justament, 5.5.2025: Heimspiel am Schlesischen Tor
Die Heiterkeit live im Lido in Kreuzberg
Thomas Claer
An einem Mittwoch im April präsentierte Die Heiterkeit, d.h. Stella Sommer mit vierköpfiger Begleitband, ihren Fans in Berlin ihr neues Album “Schwarze Magie”. Und wie bei solch einem Heimauftritt nicht anders zu erwarten, goutierte das hauptstädtische Publikum jede Regung der rotblonden Diva im engen schwarzen Kleid mit frenetischem Applaus. Überaus selbstbewusst und professionell, ihrer Mittel von Anbeginn sehr sicher, versetzte Stella Sommer dabei ihre Anhänger mit jedem der vorwiegend düsteren Song aufs Neue in Entzücken. Für Auflockerung sorgten die zwischenzeitlichen Ausflüge in ihre früheren Werke, konkret in die Heiterkeit-Vorgängeralben “Was passiert ist” (2019) und “Pop und Tod I + II” (2016) mit Song-Höhepunkten wie “Jeder Tag ist ein kleines Jahrhundert” und “Im Zwiespalt”, während die ersten beiden Alben der Band, das Frühwerk, leider vollkommen ausgespart blieben. Auch die Begleitmusiker – Violonistin, Kontrabassist, Drummer und Keyboarderin – machten eine gute Figur und zeigten etwa beim phänomenalen “Komm mich besuchen”, dass ihnen auch rockigere Klänge nicht fremd sind.
Besonders gespannt sein konnte man aber auf das Publikum. Was sind das überhaupt für Leute, hatte ich mich gefragt, die ein Heiterkeit-Konzert besuchen? Nun, es sind, grob gesagt, Personen beiderlei Geschlechts, zwischen 30 und 60, mit überwiegend fein geschnittenen und ausdrucksvollen Gesichtern sowie tendenziell intellektuellem Habitus, so wie es bei dieser Musik ja auch naheliegend ist. Zu denken geben kann einem allerdings der Umstand, dass nicht mehr von ihnen gekommen sind. Das offiziell 600 Zuschauer fassende Lido war leider nur gut zur Hälfte gefüllt. Gerade einmal jeder zehntausendste Berliner, ca. 0,01% der Hauptstadtbevölkerung, hat sich also beim Heiterkeit-Konzert eingefunden. Auch wenn dies angesichts der guten Stimmung schnell in Vergessenheit geriet, lässt es sich doch an fünf Fingern abzählen, dass es sich so für die Protagonistin und ihre Mitstreiter als schwierig erweisen dürfte, einen auskömmlichen Gewinn zu erwirtschaften: Zehn Konzerte auf dieser Tournee, Eintrittspreise von etwa 30 Euro und eine Vielzahl an Beteiligten, die allesamt bezahlt werden müssen – das könnte eng werden und beweist, um es mit den frühen Tocotronic zu sagen, mal wieder eindrucksvoll die Schlechtigkeit der Welt. Denn es ist schlichtweg aberwitzig, dass eine Ausnahmekünstlerin wie Stella Sommer nicht allein von den Erträgen aus ihrer Musik ein Luxusleben führen kann. Aber was nicht ist, kann ja noch werden. Wer Ohren hat, der höre also Die Heiterkeit und besuche auch unbedingt ihre Konzerte!
13.05.2025 Leipzig – Moritzbastei
14.05.2025 München – Strom
15.05.2025 Wien, AT – B72
22.06.2025 Osnabrück – Hasefriedhof (solo)
10.09.2025 Jena – Trafo
21.09.2025 Frankfurt – Brotfabrik
justament.de, 7.4.2025: Dunkle Zauberei
Die Heiterkeit mit “Schwarze Magie”
Thomas Claer
Da hat sie nun, ach!, komponiert, getextet und auch musiziert, ins Mikrofon geleiert. Heißt Indie-Hoffnung, Popstar gar und wurde nun schon manches Jahr von Kritikern gefeiert. Da steht sie nun, die arme Torin und ist nicht klüger als wie vorhin. Zwar gilt sie viel, doch will sie alles gelten, dass ihr zu Füßen liegt die Welt, denn: Dass manche sie so gar nicht preisen – das will ihr schier das Herz zerreißen. Es mag kein Honk so länger leben – drum hat sie sich: der Magie ergeben!
Sechs Jahre nach dem grandiosen Vorgänger “Was passiert ist” hat Stella Sommers Band “Die Heiterkeit” nun endlich ihre fünfte Platte vorgelegt. Ein düsteres Konzeptalbum mit dem programmatischen Titel “Schwarze Magie” hat nun das Licht der Welt erblickt – in sich stimmig vom pechschwarzen Cover-Design (mit Stella Sommers ernstem Gesicht und langfingriger rechter Hand als blütenweißen Kontrapunkten) bis zu den Songtiteln.
Und das Konzept überzeugt durchaus, wenn auch nicht jeder einzelne Song. “Dunkle Gewitter” etwa ist großartig, nicht zuletzt auch durch seine kraftvolle Textdichtung. Nahtlos geht dieser Song über ins anschließende “Teufelsberg”, das bereits als “Vorab-Single” bekannt war. Weitere Höhepunkte der Platte sind das locker-folkige Titelstück, “Wir erholten uns vom Fieber” und “Santa Ana”. Hier zeigt Stella Sommer, was sie kann, auch wenn der Gesamteindruck angesichts einiger schwächerer Lieder dann doch hinter dem des Vorgängers zurückbleibt. Vieles erinnert eher an ihre drei Soloalben aus den letzten Jahren als an die vorangegangenen Heiterkeit-Platten.
Doch sollte man Stella Sommer auch nicht Unrecht tun, denn dass sie sich wie bisher mit jedem weiteren Heiterkeit-Album steigern können würde, das hätte man auch nicht annehmen dürfen. Sei’s drum: Auch auf ihrer neuen CD beweist Stella Sommer ihre Klasse. Das Urteil lautet: voll befriedigend (12 Punkte). Und am kommenden Mittwoch um 20 Uhr spielt “Die Heiterkeit” live im Lido in Kreuzberg.
Die Heiterkeit
Schwarze Magie
Buback 2025
UPC/EAN: 4015698265316
justament.de, 9.12.2024: Teuflisch gut
“Die Heiterkeit” mit neuem Album am 21. März und Vorab-Single am Nikolaustag
Endlich ist es soweit. Nach geschlagenen fünfeinhalb Jahren hat die an dieser Stelle bereits vielfach vergötterte Stella Sommer nun endlich das Erscheinen eines neuen Albums ihrer Band “Die Heiterkeit” angekündigt. Hinter der “Heiterkeit” verbirgt sich freilich niemand anders als die Sängerin selbst mitsamt ihrer Entourage, denn die anderen Gründungsmitglieder von 2010 haben die Band selbstredend schon längst wieder verlassen. Nur dass Stella Sommer auf ihren “Solo-Werken” englisch singt und auf den “Heiterkeit”-Platten deutsch. Bis zum 21. März müssen wir uns nun also noch mit der neuen “Heiterkeit”-Platte gedulden, die den verheißungsvollen Titel “Schwarze Magie” tragen wird und ein Konzeptalbum über die dunklen Seiten unseres Daseins werden soll. Das Beste ist aber: Eine (leider nicht als physischer Tonträger existente) Vorab-Single mit dem Titel “Teufelsberg” ist schon seit dem Nikolaus-Tag in der Welt, das heißt auf YouTube verfügbar:
Der Teufelsberg, das muss man wissen, ist ein durchaus geheimnisvoller und romantischer Ort in Berlin. Die zweithöchste Erhebung des Stadtgebiets, ein Trümmerberg inmitten des Grunewalds, dennoch gut erreichbar vom nicht weit entfernten S-Bahnhof Heerstraße. Seinen Namen erhielt er vom nahegelegenen Teufelssee mit seiner beliebten FKK-Badestelle, wo sich die berühmte Wildsau Elsa mit ihren Frischlingen gerne blicken lässt und dort mitunter auch schon mal Badegästen ihren Laptop entwendet. Der Teufelsberg also, auf dem sich im Sommer atemberaubende Sonnenuntergänge erleben lassen und man im Herbst gerne Drachen steigen lässt, hat nun offenbar die zugezogene Berlinerin Stella Sommer zu diesem düster-elegischen Song inspiriert. Allerdings klingt er doch sehr nach den vergangenen drei “Solo-Alben” der Künstlerin und leider weniger nach dem “Heiterkeit”-Vorgänger “Was passiert ist” (2019) mit so grandiosen Liedern wie “Jeder Tag ist ein kleines Jahrhundert”. Aber gut, auch wenn “Teufelsberg” noch nicht wirklich überragend ist, so macht es doch neugierig auf die uns im Frühling erwartende “Schwarze Magie”. Wir jedenfalls sind schon äußerst gespannt.

