Zur Ahnenforschung über die Familie Claer. Neue Erkenntnisse
Thomas Claer
Hier einige Ergebnisse der weiteren Recherchen zur Familienforschung, die ich im zurückliegenden Jahr gelegentlich unternommen habe:
1. Ausdehnung des Stammbaums
Als unser ältester gesicherter namenstragender Vorfahre kann nunmehr der Jäger Friedrich Claer gelten, der mit großer Wahrscheinlichkeit der Vater des Postschaffners Franz Claer (27.9.1841 in Eichenberg/ Wehlau bis 16.10.1906 in Neidenburg), meines Ururgroßvaters, gewesen ist. Franz Claer war verheiratet mit Henriette Stryjewski (28.11.1845-21.1.1931) in Usdau. Die Lebensdaten des Friedrich Claer sind uns (noch) nicht bekannt. Doch ergibt sich aus der Antwort der Frau Heidrun Meller (geb.1940 in Königsberg) (http://list.genealogy.net/mm/archiv/ow-preussen-l/2011-01/msg00366.html), welche Einsicht in einschlägige Kirchenbücher genommen hat, in einem Internetforum auf die Anfrage des Benutzers Spooky die Geburt des königlichen Forstaufsehers/ königlichen Försters Friedrich Wilhelm Claer am 23.10.1824 in Corjeiten, Kreis Fischhausen. Demnach waren die Eltern „der Jäger Friedrich Claer“ und Justine Knaebe, welche 1805 in Jouglauken geboren wurde. (Letztere wird im Kirchenbuch als „seine Braut“ bezeichnet, da die Eltern zum Zeitpunkt der Geburt noch nicht verheiratet waren.)
Unter „Urgroßeltern väterlicherseits“ ist in unserem Stammbaum (Fragebogen der Reichsstelle für Sippenforschung, ausgefüllt von Gerhard Claer) als einzige eingetragen (mit Bleistift): Knebel, Justine. Die große Namensähnlichkeit lässt unter Berücksichtigung der damals oft uneinheitlichen Namens-Schreibweisen auf eine Identität der Personen schließen. Justine Knaebe/ Knebel war also offensichtlich die Mutter von Friedrich Wilhelm Claer (geb.1824) – wie auch von Franz Claer (geb. 1841). Das heißt: Der ältere Bruder von Franz Claer war wohl der königliche Forstaufseher/ königliche Förster Friedrich Wilhelm Claer (geb. 23.10.1824 in Corjeiten, gest. 15.6.1889 in Rahnkalwen /Dittlaken, Kreis Insterburg). Der Vater von beiden war somit wohl der „Jäger“ Friedrich Claer, der Ehemann von Justine Knaebe/ Knebel.
Ferner findet sich nach Auskunft von Frau Heidrun Meller im Kirchenbuch „bei Friedrich Wilhelm“ … „ein nachträglich eingetragenes Datum 2.10.1841 leider schlecht zu entziffern was es bedeutet“. Vielleicht ist das ein Hinweis auf Franz Claer, aber das lässt sich nicht mit Gewissheit sagen… Schließlich ergibt sich noch aus den Aussagen von Spooky und Frau Meller, dass der Sohn von Friedrich Wilhelm Claer und Neffe von Franz Claer (und Vetter von Franz Claers Sohn Georg Claer) der Revierförster/herrschaftliche Förster Otto-Wilhelm Claer war, der am 28.12.1859 in Argenthal/Ostpreussen geboren wurde und vermutlich in den 1890er Jahren nach Schlesien übergesiedelt ist. Zu dessen Nachkommen könnte der 1937 in Fischbach/Niederschlesien nachweisbare Ober-Bahnassistent Julius Claer zählen.
Auf meine E-Mail-Anfrage antwortete mir Frau Heidrun Meller, dass in den von ihr herangezogenen Kirchenbüchern der Name Claer nur dieses eine Mal bei den Geburten vorkomme. Sie empfiehlt weitere Nachforschungen im evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg, wo sich sämtliche Kirchenbücher der ehemaligen deutschen Ostgebiete befinden.
An dieser Stelle ist ergänzend auf die handschriftlichen Aufzeichnungen meines Großvaters Gerhard Claer hinzuweisen, wonach im Kirchenregister der ev. Kirche Judithen bei Neidenburg, Jahrgang 1828, Seite 451 Nr. 61 einige Male Clair mit „ai“ erscheint, nämlich: „Heinrich Clair, Förster; Otto C., Gendarm u.s.w., Franz u.s.w. Postbeamter// Geschwister Amelie (?) geb. Clair“. Er geht offenbar von einer Verwandtschaft aus und wertet die dem Französischen näher stehende Schreibweise als Indiz für die ursprünglich französische Herkunft der Familie. Auch laut Angaben von Spooky, dessen Urururgroßvater Friedrich Wilhelm Claer war, sind aufgrund des Namens französische Vorfahren „in der Familie überliefert“.
Es bleibt also festzuhalten, dass der Jäger Friedrich Claer 1824 in Corjeiten, Kreis Fischhausen (20 km westlich von Königsberg an der Kurischen Nehrung gelegen), gelebt und eine Famile gegründet hat.
2. Die rheinische Familie de Claer/ von Claer
Auf den ersten Blick weitaus imposanter nimmt sich das Bild der Famile de Claer/von Claer aus, wie es sich in der über 400 Seiten umfassenden Familiengeschichte, verfasst von Alexander von Claer 1929-1932, darstellt. Diese habe ich dem Stadtarchiv St. Augustin entliehen und für einige Familienmitglieder Kopien angefertigt. Sämtliche mehr oder weniger prominente Träger des Namens de Claer und später von Claer (auch in anderer Schreibweise, v.a. de Clair, de Clare und de Clara) lassen sich dieser Familie zuordnen. Ende des 19. Jh. erteilte der deutsche Kaiser die Erlaubnis zur Namensänderung in „von Claer“. Allerdings ist in dieser Familie von einer französisch-hugenottischen Abstammung keineswegs die Rede. Vielmehr geht die gesicherte Herkunft der Familie bis auf das Jahr 1501/1502 zurück, in welchem ein Derick de Claer Schöffe in Nymwegen/ Niederlande war. Sein Vater Lambert de Claer wird als der älteste urkundlich nachweisbare Claer bezeichnet. Im Jahr 1652 tritt Bartholomäus de Claer eine Schöffenstelle in Rees am Niederrhein ein. In der Folge ist die Familie im Rheinland ansässig, ab ca. 1680 im kurköllnischen Königswinter als Burgherren der Burg Drachenfels. Erst Otto de Claer (1827-1909) verließ als preußischer Offizier dauerhaft das Rheinland und verstarb in Berlin. Seine fünf Kinder wurden in Lüben (Niederschlesien), Haynau (Niederschlesien) und Danzig geboren. Doch kann er sich erst ab Mitte des 19. Jh. in östlicheren Gefilden aufgehalten haben, was eine Verbindung zu unserer Familie, die sich bis mindestens 1824 in Ostpreußen zurückverfolgen lässt, als kaum möglich erscheinen läst.
Jedoch hat sich, so heißt es in der Familiengeschichte von Claer, „durch die Jahrhunderte in der Familie die Überlieferung von einer anglo-normannischen bzw. anglo-irischen Abstammung erhalten“. Ausführlich wird Franz Bernhard de Claer (1785-1853) hierzu in der Familiengeschichte zitiert. „Urkunden aus dieser frühen Zeit“ sollen mit anderen nicht unbedeutenden Familienpapieren „bei der Invasion der französisch-republikanischen Heere auf das rechte Rheinufer im Jahre 1795/96“ verloren gegangen sein. Franz Bernhardt nimmt an, dass unter den verschiedenen Schreibweisen des Familiennamens „ursprünglich Clare, englisch Clär ausgesprochen, die richtige Schreibart war, dass man aber nach der Übersiedlung nach Holland und Deutschland den Namen Clare in Claer umgeändert hat, damit nach deutschem Sprachgebrauch die alte Pronunciation beibehalten werde“.
Weiter führt er aus: „Seit der Eroberung Englands durch die Normannen im Jahre 1066 bis in das 14. Jahrhundert hat das Geschlecht der Clare in der englischen wie in der irischen Geschichte eine bedeutende Rolle gespielt. Richard von Orbec und Bien-Faite war unter den Baronen, die mit Herzog Wilhelm von der Normandie in der Versammlung von Lillebonne die Eroberung Englands beschlossen. Er zeichnete sich in der Schlacht bei Hastings aus und wurde zum Lohne mit der Grafschaft Clare belehnt, deren Namen er annahm. Name und Wappen eines späteren Richard Earl of Clare und seines Sohnes Gilbert de Clare finden sich auf der „Magna Charta“ unter den „Baronial Securities“, d.h. den Bürgschaften für die Gültigkeit der Magna Charta von 1215, welche die Unterzeichner gegen König Johann ohne Land durchsetzten. Der Wappenschild der Clare zeigt drei rote Sparren – vertikal gestellt – im goldenen Felde. Man unterscheidet zwischen einer englischen und einer irischen Linie des Geschlechts. Die englische starb schon 1316 im Mannesstamme aus. In Irland, wo die an der Eroberung führend beteiligten de Clare den Titel: Grafen von Gloucester annahmen, wird das Geschlecht nach einer glanzvollen Geschichte seit dem 14. Jahrhundert unter den ersten Namen nicht mehr erwähnt. Ebensowenig ist aber sein Aussterben überliefert, so dass es sich möglicherweise nur um ein Herabgleiten von der einstigen Höhe handelt.“
Diese Ausführungen des Franz Bernhard de Claer über die anglo-normannische und anglo-irische Familie de Clare finden ihre volle inhaltliche Bestätigung nebst umfassenden Stammbäumen und Abstammungstafeln auf zahlreichen enzyklopädischen Internet-Seiten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_de_Clare,_2._Earl_of_Pembroke, http://www.castlewales.com/clares.html, http://www.renderplus.com/hartgen/htm/de-claire.htm)
The de Clare Family
Gilbert de Clare from a stained glass window at Tewkesbury Abbey
Wikipedia bezeichnet die Clares als eine der mächtigsten Familien Englands. (http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_de_Bienfaite) Im Wikipedia- Eintrag unter „Clare (Familie)“ heißt es: „Die Clares sind ein anglonormannisches Adelsgeschlecht, das von den Herzögen der Normandie aus dem Haus der Rolloniden abstammt.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Clare_%28Familie%29) Die Rolloniden wiederum sind die Familie der normannischen Grafen und Herzöge der Normandie ab dem Beginn des 10. Jahrhunderts, die von Rollo dem Wikinger (wohl geb. 846, † 931) abstammt, dem Grafen von Rouen und Gründer der Normandie im Jahre 911. (http://de.wikipedia.org/wiki/Rolloniden) (Er bekam vom westfränkischen König Karl dem Einfältigen im Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte die Normandie als Lehen zugesprochen.) Man soll ihn auch „Rollo der Wanderer“ genannt haben, weil er angeblich immer nur zu Fuß ging, was darin begründet lag, dass er zu groß gewesen sein soll, um auf einem Pferd reiten zu können. Angeblich ist Rollo, der aus Dänemark (nach anderen Quellen aus Norwegen) stammen soll, den gesamten Landweg von Skandinavien bis Frankreich zu Fuß gegangen. Die Forschung sieht diesen Bericht aber als Übertreibung an. (http://de.wikipedia.org/wiki/Rollo_%28Normandie%29) Die norddeutsche Rockband Torfrock verwendet die Figur „Rollo der Wikinger“ seit 1977 in ihren Liedern.
Rollo-Statue in Rouen
Grab Rollos in Rouen
Wikinger im 10. Jahrhundert
Illustration aus dem 14. Jahrhundert, die die Verhandlung des Bischofs von Rouen mit Rollo darstellt. Aus der Onlinebibliothek von Toulouse.
llustration aus dem 14. Jahrhundert, die die Taufe Rollos durch den Erzbischof von Rouen darstellt, aus der Onlinebibliothek von Toulouse.
Doch bleibt auch in den Augen der Familie de Claer/ von Claer als Unsicherheitsfaktor ihrer anglo-normannischen/ anglo-irischen Herkunft die Übersiedlung von den britischen Inseln in die Niederlande. Unklar ist hier vor allem der Zeitpunkt.
Franz Bernhardt de Clare schreibt hierzu: „Dass Angehörige des alten Geschlechts der Clare aus England oder Irland auf das Festland übergetreten sind, dafür liegen die folgenden Anzeichen vor:“ Zunächst erwähnt er Osbert von Clare, der im Jahre 1115 als Hausgenosse des Papstes Paschal II.von diesem zum Abte von S. Saba in Rom eingesetzt wurde. Noch viel interessanter ist aber der zweite Hinweis: „Im Dom zu Königsberg in Ostpreußen ist der Bischof von Samland Johannes Clare beigesetzt. Auf der Grabplatte stehen die Worte: ‚Johannes Clare, fest. 1344’. Der reichhaltigen Literatur über ihn lässt sich entnehmen, dass er 1310 vom samländischen Kapitel in Königsberg zum Bischof gewählt wurde. Infolge von Streitigkeiten zwischen dem Deutschritter-Orden, dessen Oberherrschaft die Diözese Samland unterstand, und dem Metropoliten, dem Erzbischof von Riga, konnte er von letzterem die Bestätigung nicht erlangen. Er reiste darauf zu Papst Clemens V. nach Avignon, wo er erst 1319 unter dessen Nachfolger Papst Johann XXII. bestätigt und geweiht wurde. (Zwischen 1309 und 1377 residierten insgesamt sieben Päpste im südfranzösoschen Avignon, woran sich 1378 das große abendländische Schisma anschloss (http://de.wikipedia.org/wiki/Avignonesisches_Papsttum); Anmerkung T.C.) Nach seiner Rückkehr entfaltete er bis zu seinem Tode (5. Mai 1344) eine rühmliche Wirksamkeit in seiner Diözese, die sich unter ihm von den Schäden erholte, die sie durch die Nachgiebigkeit seiner Amtsvorgänger dem Deutschorden gegenüber erlitten hatte. Johannes Clare ist auch der Begründer des Königsberger Doms, dessen Grundsteinlegung 1333 erfolgte.
Die Herkunft des Bischofs steht nicht sicher fest. Er soll aus Thorn stammen und um 1260-65 geboren sein. Wie urkundlich feststeht, stammten die ersten Bewohner der ein Menschenalter zuvor (1231) gegründeten Stadt aus dem Westen Deutschlands. Vermutlich wird auch des Bischofs Vorfahr – mit dem üblichen Generationsabstand wohl der Großvater – zu den Einwanderern und Mitbegründern der Stadt gehört haben. Der englisch klingende Name lässt die Einwanderung der Voreltern des Bischofs aus England in den deutschen Westen, zu welchem damals auch die Niederlande gehörten, möglich erscheinen.“
Alexander von Claer schreibt in der „Familiengeschichte von Claer“, nachdem er die Ausführungen Franz Bernhards zitiert hat:“Für einen möglichen Übertritt von England-Irland nach den Niederlanden käme mithin eine frühere Zeit, wohl das 14. oder der Anfang des 15. Jahrhunderts in Frage.“
Das mag für den späteren rheinischen Zweig der Familie stimmen. Doch spricht eben auch einiges für eine Übersiedlung anderer Familienmitglieder nach Ostpreußen bereits im frühen 13. Jahrhundert, zumal zu dieser Zeit der englische Zweig der Familie noch nicht „im Mannesstamme ausgestorben“ war, was nach den Angaben Franz Bernhards erst 1316 geschehen ist. (Auch bei Wikipedia heißt es: „Mit Gilbert de Clare, 10. Earl of Clare (1291–1314), starb der männliche Stamm der Familie Clare aus… Elisabeth de Clare (um 1291–1360) ist die Gründerin vom Clare College an der renommierten University of Cambridge. (http://de.wikipedia.org/wiki/Clare_%28Familie%29)) Hinzu kommt der Umstand, dass wohl auch immer wieder Söhne der englischen Familie de Clare Besitzungen in der Normandie erhielten, welche bis 1087, von 1106 bis 1144 und von 1154 bis 1204 ein Teil Englands war und später von 1346 bis 1360 und nochmal von 1415 bis 1450 von englischen Truppen besetz war. (http://de.wikipedia.org/wiki/Normandie) So heißt es im Wikipedia-Eintrag über Richard de Bienfaite (* vor 1035; † April 1090), auch genannt Richard of Tonbridge, Richard de Clare oder Richard Fitz Gilbert: „Wie in den meisten Erbfällen der ersten anglonormannischen Generation folgte ihm sein ältester Sohn Roger in den Besitzungen in der Normandie, während der jüngere Gilbert de Clare den englischen Besitz erhielt.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Richard_de_Bienfaite)
3. Mögliche Verbindungen
Könnte nun also eine Verbindung zwischen der ostpreußischen Familie Claer und dem anglo-normannischen Geschlecht der Clare bestehen? Vor allem die Person des erwähnten Bischofs von Samland lässt das möglich erscheinen. Der Wikipedia-Eintrag über Johannes Clare bestätigt nicht nur die über 150 Jahre alten Ausführungen des Franz Bernhard de Claer, sondern bemerkt eingangs darüber hinaus: „Johann Clare stammte aus einer Bürgerfamilie der Thorner Altstadt. Sein Neffe Johann Clare ist 1325 als Karwansmeister des Bischofs bezeugt. Einem zweiten Neffen, Frowin Clare, übertrug er 1327 das Schulzenamt von Neuendorf bei Fischhausen.“
Und just im Kreis Fischhausen an der Kurischen Nehrung liegt der Ort Corjeiten, in welchem 1824 der Jäger Friedrich Claer gelebt und eine Familie gegründet hat.
Historische Landkarte des Samlands mit Fischhausen (im unteren linken Segment rechts oben)
Sollte also die Familie 500 Jahre lang in dieser Gegend gelebt haben? Möglich wäre das wohl, denn die Mobilität der Menschen war in den vergangenen Jahrhunderten in aller Regel deutlich niedriger als heute. Insofern erscheint die Migrationsneigung der Familie im Übrigen (von Norwegen/ Dänemark über Nordfrankreich, England, Irland, Niederlande, Westdeutschland bis in die früheren deutschen Ostgebiete) als für damalige Verhältnisse eher ungewöhnlich, knüpft aber an die Reiselust der alten Wikinger an… Gewiss nicht gegen ein 500 Jahre langes Verweilen an der Kurischen Nehrung spricht die unterschiedliche Schreibweise des Namens: Clare/ Clair/ Claer. Gerade auch die Schreibweise von Eigennamen wurde im deutschen Sprachraum in der Zeit vor 1800 nicht besonders genau genommen. Die wenigen Personen, die damals des Schreibens kundig waren (auch die in den Kirchenämtern), schrieben die Namen eben so, wie sie es jeweils für richtig hielten. Zudem könnten sich die unterschiedlichen Schreibweisen auch aus Erinnerungen an die Etappen der zu vermutenden Herkunft der Familie ergeben. Sollte der Übertritt nach Samland tatsächlich schon im 13. Jahrhundert erfolgt sein, wäre auch dem Fehlen des Adelstprädikats „de“ keine größere Bedeutung beizumessen, da dies – wie es in der „Familiengeschichte von Claer“ heißt – gerade in so frühen Zeiten durchaus uneinheitlich gehandhabt wurde. Erst ab dem 18. Jahrhundert kam es hier langsam zu einer größeren Strenge und Genauigkeit wie bei der Namensschreibweise im Allgemeinen.
Doch bleibt als ein schwerwiegender Einwand die Überlieferung in unserer Familie, die ausdrücklich eine französische Herkunft annimmt, im Falle meines Großvaters Gerhard Claer sogar die Abstammung von Hugenotten, die erst im 17. Jahrhundert aus Frankreich geflohen sind. (Am 18. Oktober 1685 erfolgte die Aufhebung des Toleranzediktes von Nantes durch den französischen König Ludwig XIV., und es kam zur Flucht von 200.000 bis 250.000 Hugenotten in alle Welt. Am 29. Oktober 1685 erging das Aufnahmeedikt von Potsdam durch den Großen Kurfürsten. (http://de.wikipedia.org/wiki/Hugenotten)) Nun schließt eine normannische Herkunft eine französische ja nicht aus, gehörte doch die Normandie zunächst seit ihrem Bestehen zum Westfrankenreich (dem späteren Frankreich), später zu England, aber seit dem frühen 13. Jahrhundert und bis heute wieder zu Frankreich. Doch steht zumindest der Zeitpunkt des Übertritts der Hugenotten im 17. Jh. im Widerspruch zu einer nöglichen Verbindung mit der Familie des Bischofs Johannes Clare, die bereits im 13. Jahrhundert nach Thorn und bald darauf ins Samland gekommen war.
Aufschluss könnte zunächst eine weitere Zurückverfolgung der Jäger/ Forstbediensteten in Ostpreußen vor 1824 geben, denn angesichts der Häufung von Förstern in der Familie während der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts läge es nahe, dass eine solche auch länger zrückreicht. Im Forst- und Jagdkalender für Preußen, Bd. 4 aus dem Jahr 1854 finden sich die Einträge: „Forstinspektion Königsberg II – a) Oberförsterei Drusken; Schutzbezirke: Löbkojen: Frst. Claer …c) Oberförsterei Neu-Sternberg; Schutzbezirke: … Gr-Baum: Frst. Claer.“ Hier dürfte es sich wahrscheinlich um Friedrich Wilhelm Claer (geb. 1824-1889) und seinen Vater Friedrich Claer handeln. Jedoch ergaben sich bei meiner Recherche im Verzeichnis der Forstbediensteten in Ostpreußen für die Jahre 1662-1743 des Obersts a.D. Georg v. Winterfeldt aus Potsdam in der Zeitschrift „Archiv für Sippenforschung“ (1936-1941) keinerlei Funde für „Claer/ Clair/ Clare“, dafür aber einige interessante Hintergrundinformationen. So schreibt Oberst a.D. Winterfeldt im Band von 1941, S.11: „Die in nachstehenden Listen Genannten sind vermutlich fast ausschließlich geborene Ostpreußen. Nur in seltenen Fällen kommen Versetzungen aus der Mitte der Monarchie nach Ostpreußen vor. Die Unterförster haben nebenher Landwirtschaft oder Imkerei betrieben, sie sind vermutlich teilweise Bauern.“ Doch in der Liste des Jahres 1743 findet sich auch der Eintrag: „Amt Johannisburg: Förster Friedrich von Dahlen, Johannisburg, 2.1.1740, nachdem er vorher 20 Jahre als Offizier gedient.“ Zumindest ausnahmsweise wurden also auch ehemalige preußische Offiziere als Förster in Ostpreußen eingesetzt. (Darüber hinaus teilt Oberst a.D. Winterfeldt u.a. noch mit, dass alle Listen aus dem Geheimen Preußischen Staatsarchiv in Berlin-Dahlem aus den Akten des Forstdepartments stammen und dass erst ab 28.7. 1739 durch die Kabinettsordre von Friedrich Wilhelm I. die Forstbediensteten in Preußen einheitlich „Königliche Förster“ heißen und nicht mehr Heidereuther oder Wildnußbereiter.)
Weiterhin ist zu erwähnen, dass der preußische Offizier Otto de Claer (1827-1909), der als erster der rheinischen Familie de Claer dauerhaft das Rheinland verließ und in Berlin verstarb, in der „alten preußischen Armee“ (also jener vor 1806) etliche Offiziere mit Namen von Clair und von Clar entdeckte, die in keiner näheren Verbindung zur rheinischen Familie standen. Er legte nach den damaligen preußischen Ranglisten das folgende Verzeichnis an, das der „Familiengeschichte von Claer“ entnommen ist:
Offiziere der alten preußischen Armee
(Zweite Hälfte des 18. und Beginn des 19. Jahrhunderts)
Die Namen sind, mit Ausnahme von Nr.1, durch Otto v. Claer, fwb. 1827, gest. 1909, aus preußischen Ranglisten ausgezogen.
1. v. Clar, Fähnrich im Rgt. Prinz von Preußen, 1758 in der Schlacht bei Zorndorf verwundet (s. „Helden-, Staats- und Lebensgeschichte Friedrichs des Anderen“, Teil V, S. 173.
2. v. Clair, Lieut. Im Regiment Krockow, 1765 ausgeschieden
3. v. Clair, Capt. Bei den Ingenieuren, 1779 ausgeschieden
4. v. Clair, 1785 jüngster Fähnrich im Garnison-Regt. V. Pirch
5. v. Claar, 1781 und 1793. Zuletzt Major im Regt. Kronprinz von Preußen, beim Depot-Btl. Oranienburg.
6. v. Clar, 1785 Capt. Im Rgt. Prinz v. Preußen zu Fuß (Potsdam)
7. v. Clar (v. Claar) Friedr. Wilh., 1789 Capt. Im Regt. Nr. 18, gest. 1805
8. v. Claar, P.C. (?) im Regt. Kronprinz v. Preußen, 1790 ausgeschieden
9. v. Clair, 1797 Sec. Lieut. im Regt. Herzog v. Holstein-Beek in Königsberg
10. v. Clair, 1797 oder 1798 vom Regt. 11 in das Regt. Courbiere (Goldap, Gumbinnen, Oletzko) versetzt, dort 1798-1800 als Stabs.Capt. geführt. 1801 in das Regt. Herzog v. Braunschweig versetzt, dort noch 1805 und 1806 geführt. 1809 aus Regt. 4 ausgeschieden.
Diese Liste aus der „Familiengeschichte von Claer“ lässt sich ergänzen mit weiteren Fundstellen aus dem Internet:
– „Neuer Nekrolog der Deutschen. Neunter Jahrgang 1831, Ersther Teil, Ilmenau 1831, Register zum 9. Jahrgang 1831: … v. Clair, Hauptm. zu Gumbinnen 668 (http://books.google.de/books?id=cO0SAAAAYAAJ&pg=PR24&lpg=PR24&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=fnGUwARkZ2&sig=b6v5C8CAQyUDIozIu67a_mVYURU&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCUQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false)
– „Vaterländisches Archiv für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur, oder Preußische Provinzial-Blätter, 22. Band, Königsberg 1839: S.68 ff (74): Zur Erinnerung an das fröhliche Litthauische Musikfest zu Gumbinnen am 12. und 13. Juni 1838… Sänger-Chor … Alto: … v. Clair, … (http://books.google.de/books?id=r94OAAAAYAAJ&pg=PA74&lpg=PA74&dq=%22v.+clair%22+k%C3%B6nigsberg&source=bl&ots=ooU4Tl_cMK&sig=8TQlGHrwzst55rvlwktHwQdlgQM&hl=de&ei=TyDQTsGVD8PHswaJsNitDA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CCEQ6AEwAA#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20k%C3%B6nigsberg&f=false) (Die Stadt Gumbinnen war mit drei großen Kasernen eine bedeutende Garnison der preußischen Armee.(http://de.wikipedia.org/wiki/Gumbinnen))
– Abgegangene und versetzte Kgl. Preußische Offiziere 1801: u.a. Clair, Stabscapitän v. (http://home.foni.net/~adelsforschung/rang20.htm)
Daraus folgt, dass es sehr wohl denkbar wäre, dass ein abgegangener preußischer Offizier namens v. Clair oder v. Clar (die uneinheitlichen Schreibweisen der Personennamen in den Ranglisten der preußischen Armee waren berüchtigt) zwischen 1744 und 1824 zum Förster in Ostpreußen werden konnte. Aber diese Überlegung ist rein spekulativ.
Gründe für ein Ausscheiden aus der preußischen Armee gab es vielfache (Die folgende Auflistung nach: http://home.foni.net/~adelsforschung/ind03.htm):
I. Ehrenhafte Abgangsarten aus preußischem Militärdienst:
· an den Blattern gestorben,
· am Fieber gestorben,
· hat sich erschossen (Premierleutnant v.Neuhoff 1753 aus dem Wolffersdorfschen Rgt),
· wurde totgeschossen,
· melancholisch geworden,
· versetzt, verabschiedet, dimmitiert,
· an der Blessur gestorben,
· ein Rgt erhalten,
· im Irrenhaus wg Krankehit gestorben (Sekondeleutnant Wilhelmy vom Zietenschen Hus.-Rgt. 1765),
· wegen Unvermögenheit als Salzfaktor eingesetzt,
· reducirt (zurückgesetzt),
· vor XYZ geblieben (gefallen),
· Landrat geworden,
· in der Gefangenschaft verstorben,
· wegen blödem Gesicht entlassen (Leutnant Marschall v.Bieberstein 1779 aus dem Rgt. Scholten),
· mit Pension entlassen,
· hat sich unvorsichtiger Weise erschossen (Unfall, Fähnrich v.Tettow, 1789 im Rgt. Scholten),
· wg. Epilespie verabschiedet (Sekondeleutnant Heinrich Baron v.der Goltz vom Schulenburgischen Hus.-Rgt. 1784),
· hat quittiert,
· von Verstand gekommen (Fähnrich v.Mahrenholtz aus dem 1740 gestifteten Hagerschen Rgt.),
· auf seine Güter gegangen.
II. Unehrenhafte Abgangsarten aus preußischem Militärdienst:
· desertiert,
· dimmittiert, “weil er zum Dienst unlustig gewesen” (Corporal Friedrich v.Podewils, 20 Jahre alt, nach 4 Jahren und 6 Monaten Dienstzeit, aus dem Platenschen Dragoner-Regiment),
· kassiert, weil er sich die Fahne hat nehmen lasen (Major v.Auerswald 1779),
· wegen schlechter Conduite entlassen (Fähnrich v.Eichler 1798 aus dem Rgt. v.Steinkeller),
· vom Urlaub ausgeblieben,
· wegen unanständigen Betragens entlassen (Leutnant v.Briesen 1783 vom Rgt. v.Scholten),
· wegen übler Conduite dimmittiert,
· ohne Abschied weggegangen (Leutnant v.Reichmann vom Rgt. v.Lossow 1745),
· “blieb auf der Werbung aus”.
Doch ließe sich, selbst wenn tatsächlich ein Offizier v. Clair zum Jäger geworden wäre (was keinesfalls feststeht), noch längst nicht auf eine hugenottische Herkunft schließen, denn ebenso gut könnten es Nachkommen der Familie des Bischofs Johannes Clare gewesen sein, die in den Dienst der preußischen Armee getreten waren.
Doch immerhin war der Anteil der Hugenotten vor allem in der alten preußischen Armee recht hoch: 1686 gehörten zu den rund 1.000 brandenburgischen Offizieren 300 Franzosen, und die hugenottischen Flüchtlinge waren hochwillkommen. (http://www.preussenweb.de/armee1.htm) Über die soziale Zusammensetzung des Offizierkorps heißt es: „Der 1713 zwar bereits mit längerer kurbrandenburgischer Tradition behaftete Truppenkörper weist beim Tode des ersten Königs in Preußen Friedrich I. in der ersten Hälfte des 18.Jahrhunderts noch einen großen Anteil von Ausländern, namentlich von französischer Namen auf, die verhältnismäßig häufig vertreten sind. Hierbei dürfte es sich durchweg um religionspolitisch verfolgte Hugenotten handeln, die nicht selten in der preußischen Armee durch Fleiß höchste Ehrenstellen erreichten wie die Varenne, de Bondely, du Clos oder die St.Sauveur. Andererseits waren hier auch viele Männer vertreten, die dem späteren preußischen Ehrenkodex eines Offiziers in keiner Weise entsprachen, zweifelhafte Gestalten und Draufgänger. (http://home.foni.net/~adelsforschung/rang1707.htm) Der preußische König Friedrich der Große (1712-1786) wird mit den Worten über die Hugenotten zitiert: „Die Réfugiés beschleunigten den Fortschritt des Landes um mehr als ein halbes Jahrhundert.“(www.preussen.org/media/Maiziere-Rede-Medien.pdf)
Laut Lothar de Maiziere wurden die folgenden Eigenschaften der Hugenotten gerühmt:
– Bescheidenheit
– Sparsamkeit
– Schlichtheit
– Einfachheit ihrer Sitten
– Gottesfürchtigkeit
– Solidarität untereinander
– Barmherzigkeit gegenüber Schwachen, Armen und Bedrängten. (www.preussen.org/media/Maiziere-Rede-Medien.pdf)
Tatsächlich lassen sich per Internet-Recherche mindestens zwei Personen in Preußen im 18. Jahrhundert mit dem Namen von Clair ermitteln, bei denen eine hugenottische Herkunft wahrscheinlich ist: Zum einen handelt es sich um einen „Privatmann namens von Clair“, der seit 1779 das eingeschlafene Geschäft der Portechaisen (Sänften; eine adelige Mobilitätsform der frühen Neuzeit) in Berlin wieder zum Leben erweckte, was aber nur etwa bis zur Französischen Revolution von 1789 gehalten zu haben schien. (http://home.foni.net/~adelsforschung2/portechaise.htm) Bei Wikipedia heißt es: „Seit dem 17. Jahrhundert waren in größeren Städten auch öffentliche Sänften als Vorläufer der heutigen Taxis in Gebrauch. Diese so genannten Portechaisen wurden ab 1617 in Paris und ab 1688 in Berlin eingesetzt. In Berlin waren zunächst die Hugenotten als Sänftenträger privilegiert. Das Leipziger Regiment (Sänftenträger seit 1703) und das Berliner Reglement von 1688 für die dortigen Sänftenträger waren die ersten gesetzlichen Regelungen des ÖPNV überhaupt. Rechtlich war für sie der Fahrweg (nicht der Bürgersteig) vorgesehen.“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Portechaise)
Portechaise
Zum anderen gab es einen Übersetzer und Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain namens G.A. v. Clair, der u.a. 1771 auf „Allerhöchsten Königlichen Befehl“ ein Werk des Französischen Königs Ludwigs XIV. zur Kriegskunst und -geschichte aus dem Französischen ins Deutsche übertrug:
„353-1 Der Titel des Werkes lautet: Auszug derer gegen das Ende des verwichenen und im Anfange des gegenwärtigen Seculi angegriffenen und vertheidigten Städte, nebst einigen Lehrsätzen und Unterricht in der Kriegskunst, durch 16 Tabellen erläutert und mit nöthigen Kupfern versehen. Aus der Kriegsgeschichte Ludewigs XIV., die der Herr Marquis de Quincy 1726 beschrieben, auf Allerhöchsten Königlichen Befehl ins Deutsche übersetzt durch G. A. v. Clair, Königl. Preuß. Ingenieur-Capitain (Berlin, 1771). Der erste Teil behandelt die Lehre vom Angriff und der Verteidigung fester Plätze, der zweite bringt 9 Belagerungen aus den Jahren 1677 bis 1713 zur Darstellung. Der König ließ den Auszug 1772 den Regimentern zum Studium durch die Offiziere zugehen. Vgl. S. 38 und 293 f.“ (http://books.google.de/books?id=C-kaAQAAMAAJ&pg=PA643&lpg=PA643&dq=%22v.+clair%22+berlin&source=bl&ots=xitE8Iw_dF&sig=g6CCFhbofxH2GkRuRRxcsGn6I7Q&hl=de&ei=Zm7RTrrBHY_Mswa73vjGBQ&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CCoQ6AEwAg#v=onepage&q=%22v.%20clair%22%20berlin&f=false)
Der Portechaisen-Geschäftserwecker in Berlin bewegte sich in einer den Hugenotten bevorzugt vorbehaltenen Branche; der Übersetzer könnte sein zur Übertragung eines so komplexen Werkes erforderliches Sprachniveau im Französischen und Deuschen wohl gut als Einwanderer der zweiten oder dritten Generation erlangt haben. Doch bleibt eine Verbindung zu unserer Familie natürlich auch bei diesen Personen höchst fraglich.
Noch viel spekulativer und daher hier nur kurz am Ende vermerkt wäre die Annahme einer etwaigen Verbindung zum schottischen Clan der Sinclairs, deren ursprüngliche französische Schreibweise St. Clair gewesen ist. Auch der Sinclair-Clan soll auf Rollo den Wikinger zurückgehen und ist im Gefolge von Wilhelm dem Eroberer 1066 auf die britischen Inseln gelangt. William St. Clair konnte sich in der Schlacht bei Hastings auszeichnen und schlug sich später auf die Seite der schottischen Könige. Unter David I. (1082-1153) erhielt die Familie die Ländereien Roslin und Pentland, wurde so zu einflußreichen Landbesitzern und zählte zum schottischen Hochadel. (http://graildiary.blog.de/2006/06/21/st_clair_und_sinclair_zwei_namen_eine_ge~898945/)
Wappen des Sinclair-Clans
Quelle: Clan Sinclair Girnigoe
Brisant ist am schottischen Clan der Sinclairs, dass er in der einschlägigen Literatur schon des öfteren mit dem Gralsmythos und den Templern in Verbindung gebracht worden ist. So sollen die sterblichen Überreste von William St Clair (einem gleichnamigen Urenkel des oben Genannten) in der Kirche Rosslyn Chapel nach Templerart bestattet worden sein.
Grabstein William St Clairs – ein Templer?
Quelle: K. Gourlay, From St Clair to Sinclair – the family who built Rosslyn, 12.05.2000.
Nicht minder umstritten ist die angebliche Seereise in die „Neue Welt“ durch Henry St. Clair 1275-1336), den Vater des Letztgenannten. (http://graildiary.blog.de/2006/06/21/st_clair_und_sinclair_zwei_namen_eine_ge~898945/)
Zu erwähnen ist noch der deutsche Schriftsteller und Diplomat Isaac von Sinclair (1775-1815), ein enger Freund des Dichters Friedrich Hölderlin. Bei Wikipedia heißt es über ihn u.a.: „Unter dem Anagramm „Crisalin“ schrieb er 1806/1807 eine Dramentrilogie zum „Cevennenkrieg“, in der er den Aufstand der Hugenotten gegen die französische Zentralgewalt als Beispiel für die eigenen Unternehmungen gegen Napoléon Bonaparte darstellte – eine Thematik, die später durch Ludwig Tieck wieder aufgegriffen wurde. Sinclair schrieb auch zwei umfangreiche philosophische Werke („Wahrheit und Gewißheit“, 1811 bis 1813, und „Versuch einer durch Metaphysik begründeten Physik“, 1813). (http://de.wikipedia.org/wiki/Isaac_von_Sinclair)
Isaac von Sinclair
Abschließend ist noch darauf hinzuweisen, dass der Name Claer (ohne „de“ oder „von“) in bereits online verfügbaren preußischen Kirchenbüchern seit dem 17. Jahrhundert insgesamt 25 mal vorkommt, jedoch ausschließlich in den Rheinprovinzen und niemals in östlicheren Gebieten.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass es vorerst noch keine zwingenden Hinweise weder auf eine anglo-normannische noch auf eine hugenottische Herkunft unserer Familie gibt geschweige denn, dass ein Nachweis für das eine oder andere zu erbringen wäre. Doch sind in beiden Richtungen gewisse Anhaltspunkte zu erkennen, wobei alles in allem mehr für eine anglo-normannische Provenienz zu sprechen scheint.
Der nächste, für das kommende Jahr 2012 anvisierte Schritt ist eine Recherche in den Kirchenbüchern der ehemaligen deutschen Ostgebiete im evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg. Wegen des großen Andrangs von Hobby-Ahnenforschern beträgt dort die Wartezeit allerdings einige Monate. Generell schreitet die Digitalisierung und Verfügbarmachung alter Buchbestände über das Internet aber derzeit so rasant voran, dass es sich sicherlich lohnen dürfte, auch hier weiter am Ball zu bleiben.
Fortsetzung folgt.