Wiglaf Droste und das Spardosen-Terzett singen Peter Hacks
Thomas Claer
Eigentlich ist Wiglaf Droste – geboren 1961 in Westfalen – ein Mann der schreibenden Zunft. In dieser hat er sich seinen Ruf als scharfzüngiger Krawallbruder über die Jahre hart erarbeitet. Niemand – vor allem nicht innerhalb seines linksalternativen Milieus – war vor seinen boshaften Polemiken sicher. Bevorzugte Opfergruppen seiner Tiraden in taz, Titanik und Junge Welt stellten DDR-Bürgerrechtler (“Erich nimm ihn zurück!”, 1988 über Stephan Krawczyk), Feministinnen und betroffene Popsänger (“Grönemeyer kann nicht tanzen”) dar. Sein satirisches Werk publizierte er in Büchern und CDs mit Titeln wie “Die schweren Jahre ab Dreiunddreißig”. Seit 2000 singt er auch, zunächst eher spaßig und parodistisch, mit seiner Chanson-Jazz-Band “Spardosen-Terzett”. Nun lässt Droste seiner politisch unkorrekten Verehrung für den 2003 verstorbenen DDR-Staatsdichter Peter Hacks freien Lauf und wagt sich an die Vertonung etlicher seiner Gedichte.
Peter Hacks, der große Dramatiker, Lyriker und Essayist, war nach der Wende nur noch als bockiger Alt-Stalinist aufgefallen, wird aber allmählich wieder als “Klassiker, ob’s einem passt oder nicht” (Sigrid Löffler) entdeckt. Die ausgewählten Gedichte sind auch allesamt große Klasse, allein ihre musikalische Umsetzung bleibt dann doch etwas hinter dem hohen Anspruch zurück, der hier erhoben wird. Nicht immer will der luftig-jazzige, mitunter geradezu schlagerhafte Stil der Songs zur jeweiligen Stimmungslage der Hacks-Lyrik passen. Wer wie Droste jahrelang nur Hohn und Spott für nervige Sänger und Liedermacher übrighatte (“der schreckliche Wolfgang Niedecken”; “schreiben kann er nicht für zehn Pfennig” über Wolf Biermann) muss sich nun nicht wundern, wenn es auch mal in die eigene Richtung geht. Vom Biss seiner frühen Jahre ist der singende Wiglaf Droste jedenfalls weit entfernt. Überzeugender präsentiert er sich hingegen bei der ebenfalls auf der CD enthaltenen Rezitation seines brillanten Essays über Peter Hacks, der Lesern der Süddeutschen Zeitung freilich bereits bekannt ist. Das letzte Bonmot des Peter Hacks lautet im übrigen wie folgt: Man möge ihn auf dem Französischen Friedhof neben Fontane begraben und keinesfalls auf dem Dorotheenstädtischen neben Heiner Müller, denn mit diesem habe er sich nicht soviel zu sagen, dass es für eine Ewigkeit reichen würde. Das Gesamturteil lautet: befriedigend (7 Punkte).
Wiglaf Droste & das Spardosen-Terzett
Seit du dabist auf der Welt. Liebeslieder von Peter Hacks
Kein & Aber Records / Eichborn 2008
Ca. EUR 17,00
ISBN: 978-3-0369-1406-0