Justament Dez. 2008: Action, Blut, Dramatik

Recht cineastisch, Teil 1: Der Baader Meinhof Komplex

Thomas Claer

24 DRUM HERUM Baader Meinhof Grafik.svgDieser Film ist ein Erlebnis, wenn auch ein beklemmendes. Die Befürchtung, hier werde etwas zwecks Kommerzialisierung ins Hollywoodeske überführt, ist jedenfalls gänzlich unbegründet. Das wäre auch gar nicht nötig gewesen, denn der zugrunde liegende reale Stoff sorgt bereits für genug Action, Blut und Dramatik. So ist der “Baader Meinhof Komplex” fast ein Dokumentarfilm geworden – nur eben besetzt mit hochkarätigen Schauspielern, die ihre Rollen wirklich glänzend spielen. Martina Gedeck gibt eine sehr berührende Ulrike Meinhof, Moritz Bleibtreu – vermutlich in seiner ersten Macho-Rolle – spielt einen erschreckend primitiven und dabei irgendwo doch charismatischen Andreas Baader. Der Film zeigt die Geschichte der Roten Armee Fraktion von ihren Wurzeln in der Studentenbewegung und dem Tod Benno Ohnesorgs im Sommer 1967 bis zum Tod der Top-Terroristen in Stammheim in den späten Siebzigern.
Ist der mitunter erhobene Vorwurf eines versteckten Sympathisantentums mit den Terroristen berechtigt? Ich jedenfalls konnte davon nichts erkennen. Die politischen Motive der Protagonisten erscheinen im Film wirrer und abstruser denn je. Hier haben vielmehr labile Charaktere ihre psychischen Probleme auf die Gesellschaft projiziert. Nur reichlich euphemistisch kann von einem fehlgeleiteten Idealismus die Rede sein. Das muss die Empathie des Zuschauers gegenüber diesen Leuten aber noch nicht vermindern. Etwas Anderes ist allerdings der damit verbundene Revolutions-Chic. Der wird durch die Gewaltexzesse nur noch verstärkt. Es wirkt natürlich schon irgendwie cool, wie die jungen Wilden mit Pistolen in der Hand durch die Stadt fahren und um sich knallen – ohne schlechtes Gewissen, weil im Dienste der Weltrevolution. Das weckt vermutlich, ganz ohne dass die Filmemacher es beabsichtigt haben müssen, bei Manchem den großen Traum vom Abenteuer. Es wäre scheinheilig, dies anzuprangern. Das Leben und die Kunst bestehen nicht nur aus politischer Korrektheit.

Der Bader Meinhof Komplex
Deutschland 2008
Regie: Uli Edel, Drehbuch: Bernd Eichinger
150 Minuten
FSK 12

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