Justament Juni 2008: Nicht schlecht!

Die Hamburger Schule-Band JaKönigJa auf ihrer fünften Platte

Thomas Claer

JaKönigJa CoverEs muss wohl 1997 gewesen sein, in einem kleinen Kulturzentrum in Bielefeld namens Kamp. Die erste Begegnung des Rezensenten mit JaKönigJa (damals schrieben sie sich noch Ja König Ja) verlief nicht unbedingt spektakulär. Nur 20 oder 30 Besucher waren gekommen. Damit es nicht so leer wirken sollte, hatten die Veranstalter unter der Bühne kleine Tische aufgestellt und überall Kerzen angezündet. Das war durchaus passend, denn die vier Musiker auf der Bühne spielten damals etwas, das die Kritiker übereinstimmend als Kammerpop bezeichneten: Begleitet von rein akustischen Instrumenten, nicht einmal ein Schlagzeug gab es, trällerten die Frontleute Ebba Durstewitz und Jakobus Siebels verkopfte Alltagsgeschichten in die Mikrofone, die sie durch ausgedehnte narrative Übergänge und Werkserläuterungen ergänzten. Es war klar: Hier waren intellektuelle Klugscheißer am Werk, Hamburger Schule eben. Diese frühe Phase der 1994 gegründeten Band brachte auf den ersten beiden Alben einige wunderbare Stücke wie “Die Stadt im Sommer”, “Rotkohl” und “Hoffentlich ruft mich niemand an” hervor. Doch sahen sich Ja König Ja zunehmend Vorwürfen der Betulichkeit, der Bravheit, ja des Weicheitums ausgesetzt. Was sich auf “Tiefsee” (1999) schon angekündigt hatte, vollzog man auf der vierten CD “Ebba” (2005) mit aller Entschiedenheit: die Wende zum Lärmigen, Umtriebigen, Schrägen. Nun endlich gab es auch die erhoffte Aufmerksamkeit von Feuilletons und Musikpresse. JaKönigJa wurden Kritikerlieblinge und auch die Verkaufszahlen verbesserten sich. Dabei war “Ebba” nicht unumstritten und konnte einem auch ganz schön auf die Nerven gehen. Auf der “Seilschaft” haben sie nun ein wenig zurückgerudert, sind wieder etwas gefälliger in den Arrangements, was der Platte gut tut. Die bei dieser Band traditionell wichtigen Songtexte changieren aber mehr denn je zwischen Abstraktion und Parolenhaftigkeit und geben der CD – wie auch manche kuriose musikalische Einsprengsel – in der Summe etwas Unentschiedenes, Nervöses, Zerrissenes. Warum machen sie nicht einmal ein ganzes Album wie das punkige “Was noch kein Ende hat”, das es auch bei YouTube zu bestaunen gibt? Darauf werden wir – bei der angenehm zurückhaltenden Veröffentlichungspolitik der Band – aber wohl noch etwas warten müssen. Das Gesamturteil lautet: befriedigend (9 Punkte).

JaKönigJa
Die Seilschaft der Verflixten
Buback Tonträger 2008
Ca. EUR 17,00
ASIN: B00139LMEA

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