786, S.976
(Bayrische Staatsbibliothek):

Im Jahr 1779 legte Hr. von Clair , Sänften an, die an gewissen Plätzen der Stadt ausgestellet werden. Das Polizeydirektorium setzte ihnen nachstehende Tare:
1) Bey Tage für eine Tour in demselben Viertel 2 Gr. Für eine Tour durch mehrere Viertel 4 Gr. Für die Rücktour 4 Gr. Muß die Sänfte warten, an Wartegeld für jede Viertelstunde 1 Gr.
2) Bey Nacht. Für eine Tour in demselben Viertel 3 Gr. Rücktour 3 Gr. Durch mehrere Vierter 5 Gr. Rücktour 5 Gr.Wartegeld für jede Viertelstunde 1 Gr. 3 Pf. Für ganze Tage muß man sich des Preises wegen mit den Trägern einverständigen.
Im Jahr 1783 kaufte davon einen Theil der Kaufmann Gottlieb Friedrich Aschenborn, und den andern die Clairschen Kreditoren. Diese haben sie wieder an die Träger verpachtet. Man findet sie am Berlinischen Rathhause, Wolkenmarkt, an der Ecke des neuen Markts, unterm Schloß, unter den Linden, am Dönhofschen Platz, und auf dem Friedrichstädtischen Markte. (http://books.google.de/books?id=uS4CAAAAcAAJ&pg=PA977&lpg=PA977&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=Kg0jEkOwVt&sig=xodZr3HB1ziPqE_hYMt0nQgwIRs&hl=de&sa=X&ei=ZeVhUf-9PMnRsgaCw4HIAQ&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=clair&f=false)

Und zum anderen:  Anton Balthasar König – Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Residenzstadt Berlin, Theil 5, Berlin 1800, S.385f.
(Bayrische Staatsbibliothek):

„Der Gebrauch der Sänften (oder Portechaisen) war zwar in Berlin nichts Neues, wie ich solches in der Geschichte der Residenz unter der Regierung König Friedrich des I. gezeigt habe, indem man damals den französischen Flüchtlingen erlaubte, durch Einführung derselben sich Unterhalt zu verschaffen. Da sie aber seitdem fast außer Gebrauch gekommen waren, so fand sich in diesem Jahr ein Projektmacher, Namens Karl Heinrich von Clair (Hervorhebung von mir) ein, der den Vorschlag zur Bequemlichkeit der hiesigen Einwohner machte, solche wieder einzuführen. Die Sache ward dadurch neu, und was neu ist, lockt bekanntlich auf einige Zeit raschen Beifall ab. So erging es auch den Sänften. In allen Vierteln der Stadt wurden dergleichen Tragekutschen ausgestellt, mit Trägern in besonderer Montur versehen, und anfänglich ließen sich wirklich viele Menschen, nicht zur Bequemlichkeit, sondern mehr aus Neugierde, umhertragen. Als diese aber befriedigt war, gerieth das Unternehmen bald wieder in Stecken, und am Ende blieben, wie zuvor, nur noch einige Sänften übrig, die überdem wenig zu thun hatten, und bloß in Nothfällen gebraucht wurden.” (http://books.google.de/books?id=odcAAAAAcAAJ&pg=PA385&lpg=PA385&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=t9Egoa-pBV&sig=NEgsReHWWlInr_c77Q25vHTU9UU&hl=de&sa=X&ei=fOxhUczuA4jpswaQ7ICwAw&ved=0CDMQ6AEwATgo#v=onepage&q=s%C3%A4nften%20berlin%20v.%20clair&f=false)

Wir sehen also, dass die Überlegung mit der Geschäftsaufgabe und womöglich auch dem Bankrott wahrscheinlich nicht ganz unzutreffend war. Doch ein Friedrich Wilhelm, der dann Förster wurde, war der Sänften-Clair namens Karl Heinrich mitnichten.

5. Mögliche Verbindungen
Allenfalls als späterer Jäger in Möllendorf mit dem Geburtsjahrgang 1759 käme der Sänften-Clair noch in Betracht. Dann wäre er zur Zeit der Unternehmensgründung 1779 gerade mal 20 Jahre alt gewesen und hätte die väterliche Erbschaft zur Geschäftsgründung genutzt. Ferner könnte er als möglicher späterer Bankrotteur mit Aberkennung seines Adelstitels auch der Vater des Müllers von Zielenzig (geb. 1791/92) gewesen sein, der ganz ähnlich hieß, nämlich Carl Friedrich Klähr (Klehr, Claire) und aus einer Hugenottenfamilie stammte.
Aber welche Beziehung könnte dann zu „unserem“ Ludwigswalder Unterförster Friedrich Wilhelm d.Ä. (1770-1815) bestehen? Um den Friedrich-Wilhelm v. Clar aus den militärischen Ranglisten kann es sich bei ihm nicht handeln, denn dieser ist bereits 1805 verstorben. Jedoch könnte dieser mit dem Friedrich Wilhelm v. le Clair, dem anderen Ingenieurkapitän neben Gottlieb August le (bzw. de bzw. von) Clair, identisch sein. Doch das bringt uns leider nicht weiter, was „unseren“ Unterförster Friedrich Wilhelm betrifft. So scheint es mir doch naheliegender zu sein, in ihm entweder einen „Fehltritt“ des Gottlieb August (1730-1778) im Alter von vierzig Jahren mit einer Hausangestellten auf den Ländereien seiner Frau, der mutmaßlichen polnischen Gräfin Anna Rosine von Dobrakowska, zu vermuten. Oder „unser“ Friedrich Wilhelm ist ein unehelicher Abkömmling einer der hugenottischen Demoiselles le Clair, die im frühen bis mittleren 18. Jahrhundert in Berlin lebten.

Bei Wikipedia heißt es:
„Das uneheliche Kind führt meist den Familiennamen der Mutter; war die Mutter in historischer Zeit adelig, dann ohne Adelsprädikat, doch sind die Fälle nicht selten, dass es nach Anerkennung der Vaterschaft den Familiennamen des Vaters annimmt (oder diesen durch spätere Eheschließung der Eltern erhält). Aber auch nach dieser Legitimation kam es in vergangenen Jahrhunderten vor, dass das auf den Namen der Mutter getaufte Kind deren Geburtsnamen beibehielt.
Bei sehr ungleichem sozialen Stand legitimierten die Väter ihre unehelichen Kinder nicht selten durch Eheschließung auf dem Sterbebett oder durch eine Ehelichkeitserklärung.
In der Genealogie werden Uneheliche auch illegitime Kinder (wörtlich: ‚unrechtmäßig‘) genannt und sind mit ihren wenigen Personalangaben, auch bezüglich der Mutter, oft sogenannte Tote Punkte. Nach dem Willen Josephs II. sollten im Habsburgerreich Väter von unehelichen Kindern ab 1784 nur auf eigenen Wunsch in den Matriken eingetragen werden. Viele Pfarren, die hier von 1784 bis 1938 Standesamtsfunktion hatten, legten jedoch eine eigene Liste für die Väter an.[8] Für Pfarrer war eine zu frühe Geburt früher gelegentlich Anlass, nachträglich das Wort „Jungfrau“ im Traubuch zu streichen. Waren die Schwängerung bzw. der voreheliche Geschlechtsverkehr bereits bei der Trauung bekannt, so fand die Hochzeit in der Regel „in der Stille“ und „ohne Sang und Klang“ statt. Wegen der größeren Kindersterblichkeit bei den vom Milieu häufig benachteiligten Unehelichen sind sie in Ahnenlisten weit seltener vertreten, als man auf Grund dieser Prozentzahlen erwarten könnte.
Im 18. Jahrhundert betrug der Anteil der unehelichen Geburten auf dem Land oft mehrere Prozent, dort, wo die Heirat dem Bauern vorbehalten war und Dienstboten prinzipiell nur unehelich zeugen konnten.
In Württemberg wurde 1807 die Freiheit der Eheschließung verkündet, in Bayern 1808 ein liberaleres System der Ehekonzessionierung eingeführt. Auf Druck der Kommunen, da mit der Ehe das Bürgerrecht und die Unterstützung im Falle der Armut eng verbunden war, und in Eindruck der Pariser Julirevolution von 1830 wurden wieder restriktive Verehelichungsbeschränkungen geschaffen und nach der Revolution von 1848 nochmals verschärft. Vor der Reichsgründung gab es nur in Preußen, in Abstrichen auch in Sachsen, der linksrheinischen Pfalz und einigen Duodezfürstentümern weitgehende Ehefreiheit. In Württemberg mussten Vermählungswillige vor der Reichsgründung 1871 ein gemeinsames Vermögen von 1000 Gulden nachweisen. Eine Verehelichungs-Kommission prüfte dies, aber auch das Verhalten und die „Aufführung“ der Brautleute. Dem Gesuch musste ein Zeugnis des Arbeitgebers beigelegt werden, aus dem die Verdiensthöhe, die Sicherheit des Arbeitsplatzes und das allgemeine Betragen hervorgehen sollte. Durch solche Hemmnisse wurden in Württemberg vor 1871 17 % aller Kinder unehelich geboren, in Bayern 25 %. Nach Einführung der Ehefreiheit halbierten sich die Zahlen innerhalb weniger Jahre.
Um 1900 erreichte der Anteil der unehelichen Geburten in Städten wie Leipzig und Dresden fast 20 Prozent. Seit den 1950er-Jahren steigen die Unehelichkeitsraten wieder enorm an, was mit der Abnahme der Ausgrenzung von Mutter und Kind einherging, und erreichen regional wieder Werte um 50 %.
Je nach kulturellem und sozialem Umfeld galten und gelten uneheliche Geburten als Schande für die Mutter und das Kind. Uneheliche Kinder hatten zeitweise Sanktionen zu tragen, beispielsweise nicht in die Handwerkergilden aufgenommen zu werden. Begründung war die Leute damit von fleischlichen Verbrechen abzuhalten, da sie wissen mussten, dass auch ihre dadurch gezeugten Söhne bestraft werden.
Auch kirchliche Weihen konnten sie nicht empfangen. In der römisch-katholischen Kirche galt die uneheliche Geburt bis 1983 als Weihehindernis für die Priesterweihe.
Ab dem 12. Jahrhundert besannen sich die Herrscher auf Regelungen aus dem römischen Recht. Die illegitimen konnten mit kirchlichen Dispensen und herrschaftlichen Legitimierungen teilweise behelfen.
Einige Heimatfilme der 1950er und 1960er Jahre nahmen sich des Themas der unehelichen Kinder an. Bis in die 1970er Jahre hinein war es üblich, zwischen „ehelichen”, „scheinehelichen” und „unehelichen” Kindern zu unterscheiden. Veraltete, heute beleidigende Bezeichnungen für uneheliche Kinder sind Bastard und Bankert. Auch die Redewendung Kind und Kegel bezieht sich auf eheliche und uneheliche Kinder.“

6. Der Ingenieurkapitän le Clair
Noch einige interessante Details konnte ich über das Leben des Ingenierkapitäns Gottlieb August v. le Clair in Erfahrung bringen:
Zunächst spielte er offenbar eine Rolle bei der Urbarmachung und insbesondere der Karthographierung des Wartebruchs in der Neumark, die zwischen 1767 und 1782 erfolgte.

„Das Warthebruch ist eine Sumpf- und Moorlandschaft in der ehemaligen Brandenburger Neumark, heute in der Woiwodschaft Lebus, Polen. … Der preußische König Friedrich II. beauftragte Franz Balthasar Schönberg von Brenkenhoff mit der Trockenlegung und Urbarmachung der Region zwischen den Städten Küstrin und Landsberg (Warthe). Die Trockenlegung fand 1763 bis 1767 analog zu der Trockenlegung des Netzebruches und ähnlich dem des Oderbruches statt. Hierdurch konnte für den preußischen Staat 95.201 Morgen urbares Land geschaffen werden.“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Warthebruch)

Der Ingenieurkapitän le Clair findet sowohl Erwähnung auf S.7 im Aufsatz von Paul Schwartz, „Die Urbarmachung des Warthebruchs in den Jahren 1767-1782“ in: Die Neumark. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark, Heft 6, 1929 (http://wiki-de.genealogy.net/Jahrbuch_Die_Neumark_06_%28Namensindex%29) als auch im Aufsatz von E.Schwandt „Die Karthographie der Neumark in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts (S.1-83) in: Die Neumark. Jahrbuch des Vereins für Geschichte der Neumark, Heft 10, 1935, S.1-83, gleich viermal auf S. 12, 14, 64 und 77 (http://wiki-de.genealogy.net/NeumarkDB_reg_nm10).

Außerdem gibt es noch zwei ausführliche Schreiben Friedrich des Großen an seinen Etats-Minister von Zedlitz, in welchen der Ingenieur-Capitän le Clair, also vermutlich wieder Gottlieb August, jeweils einmal erwähnt wird. Wir finden Sie wieder in Anton Balthasar König – Versuch einer historischen Schilderung der Hauptveränderungen, der Residenzstadt Berlin, Theil 5, Berlin 1800 auf S.347 ff.:

Brief von König Friedrich II.:
Mein lieber Etats-Minister von Zedlitz!
Da Ich für gut befunden, den Professor Marsson in meine Dienste zu nehmen, um ihn zu Berlin, zum doppelten Gebrauch dergestalt zu bestellen, als Erstens, daß er die jungen Offiziers, von der dortigen Garnison, welche bisher bei dem Kapitän, Le Clair gelernet (Hervorhebung von mir), in der Fortifikationsbaukunst, unterrichten, und zweytens seine übrige Stunden dergestalt einrichten soll, daß er auch an junge Leute bürgerlichen Standes, von Genie, Lektiones geben kann, da er denn in zwei Klassen unterscheiden soll, nehmlich zu der ersten Klasse, solche Leute die ein vorzügliches Genie, und Verstand zeigen, und zu der Fortifikations-Baukunst, mehr incliniren, und zu der anderen Klasse, dergleichen Subjekte, die mehr Lust haben, zu Kondukteurs und Ingenieurs für die Kammern, sich zu appliciren, welchen letztern er denn, besonders in dem Nivellement recht gründliche Anweisung geben soll; So habe ich Euch solches hierdurch bekannt machen, und Euch zugleich aufgeben wollen, diese Sache mit dem Professor Marsson gehörig zu arrangieren, und vorzüglich darauf zu sehen, daß zu denen, so die Geometrie erlernen wollen, Leute bürgerlichen Standes, von Begriffen und Verstand, und die noch jung, von 7 und 8 Jahren sind, ausgesuchet werden. Im übrigen werde ich dem Marsson wohl ein besonderes Trakrement anweisen, und solchergestalt den Meister bezahlen. Es gehen mich aber die übrigen etwa erforderlichen Kosten nichts an, sondern solche müssen die jungen Leute, so Lust haben, was zu erlernen, selbst über sich nehmen. Ihr habt euch demnach mit dem Professor Marsson über alles näher zu concertiren, und eine ordentliche Einrichtung zu treffen, und hiernächst wie die Sache reguliret worden, Euren Bericht zu erstatten. Ich bin Euer wohl affectionierter König.
Potsdam den 20. October 1775.
Friedrich.

Maarsson fertigte darauf einen Plan von dieser neuen Ekole de Genie an, worinnen er die drey französischen Etablissements, nemlich die Ekole de Genie, de Mezieres, die Akademie d‘ Architecture, und die Ekole des Inspecteurs de Pons et Chaussees zu vereinigen wünschte, und dem zur Folge denen Offiziers täglich zwei Stunden, denen jungen Leuten bürgerlichen Standes aber, zwei bis vier Stunden geben, und mit ihnen alle Theile der angewandten Mathematik, als Optik, Mechanik, Hydrostatik und Hydraulik durchgehen wollte. Der Minister aber schlug übrigens die Kosten zu dieser neuen Anstalt, wobei auch ein Zeichenmeister angestellt werden sollte, das Gehalt für den Marsson mit einbegriffen, auf vier bis fünf tausend Thaler an.

(Der Etat wird in allen Einzelheiten aufgeführt.)

Der Monarch aber nahm diesen Etat nicht an, und musste der Minister folgendes für Schlosser- und Tischlerarbeit, in den nachmals auf dem Schlosse angewiesenen Zimmern, die Kosten aus seiner Tasche bezahlen. Uebrigens erhielt derselbe im November d.J. folgendes Kabinetsschreiben.

„Mein lieber Staats-Minister Freyherr von Zedlirt. Auf Eurem gestrigen Bericht, wegen der daselbst zu errichtenden Sale de Genie, will ich Euch nachstehendes zur vorläufigen Direktion nicht verhalten. Zuförderst finde ich nicht nöthig, eine besondere Wohnung dazu zu miethen. Mein Ingenier-Capitän le Clair (Hervorhebung von mir), hat zur Unterweisung der Offiziers im dortigen Fürstenhause, einige Zimmer inne gehabt; und diese können nunmehr den Marsson, zu dieser Sale de Genie angewiesen werden. Hiernach muß , zu denen Eleven, eine sehr behutsame Auswahl getroffen werden. Tumme Teufels müssen sich darunter eben so wenig, als Windbeutels einschleichen. Nur offenen Köpfen, und jungen Leuten von Application, und guter Erziehung, soll der Zugang dazu offen stehen. Ich glaube dahero, daß man sich, auf Berlin, wo die Erziehung größtenteils schlecht ist, nicht einschränken, sondern aus denen Provinzen, dergleichen junge Leute aussuchen muß. Ich rechne auf jeden, etwa Einhundert Rtl. Jährlich, und denke, diese Summe wird hinlänglich seyn…
Ich bin Euer wohl affectionierter König.
Potsdam den 18. Novemb. 1775
Friedrich“

Bei so eingeschränkten Aussichten, mußte sich der Minister so gut helfen, als möglich. Es kam dahin, daß Marsson, auf dem königlichen Schlosse, wo ihm ein Zimmer eingeräumt wurde, Unterricht gab, und wenn der König im Winter zum Karnaval nach Berlin kam, mußten ihm die in dieser Schule befindliche Offiziere, wozu auch einige aus fremden Garnisonen gezogen wurden, ihre Ausarbeitungen und Zeichnungen vorlegen, und sprach sie auch wohl selbst. Dies währete bis zum Tod des Monarchen. (1786; Anm. d.Verf.) Sein Nachfolger legte die Ekole de Genie in Potsdam an, wozu der Major von Scheel aus dänischen Diensten, berufen wurde, um darüber die Aufsicht zu führen. Marsson kam anfänglich auch dahin, überwarf sich aber, und ging nach Berlin zurück, wo er seine Pension, ohne dafür zu arbeiten, verzehrte. Dieser Mann war ein geborener Franzose, sein Körper verwachsen, und kaum drei Fuß hoch, glich einem Aesop, und hatte nur ein Auge. Demohnerachtet war er äußerst lebhaft und witzig. Ob er sein Fach verstanden hat, kann ich nicht entscheiden; so viel ist gewiß, daß er durch seinen Unterricht keine Beispiele gegeben hat, daß daraus großer Nutzen entstanden wäre. Nach seinem Tode ward sein Gehalt zu der neuen Schule gezogen, welche der Obrist von Tempelhof für die Artillerie anlegte. – Der jetzige Major des Ingenieurkorps, Müller, ließt auf königlichen Befehl gegenwärtig Kollegia, für eine Auswahl von Officieren, von denen in Berlin und in der Churmark Brandenburg garnisonirenden Infanterieregimenter, wodurch bereits wesentlicher Nutzen für die Armee gestiftet, und mancher Kopf von Anlagen, für den Dienst des Königs mit Vortheil ausgebildet worden ist. (http://books.google.de/books?id=odcAAAAAcAAJ&pg=PA385&lpg=PA385&dq=s%C3%A4nften+berlin+v.+clair&source=bl&ots=t9Egoa-pBV&sig=NEgsReHWWlInr_c77Q25vHTU9UU&hl=de&sa=X&ei=fOxhUczuA4jpswaQ7ICwAw&ved=0CDMQ6AEwATgo#v=onepage&q=%20clair&f=false)

Es bleibt natürlich zu fragen, warum Gottlieb August le Clair seine Tätigkeit als wissenschaftlicher Ausbilder der jungen preußischen Offiziere im Jahr 1775 im Alter von 45 Jahren, drei Jahre vor seinem frühen Tod, abbrach oder abbrechen musste. Zwangen ihn gesundheitliche Gründe dazu? Musste er sich anderen Aufgaben widmen? War etwas vorgefallen, das ihn in königliche Ungnade hatte fallen lassen? Doch kann zumindest eines als sicher gelten: Etwaige Seitensprünge oder uneheliche Kinder dürften hierbei kaum eine Rolle gespielt haben, denn unter König Friedrich herrschte in dieser Hinsicht in Preußen eine große Liberatität.
Schließlich wird G.A. v. Clair auch noch als Übersetzer eines weiteren Buches aus dem Französischen „auf höchsten Befehl“ angeführt, nämlich von: Marsch. V. Vauban: Abh. v. d. Vertheid. d. Festungen. (http://books.google.de/books?id=cjYPAAAAYAAJ&pg=RA2-PA41&dq=%22v.+Clair%22+-st.&hl=de&sa=X&ei=4UJjUbTeKMHQtQb914CIBQ&ved=0CDQQ6AEwAA#v=onepage&q=%22v.%20Clair%22%20-st.&f=false) Daneben hatte er ein Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. aus dem Französischen ins Deutsche übertragen.

7. Die Clairs in Schlesien
Bleibt noch der Jäger Clair (Jahrgang 1759) aus dem ominösen Möllendorf, der Wildschweinbezwinger. Vor einigen Monaten scheiterten wir noch an der räumlichen Zuordnung Möllendorfs. Mittlerweise hat Kathi, die Freundin bzw. Frau unseres entfernten Verwandten Andreas Z., zwei benachbarte winzige Orte namens Möllendorf in Schlesien entdeckt, so wie es im Zeitungsbericht auch angegeben war. Im „Güteradressbuch Schlesien 1873/Sagan“ finden sich:

Möllendorf, Ober-
Größe
378 Morgen (davon 325 Acker, 48 Wiesen , 5 Wald )
Grundsteuer
338
Besitzer
Louis Napoleon Herzog von Sagan und Valency in Valency und Sagan
Pächter
Amtmann Fischer in

Möllendorf, Unter-
Grundsteuer
333
Besitzer
Louis Napoleon Herzog von Sagan und Valency in Valency und Sagan
Pächter
Amtmann Fischer in (http://wiki-de.genealogy.net/G%C3%BCteradressbuch_Schlesien_1873/Sagan#M.C3.B6llendorf.2C_Ober-)

 

An dieser Stelle ist noch einmal daran zu erinnern, dass der Sohn des Jägers Friedrich Wilhelm d.J., der Jäger Otto Wilhelm Claer (1859-1937) mit seiner Familie in den 1890er Jahren nach Ober-Leutmannsdorf (Kreis Schweidnitz) in Schlesien ausgewandert ist.
Andreas Z. kommentierte den Fund sogleich mit den Worten: „Sagan liegt nicht weit von unserem Leutmannsdorf entfernt, in dem meine Oma geboren wurde.“ Er hatte ohnehin schon zuvor die Annahme geäußert, dass in der Gegend von Leutmannsdorf/Schlesien bereits verwandte Claers gewohnt hatten, als sein Urgroßvater Otto Wilhelm Claer aus Ostpreußen dorthin zog. Er hatte insbesondere eine Emma Claer im Auge, die wohl bei Ankunft der Familie des Otto Wilhelm bereits dort gelebt haben soll. Für sie hatte es aber bislang keine Zuordnung gegeben. Sie könnte ein Abkömmling des Wildschweinbezwingers sein.

Es lassen sich aber auch schon einige Jahrzehnte  vor dem Wildschweinbezwinger Klärs in Schlesien nachweisen. Die folgenden Bauernlisten von Schirmke aus dem Staatsarchiv Breslau zeigen außerdem, wie sich die Namens-Schreibweise in jeder Zeit fast schon beliebig verändert hat:

“Bauernliste” 1723 (http://wiki-de.genealogy.net/Schirmke)
§    Adam KLÄR, Richter (Hervorhebung von mir)
§    Thomas HERDE
§    Hannes FÜLBIER
§    Georg FÜLBIER (MASE)
§    Marianne FÜLBIER (Franzepold)
§    Thomas GRUHMANN (Richard FÜLB[IER])
§    Lorenz ROTHER (Selmes und Josefes)
§    Martin ALBERT (ALKER)
§    Michael BROSCHE
§    Georg Kretschmer FÜLBIER (Ernstes)
§    George MELTZER (ALBRECHT)
§    Martin FÜLBIER (KLEHR Gustav)
§    Lorentz OTHO (PAWELKE)
§    Martin FÜLBIER (WILLISCH)
§    Valentin HAMPEL [1712 aus Zauchwitz]
§    Georg NÖLSCHER (FÜLBIER Leo)
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Bauern des Katasters 1743 (Ebd.)
§    Jakob KLEER (Hervorhebung von mir)
§    Juditha HERDIN
§    Anna FÜLBIERin
§    Marie FÜLBIERin
§    Marting FÜLBIER olim Marianne
§    Martin GRUHMANN olim Thomas
§    Lorentz ROTHER
§    Eva ALBERTin olim Martin
§    Juditha FÜLBIERin olim George
§    Jakob BROSCHE olim Miachael
§    George MELTZER
§    Martin FÜLBIER
§    Martin WIRTH olim Lorenz OTTO
§    Franz FÜLBIER olim Martin
§    Valentin HAMPEL
§    Georg NÖLSCHER, Richter
§    Georg LAMICH
Quelle: Staatsarchiv Breslau, Akten 201c, Kath.-Arch.B.103 und 113 in “Chronik von Schirmke” von Josef Pawelke, Dortmund 1962

Demnach könnte auch bereits in ganz früher Zeit, also vor 1723, schon eine Abwanderung z.B. aus Berlin nach Schlesien erfolgt sein, von dort vielleicht eine Migration in Teilen der Familie nach Ostpreußen und durch den besagten Otto Wilhelm Claer auch wieder zurück nach Schlesien.
Als ein Bindeglied zwischen Berlin und Schlesien oder auch alternativ als hugenottischer Einwanderer direkt nach Dresden (die es ja auch gegeben hat) könnte der in einem Ahnenforschungsforum diskutierte Oberst le Clair in Dresden im Jahr 1730 angesehen werden. Konkret äußert sich ein Internetnutzer namens Günter Claus am 12.2.2013 um 17.35 Uhr wie folgt:

Oberst le Clair ,Dresden, 1730 ,französisch reformiert. Hugenotte? (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=82516)

Die beiden Antworten im Forum sind aber nicht weiterführend.
Außerdem habe ich noch zwei aus Schlesien stammende Personen mit dem Namen Klehr gefunden, die aber wenn, dann eher eine wenig schmeichelhafte Verwandtschaft wären.
Zum einen ist da Josef Klehr (* 17. Oktober 1904 in Langenau, Oberschlesien; † 23. August 1988 in Leiferde). Er war ein deutscher SS-Oberscharführer und SS-Sanitätsdienstgrad (SDG) im KZ Auschwitz I. (http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Klehr) Weiter heißt es bei Wikipedia:

„Josef Klehr wurde als Sohn eines Erziehers geboren. Nach dem Besuch der Volksschule erlernte er das Tischlerhandwerk. Bis 1934 arbeitete er als Tischlergeselle. Ende 1934 (nach einem vergeblichen Versuch, als Erzieher in der gleichen Anstalt, in der sein Vater tätig war, unterzukommen) wurde er Pfleger in der Heil- und Pflegeanstalt in Lebus. Ab 1938 übernahm er eine Stelle als Hilfswachtmeister im Zuchthaus Wehlau.
Bereits im Herbst 1932 war Klehr der SS und der NSDAP beigetreten. Im August 1939 wurde er zur Waffen-SS eingezogen. Er kam zur Wachmannschaft des KZ Buchenwald. 1940 wurde Klehr als SS-Sanitäter ins KZ Dachau versetzt, wo er sowohl im Häftlingskrankenbau als auch im SS-Revier tätig war. Im Oktober 1941 wurde er zum SS-Unterscharführer befördert und ins KZ Auschwitz abkommandiert. Dort wurde er zunächst im Häftlingskrankenbau des Stammlagers als leitender Sanitäter eingesetzt. (…)
Klehr war berüchtigt für sein „Abspritzen“ (Mord durch Phenolinjektion in den Herzmuskel) von Häftlingen. (…)
Klehr liebte es, nach der Untersuchung der kranken Häftlinge durch den Lagerarzt weitere Häftlinge in den Krankensälen des Häftlingskrankenbaus für die Tötung durch Phenol auszusuchen, sowie der Lagerarzt das Lager verlassen hatte. Dabei ging er durch die Krankenblocks und wählte willkürlich jüdische Häftlinge aus […] [Er] hatte eine Vorliebe für gerade Zahlen. Er wollte die Zahl der durch den Lagerarzt zur Tötung ausgewählten Häftlinge ‚nach oben aufrunden‘.“
Klehr war, ab Frühjahr 1943 als Leiter des Desinfektionskommandos, an den Massenmorden in den Gaskammern direkt beteiligt. In einer Reihe von Fällen hatte er das Zyklon B in die Gaskammern hineingeschüttet, nachdem „jüdische Menschen, die mit einem Reichssicherheitshauptamt-Transport kamen, dort eingeschlossen waren.“[1]
Am 20. April 1943 wurde Klehr für seine „Verdienste“ mit dem Kriegsverdienstkreuz 2. Klasse mit Schwertern ausgezeichnet. Ab Juli 1944 leitete er den Häftlingskrankenbau im Nebenlager Gleiwitz I und war für den sanitären Bereich der Nebenlager Gleiwitz I bis IV verantwortlich. Im Rahmen der Evakuierung des KZ Auschwitz, zwischen dem 17. Januar und dem 23. Januar 1945, bewachte Klehr eine Häftlingskolonne und begleitete diese in das KZ Groß-Rosen. Dort wurde er einem SS-Kampfverband angeschlossen und kam gegen Kriegsende über die Tschechoslowakei nach Österreich.

In Österreich geriet Klehr im Mai 1945 in amerikanische Gefangenschaft. Er wurde ins Kriegsgefangenenlager nach Böblingen verbracht und von einem Lagergericht wegen Zugehörigkeit zur SS zu drei Jahren Arbeitslager verurteilt.
Im März 1948 wurde er aus dem Arbeitslager nach Braunschweig entlassen. Dort arbeitete er bis zu seiner erneuten Verhaftung im September 1960 als Tischler. Zu diesem Zeitpunkt war er verheiratet und hatte zwei Kinder.
Im 1. Auschwitzprozess, der am 20. Dezember 1963 vor dem Schwurgericht in Frankfurt am Main aufgenommen wurde, wurde er im August 1965 zu lebenslangem Zuchthaus und weiteren 15 Jahren Zuchthaus wegen Mordes in „allermindestens 475 Fällen“ und Beihilfe zum Mord in mehreren Tausend Fällen verurteilt. Zudem verlor er die bürgerlichen Ehrenrechte auf Lebenszeit. Am 25. Januar 1988 wurde die Strafvollstreckung wegen Vollzugsuntauglichkeit ausgesetzt, am 10. Juni 1988 wurde dann der Strafrest zur Bewährung ausgesetzt. Klehr starb wenige Monate später.“ (Ebd.)
Auch im Theaterstück „Die Ermittlung“ von Peter Weiß heißt einer der Nazi-Aufseher in Auschwitz Klehr. Es ist anzunehmen, dass Josef Klehr hier Vorbild gestanden hat.

Der andere Klehr aus Schlesien ist  Nikolaus Walther Klehr (* 1944 in Breslau), ein Dermatologe mit Praxen in München und Salzburg. Er ist wegen einer fragwürdigen Therapieform für Krebserkrankungen, deren Wirksamkeit nicht belegt ist, umstritten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Nikolaus_Klehr)

Weier heißt es bei Wikipedia: „Nikolaus Walther Klehr wurde 1944 in Breslau als Sohn der Eheleute Walter und Agnes Klehr geboren. Er absolvierte ein Studium der Humanmedizin und Biologie an den Universitäten Heidelberg und Frankfurt am Main. Seinen von einer peruanischen Universität verliehenen Professorentitel darf er nach einem Urteil des Landgerichts München nicht mehr führen.“ (Ebd.)
Berühmt bzw. berüchtigt ist die umstrittene „Krebstherapie nach Klehr“. „Klehr ließ 1991 eine Eigenbluttherapie unter der Bezeichnung Autologe Target Cytokine, kurz ATC, patentieren…. Die Behandlung in Klehrs Salzburger Praxis mit täglichen Infusionen kostet, nach Angaben von Patientenangehörigen, zwischen 13.000 und 35.000 Euro. Die Übernahme der Kosten für die Autologe Target Cytokine-Behandlung nach Klehr durch die deutschen gesetzlichen Krankenkassen ist in der Anlage II der Richtlinie Methoden in der ärztlichen Versorgung des Gemeinsamen Bundesausschuss ausgeschlossen.
Wissenschaftler der Deutschen Krebshilfe fanden keinerlei Nachweis für die behauptete Wirksamkeit von Klehrs „Wundermittel“. … Hans Hege, Präsident der Bayerischen Landesärztekammer, bezeichnete 1998 Klehr als einen „Scharlatan, der mit der Hoffnung von Krebskranken Geld macht“. (Ebd.)

8. Die Klärs, Le Clercs und Le Clairs in der Neumark und der Uckermark
Doch nicht nur in Schlesien, auch in anderen ehemals preußischen Gebieten finden sich Hinweise auf Hugenotten mit Namen Clair in diversen Schreibweisen, die auf eine frühe Abwanderung einzelner Familienmitglieder aus Berlin hindeuten. Vom Müller Carl Friedrich Klähr (Klehr, Claire), geb. 1791/92, aus Zielenzig war bereits mehrfach die Rede.
Im Tauf- und Trauregister 1581-1827 von Königsberg (Neumark) (Nicht zu verwechseln mit der preußischen Metropole Königsberg, heute Kaliningrad. Die Kleinstadt Königsberg/Neumark heißt heute Chojna und liegt direkt hinter der deutsch-polnischen Grenze in Westpolen.) gibt es den Eintrag:

Klär; 1749; 1813 (http://wiki-de.genealogy.net/K%C3%B6nigsberg_%28Neumark%29/Tauf-_und_Trauregister_1581-1827_%28Namen%29)

Wenn die Geburt dieses Namensträgers nicht schon im Jahr 1749 und somit bereits anderthalb Jahrzehnte vor Beginn der Trockenlegung des Warthebruchs erfolgt wäre, hätte man auf den Gedanken verfallen können, dass der Ingenieurkapitän Gottlieb August le Clair hier seine Hand im Spiel gehabt haben könnte.
In Strasburg in der Uckermark, der heute einzigen uckermärkischen Ortschaft im Bundesland  Mecklenburg-Vorpommern, hat es zu verschiedenen Zeiten Einwohner des Namens Le Clerc / Le Clair gegeben.

Strasburg

„Im 17. Jahrhundert wurde die Einwohnerzahl der Stadt durch den Dreißigjährigen Krieg, Stadtbrände und die Pest zeitweise auf 200 dezimiert. Mit der Ansiedlung von 244 Glaubensflüchtlingen aus Frankreich, den Hugenotten, Ende des 17. Jahrhunderts begann die wirtschaftliche Erholung Strasburgs.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Strasburg_%28Uckermark%29)

Im digitalisierten Buch: „Französische Ackerbauern aus der Pfalz und der Uckermark in Ostpreußen“ von Dr. Siegfried Maire, Berlin 1939, Verlag des Deutschen Hugenottenvereins, stellt der Verfasser die Kolonistenlisten von Strasburg aus den Jahren 1691 und 1700 vor. Sie enthalten die Namen de Frenne, Dubois, Galle, Gobare, L’Allemand, Legrand, Rogé für das Jahr 1691 und  Defrene, Goubart, Leclair (Hervorhebung von mir), Roger für das Jahr 1700. Der Autor versucht anhand von Namensähnlichkeiten der Einwohner von Warnehlen, Groß-Berschkurren, Bibehlen und Guddatschen in Ostpreußen aus den Jahren 1717 ff. den Nachweis, dass es zu jener Zeit eine Auswanderungswelle aus Strasburg nach Ostpreußen gegeben habe. Allerdings finden sich in den genannten ostpreußischen Orten nur die Namen Jean Leauclair, Joh. Leauclair, Heinrich Laucklair, Isaac Leauclair, Abr. Lauclair und Hans Lauclair. (http://edocs.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2006/3544/pdf/A008723060.pdf) Ob sich aber Leauclair, Laucklair und später Lockler wirklich ursprünglich von Le Clair ableiten lassen, ist schon deshahlb äußerst fraglich, weil die französischen Namen bei ihrer Eindeutschung eigentlich immer vereinfacht, aber niemals verkompliziert worden sind.  (So auch die Forum-Kommentare unter http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-27612.html.) Darüber hinaus leitet sich die Familie Loclair in Ostpreußen ausschließlich vom Schweizer Einwanderer Abraham Loclair ab, dessen Genealogie noch in der Schweiz bis zu seinem Großvater Jean Loclair, geb. ca. 1624, zurückgeht. (Ebd.)

Am 21. November 1723 heirateten in Strasburg in der Uckermark Sara und Jean Wendel Kaufmann, letzterer ein Sohn des Jacob Kaufmann und seiner Mutter Anne Clair. (http://www.hugenotten-uckermark.de/genealogyen/efieret/eFIg03.htm)

Am 4. Januar 1761 wurde in Strasburg in der Uckermark eine Susanne Le Cerc als Tochter von Jacques Le Clerc und seiner Frau Marie Magdelaine Travernier geboren. Am 15. April 1967 folgte ihre Schwester Marie Le Clerc. Susanne Le Clerc starb am 5. März 1835 ebenfalls in Strasburg in der Uckermark. ( http://www.hugenotten-uckermark.de/Genealogiedt/defrenne/DEFg06.htm#3333)

In den Kirchenbüchern/Seelenlisten für Strasburg in der Uckermark von 1785 erscheint schließlich ein Jacob le Clair, Beruf: Ackermann.

Und zu guter Letzt noch ein Zitat aus dem Buch von Martin Düspohl, „Kleine Kreuzberggeschichte“, Berlin-Story Verlag:

„Die Besetzung Berlins durch Napoleon war für die Berliner Hugenotten sogar ein Anlass, ihre französische Identität abzustreifen und sich als Preußen zu definieren. Ein Henri Lejeune nannte sich plötzlich Heinrich Junge, Francois Chanalle Franz Schnalle und Charles Leclerc Karl Klericke (Hervorhebung von mir).“ (http://www.kreuzberger-chronik.de/chroniken/2009/november/geschichten.html)

9. „Moppel“ Claer – unsere peinliche Verwandtschaft?
Als abschließende „Krönung“ dieser Ausführungen kommen wir nun zu Hans Henning Claer (1931-2002), Spitzname: „Moppel“ Claer, dem Sohn des Erich Claer, eines Vetters meines Großvaters Gerhard Claer.
Auch wenn er wohl überwiegend als „schwarzes Schaf“ der Familie angesehen worden sein dürfte, so handelt es sich bei ihm doch um einen echten Prominenten, denn er ist immerhin der Einzige aus der preußisch-hugenottischen Linie unserer Familie, über den es einen Wikipedia-Eintrag gibt. (Bei den beiden schlesischen Klehrs, dem KZ-Massenmörder und dem Scharlatan-Krebsarzt, ist die Verwandtschaft – glücklicherweise – unsicher, siehe oben.)
Wikipedia stellt ihn wie folgt vor: „Hans Henning Claer, auch bekannt als Moppel Claer (* 30. Dezember 1931 in Berlin; † Dezember 2002 in Bergkamen), war ein deutscher Schriftsteller. Leben: Ursprünglich Boxer, Bergmann und Polizist, wurde Claer in den frühen 1970er Jahren bekannt durch seine derben Romane, die das Milieu des Ruhrgebiets zum Hintergrund haben und das Bild eines auf Maloche (Arbeit), Sex und Alkoholkonsum reduzierten Lebens in den Zechensiedlungen zeichnen. (…)
Claers Bücher dienten als lockere Vorlage für die Laß jucken, Kumpel-Reihe von insgesamt sechs Sexfilmen, die in den Jahren 1972 bis 1975 und 1981 entstanden und in denen er selbst mitspielte. Er verstarb im Dezember 2002, nachdem er als Folge eines Schlaganfalls nahezu 15 Jahre lang bettlägerig und gegen Ende seines Lebens ein Pflegefall gewesen war. Werke: Autobiografie: Bulle, Schläger, Nuttenjäger. Rowohlt, Reinbek 1987, ISBN 3-499-15892-2. Romane: Laß jucken, Kumpel. März Verlag, Frankfurt/M. 1971, ISBN 3-499-15048-4. Das Bullenkloster. März Verlag, Frankfurt/M. 1972, DNB 720097053. Bei Oma brennt noch Licht. März Verlag, Frankfurt/M. 1979, DNB 800751485.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Henning_Claer)

Foto Hans-Henning-ClaerHans Henning Claer mit seinem handgeschrieben Manuskript und dem Buch “Lass jucken Kumpel” Foto: Ulrich Bonke

Ich war natürlich bereits vor etlichen Jahren im Internet auf ihn gestoßen, hielt aber eine Verbindung zu unserer Familie damals für völlig ausgeschlossen. Doch als ich vor einigen Wochen einen indirekten Hinweis auf einen ostpreußischen Hintergrund bei ihm fand, konnte ich nicht mehr länger die Augen davor verschließen.
Es ist nämlich mittlerweile die Einwohnerliste von Groeben, Kreis Osterode/Ostpreußen des Jahres 1945 digitalisiert. Dort heißt es:
Laut vorliegenden Aufzeichnungen wohnten in dieser Gemeinde noch nachstehende Personen bzw. Familien (Stand 1945):

… Claer, Erich, Berliner Kaufmann (Zweitwohnsitz) … (http://files.bildarchiv-ostpreussen.de/files/fotoalbum/dokumente/orte/Groeben.pdf)

Nach dem mir vorliegenden Stammbaum unserer Familie hatte mein Urgroßvater Georg Claer (6.5.1877-2.5.1930), der um 1900 zur Zeit des Boxeraufstands Meldereiter in China gewesen war, fünf Geschwister: neben seinem jüngeren Bruder Richard von der Post und den drei jüngeren Schwestern Armanda, Martha und Hedwig nämlich auch einen älteren Bruder, Franz Claer, verheiratet mit Emma Claer. Dieser Franz Claer d.J. war der älteste Sohn meines Ururgroßvaters Franz Claer d.Ä., des Postschaffners, der ein spätgeborener Sohn des Jägers (und vorübergehenden Chausseewächters) Friedrich Claer war. Und Franz Claer d.J. hatte mit seiner Frau Emma gem. unserem Stammbaum drei Kinder: den Sohn Erich Claer sowie die Töchter Margarete und Hildegard. Über sie gibt es im Stammbaum keine weiteren Angaben.
Nun wissen wir also, dass Erich Claer Kaufmann in Berlin war und seinen Zweitwohnsitz in Groeben/Ostpreußen hatte. Da ist die Vermutung natürlich naheliegend, dass der 1931 in Berlin geborene „Moppel“ Claer der Sohn des Erich Claer war. Zur Überprüfung dieser Annahme besorgte ich mir bei Ebay die Autobiographie von „Moppel“ Claer, „Bulle, Schläger, Nuttenjäger“ (Kostenpunkt: ein Euro plus Porto) und fand meine Vermutung voll bestätigt.
Die Lektüre dieses Buches kostet zunächst etwas Überwindung, denn auf der Rückseite steht geschrieben: „Was ist noch schärfer als Hans Henning Claers aufgeregt diskutierte Ruhrpott-Romane ‚Lass jucken, Kumpel‘ und ‚Bei Oma brennt noch Licht‘? Seine unverblümt erzählte Lebensgeschichte!“ Auch durch die Abbildung auf der Vorderseite macht das Buch einen eher zweifelhaften Eindruck, so dass man es sich eigentlich nicht so gerne ins Regal stellen möchte. Doch glücklicherweise schildert der Autor darin nicht nur sehr ausführlich und detailliert sein ungeheuer opulentes Liebesleben, sondern auch ebenso ausgiebig seinen familiären und biographischen Hintergrund.
Sein Vater Erich Claer wurde am 6.1.1901 geboren. Er wurde leicht zornig, sein Zorn verrauchte aber auch schnell wieder. Vor dem Krieg war er Treuhandrevisor (eine Art Wirtschaftsprüfer) bei der Deutschen Bank und fuhr einen „Steyer Super 200“ mit roten Ledersitzen. Seine Frau, „Moppels“ Mutter, war eine ostpreußische Großbauerntochter. Die Familie, die außerdem aus „Moppels“ drei jüngeren Geschwistern Dieter, Lorelies und Heiner bestand, lebte in Berlin-Steglitz in einer 6-Zimmer-Wohnung, Am Fenn 14, direkt am Teltow-Kanal und am Stadtpark Steglitz. Außerdem hatte Vater Erich Claer „in Ostpreußen im Kreis Osterode eine Landwirtschaft erworben.“
Die Flucht der Familie aus Ostpreußen schildert der Verfasser wie folgt:
„ In Berlin ausgebombt, lebten wir in Ostpreußen bis zu unserer Flucht wie die Maden im Speck. … Oma Emma war zu der Zeit nicht mehr in Gröben … Meine Kaninchen trug ich auf den Heuboden, damit sie Futter hatten. … Die beiden Schäferhunde … wurden abgeknallt. Hinter dem unendlich langen Treck flüchteten Menschen per pedes. In ihrem Rücken das ewige Jaulen der Stalinorgel. Die meisten Wagen flüchteten in Richtung Frisches Haff. Sie sollten in ihr Verderben fahren. Wir entschlossen uns, nach Westpreußen weiterzuziehen. Papa war nämlich vor einem Jahr Soldat geworden und lag zuletzt bei einer Pioniereinheit in Dirschau, war inzwischen Fahnenjunker-Feldwebel. Tatsächlich trafen wir ihn an. Er, der dem Kriegsgeschehen immer skeptisch gegenübergestanden hatte, zeigte sich als wahrer Optimist, seit er den Soldatenrock trug. Fahnenflucht? Kein Gedanke! Winkend stand er hinter unserem Leiterwagen mit der Zeltplane und rief uns nach: ‚Der Iwan kommt höchstens noch bis zu uns, dann kriegt er aber Zunder…‘ In Pommern holte er, der Iwan, uns dann ein. Papa hatte es nicht geschafft, den Krieg zu unseren Gunsten zu entscheiden. … Dieter und ich drückten uns die Nasen an der Fensterscheibe platt und heulten wie die Irren. … Lorelies und Heiner, unsere beiden Kleinen, konnten das wahre Ausmaß der Katastrophe noch nicht erfassen. Unsere zarte Mutter war nun die einzige Erwachsene in der Claerschen Runde. Ich kutschierte jetzt. Trotz der eisigen Kälte hatten wir durch unsere Schafspelze genügend Schutz, und wenn ich heutzutage ein Stück Schinken und ein trockenes Brot aus der Hand esse, denke ich immer an unser gefrorenes Brot und den geräucherten, hartgewordenen Schinken auf dem Treck. Aber in Altschlawe, wo uns der Russe eingeholt hatte, verloren wir unsere letzte Habe. … In Güterwagons gepfercht lagen wir… Dieter war zäher, konnte stehen und gehen, war aber geistig weg. Arme Mama. Sie musste uns Großen helfen und hatte dabei noch die Kleinen. … Wieder hielt der Zug auf freier Strecke, wieder polnische Plünderer. … Berlin hatten wir nach vier Tagen erreicht, die Verwandten lebten.“
Später heißt es: „Wir bezogen eine Dreieinhalb-Zimmer-Wohnung in der Steglitzer Presselstraße gegenüber von Tante Else, die Mamas Schwester ist… „

Steyr_200

Ein Steyer Super 200, wie er von Erich Claer vor dem Krieg gefahren wurde.

Ein weiterer Verwandter von Hans Henning Claer in Berlin war sein Onkel Max Sakrezewski, ein Bruder seiner ostpreußischen Oma Emma. (Von seinem Opa Franz Claer d.J. ist aber nirgendwo die Rede, wahrscheinlich lebte er nicht mehr.) Onkel Max besaß ein Konfektionsgeschäft in der Steglitzer Bergstraße. Vor dem Krieg hatte er in Neukölln gelebt, nach dem Krieg betrieb er zusätzlich noch eine Bekleidungsfabrik und lebte in einer Villa in Steglitz.
Vater Erich Claer kam abgerissen und abgezehrt und müde lächelnd aus der Kriegsgefangenschaft im Ural zurück. Bald wurde er Personalchef bei der Fa. Meyer & Co. Er war oft in der Sauna, „aus reiner Eitelkeit, weil er mit seinen einsachtzig keinen Bauchansatz zeigen wollte.“ Im Dezember 1950 holte er sich an einem nasskalten Tag eine Lungenentzündung, zuvor war er in der Sauna gewesen.
„Onkel Max sagte zu Dr. Kramer (im Krankenhaus): ‚Tun sie alles, um diesen Mann zu retten, und wenn es mich Tausende kostet.‘ Max wusste, dass seine Geschäftsführer ihn nie bescheißen konnten, wenn Papa die Hand über die Bücher hielt.“
Doch Erich Claer war nicht mehr zu retten. „Herzwasser. Rußland. Zur Lungenentzündung war ein Herzkollaps gekommen. Er überwand ihn nicht. Es wurde ein schreckliches Weihnachtsfest 1950. Am 6. Januar `51 wäre Papa fünfzig Jahre als geworden.“
So wurde Hans Henning Claer zur Halbwaise. Noch zu Lebzeiten seines Vaters, der ihn begeistert zu allen Wettkämpfen begleitete, hatte er eine steile Karriere als Boxer hingelegt. Seine Gewichtsklasse war das Fliegengewicht. Bei einer Größe von 1,72 wog er als junger Mann lediglich 64 kg. (In späterem Alter wurde er jedoch übergewichtig.) Als Boxer erreichte er im damaligen West-Berlin eine große regionale Popularität und sollte es später bis zum Deutschen Polizeimeister im Halbweltergewicht bringen.
Er legte sein Abitur auf einem Steglitzer Oberrealgymnasium ab, ließ sich das aber, ähnlich wie heute etwa Dieter Bohlen, künftig nicht mehr anmerken. Schon als junger Mann entwickelte er eine starke Neigung zum Alkohol, heute würde man sagen: zum Komasaufen. Nach eigener Auskunft verkehrte er fortan bevorzugt in Kneipen und „Bumslokalen“. Das Nachtleben im damaligen Westen Berlins in den frühen 50er Jahren schildert er in den buntesten Farben. Insbesondere seien damals große Mengen an DDR-Bürgern nach West-Berlin gekommen, um sich dort zu amüsieren. (Auf einem späteren Berlin-Besuch in den 70er Jahren musste er allerdings feststellen, dass inzwischen längst nicht mehr so viel los sei wie damals zu seiner Zeit.)
Seine besondere Vorliebe galt den Frauen. Minutiös berichtet er von unzähligen erotischen Abenteuern, die er damals in Berlin erlebt habe. Seine bevorzugte Masche, mit den Damen ins Gespräch zu kommen, sei ein Spruch gewesen, den er sich aus einem seinerzeit populären Film geborgt habe: „Entschuldigen Sie, meine Dame, darf ich Sie auf etwas Wichtiges aufmerksam machen?“ „Wieso, worauf denn?“ „Auf mich.“ Mehrfach betont „Moppel“ Claer den unbedingten Wahrheitsgehalt seiner Geschichten. Er sei nun einmal kein Aufschneider. Beispielsweise habe er die Länge seines Zeugungsorgans immer und überall korrekt mit 16 cm angegeben. „Andere hätten 20 gesagt.“ Aber er bleibe nun einmal immer bei der Wahrheit.

Nach dem Abitur tritt er in den Dienst bei der Polizei ein. Sein damals noch lebender Vater habe ihm davon abgeraten, aber er habe es trotzdem gewollt. Einerseits lobt er später den „leichten Dienst auf der Registratur“, der ihm viel Zeit und Kraft für seine amourösen Eskapaden lässt. Andererseits beklagt er aber auch sein „mieses Polizistengehalt“, mit dem er kaum seinen aufwendigen Lebensstil bestreiten kann. Die Lage bessert sich jedoch für ihn, als er eine langjährige Liebesbeziehung zu einer jungen Frau namens Eva beginnt, die in der Bellermannstraße in Wedding wohnt und einen kleinen, aber sehr gut gehenden Laden am Bahnhof Gesundbrunnen betreibt. Dort verkauft sie insbesondere Süßigkeiten an Besucher aus dem Ostsektor Berlins und der DDR. Eva verdient dabei so gut, dass sie sich schon bald ein Auto kaufen kann. Ihren Freund „Moppel“ unterstützt sie finanziell so großzügig, dass dieser weiter auf großem Fuß leben kann.
Doch immer wieder bekommt Hans Henning Claer Schwierigkeiten auf seinem Polizeidienst sowohl wegen seiner Frauengeschichten (u.a. auch Anzeigen wegen Verführung Minderjähriger) als auch wegen seines Alkoholkonsums. Als er eines Tages von seiner Mutter vor die Tür gesetzt wird und auch seine Freundin Eva ihm den Laufpass gibt, bewohnt er ein billiges Zimmer in der Steglitzer Lothar-Buchner-Straße (30 Mark im Souterrain). „Ein Zimmer, auf dessen Wänden die Tapeten Wellen schlugen.“ Als er einmal mit Grippe im Bett liegt, kommt der scharfe Zugführer vom E-Kommando zu Besuch, um nach dem Rechten zu sehen. „Das ist aber keine Wohnung für einen Beamten, Herr Claer“, spricht er entrüstet, als er die billige Einrichtung des kleinen Zimmers betrachtet.
Im November 1956 verlässt er sein „heißgeliebtes Berlin“ nach seiner „Entlassung aus der Polente“ (Grund soll der Alkohol gewesen sein), da der Lingener BC einen Boxtrainer sucht. Unter 25 Bewerbern wird er ausgewählt, später wird er Bergmann im Ruhrgebiet und kommt nach Bergkamen. In den 60er Jahren gibt es auch in Westdeutschland politische Kampagnen, die Arbeiter zum Schreiben von Literatur anregen wollen. Hans Henning Claer fühlt sich sogleich davon angesprochen und schreibt einen Roman über das angeblich bumsfidele erotische Leben der Bergkamener Bergleute und landet mit „Laß jucken, Kumpel“ einen Riesenerfolg.
Nach der anschließenden Verfilmung, die mit über 4 Millionen Besuchern ein gewaltiger Kassenschlager wird, posiert er gemeinsam mit seiner Frau Brigitte, die angeblich „immer scharf“ ist, nackt in Boulevardzeitungen. „Die Claers“ werden vorübergehend zum Skandalpaar der deutschen Filmbranche. Die Kumpel-Filme werden sogar bei den Filmfestspielen in Cannes aufgeführt, allerdings außer Konkurrenz.
Als er seine erste gemeinsame Wohnung mit seiner Frau Brigitte bezieht, heißt es: „Endlich kam von Papas Klitsche in Gröben auch der Lastenausgleich.“ So konnte er auf einen Schlag einen Kobold-Staubsauger, eine Waschmaschine und einen neuen Anzug bezahlen.
Gemeinsam mit Brigitte hat er zwei Kinder, Alwin und Regine. Sein Bruder Dieter Claer wandert nach Kanada aus und lebt heute in Florida. (http://www.mylife.com/dieterclaer) Der jüngste Bruder Heiner lebt in Düsseldorf. (http://telefonbuch-suche.com/heiner-claer-worringer-stra%C3%9Fe-40211-d%C3%BCsseldorf) Der letzte Satz seiner Autobiographie lautet: „Gott sei Dank bin ich wirtschaftlich und sozial abgesichert.“ Wie der folgende aktuelle Text aus dem Internet über Hans Henning Claer beweist, lässt sich sein Werk in erster Linie als Zeitgeistphänomen verstehen, als typisches Produkt der 70er Jahre. „Moppel“ Claer gehörte zu den wichtigsten Protagonisten der damaligen sexuellen Revolution.

claer und biggi

Hans Henning Claer mit seiner Frau Brigitte

Heinrich Peuckmann liest im Internet “Lass jucken Kumpel”
21. März 2013 |

Der wohl erfolgreichste Bergkamener Schriftsteller heißt Hans Henning Claer. Jedenfalls was die Zahlen seiner verkauften Bücher betrifft. Heute kennt kaum noch jemand diesen Namen.
Heinrich Peuckmann hat jetzt etwas daran getan, dass sein Schriftstellerkollege, den er auch persönlich kannte, nicht ganz in Vergessenheit gerät. Er hat nicht nur einen Text über Moppel Claer, wie ihn damals seine Freunde nannten, geschrieben. Er liest ihn auch vor. Das kann sich jeder zu jederzeit über  eine  MP3-Datei auf der Internetseite http://www.reviercast.de / anhören. Dort befindet sein Text „Lass jucken Kumpel“. Das ist auch der Titel von Claers erstem Roman, der Anfang der 1970er Jahre verfilmt wurde. Einige Szenen wurden damals in Bergkamen gedreht.
Hans Henning Claer lebte zunächst in Berlin. Er war dort Polizist und Boxer. Nachdem er nach Bergkamen umgezogen war, wechselte er den Beruf. Auf Grimberg 3/4 fuhr er als Bergmann ein. Vermutlich wäre das handgeschriebene Manuskript seines Erstlingsromans sofort wieder in der Versenkung verschwunden, wenn Hans Henning Claer es nicht zum Melzer-Verlag geschickt hätte. Dort landete das Werk auf dem Schreibtisch von Jörg Schröder, der wenig später den legendären März-Verlag gründete.
Schröder empfand, dass Hans Hennig Claer in der „Protokollsprache eines Polizeiwachtmeisters, der sich zum Schriftsteller berufen fühlte”, geschrieben habe. Er schickte ihm aber einen Brief mit der Aufforderung: „Lassen Sie doch diese gestelzte Sprache. Schreiben Sie, wie die Leute reden, die Leser wollen etwas vom Leben erfahren und nicht, ob Sie die Mittlere Reife geschafft haben.” (Kalender, 2008)
Ein halbes Jahr später lieferte der Bergkamener die korrigierte Fassung. Zu diesem Zeitpunkt trug das Werk noch den Titel „Glück Auf, Kumpel”. Schröder änderte den Titel in die bekannte Fassung. Er war wild entschlossen, den Roman zu veröffentlichen, und zwar so, wie ihn Claer geschrieben hatte. Der Grund: Er wollte damals die Kulturredakteure der großen Tageszeitungen, aber auch die Schriftsteller provozieren, die sich vor 40 Jahren der sogenannten Arbeiterliteratur verschrieben hatten.
Jörg Schröders Rechnung ging auf. Zur offiziellen Buchpräsentation in Dortmund 1971 hatten sich nicht nur Medienvertreter angekündigt, sondern auch Schriftsteller, die Hans Henning Claers Roman „auseinandernehmen” wollten. Doch dazu kam es nicht, wie Schröder sich erinnert. Er bat den Autor, zu dieser Pressekonferenz gleich zehn seiner Kumpel mitzubringen. Diese rissen sofort die Diskussion an sich und sprachen über die Menschen vor Ort statt über die Romanfiguren. Dazu gab es Freibier.
Film für 4 Millionen Besucher ausgezeichnet
Noch peinlicher für die Kulturwelt war dann der Film. Mit betretenen Gesichtern haben die offiziellen Besucher aus Bergkamen der Premiere im Sommer 1972 das Kino in Unna verlassen. Während man in dem Buch mit sehr viel gutem Willen noch Elemente einer Sozialreportage entdecken konnte, so wurde aus „Lass jucken, Kumpel” auf Zelluloid ein Softpornofilm.
Während sich viele Bergkamener irgendwie ein bisschen schämten, war „Lass jucken, Kumpel”, in dem Hans Henning Claer auch als Filmschauspieler debütierte, in der Bundesrepublik ein Kassenschlager. Über vier Millionen Menschen haben ihn gesehen. Er wurde deshalb sogar mit der „Goldenen Leinwand” ausgezeichnet. „Lass jucken, Kumpel” war der Start einer Serie von Softpornofilmen. In einem führte die dürftige Handlung die Kumpel aus dem Ruhrpott in die sündigen bayrischen Alpen. Auch hier befand sich der Name Hans Henning Claer auf der Besetzungsliste. Claer schrieb weitere Romane wie „Das Bullenkloster” oder „Bei Oma brennt noch Licht”. Wer sie heute kaufen möchte, muss in Antiquariaten suchen. Die Filme gibt es hingegen noch auf DVD als „Neuware”. Interessierte Kunden müssen aber nachweisen, dass sie mindestens 18 Jahre alt sind.
Zu den schärfsten Kritikern Hans Hennig Claers und seines Erstlingsromans „Lass jucken Kumpel“ gehörte der Schriftsteller Max von der Grün. „Claers Buch ist gefährlich – gefährlich volksverdummend, weil es einer Verniedlichung der Arbeitswelt dient“, schäumte der Autor in einem Beitrag für das Hamburger Nachrichten-Magazin „Der Spiegel“ (Grün, Der Arbeiter als Hanswurst, 1971). „Arbeitsprobleme lösen sich da mit einem steifen Penis, die Überwindung der Ausbeutung hängt davon ab, ob man die Frau des anderen beschlafen kann; der Obersteiger ist impotent, der Reviersteiger geil, so werden innerbetriebliche Schikanen auf Orgasmus-Probleme reduziert.“

Foto Hans-Henning-Claer-rechts Hans Henning Claer (rechts) in “Zwei Kumpel auf der Alm” (1974)

Nachtrag  am 6.10.2013
Unser Verwandter Andreas Z. hat inzwischen den Film mit den Taufen von 1774-1800 vollständig abfotografiert und online bei Flickr eingestellt.

http://www.flickr.com/photos/siouxphotos/sets/72157635114774687/

Zu einer Kirchenbuchseite gehören jeweils 2 Fotos.

Bisherige Funde (mit Lesehilfe durch einen kundigen Forum-Benutzer):

1799
Ludwigswalde / Christian Friedrich Klaer / 10 Eintrag des Jahres / Nov. 22. / Pater: Friedrich Wilhelm Klaer / Mater: Susanna Ademke (?) / Testes (Paten): 1. Frau ??? Gegenbein / 2. Friedrich Maz / 3. Gottlieb Maz zu Gottenf. / 4. Johann Christian Maz aus Pannerk / 5. H Herolz ??? unscharf…

1797
Ludwigswalde / 10 / männlich, ehelich / Der Haupt ??? Johann Friedrich _Clair_ ist von seiner Ehefrau Susanna
Dorothea Liedmannin (also Liedmann) – oder ähnlich – 9zehnten Februaris ein Söhnlein geboren welcher
ejusdem (also hier in Ludwigswalde) getauft wurde _Friedrich Wilhelm_.
Pathen:
1. Christian Lupgeber (???), Knecht
2. Christoph Schultz, ”
3. Johann Podels, (zwei Worte, die den Stand oder Beruf angeben; kann ich aber nicht lesen, da Flikr keine Vergrößerung zuläßt und ein Screenshot zu pixelig wird)

Die früheren Jahre sind noch nicht vollständig durchsucht.

Die folgenden Filme liegen noch „bei den Mormonen“ und werden von Andreas Z. nach und nach abfotografiert und ins Netz gestellt:
Taufen 1665-1773, Heiraten 1682-1814,Tote 1682-1813

Vorläufige Schlussfolgerung:
„Unser“ Friedrich Claer/Clair wurde geboren am 22. November 1799 als „Christian Friedrich Klaer“ in Ludwigswalde. Eltern: Friedrich Wilhelm Klaer und Susanne Hoemke. Folglich ist er ein Bruder des Johann Wilhelm Claer.
Es gab in Ludwigswalde noch mindestens einen weiteren, uns bisher unbekannten Claer, nämlich Johann Friedrich Clair (vermutlich ein Bruder des Unterförsters Friedrich Wilhelm d. Ä.), Beruf: Haupt ?, Ehefrau: Susanna Dorothea Liedmann. Deren gemeinsamer Sohn ist ein weiterer Friedrich Wilhelm Clair (nun schon der dritte), geboren am 19.2.1797.
Außerdem gab es in Ludwigswalde zu jener Zeit ausweislich der Tauflisten auch den Namen Boxhammer, allerdings nicht als Ehefrau des Friedrich Wilhelm d.Ä. Susanna Boxhammer, wie der Eintrag in der Mundia-Datenbank nahelegt.

Fortsetzung folgt.

18.2.2013: Geburtstagsrede

Liebe Gäste,

ich bitte um Nachsicht, dass ich gleich über ein Thema sprechen werde, das nicht jeden hier interessieren wird. Wenn ich es trotzdem tue, dann vor allem deshalb, weil es den heutigen Jubilar interessieren wird. Aber ich verspreche, ich werde mich kurz fassen.

Wie Franz Bernhard de Claer Napoleon in die Flucht schlug und Wilhelm Theodor v. Clair Frieden im russisch-türkischen Krieg stiftete  –

Über Sinn und Unsinn der Ahnenforschung und ein kleiner Ausflug in die Familiengeschichte

Die Familienforschung, umgangssprachlich auch als Ahnenforschung bezeichnet, hat derzeit Hochkonjunktur. Man glaubt es nicht, wie viele deutschsprachige Internetseiten und Diskussions-Foren sich inzwischen diesem Thema widmen. Und es ist ja auch kein Wunder: Immer öfter lassen sich heute einschlägige Quellen wie uralte Kirchenbücher, verstaubte Einwohner- oder Mitgliederlisten in technisch aufbereiteter Form per Mausklick im Internet einsehen, während noch vor gar nicht so langer Zeit Interessenten mitunter mühselige und kostspielige Reisen in abgelegene Archive auf sich nehmen mussten. Genealogische Datenbanken enthalten mittlerweile Millionen erforschter Ahnentafeln und Stammbäume. Und immer mehr Deutsche lassen sich vom Forscher-Virus infizieren und begeben sich mit Google & Co. auf die Suche nach ihren vermeintlichen Wurzeln.

Heikles Erbe der NS-Zeit

Doch anders als in vielen anderen europäischen Ländern und vor allem den USA, wo sich die Familiengeschichtsforschung in den letzten Jahrzehnten zu einer weit verbreiteten Freizeitbetätigung entwickelt hat, galt sie sie hierzulande aufgrund ihrer historischen Belastung lange Zeit nicht als harmloses Vergnügen, sondern stand im Ruf des Anrüchigen. Schließlich erinnerte man sich noch gut an die berüchtigten Nürnberger Rassegesetze und die Fragebögen der „Reichsstelle für Sippenforschung“, in welchen während der Nazi-Jahre die deutschen „Volksgenossen“ ihre lupenreine „arische Abstammung“ zu dokumentieren hatten, wollten sie sich nicht den diskriminierenden und mörderischen Sanktionen des Regimes aussetzen. Unsere nachgewachsenen Generationen gehen mit diesem historischen Erbe aber deutlich unbefangener um, was man als Ausdruck eines allmählichen Normalisierungsprozesses deuten kann.

Irrationaler Kern

Dennoch enthält alle Familienforschung, bei Lichte betrachtet, einen irrationalen Kern, sofern der Forschende, was dieser meist stillschweigend voraussetzt, aus ihr Rückschlüsse auf die eigene Existenz im Hier und Jetzt zu gewinnen trachtet. Es beginnt schon damit, dass die Familie ein ideologisch aufgeladener Begriff ist. Mit der Verdopplung der Zahl der Vorfahren in jeder Generation wächst die Zahl der persönlichen Ahnen jedes Einzelnen in der Rückschau schnell ins Unermessliche. Der Grad an genetischer Übereinstimmung ist aber bereits nach wenigen Generationen nur noch marginal. Hinzu kommt der zumindest bis zur Erfindung moderner Vaterschaftstests absolut geltende Grundsatz „pater semper incertus est“ (der Vater ist immer ungewiss), der auf eine hohe Dunkelziffer an „Kuckuckskindern“ (also gewissermaßen außerfamiliär produzierten Nachkommen) in den Stammbäumen hindeutet. Wollte man hingegen die Familie weniger als biologische, denn als kulturelle Schicksalsgemeinschaft begreifen, die sich ähnlich wie die Nation auf einen Mythos gemeinsamer Abstammung stützt, so erscheint auch dies äußerst fragwürdig, zumal in einer Zeit, in welcher zunehmend selbstausgesuchte Wahlverwandtschaften die traditionellen Familienbande ersetzen und die alten nationalen Grenzen und Beschränkungen in einer globalisierten Welt nach und nach an Bedeutung verlieren.

Individueller Zugang zur Geschichte

Und doch gibt es für die Faszination so vieler Menschen für das Erforschen ihres Stammbaums einen guten Grund, und der lautet: „nomen est omen“. Denn diese Gemeinsamkeit teilen wir, jedenfalls in den meisten Fällen, gewiss mit einem Teil unserer Ahnenliste: die des Familiennamens. Es weckt nun einmal Neugier, dass da früher jemand gelebt hat, der mit dem gleichen Namen wie man selbst durchs Leben gegangen ist. Und das gilt umso mehr für alle, die einen relativ seltenen Familiennamen tragen, während sich die Müllers, Schmidts und Meiers dieser Welt deutlich seltener für Ahnenforschung interessieren. Vielleicht wäre daher in vielen Fällen der Begriff Namensgeschichtsforschung vorzugswürdig. So zweifelhaft der den Recherchen zugrundeliegende Impuls also auch sein mag, er ermöglicht uns doch einen ganz individuellen Zugang zur Geschichte.

Held des Siebengebirges

Da stößt man also zufällig im Internet auf eine Von-Claer-Straße in der rheinischen Kleinstadt Königswinter und geht dem nach. Der Namensgeber, Franz Bernhard de Claer (1785-1853), war in den napoleonischen Kriegen der Adjutant des „Landsturms vom Siebengebirge“. Das war eine Art Freiwilligenarmee, welche die regulären deutschen Truppen bei der Befreiung des rechten Rheinufers von der französischen Herrschaft im Januar 1814 unterstützte. Noch mehr Auskünfte lassen sich der von mir aus dem Stadtarchiv St. Augustin am Rhein angeforderten über 400-seitigen „Familienchronik von Claer“ entnehmen, die Franz Bernhard de Claer als einen Verwaltungsjuristen in Mülheim vorstellt. (Meine bisherige Annahme, der erste Jurist in meiner Familie zu sein, wird dadurch erschüttert.) Er verlässt in der „Stunde der Erhebung“ seinen Posten, um beim Kampf gegen Napoleons Besatzungsarmee in der ersten Reihe zu stehen. „In der Neujahrsnacht 1813/14“, heißt es weiter, „überschritt Blücher bei Caub … den Rhein. Hinter einem Schleier von Truppen vollzog sich der französische Rückzug.“ Und später: „Vom Mittel- und Oberrhein folgten die Heere der Verbündeten dem weichenden Gegner. Auf dem rechten Heeresflügel war die Nordarmee unter General Bülow in Holland  eingedrungen. In der Zwischenzone, gegenüber dem Landsturm, lagen verlässliche Nachrichten vom linken Ufer noch nicht vor. Um sich Gewissheit zu verschaffen, bemannte Franz Bernhard de Claer am 14. Januar in Beuel einen Kahn und fuhr nach Bonn herüber. Bei der Annäherung ließ er die Mannschaft sich niederlegen, er selbst stand vorn im Kahn. Am Ufer hatte sich Volk gesammelt, aus dessen Mitte ein Polizeidiener trat und Claer mit den Worten ‚Im Namen des Gesetzes arretiere ich Euch‘ empfing. Mit den Worten ‚Kerl, wenn du das Maul nicht hältst, schieße ich dich über den Haufen‘ schlug Claer auf den Mann an. Die Menge, welche die Befreier jubelnd begrüßte, packte den Polizisten und schleppte ihn fort. Claer zog mit seiner Mannschaft in die Stadt, die er vom Feinde geräumt fand.“

Die normannisch-englisch-rheinische Linie

Potzblitz!, denkt man, was für ein Teufelskerl! Aber ist er denn nun ein Verwandter? Wohl eher nicht, zumindest kein näherer. Denn so viel steht nach umfangreichen weiteren Forschungen schon mal fest: Belegen lässt sich so gut wie gar nichts. Doch gibt es gewisse Anhaltspunkte, die es denkbar erscheinen lassen, dass es im 13. Jahrhundert gemeinsame Vorfahren gegeben haben könnte. Allerdings musste ich erkennen: Die stolze rheinische Familie de Claer mit ihrem Held vom Siebengebirge, mit ihren Burgherren, später auch preußischen Generälen, Politikern und einem echten Bundesbankdirektor, diese Familie hat mit unserer aus Ostpreußen stammenden Familie Claer wohl leider nichts zu tun. Jedenfalls fast nichts, denn die Vorfahren dieser rheinischen Familie kamen ursprünglich aus England und noch ursprünglicher aus der Normandie. Sie zählen sich zu den Nachkommen von Rollo dem Wikinger, dem Gründer der Normandie im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte im Jahr 911. Und in England gehörten sie zu den vornehmsten Adelsfamilien. Und einer von ihnen muss von England aus über Holland und Westdeutschland nach ganz weit in den Osten aufgebrochen sein, denn niemand anders als Johannes Clare (in englischer Schreibweise C-l-a-r-e), der Bischof vom Samland, baute um 1340 den Dom zu Königsberg und liegt noch heute in diesem begraben. Also möglicherweise war dieser Bischof unser Vorfahre, möglicherweise sind die rheinischen de Claers unsere entfernten Verwandten und wir damit Rolloniden, also Nachkommen von Rollo dem Wikinger. Es könnte aber auch ganz anders gewesen sein.

Die hugenottisch-preußische Linie

Denn immerhin können wir unseren väterlichen Stammbaum zuverlässig bis ins Jahr 1799 zurückverfolgen. Da wurde mein Urururgroßvater Friedrich Claer, seines Zeichens königlich preußischer Jäger, in Ludwigswalde in Ostpreußen geboren. Wer sein Vater war, ist leider nicht mehr eindeutig feststellbar. Wahrscheinlich war es aber Unterförster Friedrich Wilhelm Claer. Und hier verlieren sich die Spuren des sicheren Wissens im Dunkeln und wir treten ein ins Reich der Spekulation. Es gab bestimmte Mitglieder unserer Familie, die behaupteten, diese sei einst eine hugenottische Adelsfamilie gewesen und habe de Clair geheißen. Das wurde wiederum von anderen Familienmitgliedern, auch von hier anwesenden, als Humbug abgetan. Doch haben meine Forschungen ergeben: In der Tat gab es eine hugenottische – also ursprünglich aus Frankreich stammende – Familie in Berlin, später auch in Ostpreußen, deren Mitglieder sich abwechselnd le Clair / de Clair und v. Clair nannten. (Man hat es damals mit den Namensbezeichnungen und insbesondere mit der Schreibweise der Namen nicht sehr genau genommen, das änderte sich erst ab ca. 1850.) Ein preußischer Hauptmann namens Wilhelm Theodor v. Clair, stationiert in Gumbinnen in Ostpreußen, gehörte im Jahr 1829 sogar zu einer Delegation hoher preußischer Offiziere, die in geheimer Mission nach Konstantinopel reiste, um dem osmanischen Sultan ein Friedensangebot des russischen Zaren Nikolaus I. zur Beendigung des russisch-türkischen Krieges (1828/29) zu überbringen. Dessen Vater, der Ingenieurcapitain Gottlieb August de Clair, dessen Grab sich in der Gruft der Berliner Garnisonkirche befindet, hat im Jahr 1771 im allerhöchsten königlichen Auftrag von Friedrich dem Großen, dem „alten Fritz“, ein Buch über die Kriegskunst Ludwig XIV. aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt. Im Jahr darauf erließ König Friedrich eine Kabinettsordre an seine Offiziere, die  wie folgt lautete:

„Ich gebe Euch hiermit auf, daß Ihr die 159 Exemplaria des von dem Capitain le Clair auf Meine Ordre übersetzten Werkes denen General-Inspekteurs … (und) denen Regimentern unter der Auflage zuzuschicken, daß selbige die Officiers zu dessen fleißiger Lesung, besonders auf denen Wachten, wo sie gemeiniglich ihre Zeit sehr unnütz zuzubringen pflegen, gehörig anweisen und anhalten sollen. ..“

Potsdam, den 7. Februarii 1772 Friedrich

Sind wir nun also die Nachkommen dieser famosen hugenottischen Adelsfamilie? Wir wissen es nicht. Womöglich werden wir es nie erfahren. Aber ich forsche weiter. Vielleicht hegt man ja doch die geheime Hoffnung, dass vom Glanz vergangener Namensträger etwas aufs eigene bescheidene Dasein abstrahlen könnte.

(Verlesen am 18.2.2013 in Bremen zum 80. Geburtstag meines Vaters Dr. Joachim Claer.)

Februar 2013: Ahnenforschung, Teil 4

Neues zur Ahnenforschung über die Familie Claer

Hier ein paar neue Erkenntnisse, Überlegungen und Spekulationen zur Ahnenforschung über unsere Familie, die weniger auf neu verfügbaren Informationen basieren als vielmehr auf einer noch intensiveren und genaueren Auswertung des bislang schon Vorhandenen, auf dessen punktueller Weiterverfolgung im Internet und vor allem auf gedanklicher Puzzlearbeit.
Als sicher kann nach allen bisherigen Forschungen nur gelten, dass unser ältester nachweislicher direkter Vorfahre der Jäger Friedrich Clair/Claer/Clär (geb. Ende 1798/1799 in Ludwigswalde, 8 km südlich von Königsberg) ist. Sollte aber der am 10.6.1803 geborene Jäger Johan(n) Wilhelm Claer sein Bruder sein, was zu vermuten ist, dann wäre dessen Vater, der Unterförster Friedrich Wilhelm Claer d.Ä., auch der Vater unseres Friedrich Claer, also damit unser ältester bekannter direkter Vorfahre. Friedrich Wilhelm Claer d.Ä. selbst könnte, nach den Geburtsjahren seiner Söhne zu schließen, zwischen 1750 und 1780 geboren worden sein.

1. Die preußischen Offiziere

Ausgangspunkt der nun folgenden Betrachtungen sollen die schon mehrfach erwähnten Offiziere namens von Clair und von Cla(a)r aus der „alten preußischen Armee“ (also jener vor 1806) sein, deren Namen der preußische Offizier Otto de Claer (1827-1909), der als erster der rheinischen Familie de Claer dauerhaft das Rheinland verließ und in Berlin verstarb, aus alten Ranglisten entnommen hat. Es bestand laut der „Familiengeschichte von Claer“ keine (oder zumindest keine feststellbare) Verbindung zwischen ihnen und der rheinischen Familie de Claer.

Offiziere der alten preußischen Armee
Die Namen sind, mit Ausnahme von Nr.1, durch Otto v. Claer, fwb. 1827, gest. 1909, aus preußischen Ranglisten ausgezogen.
1. v. Clar, Fähnrich im Rgt. Prinz von Preußen, 1758 in der Schlacht bei Zorndorf verwundet (s. „Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Anderen“, Teil V, S. 173.
2. v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden
3. v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden
4. v. Clair, 1785 jüngster Fähnrich im Garnison-Regt. V. Pirch
5. v. Claar, 1781 und 1793. Zuletzt Major im Regt. Kronprinz von Preußen, beim Depot-Btl. Oranienburg.
6. v. Clar, 1785 Capt. Im Rgt. Prinz v. Preußen zu Fuß (Potsdam)
7. v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805
8. v. Claar, P.C. (?) im Regt. Kronprinz v. Preußen, 1790 ausgeschieden
9. v. Clair, 1797 Sec. Lieut. im Regt. Herzog v. Holstein-Beek in Königsberg
10. v. Clair, 1797 oder 1798 vom Regt. 11 in das Regt. Courbiere (Goldap, Gumbinnen, Oletzko) versetzt, dort 1798-1800 als Stabs.Capt. geführt. 1801 in das Regt. Herzog v. Braunschweig versetzt, dort noch 1805 und 1806 geführt. 1809 aus Regt. 4 ausgeschieden.

Ich schrieb hierzu vor einem halben Jahr:
„Insbesondere im Falle der beiden letzten in Ostpreußen stationierten v. Clairs (Nr. 9 und 10) sowie beim unter 7. Genannten Friedrich Wilhelm v. Clar lässt sich über eine Verbindung zu den Förstern spekulieren, denn die räumliche Nähe war gegeben bzw. der Name Friedrich Wilhelm trat auch bei den Förstern gehäuft auf. In diesem Falle wäre sowohl ein hugenottischer Ursprung (wenn es sich um z.B. aus Berlin versetzte Offiziere gehandelt haben sollte) als auch ein anglo-normannischer, auf die Familie des Bischofs von Samland Johannes Clare zurückgehender Ursprung denkbar.“

Bereits in meinen Aufzeichnungen von Ende 2011 hatte ich hierzu folgende Internetfundstellen ergänzt:
– „Neuer Nekrolog der Deutschen. Neunter Jahrgang 1831, Ersther Teil, Ilmenau 1831, Register zum 9. Jahrgang 1831: … v. Clair, Hauptm. zu Gumbinnen 668 (http://books.google.de/books?id=cO0SAAAAYAAJ&pg=PR24&lpg=PR24&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=fnGUwARkZ2&sig=b6v5C8CAQyUDIozIu67a_mVYURU&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCUQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false)
– „Vaterländisches Archiv für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur, oder Preußische Provinzial-Blätter, 22. Band, Königsberg 1839: S.68 ff (74): Zur Erinnerung an das fröhliche Litthauische Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838… Sänger-Chor … Alto: … v. Clair, … (http://books.google.de/books?id=r94OAAAAYAAJ&pg=PA74&lpg=PA74&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=ooU4Tl_cMK sig=8TQlGHrwzst55rvlwktHwQdlgQM&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false)(Die Stadt Gumbinnen war mit drei großen Kasernen eine bedeutende Garnison der preußischen Armee.) (http://de.wikipedia.org/wiki/Gumbinnen)
– Abgegangene und versetzte Kgl. Preußische Offiziere 1801: u.a. Clair, Stabscapitän v. (http://home.foni.net/~adelsforschung/rang20.htm)

Und ich kommentierte sie damals so:
„Daraus folgt, dass es sehr wohl denkbar wäre, dass ein abgegangener preußischer Offizier namens v. Clair oder v. Clar (die uneinheitlichen Schreibweisen der Personennamen in den Ranglisten der preußischen Armee waren berüchtigt) zwischen 1744 und 1824 zum Förster in Ostpreußen werden konnte. Aber diese Überlegung ist rein spekulativ.“

Als weitere einschlägige Fundstelle kommt hinzu das „Amtsblatt der Königl. Litthauischen Regierung 1813“, das für den Kreis Gumbinnen einen „Kalkulator Kapitain von Clair“ nennt. (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=45048&page=10)

Zunächst ist unklar, um wie viele unterschiedliche Personen es sich bei der Liste der preußischen Offiziere und den übrigen Fundstellen überhaupt handelt. Am wenigsten Aufschluss hierüber können die genannten Dienstgrade geben, denn diese können sich natürlich im Verlauf einer militärischen Karriere durchaus (in der Regel aufsteigend) verändert haben. Doch gibt es glücklicherweise einen umfassenden Eintrag in einer genealogischen Internetdatenbank über den Hauptmann v. Clair zu Gumbinnen.

II. Der Hauptmann von Gumbinnen und seine Töchter

Es handelt sich hier nach Auskunft dieser englischsprachigen Datenbank (http://gedbas.genealogy.net/person/show/1025778960) – den Datensatz erstellte ein Herr Gerhard Hofmann aus Brisbane (Queensland in Australien, gerhard.hofmann@bigpond.com) am 18.2.2008 – um Wilhelm Theodor von Clair, geboren am 1.12.1767 und gestorben am 15.3.1831. Er wird dem Infanterieregiment 21 zugordnet. (Dieses wird bei Wikipedia als „Regiment zu Fuß (1713)“ bezeichnet. Als Standorte sind Halberstadt und Quedlinburg angegeben/http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Seine Frau, die er 1802 in Gumbinnen ehelichte, hieß Henriette Leopoldine Reichardt (deren Eltern waren: Heinrich Leopold Reichardt und Regina Wilhelmine Klodt oder Klost). (Über Heinrich Leopold Reichardt heißt es in: Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15, Teil 1 Biographien A-L, München 2009: „KD-rat Heinrich Leopold Reichardt 1748-1812, geb. in Frankfurt/o., gest. in Gumbinnen, hinterließ seine Frau Wilhelmine, geb. Kloth und seine Tochter Leopodine, verh. V. Clair und den Sohn Otto/ http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA787&lpg=PA787&dq=heinrich+leopold+reichardt&source=bl&ots=5W6eTyhHB0&sig=9sbJpDkrZoCscFXZ-YqoXbo7DOQ&hl=de&sa=X&ei=wQ8aUbrcBZHLtAbpgIFw&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=heinrich%20leopold%20reichardt&f=false)
Das Ehepaar hatte demnach sechs Kinder, von denen allerdings fünf schon im frühen Kindesalter verstarben, nämlich Leopold Otto Wilhelm von Clair (6.3.1820-4.4.1820 in Gumbinnen), Wilhelmine Auguste Leopoldine Agnes von Clair (1803-6.5.1803 in Halberstadt), Ottilie Henriette Auguste von Clair (7.10.1807-14.10.1807 in Gumbinnen), Auguste Therese Adolphine von Clair (1.8.1816-22.8.1816 in Gumbinnen) und Johanne Adolphine Wilhelmine von Clair (13.4.1818-5.5.1818 in Gumbinnen). Ihre Kindheit überlebte allein Wilhelmine Henriette Leopoldine von Clair (geb. 5.10.1811 in Gumbinnen, gest. 3.1.1863 in Königsberg). Sie heiratete im Jahr 1840 August Heinrich Janert und bekam mit ihm sieben Kinder. Es sind Nachkommen nebst Stammbaum bis ins 20. Jahrhundert aufgeführt.
Bereits aus diesen Angaben lässt sich leicht schlussfolgern, dass Hauptmann Wilhelm Theodor von Clair mindestens zeitweise ein – in heutigen Worten ausgedrückt – Pendler gewesen sein muss, der sich abwechselnd an seinem zumindest vorübergehenden beruflichen Einsatzort in Halberstadt und bei seiner Familie in Gumbinnen aufgehalten hat. Darüber hinaus wird beim oben genannten Offizier v. Clair Nr. 10, der 1797 oder 1798 nach Gumbinnen versetzt wurde, von einer Versetzung „1801 in das Rgt. Herzog von Braunschweig“ berichtet, in dem er noch 1805 und 1806 geführt wurde. Dieses Regiment, so weiß z.B. ein mit dem „Marsch vom Regiment Herzog von Braunschweig“ unterlegtes YouTube-Video,

http://www.youtube.com/watch?v=1BsOTOQA_fs

stand tatsächlich in Halberstadt. Demnach kann an der Identität des Offiziers Nr. 10 unserer Liste (dem „Stabs.Capt.“) mit dem späteren Hauptmann zu Gumbinnen kein Zweifel mehr bestehen. Das „Regiment 11“, aus dem er 1797 oder 1798 nach Gumbinnen versetzt wurde, auch genannt das „Regiment Herzog von Holstein-Beck“, war in Königsberg stationiert und hatte auch einen eigenen Marsch, der auf YouTube zu vernehmen ist.

http://www.youtube.com/watch?v=0JFrgqahMow

Somit dürfte sich also auch hinter dem „Sec. Lieut.“ im Regiment Herzog von Holstein-Beck im Jahr 1797, unserem Offizier Nr. 9, niemand anders als der damals 30-jährige Wilhelm Theodor von Clair verbergen. Ausgeschieden ist er schließlich im Jahr 1809, also im Alter von 42 Jahren, aus dem „Regiment 4“, das seit 1773 in Elbing/Ostpreißen stationiert war (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee), was auch gut ins Bild passt. Elbing liegt an der Ostseeküste, einige Kilometer südwestlich von Königsberg. Danach dürfte er „Kalkulator Kapitain“ im Kreis Gumbinnen (laut „Amtsblatt der Königl. Litthauischen Regierung“ war er es 1913) und später „Hauptmann zu Gumbinnen“ geworden sein, als welcher er 1831, in seinem Todesjahr, im „Neuen Nekrolog der Deutschen“ erwähnt wird. (Ein Nekrolog ist eine Liste kürzlich verstorbener Persönlichkeiten. Es passt also alles zusammen.)

Fahne_11_InfRgt_18th_century

Fahne des preußischen Infanterie-Regiments Nr. 11 in Königsberg

Außerdem könnte auch mit dem Offizier Nr. 4, dem „1785 jüngsten Fähnrich im Garnison-Rgt. V. Pirch“ Wilhelm Theodor von Clair gemeint gewesen sein, denn dieser war damals 18 Jahre alt. Das „Garnison-Regiment V. Pirch“ muss das preußische Garnisonregiment No. II gewesen sein, das ab 1777 von Georg Lorenz von Pirch befehligt wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Die Garnisonregimenter waren laut Wikipedia „in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts als Batallione gegründet und nur funktionsmäßig von den Feldregimentern abgegrenzt“ und wurden „Einheiten für Soldaten geringer Größe und Strafversetzte. Auch Offiziere waren strafversetzt, zusammen mit Halbinvaliden und Bürgerlichen.“ (Ebd.) Über den Standort dieses Garnison-Regiments No. II ist immerhin soviel zu erfahren, dass es sich vor und nach dem „Siebenjährigen Krieg“ (1756-1763) „in Pillau, Fischhausen und Friedrichsburg in Ostpreußen“ befunden hat. (http://www.figuren-modellbau.de/preussen-garnison-regiment-II-von-sydow-1756.html)

Auch in dieser Quelle heißt es: „Die Regimenter der Garnison-Infanterie nahmen Rekruten auf, die wegen geringer Körpergröße das Gewehr der Infanterie nicht schnell genug laden konnten und deshalb für den Felddienst untauglich waren. Offiziere kamen durch Strafversetzung zur Garnison-Infantrie, besonders aber wenn Sie in Folge von Verwundung oder mangelnder Fähigkeit für die Karriere in einem Feldregiment nicht mehr tüchtig genug waren. Im Siebenjährigen Krieg standen Garnison-Regimenter besonders gegen Kriegsende auf dem Feldetat der Armee.“ (Ebd.) Sollte tatsächlich Wilhelm Theodor von Clair 1785 der jüngste Fähnrich in diesem Garnisonregiment gewesen sein, dann hat er es gut als Karrieresprungbrett nutzen können.

Allerdings wird noch eine Person namens v. Clair – siehe oben – auf dem „fröhlichen Litthauischen Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838“ erwähnt, also sieben Jahre nach dem Ableben des Hauptmanns. Da diese Person aber im Sängerchor als „Alto“ bezeichnet wird, was eine Frauenstimme ist, dürfte es sich entweder um die Frau des Hauptmanns, Henriette Leopoldine v. Claer, gehandelt haben, deren Lebensdaten nicht bekannt sind, oder um deren und des Hauptmanns Tochter Wilhelmine Henriette Leopoldine von Clair, die damals 26 Jahre alt war und erst zwei Jahre später heiratete.
Ferner wird jedoch in einer anderen englischsprachigen genealogischen Datenbank noch eine weitere Person namens v. Clair in Gumbinnen erwähnt, nämlich eine Louise von Clair, die am 10.3.1830 gestorben ist. (http://gw3.geneanet.org/pmlhennings?lang=en;pz=peter;nz=hennings;ocz=0;p=louise;n=von+clair) Am „fröhlichen Litthauischen Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838“ kann sie also nicht mehr teilgenommen haben. Sie hat am 14.5.2024 in Gumbinnen einen Karl Heinrich von Aweyden geheiratet, der am 21. August 1787 in Groß Juckeln geboren wurde und am 3.6.1848 in Juckeln gestorben ist. Er war „Premierlieutenant“ und zuletzt in Gumbinnen im „Landw. Reg.“ Seine Eltern waren Friedrich Albert Ernst von Aweyden (1747-1827) und Louise Henriette Hallensleben (1750-1807). Louise bekam mit ihrem Mann in fünf Jahren Ehe fünf Kinder, dann starb sie. Es sind ferner direkte Nachkommen von ihr nebst einem Stammbaum bis immerhin ins späte 19. Jahrhundert angegeben. (Ebd.)

Wer aber war diese Louise von Clair? Vom Alter her könnte sie eine weitere Tochter des Wilhelm Theodor von Clair gewesen sein, aber sie ist in der oben angeführten Quelle nicht unter seinen Kindern mit aufgeführt. Da sie offensichtlich sehr standesgemäß geheiratet hat, könnte es sich bei ihr womöglich um eine Tochter des Wilhelm Theodor von Clair aus etwaiger erster Ehe (vielleicht mit einer adeligen Dame) handeln. (Die frühe Sterblichkeit der Frauen und Kinder jener Zeit resultierte nicht zuletzt aus dem fehlenden medizinischen Knowhow vor allem bei den Geburten. Und zur Zeit seiner Hochzeit mit Henriette Leopoldine Reichardt 1802 war Wilhelm Theodor von Clair bereits 35 Jahre alt. Da Louise von Clair im Jahr 1824 geheiratet hat, könnte sie durchaus auch schon vor 1802 geboren worden sein.) Oder aber es gab zu jener Zeit noch andere verwandte v. Clairs in Gumbinnen, zu denen Louise zählte.

Allerdings sind keinerlei Hinweise auf solche zu finden. Allenfalls die Erwähnung eines „Adjutanten v. Clair“ im Einsatz in der Türkei im Jahr 1829 während des russisch-türkischen Krieges (1828-1829) ließe sich auf den ersten Blick so interpretieren. In der Regensburger Zeitung, gedruckt und verlegt von Friedrich Heinrich Neubauer, Sonnabend, den 5. September 1829, heißt es:

Türkei: Der Courrier de Smyrne vom 2. August sagt: „Einige Briefe aus Konstantinopel sprechen von der nahen Abberufung eines der Botschafter einer europäischen Macht.“ Aus Konstantinopel meldet dasselbe Blatt vom 28. Jul., es scheine gewiß, daß der Pascha von Trapezunt zum Seradier der Armee in Asten ernannt sey. Die russische Eskadre liegt vor Trapezunt und beschieße es; auch bereite sie einen Angriff auf Inada. – Kud Smyrna vom 1. Aug.: „Am 25. Jul. Nachmittags kam der preußische Generallieutenant Baron v. Müffling, in Begleitung des Majors v. Küster und seines Adjutanten, v. Clair, in Smyrna an, und stieg am 26. Morgens bei dem preußischen Konsul Pezzer ab. Am nemlichen Tage, um 4 Uhr Nachmittags, ging der Adjutant des Generals nach Konstantinopel ab, wohin ihm am 27. Morgens der General selbst mit dem Major v. Küster und dem älteren Sohne des preußischen Konsuls folgte. General Müffling verließ Berlin mehrere Tage nach der Zusammenkunft II. MM. des Königs von Preußen und des Kaisers von Rußland. Mehrere Personen hörten aus seinem Munde, dass er von Seite des Kaisers der Ueberbringer der für die Pforte ehrenvollsten Friedensvorschläge sey; Europa wünsche den Frieden, und der Kaiser selbst wolle ihn, und sei zu Opfern bereit, um ihn hergestellt zu sehen…“ (Hervorhebungen von mir) (http://books.google.de/books?id=6uxDAAAAcAAJ&pg=PT275&lpg=PT275&dq=%22v.+clair%22+berlin&source=bl&ots=t4z6O0Xrwu&sig=C4b7ijpjTw2BzeoszcI7Yt8B5U4&hl=de&sa=X&ei=_XoXUeaTF4aVswbPiID4Bw&ved=0CDYQ6AEwAjgK#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20berlin&f=false)

Über den in Rede stehenden General Philipp Friedrich Carl Ferdinand Freiherr von Müfffling genannt Weiß heißt es bei Wikipedia: „Als Generalleutnant erhielt er 1829 eine Mission nach Konstantinopel, um die Pforte für den Frieden mit Russland geneigt zu machen…“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_von_M%C3%BCffling_genannt_Wei%C3%9F) Als „die Pforte“ oder „die hohe Pforte“ wurde damals der Sultanspalast in Istanbul als Synonym für den Sitz der osmanischen Regierung bezeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Hohe_Pforte) Mit dem „Kaiser“ ist der russische Zar Nikolaus I. gemeint. Die Ankunft der preußischen Gesandtschaft in der Stadt Stadt Smyrne (Izmir) an der Ägäis könnte per Schiff erfolgt sein.

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Generalleutnant von Müffling (1775-1851), den Hauptmann Wilhelm Theodor v. Clair am 26./27.8.1829 als Adjutant auf Friedensmission an den Bosporus begleitete.

Es handelt sich hier also um den wahrscheinlich zeitlich letzten Auftritt eines nicht dem rheinischen Familienzweig entstammenden v. Clair in der preußischen Armee. Zwar ist ein Adjutant laut Wikipedia „ein dem Truppenbefehlshaber zur Unterstützung beigegebener Offizier“, der den ranghöheren Offizier bei den verwaltungstechnischen Aufgaben zu unterstützen hat. (http://de.wikipedia.org/wiki/Adjutant) Doch fand hier offenbar keineswegs ein militärischer Einsatz statt, bei dem es auf jugendliche Körperkraft und Energie angekommen wäre, sondern vielmehr eine politisch-diplomatische Mission, die einen erfahrenen Strategen wie den damals 62-jährigen Wilhelm Theodor v. Clair, den Hauptmann zu Gumbinnen, verlangte, der in Konstantinopel offensichtlich eine späte berufliche Sternstunde erleben durfte. Wäre mit dem „Adjutanten v. Clair“, dem man im Jahr 1829 diese politisch so bedeutsame Aufgabe anvertraut hat, ein anderer Offizier namens v. Clair als Wilhelm Theodor gemeint gewesen, dann hätte dieser auch anderweitige Spuren hinterlassen müssen, was aber, soweit ich sehe, nicht geschehen ist. Es ist folglich davon auszugehen, dass es Hauptmann Wilhelm Theodor v. Clair zu Gumbinnen gewesen ist, der  am 26./27. August 1829 als Adjutant des Generals v. Müffling in Friedensmission in Konstantinopel zum Friedensschluss am Bosporus beitragen hat. Die damals lange (sicherlich mehrwöchige) und beschwerliche Reise in die Türkei könnte jedoch unter Umständen einen ungünstigen Einfluss auf die Gesundheit des 62-jährigen Hauptmanns genommen haben, denn nur knapp zwei Jahre darauf verstarb er.

Den weiteren Verlauf des Russisch-Türkischen Krieges schildert Wikipedia wie folgt: „Am 28. August standen die Russen bereits in Edirne, 60 km vor Konstantinopel. Auf den Straßen der osmanischen Hauptstadt brach Panik aus. Der Sultan hatte keine andere Wahl, als um Frieden zu ersuchen. Der Friedensvertrag wurde in Edirne am 14. September 1829 unterzeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Russisch-T%C3%BCrkischer_Krieg_%281828%E2%80%931829%29)

Boevoj_epizod_1828-1829

Russische Soldaten in Erwartung eines türkischen Angriffs

Über das hingegen wenig spektakuläre Leben des Militärs zu jener Zeit in der Stadt Gumbinnen, die – wie bereits erwähnt – mit drei großen Kasernen eine bedeutende Garnison der preußischen Armee war, weiß eine Quelle Folgendes zu berichten:

„Das Garnisonsleben vor 200 Jahren war natürlich nicht mit dem späteren Soldatenleben zu vergleichen. Im allgemeinen ließ sich der Dienst damals wohl ertragen. Im Jahr hatte der Soldat nur drei Monate Exerzierzeit, die übrigen neun Monate wurde die Mannschaft im weitgehenden Maße beurlaubt. Nur die Wachen mussten dauernd besetzt sein, und bei der täglichen Wachtparade in Gegenwart sämtlicher Offiziere wurde jedes Mal das ganze Exerzieren einschließlich Laden und Feuern durchgeführt.“ (http://www.kreis-gumbinnen.de/index.php?option=com_content&view=article&id=123&Itemid=109)

Doch es gab auch Schattenseiten für die Offiziere:
„Längeren Urlaub — selbst zum Besuch eigener Güter — zu erhalten, war sehr schwierig. Wollte der Offizier länger als ein bis zwei Nächte fortbleiben, so musste das Gesuch über alle Dienststellen nach Berlin an den König gehen, „damit durch die nächste abgehende Post Sr. Königl. Majestät Allerhöchste Ordre und Permission dazu ergehen könnte”. Wie lange mag es trotz aller Beschleunigung bei den damaligen Postverhältnissen wohl gedauert haben, bis die Antwort eintraf! (9 Tage und 9 Nächte dauerte damals die Fahrt mit der Postkutsche von Gumbinnen nach Berlin!)“ (Ebd.)

Aber immerhin wird auch berichtet:
Gumbinnen muss damals geradezu als Großstadt im Verhältnis zu den kleinen masurischen Garnisonsstädten angesehen worden sein, denn ein Oberleutnant von Wedell schrieb zu jener Zeit an seine Braut: „Unsere Offiziere in Gumbinnen leben herrlich und in Freuden. Eine Komödie haben sie schon gegeben, und am Neujahrstag führen sie wieder eine auf.” (Ebd.)

Und weiter heißt es:
Von 1796-1811 standen hier einzelne Kompanien des Infanterie-Regiments Wildau, dessen Chef wohl als recht seltenes Original gelten kann. An jedem Markttage begab er sich in voller, reichbestickter Generalsuniform, auf dem Haupt den mit der Straußenfederkante geschmückten Dreispitz, in das Gewühl des ‘Wochenmarktes. In der Hand trug er wie eine brave Hausfrau das Marktnetz, das sehr wenig zu seiner sonstigen soldatischen Erscheinung passte…Wie so mancher preußische Offizier jener Tage war von Wildau Ausländer, wohl in Österreich geboren, aber innerlich sehr bald Preuße geworden. Wenngleich seine Bildung manche Lücke aufwies, konnte man ihn doch keineswegs als unbedeutenden Menschen bezeichnen; er war durchaus eine Persönlichkeit, ein vortrefflicher Soldat, der in vielen Anschauungen seiner Zeit weit vorauseilte. So führte er z. B. zum Erstaunen der damaligen militärischen Welt eine fast neuzeitlich anmutende Behandlung der Mannschaft ein.” (Ebd.)

Einen wirklich glücklichen Umstand darf man es aber nennen, dass in der genealogischen Datenbank auch die Eltern des Hauptmanns Wilhelm Theodor v. Clair genannt werden. Es sind Gottlieb August de Clair und Anna Rosine von Dobrakowska (http://gedbas.genealogy.net/person/show/1025778960) (nach anderen Quellen hieß die letztgenannte: Rosalie Anna Theresia de Clair, geb. Von Dobrokowska/http://www.myheritage.de/research?action=query&formId=1&formMode=0&qname=Name+fnmo.2+fnmsvos.1+fnmsmi.1+ln.Von%2F3Dobrakowska+lnmo.4+lnmsdm.1+lnmsmf3.1+lnmsrs.1&path=&rlmode=1).

III. Der Ingenieurscapitän aus Berlin
Dieser Gottlieb August de Clair, der laut den Angaben in dieser Datenbank am 29.7.1779 gestorben ist und dessen Name den Zusatz „Field Regiment 41“ trägt, ist für uns kein Unbekannter. In meinen Aufzeichnungen von Ende 2011 schrieb ich:

Zum anderen gab es einen Übersetzer und Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain namens G.A. v. Clair, der u.a. 1771 auf „Allerhöchsten Königlichen Befehl“ ein Werk des Französischen Königs Ludwigs XIV. zur Kriegskunst und -geschichte aus dem Französischen ins Deutsche übertrug:
„353-1 Der Titel des Werkes lautet: Auszug derer gegen das Ende des verwichenen und im Anfange des gegenwärtigen Seculi angegriffenen und vertheidigten Städte, nebst einigen Lehrsätzen und Unterricht in der Kriegskunst, durch 16 Tabellen erläutert und mit nöthigen Kupfern versehen. Aus der Kriegsgeschichte Ludewigs XIV., die der Herr Marquis de Quincy 1726 beschrieben, auf Allerhöchsten Königlichen Befehl ins Deutsche übersetzt durch G. A. v. Clair, Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain (Berlin, 1771). Der erste Teil behandelt die Lehre vom Angriff und der Verteidigung fester Plätze, der zweite bringt 9 Belagerungen aus den Jahren 1677 bis 1713 zur Darstellung. Der König ließ den Auszug 1772 den Regimentern zum Studium durch die Offiziere zugehen. Vgl. S. 38 und 293 f.“ (http://books.google.de/books?id=C-kaAQAAMAAJ&pg=PA643&lpg=PA643&dq=%22v.+clair%22+berlin&source=bl&ots=xitE8Iw_dF&sig=g6CCFhbofxH2GkRuRRxcsGn6I7Q&hl=de&ei=Zm7RTrrBHY_Mswa73vjGBQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCoQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20berlin&f=false)

Und meine Schlussfolgerung über ihn und einen weiteren v. Clair in Berlin, der sich als Betreiber eines Portechaisen-Geschäfts von 1779-1789 hervortat, lautete damals:

„Der Portechaisen-Geschäftserwecker in Berlin bewegte sich in einer den Hugenotten bevorzugt vorbehaltenen Branche; der Übersetzer könnte sein zur Übertragung eines so komplexen Werkes erforderliches Sprachniveau im Französischen und Deutschen wohl gut als Einwanderer der zweiten oder dritten Generation erlangt haben. Doch bleibt eine Verbindung zu unserer Familie natürlich auch bei diesen Personen höchst fraglich.“

Dieser Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain G.A. v. Clair ist also offensichtlich identisch mit Gottlieb August de Clair, dem Vater des Hauptmanns Wilhelm Theodor v. Clair. In einer weiteren englischsprachigen genealogischen Datenbank findet sich das Geburtsdatum eines „Aug. gottlieb De Clair“: 1731. (http://www.myheritage.de/research?formId=master&formMode=&action=query&qname=Name%20fn.gottlieb%2F3august%20fnmo.2%20fnmsvos.1%20fnmsmi.1%20ln.de%2F3clair%20lnmo.4%20lnmsdm.1%20lnmsmf3.1%20lnmsrs.1) Und schließlich erscheint im „Verzeichnis der in den Grüften der Berliner Garnisonskirche zwischen 1703 und 1829 beigesetzten Personen auch der Eintrag: 1778 1730 Clair Gottlieb August von Ingenieur-Kapitän (http://www.garnisonfriedhof-berlin.de/112.html).
Über die Berliner Garnisonskirche und den Garnisonsfriedhof heißt es bei Wikipedia: „Der Alte Garnisonfriedhof ist ein denkmalgeschützter ehemaliger Friedhof im Berliner Stadtteil Mitte. Er liegt in der Nähe des U-Bahnhofs Rosenthaler Platz an der Kleinen Rosenthaler Straße, Ecke Linienstraße, und beherbergt mehrere erhaltenswerte Grabmäler vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert, darunter Gräber einiger bis heute bekannter Persönlichkeiten vor allem aus der preußischen Militärgeschichte. … Er wurde um 1706 gegründet, wobei die genauen Zeitangaben hierzu nicht überliefert sind. Damals erhielt die schon 1655 gegründete evangelische Garnisongemeinde Berlins auf Anweisung des Königs Friedrich I. für die Bestattung ihrer Toten ein Grundstück am damaligen Stadtrand, zwischen dem Rosenthaler und dem Schönhauser Tor. Dieses Grundstück war wesentlich größer als der heute erhaltene Friedhof, da er auch das Gelände östlich der heutigen Gormannstraße beinhaltete. Dieser längst bebaute östliche Teil war für Bestattungen von Soldaten bestimmt, während der westliche Teil an der Kleinen Rosenthaler Straße vornehmlich als Begräbnisstätte für Offiziere des preußisch-deutschen Heeres genutzt wurde. Ebenfalls Anfang des 18. Jahrhunderts wurde in der Nähe des Friedhofs die Kirche der Garnisongemeinde errichtet. 1722 wurde sie wiederaufgebaut, nachdem sie bei einer Explosion des Berliner Pulverturmes zerstört worden war; die Zahl 1722 am Eingangsportal des Garnisonfriedhofs weist bis heute auf das Jahr ihrer Einweihung hin. … Unter den zahlreichen ranghohen Militärs, die im 19. Jahrhundert auf dem Alten Garnisonfriedhof beigesetzt wurden, sind auch viele bekannte Namen aus der deutschen Militärgeschichte zu finden. Auch einige prominente Persönlichkeiten aus Kultur und Wissenschaft liegen hier begraben.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Alter_Garnisonfriedhof)

 Garnisonfriedhof-alt-01

Eingangstor zum Garnisonsfriedhof

Angesichts der leicht voneinander abweichenden Angaben zu den Lebensdaten des Gottlieb August (oder auch August Gottlieb) de (später: v.) Clair ist festzuhalten, dass er wohl von 1730/1731 bis 1778/1779 gelebt hat.
An dieser Stelle ist daran zu erinnern, dass Otto de Claer (1827-1909), dem Spross der rheinischen Familie de Claer, der als preußischer Offizier als erster des rheinischen Familienzweiges in östliche Gefilde aufbrach und in Berlin verstarb, erst Ende des 19. Jh. vom deutschen Kaiser die Erlaubnis erteilt wurde, seinen Namen und den seiner Familie in „von Claer“ zu ändern. Möglicherweise war in ihm ja, als er die Namen der v. Clairs aus den Offizierslisten der alten preußischen Armee ausgezogen hatte, der Wunsch entstanden „Das will ich auch!“ Doch während die Namensgebung und erst recht die Namensschreibweise im 18. Jahrhundert noch weitegehend frei gehandhabt werden konnte, war das in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts schon nicht mehr der Fall. Es ist somit anzunehmen, dass Gottlieb August de Clair bei seinem Namenswechsel vom „de“ zum „von“, sofern dieser überhaupt formal stattgefunden hat, keine großen rechtlichen Hürden zu überwinden hatte.

Außerdem ist noch einmal auf die oben angeführten Offiziersliste zurückzukommen: Deren Nr.3 war: „v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden“ Da Gottlieb August von Clair nur 48 Jahre alt wurde, ist er also offensichtlich im Jahr 1779 durch seinen Tod oder durch eine diesem vorausgehende Krankheit aus seinem Militärdienst ausgeschieden. Mit „Capt. bei den Ingenieuren“ ist wohl in etwa das gleiche gemeint wie mit der Bezeichnung „Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain“. Auch der Offizier Nr. 3 unserer Liste wäre also somit erkannt.
Darüber hinaus könnte sich auch hinter dem Offizier Nr. 2: „v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden“ Gottlieb August von Clair verbergen. Zu jener Zeit war er 34 Jahre alt und könnte schlicht das Regiment gewechselt haben. Doch genauso gut könnte sich auch ein anderer Verwandter hinter dem Offizier Nr. 2 verbergen. Das „Regiment von Krockow“ muss das Dragonerregiment D II gewesen sein, das von 1759 bis 1778 von Anton von Krockow („Jung-Krockow“) befehligt wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Kavallerieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee) Dessen Standort lässt sich allein durch Netzrecherche nicht ermitteln.
Demnach handelt es sich bei den Offizieren namens v. Clair auf unserer Liste um lediglich zwei, maximal um drei unterschiedliche Personen, nämlich wahrscheinlich nur um Wilhelm Theodor v. Claer (Nr. 4, 9 und 10) und seinen Vater Gottlieb August de Clair (Nr. 2 und 3). Die anderen genannten Offiziere namens v. Cla(a)r (Nr. 1,5,6,7,8) sind – wie es aussieht – zumindest nicht mit jenen identisch. Ob sie überhaupt etwas mit der Familie v. Clair zu tun haben, ist eher fraglich, allerdings ist es auch nicht auszuschließen.

Zurück zu Gottlieb August de Clair, dem königlich preußischen Ingenieurscapitän. Was ist überhaupt ein Ingenieurscapitän? Auskunft gibt sehr detailliert eine Quelle aus dem Internet:
Das Ingenieurcorps bestand ausschließlich aus hochspezialisierten Offizieren, die – so würden wir heute sagen – als Bauingenieure für die „Architectura Militaris“ ausgebildet waren. Ende des 18. Jahrhunderts waren jedoch die Berufe der Baumeister, Handwerke, Architekten und Ingenieure nicht so scharf abgegrenzt wie heute.
Seit 1775 wurden Ingenieure in einer eigener Akademie, getrennt von den zivilen Bauingenieuren, ausgebildet. Es ist der erste Versuch, eine gleichartig ausgebildete Ingenieurtruppe zu schaffen. Zur der mehrjährigen Ausbildung gehörten Mathematik (Darunter dürfen wird uns vornehmlich Geometrie und Zeichenlehre vorstellen) , Grundlagen der Physik, Theorie der Artillerie- und Mineurkunst, Topographie, Vermessungswesen, Feldbefestigung, Lagerkunst, „große Kriegsbaukunst“, Civil- und Wasserbau. Ob eine praktische Ausbildung als Handwerker mit zur Ausbildung gehörte, ist dem Autor nicht bekannt. Über die erreichten Qualifikationen wissen wir wenig. Diese Akademie wurde 1807 nach dem verlorenen Krieg aufgelöst und erst 1816 als „Vereinigte Artillerie- und Ingenieurschule“ wiedererrichtet.
Das Ingenieurcorps war in drei verschiedene Brigaden eingeteilt, die für die verschiedenen Festungen zuständig waren. Diese Brigaden wurden kommandiert von einem Oberbrigadiers und mehreren
Unterbrigadieren. Im Jahre 1806 umfaßt das Ingenieurcorps unter Generalleutnant v. Geusen ca. 70 Offiziere und Eleven. Die Aufgaben eines „Ingenieur de la Place“ einer Festung, rangmäßig meist ein Premierlieutnant oder Capitaine, waren in Friedenszeiten die Planung und Bauleitung ziviler und militärischer Bauten in den Landesfestungen. Vielfach wurden die Ingenieure auch als Kartographen eingesetzt, aus denen sich später die Ingenieur-Kartographen hervorgehen sollten. Er wickelte auch die finanziellen Transaktionen ab, galt mithin auch als anfällig für Korruption. Sein Dienst war im „Reglement für das königlich preußische Ingenieur Corps“ von 1790 festgeschrieben.
Im Kriege leitete er die förmlichen Belagerung von Festungen, die Verteidigung derselben (nach dem Kommandanten) und ließ Feldbefestigungen anlegen. Hierzu arbeitete er mit den Mineuren (gebildet aus Bergleuten) und Sappeuren (in der Regel Deichbauer) zusammen, die in eigenen Kompanien organisiert waren. Der Brückenbau oblag den Zimmerleuten, den Pontonniers, die der Artillerie zugeordnet waren. Gelegenheit für einige Ingenieure, das Handwerk der förmlichen Belagerung vor dem Krieg von 1806 zu erlernen, dürfte sich nur bei der Belagerungen von Metz und Longwy (beide 1792) sowie Mainz und Königstein/Taunus (beide 1793) ergeben haben. Mithin darf man also wenig praktische Erfahrung auf der Seite der preußischen Ingenieure vermuten, weil zudem auch die Bautätigkeiten in allen Landesfestungen seit dem Tode Friedrichs II stagnierten.
Mit der Demission Walraves 1748 hatte das Ingenieurcorps die Reputation eingebüßt. Die Reorganisation der Armee unter Friedrich-Wilhelm II hatte daran nur wenig geändert. Ingenieure wurden von den traditionellen Standes- und Bildungseliten eher gering geschätzt, zumal die meisten Offiziere bürgerlicher Herkunft waren. Ingenieuroffiziere hatten z.B. keine Burschen, also das Statussymbol der anderen Offiziere. Die Chancen für das Avancement waren gering.
Das Ingenieurcorps galt als zunftmäßig, da dessen Mitglieder mit Lineal und Dreieck in der Hand eigentlich nur Baumeister in Uniform gewesen seien und das Wesentliche ihres Berufes in rein
äußerlicher Nachahmung ihrer Vorbilder wie Pagan, Vauban und Coehorn erblickt hätten (Major Pullett vom Ingenieurcorps, 1807). Und weiter: Die unter Friedrich mehrenteils siegreichen aktiven Kräfte, welche die Defensive nie entscheidende Gelegenheit gaben, … sind eine der Hauptveranlassungen unserer vernachlässigten Festungsdefensive und des mit ihr innig verwebten Ingenieurcorps. Die Montur (siehe Abbildung) war typisch für das ‘Ancien Régime’ und glich der der Infanterie (Merta). Die Abzeichenfarbe am Kragen, Rabatten und Ärmelaufschlägen war aus schwarzem Manchester (Samt). Westen und Hosen waren weiterhin weiß. Dazu wurden scharze Schaftstiefel und Hüte mit schwarzgewurzelten Federbüschen getragen. Die silbernen Besatzmuster auf dem dunkelblauen Rock wurden nur auf dem Paraderock getragen. (http://www.ingenieurgeograph.de/Publikationen_/Ingenieure_1806.pdf)

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Und was hat es mit dem „Regiment 41“ auf sich, in dem Gottlieb August de Clair laut den Angaben in der Datenbank gedient hat, wahrscheinlich zwischen 1765 (Versetzung aus dem Dragonerregiment) und seinem Tod 1779? Es handelt sich um „das frühere Füsilier-Regiments Neuwied“, das zu jener Zeit von Matthias Ludwig von Lossow (1717-1783) befehligt wurde. Der Standort war allerdings Minden in Westfalen. (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee)

Das erstaunt zunächst, denn schließlich ist der königlich preußische Ingenieurscapitän Gottlieb August v. Clair in Berlin in der Garnisonkirche begraben worden, und in Berlin ist immerhin auch im Jahre 1771 das von ihm „im allerhöchsten königlichen Auftrag“ aus dem Französischen übersetzte Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. erschienen (wobei letzteres nicht viel bedeuten muss). Doch wäre es gut vorstellbar, dass Gottlieb August v. Clair zur Übersetzung dieses offenbar für den preußischen König so brisanten Werkes von seinen militärischen Aufgaben freigestellt worden war und zumindest vor 1771 längere Zeit in Berlin mit seinen bedeutenden Bibliotheken verbracht hat.

Hier ist noch kurz zu ergänzen, dass der preußische König, der Gottlieb August v. Clair diesen Auftrag erteilte, Friedrich II. (1712-1786) war, auch Friedrich der Große oder der Alte Fritz genannt. Unter ihm konnte Preußen sechs Jahre zuvor im Siebenjährigen Krieg (1758-1765) durch die Einverleibung Schlesiens zur europäischen Großmacht aufsteigen, und er bereitete offenbar schon die nächste territoriale Ausdehnung vor: die erste Teilung Polens im Jahr 1772. Womöglich hat ihm und seinen Offizieren das von Gottlieb August v. Clair 1771 übersetzte Buch über die Kriegskunst Ludwigs XIV. dazu Anregungen gegeben.

Partitions_of_Poland_german

Karte Polens vor und nach seinen drei Teilungen 1772, 1793 und 1795. Man erkennt, dass Ostpreußen, insbesondere das Gebiet um Königsberg, zwischen 1660 und 1772 eine preußische Exklave innerhalb Polens war.

Somit kann immerhin eines als sehr wahrscheinlich gelten: Bei der preußischen Offiziersfamilie de Clair / v. Clair, die keine feststellbaren Verbindungen zur rheinischen Familie de Claer / von Claer aufweist, handelt es sich um Hugenotten, also um französische Glaubensflüchtlinge, die im späten 17. Jahrhundert Aufnahme in Preußen fanden. Dafür sprechen sowohl die hohe Anzahl von Hugenotten unter preußischen Offizieren jener Zeit als auch der französisch anmutende Name als auch die deutsch-französische Sprachkompetenz des als Übersetzer im höchsten königlichen Auftrag tätigen Gottlieb August v. Clair, die typisch für Angehörige einer zweiten bis dritten Einwanderergeneration ist. Außerdem hat – wie gesagt – ein weiterer „Berliner Bürger namens v. Clair“ im Jahr 1779 in Berlin ein bis 1789 nachweisbares Portechaisen-Geschäft betrieben, was ein für Hugenotten in Berlin typisches Geschäftsfeld gewesen sein soll. Womöglich ist dieser „Bürger v. Clair“ ein weiterer Sohn des Gottlieb August v. Clair gewesen, der in dessen Todesjahr 1779 das väterliche Erbe als Startkapital für sein Portechaisen-Unternehmen genutzt hat. Er wäre dann ein älterer Bruder des späteren Hauptmanns zu Gumbinnen Wilhelm Theodor v. Clair (1767-1831) gewesen und käme auch als Vater der oben genannten Louise v. Clair in Betracht.

Fraglich bleibt aber der Wohnsitz des Gottlieb August v. Clair. Vieles spricht – siehe oben – für Berlin. Es deutet zumindest nichts darauf hin, dass er in Ostpreußen gelebt haben könnte. Sein Sohn Wilhelm Theodor (1767-1831) war hingegen spätestens ab 1797 in Königsberg stationiert und heiratete 1802 in Gumbinnen, wo er seit 1798 stationiert war und wo seine Familie, vermutlich auch während seiner Versetzung nach Halberstadt, fortan lebte.

Welche Rolle spielte die Ehefrau des Gottlieb August v. Clair und Mutter des Wilhelm Theodor v. Clair, die den klangvollen Namen Anna Rosine von Dobrakowska (oder auch Rosalie Anna Theresia von Dobrokowska) trug? War sie, worauf der Name schließen lässt, eine polnische Gräfin? Hatte Wilhelm Theodor v. Clair nach dem frühen Tod seines Vaters Ländereien im Osten geerbt, die ihn erst in östlichen Gefilden sesshaft werden ließen? (Nach damaligem Recht durften Frauen bekanntlich selbst keine Grundeigentumsrechte innehaben.)

IV. Mögliche Verbindungen
Nun sind wir am entscheidenden Punkt angelangt, dem einer möglichen Verbindung zwischen den ostpreußischen Jägern Clair/Claer und der preußisch-hugenottischen Offiziersfamilie de Clair/von Clair.
Ganz zu Beginn meiner Untersuchungen, Ende 2010, schrieb ich am Anfang meiner Aufzeichnungen:

Ausgangspunkt ist der in der Familie Claer überlieferte Stammbaum, der bis auf meinen Ururgroßvater Franz Claer, geb. 1841 in Ostpreußen, zurückgeht. Bereits in der Anlage des Stammbaums äußert mein Großvater, Gerhard Claer, die Vermutung, dass die Vorfahren der Familie Hugenotten waren, die vor allem im 17. Jahrhundert, um religiös bedingter Verfolgung zu entgehen, aus Frankreich in den deutschen Sprachraum eingewandert sind. Weiterhin weist er in der genannten Anlage auch auf die abweichende, dem Französischen noch näher stehende Schreibweise „Clair“ hin, die in Ostpreußen ebenfalls auftritt. So ließen sich in Kirchenregistern des 19. Jh. in Ostpreußen einige Personen mit dieser Schreibweise des Namens finden, wobei als deren Berufsbezeichnung mehrmals Förster sowie Beamter angegeben sei. Ferner wusste mein Großvater nach Aussage meines Onkels, Dr. Karl Scheibner, zu berichten, dass die Familie früher adelig war und „de Claer“ oder „de Clair“ hieß. Letzteres wurde aber von anderen Familienmitgliedern als Humbug abgetan.“

Es würde also alles gut zusammenpassen, wenn es eine solche Verbindung gäbe. Wir können sie allerdings (noch) nicht nachweisen und haben auch nicht einmal vage Hinweise darauf, wie sie ausgesehen haben könnte. Es lässt sich an diesem Punkt also ausschließlich spekulieren.
Zunächst könnte der Offizier Nr. 7 unserer Liste einen Anhaltspunkt liefern: „ v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805“. Von den Lebensdaten her könnte es sich durchaus um den Vater von Friedrich Clair (geb. 1798/99) und/oder Johann Wilhelm Claer (geb. 1803) handeln, und der Vorname Friedrich Wilhelm würde ja auch passen. Dann müsste man aber seinen Familiennamen in der preußischen Namensliste verfälscht haben (was immerhin denkbar wäre), und vor allem müsste er sein „von“ verloren haben und später Jäger geworden sein. All das klingt unwahrscheinlich genug. Vor allem hätte er dann aber wohl eher nicht als „von“ und mit Sterbedatum in der Liste gestanden. Außerdem war das Regiment, in dem dieser Friedrich Wilhelm v. Cla(a)r stationiert war, das Infanterieregiment Nr. 18, das 1742 bis 1786 „Prinz von Preußen“ hieß (weshalb es sich vermutlich bei den Offizieren Nr.1,5,6 und 8 unserer Liste ebenfalls um diesen Friedrich Wilhelm handelt), in Bernau, Köpenick, Oranienburg und Potsdam stationiert (http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Infanterieregimenter_der_altpreu%C3%9Fischen_Armee), was noch nicht auf eine Verbindung nach Ostpreußen schließen lässt. Zwar ist diese Variante nicht auszuschließen, es spricht aber wohl mehr dagegen als dafür.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Portechaisen-v. Clair, der mutmaßliche Sohn des Ingenieurscapitäns Gottlieb August v. Clair, durch eine allmähliche oder plötzliche Veränderung der verkehrstechnischen Vorlieben der damaligen Bewohner Berlins im Jahr der Französischen Revolution zur Geschäftsaufgabe gezwungen wurde. Womöglich hatte er dabei sein gesamtes Kapital verloren und sogar Kredite aufgenommen, die er nun nicht mehr bedienen konnte. Als Bankrotteur in jener vorkapitalistischen Zeit blieb ihm vielleicht nur ein vergleichsweise bescheidener Neuanfang unter Verlust des Adelstitels und seiner bürgerlichen Reputation als Unterförster in Ostpreußen, möglicherweise gerade in jenen dem preußischen Staat damals frisch einverleibten vormals polnischen Ländereien. Auch beim Portechaisen-v. Clair könnte es sich also um Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. gehandelt haben, zumal es vom Alter her ebenfalls passen würde: Wenn der Portechaisen-v. Clair zur Zeit seiner Unternehmensgründung 1779 vielleicht 20 bis 30 Jahre alt war, käme er ohne weiteres noch als Vater von Friedrich und/oder Johan(n) Wilhelm Clair/Claer 1798/99 und 1803 in Betracht. Doch ist diese Variante mangels näherer Indizien für sie ziemlich aus der Luft gegriffen. Anders wäre es erst, wenn sich herausstellen sollte, dass der Portechaisen-v. Clair tatsächlich den Vornamen Friedrich Wilhelm getragen hat.
Oder der spätere Jäger Friedrich Wilhelm Clair/Claer d.Ä. (geboren vermutlich zwischen 1750 und 1779, siehe oben) war ein Fehltritt des Gottlieb August de Clair (1731-1779), den man womöglich durch Vermittlung der auf Skandalvermeidung bedachten Ehefrau Anna Rosine auf eines ihrer Güter im Osten und später auf eine Stelle als Unterförster komplimentierte. Es war, wie bereits erwähnt, durchaus üblich, dass die unehelichen Kinder von Adligen, sofern diese sie anerkannten, deren Namen ohne das Adelsprädikat trugen. Noch plausibler wäre vielleicht das Szenario, dass Gottlieb August de Clair beim Besuch eines der östlichen Landgüter seiner Frau, der mutmaßlichen polnischen Gräfin Anna Rosine von Dobrakowska, mit einer „Niedergestellten“, etwa einer Köchin oder Magd, einen Sohn erzeugte, der dann den Namen Friedrich Wilhelm Claer trug, dort aufwuchs und später Unterförster wurde.
Auch die Möglichkeit einer Mesalliance, einer nicht standesgemäßen Verbindung, die zur Aberkennung des Adelstitels führen konnte, habe ich in meinen früheren Aufzeichnungen bereits angesprochen. Vielleicht wurde es Friedrich Wilhelm von seiner Familie ja verübelt, dass er die womöglich nicht standesgemäße Susanna Hoemke ehelichte (vgl. meine Aufzeichnungen von 2012). Übrigens erscheint auch eine Susanna Elfriede Hoemke in einer der genealogischen Datenbanken im Inernet. (http://www.werelate.org/wiki/Person:Susanna_Hoemke_%281%29) Allerdings hat sie demnach bereits am 28.3.1779 in Neu Sorgem, Kreis Fischhausen/Ostpreußen, mit ihrem Mann Martin Braeuer einen Sohn namens Gottfried Breyer (Braeuer) bekommen, der wiederum als „Lohnhofmann, Kämmerer, Dragoner“ arbeitete und am 2.10.1804 in Germau, Kreis Fischhausen/Ostpreußen eine Susanna Loysa Kleinfeld (geb. 1773) heiratete. (http://www.werelate.org/wiki/Person:Gottfried_Breyer_%281%29) Als deren Tochter ist Henriette Breyer (1814-1875) vermerkt, deren Nachkommen nebst Stammbaum dort bis in die Gegenwart angegeben sind. Sollte es sich tatsächlich um dieselbe Susanna Hoemke handeln, dann hätte sie bemerkenswerterweise 24 Jahre nach ihrem ersten Kind (1779) im Jahr 1803 Johan(n) Wilhelm Claer geboren (und vielleicht ja auch schon 1798/99 Friedrich Clair/Claer). Womöglich liegt hier ein Skandal verborgen, der zur Aberkennung des Adelstitels des Friedrich Wilhelm geführt hat.
Gibt es noch andere Möglichkeiten, wie es gewesen sein könnte? Durchaus. Vielleicht war das mit der angeblichen Verbindung zur Adelsfamilie de Clair auch nur das Wunschdenken bestimmter Angehöriger unserer Familie, und in Wirklichkeit geht die Familie, wie es der Hugenotten-Forscher Dierk Loyal vermutet hat, vielmehr auf David Clerc aus St. Imier im Berner Land zurück, der 1712 nach Ostpreußen einwanderte, sich in Matzutkehmen ansiedelte und in Judtschen bei Gumbinnen 1718 heiratete. Allerdings heiratete seine Witwe bereits 1724 erneut, und Kinder von ihm sind nicht bekannt. Auch von den anderen beiden in Ostpreußen registrierten Clercs ist nicht bekannt geworden, dass sie Kinder gehabt hätten. (Siehe meine Aufzeichnungen von 2012).
Ferner gab es, worauf Dierk Loyal auch hingewiesen hat, in Gumbinnen bzw. Bibehlen im Kreis Gumbinnen seit 1711 die Familie L’eauclair (Locklair, Loclair), die – wie es in einem Internet-Blog heißt, aus Montval in der französischen Schweiz stammt und sich bis 1624 zurückverfolgen lässt. (http://forum.ahnenforschung.net/archive/index.php/t-27612.html) Noch heute gibt es namenstragende Nachkommen dieser Familie Loclair in bzw. bei Berlin wie Dr. Holger Loclair, den Geschäftsführer der Firma Orafol Europe in Oranienburg, die sich unter seiner Verantwortung „zu einem der Weltmarktführer im Bereich der Spezialfolien und Klebesysteme entwickelt“ hat.  (http://www.moz.de/artikel-ansicht/dg/0/1/961058) In einem Zeitungsbericht über ihn heißt es: „Manche sagen, er könnte diesen gesunden Unternehmergeist von seinen hugenottischen Vorfahren geerbt haben, die es im 17. Jahrhundert nach Ostpreußen verschlagen hatte.“ (Ebd.) Doch gibt es außer einer gewissen Namensähnlichkeit keinerlei andere Hinweise darauf, dass sich von der Familie Loclair eine Linie Clair/Claer abgespalten haben könnte. Allerdings schließt Dierk Loyal seine Auskunft mit den Worten: „In Berlin gibt es die Familie le Clerc. Es könnte sein, dass Familienmitglieder von dort nach Ostpreußen wanderten.“
Und noch ein Umstand könnte neben der familiären Überlieferung, auf die auch unser entfernter Verwandter Andreas Z. hinweist (siehe meine Aufzeichnungen von 2012), ein kleines Indiz für hugenottische Wurzeln der Familie darstellen. Wie ich ebenfalls in meinen Ausführungen von 2012 dargestellt habe, war der „mit einem Forstversorgungsschein versehene invalide Oberjäger Johann Wilhelm Claer“ 1838 auf seiner Försterstelle bestätigt worden. Ich schrieb dazu damals:
Der Forstversorgungs-Schein wurde z.B. Jägern ausgestellt, die im preußischen Garde-Jäger-Bataillon gedient hatten. Wikipedia weiß hierzu: „Seit Mitte des 19. Jahrhunderts rekrutierte sich das Bataillon überwiegend aus dem Bürgertum sowie Angehörigen der Forstwirtschaft. Seit 1871 wurde ihm die gleiche Zahl gelernter Jäger wie dem Garde-Jäger-Bataillon zugewiesen. Diese konnten nach zwölfjähriger (Unteroffiziere nach neunjähriger) Dienstzeit den „Forstversorgungsschein“ erwerben.“ (Er sicherte den betreffenden Personen offenbar den Anspruch auf eine öffentlich besoldete Försterstelle.) „Das preußische Garde-Jäger-Bataillon war 1814 errichtet worden. … Die Umgangs- und Kommandosprache war zunächst Französisch, erst ab 1816 durften mündliche und schriftliche Befehle nur noch auf Deutsch erteilt werden.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Garde-Sch%C3%BCtzen-Bataillon) Johann Wilhelm Claer war also vermutlich in einer zunächst bevorzugt französisch sprechenden Armee-Einheit. Und überhaupt schien es damals einige Verbindungen zwischen Armee und Förstern gegeben zu haben, die über den jeweiligen Schusswaffengebrauch hinausgingen.
Aber ist denn jetzt wenigstens der anglo-normannische Hintergrund vom Tisch? Auch das nicht unbedingt, wobei mir allerdings nunmehr eine Verbindung zum Bischof vom Samland Johannes Clare doch allein aufgrund der enorm langen Zeit bis zurück ins 14. Jahrhundert als noch  unwahrscheinlicher erscheint als eine Verbindung zur hugenottischen Offiziersfamilie. Und schließlich könnten die Wurzeln der hugenottischen Offiziersfamilie ja durchaus in der Normandie liegen und ihrerseits auf Rollo den Wikinger zurückgehen.
Möglicherweise sind wir jetzt ans Ende unserer Forschungen gekommen, da sich die entscheidenden Details heute vielleicht schlichtweg nicht mehr feststellen lassen. Dennoch sollte es sich lohnen, weiter Ausschau nach Indizien zu halten, die noch etwas mehr Licht ins Dunkel bringen könnten.

(10.2.2013)

V. Nachtrag: Die hugenottische Familie le Clair / le Clerc in Berlin

Es ist gar nicht einfach, einen vorläufigen Schlussstrich unter die Forschungen zu ziehen, denn immer wieder ergeben sich neue Ansatzpunkte, deren Verfolgung sich als ergiebig erweist. Die folgenden Funde zur hugenottischen Familie le Clair / le Clerc in Berlin, auf die ich noch gestoßen bin, kann ich aus Zeitgründen nicht mehr in den vorhergehenden Text einarbeiten. Aber sie sind doch so bedeutend, dass sie nicht unter den Tisch fallen sollten und es daher verdienen, noch abschließend angefügt zu werden.
In meinen Ausführungen von 2012 erwähnte ich den umfangreichen Datenbankauszug, den ich von der Deutschen Hugenottengesellschaft in Bad Karlshafen erhalten hatte. Ich schrieb zum Namen le Clair in Berlin:
Daneben gibt es vier Damen aus Berlin: Anne Francoise Clair (geb. 1734); Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler), Patin am 27./31.7.1724 bei Abraham Jacques Louis; Susanne le Clair /le Clerc), Patin am 1.1.1727 bei Etienne Gedeon, am 3./5.1.1727 bei Jean Louis Matthieubei: Dlle. Dorothee Claire, Patin 1717 bei Paul Ravenel; und schließlich in Stettin eine Anne Susanne le Clair (le Clerc), am 10.4.1739 dort getraut mit dem 28-jährigen “droguiste” Jean Tournier.

Und ich schloss damals daraus:
Eine Verbindung zwischen Friedrich Claer / Friedrich Wilhelm Claer und den hugenottischen Clairs /Le Clairs/ Le Clercs insbesondere aus Magdeburg oder Berlin (wo es ja auch noch den Sänften-v. Clair und den Übersetzer v. Clair gab; vgl. meine Infos von 2011) wäre denkbar, wenngleich alles andere als zwingend.

Nun wird tatsächlich der oben ausführlich beschriebene Ingenierscapitän Gottlieb August de Clair / v. Clair (1730/1731 bis 1778/1779) in anderen Quellen auch als Gottlieb August le Clair genannt.
In „Karlheinz Gerlach, Die Freimaurer im Alten Preußen 1738-1806. Die Logen zwischen mittlerer Oder und Niederrhein, Teil 1, Studienverlag Innsbruck 2007“ werden unter 3.18 die „Mitglieder der Logen De la sagesse, Zur Weisheit und Zur Standhaftigkeit“ aufgeführt. Auf S.78 heißt es:

… Heinze, Magdeleine (Madeleine) Touros Gf. d’, Chevalier Seigneur de Millon266 (1729 Paris-7.12.1810 Luckenwalde), kath., 1741 franz. Dienste, 1742-1749 Feldzug gegen Österreich: Belagerung von Mons (verwundet), Maastricht (verschüttet), 1746 Leutn., 1749 Kapt. im IngKorps, 1760 Major im franz. IngKorps,
14.2.1768 Oberstleutn. im pr. IngKorps, 1768 kartograph. Aufnahme d. Festung Kolberg (mit Ingenieurkapt. Le Clair), 1773 Marienburg mit bes. Auftrag für 79 d. Festungsbau in Westpr., 1778/79 Feldzug, 1787 Oberst, Brigadier für Pr. u. Pomm. im 4. Departement d. Oberkriegskollegiums, 1793 Generalmajor, Oberbrigadier d. Ingenieurs in Pr. u. Pomm., 31.12.1796 dim., begabter Ingenieur, in erster Linie Theoretiker, heir. 1. Julie Elisabeth Charlotte de Colonet de Lignières, geschieden, 2. Magdalene Fury de la Tour de Vigny; aff. 29.10.1777, 1782 3… (Hervorhebung von mir) (https://fedora.e-book.fwf.ac.at/fedora/get/o:56/bdef:Content/get)

Es kann kein wohl Zweifel daran bestehen, dass hier Gottlieb August de Clair / v. Clair gemeint ist. Aber es kommt noch besser. Folgenden Eintrag fand ich in der „Politischen Korrespondenz“ Friedrichs des Großen, welche komplett digitalisiert bei der Universität Trier abrufbar ist:

OEuvres de Frédéric le Grand – Werke Friedrich des Großen
Digitale Ausgabe der Universitätsbibliothek Trier
Politische Correspondenz Friedrichs des Großen, 38. Band:
Nr. 25140. An der Kammerdirector von Gaudi znd die Ingenieur-Capitans Le Clair
Schreiber: Friedrich (Preußen, König II.)
Empfänger: Gaudi, Karl Friedrich Ludwig von
Empfänger: Le Clair, Friedrich Wilhelm von
Ort: Potsdam
Datum: Potsdam, 19. November 1776

25140. An den Kammerdirector von Gaudi und die Ingenieur-Capitains Le Clair
Potsdam, 19. November 1776.
Se. Königl. Majestät lassen Dero Geheimen Rath von Gaudi und Dero Ingenieur-Capitains Le Clair auf die Berichte vom 11. Dieses hierdurch zu erkennen geben, dass, sobald Höchstdieselben die Ratification von der République Polen haben, alsdenn auch die Garnisons aus denen abgetretenen Städten weggezogen werden sollen; (FN: Die polnischen Commissare forderten die unverzügliche Räumung der Ortschaften der Woywodschaft Gnesen, sobald der Grenzzug festgesetzt sei.) aber erst muss die Ratification da sein, eher gehet das nicht an. (FN: Am 23. November unterrichtet der König Gaudi, er sei „nunmehr entschlossen“, dem Wunsche der polnischen Commissare gemäss, „sobald der Grenzzug überall völlig zu Stand gebracht worden sein wird, alsdann, ohne die Ratification desselben abzuwarten“, seine Truppen aus allen zurückzugebenden Ortschaften und Städten zurückzuziehen. Gaudi kann „solches denen polnischen Commissarien vorläufig bekannt machen, um sie dadurch zu fernerer Fortsetzung des Grenzzugs desto williger zu machen“.) Wornach Sie sich also zu achten und ferner dahin zu sehen haben, um Sr. Königl. Majestät allerhöchstes Interersse bei der Grenzregulirung möglichst zu beobachten.
Nach dem Concept.           Friderich (http://friedrich.uni-trier.de/de/politKorr/38/428/)
(Hervorhebungen von mir.)

Nun ist also plötzlich von „Dero Ingenieur-Capitains Le Clair“ die Rede. Wenn ich richtig verstehe, ist das die Pluralform. Gab es also sogar zwei Ingenieur-Capitaine Le Clair? Im Archivierungstext des Briefes (jedoch nicht in diesem selbst; vielleicht aber auf dem Briefumschlag?) steht nun allerdings nicht „Gottlieb August“, sondern „Friedrich Wilhelm von Le Clair“.
War das der mutmaßliche Sohn des Gottlieb August, der Portechaise-Unternehmer? War das immerhin auch technischen Sachverstand erfordernde Portechaisen-Geschäft eine Art Gesellenstück des jungen Ingenieurs Friedrich Wilhelm von Le Clair? Aber konnte man in so jungem Alter schon Ingenieurs-Capitain sein? Vielleicht war es doch eher ein Bruder oder Cousin des Gottlieb August? Sollte dieser Friedrich Wilhelm aber doch der Sohn des Gottlieb August gewesen sein, dann käme er rein altersmäßig und auch, was den Vornamen betrifft, als Vater des Johan(n) Wilhelm Clair/Claer (geb. 1803) und vielleicht auch unseres Vorfahren Friedrich Clair (geb. 1798/99) in Betracht. Als Sohn des Gottlieb August de Clair / v. Clair (1730/1731 bis 1778/1779) könnte Friedrich Wilhelm zwischen 1750 und 1755 geboren worden sein, wäre dann im Jahr des Briefes von Friedrich dem Großen, 1776, ein junger Erwachsener gewesen und hätte drei Jahre später, 1979, nach dem Tod des Gottlieb August, auch ein Portechaisen-Geschäft eröffnet haben können. Und schließlich hätte er dann im Alter von Mitte 40 bis Anfang 50 noch als Unterförster in Ostpreußen mit der ebenfalls nicht mehr ganz jugendlichen Susanna Hoemke (siehe oben) eine Familie gründen können. Nur müsste er dazu noch sein „von“ und seinen Titel eines „Ingenieurs-Capitäns“ verloren haben, vielleicht, indem er bei ihrer Majestät, dem preußischen König, in Ungnade gefallen ist. Das wäre immerhin eine Möglichkeit neben vielen anderen…

Als weiterer Beleg für die Identität des Ingenieur-Capitäns de Clair/von Clair mit „le Clair“ kann die folgende „Kabinets-Ordre“ des Friedrich II. zur Verteilung des von diesem übersetzten Buches über die Kriegskunst Ludwigs XIV. an seine Offiziere gelten:

Von Taysen zitiert aus der Kabinets-Ordre, “mittelst welcher der König die Vertheilung einer Anzahl Exemplare der Uebersetzung and die Truppentheile verfügt hat” […]:
‘Mein lieber General-Major von Anhalt. Ich gebe Euch hiermit auf, daß Ihr die 159 Exemplaria des von dem Capitain le Clair auf Meine Ordre übersetzten Werkes denen General-Inspekteurs nach Maasgabe Eures hierbei zurückkommenden Aufsatzes zufertigen und selbigen zugleich von meinetwegen bekanntmachen sollet, dieses auch denen Regimentern unter der Auflage zuzuschicken, daß selbige die Officiers zu dessen fleißiger Lesung, besonders auf denen Wachten, wo sie gemeiniglich ihre Zeit sehr unnütz zuzubringen pflegen, gehörig anweisen und anhalten sollen. Ich bin etc.
Potsdam, den 7. Februarii 1772 Friedrich.'” (“Militärische Schriften” Friedrichs des Großen, hrsg. von Adalbert von Taysen, Berlin 1882, S. 315-316 [Militärische Klassiker des In- und Auslandes]). http://friedrich.uni-trier.de/de/oeuvres/29/id/003000000/meta/)

Nun wurden aber, wie sich an den eingangs dieses Kapitels zitierten Auszügen aus der hugenottischen Datenbank erkennen lässt, häufig die Namensschreibweisen le Clair und le Clerc synonym benutzt: „Dlle. Marie le Clair (le Clerc, Cler)“; “Susanne le Clair /le Clerc)”; Anne Susanne le Clair (le Clerc). Auch hat der Hugenottenforscher Dierk Loyal ausdrücklich von einer Familie le Clerc in Berlin gesprochen, aus der Angehörige nach Ostpreußen gezogen sein könnten, von denen womöglich die ostpreußische Familie Claer abstamme.
Sucht man aber nach „le Clerc“ in Berlin, so wird man fündig bei Rolf Straubel: Biographisches Handbuch der Preußischen Verwaltungs- und Justizbeamten 1740-1806/15. Dort ist aufgeführt:

Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795)
Geb. Berlin 13.6.1733, gest. ebda. 27.1.1795, frz-reformiert; Vater: Jean Henri, 1713-1786, Hofrat; Mutter: Susanne, 1715-1776, e. geb. Gillet; Schule: besuchte d. Frz. Gymnasium in Berlin); Studium: schrieb sich am 27.4.1754 in Frankfurt/O. (für die Rechte) ein; Laufbahn: engagierte sich im preußischen Heer; machte als Auditeur im Infanterie-Regiment Prinz von Preußen den Siebenjährigen Krieg mit, etwa 1763 verabschiedet; im Frühjahr 1764 zum Kammergerichtsrat genannt, fungierte als solcher noch 1776, damals auch Revisionsrat beim Frz. Obergericht; seit Spätherbst 1782 Geh. Rat beim Frz. Oberdirectorium, rückte hier auf eigenen Wunsch für den verst. Segond de Hamchet ein, s.d.; 1795 gest.; Quellen: GStA, 1, Rep. 96 B, Nr. 160, Berlinische Nachrichten Nr. 48v. 21.4.1764 (Bestallung), Nr. 147 v. 7.12.1782, Adres-Calender Berlin, Matrikel; Archiv d. Frz. Kirche Berlin; (http://books.google.de/books?id=dwQ5XqLMxzMC&pg=PA558&lpg=PA558&dq=ingenieur+capitain+le+clerc&source=bl&ots=5W6eTukED1&sig=Nt8Qjimpzn4uojpO7jMaxD6aKPc&hl=de&sa=X&ei=IX4ZUbW2MZCRswav-oAI&ved=0CFsQ6AEwBw#v=snippet&q=le%20clerc&f=false)

Von den Lebensdaten ausgehend, könnte es sich beim Kammergerichtsrat Louis le Clerc (1733-1795) um einen Bruder oder Cousin des Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (1730/31-1778/79) handeln. (Nachkommen hat er offenbar keine hinterlassen noch war er verheiratet, denn anderenfalls wäre das, wie bei anderen Einträgen in diesem Handbuch auch, sicherlich vermerkt worden.)  Die in der Datenbank genannte Anne Francoise Clair (geb. 1734) aus Berlin könnte eine Schwester oder Cousine der beiden gewesen sein. Hingegen gehören die gem. der hugenottischen Datenbank anderen drei in Berlin ansässigen Damen namens le Clair/Clair, die zwischen 1717 und 1727 diverse Patenschaften für Kinder übernommen haben, wahrscheinlich nicht einmal zur Generation der Eltern des Kammergerichtsrats Louis le Clerc (geb. 1733) und des Ingenieur-Capitains Gottlieb August le Clair / de Clair / v. Clair (geb. 1730/31), sondern zur Generation von deren Großeltern. Auch die Eltern des Kammergerichtsrats, nämlich Hofrat Jean Henri le Clerc (1713-1786) und seine Frau Susanne (1715-1776) waren offenbar deutlich jünger. Somit könnten die genannten drei Patentanten, so wie vermutlich die Eltern von Jean Henri le Clerc und seiner Frau, sogar der Einwandergeneration aus Frankreich entstammen, die wohl Ende des 17. Jahrhunderts nach Berlin gekommen sein muss.
Zu guter Letzt ist noch darauf zu verweisen, dass in der wissenschaftlichen Studie „The Berlin refuge, 1680-1780: learning and science in European context“ von Sandra Pott, Martin Mulsow und Lutz Danneberg, die das intellektuelle Leben der Berliner Hugenotten thematisiert, unter den „Directoren und Autoren“ ausgewählter Journale im 17. Jahrhundert/um 1700 ein J. Le Clerc dem Titel „Nouvelles de la République des lettres“ zugeordnet wird. (http://books.google.de/books?id=0YBRb0LPHzAC&pg=PA178&lpg=PA178&dq=Jean+Henri+le+clerc+berlin&source=bl&ots=KJACahsX_8&sig=pmh5nZ0oUrm0qje3O1DRG1i0Hlw&hl=de&sa=X&ei=X4UZUb3qMsbBswbyo4CYCg&ved=0CF4Q6AEwCDgK#v=onepage&q=Jean%20Henri%20le%20clerc%20berlin&f=false) Vielleicht war das der Vater oder Großvater von Kammergerichtsrat Jean Henri le Clerc…

VI. Zweiter Nachtrag: Der Jäger Clair im Kampf mit einem Keiler und ein Müller in Zielenzig

Der „Newsflow“ reißt nicht ab. Hier die Jagdgeschichte über den Jäger Clair zu Möllendorf im winterlichen Kampf mit einem Keiler im Jahr 1820 in drei Versionen:

Version 1:
Allgemeines Forst- und Jagd-Archiv, Band 6, Seite 2239:
Der beherzte Jäger
Am 21sten Nov. 1820. ging der 61jährige Jäger Clair aus Möllendorf, in Schlesien, in den Forst, und spürte bey dem frisch gefallenen Schnee ein starkes wildes Schwein. Auf der Fährte folgend fand er dasselbe bald, und schoß es mit einer Kugel auf das Blatt. Nach dem Schuß verfolgte es der Hund, und stellte es in einiger Entfernung. – Clair, der unterdessen sein Gewehr wieder geladen hatte, kam dem Schweine so nahe, daß er nochmals schießen konnte. Zum Unglücke versagte ihm aber die Büchse. Der Keiler nahm ihn hierauf an, schlug ihm den Schenkel bis auf den Knochen durch und warf den alten Mann zu Boden. – Dieser faßte nun das Schwein beim Gebreche (Rüssel) und zerrte sich mit dem ergrimmten Keiler so lange herum, bis der Hund dem Schweine das Kurzwildbrat fast ganz zersetzt hatte; worauf der Keiler flüchtig wurde.
Clair, obgleich ihm die bedeutende Verwundung am Schenkel sehr schmerzte, und mehrere Finger zerquetscht waren, suchte sich das in den Schnee gefallene Gewehr wieder auf, setzte dasselbe in gehörigen Stand, verfolgte das Schwein, und schoß ihm, als es ihn wieder annahm, auf den Kopf.
Nachdem Clair das Schwein mit vieler Anstrengung aufgebrochen hatte, eilte er nach Haus, wo er wegen des großen Blutverlustes ohnmächtig wurde und mit Heilung der Wunden lange zubrachte. (http://books.google.de/books?id=A307AAAAcAAJ&pg=PA239&dq=j%C3%A4ger+clair&hl=de&sa=X&ei=0WcqUcq9FsT1sga95oD4Aw&ved=0CDcQ6AEwAQ#v=onepage&q=j%C3%A4ger%20clair&f=false)

Version 2:
Der Wanderer auf das Jahr 1821, Erster Band (Jänner bis Ende Juny), Wien 1821, Seite 7:
Donnerstag, 4. Januar 1821:
Königreich Preußen
Für Jagdliebhaber setzen wir hier folgendes Schreiben aus Berlin her: Zu Wahrnehmung seines Berufs, ging am 21. Nov. Der 61jährige Heideläufer Clair aus Möllendorf (einem Gutsbesitzer im Zauchschen Kreise gehörig) in die Haide. Bey dem stark gefallenen Schnee spürte er ein Schwein, fand dasselbe auf, und traf es mit der Kugel ins Blatt, doch ward es erst eine bedeutende Strecke weit durch seinen Hund gestellt. Der Clair, welcher unterdeß seine Flinte wieder geladen hatte, ging dem Schweine nach, doch versagte ihm bald das Gewehr, worauf der Keiler ihn annahm, und ihm den Hinterschenkel buis auf den Knochen aufschlitzte. Der jährige (?) Keiler, wüthend, hieb den Jäger einigemahl mit den Gewehren (Zähnen), doch schützte ihn seine Jagdtasche gegen bedeutende Verwundungen. Clair packte sogleich den Keiler ins Gebrech (Rachen), und wiegte sich so eine Weile mit dem Thiere herum, bis endlich sein Hund demselben das Kurzwildpret so zerrissen, daß der Keiler vor Schmerz, den Jäger abermahls mit umreißend, sich seiner Gewalt entzog. Clair, obgleich ihm außer der bedeutenden Schenkelverwundung das Fleisch der Finger durch Schärfe der Gewehre (Zähne des Keilers) theilweise abgelöst, und die Nägel ganz zerquetscht waren, griff wieder zum Gewehre, (welches im Schnee verloren gegangen, ganz naß geworden war), setzte dasselbe in Stand, und suchte abermahls den Keiler auf. Derselbe, wiederum auf ihn losfahrend, ward jedoch durch einen Schuß zwischen die Lichter (Augen) zur Erde gestürzt. Nachdem er verendet, brach ihn der alte Mann noch auf, warf ihn auf, und ging nun erst seiner Wohnung zu, wo er durch den starken Blutverlust sogleich ohnmächtig darnieder fiel.                                         E.v.T.
(Wer die Gefahren der Schweinsjagd und die Wuth dieser Thierart auch nur vom Hörensagen kennt, der wird die von einem 61jährigen Mann bewiesene Unerschrockenheit, Geistesgegenwart und Ausdauer zu würdigen wissen. Was gehört nicht schon allein bloß dazu, den so bedeutenden Verwundungen, als der gewaltige Jäger Clair erlitten hatte, ein nass gewordenes Gewehr in schußfertigen Stand zu setzen!) (http://books.google.de/books?id=sHFMAAAAcAAJ&pg=PA7&lpg=PA7&dq=heidel%C3%A4ufer+clair&source=bl&ots=XnW38B2hME&sig=F_5EXQVhJ4ILe0H9Ii72SRr3Br0&hl=de&sa=X&ei=Bo0qUaO7DYnTsgb_s4HYCg&ved=0CC4Q6AEwAA#v=onepage&q=heidel%C3%A4ufer%20clair&f=false)
Der Name Heideläufer ist vergleichbar mit einem niederen Forstbediensteten, der sein Waldrevier untersuchend begeht. Ab Mitte des 16. Jahrhunderts bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts wurde mit Forstordnungen die Nutzung der Wälder bestimmt. Heideläufer, auch Unterförster genannt, wurden für kleinere Forstreviere eingesetzt und waren tätig im Auftrag einer Forst- oder Finanzverwaltung. Der Stabschläger ist eine alte Bezeichnung für den Holzfäller bzw. den Wald/ Forstarbeiter. (http://www.bruchwitz.com/Chronik/Internet/chron01_allx.pdf)

Version 3:
Allgemeine Forst- und Jagd-Zeitung. Unterhaltungsblatt, Sonnabend den 5. Juli 1828, S.323:
Der Jäger Clair zu Möllendorf im Kampfe mit einem Keuler.
(Wahre Anekdote.)

Bei tiefem Schnee und einer Reu‘
Ging Jäger Clair zu Forste,
Er war nicht vom Vermuthen frei,
Daß in dem dicken Horste
Ein starker Keiler kesselt dreist,
Der im November noch sehr feist.
Und deshelb ging mit Freude
Der alte Clair zur Haide.

So wie gedacht, so sah‘ er bald
Des Schwarzrock’s starke Fährte,
D’rauf sieht er ihn, sein Rohr erknallt,
Der Keuler stürz’t zur Erde;
Doch wieder rafft er schnell sich auf,
Dort grunz’t er hin im vollen Lauf‘,
Allein die Kräfte schwinden,
Er sitzt und läßt sich finden.

Indeß ein Dachshund mutig stellt,
Wird schnell das Rohr geladen,
Doch wem ein traurig Loos nun fällt,
Ist nicht so schlecht zu rathen.
Die Kugel sitzt zwar auf dem Blatt‘,
Doch ist der Keuler gar nicht matt,
Er klappert bei der Sache,
Und ist voll wilder Rache.

So wie der Jäger schießen will,
Versagt’s ihm, denkt den Schrecken,
Nun sitzt der Keuler nicht mehr still,
Er läßt sich nicht viel necken.
Er nimmt den Waidmann an mit Wuth,
Nun geht’s dem alten Clair nicht gut,
Der hat sich schlecht gebettet,
Er ist allein, wer rettet?

Der Keuler kommt nun schnaubend an,
Und haut mit dem Gewehre
Den Schenkel unsers Jägersmann
Auf bis zur Knochenröhre,
In Schnee fällt drauf der Jäger hin,
Der Keuler hat nichts Gut’s im Sinn‘,
Er will den Waidmann töthen.
Der ist in großen Nöthen.

Doch Muth und Geistesgegenwart
Wurd‘ stets für gut befunden,
Und wie der Keuler grob und hart
Den alten Clair hat unten,
So greift der Letzte meisterlich,
– Diana ließ ihn nicht im Stich‘ –
Dem Keuler in die Waffen,
Und macht ihm viel zu schaffen.

Der Dachshund kam nun auch herbei,
Den Keuler zu bekriegen,
Er riß das Kurzwild ihm entzwei
Weil er den Herrn sah‘ liegen;
Da dies dem Schwarzen schmerzlich ist,
So rannt‘ er fort nun ohne Frist;
Denn Clair könnt‘ nicht mehr halten,
Er ließ das Schicksal walten.

Vor Tritten von des Keulers Wuth,
Mit Aftern und den Schalen
War Clair geschützt so ziemlich gut,
– Die Scene wär‘ zu malen –
Denn nur der Holster schützte hier
Vor Wunden von dem wilden Thier‘,
Das mit den starken Läufen
Dieselben weiß zu häufen.

Der Hände Leder ist nun zwar
Auf lange Zeit zerrissen,
Auch wird der Jäger manches Jahr
Die Stellen nicht vermissen,
Wo ihm der Keuler Flecken schlug,
Und deren sind gewiß genug,
Die blau sich präsentiren,
Doch leicht sind zu kuriren.

Bei vielem Schmerz‘ und manchem Weh‘,
Das unser Held empfunden,
Sucht er dennoch aus tiefem Schnee,
Und zwar ganz unverbunden,
Sein Rohr hervor, das durchaus naß:
– Dies war wahrhaftig gar kein Spaß –
Denn Stümper würden’s lassen,
Hierauf was anzufassen.

Doch Clair, der wischt die Flinte rein,
Und sucht auch seine Mütze,
Er rhumt darauf noch Pulver ein,
Und schwört bei Frost und Hitze:
„Wie einst am Harz der Hackelberg,
So will ich, gegen ihn ein Zwerg,
Den Keuler noch erlegen,
Herr, schenk‘ mir Deinen Segen!“

Und wo der Schwarze klappernd haus’t,
hinkt Clair hin sonder Weisen,
Denkt: eh‘ der Aufbruch ist verschmaus’t,
Wird alles wieder heilen;
Doch sieht der Eber Clairen kaum,
So kommt er an, den Wurf voll Schaum,
Er hat es stark im Willen,
Noch seine Wut zu stillen.

Indeß er war kaum schußweit da,
– Man denk‘ des Jägers Lage –
Alls schon der Keuler nicht mehr sah
Am hellen lichten Tage:
Denn in dem Kopf da saß der Schuß,
Es waren noch zum Ueberfluß
Die Lichter ganz zerschossen
Und Clair nicht mehr verdrossen.

Mit Heiterkeit bei wunder Hand
Brach Clair noch auf den Eber,
Es hatt‘ die Schmerzen weggebannt
Der Vorgeschmack der Leber,
Ja mit fast jugendlicher Lust,
Sang brummend er aus guter Brust,
Nach alter Jäger Weise
Sein Stückchen hin ganz leise.

Und nun bedenkt, der Jägersmann
Zählt achtundsechzig Jahre,
Er opfert gern, wo er nur kann,
An Delias Altare;
Er weis so manches Jägerstück,
Erzählt so viel vom Waidmannsglück,
Und sagt: Die höchste Freude
Gewährt die Jagd noch heute!

F.B. Frömbling
Redakteur: Forstmeister St. Behlen. – Verlag von Wilhelm Ludwig Wescha. (http://books.google.de/books?id=UmkWAQAAIAAJ&pg=PA323&lpg=PA323&dq=j%C3%A4ger+clair&source=bl&ots=0xMkOXGfOh&sig=xUPkLRRP1-OcRESMJo58saQdONE&hl=de&sa=X&ei=zzsqUeuvGcPFtQa2zoGYAw&ved=0CEUQ6AEwAw#v=onepage&q=j%C3%A4ger%20clair&f=false)

Der Hintergrund der Textzeile „Wie einst am Harz der Hackelberg“ ist laut Wikipedia Folgender:

„Hanns von Hackelberg (auch Hackelnberg; * angeblich 1521 in Wolfenbüttel; † angeblich 1581 in Wülperode bei Vienenburg) war nach norddeutscher Begebenheit der Wilde Jäger. Sein Name leitet sich vom Herkunftsort seiner Eltern, dem Hakel, ab. Hackelberg stand im Dienst des Herzog Julius von Braunschweig und war Braunschweiger Oberjägermeister. Er genoss bei seinen Vorgesetzten und Waidgesellen großes Ansehen. Er bereitete Hof- und Gesellschaftsjagden vor und leitete diese.
In der Wülperoder Gegend stand unweit der Oker im so genannten Steinfeld der 1672 wieder erbaute „Klöpperkrug“. In dessen Garten soll sich ein Friedhof befunden haben. Auf seinem Grabstein wird ein Bildnis von Hackelberg gezeigt: ein auf einem Pferd reitender Mann mit einem „Hohen Hut“ und wehendem Mantel, der in der Rechten eine Armbrust, in der Linken die Zügel hält. Zwei Hunde laufen frei nebenher.
Der Legende nach träumte Hackelberg in der Nacht vor der Jagd, dass er von einem starken Keiler angegriffen und schwer verletzt würde. Die anderen Jäger rieten ihm deshalb von der Teilnahme an der Jagd ab. Er missachtete die Warnung und nahm an der Jagd teil. Der Traum erfüllte sich: Ein blutender Keiler griff ihn an, ein Treffer aus der Armbrust schien dem Tier nichts anhaben zu können. Mit Hilfe einer Saufeder und eines Hirschfängers gelang es Hackelberg, das Tier zu erlegen. Wieder erholt, ging man am Abend auf der Harzburg zum gemütlichen Teil über. Bei diesem Fest stand selbstverständlich der Keiler im Mittelpunkt und das Haupt des starken Keilers wurde gesondert bei Eichenlaub und Kerzenschein aufgebahrt. Hackelberg verspottete das erlegte Tier und hob das Haupt vom Tische mit einer Hand auf, hielt das Haupt am ausgestreckten Arm zur Festgesellschaft und sprach die überlieferten Worte: „Nun hast du mir doch nichts anhaben können.“ Hiernach glitt ihm das Haupt aus der Hand und fiel mit dem Hauer voran auf seinen Fuß. Der messerscharfe und spitze Hauer durchdrang den Stiefel sofort und durchbohrte seinen rechten Fuß bis zur Sohle. Er schenkte der anfänglich für seine Verhältnisse geringfügigen Verwundung kaum Beachtung. Doch schon am nächsten Tag hatte sich die Wunde entzündet. Auf der Rückreise nach Wolfenbüttel entlang der Oker musste Rast eingelegt werden. Hier bot sich der Klepperkrug (Klöpperkrug) vor Wülperode an der Landstraße von Vienenburg nach Schladen an. Hackelberg starb noch am selben Abend an seiner Verwundung. Aber Ruhe fand er nicht, er verfluchte sich vor seinem Tod selbst und jagt bei Sturm mit seinem Ross und seinen Hunden „okerauf und okerab“. Man beerdigte den Leichnam im Garten des Gasthauses und deckte dies später mit einer Grabplatte aus Sandstein ab.
Die Legende ist in vielfach variierter Form in der Harzgegend, am Solling und an weiteren Orten Norddeutschlands bekannt. Ihr physischer Ursprung liegt möglicherweise im tosenden Sturmwind. Die Person des Wilden Jägers hat Ähnlichkeit mit dem Windgott Wodan.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Hanns_von_Hackelberg)

Aber wo liegt das besagte Möllendorf, in dem der Jäger Clair, dessen Vornamen uns leider alle drei Quellen schuldig bleiben, sein Wirkungsfeld hatte? Wikipedia kennt fünf Orte dieses Namens. Ein schlesischer, wie es das Allgemeine Forst- und Jagd-Archiv (Quelle 1)  suggeriert, ist allerdings nicht darunter. Die Zeitschrift „Der Wanderer“ (Quelle 2) verortet das Geschehen offenbar im Königreich Preußen, aber das hilft uns nicht viel weiter, denn hierzu gehörte seinerzeit neben Brandenburg, Pommern und Ostpreußen – dank König Friedrichs Eroberungsdrang – auch Schlesien. Aber immerhin lagen alle fünf genannten Orte im damaligen Preußen:
·    Ortsteil der Stadt Sonnenwalde im Landkreis Elbe-Elster, Brandenburg
·    Möllendorf (Goldbeck), Ortsteil der Gemeinde Goldbeck im Landkreis Stendal, Sachsen-Anhalt
·    Möllendorf (Mansfeld) Ortsteil der Stadt Mansfeld im Landkreis Mansfeld-Südharz, Sachsen-Anhalt
·    Möllendorf (Wendisch Rietz) Ortsteil der Gemeinde Wendisch-Rietz im Landkreis Oder-Spree, Brandenburg
·    Ort in der ehemaligen Provinz Posen, heute Wymyslowice in der Woiwodschaft Kujawien-Pommern (http://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%B6llendorf)

Eine örtliche Nähe zu Schlesien und damit die Gefahr eines geographischen Zuordnungsfehlers besteht am ehesten beim heutigen Wymyslowice in der damaligen Provinz Posen, heute Poznan. Andererseits wird in der Zeitschrift „Der Wanderer“ (Quelle 2) Möllendorf als „einem Gutsbesitzer im Zauchschen Kreise gehörig“ beschrieben. Als „Zauchscher Kreis“ oder auch „Zauche“ wird wiederum die Gegend westlich von Berlin bis etwa zur Stadt Brandenburg bezeichnet. (http://de.wikipedia.org/wiki/Zauche) Zwar muss der Gutsbesitzer „aus dem Zauchschen Kreis“ nicht zwangsläufig in unmittelbarer Nähe seiner Länderei Möllendorf gewohnt haben, doch liegen die Möllendorfs Nr.1 bis 4 jeweils in einer Entfernung vom Zauchschen Kreis, die eine solche Konstellation denkbar erscheinen lassen, wohingegen die Provinz Posen (Möllendorf Nr.5) vom „Zauchschen Kreis“ doch ziemlich weit entfernt ist. Doch das gilt noch viel mehr für Schlesien. Die Bezugnahme auf den „wilden Jäger“ Hackelberg könnte auf das Möllendorf im Mansfeld (Nr.3) hindeuten, der beschriebene strenge Winter im November aber eher wieder auf die viel östlicher gelegene Provinz Posen. So bleibt das mysteriöse Möllendorf des Unterförsters Clair vorerst nicht näher geographisch bestimmbar.
Sehr wohl bestimmbar ist jedoch das Geburtsjahr dieses Jägers Clair: Da er am 21.11.1820 61 Jahre alt war und am 5.7.1828, wie die Allgemeine Forst- und Jagdzeitung berichtet, 68 Jahre, muss er zwischen dem 6.7. und dem 20.11.1759 geboren worden sein.
Nun ist zu fragen, in welchem Zusammenhang der in Rede stehende Jäger Clair zu unserer Familie steht. Eine Verwandtschaft erscheint hier sehr wahrscheinlich, denn die räumliche Entfernung zu den ostpreußischen Jägern ist zwar nicht unwesentlich gering (außer das Möllendorf lag in der Provinz Posen), aber doch so, dass sie noch überbrückbar erschiene. Die bei allen Möllendorfs bestehende relative Nähe zu Berlin könnte überdies unsere Vermutung einer Beziehung zur Berliner hugenottischen Familie le Clerc/le Clair/de Clair/v. Clair stützen. Vom Alter her könnte der Wildschweinbezwinger Clair (Jahrgang 1759) der Vater sowohl unseres Vorfahren Friedrich Clair/Claer (geb. 1798/99) als auch seines mutmaßlichen Bruders Johan(n) Wilhelm Clair/Claer (geb. 1803) sein. Auch das Alter der Mutter des Johan(n) Wilhelm, Susanne Hoemke, die ihr erstes Kind bereits 1779 mit einem anderen Mann bekam, würde gut zum relativ fortgeschrittenen Alter ihres Mannes Friedrich Wilhelm (wenn er denn tatsächlich der Wildschweinbezwinger sein sollte) passen. Allerdings ließe diese Variante unsere Spekulation unwahrscheinlicher erscheinen, dass Friedrich Wilhelm (bzw. der Wildschweinbezwinger Clair) identisch mit dem jüngeren der Berliner Ingenieurcapitäne mit gleichem Vornamen (eventuell der Portechaisen-Clair) sein könnte, denn das hätte in den Berichten über das Jagdabenteuer sicherlich Erwähnung gefunden.

Nun ist abschließend noch ein weiterer Fund zu vermelden. In einem Blogeintrag vom 16.8.2010 schreibt der Internetnutzer Woddy:

„In den Jahren vor 1945 wurden Suchanfragen in schriftlicher Form gestellt und veröffentlicht.
Ein solches waren das Suchblatt für alle Fragen der Sippenforscher. Diese wurden dann nach Jahrgängen in einen Buch zusammengefasst und gedruckt.
Ich habe die Anzeigen für die Region Brandenburg mal rausgezogen.
Vielleicht ergibt sich für den oder anderen noch ein Hinweis wo er die Forschung ansetzen kann.

Die Quelle ist das Buch Praktische Forschungshilfe 1932 bis 1935

Peter Woddow“ (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?p=336949)

Und neben vielen anderen Namen findet sich auch der folgende:
„KLÄHR(KLAEHR,KLEHR,Claire) – Carl Friedrich KLÄHR, * wo (nicht Zielenzig) um 1790/91, + Zielenzig (Kr Oststernberg) 29.12.1850, Windmühlenbesitzer und Müllermeister aus Hugenottenfamilie stammend, oo Zielenzig 18.4.1817 Beate Louise AEHREND * Zielenzig 12.7.1792, Tochter des Johann Gottl Aehrend und der Anna HENSCHEL. Woher stammt Carl Friedrich KLÄHR? (evangelisch)“ (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?p=336949)
Und diesmal ist die Örtlichkeit klar ersichtlich. Bei Wikipedia heißt es:
„Sulęcin (deutsch: Zielenzig) ist eine polnische Kreisstadt in der Woiwodschaft Lebus mit etwa 10.000 Einwohnern sowie Sitz der gleichnamigen Stadt- und Landgemeinde. Zielenzig befindet sich im Gebiet der Lebuser Seenplatte, etwa 35 km nordöstlich von Frankfurt/Oder.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Zielenzig)

Zielenzig1905

Zielenzig um 1900 (Ebd.)

Jetzt kommt also noch ein Müller mit anderer Schreibweise, aber hugenottischer Abstammung ins Spiel. Die räumliche Lage von Zielenzig zwischen Berlin und Ostpreußen könnte ein Indiz für eine Verbindung zwischen den ostpreußischen Förstern und der Berliner Hugenottenfamilie sein. Vom Alter her könnte Carl Friedrich (geb. 1791/92) ein Sohn oder Neffe des Wildschweinbezwingers (geb. 1759) sein.

Fortsetzung folgt.

Justament Sept. 2012: Wie der Jurist Franz Bernhard de Claer Napoleon in die Flucht schlug

Justament-Autor Thomas Claer über Sinn und Unsinn der Ahnenforschung

26 RECHT HISTORISCH Fragebogen der Reichsstelle für SippenforschungDie Familienforschung, umgangssprachlich auch als Ahnenforschung bezeichnet, hat derzeit Hochkonjunktur. Man glaubt gar nicht, wie viele Internetseiten sich inzwischen diesem Thema widmen. Und anders als früher lassen sich mittlerweile viele einschlägige Quellen wie alte Kirchenbücher oder Einwohnerlisten in digitalisierter Form bequem per Mausklick im Internet einsehen. So erstaunt es nicht, dass sich immer mehr Deutsche vom Forscher-Virus infizieren lassen und mit Google & Co. auf die Suche nach ihren vermeintlichen Wurzeln begeben.

Heikles Erbe – irrationaler Kern

Doch während sich nach dem Krieg in vielen anderen europäischen Ländern und vor allem den USA die Familiengeschichtsforschung längst zu einer weit verbreiteten Freizeitbetätigung entwickelt hatte, stand sie hierzulande aufgrund ihrer historischen Belastung noch jahrzehntelang im Ruf des Anrüchigen. Schließlich erinnerte man sich noch gut an die Fragebögen der „Reichsstelle für Sippenforschung“, in welchen während der Nazi-Jahre die deutschen „Volksgenossen“ ihre lupenreine „arische Abstammung“ zu dokumentieren hatten, wollten sie sich nicht den diskriminierenden und mörderischen Sanktionen des Regimes aussetzen. Unsere nachgewachsenen Generationen gehen mit diesem heiklen Erbe nun aber deutlich unbefangener um.
Dennoch enthält alle Familienforschung, bei Lichte betrachtet, einen irrationalen Kern, sofern der Forschende, was dieser meist stillschweigend voraussetzt, aus ihr Rückschlüsse auf die eigene Existenz im Hier und Jetzt zu gewinnen trachtet. Es beginnt schon damit, dass die Familie ein ideologisch aufgeladener Begriff ist. Mit der Verdopplung der Zahl der Vorfahren in jeder Generation wächst die Zahl der persönlichen Ahnen jedes Einzelnen in der Rückschau schnell ins Unermessliche. Der Grad an genetischer Übereinstimmung mit einem bestimmten Vorfahren ist aber bereits nach wenigen Generationen nur noch marginal. Hinzu kommt der zumindest bis zur Erfindung moderner Vaterschaftstests absolut geltende Grundsatz „pater semper incertus est“ (der Vater ist immer ungewiss), der auf eine hohe Dunkelziffer an „Kuckuckskindern“ (also außerfamiliär produzierten Nachkommen) in den Stammbäumen hindeutet. Wollte man hingegen die Familie weniger als biologische, denn als kulturelle Schicksalsgemeinschaft begreifen, die sich ähnlich wie die Nation auf einen Mythos gemeinsamer Abstammung stützt, so erscheint auch dies äußerst fragwürdig, zumal in einer Zeit, in welcher zunehmend selbstgewählte Wahlverwandtschaften die traditionellen Familienbande ersetzen und die alten nationalen Grenzen und Beschränkungen in einer globalisierten Welt an Bedeutung verlieren.

Individueller Zugang zur Geschichte

26 RECHT HISTORISCH Franz Bernhard de Claer

Quelle: Familienchronik von Claer

Und doch gibt es für die Faszination so vieler Menschen für das Erforschen ihres Stammbaums einen guten Grund, und der lautet: „nomen est omen“. Denn diese Gemeinsamkeit teilen wir, jedenfalls in den meisten Fällen, gewiss mit einem Teil unserer Ahnenliste: die des Familiennamens. Es weckt nun einmal Neugier, dass da früher jemand gelebt hat, der mit dem gleichen Namen wie man selbst durchs Leben gegangen ist. So zweifelhaft der den Recherchen zugrundeliegende Impuls also auch sein mag, er ermöglicht uns doch einen ganz individuellen Zugang zur Geschichte.
Da stößt man im Internet also zufällig auf eine Von-Claer-Straße in der rheinischen Kleinstadt Königswinter und geht dem nach. Der Namensgeber, Franz Bernhard de Claer (1785-1853), war in den napoleonischen Kriegen der Adjutant des „Landsturms vom Siebengebirge“. Das war eine Art Freiwilligenarmee, welche die regulären deutschen Truppen bei der Befreiung des rechten Rheinufers von der französischen Herrschaft im Januar 1814 unterstützte. Noch mehr Auskünfte lassen sich der aus dem Stadtarchiv St. Augustin am Rhein angeforderten über 400-seitigen „Familienchronik von Claer“ entnehmen, die Franz Bernhard de Claer als einen Verwaltungsjuristen in Mülheim vorstellt. Er verlässt in der „Stunde der Erhebung“ seinen Posten, um beim Kampf gegen Napoleons Besatzungsarmee in der ersten Reihe zu stehen. „Gegenüber dem Landsturm“, heißt es weiter, „lagen verlässliche Nachrichten vom linken Ufer noch nicht vor. Um sich Gewissheit zu verschaffen, bemannte Franz Bernhard de Claer am 14. Januar in Beuel einen Kahn und fuhr nach Bonn herüber. Bei der Annäherung ließ er die Mannschaft sich niederlegen, er selbst stand vorn im Kahn. Am Ufer hatte sich Volk gesammelt, aus dessen Mitte ein Polizeidiener trat und Claer mit den Worten ‚Im Namen des Gesetzes arretiere ich Euch‘ empfing. Mit den Worten ‚Kerl, wenn du das Maul nicht hältst, schieße ich dich über den Haufen‘ schlug Claer auf den Mann an. Die Menge, welche die Befreier jubelnd begrüßte, packte den Polizisten und schleppte ihn fort. Claer zog mit seiner Mannschaft in die Stadt, die er vom Feinde geräumt fand.“
Was für ein Teufelskerl!, denkt man. Aber ist er denn nun ein Verwandter? Wohl eher nicht, zumindest kein näherer. Belegen lässt sich, so viel steht nach umfangreichen weiteren Forschungen schon mal fest, jedenfalls gar nichts. Doch gibt es gewisse Anhaltspunkte, die es denkbar erscheinen lassen, dass es im 13. Jahrhundert gemeinsame Vorfahren gegeben haben könnte. Vielleicht hegt man ja doch die geheime Hoffnung, dass vom Glanz vergangener Namensträger etwas aufs eigene bescheidene Dasein abstrahlen könnte.

1. Januar 2011: Ahnenfoschung, Teil 1

Internet-Recherche zur Ahnenforschung über die Familie Claer

Thomas Claer

Ausgangspunkt ist der in der Familie Claer überlieferte Stammbaum, der bis auf meinen Ururgroßvater Franz Claer, geb. 1841 in Ostpreußen, zurückgeht. Bereits in der Anlage des Stammbaums äußert mein Großvater, Gerhard Claer, die Vermutung, dass die Vorfahren der Familie Hugenotten waren, die vor allem im 17. Jahrhundert, um religiös bedingter Verfolgung zu entgehen, aus Frankreich in den deutschen Sprachraum eingewandert sind. Weiterhin weist er in der genannten Anlage auch auf die abweichende, dem Französischen noch näher stehende Schreibweise „Clair“ hin, die in Ostpreußen ebenfalls auftritt. So ließen sich in Kirchenregistern des 19. Jh. in Ostpreußen einige Personen mit dieser Schreibweise des Namens finden, wobei als deren Berufsbezeichnung mehrmals Förster sowie Gendarm angegeben sei. Ferner wusste mein Großvater nach Aussage meines Onkels, Dr. Karl Scheibner, zu berichten, dass die Familie früher adelig war und „de Claer“ oder „de Clair“ hieß. Letzteres wurde aber von anderen Familienmitgliedern als Humbug abgetan.

Nunmehr eröffnet sich uns im digitalen Zeitalter aber die Möglichkeit, der Lösung des Rätsels auf relativ einfachem Wege näher zu kommen, nämlich durch eine simple Internet-Recherche, die ich also in diesen Tagen, zum Jahreswechsel 2010/2011, vorgenommen habe. Hier die Ergebnisse nebst meiner Interpretation:

Zunächst berichtet ein Nutzer eines Forums zur Ahnenforschung von einem seiner Vorfahren, Wilhelm Friedrich Claer, der 1824 in Corgeiten/Germau, Krs. Fischhausen/Ostpreussen, geboren und 1889 in Rahnkalwen /Dittlaken gestorben sei. Er sei „königlicher Forstaufseher, königlicher Förster“ gewesen. Sein Sohn Otto Wilhelm Claer, der am 28.12.1859 in Argenthal/Ostpreussen geboren worden sei, wäre „Revierförster, herrschaftlicher Förster“ gewesen und wohl in den 1890er Jahren nach Schlesien übergesiedelt. In der Familie sei „überliefert“, „dass in dem Namen wohl franz. Vorfahren verborgen liegen könnten“. (http://forum.ahnenforschung.net/showthread.php?t=19367)
Bezüglich der Familie „de Claer/de Clair“ wird man besonders fündig im Stadtarchiv Sankt Augustin (Rhein-Sieg-Kreis, NRW, Nähe Bonn). Dort heißt es unter Findbuch (SN 29 Familienarchiv von Claer): „Im Einzelnen enthält der Bestand 30 Archiveinheiten (AE) der Jahre 1652 bis 1978 … In der Familie von Clair/de Clair/de Clara lassen sich seit mehreren Jahrhunderten u.a. Personen nachweisen, die höhere Ränge in Verwaltung und Militär bekleidet haben. Die Familie siedelte sich im späten 17. Jahrhundert im Rheinland an und stellte mehrere kurkölnische Statthalter des Amtes Wolkenburg und der Burggrafschaft Drachenfels, mit Franz Bernhard de Claer (1785-1853) den zeitweiligen Adjutanten vom Landsturm im Siebengebirge, Stadtkommandeur in Bonn und Domänenrat sowie mit Eberhard von Claer (1871-1946) den langjährigen Bürgermeister des Amtes Menden (Rhld.).

Das Familienarchiv enthält Splitter aus dem privaten und beruflichen Leben einzelner Familienmitglieder zwischen 1652 und 1943. Der jeweilige Kontext erschließt sich häufig aus der 1929-1932 von Alexander von Claer verfassten Familiengeschichte (siehe Literatur).

Das Familienarchiv muss in früheren Jahren bedeutend umfangreicher gewesen sein und war zumindest in Teilen geordnet und nummeriert. Viele Einzelschreiben, die nicht mehr im Bestand vorliegen, sind in Alexander von Claers Familiengeschichte zitiert bzw. transkribiert. Offensichtlich wurden nach dem Zweiten Weltkrieg viele Schreiben des Archivs unter verschiedene Mitglieder der Familie von Claer/Trolldenier aufgeteilt.“ (http://www.archive.nrw.de/LAV_NRW/jsp/findbuch.jsp?archivNr=140&tektId=72&id=010&klassId=1)

Die älteste genannte Quelle ist: „1652 – Bewerbung des Bartholomäus de Clara beim Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg um eine Schöffenstelle in Rees (am Niederrhein, Anm. T.C.) samt urschriftlicher Antwort“.

Weiter heißt es: „Als Literatur zur Geschichte der Familie von Claer sind zu nennen:

J.J. Sluyter: Die rheinische Familie de Claer, in mehreren Ausgaben der Zeitschrift ’Niederrheinischer Geschichtsfreund’, Kempen 1882-1883 (mit zahlreichen handschriftlichen Ergänzungen im Bestand als SN 29/4).
Alexander von Claer: Familiengeschichte von Claer, München 1929-1932, Neuauflage Frankfurt/Main 1979 (im Bestand als „SN 29/1“ sowie in der Bibliothek des Stadtarchivs unter der Signatur „S06A Clae1“).“

Ebenfalls einiges zu bieten hat das Stadtarchiv Meckenheim (Rheinland, ebenfalls Rhein-Sieg-Kreis, südliches NRW): Dort findet sich auch Bildmaterial, darunter die Abbildung des Familienwappens. (http://www.stadtmuseum-meckenheim.de/geschichte.htm)

Johann Friedrich de Claer

Johann Friedrich de Claer


Wappen de Claer

Familienwappen de Claer

Außerdem findet sich ein Bericht in einer historischen Zeitschrift, wonach eine Kirche in Königswinter (ebenfalls in der besagten rheinischen Gegend belegen), nachdem sie durch einen verheerenden Brand vernichtet worden war, wiederaufgebaut wurde – und zwar mit den Geldern der Familie de Claer. „Zu ihrem Reichtum“, heißt es dort, „war die Familie de Claer im Geld- und Weingeschäft gekommen. Von 1711 bis 1755 war Philipp Heinrich de Claer Statthalter. Der vermögende Junggeselle wohnte in seinem repräsentativen Haus in der Haupt-Strasse – dem heutigen Haus Nr. 392.“ ( http://www.rheinkiesel.de/pdf/rk0508.pdf)

Die Namensänderung von „de Claer“ in „von Claer“, so weiß Wikipedia, erfolgte im späten 19. Jh.: „Eberhard war der Sohn des späteren Generalleutnants de Claer. Die Familie erhielt mit Genehmigung vom 28. April 1882 die Erlaubnis zur Führung des Namens von Claer.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer_%28General%29)

Besonders erwähnenswerte Familienmitglieder sind schließlich:

1.    der bereits genannte Franz Bernhard de Claer (1785-1853). Er war Adjudant des 1813 gegründeten Freiwilligen Landsturms Banners des Siebengebirges zur Befreiung von der Franzosenherrschaft. Nach ihm wurde in Königswinter eine Straße benannt. (http://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nigswinter)
2.    der ebenfalls schon erwähnte Eberhard de Claer (1871-1946), langjähriger Bürgermeister des Amtes Menden und Privatgelehrter. Verfasser zahlreicher Beiträge in historischen Fachzeitschriften und Inhaber einer umfangreichen Sammlung von Abschriften aus Bonner Gerichtsakten der frühen Neuzeit (http://www.thomas-p-becker.de/TPB/Hexen/hexbonn.html)
3.    Bernhard Eberhard Theodor von Claer (07.12.1888 in Berlin –  29.03.1953 in Göttingen), General. (http://www.unithistories.com/officers/bio/german/HeerC.htm)

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4. Carl-Gideon von Claer (genannt „Atom-Claer“), Oberst der Reichswehr und später  Führungsstäbler der Bundeswehr für atomare Kampfführung sowie „militärischer Mitarbeiter“ des SPIEGEL und SPIEGEL-Autor. Verfasser einer SPIEGEL-Glosse am 13.2.1967 über adlige Seilschaften in der Bundeswehr („Das Monokel der Armee“). Wurde daraufhin aus Adelskreisen als „Nestbeschmutzer“ diffamiert, die ihm nahe legten, das „von“ aus seinem Namen zu streichen.  (http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46369571.html, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409541.html, http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46394422.html)

5.    Eberhard von Claer (* 9. August 1856 in Lüben; † 28. April 1945 in Langensalza). Preußischer Offizier, zuletzt General der Infanterie im Ersten Weltkrieg. Am 25. August 1914 wurde er mit der Führung des neuaufzustellenden XXIV. Reserve-Korps beauftragt, bevor er am 12. September 1914 zum Kommandierenden General des VII. Armee-Korps (auch Westfälisches Korps) ernannt wurde. 1915 verlieh ihm der Kaiser in Anerkennung seiner Verdienste den Pour le mérite. (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer_%28General%29)

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Grabplatte auf dem Invalidenfriedhof in Berlin

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6.    Eberhard von Claer (* 9. Juni 1923 in Königsberg/Ostpreußen) ist ein deutscher Politiker (CDU). Während des Krieges zweimal verwundet und nach dem Krieg zu 90 Prozent schwerkriegsbeschädigt. Nach seiner Flucht 1945 aus Ostpreußen begann er in Göttingen sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften. Zwischen 1949 und 1954 legte er sein juristisches Staatsexamen ab und war im Anschluss zwischen 1954 und 1960 in der Finanzverwaltung des Landes Niedersachsen beschäftigt. Vorsitzender des Landesverbandes Oldenburg der Union der Vertriebenen und Flüchtlinge in der CDU/CSU. 1976-1978 Mitglied des niedersächsischen Landtags. ( http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer)

7.  der auch bereits genannte Alexander Karl August von Claer (11.6.1862-11.8.1946). Major der Reichswehr, wird im Februar 1904 unter Beibehaltung seiner Stellung als Militärataché in China zum ersten deutschen militärischen Vertreter in Seoul ernannt (wenige Wochen vor Ausbruch des russisch-japanischen Krieges im Februar 1904). Wird genannt in der Liste „Germans in Korea prior to 1910“ Korea-Aufenthalte 04.03.1904 – 05.1905  und noch einmal 25.11.1906-27.11.1906 (Informationsreise). Verfasser der „Familiengeschichte von Claer“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer) Verschickte mit anderen im Herbst 1880 ein Rundschreiben an die Alten Herren und den KSCV, um die Auswüchse und Mißbräuche der Kösener Sitten abzuschaffen. Die Zustimmung war groß. Unter den 4.077 Unterschriften der Beteiligungslisten waren die des Kronprinzen Wilhelm und des Fürsten Bismarck. (Zandersche Bewegung) (http://de.wikipedia.org/wiki/Corps)

Ferner gibt es die folgende Liste mit verstorbenen Trägern des Namens von Claer aus dem 20. Jh:

Claer, Christoph v., verunglückter Junge aus Kolberg
Claer, Erna v., Diakonisse in Rente aus Wiesbaden
Claer, Hans-Eberhard v., Fahnenjunker-Gefreiter aus München
Claer, Helmut v., Oberleutnant aus Vilich
Claer, Helmuth v., Leutnant aus Kolberg
Claer, Ilse v., geborene Schönian
Claer, Irmela v., geborene v.der Lancken, aus Frankfurt am Main
Claer, Otto v., Finanzgerichtspräsident ausser Diensten
Claer, Wichard v., Bundesbankdirektor ausser Diensten aus Frankfurt am Mai (Gedruckte Traueranzeigen des deutschen Adels 1912-2009 http://home.foni.net/~adelsforschung2/anzeig01.htm)

Bleibt nun aber noch die Frage, wie aus „de Clair/de Claer“ „Claer/Clair“ werden konnte. Zunächst ist, wie allen hier zusammengetragenen Belegen entnommen werden kann, auszuschließen, dass hier eine spätere Adelung einer ursprünglich nicht adeligen Familie vorliegt. Hier ist es genau anders herum. Die Namensvariante mit Adelstitel ist bis ins 17. Jahrhundert zurück zu verfolgen, die Variante ohne Adelstitel lediglich bis ca. 1830. Ein Teil der Familie muss also den Adelstitel verloren haben. Hierfür gibt es drei Möglichkeiten: 1. Aberkennung wegen schwerer Verfehlungen (Verbrechen etc.) – nicht sehr häufig aufgetreten, 2. freiwillige Ablegung aufgrund der politischen Einstellung (Sozialdemokraten, Kommunisten, später Grüne) – auch nicht so sehr häufig, 3.  Nachkommen von Adeligen durch Mesalliancen (nicht standesgemäße Verbindungen) oder Seitensprünge mit nachträglicher Legalisierung, in solchen Fällen wurde den Nachkommen oft das „von“ aberkannt, bzw. sie wurden aus dem Familienverband ausgeschlossen. – Das ist wohl die Ursache für viele Namensträger eines adligen Namens ohne “von”. (http://www.ahnen-und-wappen.de/forum/index.php?page=Thread&threadID=3991)

Aber wie kam die eher im Rheinischen angesiedelte Familie in Teilen nach Ostpreußen? Wohl nicht erst über den Vater des oben unter 6. erwähnten Lokalpolitikers Eberhard von Claer (* 9. Juni 1923 in Königsberg/Ostpreußen), nämlich Bernhard von Claer (wahrscheinlich ist es jener unter 3. genannte, also 07.12.1888 in Berlin –  29.03.1953 in Göttingen), der laut Wikipedia-Profil „im Militär tätig war“ und „häufig versetzt“ wurde. (http://de.wikipedia.org/wiki/Eberhard_von_Claer) Denn der Stammbaum der adelslosen Familie Claer in Ostpreußen reicht ja sogar bis ca.1830 zurück. Vielleicht wurden auch schon die preußischen Offiziere früherer Generationen mitunter in östliche Provinzen versetzt. Oder dem bereits aus der rheinischen Adelsfamilie de Claer ausgeschlossenen Vorfahren wurde zur Kaschierung der Familien-Schande eine Existenz als königlicher Förster weit draußen in Ostpreußen angeboten.

Aber all das ist bisher nur Spekulation…

Fortsetzung folgt.