justament.de, 9.9.2024: Alles Käse?
Die Mausis auf “In einem blauen Mond”
Thomas Claer
Nun ist sie also erschienen, die schon vor geraumer Zeit angekündigte Debüt-Platte der Mausis, worunter sich das obskure Duett von Stella Sommer und einem jungen Mann namens Max Gruber (auch bekannt unter dem Künstlernamen Drangsal) verbirgt. Und als sich nach neuer Musik von der wunderbaren Stella Sommer regelrecht verzehrender Fan ist man hin und hergerissen. Denn es fragt sich, wieviel Stella Sommer, wie wir sie kennen und lieben, in den Mausis überhaupt enthalten ist. Tonangenend ist hier nämlich zweifellos und durch die Bank ihr Kollege Gruber, und dementsprechend klingen die Songs doch recht seicht und ein ums andere Mal ins Schlagerhafte kippend. Immerhin: Der Titel- und zugleich Eröffnungssong (wenn man das weitgehend überflüssige Intro zu Beginn der Platte außen vorlässt) “In einem blauen Mond” erweist sich nach mehreren Hördurchgängen dann doch noch als veritabler Ohrwurm, weshalb es wohl auch eine gute Wahl war, gerade dieses Lied bereits im Vorfeld zur “Single” auszurufen. Der Rest des Albums kann an dieses Stück jedoch qualitativ kaum heranreichen.
Die Texte bewegen sich in einer harmlos-unverbindlichen Parallelwelt aus Mäuse-Ulkereien und Alltags-Verdichtungen, was nicht weiter schlimm wäre, wenn nur die Songs musikalisch etwas ideenreicher und inspirierter wären. Erst im Schlusslied “Am Ufer der Zeit” klingt Stella Sommer endlich wie Stella Sommer, nämlich düster und betörend. Doch bereits zur Mitte des Liedes kommt dann doch wieder ihr Mitarbeiter Gruber um die Ecke, übernimmt den Gesangspart und lenkt so auch diesen Song in (s)eine wenig gute Richtung… Ein jedenfalls witziges und insofern überzeugendes Lied trägt den schönen Titel “Ich leg mein Geld in Käse an” mitsamt dem vielsagenden Nachschub “Wieso? Weil ich es kann.” Man könnte hierin einen der rar gesäten Höhepunkte dieses Albums sehen, und das nicht nur, weil Tocotronic-Sänger Dirk von Lowtzow hier einen gesanglichen Gastauftritt absolviert. Gute Ansätze finden sich ferner noch in “Ausgerechnet ich” und im “ABC der Ängste”.
Will man es positiv sehen, so hat Stella Sommer mit diesem Album ihre Vielseitigkeit unter Beweis gestellt und ihr ungewöhnliches Nebenprojekt, das bereits 2017 einmal kurzzeitig existierte, zu neuem Leben erweckt. Das Gesamturteil lautet gleichwohl nur: noch befriedigend (7 Punkte). Im übrigen sind wir der Meinung, dass eine neue Heiterkeit-Platte erscheinen sollte.
Die Mausis
In einem blauen Mond
2024 Käsescheiben
justament.de, 20.5.2024: In der Mausefalle?
Neues von Stella Sommer, aber anderes als gedacht
Thomas Claer
Nachdem die wunderbare Stella Sommer uns zuletzt mit gleich zwei englischsprachigen “Solo-Platten” in Folge erfreut hat (“Norcern Dancer, 2020; Silence Wore a Silver Coat, 2022), wäre es nun eigentlich Zeit gewesen für die heiß ersehnte fünfte Platte ihres deutschsprachigen Hauptprojekts “Die Heiterkeit”. Aber weit gefehlt. Stattdessen revitalisiert sie ein Nebenprojekt aus früheren Tagen an der Grenze zwischen Originalität und Albernheit: Die Mausis. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Max Gruber hatte sie diese obskure zweiköpfige Formation bereits 2017 ins Leben gerufen, Auftritte auf einigen Bühnen im Mäusekostüm mit aufgesetzten Ohren absolviert und schließlich eine Vinyl-EP mit vier thematisch im grauen Nageruniversum angesiedelten Songs (“Was kann ein Mausi dafür?”) herausgebracht. Es folgte noch ein Weihnachtslied auf YouTube (“A Mausi Christmas”) im Jahr darauf. Das war es dann – dachte man eigentlich.
Doch nun ein solcher Paukenschlag: Am 16. August 2024 erscheint “In einem blauen Mond”, das Debütalbum von Die Mausis, die von ihrer Plattenfirma Bubak als “die personell kleinste und gleichzeitig größte Supergroup dieses Landes” bezeichnet werden. Die erste sogenannte Single daraus (es ist nur ein Song auf YouTube ohne physischen Tonträger) heißt so wie das Album und ist bereits seit einigen Tagen abrufbar. Noch dazu findet ein Release-Konzert am Tag der Albumveröffentlichung, also am 16.8.24, in Berlin statt, und zwar in der Kantine im Berghain!
Neugierig klickt man also auf den neuen Song “In einem blauen Mond”. Und ja, textlich ist das schon ganz ambitioniert und gelungen. Aber musikalisch fehlen hier leider einfach die zündenden Ideen. Auch beim dritten und vierten Hören kann dieses Lied nicht wirklich überzeugen, wobei die fünf besagten älteren Songs der Mausis nun auch nicht gerade das Gelbe vom Ei waren. Es bleibt also abzuwarten, ob das angekündigte erste Mausis-Album noch positiv überraschen kann. Ansonsten bleibt einem dann wohl nur noch das Warten auf die nächste Heiterkeit-Platte.

